Do ut des

 

Ich bin zu dick, sagt Arthur, als er sich im Spiegel des Opernfoyers betrachtet, ich muss dünner werden.

Bedenke, sage ich, dass zu einer starken Persönlichkeit die richtige Statur gehört. Du siehst doch gut aus.

Das sehe ich anders, sagt Arthur, ich kann so, wie ich bin, nicht grazil genug durch mein Leben flanieren.

Dann willst du dich also schlank hungern, sage ich, sag bloß du bist verliebt!

Schon möglich, antwortet er, aber es ist diesmal keine Frau, wenn du das denkst.

Bist du etwa in dich selbst verliebt?

Das trifft es nicht ganz, sagt er, denn ich bin ja permanent in mich verliebt. Ich meine eine andere Affäre: Ich habe mich auf einmal in die Welt verliebt!

Das kann nicht wahr sein!, rufe ich aus, so viel Altruismus liegt dir doch gar nicht.

Ich schlage Gewinn aus meiner Liebe zur Welt, sagt Arthur.

Du bist ein berechnender Liebhaber, sage ich.

Ja, ich gebe zu, ich gebe wenig von mir her, wenn ich abmagere.

Aha, sage ich. Ich durchschaue deine Strategie. Du willst die Welt verführen – die Welt soll dich lieben. Aber die Welt ist keine Frau!

Das weiß ich auch, sagt Arthur, aber vielleicht verhält sie sich so.

 

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Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.

Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.

Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.