Tuch

 

Er hatte es sich auf dem grauen Kunstledersofa bequem gemacht, den Kopf an die nahe Wand gelehnt und ließ das Programm, eher nachlässig als glotzend, denn interessiert sehend, an sich vorüber ziehen. Die Fernbedienung lag in unerreichbar weiter Ferne auf dem Glastischchen zu seinen Füßen. Er aber würde sich heute Abend keinen Zentimeter mehr bewegen. Seine Flasche Grevensteiner trinken, aus einer sogenannten Steiniflasche, geformt wie eine Handgranate aus dem ersten Weltkrieg, vielleicht würden ihm irgendwann die Augen zufallen. Zufällig war er auf einem Programm gelandet, auf dem eine junge Frau gerade, mit ernstem Blick, ein Tuch in diverse Teile zerschnitt, ganz ruhig und konzentriert. Hatte wohl etwas mit Kunst zu tun.

 

 

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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, KUNO 1994 – 2019

Die unerhörten Geschichten von Herrn Nipp sind glossierende Anmerkungen die sich schnoddrig mit dem Zeitgeist auseinandersetzen. Oft wird in diesen Kolportagen ein Konflikt zwischen Ordnung und Chaos beschrieben. Wir lesen sowohl überraschendes und unerwartetes, potentiell ungewöhnliches, das Geschehen verweist auf einen sich real ereigneten (oder wenigstens möglichen) Ursprung des Erzählten.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Papier ist autonomes Kunstmaterial, daher ein vertiefendes Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421