Kategorie: Allgemein

Über Asta Nielsen

  So eine Landschaft gibt’s: Wo man den bleichen Mond über weiten Ebenen sieht, Der glanzlos, deutlich durch die Ferne zieht, Die – weil sie in uns liegt – wir nie erreichen.   Jemand deutete auf eine Dame hin, Die…

Sonette – XXIII

  Nun ist der Schleier weggezogen Ich blicke so ins Herz der Welt Wie wir nicht sollen Unverstellt Sah ich das Feuer darin wogen   Da mich vom Widerschein umflogen Die ewige Flamme die erhellt Mit einem kühlen Hauch befällt…

Garn

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt bILd.

Als die Lichtfinger

Als die Lichtfinger so Kindheit in die Schatten des Wimpernschlags kamen wie Stürme und mit ihnen neue alte Fragen ins Jetzt schauerten so Kindheit mit dem Atem von Nichts und einem Geschmack wie federgewachsen so Kindheit leichter als das Herz…

Küche

  durch den Türspalt einen Blick auf den Herd das Marmorbecken den tropfenden Hahn die Mutter steht einen Teig knetend & fürchtet nicht rechtzeitig fertig zu werden       *** Fragen im Schlepptau, Gedichte von Ines Hagemeyer. Ludwigsburg: Pop…

Lyrik im Digital

Poetry is when every line begins with a capital. (Graffito)    „Dichtung ist das Sakrale im säkulären Getriebe, ohne Religionsersatz sein zu wollen … Was genuin gut ist, tief, erlitten und fest, das bleibt …“ und schützt uns vor dem…

Dem Herzog von Leipzig

  Deine Augen sind gestorben; Du warst so lange auf dem Meer.   Aber auch ich bin Ohne Strand. Meine Stirne ist aus Muschel. Tang und Seestern hängen an mir.   Einmal möchte ich mit meiner ziellosen Hand Über dein…

Der Taucher

  »Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, Zu tauchen in diesen Schlund? Einen goldnen Becher werf ich hinab, Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund. Wer mir den Becher kann wieder zeigen, Er mag ihn behalten, er ist sein eigen.«…

Biographismus

  die wechselnden Phasen von der Geburt zum Tod mit philologischen Tiefbohrungen ausloten & in einem Panorama der Epoche die Anatomie der Seele erkunden   Selbstzweifel wird zu Selbstzerfleischung nirgendwo ist das Entsetzen spuerbarer als im Vakuum des Vergessens =…

Ich, mein Fragment

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Georg Trakl erlag im Krieg

    Georg Trakl erlag im Krieg von eigener Hand gefällt. So einsam war es in der Welt. Ich hatt ihn lieb.         *** Die Gedichte von Georg Trakl waren als Ereignis so groß und umfassend, dass…

Der stille Grund

  Der Mondenschein verwirret Die Täler weit und breit, Die Bächlein, wie verirret, Gehn durch die Einsamkeit Da drüben sah ich stehen Den Wald auf steiler Höh, Die finstern Tannen sehen In einer tiefen See. Ein Kahn wohl sah ich…

Die Stadt

  Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein Zerreißet vor des Mondes Untergang. Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein.   Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt, Unzählig Menschen schwemmen aus…

BROKDORFLIED

  Wir kommen wie die mücken von nord und ost und süd von vorn und aus dem rücken kein einkreis soll euch glücken ihr macht euch an uns müd Wir werden lange bleiben sind grad so schön dabei Versucht uns…

Interpretationen 11

  Grodek ist ein Gedicht von Georg Trakl, das die Erinnerung an die Schlacht von Gródek (1914) in Ostgalizien (heutige Ukraine) wachhält: Bei Gródek fand zu Beginn des Ersten Weltkrieges eine erbitterte Schlacht zwischen russischen und österreich-ungarischen Truppen statt. Wie…

Für eine Freundin

  Ich habe Tote, und ich ließ sie hin und war erstaunt, sie so getrost zu sehn, so rasch zuhaus im Totsein, so gerecht, so anders als ihr Ruf. Nur du, du kehrst zurück; du streifst mich, du gehst um,…

Durch und Durch

    Wir sind alle nur für kurz hier eingefädelt, aber das Öhr hält man uns seither fern, uns Kamelen.       *** Ein redaktioneller Hinweis auf: Verschenkter Rat. Gedichte von Ilse Aichinger. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuchverlag, 1991, S. 14…

Nieder mit dem Präsidenten

  Ein Dummejungenstreich der einer halben Million Menschen das Leben kostet weil die Freiheit jahrelang in der Zelle rostet   Graffitis die herausschreien was die meisten denken Jugendlicher Überschwang gegen das Massenlenken zum Massensterben führen weil die Führer sich nur…

DER GÜRTEL

  Wenn der Himmel, Wangenrot, endlich dem liebenden Blick sich gewährte, und das Licht, das golden zu schwinden droht, die Zeit in den Rosen verklärte, dann tanzt vor mir, der verstummt vor Glück an solchen Gemäldes Rande, ein Schatten mit…

FLUß

  spielten kinder eines dorfes am fluß wollten sie die nixe steinigen warfen sie  stein auf stein ins wasser und fragten  ob sie getroffen noch lebt stand sie  plötzlich zornig blickend unter ihnen  und zog den größten der jungen hinab…

Lebenssinfonie in vier Sätzen

  Kann ein Sammelband mit achtundneunzig Gedichten, in mehr als fünfunddreißig Jahren entstanden, die elementare Vielfalt des Meeres erfassen, vorausgesetzt das poetische Ich des Lyrikers verharrt nicht nur als reflektierender Beobachter an der Endstation Meeres-Sehnsucht, sondern wirft sich gleichsam im…

An Neunundneunzig von Hundert!

  Ihr schwatzt befrackt hoch vom Katheder Von alter und von neuer Kunst, Von Fleischgenuß und Sinnenbrunst, Und gerbt nur Leder, altes Leder! Ihr laßt um jede Attitüde Ein weißgewaschnes Hemdchen wehn, Denn um die Schönheit nackt zu sehn, Sind…

Konfigurationsræume

  metallische Kuehle > rostiger Auswurf exakte Ortskentnis ermœglicht Seelenkunde & eine animatographische Expedition in den Echoraum der Wœrter   Dynamik der Uebertragung mit Schallwellen den letzten Grund ausloten… entleertes Schweigen fuehrt zu einem Nullpunkt des Denkens   die Vorstellung…

Wieder

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt…

nur

  jenseits der Worte lauert die Stille auf dass du inne hältst lass dir Zeit für Berührungen Unwiederbringliches kennt keinen Trost     *** Fragen im Schlepptau, Gedichte von Ines Hagemeyer. Ludwigsburg: Pop Verlag 2021 Weiterführend → Ulrich Bergmann mit einer…

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  wer kann das Blatt ohne Baum denken? der Widerstand des Windes ahmt doch nur die Äste nach (Abgeschnittensein)   *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

HEILUNG

      bekamen kranke pulver aus knochen von toten sahen blinde wieder liefen lahme auf ihren beinen bewegte sie die hoffnung der unsichtbare arzt verließ die seele am ende den körper durch narben unterm herzen der totenuhr in der…

Sonette – XXII

  Ihr meine Lippen wollt euch stumm erzeigen Und ungeheilt verharschen? o der Wunde Die nie mehr purpurn wie zur Schwertesstunde Sich öffnet lasset denn ins Schwert mich steigen   Will Klage ohne Maß aus meinem Munde Sich nicht mehr…

Geöffnete Briefe

    Alles schon einmal gesagt und besser. Interjektionen Metaphern vorgezogen, Enzyklopädien aus dem Rätoromanischen. Langweilig, das meiste davon in Vokabeln. Der Anteil an Schuld, der uns zustand, ist aufgebraucht: wir haben ihn versetzt in Istanbul gegen die letzte Schale…

Verendlichkeiten und so

  Diese Gedichte wirken unmittelbar! Die Bilder treffen in Herz und Seele. Es sind Existenzgedichte – schimmernd unter dünner Haut, so ähnlich heißt es in einem ihrer früheren Gedichte. Der Titel dieses Buchs verrät im Doppelspiel der Worte: Wir leben…

Lichtskalpell

  unter dem Schirm der Wimpern reflektieren sich elektrische Schatten die aktionistische Fotoplatte wird zu einem Seelenschreiber Erinnerungsbilder brennen sich mit wohlbedachter Unaufgeregtheit in das Innenleben ein & spiegeln sich als ontologisches Rætsel in die Welt zurueck   Stern– &…

Der Nervenschwache

  Mit einer Stirn, die Traum und Angst zerfraßen, Mit einem Körper, der verzweifelt hängt An einem Seile, das ein Teufel schwenkt, – So läuft er durch die langen Großstadtstraßen.   Verschweinte Kerle, die die Straße kehren, Verkohlen ihn; schon…

Er sucht Sie – eine Kontaktanzeige in Versen

  Ich habe freilich ein Geschlecht und Alter, auch manchmal Knie sowie auch manchmal Rücken. Als ewigtreuer Nachlassgutverwalter versteh’ ich Menschenherzen zu beglücken.   Mit vielen Leidenschaften kann ich prahlen. Besonders liebe ich das Schlangestehen, das stille Malen nach geraden…

An das Ideal

Wen liebt ich so wie dich, geliebter Schatten! Ich zog dich an mich, in mich – und seitdem ward ich beinah zum Schatten, du zum Leibe. Nur daß mein Auge unbelehrbar ist, gewöhnt, die Dinge außer sich zu sehen: Ihm…

Die Balance der Literatur

  Ja und nein. Das Wesentliche … das für dich Wesentliche suchen und finden: Von mir aus – aber nur, wenn sich so ein Ich nicht zu wichtig nimmt oder nicht zu weise wird wie Hesse etwa. Deine Ungeduld, dein…

Ein doppelsinniges Gewächs

Wahrheiten stürzen aus der Deckung, knirschen im hellen Haus wächst blinder Schnee. Nur die zaudernden Träumer mähen ihre Worte, hüten Gräser, denen ich trauen mag. Jane Wels Obwohl ihre Blätter fast nur aus Zwischenräumen bestehen, kann die Lupine dank feiner…

Dem Barbaren

  Deine rauhen Blutstropfen Süßen auf meiner Haut.   Nenne meine Augen nicht Verräterinnen, Da sie deine Himmel umschweben;   Ich lehne lächelnd an deiner Nacht Und lehre deine Sterne spielen.   Und trete singend durch das rostige Tor Deiner…

Über den Dichter

  Ein Mal, in einem schönen Gleichnis, ward mir das Verhältnis des Dichters im Bestehenden, sein »Sinn« vorgehalten. Das war auf der großen Segelbarke, mit der wir von der Insel Philae nach den ausgedehnten Stau-Anlagen hinüberfuhren. Es ging zuerst den…

Der Welt Lauf

Eine Legende nach Hans Sachs. Der Herr und Petrus oft, in ihrer Liebe beide, Begegneten im Streite sich, Wenn von der Menschen Heil die Rede war; Und dieser nannte zwar die Gnade Gottes groß, Doch wär‘ er Herr der Welt,…

Versuch ein Gedicht zu verstehen

– und doch. (von Katrin Stange)   wohin glauben lippen brocken fetzen zu oft zur karte verkannt barrikaden / pupillen mit sand nachgezeichnet puppenregen: wir löffeln steine die sie vor/geben in tagen die nie mehr anbrechen in die niemand einbrechen darf…

Stau

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt bILd.

Herzzerreißende Lyrik

Von Schurken gebissen, war ich „der grosse Einsame unter den Dichtern Chiles“, ich, verwundeter Krieger, schleife eines Proleten zerrissenes Herz mit mir und den epischen Entschluss, niemals zu unterliegen. Die ersten vier Zeilen des Sonetts aus dem Gedichtband von Pablo…

Sprache, ein Virus aus dem Weltall

Sprachen lernen ist ein physisches Vergnügen. Worte sind irgendwie persönlich und verblüffend. Jorge Luis Borges Wir betrachten auf KUNO in 2024 „Lyrics“ als eine Form der Poesie. Die Lyra ist eine antike Harfe, ein Symbol für die Lied- oder Dichtkunst,…

UND LOTS WEIB SPRACH

  Geh fort, der nichts sein eigen nennt, auch liebe nicht. Dein schritt, mein lieber Lot, scharrt Sodoms himmel tot. Hast Du Dich nie gesehn? hast Du denn kein gesicht? Lots weib hat einen grund, sich umzublicken, Lot!   Ich…

Ein Diskursdestillat

  „agerkrokodil“ lautet der klingende Name des Debuts von Julia Steinbichler. Ein klingender Titel, der neugierig macht – und dabei auch noch mehr als hält, was er verspricht! Denn die 1992 in Vöcklabruck geborene Jungautorin versteht es, jenseits gängiger formaler…

Recht/Schreib\Reform

nach DIN 2005 – dokumentenecht   bei einer Frage der Effizienz muessen Worte auf Dinge passen   Dinge existieren unabhængig von ihrer Benennung   Begriffe kleben nicht etikettengleich an den Dingen   ohne Metaphern kœnnen wir sie nicht sehen &…

White Cube

  Die Obsession nach Exponaten in weissen Räumen die akkurate Wahrnehmung nach innen sich weitend. Ambivalente Konstrukte tragen Namen sprengen Dimensionen auf Materialien hinweisend. Die Ikonisierung findet auf einem Sockel statt hinter einer Vitrine die Erwartung mich zu öffnen verbindend.…

Interpretationen 10 – Ozymandias

  Ozymandias ist der Titel eines Gedichts von Percy Bysshe Shelley aus dem Jahr 1817. Der titelgebende Name Ozymandias ist die von Diodor gräzisierte Version des Thronnamens „User-maat-Re“ des altägyptischen Pharaos Ramses II. In dem Sonett geht es um die…

Rätsel

  ein Blick eine Geste ein Händedruck der Zettel unleserlich die getrocknete Rose in einem Buch ein Duft eine Stimme & ein Ort ohne Namen     *** Fragen im Schlepptau, Gedichte von Ines Hagemeyer. Ludwigsburg: Pop Verlag 2021 Weiterführend…

SUMPF

  stand still das wasser am kanal  floß es schmutzig nicht ab  vermehrten sich darin die keime  befielen sie darm und magen  kamen krankheiten wie eroberer erschien ein kopfloser geist kündigte er fluten an mißernten  krieg und tod ehe zugeschüttet…

tagesordnung

  dein ungekämmter blick aus dem fenster in die noch traumverhangene landschaft tonspuren einer amsel legen sich in die rillen deiner stirn während das krause gestrüpp in deinem kopf sich in zeit lupe der lichtung nähert hier & da erste…

Das geschlechtsneutrale they

Im August 2020 gab Tempest auf Twitter bekannt, fortan den Namen Kae zu tragen und statt der bisherigen Pronomen she/her (weiblich: „sie/ihr“) das geschlechtsneutrale they zu verwenden (im Deutschen nicht übersetzbar).   Wer heftige verbale Artikulationen auf seiner Haut spüren…

Lustbarkeiten

  wæhrend Huegelkuppen farbfiebrig werden zerkieseln Blickachsen im Landschaftsgruen lichttrunken verbleibt den Muessiggængern ein entleerter Aufmarschplatz   sie bummeln durch die Erinnerung nehmen Gerueche + Duefte wahr Geræusche & Klænge, durch welche die Zeit vornehmlich atmet…   die Pflastertreter erforschen…

REGENNACHT

  Der Tag ist futsch. Der Himmel ist ersoffen. Wie falsche Perlen hängen kleine Stumpen zerhackten Lichts umher. Und machen offen ein wenig Straße, ein paar Häuserklumpen.   Verfault ist alles sonst. Und aufgefressen von schwarzem Nebel, der wie eine…

ursprung

    gezeitenwandel erinnerungsflut   im flussbett der gedanken steht das gezähmte vieh kopf   Aleph   heißt uns trinken von den anfängen       Weiterführend → Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.

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  wenn Haar Laub wird verschlingen Wipfel das Gesicht Frau du: Baum, der blutet       *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Weiterführend →  Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage…

EIDECHSEN

    wohnte eine frau auf einer waldwiese wie im gehege  umzäunt von einem hain aus dorngesträuch und büschen  mit heckenrosen die wild wuchsen hatte sie dahinter einen mann  mit pferdefuß als liebhaber der schwarz gekleidet ging  besorgte sie der…

Vernunft

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt bILd.

Fragen über Fragen

    fragen fragen fragen fragen hinterfragen zu ende fragen das unzulässige doch denken alles in frage stellen bis es eine gültige antwort gibt.     *** Feuerzeichen, Gedichte zum Krieg gegen die Ukraine, von Peter Paul Wiplinger. Löcker Verlag,…

Burschen

  Burschen dahier unter schlafenden Platanen etwa meterlange Werkshallen das Innere gewiß schützend vor Regen & ineinandergeschoben ernst die Häuser & ein wenig sich übertreiben dem Weggang aufmerksam fixiert hoch oben im Klang kahler Weymouthskiefern & weit weit mochte wünschen…

Lautbildungsapparat

  Fraktaliæt des vergeblichen Daseins Furror der Teilnahmslosigkeit = in Kippfiguren wird das Denken still… ihr Beobachtungstemperament ist charakterfundiert sie werden zu Abenteurern ihrer selbst: zeitlich & œrtlich gænzlich indifferent   die Dinge ihrer Welt werden in die Sprache abgeteuft…

Sonette – XXI

  Als mich die Stimme rief die nächtens spricht Ward ich wie Sterbende ins Schiff entrissen In Segeln meinen trügerischen Kissen Verwähnte ich geborgen mein Gesicht   Vor ihm der kommt im Wind und kommt mit Wissen Die schwarze Woge…

Gegen die Kraft der Poesie ist der Tod machtlos

  Wer dem Tod nicht von der Schippe springen will, der tanzt mit ihm solange bis … Drei Zitate leiten den eben erschienenen voluminösen Gedichtband von Horst Samson ein: von Oswald von Wolkenstein aus dem späten Mittelalter (1377-1445), von dem…

Noch einmal davongekommen

  Nach einer durchwachten Nacht Sitz ich gegen Morgen Vorm Schreibtisch Rauche die werweißwievielte Zigarette Und muß den Produktionen Eines Amselhähnchens zuhören Das in der Kastanie vorm Haus Mit euphorischen Trillern Einem Tag entgegensingt Der zwingender nicht Herbeigesehnt sein kann.…

Interpretationen 9 – wien: heldenplatz

  wien: heldenplatz ist ein Gedicht des österreichischen Lyrikers Ernst Jandl, das auf den 4. Juni 1962 datiert ist und erstmals 1966 in Jandls Gedichtsammlung Laut und Luise veröffentlicht wurde. Es gehört zu den bekanntesten und in der Sekundärliteratur am…

KRÖTE

    lebte eine kröte mit warziger haut im sommer an einem landhaus wie ein kleiner drache zwischen blumen galt sie als giftig wurde sie gefangen  in den wald gebracht und kam zurück  auf kurzen beinen trank sie  aus dem…

Metaphysical Poet

Am Anfang mag das Wort gewesen sein, am Ende bleibt die musikalische Dimension der Sprache als ihr neuer Inhalt. Dies gelingt beinahe unmerklich und schließlich so perfekt, dass die Menschen, die eben noch sprachen, auf einmal zu singen scheinen. Es…

In deine Augen

  Blau wird es in deinen Augen – Aber warum zittert all mein Herz Vor deinen Himmeln.   Nebel liegt auf meiner Wange Und mein Herz beugt sich zum Untergange.       *** „Die größte Lyrikerin, die Deutschland je…

Über den jungen Dichter

  Immer noch zögernd, unter geliebten Erfahrungen überwiegende und geringere zu unterscheiden, bin ich auf ganz vorläufige Mittel beschränkt, wenn ich das Wesen eines Dichters zu beschreiben versuche: dieses ungeheuere und kindliche Wesen, welches (man faßt es nicht: wie) nicht…

DORFGRUND

    als häuser nur an erhöhten stellen standen weil es noch keine dämme gab fiel ein dorf  durch eine flut hinab bis auf den grund des flusses  kamen geister ertrunkener an land saßen sie  unter krumm gewachsnen bäumen lockten…

Restauration

nach Durchlesung eines Manuskripts mit Gedichten Das süße Zeug ohne Saft und Kraft! Es hat mir all mein Gedärm erschlafft. Es roch, ich will des Henkers sein, Wie lauter welke Rosen und Kamilleblümlein. Mir ward ganz übel, mauserig, dumm, Ich…

Wirkmächtig

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Rhetorikkünstler

    Sprachschnippisch sprechstilhaft ausgekeift   Geisterhaft unbeschwert   Warmweigerlich wunschbegehrt posiert   Herztöne, Kopfnoten neidgerecht eingekreist   sorgenlos flatterhaft   vom Zahn bis zum Stiefel poliert Erfolgsmensch und Herrenmensch, merkantil losgelöst   Zerrbild im Spiegel   Narziss seiner selbst…

Bild mit einer Rückenfigur

  Anschauung ist ein Sich-in-die-Bilder-Vertiefen. Das Resultat ist bestenfalls eine Antwort des Bildes. Ähnlich wie in der Musik oder der Poesie löst ein Bild im Publikum eine Art von Gefühl aus, ohne dass sie ganz genau sagen können, worum es…

Das Sauerland

  Das Sauerland, das Sauerland, ist mir so gut wie unbekannt. Ich fürchte nur, ich bleibe stur: Es fehlt mir dort so gut wie ganz Temperament und Eleganz. Und Wald und Flur, Möhne und Ruhr, das alles begeistert mich nicht,…

Toter Kater

  Auf seinem Lieblingsstuhl, dem roten, wachte, spielte, schlief er. Kein Traum lässt zucken seine Pfoten. Diesmal schläft er tiefer.   Als hätt‘ er sich nur hingelegt, langgestreckt wie immer. Kein Schnurrhaar sich mehr regt. Er erwachet nimmer.    …

friedenstraum

  wo die klimaanlage am kaufhauseingang noch wärme abstrahlt singt sie zur gitarre peace and endless love und schaut fordernd auf die münzen vor ihren füßen   zuhörerinnen die augen geschlossen schwingen hilflos mit bis der kaufhaussicherheitsdienst sie vertreiben will…

Schlachtfeld

  Schollenmürbe schläfert ein das Eisen Blute filzen Sickerflecke Roste krumen Fleische schleimen Saugen brünstet um Zerfallen. Mordesmorde Blinzen Kinderblicke.         *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn, in einem sinnlosen Krieg gestorben. Seine Texte fallen…

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  ränderling immer noch unverändert wieder hier   wo du warst das dazwischen:   weißt nicht mehr alter anfang tat sich schwer   wieder hier tut sich mut   bist du alt keine rahmen für das herz   unverändert immer…

Medway Poets

I had this translation of Les Fleurs du mal. I love Charles Baudelaire. Him and Shakespeare are the only people I think are better than me. I swear to Christ, I think I’m better than every fucker. When I finally…

WÜSTUNG

    liegt ein findling noch wo einst der feldweg abbog führen straße und schienen hinweg über die wüstung blieb ein teich nur vom dorf wie anderswo brunnen oder turm über der erde und vom leben geröll unter den füßen…

NATURBEOBACHTUNG

  Den Tau in den Netzen fangen wie die Spinnen und sie fragen wie es sich lebt unter dem Schweigen der zerteilten Himmel, ohne Lot, im Regenwald der Sterne. Sie könnten es wissen. Sie oder Jesaja, der eine Jahreszeit verbrachte…

wieder davongekommen

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Mentalitætshistoriografie

  mit schroffen Montagen die unwegige Sprachlandschaft durchqueren & sich den Weg durch die Ambivalenzen der Gegenwart bahnen das Schrundige / Blockhafte aus dem Leben herauskehren & den Aufstand der Zeichen gegen ideologische Sprachregelungen entfesseln   in grauer Unaufdringlichkeit mit…

Erinnerung

  Es zuckt die Lippe und das Auge lacht, Und doch steigt’s vorwurfsvoll empor, Das Bild aus tiefer, tiefer Herzensnacht – Der milde Stern an meines Himmels Tor. Er leuchtet siegreich – und die Lippe schließt Sich dichter – und…

Autobiographischer Essay

  In meinem Gedicht spreche ich von Gottes glänzender Ironie, mir gleichzeitig achthunderttausend Bücher und Dunkelheit zu schenken.     *** Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet…

Lieber ulk!

    Und ich sage dir, es wird die zeit kommen, in der die einrichtung einer zelle vom hoftapezierer Schulze oder vom professor Van de Velde als strafverschärfung gelten wird.     *** Adolf Loos war ein österreichischer Architekt, Architekturkritiker…

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  (und die Zweige unter der ganzen Erde ausbreiten): ewiger Feigenbaum     *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Weiterführend →  Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

GEGENLIED

  Ich seh eine stadt wo mauern ragen wie alter penner verpestete häute wo grabhäuser namen von morgen tragen in mausoleen die volaite* wiederkäute wo in hinterhöfen mülltonnen schnäppen wo penner gelassen in lachen verfaulen wo schlepper passanten in nepphöhlen…