Hier geschieht die Emanzipation der Monster von ihren göttlichen Urahnen
Auf dem Portal Buchsurfer findet sich ein Hinweis auf das 1990 erschienene Gossenheft Monster mit dem freundlichen Hinweis: „Weigonis Sammlung von Kurzgeschichten wurde im Format eines Groschen Romans veröffentlicht und ist ein Stück Subversion im Literaturbetrieb.“
Die Art und Weise, wie Andreas Göx den Proll aus dem Band Monster interpretiert, kann man durchaus als kongenial bezeichnen, harsch, kantig und ein wenig laid back. So ganz anders, als die Inzenierung der Zombies von Weigoni, dennoch treffend. Hören Sie zum Vergleich die Umsetzung des VerDichters auf Metaphon.
Mit „The Walking Dead“ ist das Trash-Genre Zombies seriell geworden. Die Frage ist, kann man daraus gute Literatur machen? Die Antwort lautet ja. Und zwar A.J. Weigoni, der in seinen neuen Erzählungen „Zombies“ zeigt, dass es keinen Virus oder Totenkult braucht, um aus uns allen Zombies zu machen.
Jessica Dahlke
Die Stories von A.J. Weigoni in dem vergriffenen Band Monster waren die ersten Entwurfsskizzen, aus denen dieser Romancier die Erzählungen für den Band Zombies entwickelt hat. Diese skizzierten Grundideen verdichten sich zu einem Konzentrat dessen, was erst in späteren Werken zur erzählerischen Virtuosität gesteigert wird. So unterschiedlich die Ausführung ist, gilt damals wie heute: Sprachlich auf das Wesentliche reduziert, Erzählungen, die ihrem Namen gerecht werden. Hier ist auf die verführerischste Art gemischt, was alle Welt am nötigsten hat, die drei grossen Stimulantia der Erschöpften, das Brutale, das Künstliche und das Idiotische. Und wie sagte Margaretha Schnarhelt: „Diese Erzählungen sind voller Humor und streckenweise so schwarz, daß sie unter der Kohlenkiste noch einen Schatten werfen würden.“
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Weiterführend →
A.J. Weigoni regte den Verleger Dietmar Pokoyski 1989 dazu an, sogenannte Gossenhefte ins Verlagsprogramm aufzunehmen. Das erste Heft dieser Reihe, die Erzählung Jaguar, überarbeitete Weigoni zur Neo-Noir-Novelle Der McGuffin – Nachruf auf den Kriminalroman für das Buch Cyberspasz, a real virtuality weiter. Weiteres auf kukultura-extra, zusätzlich kann man ein Hintergrundgespräch auf Lyrikwelt.de lesen. Ein lesenswerter Essay findet sich auf fixpoetry. Eine Leseprobe findet sich hier und Probehören kann man eine Rezitation von A.J. Weigoni auf MetaPhon die durch Tom Täger vertont wurde.
Ein vertiefender Artikel von Betty Davis zum Thema Gossenhefte findet sich hier. Die Hörfassung unter dem Titel Blutrausch hören Sie in der Reihe MetaPhon.
Die erwähnten Gossenhefte sind vergriffen und werden unter Sammlern für Preise um 20,- Euro gehandelt. Die sorgsam edierten Erzählungen und Novellen sind erhältlich:
Cyberspasz, a real virtuality, Novellen von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2012.
Zombies, Erzählungen von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2010.