Autor: A.J. Weigoni

Café Profittlich

»Ehj, wollen wir gleich noch an den Kanal und dann ins Café Profittlich?«, erkundigte sich Ansgar bei Shari, als sie aus dem Scooter stiegen, griff ihre Hand und wollte sie fortreißen in einen Strudel, in die Nacht der Nächte. »Dann…

Bayernzelt

  Unwillkürlich straffte sich Giancarlos Rücken. Er zögerte für einen Moment, als er hinter Jacqueline trat. Konnte sie sich sofort in dem großen Ehebett vorstellen. Aufgrund seiner strengen katholischen Erziehung hatte Giancarlo es bisher als Sünde betrachtet, sich dort überhaupt…

Abschreibungskosten

  Mit langsamen, gleichsam tastenden Schritten verließ Ludwig Bronischewski den Cranger Friedhof. War verunsichert und hatte das Funkgerät an seinem Handgelenk ganz vergessen. »Ludwig, melde dich…«, quäkte es aus dem Funkgerät. Das war sein Chef Martin Tilkowski, »… alles bei…

Das amorphile Mädchen

  »Wo ist sie abgeblieben?« Shari suchte mit fiebernden Augen die Menge ab. Sie hatten Jacqueline auf dem Kirmesparcours verloren  »Soll deine Freundin werden, oder was?«, reagierte er eifersüchtig. Sah Shari wie durch ein Vergrösserungsglas. Erkannte sie nicht wieder. »Brauchste…

Funkgerät

  Beschämt erwachte Ludwig Bronischewski auf dem Cranger Friedhof. Leckte mit der Zunge seine Zähne ab. Schmeckte Blut. Tastete mit dem Zeigefinger an seinen Kiefer. Der Polizist richtete sich langsam auf. Grell tanzten Laserstrahlen am Himmel. Sein Kopf dröhnte, als…

Die letzte Nacht der Cranger Kirmes brach an

  Jacqueline fühlte sich beobachtet. Spürte die Blicke fast körperlich. „Der Polyp? Oder der dämliche Ansgar und seine aufgegeilte Shari? Hat jemand den toten Hund als sein Eigentum erkannt und Strafanzeige gestellt?“ Sie seufzte. Hätte den Betrunkenen besser versenken sollen.…

Liliputrad

  Am letzten Sonntagabend war die Kirmes belebter als die Tage zuvor. Trotzdem fielen Giancarlo drei Personen auf, die hastig den Cranger Friedhof verließen, in verschiedene Richtungen liefen, ohne Mühe ein Teil der Masse wurden und in der Menschenmenge untertauchten.…

Meldung machen

  Jacqueline wurde das grelle Licht einer Taschenlampe direkt unter die Nase gehalten, während Shari und Ansgar versuchten, auf der Erde in schweißtreibenden Gefilden zu wühlen. »Was machen Sie hier?«, erkundigte sich der Polyp scharf. Leuchtete mit seiner Taschenlampe auf…

Die Wasseroberfläche schillerte in der Dämmerung

  Giancarlo versuchte sich Richtung Cranger Tor vorzuarbeiten. Wie Billardkugeln berührten sich die Menschen und stießen schnell von einander ab. Kein Entkommen. In den Hinterhöfen hatten es sich die Anwohner vor dem Grill bei einem Fass Bier gemütlich gemacht. Holztische,…

Über den Gräbern

  Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Losbudenbesitzer schrien heiser in ihre Mikrophone. Nur der Gurkenverkäufer saß friedlich da, vor sich das whiskyfarbene Kukumber–Fass. Es roch nach Dill und Essig und Hefeknödeln. Ein Zahn fehlte in seinem Mund. Er gab das…

Carnevale in Venezia

  Schweißgebadet wachte der völlig überarbeitete Giancarlo an seinem Schreibtisch aus einem wirren Traum auf. „Carnevale in Venezia. Lorettas Lachen. Ob sie da schon einen Liebhaber gehabt hatte?“ Sinnlose Fragen frickelten sich um die Sekunde, als sie einander für immer…

Unschuldiger Killerblick

  Froschperspektive. Das Flimmern vor den Augäpfeln war verschwunden. Pochende Schmerzen unter der Schädeldecke blieben ihr als schwacher Nachhall erhalten. Sollte sie noch einmal in den Ring? »Er zieht die Deckung hoch und lässt ihn kommen«, kommentierte das Gothic–Girl. »Der…

Kirmesboxer

  Der Gong ertönte. Jacqueline und ihr Gegner begrüßten sich in der Mitte durch ein Abtasten mit den Handschuhen. Sie sah ein freundliches Zwinkern in seinen Augen. Antwortete mit einer Rechts–Links–Kombination. Er wusste, dass er sich nicht zurückzunehmen brauchte, und…

Farbflash

  Jacqueline schlenderte ihren Lieblingsweg den Kanal entlang. Unterhalb des Eierbergs. Früher hatten sich dort die Kirmesarbeiter mit den einheimischen Schönheiten getroffen. Hatten ihnen mit Geschichten aus der fremden Ferne imponiert. Geraubte Küsse und andere Genüsse. Der Eierberg war, wenn…

Getz‘ geht’s looooos

  Die Menschen in Wanne–Nord erwachten am letzten Tag der Kirmes schneller. Während die Dämmerung über dem Rummelplatz lag, waren die ersten schon wieder unterwegs. Schlurften zur Maloche, blass im Gesicht, dunkeläugig, mit Schlaf in den Augen. Grau und geduckt…

Eichhörnchen

  »Boah ehj, bin ich im Arsch!«, jaulte Maikel, streckte vor der Tür die Arme aus und japste nach unverbrauchtem Sauerstoff. Die Luft war warm. Er wunderte sich, dass noch Nacht war. »Wills’te etwa schlappmachen?«, erkundigte sich Jacqueline scheinheilig und…

Geli

  Die Tür öffnete sich. Neben dem Zigarettenautomaten quetschten sich Werner, Martin und eine Frau herein, die Geli nicht einordnen konnte. »Ah!«, posaunte der Grope, »… Mylady!« Rosi zwinkerte Geli zu. Weiteres erübrigte sich unter Freundinnen. Die Barfrau drehte die…

Querschlag

  Absacker ist obsolet. Der Querschlag hätte eigentlich treffender Einschlag heißen müssen, zahllose Abstürze haben in dieser Nachtbar stattgefunden. Kaum jemand in Wanne–Nord, der hier nicht vom Hocker gekippt oder auf dem Tresen eingeschlafen war. Im Querschlag konnte man sich…

Schublade

  Giancarlo blickte abermals aus dem Fenster. Sah die Frau, die ihm am Vortag auf dem Pferdemarkt aufgefallen war. Bemerkte, dass sie ohne Begleitung zur Feldküche ging. „Auch jemand, der einsam ist“, dachte er mitfühlend. Wollte sich seiner Arbeit zuwenden.…

Der Mond von Wanne–Eickel

  Vor allem die Kinder kamen auf ihre Kosten. Der Regen von Bonbons, Luftballons, Kaugummis, Bällen und anderen Kleinigkeiten war enorm. Die Älteren hatten Regenschirme verkehrt herum aufgespannt, um möglichst viel in Plastiktüten einsacken zu können. Jacqueline half einem weißhaarigen…

Heimathafen

  Jacqueline hatte sich einen guten Platz in der Menge gesucht. Sie stand angelehnt an einem Stehtisch vor einem Ladenlokal, wie es nur im Ruhrpott möglich ist, eine Kombination aus Videothek und Kneipe. Vorne die bunten Plakate und Pappfiguren mit…

Verlorene Arbeitszeit

  Giancarlo blickte versonnen aus dem Fenster seines Büros auf den vorbeirauschenden Umzug. Da er am Tag zuvor nicht gearbeitet hatte, war auch seine Sekretärin gezwungen, im Büro die verlorene Arbeitszeit aufzuholen. »Herr di Benedetto?«, sprach sie ihn mit leiser…

Festumzug

  Dunstschleier über Crange. Rechtzeitig zum Beginn des Umzuges hörte der Sommerregen auf. Zwar hatte der Niederschlag keine nennenswerte Abkühlung der subtropischen Temperatur gebracht, aber den Staub, der sich mehlartig über Wanne–Nord gelegt hatte, in die Kanalisation gespült. Nachdem das…

Zeremonie der amoralischen Unschuld

  Sie klappte die Lider hoch und war wach. Setzte die nackten Füße lautlos auf den Boden. Schlich in die Kühe. Zog die Schublade auf. Griff zur Waffe um die Wut zu entladen. Ging mit der Walther PPK im Anschlag…

Flackerblick

  »Boaaah, voll der Flash!« Ansgar stakste aus dem Wagen. Streckte sich. „Bild‘ ich mir dat ein, oder hab‘ ich Probleme mit der Wirbelsäule?“ Beim Thriller gab es immer Probleme. Es würde sich niemand wundern, wenn die Achterbahn eine Bruchlandung…

Ehrenrunde

  In ihrer Wohnung angekommen fütterte Jacqueline das Kaninchen. Streichelte sein weißes Fell und tastete nach den Knochen. Stellte frisches Wasser in den Käfig. Sperrte die Balkontür zu. Löschte das Licht, ging zu Bett und erinnerte sich an eine Einschlaf–Geschichte…

Butzenscheiben

  Giancarlo versuchte die Zerrissenheit der Geschichte im Abgrund des eigenen Leibes auszutragen. Litt an Fernweh nach vertrauten Verhältnissen. Betrachtete die Umgebung mit dem gnadenlosen Blick eines Ethnologen. Die Welt war politisch korrekt geworden. Niemand niemand wagte es, den Mund…

Pilot & Perle

  Die Massen zogen eilends an ihnen vorbei. Sie wussten zwar nicht wohin, wollten aber schnell dort sein. Ansgar und Shari ließen sich in diesem Strudel treiben. Er nahm sie an die Hand und zog sie zum Thriller. »Irgendwie gut…

Schwarze Witwe

  Am Nachmittag wurde die Kirmes von Kindern überflutet. Sie gaben noch kein Geld aus, peilten die Lage und verglichen die Preise. Jacqueline saß im ersten Stock des Etagencafé Grell. Von hier aus hatte man einen guten Rundblick über die…

Totaler Tolltschok

  Das Fahrgeschäft pumpte Verkaufsschlager in schneller Abfolge aus den Boxen. Am Ende der Schlange wurde ein Wagen mit einer dreckigen Lache aus der Geisterbahn herausgestoßen. Ansgar und Shari feixten, als sie im Wagen, den eine Teufelsfratze zierte, am Ende…

LiteraturClip I-III

  Clip I zeigte den Scheiterhaufen unter der Richtlinde vor Schloss Crange. Eine Hexe stand auf dem Leiterwagen, ihre schwarzen Haare flatterten im Wind. Die Frauen wendeten ihren Blick von ihr ab und bekreuzigten sich. In Clip II drohte die…

Trockennebel

  Tag der gelungenen Anschlüsse. Er wartete bereits am Heinz–Rühmann–Platz vor dem Bahnhof auf sie. Von einem Fortbewegungsmittel ins nächste. Schienenverkehr hat Vorrang. Sie nahmen für ihr persönliches Start–up im Wagen der Geisterbahn Platz. Aus dem Lautsprecher ertönte der Gassenhauer…

Flirren

  Ein Flirren lag in der Luft. Man brauchte keine prophetischen Gaben, um vorauszusehen, dass sich am Nachmittag Unmengen von Menschen über die Kirmes wälzen würden, um sich neue Angebote anzusehen, und dann doch an einem Stand mit einer Pferdewurst…

Dumpfbacke

  Jacqueline sah dem Mann hinterher. Ihr war sofort aufgefallen, dass er schöne Hände hatte, als er sich damit durchs Haar gefahren war. Eine Angewohnheit, die viele Männer hatten, aber in seinen schwarzen Haaren sahen sie weiß und leuchtend aus…

Pferdemarkt

  Der eigentliche Markt lag abseits vom Trubel der Kirmes auf einer Wiese hinter der Autobahn. Ein Schild mit dem Aufdruck Pferdemarkt wies Besuchern von außerhalb den Weg. Giancarlo ging durch die Flöz–Hugo–Siedlung. Er trippelte mit kleinen Schritten über die…

Piel op no Crange

  »Voll cool und jetzt erstmal Ferien!«, freute sich Shari, als sie ihre Immatrikulationsbescheinigung für den Fachbereich Multimedia in der Mappe ablegte. Fließender Übergang. Bis zum Studienbeginn hatte sie fast zwei Monate Zeit, die wollte sie am Meer im Süden…

Absynth

  Giancarlo schlurfte in die Küche. Goss Flüssigkeit über ein Stück Würfelzucker. Erhitze es über einem Löffel. Es roch nach Wermuth und Anis. Er ließ es ins Glas tröpfeln. Gab klares Wasser dazu, worauf der Absynth leuchtend grün opalisierte. Setzte…

Binnenmarkt

  »Es lebe die EU! Es lebe der freie Binnenmarkt!! Yeah!!!«, krakeelte Ansgar und klatschte mit der flachen Hand auf das Armaturenbrett des alten Opel–Kapitän. Klemmte sich eine Dose Heineken–Bier zwischen die Schenkel. Ratschte lässig den Verschluss auf. Nahm einen…

Anfallsrate

  Urfluchdrall. Die Schranktür rückte in Zeitlupe auf ihn zu, so schien es. Licht quetschte sich durch die Rippen der Rolläden. Er litt unter dem Druck des gleissenden Morgenlichts auf seinen Pupillen, schloss die Augenlider und sah das unbarmherzige Nichts…

Markenfabrikat

  Am Morgen stand Jacqueline gut gelaunt auf und summte einen Gassenhauer. Spülte sich mit der Dusche den Schlaf aus den Augen. Trank heißen, schwarzen Kaffee. Frühstückte eine Orange. Nahm aus ihrer Küchenschublade die Walther PPK, ein deutsches Markenfabrikat. Ließ…

Griff ins Leere

  Das Bett kam ihm riesig vor. Giancarlo drehte sich auf die Hälfte des Ehebettes, in der früher seine Frau geschlafen hatte. Steckte die Nase in die hellen Kissen und bildete sich ein, Lorettas Parfüm zu riechen. Imaginierte ihren Rücken,…

Luftblasen

  Die Luftblasen wurden allmählich weniger. Jacqueline spürte, wie die Kleidung des Betrunken sich voll Wasser sog. Noch ein letztes freundliches Blubbern. Sie hielt die Leiche so lange fest, bis das Schiff in die Schleuse fuhr, dann stiess sie den…

Auf dem Kanal in Richtung Schleuse

  Jacqueline lief den Weg am Kanal entlang. Der Geruch nach Dunkelheit und modriger Erde, nach Wasser und Kohle, nach Benzin und frisch gemähtem Gras stieg ihr aufdringlich in die Nase. Ein Binnenschiff tuckerte auf dem Kanal in Richtung Schleuse.…

Schmollmond

  Das Gothic–Girl war total knatschig. Zog einen Schmollmund. Ließ die Augen kullern. Shari wollte den ersten Abend auf Crange genießen, ihn noch etwas beschnuppern und sich vergewissern, ob sie den richtigen Riecher gehabt hatte. »Ehj, dat is’n Heimspiel für…

Glocken sollen das Böse abwenden

  Giancarlo beneidete sie um ihre Unbeschwertheit. „Bin ich bereits so alt?“ fragte er sich. Stand auf und blickte ihnen hinterher, als sie hinter den Wagen verschwanden. Hörte Drehorgeln, eine Ziehharmonika. Das schmetternde Tschingderassa einer Kirmessorgel ging über in Gesprächsfetzen…

Nehmen sie die Zügel ihres Lebens selbst in die Hand

  Giancarlo saß allein in seinem Büro an einem kleinen Tisch, auf dem sich die Akten von anderen Firmen türmten. Hinter sich die Fenster. Er schaute nicht auf die Uhr. Verließ sich immer auf die Glocken der Kirche. Las die…

Speerspitze der Unnahbarkeit

  Eine strenge Dame im maßgeschneiderten Kostüm taxierte sie. Jacqueline gefiel der Ausdruck ihrer Augen nicht. Sie waren dunkel und abwesend, distanziert und kalt. Jacqueline drehte der Vornehmen den Rücken zu. Bog gemessenen Schrittes in die Anbaggermeile ein, zeigte sich…

Cranger Spatzen

  Sie ging vorbei an Holztischen, an denen biederliche Bürger mit geröteten Gesichtern saßen. Cranger Spatzen, stämmige, dralle Witwen, in Begleitung ihrer Kegelbrüder. Vom Nebentisch aus konnten die Ehefrauen dem Treiben ihrer Ehemänner nichts abgewinnen. Verbargen ihre Einsamkeit hinter angestrengtem…

Der Fettklops

  Der Fettklops drehte sich zu ihr um, rieb den Daumen über den Zeigefinger. Sie quittierte das mit ausgestrecktem Mittelfinger. Er fühlte sich nach der Midlife–Crisis unwiderstehlich, warf mit lässiger Handbewegung seinen Zigarettenstummel in ihre Richtung. Einen Augenblick lang verspürte…

Spinderella

  Jacqueline ließ sich durch die Menge treiben. Eine Spinderella, die sich um sich selbst drehte. Massen von schwitzenden Leibern drängten an ihr vorbei, um sich zu amüsieren, stürzten haltlos auf Begehrlichkeiten zu. Jacqueline atmete eine Mischung aus dampfendem Schweiß,…

Die Cranger Kirmes ist ein Virus

  Die Cranger Kirmes ist ein Virus, sie befällt einen, während man schläft. Der Übergang zum Wachsein dauert kaum länger als die Monteure brauchen, um die Zelte an der Oberkasseler Rheinkirmes abzubauen. Zu dieser Zeit fährt man entweder in Urlaub……

Massaker

  Krunkelige Pflastersteine so weit das Auge reichte. Verstrebungen, Trampelpfade, Labyrinthe in ungepflegten Wiesen, wilder Löwenzahn und wucherndes Unkraut. Modergeruch. Geschichte, eingegraben in Staub. Das zusammengestürzte Schloss ließ man verkommen. Bergschäden. Die kleine Kirche hatte man später gebaut. Am frühen…

LiteraturClips • Replica

  Wenn es Videoclips gibt, muss auch die Literatur auf die veränderten medialen Verhältnisse reagieren.     proklamierte der Sprechsteller A. J. Weigoni 1991 als er und der Musiker Frank Michaelis in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Marion Haberstroh und dem…

Præludium

  … in principio erat verbum?   Am Anfang war der Gedanke & dann… sprach er sich aus   als er sich aus gesprochen hatte stellte er fest das er revidiert werden musste :   Spuren, Splitter & Spiegelungen Gedankenloops…

Postludium

  die Worte ab/klopfen in Silben sesshaft werden Realitætswahrnehmung wird zur Wahrnehmungsrealitæt   hyperbolische Wœrtlichkeit } fully updated = Re:kombination mit vorgefundenem & ueberformtem Material   nachklanglos diesseits & jenseits der Sprachgitter in ein schwebendes Verhæltnis hineintreten > ein Prozess…

Brautschau

  »Ehj Vater, hast du das gelesen?«, erkundigt sich Steffen, ob seinem Vater die Realität als Prüfstand abhanden gekommen ist. »Was denn?«, wendet sich Heiner Zelmer bei der Frühstückslektüre über die Zeitung hinweg seinem Sohn zu. Er fragt sich, ob…

Verpflichtender Existenzvollzug

  Zwischen/Welten\Realitætsillusion = geDanken der Zwiegelichter wurden ver untreut , noch wæhrend wir ihrem Lauf in das sentimenTal folge leisteten ; Wœrter stanzen Silben ausstecken & mit immer weniger Buch stab’n auskommen … Geh/danken fræsen sich durch die Hirnrinde &…

Kassiber aus dem Aquascape

  warmes Wasser wogt ueber : Glas scheiben schein bar ab geschlossen von der Aussen welt windet sich der Zirkel schlag um : Ex alTiertheit arrhythmisches Interregnum zwischen zwei Ordnungen = polyvalenter Inhalt der Wahrnehmung wæhrend jene Chronologie der laufen…

Traumsammler

  voll kommen wir auf unsere Kosten ! leichtes Leben los gelœst & lang sam sicherlich aus getrocknet «!» wenn nur der Wind nicht flaumiges fluestern wuerde, wahrlich : wir wæren voll kommen oben ohne Ahnungen & Ængste    …

Randbestænde

  man kann: seine Zeit auch sinn fuellender ver– schwenden doch – wer weiss schon was wesentlich ist ? als im strom der ab gedanken zu schwimmen nichts – nota bene – als desTrucTion zer– treten Truemmer von a gramm…

Zeichenskeptiker

  Schreib maschinen schrammeln schrilles wirre No tationen negieren so wie so Alles   beliebiges aus dem setz Kasten kommt kosten los , „mach schon Schnalle“ aber: schnapp nich ueba hœrse? schnapp mal nach sauer Stoff {wat fuer ne Droge!}…

Decreation

  unbe/schreiblich viel/schichtig schunkeln schachtel Sætze fast an Satz losge lœst from this Kurs   be/greiflich weise wæhrt Freude nur mo~men tan gam   language wird zu landscape wer meer weis es Salz soll: schwelgend schweigen       ***…

Raum– & Zeitdurchmessung

  abseits der grossen Alleen in den dreckeligen Ritzen des Kopfsteinpflasters der freudlosen Gasse an der Sollbruchstelle der Wirklichkeit dort, wo im Spiegelbild der Pfuetze in Wolkenlosigkeiten neverevermore : des Mondes feiner Strahl eindringlichst zu lassen pflegt = fliegt der…

Dia\log

  Leben in Zeiten einer kreativen Flaute. Peter Meilchen und Haimo Hieronymus gehen eher das Risiko ein auf Nebengleisen zu fahren, als Trends hinterher zu laufen. Sie verbringen als desillusionierte Idealisten die Zeit nicht damit, sich über das Wie und…

Irgendwo in wolkenferner Zeit

  Dichterexistenz in einem Sprachschatz der Mutter– mit Mœrder sprache gleich geschaltet hat = leere Charaktere in seelenlosen Zusammenhængen …an der Aussenhaut des Denkens die Wunden der Lettern am Kommunikationsknotenpunkt erkunden in grosse Gebærden & kleinen Bewegungen fein mit der…

Aus der Luft gegriffen

    Trueffelwœrter mit Denkfiguren aufspueren sich immunisieren gegen die Versuchungen der Gesinnungsethik & den Geist des Aufstandes beschwœren   Ueberschneidung von Æsthetik & Ethik: Grenzueberschreitung vom Poetischen zum Politischen ueber semantische Bruchstellen hinweglesen   Spracherkundung / Sprechhaltung \ Denkrichtung…

Schmarotzergesellschaft

in Wertschætzungsschuld neue Kompetenzfelder in den Reflexzonen der Gesinnung in Momenten von Deutlichkeit die Anwesenheit greifbar machen > Das Karzinom der Selbstzer– stœrung frisst sich zu den gesellschaftlichen Rændern durch: Auslœschung der angeborenen Angst Ausser–Sich–Sein als æusserstes Bei–Sich–Sein   Nachtgestalten…

Ohryeur

  wenn man die Lider schliesst machen die Ohren Augen der Schall wird von der Muschel auf genommen durch den Gehœr gang zum Trommel fell weitergefuehrt auf der inneren Seite ueber Amboss & Steigbuegel auf das ovale Fenster des Labyrinths…

Œdland

    gegen die Sonne gehaltenes Seidenpapier in: der Dschunke des Tagtraums = einem Dæmmerzustand der Restauration > in einem stummen Wueten ein\ geschlossen in Wortlosigkeit   Jeder > ein Gefangener seiner selbst: Affektsteigerung folgt Gefuehlsverweigerung = ein Leben in…

Archiv des Augenblicks

  in der Radikalitæt der Selbstausbeutung die eigene Geschichte destillieren & ein hochgradig kondensiertes Leben in der Wunderkammer des Geistes fuehren   als Kronzeuge der Præzision in die Seele der Dinge vordringen unbekannte Parzellen der Existenz entdecken & einen dauerhaften…

Zwischen den Jahren

  Endenwollendes Ausreisevisum ins Niemandsland Verweilen ist nicht gestattet an der Passkontrolle durchgewunken auf diesem Datenfluss keine Wiederkehr   Zwiegelichter flackern im Schattenreich Schlagschatten zeigt nach schræg unter Wegweiser fuer Wiedergænger im Zwielicht der falschen Symbole   Zwischenaufenthalt in: Interzone…

† Epitaph, Ghost–TraX for GOeth’

  die Vergangenheit wird exhumiert Verwesungegeruch schwebt in der Luft ueber allen Wipfeln des Buchenwalds herrscht: Unruh…   Fantome aus dem Kernschatten frœmmelnd faschistoider Fanatismus grinsende Zombies geifern nach Blutbædern   der Totentanz des Barock findet heutigentags seine Entsprechung in…

Deutsche Wuerglichkeiten

  blutiger Ernst Æsthetik des Schreckens Schwielen des Schweigens grinsende Gier Gehechel nach Grœsse   Erfolgsrezepte, Gluecksversprechen & Pathosformeln Fækaliensprache auf der Klappe Latrinenparolen im Wohnklo ausgekotzter Wohlstand Abschreibungsprojekte         *** Letternmusik, Gedichte von A.J. Weigoni, zuerst…

Ueberlieferung

    Phrasendreschmaschinen wueten mit dem kategorische Komparativ in den Kœpfen   Sprechen ueber das Unaussprechliche: Fakten & Fiktion treten in ein unauflœsbares Spannungsverhæltnis   der Mittelbau bricht weg Spielzeugsoldaten fallen flach   paratextuelles Merkmal: Samen keimen in verbrannter Erde…

Neuronengeknister

  Sprachgitter zur æusseren Welt Fragmentarismus greift um sich teilt uns in Parzellen auf jeder Streifen Haut eine Reklameflæche   Propaganda fuer den individuell ueberhœhten Egozentrismus in der Kulturkaffeemuehle = Prostitution auf dem Medienstrich instrumentalisierte Zuwendung fleischgewordene Verdinglichkeit    …

Authentischtennis, ein Nachklapp

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt.   BARBARA ESTER: Hätte nicht gedacht, dass wir uns nach den Kollegengesprächen noch einmal auf diese Art austauschen würden. Was…

Heros

  gesichtslose Gestalten in geschichtslosen Zeiten faules Fleisch erstarrtes Blut zementierte Visionen   Staub in nachdenklich gelegten Falten Gipsfiguren auf dem Sockel ihrer Bedeutungslosigkeit nasse Sæcke sinken zu Boden         *** Letternmusik, Gedichte von A.J. Weigoni, zuerst…

Wortgebæude

eine europæische Ruine   Architek–Teu–Tonisch… Hintergedankengagarotten im Keller Steigleitungen Rohrbruch auf der Nullebene   Anti–Utopische Raumerkundung in einer dissoziierten Gegenwart der Ausgang: nicht barrierefrei erreichbar   Trippeltreppentorpedos Roter Hahn unter dem Dach Wildwuchs im Garten Garagengegurgel, Gasolin im Geschmack  …

Bewegungsmelder

  eingefroren & gefangen in den Ab straktionen von aus uferenden Argumentationen… das œffentliche Leben wird zu nehmend aufger∫stet die Flickermaschine gibt den Takt & die Panoramieness des Sounds vor   der Industrialisierung des Menschen folgt die Militarisierung des Kœrpers…

Gemuetserregungszustand

  Panorama der Daseinsidentitæten in Symbolkæmpfen wird mit Sprachpartikeln ein erbarmungsloser Konformitætsdruck der Leistungsgesellschaft ausgefochten > nirgendwo ein Funkenschlag   Ætherische Schnittbogenfiguren lernen mit Gewissensgenauigkeit eine neue Selbstverachtung Privates wird ausgelœscht um das dumpfe Treiben am Laufen zu halten >…

Gedankenstuhlgang

  als Hirnschaumeister Lobotomie am Geist der Gegenwart vollziehen semantische Netzwerke entschluesseln gedankliche Schemata treffen unweigerlich auf Ereignisse & muenden in ein vorlæufiges Script Sinn & Form werden zu Texten & Zeichen > treten ein in: Wort & Welt Enterhaken…

Die Drecksarbeit der Erinnerung

  die semiotische Guerilla negiert Barrieren zwischen Hoch– & Popkultur Arbeitersozialisation & aristokratischer Dekadenz Sophisticatedness lautet ihre Wæhrung   Retrorocker bohren ein Loch in die Zeit = erproben mit Relevanznachweisverpflichtung den Habitus der Nichtinvolviertheit & posaunen in Klang gemeisselte Sprache…

Endspiel

  furchteinflœssend erheben sich die Flutlichtmasten in den Nachthimmel   jeder einzelne steht persœnlich im gleissenden Scheinwerferlicht & wirft vier Schatten   flackernde Gluehlampen zwinkern dem Betrachter zu   einem Lux gleichend beobachten sie das Spiel   Experten zermahlen zwischen…

Leergelebt

  den eigenen Atem im Nacken das Rœcheln im Gehœr Gang Hecheln, Krallen & krumme Schnæbel Gef—Luestern sich nicht jedes Angebot bieten lassen Ratatateng da arbytet fieberhaft jene RegistrierAbteilung im Hinterkopf Berechnungen werden aus gestellt = $…£ Schweiss gerinnt zu…

Aufdrehen

  auf extrem hohem Tempo leerlaufen = durchdrehende Transmissionsriemen   Sinnfelder / Erkenntnisfragmente : Zeichen & Leere Sinn & Kongruenzen   das Leben tickt weiter wir kœnnen es nicht aufhalten sind rastlos unterwegs   Verschieben & Verschneiden verweilen ist nur…

Produktorientiertes medienpädagogisches Arbeiten mit Jugendlichen

  1.1. Kurze Zustandsbeschreibung Mit Beginn der 70–er Jahre des 20. Jahrhunderts hat sich das Radio–Machen wesentlich verändert. Und damit auch das Hören. Der Radiohörer leidet seitdem an Magazinitis: häppchenweise werden ihm Wirklichkeitssegmente angeboten. Die schneller werdenden Beats des Pop…

Rabiate Romantik, ein Idyll

  die Schalker mit der Grubenlampe kletterten aus dem Dichternebel der Lautsprecher in den Bogen ein vegetarischer Geissbock frass Gras friedliche Fohlen trabten ueber Nessel Alt–Œlflecke auf Trauer–Fahnen nur die Bienen stachen erbarmungslos zu sammelten Honig fuer die Winterpause Nervennahrung…

Ausserhalb der Reichweite

  in der Trance der Traum verlorenheit Zeitbrachen fuellen kleine Luxusinseln in einem Ozean des Elends entdecken dem Todeskult den man Lebensverhinderung nennt wider sprechen & un wirtlich gewordene Welten erkunden das vegetative Nervensystem einem Klang–, Bild– & Lichtgewitter aus…

Entlarvung der Schwachstelle Realitæt

  was wirklich wahr war wirkt wahrscheinlich immer noch   was vehement verneint bejaht letztlich doch   was wuchtig wummert wirbelt den Magen durcheinander   was wahrhaft tief geht liegt gut vergraben   was wirklich zæhlt læsst sich nicht rechnen…