Autor: Franz Marc

Zur Kritik der Vergangenheit

  Um die Kräfte und Werte in der Welt zu vermitteln, bedienen wir uns seit alters her mit immer gesteigerter Geschicklichkeit eines unglaublich mangelhaften Systems, nämlich unsrer zwei- und dreidimensionalen Mathematik, die sich auf einem durch die sogenannten »fahlen« maskierten…

Die neue Malerei

  Die denkwürdigsten Jahre der modernen Kunstentwicklung bleiben die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in denen der französische Impressionismus sich in seinem eigenen Feuer verzehrte, während aus seiner Asche sich phönixgleich ein Schwarm neuer Ideen erhob, Vögel mit bunten Federn…

Die konstruktiven Ideen der neuen Malerei

  In der Chronik des Lorenzo Ghiberti steht eine merkwürdige Betrachtung, die ein lehrreiches Streiflicht auf die künstlerischen Ideen seiner Zeit wirft. Ghiberti spricht von Masaccio und erwähnt dabei bewundernd und als Zeichen des ungeheuren Fortschrittes, den die Malerei durch…

Im Fegefeuer des Krieges

Am 4. März 1916 ist Franz Marc in einem sinnlosen Krieg bei Verdun gefallen. Was wir Krieger in diesen Monaten draußen erleben, überragt in weitem Bogen unsere Denk­kraft. Wir werden Jahre brauchen, bis wir diesen sagenhaften Krieg als Tat, als unser…

Das abstrakte Theater

I Jede Zeit hat [die Kunst, die es verdient] ihr Theater, jede das Ihre, jede ein anderes. Dem künstlerischen Tiefstand unserer Zeit entspricht der Tiefstand ihres Theaters. Aber nachdem heute einige junge Quellen wirklicher Kunst aufgebrochen sind, geht endlich auch…

Geistige Güter

  Es ist merkwürdig, wie geistige Güter von den Menschen so vollkommen anders gewertet werden als materielle. […] Es ist wahnsinnig schwer, seinen Zeitgenossen geistige Geschenke zu machen.“       Weiterführend → Erinnerung wird zunehmend auf neue Technologien ausgelagert.…

Subskriptionsprospekt zum Almanach ‚Der Blaue Reiter‘

    Die Kunst geht heute Wege, von denen unsere Väter sich nichts träumen ließen; man steht vor den neuen Werken wie im Traum und hört die apokalyptischen Reiter in den Lüften; man fühlt eine künstlerische Spannung über ganz Europa,…

August Macke

Vor 100 Jahren ist der aus Meschede im Sauerland stammende August Macke in einem sinnlosen Krieg bei Perthes-lès-Hurlus gefallen Das Blutopfer, das die erregte Natur den Völkern in großen Kriegen abfordert, bringen diese in tragischer [Begeisterung], reueloser Begeisterung. Die Gesamtheit reicht…

Die Wilden Deutschlands

  Ihr Denken hat ein anderes Ziel. Durch ihre Arbeit ihrer Zeit Symbole zu schaffen, die auf die Altäre der kommenden geistigen Religion gehören und hinter denen der technische Erzeuger verschwindet.     *** Franz Marc formulierte bereits vor 100…

Neue Ideen

    Neue Ideen sind nur durch ihre Ungewohnheit schwerverständlich.     *** Franz Marc formulierte bereits vor 100 Jahren eine Vorform der Twitteratur. Es sind faszinierende Aphorismen über Kunst. Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des…

Über das Tier in der Kunst

  Meine Ziele liegen nicht in der Linie besonderer Tiermalerei. Ich suche einen guten, reinen und lichten Stil, in dem wenigstens ein Teil dessen, was mir moderne Maler zu sagen haben werden, restlos aufgehen kann. [Und das wäre vielleicht ein]…

Zur Sache

  Seine Ideen nach allen Seiten zu verteidigen hat nicht viel mehr Sinn, als sich überallhin entschuldigen, daß man geboren ist. Ich schrieb in der vorigen Nummer ein paar sehr einfache Worte, um zu sagen, was wir vom heutigen Ausstellungswesen…

Zur Kritik der Vergangenheit

  Um die Kräfte und Werte in der Welt zu vermitteln, bedienen wir uns seit alters her mit immer gesteigerter Geschicklichkeit eines unglaublich mangelhaften Systems, nämlich unsrer zwei- und dreidimensionalen Mathematik, die sich auf einem durch die sogenannten »fahlen« maskierten…

Halbzeit

  Wer weiß, wie lange die Pause in der Kunst dauern wird?       Weiterführend → Erinnerung wird zunehmend auf neue Technologien ausgelagert. Das Grundproblem der Erinnerungskultur (siehe auch: In eigener Sache), der Zeugenschaft, der Autorschaft, ist die Frage:…

Grenzen der Kunst

  Die merkwürdigste Erscheinung ist die selbstgewollte Unfreiheit der Künstler. Alles spezifisch Künstlerische in der Malerei ist heute streng verboten; nur ganz verstohlen und verdeckt dürfen die Maler die künstlerische Note in ihre Bilder einschmuggeln; das Publikum, selbst der Kenner übersieht…

Die absolute Malerei

  Die Dinge reden: in den Dingen ist Wille und Form. Warum wollen wir dazwischensprechen? Wir haben nichts kluges ihnen zu sagen. Haben wir nicht die tausendjährige Erfahrung, daß die Dinge umso stummer werden, je deutlicher wir ihnen den optischen Spiegel…

Über die Kubisten

  Sie mit ihren kubistischen und sonstigen Programmen werden nach schnellen Siegen an ihrer eigenen Äußerlichkeit zugrunde gehen.       *** Franz Marc formulierte bereits vor 100 Jahren eine Vorform der Twitteratur. Es sind faszinierende Aphorismen über Kunst. Weiterführend → ein…

Das SternenKind

  Gekommen aus den Sternen gestrandet auf dieser Welt, erkannt als Mensch unter Menschen! Nie wahrgenommen, bis zu dem Moment, als er dann anfing zu Träumen! Erschaffen aus den Sternen, geformt durch den Dreamer, erdacht von dem Philosophen, und zurückgegangen…

Die Futuristen

  Was dem Hundezüchter die schwarzen Lefzen und andere Merkmale der reinen Rasse seiner Hunde sind, das ist für den modernen Bilderkenner der Begriff der »peinture«. Wer sich nicht näher auskennt, sieht in das Züchterbuch. Die »peinture« ist bei Bildern,…

Aufzeichnung in Skizzenbuch XXXI

  Das Gewitter schrie Ich trat in das Haus und sah alles Eine [große] rote Frau; schwarze Kätzchen [spielten] auf dem grünen Tisch – Gellaa, der Blitz verzehrte das Gefährt – die Kätzchen spielten mit der Frau, die lächelte –…

Das geheime Europa

Am 9. Mai 1950 hielt der damalige französische Außenminister Robert Schuman in Paris eine Rede, in der er seine Vision einer neuen Art der politischen Zusammenarbeit in Europa vorstellte – eine Zusammenarbeit, die Kriege zwischen den europäischen Nationen unvorstellbar machte. Die…

Kandinsky

  Wie freue ich mich, über Kandinsky schreiben zu dürfen. Wenn ich ihn mir im Geiste vorstelle, sehe ich ihn immer in einer breiten Straße, in der sich fratzenhafte schreiende Gestalten drängen; mitten durch sie geht ruhig ein kluger Mensch:…

Was wir unter abstrakter Kunst verstehen

  Was heute von abstrakter Kunst existiert, ist nicht viel und das Existierende ist Stückwerk [, Pfahlbauten] und Gestammel. Es ist der Versuch [und die Sehnsucht, die Welt nicht mehr mit dem menschlichen Auge anzusehen und darzustellen, sondern] die Welt selbst…

Es ist unglaublich, wie wenig die Menschen von heute aus Museen lernen

  Warum schaffen sie Museen, wenn sie nicht daraus lernen wollen? Und sie können alles daraus lernen, nämlich das Eine, Große: daß es keine große und reine Kunst ohne Religion gibt; daß die Kunst desto [reiner, echter] künstlerischer war, je…

Aufzeichnungen auf Skizzenblättern

  Aber die Arbeiten und Wunder sind noch [nicht im vollen Gange. Jeder Tag bringt] nicht vollendet. Jeder Tag bringt Neues; Länder erwachen. Ein unerbittlicher Wille zwingt alle an die Arbeit. Keiner sieht links und rechts. Selbst für die beiden…

Wozu neue Bilder und neue Ideen?

    Was kaufen wir uns dafür? Wir haben schon zuviel alte, die uns auch nicht freuen, die uns Erziehung und Mode aufgedrängt hat.       Weiterführend → Erinnerung wird zunehmend auf neue Technologien ausgelagert. Das Grundproblem der Erinnerungskultur (siehe…