Die Welt der Literatur ist in den Jahren nach 2000 nur noch schwer zugänglich. Wohin sich die interessierten Leserinnen und Leser auch wenden: Bücher, Bücher und nochmals Bücher. Wöchentlich drängen Autoren mit neuen Titeln nach. Verlage und Zeitschriften schießen pilzartig aus dem Boden. Man sieht vor lauter Publikationen den buchstäblichen Wald nicht mehr. Die große Unübersichtlichkeit ist da.
Theo Breuer (*1956), Autor von Gedichtbänden und Monographien wie Ohne Punkt & Komma. Lyrik in den 90er Jahren (1999), Land Stadt Flucht (2002) und Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000 (2005), geht es nicht anders. Was bleibe ihm also anderes übrig, fragt er in Kiesel & Kastanie. Von neuen Gedichten und Geschichten, als seine Pfade durch diesen unwegsamen, rasant wuchernden, formidablen Literat-Urwald zu schlagen und blätternd, lesend, schmökernd nach interessanten Autoren, Büchern und Verlagen Ausschau zu halten. Auf sehr persönliche Weise erzählt Theo Breuer die Geschichte dieses (all-)täglichen Abenteuers in einem abwechslungs- und anekdotenreichen Buch, das mit seinem umfassenden Register und den immer wieder vergnüglichen Fußnoten informatives Handbuch, lebendiger Leitfaden und literarischer Appetitanreger zugleich ist.
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Kiesel & Kastanie, von Theo Breuer. Von neuen Gedichten und Geschichten, 312 Seiten, Edition YE. Sistig/Eifel 2008
Weiterführend → Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.
→ Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale Projekt „Wortspielhalle“ zusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph Pordzik, Friederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.