Ein genialischer Stadtstreicher und Punkpoet

Matthias BAADER Holst legte sich nach dem Berliner Dadaisten Johannes Baader den Namen BAADER zu, den er stets in Versalien schrieb.

Ab 1984 hielt er Lesungen und Aktionen mit Peter Winzer und Heiko Beige ab. 1988 folgte der Umzug nach Berlin und ab dann nahm er an künstlerischen Aktionen mit Peter Wawerzinek teil. Nebenher agierte er als Sänger und Texter in den Musikgruppen „Die letzten Recken“ und „Frigitte Hodenhorst Mundschenk“. In der letztgenannten Formation musizierte er ab 1989 unter anderem zusammen mit dem damaligen Feeling-B-Keyboarder und heutigen Rammstein-Musiker Christian „Flake“ Lorenz.

Der genialische Stadtstreicher und Punkpoet verlor nach einer Lesung und einer versumpften Nacht das ungleiche Kräftemessen mit einer Straßenbahn. Er starb am 30. Juni 1990, dem letzten Tag der DDR-Mark, im Alter von nur 28 Jahren anonym in der Berliner Charité.

 

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Es sollte bis zum Jahr 2010 dauern, bis  eine umfassende Sammlung seiner Texte im Hasenverlag Halle („Matthias“ BAADER Holst: hinter mauern lauern wir auf uns. Drei Textsammlungen und verstreute Texte aus den inoffiziellen und offiziellen Publikationen bis 1990. Neu herausgegeben von Tom Riebe. 274 Seiten + DVD) erscheint.
In 2011 widmen die Herausgaber BAADER das zweite Heft der Lyrikheftreihe VERSENSPORN, welches u. a. zehn bis dahin unveröffentlichte Texte enthält. Im Februar 2015 erfolgt die Übergabe des Großteils seines Nachlasses an das Deutsche Literaturarchiv Marbach.

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Zu den Gründungsmythen der alten BRD gehört die Nonkonformistische Literatur, lesen Sie dazu auch ein Porträt von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins. Kaum jemand hat die Lückenhaftigkeit des Underground so konzequent erzählt wie Ní Gudix und ihre Kritik an der literarischen Alternative ist berechtigt. Ein Porträt von Ní Gudix findet sich hier (und als Leseprobe ihren Hausaffentango). Lesen Sie auch die Erinnerungen an den Bottroper Literaturrocker von Werner Streletz und den Nachruf von Bruno Runzheimer. Zum 100. Geburtstag von Charles Bukowski, eine Doppelbesprechung von Hartmuth Malornys Ruhrgebietsroman Die schwarze Ledertasche. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge, produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Lesen Sie auch das Porträt der einzigartigen Proletendiva aus dem Ruhrgebeat auf KUNO. In einem Kollegengespräch mit Barbara Ester dekonstruiert A.J. Weigoni die Ruhrgebietsromantik. Mit Kersten Flenter und Michael Schönauer gehörte Tom de Toys zum Dreigestirn des deutschen Poetry Slam. Einen Nachruf von Theo Breuer auf den Urvater des Social-Beat finden Sie hier – Sowie selbstverständlich his Masters voice. Und Dr. Stahls kaltgenaue Analyse. – Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Ebenso eindrücklich empfohlen sei Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Inzwischen hat sich Trash andere Kunstformen erobert, dazu die Aufmerksamkeit einer geneigten Kulturkritik. In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen, der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Die KUNO-Redaktion bat A.J. Weigoni um einen Text mit Bezug auf die Mainzer Minpressenmesse (MMPM) und er kramte eine Realsatire aus dem Jahr 1993 heraus, die er für den Mainzer Verleger Jens Neumann geschrieben hat. Jürgen Kipp über die Aufgaben des Mainzer Minipressen-Archives. Ein würdiger Abschluß gelingt Boris Kerenski mit Stimmen aus dem popliterarischen Untergrund.

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