Ich mach mir so viele Sorgen, sagt Schlange, ich denke immer, dass du mich eines Tages verlässt. – Warum, sage ich, machst du dir Sorgen um etwas, das mit Sicherheit eintritt? – Du machst aber keine gute Reklame für unser Glück, sagt Schlange. – Zum Glück!, sage ich. Ohne Glück keine Sorgen – ohne Sorgen kein Glück. Kümmere dich nicht mehr so viel um deine Sorgen! – Dann sind die Sorgen auch noch da, sagt Schlange. – Aber kleiner, und unser Glück, sage ich, dauert länger. – Immer?, fragt Schlange. – Willst du dir immer Sorgen machen?, sage ich.
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Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann
In den Schlangegeschichten wird die Dialektik der Liebenden dekliniert. Ulrich Bergmann schrieb mit dieser Prosafolge eine Kritik der taktischen Vernunft, sie steht in der Tradition der Kalendergeschichten Johann Peter Hebels und zeigt die Sinnlichkeit der Unvernunft, belehrt jedoch nicht. Das Absurde und Paradoxe unseres Lebens wird in Bildern reflektiert, die uns mit ihren Schlußpointen zum Lachen bringen, das oft im Halse stecken bleibt.
Eine Einführung in die Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.