Wo du bist, ist Tagmond – karg flattert und bleich die
Maske über die Wellen und teilt unsre Herzen
Bis auf den Grund: ein lichterndes Lauschen – die
Blicke der Brombeern, sagst du und siehst dich
Scheu um, sind nicht zu berechnen … derweil ich
Dich küsse im Lichtschein, im Spiegel deiner
Smaragdbraunen Augen. Was hörst du, frag ich,
Derweil ich dich küsse, und weißt du von mir:
Der Wind trägt das Klappern der Böhlener Störche
Zu uns, streicht dir verzagt über den Halsflaum,
In dem das Gewitter der Sommersprossen für mich
Grollt, die zarte Teilung des Leuchtens, in das
Ich verliebt bin seither. Und das Werk gegenüber
Stellt nichts her als Dampf: Ist das unsre Liebe,
Frag ich, und du antwortest nicht. Wir sind Rosen-
Käfer im Wind der Verdammnis, sag ich; und
Du sagst nichts, aber du küßt mich, und der Duft
Rinnt dir über den Leib die Lenden herab, aus
Dem Gefieder der Brüste, zart, von den Gelenken
Des Bauches hinab. Der Wind geht über den See und
Kräuselt die Wellen, wie deine Stirn, wenn
Dir der Hauch unsrer verfahrnen Wochen aufgeht.
Wir sind Rosenkäfer im Wind der Verdammnis,
Aber du hörst mir nicht zu, derweil du mich küßt; –
Und ich bin verloren an dich, dein sächsisches
Schweigen, deine Scheu, deine Blicke, dein Leib.
Der Wind geht, die Brombeeren beobachten
Uns, das Werk gegenüber stellt nichts her als Dampf:
Das ist unsere Liebe, sag ich, und will es nicht
Glauben; und du schweigst, küßt mich und siehst
Mich nicht an, weil du den Abschied schon
Nimmst, von dem du nichts weißt, und der mir
Das Künftige bricht: der Schlaf und die Liebe, die
Träume nichts wert … derweil ich dich küsse
Und das Werk gegenüber nichts herstellt als Dampf:
Wir sind Rosenkäfer im Wind der Verdammnis.
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Weiterführend → Lesen Sie auch das KUNO-Porträt des Lyrikers André Schinkel.
→ Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.