Lochfassade im Stahlskelett

 

halbherzig den Traditionen misstrauen

um sich fuer die Zukunft zu entscheiden

der Œkonomie der Mittel folgt

eine Formensprache stilvoller Umstandslosigkeit:

die Textur des Urbanen wird lœchrig

horizontale Betonrippen versorgen den Tower

mit indirektem Tageslicht = die strenge Anmut

des Imaginationsraums wird opak

 

unter den Bedingungen einer

virtualisierten Welt ist es kaum

mehr unterscheidbar ob etwas

urspruenglich fiktiv oder real war =

Distanz frisst Information

in einer hypertrophen Gegenwærtigkeit versucht

das Ich im verzweifelten Kampf

mediatisiert mit allen Sinnen anzukommen

 

Landmarken setzen

eine urbane Identitæt konstruieren &

leben in einer perforierten Stadt

den Gehæusen unserer Zukunft…

das Streben nach vollkommener Askese

& hermetischer Abgeschlossenheit

steigert sich bis hin zur Empfindung des Nichts

was einzig bleibt ist: umbautes Licht

 

 

***

Schmauchspuren, Gedichte von A.J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2015 – Limitierte und handsignierte Ausgabe des Buches als Hardcover

Original Holzschnitt, direkt auf das Cover gedruckt von Haimo Hieronymus

Weiterführend →

Im Junarerschien der Band Schmauchspuren. Als Forensiker der deutschsprachigen Lyrik anerkennt Jo Weiß diesen Lyriker. Das Dichten als Form des Denkens erkennt Erik Lauer. Holger Benkel betrachtet die Schmauchpoesie von Weigoni. Eine Übersetzung des Gedichts Ichzerlegung eines Wesensfallenstellers durch Lilian Gergely finden Sie im Literaturmagazin Transnational No.3 Die Schmauchspuren sind als Einzelband vergriffen und nur noch im Schuber erhältlich. Jeder Band aus dem Schuber von A.J. Weigoni ist ein Sammlerobjekt. Und jedes Titelbild ein Kunstwerk. KUNO faßt die Stimmen zu dieser verlegerischen Großtat zusammen.

Juliane Rogge über die Symbiose der Gattungen Lyrik, Musik und Tanz. Probehören kann man Auszüge der Schmauchspuren und von An der Neige in der Reihe MetaPhon. Eine eine Polemik von A.J. Weigoni über den Sinn einer Lesung. Lesenswert auch VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie, einen Essay von A.J. Weigoni über das Schreiben von Gedichten.