In ihrem Künstlerbuch „Jonahan und sein Gebet“ schreibt Denise Steger zudem über die Verunsicherung unserer personalen Identität. Die in Linz am Rhein lebende Artistin inszeniert eine grandios groteske Figurenentblössungsshow, sie beschreibt einen Kleinbürger mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, der in der Buchhaltung arbeitet. Diese Prosa lebt von einer erstaunlichen Schärfe der Wahrnehmung, das Unheimliche, das die Autorin sucht, wird so in eine Phantasiewelt ausgelagert und verliert gerade die Unheimlichkeit, die darin bestünde, dass diese Geschichte jederzeit und überall möglich ist.
„Jonahan und sein Gebet“ ist ein Dokument für das ausgekühlte, abgeklärt illusionslose Lebensgefühl einer Generation. Cool begegnen sich Menschen darin, gefangen im interessiert-desinteressierten Ichbezug, herrscht oft Berührungslosigkeit. Dieser lyrische Roman balanciert auf der ununterscheidbaren Grenze von wahrer und falscher Lebendigkeit, gutem und schlechtem Symptomen. Pluralisierte und individualisierte Gesellschaften fühlen sich durch Unverbindlichkeit verbunden. Abstand ist ihr Kennzeichen. Die Struktur der liberalisierten Arbeit – Isolierung, Austauschbarkeit, wenig Verbindlichkeit und hohes Risiko – bildet sich in diese Prosa ab. Der Tod lauert im Anderen von uns: im Objekt, dem gegenüber sich die modernen Menschen finden, oder im Spiegelbild, in das sie blicken.
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Regalien – Was uns verbindet, ist das Papier –
Vernissage: 15. Januar 2012, 17.00 Uhr
Einführung: J.C. Albers
+ eine poetische Performance von Phillip Bracht & A.J. Weigoni
Künstlerbücher und Arbeiten aus dem Umfeld von
Pia Bohr, Almuth Hickl, Haimo Hieronymus, Karl-Heinz Hosse, Birgit Jensen, Stephanie Neuhaus, Ulrich Johannes Müller, Florian Müller, Yanic Roßmann und Denise Steger
Dauer der Ausstellung: 16.01 – 04.02. 2012
Werkstattgalerie DER BOGEN | Möhnestraße 59 | 59755 Arnsberg-Neheim