Motor des Fortschritts

In Zeiten, wo die Kunst sich dem Kommerz verschrieben hat und die Kritik einem süffisanten, ironisch grundierten Ton, braucht es Mut, Leidenschaft und Erhabenheit zu verteidigen. Viktor Glass erzählt Geschichte indem er Geschichten schreibt und gibt uns eine Ahnung davon, wie eine alternative Form von Geschichte geschrieben werden kann. Es ist eine Aufrichtigkeit, die ihn unzeitgemäß erscheinen läßt, seine Art erzählerischer Sozialberichterstattung, Literatur und Reportage laufen ineinander.

Viktor Glass hat ein bewegtes Leben, er schrieb Reportagen und Kritiken für unterschiedliche Medien. Dies kommt seinem Roman über Rudolf Diesel zugute. An diesem Beispiel kann man eine Diskussion um die Trivialliteratur führen, welche lange Zeit nicht der literaturkritischen Erwähnung wert gewesen war. Glass hat sich selbst immer gegen diesen Begriff gewehrt, gegen die Herabsetzung, die pejorativ wirkte, selbst wenn sie wohlwollend gemeint war.

Einseitigkeit oder gar Verstaubtheit kann man dem literarischen Kosmopoliten also mitnichten vorwerfen, man muss ihn vielmehr bewundern für sein Urteil, das – zwischen Pathos und Lakonie, hohem Anspruch und berückender Bescheidenheit oszillierend – die Dinge beim Namen nennt. Glass glaubt an die Kraft des Wortes, an die Macht des Erzählers. Er läßt dem Leser Wahlmöglichkeiten.

 

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Diesel, eine Dokufiction von Viktor Glass erschienen bei Heyne

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