Risse durchzogen ferne Trockenheit, brachen Erde mit feuchter Erinnerung, schufen Verbindungen, vertieften sich in durstigen Miniaturschluchten und flachen Mulden. Vom Zufall beschlossenes Klaffen erzeugte vereinzelt abgetrennte Körperschaften. Ein feines Netz überzog die verwundete Landschaft, die sich wie ein einsam sterbendes Tier in ihr Schicksal ergab, während sie sich vergebens nach dem Geräusch der Tropfen sehnte. Ein feines Schaben balanciert todesmutig und fremd an sich verästelnden Abgründen: siehe da, eine Ameise.
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Vom lustvollen Seufzer des Sudankäfer, Kurzgeschichten von Julia Kulewatz, ed(dition)-cetera.
„Das Debüt von Julia Kulewatz ist ein literarisches Arrangement, das in 12 Kurzgeschichten und 2 Miniaturen augenzwinkernd allerlei Einfühlsames, Tragisches, Erotisches, Groteskes, Traumhaftes und surreal Verspieltes bereithält.
Angesiedelt hinter fremden Zeiten und (un)wirklichen Räumen, irgendwo zwischen Duna und Wadi, verschmelzen in ihren Texten Sehnsucht, Liebe und Hoffnung, Verlust, Freude und Schmerz, Willkür, Wahrheit und poetische Notwendigkeit. Sie erzählen von surrenden Frauenhäuptern, mit Käfertieren gefüllten Badewannen, Spieluhrenpanoramen, stimmlosen Tönen, ertraglosen Apfelbäumen im Restsommerhauch, Kellerglaspalästen in der Unberührbarkeit des Augenblicks und Leuchtkäfern am Rande der Einbildung. Der Leser schließt Bekanntschaft mit koreanischen Wassermädchen, einer Femme fatale, die Aphrodisiaka aus Skarabäenmännchen herstellt, der Schuhe verkaufenden Magierin Grey, dem von Sturzregen und Kreidestaub eingerahmten Mädchen am Fenster, mit Aylin, die nahe bei Gott ist, und mit Irene, die zur Wand steht. Schlussendlich vernimmt der Leser, der Spur einer Ameise folgend, mit ein wenig Glück und Neugier einen Laut, den er im Gewühl des Alltags nur allzu leicht überhören kann – den lustvollen Seufzer des Sudankäfers.“ (Stephan Herbst)