Almuth Hickl arbeitet mit Werkgruppen, herbeigeführt werden diese Serien durch spielerisches Experimentieren. Ihr serielles Arbeiten sorgt für Bewegungsimpulse: Das Mäandernde, das assoziative Andocken und elastische Verschlingen von Erfahrungen, Erinnerungen und Empfindungen formen ihre Vorgehensweise: Wie viel Zeit lassen wir uns für Wahrnehmungen? – Wie schnell ordnen wir ein, haken ab und ziehen weiter? – Wenn sich das Leben tatsächlich in allem beschleunigt und die Aufmerksamkeitsspannen unaufhaltsam sinken, dann könnte eine Künstlerin wie Almuth Hickl in den Ruhestand gehen. Doch was sie präsentiert, funktioniert als komplette Absage an die Flüchtigkeit. Diese Artistin befragt das Material, wird aber gleichzeitig auch von den Werkzeugen angeregt. Diese Doppelsinnigkeit inspiriert sie zu ihren Bildern. In einem Spannungsfeld, das von der Druckgrafik bis hin zu digitaler Fotographie reicht, entstehen Mischformen, bei denen Almuth Hickl aus einer relativen Absichtslosigkeit feste Spielregeln entwickelt und zumeist in eine großzügige Plastizität des aufbereiteten Materials münden läßt.
Diese Artistin ist ein inspirierender Geist, sie liebt die „Neuen Medien“ und führt sie aber zugleich vor, indem sie diese Maschinen humanisieren will. Weil hier mediale Archäologie mit einer Entdeckerfreude zusammengeht, unterstreichen diese Arbeiten die zunehmende Bedeutung des Bildes, welches heute die Wortkultur überlagert hat und die Sinne usurpiert. Licht, Perspektive, Spiegelung und die Illusion von Bewegung verleihen den Abbildungen einen geheimnisvollen Charakter. Ihre Perspektive ist auch eine Anspielung auf die Tradition der Malerei bis in die Postmoderne. Seit der Erfindung der Zentralperspektive wurde ein Gemälde als Fenster in eine andere, höhere oder künstliche Wirklichkeit verstanden. Die Nachahmung der Welt war dafür die Bedingung. In der Postmoderne wird das Abbilden verworfen und die Bildfläche in ihrer Flächigkeit zum Gegenstand gemacht. Der Baukasten der Postmoderne generiert laufend neue Bilder, am Computer entworfen, vermischt sich die verfügbaren Ikonen miteinander. Virtuelle und wirkliche Welten überlagern sich, um sich zu einem Bild zusammenzufügen. Beim Betrachten ihrer Bilder fühlt man sich an Nikolaus Cusanus‘ Schrift »De Visione Dei« erinnert, in der ein blickendes Bild beschrieben wird, von dem sich der Betrachter immer schon wahrgenommen weiß. Hier wird der Sehende zum Gesehenen, der Suchende zum Gefundenen. So homogen ihre Werkgruppen sind, so heterogen erscheint die Handschrift der Artistin, wenn man die Werkgruppen nebeneinander stellt, vielfältig wie das Leben selbst.
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Regalien – Was uns verbindet, ist das Papier –
Vernissage: 15. Januar 2012, 17.00 Uhr
Einführung: J.C. Albers
+ eine poetische Performance von Phillip Bracht & A.J. Weigoni
Künstlerbücher und Arbeiten aus dem Umfeld von
Pia Bohr, Almuth Hickl, Haimo Hieronymus, Karl-Heinz Hosse, Birgit Jensen, Stephanie Neuhaus, Ulrich Johannes Müller, Florian Müller, Yanic Roßmann und Denise Steger
Dauer der Ausstellung: 16.01 – 04.02. 2012
Werkstattgalerie DER BOGEN | Möhnestraße 59 | 59755 Arnsberg-Neheim