Autor: Ulrich Bergmann

Falter und Fische

Werner Weimar-Mazurs Gedichte – ein poetischer Zoo Bei meiner Analyse der Gedichte des von mir sehr geschätzten Lyrikers stieß ich auf eine geradezu fabelhafte Konferenz der Tiere in seinen Versen, die nichts anderes zu sein scheinen als die Spanten und…

The Matrix has you

Der Hacker Neo wird über Internet von einer geheimnisvollen Untergrund-Organisation kontaktiert. Der Kopf der Gruppe – der gesuchte Terrorist Morpheus – weiht ihn in ein entsetzliches Geheimnis ein: Die Realität, wie wir sie erleben, ist nur eine Scheinwelt. In Wahrheit…

Twitterie – Twitteritis – Twitterose

  Mit der Sprache ist es eben so, wie es ist: Wir multilinguieren radebrechend unser Kauderwelsch und Pidgin-Technosprech im deutschen Satzgerüst, dass sich die Syntaxbalken biegen, bis es knirscht im Gefake. Eigentlich andererseits auch erfreulich, wie sich alles mischt und…

Mein Klassiker, ein Metatext zu T. S. Eliots The Hollow Men

  Ich fahre in das Gedicht hinein wie Joseph Conrads Erzähler Marlow in Herz der Finsternis. Ob ich den Kongo hinauf fahre oder den Mekong, das ist egal. In Apocalypse now bin ich Captain Willard. Ich will ins Herz der…

Aschenbach und wir

  In Thomas Manns Erzählung Der Tod in Venedig, wo der Eros als ästhetisches Stimulans mit einer körperlichen und einer geistigen Seite wirkt; wird der homoerotische Aspekt verwandelt in einen autoerotischen – und vielleicht gewinnt der Leser dem Tod das…

Dichtungsring und Krautgarten

Vorbemerkung der Redaktion: Es herrscht die Annahme, das Netzwerk sei erst mit dem Internet erfunden worden, es gab jedoch eine Zusammenarbeit von Individuen bereits auf analoger Ebene. KUNO dokumentiert den Grenzverkehr im Dreiländereck: Schon seit 1992 haben Krautgarten und Dichtungsring…

Nike

Der Schwung, der den Körper von innen belebt, löst die engelhafte Gestalt in der Leichtigkeit des Gewandes, das ein leichter Wind zu wirbeln scheint, vom Boden fast, auf dem sie steht. Der weite Stoff spielt mit dem schönen Körper der…

Tour de Trance

Es begab sich in dem Jahr, als zum ersten Mal eine Etappe der Tour de France zu Ehren der Statue of Liberty, die Frankreich vor 125 Jahren den Vereinigten Staaten von Amerika schenkte, durch New York gefahren wurde. Der lebenslustigen…

Touch Down

Einem der gefürchtetsten Quarterbacks der Yellow Tigers unterlief, als sein Team unter allen Umständen den Sieg zum Klassenerhalt benötigte, der eklatante Irrtum, dass er, weil er den Ball in einem Knäuel von sieben Kämpfern vermutete, blindlings mit beiden Armen, Form…

No sports!

Natürlich ist Sport auch ein literarisches Thema. Aber woran liegt es, dass es offenbar wenige wirklich starke Dichtungen mit Sport als primärem Aspekt gibt? Auffällig ist, dass ernste Sport-Lyrik überhaupt nicht existiert (mir fallen die absurden und spielerischen Sportgedichte Ringelnatz’…

Alles nichts

  Meine Lebensleistung: Alles was ich nicht gemacht habe, was ich nicht mache, was ich hätte machen können, wenn ich gewollt hätte, was ich machen könnte, wenn ich wollte, und was ich nicht wollte, wenn ich nicht sollen müsste, vor…

Ypsilon. Karlyce Schrybyr

Versuch eines kleinen Nachrufs   Leider habe ich Karlyce, wie er sich gern nannte, nie persönlich kennengelernt. Aber da er Texte von mir immer mal wieder in seiner beachtlichen Literaturzeitschrift KULT veröffentlichte, gab es eine gewisse Korrespondenz über die Texte…

Brief halb an mich selbst

16.5.2011 an HEL   Du: unterfordert? Von wem? Von der Welt, der du dich stellst, oder von dir selbst? Und du meinst, vielen geht es so? – Ich denke, es liegt nicht an der Welt, sondern oft an zu leichtem…

Diogenes und Alexander

Granada 5.4.2009 Ich steh in der Abendsonne meines Lebens, sagt Arthur, aber ich spüre kaum ihre Strahlen unter meiner Haut. – Mir wird’s immer warm, sage ich, wenn die Sonne scheint. – Ja du, sagt Arthur, du frierst nie, ich…

… und fürchte mich immer noch vor der Schwarzen Köchin

Kritik einer vernichtenden Verurteilung: Kunos Essay „Verabschiedung der Gebißträger“ Natürlich hat Günter Grass einen schweren Fehler begangen, seine Jugendsünde, die Zugehörigkeit zur Waffen-SS, zu verschweigen. Ich bedauere das. Sein viel zu spätes Bekenntnis finde ich schwach und in mancher Hinsicht…

„… die briefjes und bildchens, ich mach das aus Weltordnung.“

HELs Graphik ereignet sich oft zwischen den Zeilen oder den Texten und auf den Briefum-schlägen, manchmal in malerischer Harmonie mit Tee- und Kaffeeflecken. Die „Bildjes“ oder Strichinen sind oft winzig und werden wie die größeren grob mit der Schere zurechtgeschnitten…

Zwischen Kosmos und Müll – Kunst als Theater

„Überall wandeln sich Ausstellungen in Aufführungen, werden Museen zu Bühnen …“ Hanno Rauterberg Die Behauptung, dass junge Künstler immer häufiger sich und ihre Werke inszenieren, ist evident: Anthony McCalls Lichtkegel in Berlin, Kibong Rhees Aquarium in Posen, Anthony Gormleys „Horizon…

Das Vollkommene spiegelt sich am reinsten im Fragment

Ein Aphorismus braucht nicht wahr zu sein, aber er soll die Wahrheit überflügeln. Er muss mit einem Satz über sie hinauskommen.  Karl Kraus. „wer sehen will, darf fast nicht wissen, was er sieht.“ Sagt Holger Benkel. Ja, das stimmt, ich ahne…

mühlengesang

  und die gewitterwinde sie tragen den donner wie sie rauschen wie sie mit lauter woge den wald durchströmen und nun schweigen sie langsam wandelt die schwarze wolke und der geschmetterte wald dampft[1] mühlenfragmente mit bewimperten segeln fahren erinnrung vorbei…

Matrizen und Matratzen der Design-Welt

Hinter mir die Toteninsel San Michele. … Abends auf dem Zimmer in einem ab­gele­genen Viertel von Cannarégio bei Fondamente nove lese ich keins der mitge­nomme­nen Bücher, unge­lesen André Schinkels Brief, den ich nach Venedig mit­nahm – so voll der Tag,…

Auch das Schreckliche inspiriert

Die einstürzenden Türme des World Trade Center, und die Aussage von Karlheinz Stockhausen: Was da [am 11.9.2001 in New York] geschehen ist, ist – jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen – das größte Kunstwerk, das es je gegeben hat.…

Cleopatra

Man kann so viel reden wie Schnee fällt das Wirkliche fehlt der Mund lässt mich allein wenn er mein Leben erzählt. Herta Müller   Ein Freund, Liebhaber und Kenner der Literatur, schrieb mir vor Jahren einen Brief, in dem er…

Kreativität und Disziplin

  Die Disziplin setzt in der Formung des Materials ein, aber ich weiß, dass schon die Auswahl des Materials einem kreativen Akt unterliegt, nicht beherrschbar ist und auch nicht vollkommen beherrschbar sein sollte. Auch die Formung selbst, zu der eine…

Alzheimer – ein langer Abschied

  Ich las dieses berührende Buch sozusagen in einem Atemzug bis tief in die Nacht. Mir gefällt das Buch ganz besonders wegen der Offenheit, mit der die Autorin gleich zu Beginn die Karten auf den Tisch legt, wenn sie schreibt,…

Die Schaubühne als moralische Verunstaltung oder Zur anhaltenden Mode deutscher Inszenierungen

Dass immer wieder – auch im Bereich des Theaters Faschismus-Folien auftauchen, zeigt mir, dass die Phänomene des Faschismus noch längst nicht begriffen sind, weil man nämlich das Denkverbot befolgt: Es kann im Faschismus nichts gut gewesen sein. Die Fragestellung: Was…

Sonettgeflecht

Ich kenne Rainer schon seit ein paar Jahren, doch wusst ich lange nichts von den Romanen, die er mit fein gespitztem Bleistift sauber in die großen Kladden schrieb. Die größte aber schenkte ich ihm letztes Jahr und dachte mir dabei…

… „Ho, ho, meine arme Seele!“

  „Es wird leer um mich herum“, schreibt Peer Kehlenbach, der Ich-Erzähler, und fügt hinzu: „Ich, der gescheiterte Autor.“ (S. 5) Zu seinem Freund und Verleger Pretenius sagt er am Telefon: „Ich versuche zu überleben …“ (S. 7), aber „……

Auf der Suche nach der Anderswelt

Holger Benkels Gedichte leben vom Elementaren. Seine Motive sind Erde, Feuer, Wasser, Luft, sind Dinge, Pflanzen und Tiere, Landschaftsformen seiner mittelelbischen Heimat, Körpererfahrungen, Wunden, Zerfall. Aber wenn die Gedichte im wörtlichen Sinn leben, in sich fließen und vibrieren und einander…

aus DOPPELHIMMEL

  Janus schlief schnell ein an diesem Abend. Er träumte sich wieder gesund. Eine gleißende Lampe, schön wie ein gefrorener Blitz, hängt mitten im Raum ohne Wände. Lange Tische und Stühle stehen auf weiter, leerer Parkettfläche. Auf einmal tauchen aus…

Verse in Sommerkleidern

  Werner Weimar-Mazurs Gedichte sind wie leicht hingetuscht, gewinnen aber stets Tiefe. Sie sind Wort- und Satzgesang, sie klingen. Nie entgleiten sie ins Sentimentale, aber sie haben Gefühl und Herz. Die tektonische Metaphorik (Gebirge – Meer), die in so manchem…

Der Müll, die Stadt und der Schrottplatz

Der unendlich geweitete Kunst-Begriff weht dich schon beim Eintritt ins Fride­ri­cianum an. Die Kass­eler documenta XIII überrascht wieder einmal mit einem reichen Diskurs über den Kunstbegriff mit allen sinnlichen und sinnigen Mitteln. Durchzug, denkst du, alle Türen stehen offen, die…

Wir sind

  Wir sind gar nicht im Käfig, sondern umgekehrt!       *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die…

Durchschnittsgedanken

  Social Beat ist zu 99% das, was man fühlt, wenn man um die 20 ist, und was man besser nicht zu Kunst formen soll, wenn man immer noch keine Ahnung von Kunst hat … alle diese Durchschnittsgedanken, dieses ausgekotzte…

Über den Welten

  Es gibt Welten in uns und außer uns. Außer uns meine ich mehrdeutig: Es gibt Welten, die sind über uns und sie sind uns über, wenn sie außer sich sind. Und es gibt in uns Welten, die haben es…

Das Quantensystem

  Das Quantensystem reflektiert sich nun selbst, es würfelt sich selbst und wird umgekehrte Messapparatur, es existiert also durch sich selbst, es ist sich selbst transzendent, könnte man sagen, und solche Absurdität von Autopoiesis ironisiere ich.     *** Weiterführend →…

Weltanschauungskatze

  An der physikalischen Weltanschauungskatze hänge ich, da die Quantenmechanik viel mit meiner Lebensanschauung zu tun hat, sowohl die Wahrscheinlichkeitsrechnung mit ihrer Mixtur aus Zufall und Notwendigkeit (Jacques Monod) als auch die Austauschbarkeit oder das gleichzeitige Vorhandensein von Materie und Idee…

Quantenmechanik

  Manchmal denke ich, unser Denken hat doch recht viel zu tun mit der Quantenmechanik. Wir kombinieren alle Möglichkeiten der sprachlichen Elemente – in einem logischen Grobrahmen, wo Freiheit Zufall ist oder Zufall Freiheit, und die Rückkoppelung (Reflexion) eine Ahnung…

Politik soll Dichtung sein

  Politik soll Dichtung sein. Dichtung teilt mit, schildert, beschreibt genau, klagt, klagt an, ist Werk, ist Kunst, ist Kosmos im Kleinen. Dichtung führt zur Imagination neuer Bilder, Gedanken, Denkweisen, insofern ist sie auch lehrhaft, sie schreit, singt, weint, sie schweigt…

Fährgeld für eine neue Rolle

  Am Anfang steht das Bild des Todes: Mitten im Winter verspürt der männliche Ich-Erzähler „einen metallischen Geschmack auf der Zunge, der auf absonderliche Weise mit dem Sturm zu tun hat.“ Er weiß nicht, was ihn da verunsichert, aber der…

Individualistischer Versucher

  Der Lyriker ist der individualistische Versucher des kollektiven Bewusstseins.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die…

Endlich auch : Immer schon

 Gedankengedicht zum Thema Lebensbetrachtung von erasmus   Endlich auch in Freiheit zu größtem Glück sich drängen lassen Endlich auch im Inneren die lauten Rufe nicht mehr hören Endlich auch die Wahrheiten rücksichtslos sich sichern Endlich auch die Blicke der Anderen…

Wieviel Leiden an der Welt formt einen guten Lyriker?

  Ist ohne dieses Leiden gute Lyrik möglich? Ist das Leiden den geschärften Sinnen geschuldet ist oder der gesteigerten Intelligenz, die sich die täglichen Widersprüche der global kapitalisierten Welt nicht mehr schön lügen kann? Ich weiß die Antwort nicht, ich…

Istanbul

Bei Peter Valentin im Möglinger Pflegeheim „Kleeblatt“ am 25.2.2011 Endlich hatte ich die Kraft, ihn zu besuchen! Ich schob es vor mir her, und ich zögerte noch, als ich mit dem Auto Ludwigsburg erreichte, ob ich lieber Traian Pop, meinen…

Dieses Überlebenwollen im Werk

  Und das Stärkste ist, dass wir alle so angefangen haben, und dass sogar davon etwas in uns bleibt: Dieses Überlebenwollen im Werk und in der Kommunikation mit anderen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur…

Dichten

  Dichten ist verbale Boulimie nach lexikalischem großem Fressen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue…

Das Richtige

  Das Richtige ist kein Maßstab, der genügt.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue Literaturgattung…

Straßenkinder

  Ich hätte von Straßenkindern mehr gelernt als in der Schule und im Elternhaus. Die Mängel des breiten Bildungsbürgertums haben einen größeren Schaden in der Geschichte nicht nur des deutschen Volkes angerichtet, als man annimmt. Zu positiv wird selbst der…

Biermanns Dialektik

  Wolf Biermann sagt das Wahre immer so entsetzlich schief, dass es dadurch wieder falsch wird, Biermanns Dialektik ist schizophrene ungehobelte Scholastik.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte…

Mängel des breiten Bildungsbürgertums

  Ich hätte von Straßenkindern mehr gelernt als in der Schule und im Elternhaus. Die Mängel des breiten Bildungsbürgertums haben einen größeren Schaden in der Geschichte nicht nur des deutschen Volkes angerichtet, als man annimmt. Zu positiv wird selbst der Schatten…

Tragische Ironie

  Nichts lässt mich jetzt, im vierten Akt meines Lebens, mehr erstaunen als der Prozess, in dem (meine) Ideen Wirklichkeit werden: die retardierenden Momente …       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher…

Solidarität ist lebensnotwendig

  Meine Sorge ist nur, dass immer der Körper den Geist verrät, weil er stärker ist, es sei denn der Höchstkapitalismus ist Geist, aber das will ich nicht glauben. Oder alles Geistige ist nur eine andere Form des Körpers, das befürchte…

Narzisstische Fallen

  Das Sonett hat zerebrale Gefahren, öffnet narzisstische Fallen, ist also eine Art didaktisches Extremum.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren…

Die Schwere des Leids ist kein verlässlicher Maßstab

  Es gibt keinen bedeutenden Dichter, der nicht sehr genau das Leben betrachtet und gefühlt hätte. Die Schwere des Leids ist kein verlässlicher Maßstab. Wissen vom Leben haben setzt Anteilnahme auch am Schicksal anderer voraus.     *** Weiterführend →…

Nach den Korrekturen

Elegie vor den endlichen Ferien   Wohlan, es ist vollbracht! Vorbei die schöne Zeit. Dass sie so schnell verging, erscheint mir wie Betrug: Die vielen Jahre waren ja nur ein Funkenflug. Kollegen meinen neidisch: Sei froh, du bist befreit!  …

Warum belüge ich meine Leser?

  Ein guter Lehrer gibt sich dümmer, als er ist, damit seine Schüler denken können, sie seien gescheiter als er. Das Geheimnis meiner Lehre aber besteht darin, so lange dümmer zu scheinen als ich wirklich bin, bis meine Schüler glauben…

Wahrhaftigkeit

  Lyrik, die formalen Bindungen ausweicht, ist deswegen nicht wahrhaftiger. Wahrhaftigkeit kann sich auch in formaler Bindung behaupten und erzeugen lassen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte…

Eskapismus – Verwandlung der Welt

  Eskapismus in die Hermetik der Kunst ist eine Flucht nach vorn – auf der Suche nach der verlorenen Sprache will der Künstler die Welt begreifen… Ein Lyriker kann nur so schreiben, wie er verfasst ist. Wenn seine Situation sich…

eje winter, ein Porträt

  Die Bonner Dichterin eje winter arbeitet an einem literarischen Werk, das alle wesentlichen Gattungen umfasst: Lyrik – Prosa, darunter Erzählungen, Reflexionen, Miniaturen, poetische Briefe – Hörspiel/Drama – Roman (Arbeitstitel: „Kaspar“ ist im Entstehen). Viele Texte publiziert sie in der…

Lebensbeobachtung

  Ein Künstler erschafft ein Werk, das anderen, oft intentionslos, etwas mitteilt und gibt, indem der Rezipient das Werk benutzt, um sich selbst etwas mitzuteilen und zu geben: Der Künstler vermittelt (s)einen Erkenntnisfortschritt (seine Lebensbeobachtung etc.), so dass der Rezipient…

Neue Geniezeit

  Nicht so leicht heute in der neuen Geniezeit aufzutauchen und nicht gleich wieder unterzugehen. Wer heute etwas sein will, muss schon als Legende anfangen, und die Legende muss sich bei näherer Betrachtung als rostfreier Stahl erweisen. Aber so war das…

Rätsel im Alphabet · Revisited

  Ich habe das Buch bis 3 Uhr in der Nacht zu Ende gelesen – mit großer Spannung auf die Abfolge der Gedanken und Briefe und Freude an den poetischen Formulierungen – vor allem im Anfangsmotto und in der Schlussformel.…

Hypochondrische Aphorismen 10

  Veni vidi scripsi.         Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Dennoch stellt er KUNO seine hypochondrischen Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.…

Hypochondrische Aphorismen 9

  Les auteurs sont condamnés à êtres libres – wir sind dazu verdammt uns freizuschreiben.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung.…

Die Syntax der Sprache

  Die Syntax der Sprache wird weitgehend ersetzt durch eine Grammatik für Augen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein…

Hypochondrische Aphorismen 8

  Immer bin ich Leser und Schreiber meiner selbst: Wir gehen zusammen trotz unserer Absprache unweigerlich in die Irre, wo wir uns schweigend verstehen. Was aber geschieht, wenn ich die Textart ändere?     *** Weiterführend → Das erste Fazit…

Konkrete Poesie

  Da geht der Strich auf den Strich.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue…

Der Saum des Erreichbaren

  „Weiße Pünktchen“ heißt das Nachwort, das A.S. schrieb. Ellipse also. Das, was nicht gesagt werden muss, was die Gedichte in schwarzen Buchstaben sagen. Es ist eine kleine Poetologie. Darin sagt er nicht nur, dass er die Gedichte diesmal nicht…

Hypochondrische Aphorismen 7

  Schreiben ist eigentlich literatives Fliegenwollen: In dem Moment nämlich, wo die Wörter kaum sichtbar gänzlich abheben.   *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur…

Visuelle Poesie

  Hier gelingt die schnelle Interpretation der Polyvalenz aus der Instant-Packung, da hat Pierre Garnier die Pop Art endlich in die Text-Sphäre reingezogen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus.…

Experimentierexperiment

  Der handwerkliche Akzent in der Literatur darf nicht zu scharf sein, so sehr heute Handwerkliches zu fehlen scheint. Handwerkliches Können wandelt sich außerdem. Heute sind es nicht Silben, Metrum, Reime. Die gegenteilige Wichserei im extrem langweiligen Experimentierexperiment ist auch nicht…

Hypochondrische Aphorismen 6

  Der Schreibende ist immer Jäger und Gejagter zugleich, und so sehr er sich auch bemüht, schreibt er hoffnungslos hinter sich her wie einer, der seinen Schatten überspringen will.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann…

Eine Allianz mit der Seelen-Sprache der Leidenden

  Iris Radischs Kritik in der Zeit vom 20.8.2009 ist nicht nur polemisch, sondern vernichtend. Sie hält die Sprache Herta Müllers für ungeeignet, das Lagergrauen zu beschreiben („Harfen­klänge und Engelsgesänge im Secondhand-Betrieb“), und wirft ihr vor: „Jeder Versuch einer poetischen…

Ein neuer Sozialismus

  Ein neuer Sozialismus, der das Grundgesetz ändern will, weil muss, ist andererseits erforderlich… Aber ich misstraue der Revolution, weil der Mensch so was nicht konsequent durchhält…Wir Deutschen sind für die Weltveränderung völlig ungeeignet. Ich will weder eine Bewegung à…

Hypochondrische Aphorismen 5

  Schreiben heißt, das Nichts zu einer Insel zu machen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über…

Hypochondrische Aphorismen 4

  Schreiben ist das Überlaufen suizidaler Sehnsucht; wie wenn ich mir sagte: Ich ziehe mein Hirn aus (ich werfe meine Finger weg), um leichter zu erzählen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel…

Rückbesinnung auf Handwerkliches

  Es bleibt auch abzuwarten, ob Rückbesinnung auf Handwerkliches den Kunstbegriff und das Kunstgefühl erweitern hilft, oder ob es Haltsuche bedeutet in haltloser Zeit.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch…

Hypochondrische Aphorismen 3

  Nachdenken ist bei genauer Betrachtung die Fortsetzung des Schreibens mit anderen Mitteln.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information…

Renaissance formal traditionell geprägter Lyrik?

  Es bleibt abzuwarten, ob eine Renaissance formal traditionell geprägter Lyrik wirklich präsent ist und Bestand haben kann. Vielleicht ja, weil fortgesetztes Jandln, Dadaisieren, Prosaisieren und Konkreteln längst in Sackgassen führte.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich…

Hypochondrische Aphorismen 2

  Vielleicht ist ja Schreiben so etwas wie das Gebet der Finger.       *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information…

Hypochondrische Aphorismen 1

  J’écris, donc je suis.         Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Dennoch stellt er KUNO seine hypochondrischen Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue Literaturgattung…

Diogenes und Alexander

                                         Granada 5.4.2009   Ich steh in der Abendsonne meines Lebens, sagt Arthur, aber ich spüre kaum ihre Strahlen unter meiner Haut. Mir wird’s immer warm, sage ich, wenn die Sonne scheint. Ja du, sagt Arthur, du frierst nie,…

ad gloriam tvvitteraturae!

  Twitter: Textfolgen und Text-Dialoge in einer elektronisch-kommunikativen Situation unter mehr oder (meist) weniger Bekannten. In der relativen Anonymität gedeihen, falls nicht moderiert wird, rigide und allzu beliebige Äußerungen. Die Schnelligkeit der Reaktionen mögen im Falle politischer und gesellschaftlicher Aktionen…

Blind Date

  Das Ende, dachte ich. Das Ende. Vielleicht beginnt es auf einem Parkplatz: Ich frage meine Freundin, wer sitzt in den Autos dort hinten? Geh hin und sieh nach, sagt sie. Ich laufe in die Ecke zu den Autos und…

Apocalypso

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt. Wir nutzen den Jahresrückblick auf KUNO um HEL in einem Briefwechsel mit Ulrich Bergmann näher vorzustellen. HEL Ich…

Laudatio für Holger Benkel

  Der Dichter Holger Benkel, der 1959 in Schönebeck an der Elbe geboren wurde, dort in der Lessingstraße wohnt und ganz von seiner Arbeit als Schriftsteller und Lesender lebt, ist ein Gewächs auf dem Seelenboden der Magdeburger Börde. Das führt…

Koma 2008

Tagebuch für Uli Blendinger (2.8.1946 – 28.11.2008) Donnerstag, 24.7., etwa 15 Uhr Zusammenbruch zweihundert Meter vor deiner Wohnung in der Riemenschneiderstraße. Passanten finden dich, rufen den Krankenwagen, du kommst in die Intensivstation des Petrus-Krankenhauses im Bonner Talweg. Herzinfarkt. Du liegst…

Die Macht des Todes

Ludwig Tieck, Der Runenberg Christians Entwicklung scheint in seiner Wanderung zwischen Berg und Tal ein Bild zu sein für einen dialektisch sich vollziehenden Individuationsprozess, den er zunächst mit Erfolg besteht. Im Tal findet er das bürgerliche Leben mit Tätigkeit, finanziellem…

Ein moralisches Fundament

  Dichtung darf nicht zu direkt sein. Sie soll ein moralisches Fundament haben, aber auf diesem Fundament muss etwas stehen, das nicht die Verlängerung des Fundaments bis zum Dach ist.     Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann…

Neptuns Tintenfass

  Die Sonette bestechen durch die Freiheit, die sie sich formal nehmen, und doch sind sie zugleich streng, was das sprachliche Gleichmaß jenseits metrischer Silbengenauigkeit angeht. Und das ist das Wichtigste. Die Verse, die Worte, die Sätze, sie fließen, und ich…