uferlos sagst du alles uferlos wie mitten im meer
die unbestimmtheit des lebens diese ungewißheit
denn plötzlich aus heiterem himmel die diagnose
da ist keine quadratur des kreises mehr möglich
nur annäherungswerte und auch die nicht einmal
sag kein wort mehr alles ist nur noch vergeblich
schlagartig eine andere unbekannte wirklichkeit
auch in der liebe ist es schon traurig geworden
verstummt sind wir hilflos wehrlos hoffnungslos
wie lange noch wie lange noch das ist die frage
die jeder für sich denkt ohne sie auszusprechen
manchmal und immer öfter sagen wir jetzt auch
ja früher einmal und erinnerst du dich noch daran
so als wollten wir uns stets dessen vergewissern
daß wir noch da sind zumindest in der erinnerung
die vergangenheit taucht auf wie ein schwarzes schiff
aus dem nebel in den wogen des meeres am horizont
abends zündest du jetzt manchmal eine kerze an
und dann sitzt du vor ihr und starrst hinein ins licht
wir reden kein wort mehr wir genießen die stille nicht
wir sind auch in ihr nicht geborgen sie umgibt uns nur
an einem pullover strickst du für mich wie verbissen
wozu frage ich mich ohne ein wort darüber zu sagen
jeder von uns vermeidet es von der zeit zu sprechen
augenblicke eine kette von augenblicken das ist es
und man meint das jetzige und noch absehbare leben
wie wird es sein denkst du manchmal dieses ereignis
und dann dieses leben danach für sie so ganz allein
wie wird es nachher sein dieses wohnungausräumen
das verteilen deiner schallplatten und deiner bücher
unsere liebesbriefe sowieso nur wenige wirst du lesen
an dämmrigen abenden vielleicht bei kerzenschein
und der von mir geliebten musik und einem glas wein
fotos wirst du in händen halten und wieder zurücklegen
in die schachteln in denen ich sie aufbewahrt habe
weil man so etwas weder verteilt noch wegwirft
wie wird es sein dein alleinsein dein verlassensein
wenn es mich nicht mehr gibt wenn ich nur mehr
eine erinnerung sein werde an unsere gemeinsame zeit
Weiterführend →
Über den dezidiert politisch arbeitenden Peter Paul Wiplinger lesen Sie hier eine Würdigung.
→ Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.