Eine Hommage an das Bahnhofskino

Bahnhofsgegend. Ein mieses Viertel, gerade für Kinogeher. Schlechte Projektionsbedingungen. Popkornorgien in Schachtelkinos, abhängende Kiffer im Raucherkino. Daneben Pornokinos: die Raincoatbrigade in der Nachmittagsvorstellung, Studenten im Hauptfilm, Intellektuelle in der Spätvorstellung. Das Vorspiel ist beendet, bevor es angefangen hat. Der Hauptfilm läuft in einem anderen Kino. Charlotte ist falsch informiert, der Matador steht leider noch nicht auf dem Spielplan und wird erst in der kommenden Woche abgespult.

Wohlwollende Ratlosigkeit. Es läuft Faster, Pussycat! Kill! Kill!, ein Film aus den 1960–ern von Russ Meyer. Bei der strengen Kritikerin stösst diese Low-Budget-Produktion nach Betrachten der ausgehängten Fotos auf sexistische Vorurteile. Charlotte hat keinen Bedarf an 120–60–90. Sie verachtet diese Art von Exploitation–Filmen, die sich von einer Nummer zur nächsten hangeln und keine Handlung brauchen. Moritz bedauert, dass er sie dafür nicht begeistern kann, denn: „In einem Russ–Meyer–Film gibt es immer etwas Herausragendes.“

 

 

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Auszug aus dem Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet von A. J. Weigoni.

Postwertzeichen erschienen zum 20. Jahrestag der DDR. Entwertet am 9. November 1989

Abgeschlossenes Sammelgebiet, Roman von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2014 – Limitierte und handsignierte Ausgabe des Buches als Hardcover

Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung. Eine Rezension von Jo Weiß findet sich hier. Einen Essay von Regine Müller lesen Sie hier. Beim vordenker entdeckt Constanze Schmidt in diesem Roman einen Dreiklang. Auf der vom Netz gegangenen Fixpoetry arbeitet Margretha Schnarhelt einen Vergleich zwischen A.J. Weigoni und Haruki Murakami heraus. Eine weitere Parallele zu Jahrestage von Uwe Johnson wird hier gezogen. Die Dualität des Erscheinens mit Lutz Seilers “Kruso” wird hier thematisiert. In der Neuen Rheinischen Zeitung würdigt Karl Feldkamp wie A.J. Weigoni in seinem ersten Roman den Leser zu Hochgenuss verführt.