Kategorie: Allgemein

Wir kommen weit her

(Für Samay) Wir kommen weit her liebes Kind und müssen weit gehen Keine Angst alle sind bei Dir die vor Dir waren Deine Mutter, Dein Vater Und alle, die vor ihnen waren weit weit zurück alle sind bei Dir keine…

Der Winter

  Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen, Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.   Der Erde Stund ist sichtbar…

erdschichten und sternenhimmel

  der band beginnt mit dem gedicht  »“… verse näher an sich heranlassen …“ / für christoph meckel (* 12. Juni 1935, † 29. Januar 2020)«, zwei tage nach dessen tod geschrieben. das zitat stammt aus einem brief des freiburger…

Fragile Weltenzyklopædie

  gespalten in Zweifel & Fiktion… ein ausgreifendes Geruest aus Tastwœrtern fuer die kategorische Genauigkeit die man Einsamkeit nennt   Fragment eines Untergangs, in der sich ein zerruettetes Subjekt in Erlœsungsbeduerftigkeit erfolglos zu stabilisieren versucht… ehe es sich in den…

Sonette – XXIV

  Uns jüngsten Tages wird der Gott entfachen Goldnes Gespräch erneut darin die Dinge Sich flüsternden Geräts auf Silberschwinge Begegenen wie Losruf treuer Wachen   Dichtender Schweigsamkeit verwehrtem Ringe Der brüderlichen Ahnung Lippen sprachen Nächtigt in Schluchten des Olympos Lachen…

dezemberende

  rasch sich sammelnde tage und wieder ein jahr in dem das lachen das leise lachen unverhältnismäßig teurer wurde    zweifel jedoch zweifel günstig wie nie     *** Gekämmte Zeit, Gedichte von Werner K. Bliß, Pop-Verlag 2019 Weiterführend →…

vergiss

    Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

ein multifunktionales lyrisches Ich

  „Vaterland der Ruhelosigkeit“ – unter diesem Titel bildet das letzte Gedicht in dem vorliegenden Band der renommierten rumänischen Autorin Ana Blandiana ein Leitmotiv, das den Willen zur Veränderung in einem leidgeprüften Land ebenso zum Ausdruck bringt wie die Bereitschaft,…

Den Geist eines Buchs verkörpern

Ein Dichter, der liest, ist ein Anblick wie ein Kellner, der speist. Karl Kraus Das in der Edition Das Labor erscheinende Hörbuch Gedichte faßt die langjährige Studioarbeit von Tom Täger und A.J. Weigoni einerseits zusammen, gab aber auch einen Ausblick…

O. T.

  Da kommst Du  ich schnipp Dir die wolken glatt die sonne  die ’s heute geringfügig hat   Bei Dir ist der himmel höher als breit Die sonne muß schippen  der mond hat viel zeit   Da gehen die haufen…

Aber deine Brauen sind Unwetter …

  In der Nacht schweb ich ruhlos am Himmel Und werde nicht dunkel vom Schlaf.   Um mein Herz schwirren Träume Und wollen Süßigkeit.   Ich habe lauter Zacken an den Randen, Nur du trinkst Gold unversehrt.   Ich bin…

Eine mediale Spurensuche zwischen 1989 und 2024

Was sind eigentlich die literarischen Kriterien für das Urteil, daß etwas ’neu‘ sei? Doch wohl, daß man es vorher nicht gekannt zu haben vermeint… Wirklich ist ja dieser Neuigkeitsfetischismus auch eine Einübung ins Vergessen, wobei die Geschichte dauernd mit einer…

erinnerung an innige momente

oder zwischen ich und du, krieg und frieden   den knappen, präzisen, leisen, behutsamen und unaufdringlichen gedichten von philipp létranger, der in münchen lebt, merkt man lebenserfahrung an, so als hätte er schon jahrzehnte lang gedichte veröffentlicht. je mehr man…

Die Tänzer

  (Sie tanzen ohne mich. Ich tanze nicht auf dem Vulkan.)   Zu oft schon hat der letzte, schnelle Zorn die Welt verändert, doch sie gewandelt? Nie. Jetzt sitz ich still, im Leib ein Dorn, inmitten Scharen schwarzer Vögel und…

ALS DER DICHTER N. BORN EINMAL IN DER ELBE VERBRANNTE

  Ich belle den Mond an. Der Mond scheint, ich bin heiser. Soll ich Hackfleisch werden? Am Himmel leuchten die Vokaltrapeze nach, Zusagen aus Dexamyl, Bitcoins aus Knochenmehl. Dass nur auf der Redoute kein kecker Floh sich irrt! So vieles…

Neue Lyrik

1. Es giebt in Deutschland einen Dichter, einen echten Dichter; aber, fragt man einen aus der Menge nach ihm, so bekommt man entweder ein langes Gesicht oder ein ironisches Lächeln zu sehen. Dieser echte Dichter ist Detlev Freiherr von Liliencron.…

Strahlensatz

  Wie es kommt, strahlend: es kann kommen, kausal, mit Bindeglied, die Wunde erlernt ihr Lied, die Formel erstarkt am Satzende, sei es am Grab, im Spiegel, auf Brücken, darunter, sei es für immer, mit Umarmung zur Knochensprache erhoben, wenn…

Des erntemondes ungestüme flammen

  Des erntemondes ungestüme flammen Verloschen · doch sie wirken in uns beiden · Nach kurzer trennung schritten wir zusammen Am alten flusse mit den neuen leiden.   Zum ersten male strittest du darüber · Ich selber konnte dir nicht…

Bessere Hälfte des Lebens

  Ich wache auf am frühen Morgen, und drehe mich noch einmal um. Ich schlafe wieder ein mit meinen Sorgen. Die Wolke dort am Himmel wandert stumm.   Soll ich nun weiterschlafen oder aufstehn? Ich weiß nicht, ob der Tag…

Wo niemand

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt…

Interpretationen 12 – Erinnerung an die Marie A.

  Erinnerung an die Marie A. ist ein Gedicht, das Bertolt Brecht in der Urfassung am 21. Februar 1920 auf einer Zugfahrt nach Berlin in sein Notizbuch schrieb. Unter anderem publizierte der Autor es 1927 in der Sammlung Bertolt Brechts…

GESTÄNDNIS

  Ich hasse vor allen Dingen den Tod Und will mich töten. Dies letzte, verzweifelte Wagen Ist mir bis heute geblieben. Wo fährst du hin, verfahrener Sinn Auf polterndem Wagen? Es müßte in Scham jetzt erröten Die Wange mir, könnte…

SCHAFE

    näherten sich schafe unruhig  mauern unter der erde  überwuchert von gestrüpp und disteln  konnten selbst die hunde sie nicht halten stand einer leibhaftig am herd kochte er  und lud zum mahl unterm hügel  fiel der schäfer auf die…

Der serbische Olymp oder der schlecht ermordete Detektiv

  kerze schämt sich auf dem alpenkamm herzen brechen gong kanal und lamm platon holt noch mit dem kirchturm aus blatt und ei und regen singen rund fastenfauna glänzt im toten fisch dotterblau bestirnt der glast die laus bärtig wachsen…

Materialgedicht für ein plebejisches Trauerspiel

    Bockwurst oder nicht Bockwurst, das ist die Frage: Obs edler im Gemüt, die feinen Schlingen Der zähen Hülle zu erdulden oder sie In stringenten Bissen, sich selber überwindend, Durch Kauen zu zermalmen? Beißen – schmecken –   Nichts…

Nachtgewæchse

  Labyrinthe des Ichs & seiner Echos an den Kehrpunkten der Geschichte > die einverleibte Œkonomie verursacht Abstossungsreaktionen = Nomaden vollf∫hren zirkulære Bewegungen & richtungslose Wanderungen auf den Erkundungsgængen durch Ruinenlandschaften   verinnerlichte Entfremdungsprozesse erzeugen bei metaphysisch Obdachlosen einen fortschreitenden…

Zipfelehrlich

  Manchmal lasse ich fiktive Wortlaute über eine Melodielinie promenieren und ein Singsanggespräch zwischen Nichtmir und Ichmir nimmt seinen Lauf. Das ist formidabel und erstaunlich schön. Doch wichtiger als das ich höre aufmerksamst: knötchenwach und zahnradtreu.       Weiterführend…

le mot, das Wort

  Das Nachwort empfiehlt, den vorliegenden Gedichtzyklus noch einmal, dann aber von hinten nach vorne, auch sprunghaft, zu lesen. Damit folgt die Lektüre einer Grundfigur, die vielen dieser Gedichte einbeschrieben ist. Das gilt zuallererst für das letzte Gedicht, das den…

Todtnauberg

  Arnika, Augentrost, der Trunk aus dem Brunnen mit dem Sternwürfel drauf, in der Hütte, die in das Buch – wessen Namen nahms auf vor dem meinen? –, die in dies Buch geschriebene Zeile von einer Hoffnung, heute, auf eines…

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  im Bauch des Vaters wächst Sonnenschein Sommersprossen sprenkeln seine Haut sie sucht dich Dunkelheit – Junkie trotz jeder Sucht: Sicherheiten denn im Bauch des Vaters       *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2025 Weiterführend →  Ein Porträt…

Rückblick

  An dem Tag (ein Dienstag),an dem die Theorien anfingenmit ihren Konsequenzen Ernst zu machen, d.h. ein riesiger Schrödinger-STRUMPF oder SCHLUPF (das weiß man nicht)die Maschen der Raum-Zeit zerriß, plötzlich alle top-Quarks TRUDELTEN(Kramer), und zwar chaotisch, d.h.ein sog. von-Neumann-KUCHEN entstand:…

Siebenbürgische Zeitung

Matthias Buth, Jahrgang 1951, seit fast fünfzig Jahren im bundesdeutschen Literaturbetrieb mit wachsender Anerkennung präsent, ist ein Dichterjurist, der den gelungenen Spagat zwischen geflügelten Sätzen und strengen juristisch abgewogenen Sentenzen vollzogen hat. Die vorliegende Publikation, eine Kombination aus freien Versrhythmen,…

vogelmenschen

  ich lehnte mich an den wind im glauben auf rettung vor dem tod griffen meine hände nach stimmen die herüberwehten aus einer anderen zeit   in einem früheren leben war ich vogelmensch und flog durch kristalline gebirge war schmetterlingsfrau…

Im Blickkontakt mit den Buchstaben

    mit dem Handwerkszeug der ars poetica eine verstændliche Sprache im Mechanismus des kulturellen Gedæchtnisses abspeichern die Anabiose zur Ueberlebensstrategie machen: Alles ist Abgrund / Immer ist Nacht   eine manierierte Mythenschœnheit trifft auf mitreissende Kœrpermetamorphosen das trojanische Pferd…

Über Asta Nielsen

  So eine Landschaft gibt’s: Wo man den bleichen Mond über weiten Ebenen sieht, Der glanzlos, deutlich durch die Ferne zieht, Die – weil sie in uns liegt – wir nie erreichen.   Jemand deutete auf eine Dame hin, Die…

Sonette – XXIII

  Nun ist der Schleier weggezogen Ich blicke so ins Herz der Welt Wie wir nicht sollen Unverstellt Sah ich das Feuer darin wogen   Da mich vom Widerschein umflogen Die ewige Flamme die erhellt Mit einem kühlen Hauch befällt…

Garn

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt bILd.

Als die Lichtfinger

Als die Lichtfinger so Kindheit in die Schatten des Wimpernschlags kamen wie Stürme und mit ihnen neue alte Fragen ins Jetzt schauerten so Kindheit mit dem Atem von Nichts und einem Geschmack wie federgewachsen so Kindheit leichter als das Herz…

Küche

  durch den Türspalt einen Blick auf den Herd das Marmorbecken den tropfenden Hahn die Mutter steht einen Teig knetend & fürchtet nicht rechtzeitig fertig zu werden       *** Fragen im Schlepptau, Gedichte von Ines Hagemeyer. Ludwigsburg: Pop…

Lyrik im Digital

Poetry is when every line begins with a capital. (Graffito)    „Dichtung ist das Sakrale im säkulären Getriebe, ohne Religionsersatz sein zu wollen … Was genuin gut ist, tief, erlitten und fest, das bleibt …“ und schützt uns vor dem…

Dem Herzog von Leipzig

  Deine Augen sind gestorben; Du warst so lange auf dem Meer.   Aber auch ich bin Ohne Strand. Meine Stirne ist aus Muschel. Tang und Seestern hängen an mir.   Einmal möchte ich mit meiner ziellosen Hand Über dein…

Der Taucher

  »Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, Zu tauchen in diesen Schlund? Einen goldnen Becher werf ich hinab, Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund. Wer mir den Becher kann wieder zeigen, Er mag ihn behalten, er ist sein eigen.«…

Biographismus

  die wechselnden Phasen von der Geburt zum Tod mit philologischen Tiefbohrungen ausloten & in einem Panorama der Epoche die Anatomie der Seele erkunden   Selbstzweifel wird zu Selbstzerfleischung nirgendwo ist das Entsetzen spuerbarer als im Vakuum des Vergessens =…

Ich, mein Fragment

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Georg Trakl erlag im Krieg

    Georg Trakl erlag im Krieg von eigener Hand gefällt. So einsam war es in der Welt. Ich hatt ihn lieb.         *** Die Gedichte von Georg Trakl waren als Ereignis so groß und umfassend, dass…

Der stille Grund

  Der Mondenschein verwirret Die Täler weit und breit, Die Bächlein, wie verirret, Gehn durch die Einsamkeit Da drüben sah ich stehen Den Wald auf steiler Höh, Die finstern Tannen sehen In einer tiefen See. Ein Kahn wohl sah ich…

Die Stadt

  Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein Zerreißet vor des Mondes Untergang. Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein.   Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt, Unzählig Menschen schwemmen aus…

BROKDORFLIED

  Wir kommen wie die mücken von nord und ost und süd von vorn und aus dem rücken kein einkreis soll euch glücken ihr macht euch an uns müd Wir werden lange bleiben sind grad so schön dabei Versucht uns…

Interpretationen 11

  Grodek ist ein Gedicht von Georg Trakl, das die Erinnerung an die Schlacht von Gródek (1914) in Ostgalizien (heutige Ukraine) wachhält: Bei Gródek fand zu Beginn des Ersten Weltkrieges eine erbitterte Schlacht zwischen russischen und österreich-ungarischen Truppen statt. Wie…

Für eine Freundin

  Ich habe Tote, und ich ließ sie hin und war erstaunt, sie so getrost zu sehn, so rasch zuhaus im Totsein, so gerecht, so anders als ihr Ruf. Nur du, du kehrst zurück; du streifst mich, du gehst um,…

Durch und Durch

    Wir sind alle nur für kurz hier eingefädelt, aber das Öhr hält man uns seither fern, uns Kamelen.       *** Ein redaktioneller Hinweis auf: Verschenkter Rat. Gedichte von Ilse Aichinger. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuchverlag, 1991, S. 14…

Nieder mit dem Präsidenten

  Ein Dummejungenstreich der einer halben Million Menschen das Leben kostet weil die Freiheit jahrelang in der Zelle rostet   Graffitis die herausschreien was die meisten denken Jugendlicher Überschwang gegen das Massenlenken zum Massensterben führen weil die Führer sich nur…

DER GÜRTEL

  Wenn der Himmel, Wangenrot, endlich dem liebenden Blick sich gewährte, und das Licht, das golden zu schwinden droht, die Zeit in den Rosen verklärte, dann tanzt vor mir, der verstummt vor Glück an solchen Gemäldes Rande, ein Schatten mit…

FLUß

  spielten kinder eines dorfes am fluß wollten sie die nixe steinigen warfen sie  stein auf stein ins wasser und fragten  ob sie getroffen noch lebt stand sie  plötzlich zornig blickend unter ihnen  und zog den größten der jungen hinab…

Lebenssinfonie in vier Sätzen

  Kann ein Sammelband mit achtundneunzig Gedichten, in mehr als fünfunddreißig Jahren entstanden, die elementare Vielfalt des Meeres erfassen, vorausgesetzt das poetische Ich des Lyrikers verharrt nicht nur als reflektierender Beobachter an der Endstation Meeres-Sehnsucht, sondern wirft sich gleichsam im…

An Neunundneunzig von Hundert!

  Ihr schwatzt befrackt hoch vom Katheder Von alter und von neuer Kunst, Von Fleischgenuß und Sinnenbrunst, Und gerbt nur Leder, altes Leder! Ihr laßt um jede Attitüde Ein weißgewaschnes Hemdchen wehn, Denn um die Schönheit nackt zu sehn, Sind…

Konfigurationsræume

  metallische Kuehle > rostiger Auswurf exakte Ortskentnis ermœglicht Seelenkunde & eine animatographische Expedition in den Echoraum der Wœrter   Dynamik der Uebertragung mit Schallwellen den letzten Grund ausloten… entleertes Schweigen fuehrt zu einem Nullpunkt des Denkens   die Vorstellung…

Wieder

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt…

nur

  jenseits der Worte lauert die Stille auf dass du inne hältst lass dir Zeit für Berührungen Unwiederbringliches kennt keinen Trost     *** Fragen im Schlepptau, Gedichte von Ines Hagemeyer. Ludwigsburg: Pop Verlag 2021 Weiterführend → Ulrich Bergmann mit einer…

:

  wer kann das Blatt ohne Baum denken? der Widerstand des Windes ahmt doch nur die Äste nach (Abgeschnittensein)   *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

HEILUNG

      bekamen kranke pulver aus knochen von toten sahen blinde wieder liefen lahme auf ihren beinen bewegte sie die hoffnung der unsichtbare arzt verließ die seele am ende den körper durch narben unterm herzen der totenuhr in der…

Sonette – XXII

  Ihr meine Lippen wollt euch stumm erzeigen Und ungeheilt verharschen? o der Wunde Die nie mehr purpurn wie zur Schwertesstunde Sich öffnet lasset denn ins Schwert mich steigen   Will Klage ohne Maß aus meinem Munde Sich nicht mehr…

Geöffnete Briefe

    Alles schon einmal gesagt und besser. Interjektionen Metaphern vorgezogen, Enzyklopädien aus dem Rätoromanischen. Langweilig, das meiste davon in Vokabeln. Der Anteil an Schuld, der uns zustand, ist aufgebraucht: wir haben ihn versetzt in Istanbul gegen die letzte Schale…

Verendlichkeiten und so

  Diese Gedichte wirken unmittelbar! Die Bilder treffen in Herz und Seele. Es sind Existenzgedichte – schimmernd unter dünner Haut, so ähnlich heißt es in einem ihrer früheren Gedichte. Der Titel dieses Buchs verrät im Doppelspiel der Worte: Wir leben…

Lichtskalpell

  unter dem Schirm der Wimpern reflektieren sich elektrische Schatten die aktionistische Fotoplatte wird zu einem Seelenschreiber Erinnerungsbilder brennen sich mit wohlbedachter Unaufgeregtheit in das Innenleben ein & spiegeln sich als ontologisches Rætsel in die Welt zurueck   Stern– &…

Der Nervenschwache

  Mit einer Stirn, die Traum und Angst zerfraßen, Mit einem Körper, der verzweifelt hängt An einem Seile, das ein Teufel schwenkt, – So läuft er durch die langen Großstadtstraßen.   Verschweinte Kerle, die die Straße kehren, Verkohlen ihn; schon…

Er sucht Sie – eine Kontaktanzeige in Versen

  Ich habe freilich ein Geschlecht und Alter, auch manchmal Knie sowie auch manchmal Rücken. Als ewigtreuer Nachlassgutverwalter versteh’ ich Menschenherzen zu beglücken.   Mit vielen Leidenschaften kann ich prahlen. Besonders liebe ich das Schlangestehen, das stille Malen nach geraden…

An das Ideal

Wen liebt ich so wie dich, geliebter Schatten! Ich zog dich an mich, in mich – und seitdem ward ich beinah zum Schatten, du zum Leibe. Nur daß mein Auge unbelehrbar ist, gewöhnt, die Dinge außer sich zu sehen: Ihm…

Die Balance der Literatur

  Ja und nein. Das Wesentliche … das für dich Wesentliche suchen und finden: Von mir aus – aber nur, wenn sich so ein Ich nicht zu wichtig nimmt oder nicht zu weise wird wie Hesse etwa. Deine Ungeduld, dein…

Ein doppelsinniges Gewächs

Wahrheiten stürzen aus der Deckung, knirschen im hellen Haus wächst blinder Schnee. Nur die zaudernden Träumer mähen ihre Worte, hüten Gräser, denen ich trauen mag. Jane Wels Obwohl ihre Blätter fast nur aus Zwischenräumen bestehen, kann die Lupine dank feiner…

Dem Barbaren

  Deine rauhen Blutstropfen Süßen auf meiner Haut.   Nenne meine Augen nicht Verräterinnen, Da sie deine Himmel umschweben;   Ich lehne lächelnd an deiner Nacht Und lehre deine Sterne spielen.   Und trete singend durch das rostige Tor Deiner…

Über den Dichter

  Ein Mal, in einem schönen Gleichnis, ward mir das Verhältnis des Dichters im Bestehenden, sein »Sinn« vorgehalten. Das war auf der großen Segelbarke, mit der wir von der Insel Philae nach den ausgedehnten Stau-Anlagen hinüberfuhren. Es ging zuerst den…

Der Welt Lauf

Eine Legende nach Hans Sachs. Der Herr und Petrus oft, in ihrer Liebe beide, Begegneten im Streite sich, Wenn von der Menschen Heil die Rede war; Und dieser nannte zwar die Gnade Gottes groß, Doch wär‘ er Herr der Welt,…

Versuch ein Gedicht zu verstehen

– und doch. (von Katrin Stange)   wohin glauben lippen brocken fetzen zu oft zur karte verkannt barrikaden / pupillen mit sand nachgezeichnet puppenregen: wir löffeln steine die sie vor/geben in tagen die nie mehr anbrechen in die niemand einbrechen darf…

Stau

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt bILd.

Herzzerreißende Lyrik

Von Schurken gebissen, war ich „der grosse Einsame unter den Dichtern Chiles“, ich, verwundeter Krieger, schleife eines Proleten zerrissenes Herz mit mir und den epischen Entschluss, niemals zu unterliegen. Die ersten vier Zeilen des Sonetts aus dem Gedichtband von Pablo…

Sprache, ein Virus aus dem Weltall

Sprachen lernen ist ein physisches Vergnügen. Worte sind irgendwie persönlich und verblüffend. Jorge Luis Borges Wir betrachten auf KUNO in 2024 „Lyrics“ als eine Form der Poesie. Die Lyra ist eine antike Harfe, ein Symbol für die Lied- oder Dichtkunst,…

UND LOTS WEIB SPRACH

  Geh fort, der nichts sein eigen nennt, auch liebe nicht. Dein schritt, mein lieber Lot, scharrt Sodoms himmel tot. Hast Du Dich nie gesehn? hast Du denn kein gesicht? Lots weib hat einen grund, sich umzublicken, Lot!   Ich…

Ein Diskursdestillat

  „agerkrokodil“ lautet der klingende Name des Debuts von Julia Steinbichler. Ein klingender Titel, der neugierig macht – und dabei auch noch mehr als hält, was er verspricht! Denn die 1992 in Vöcklabruck geborene Jungautorin versteht es, jenseits gängiger formaler…

Recht/Schreib\Reform

nach DIN 2005 – dokumentenecht   bei einer Frage der Effizienz muessen Worte auf Dinge passen   Dinge existieren unabhængig von ihrer Benennung   Begriffe kleben nicht etikettengleich an den Dingen   ohne Metaphern kœnnen wir sie nicht sehen &…

White Cube

  Die Obsession nach Exponaten in weissen Räumen die akkurate Wahrnehmung nach innen sich weitend. Ambivalente Konstrukte tragen Namen sprengen Dimensionen auf Materialien hinweisend. Die Ikonisierung findet auf einem Sockel statt hinter einer Vitrine die Erwartung mich zu öffnen verbindend.…

Interpretationen 10 – Ozymandias

  Ozymandias ist der Titel eines Gedichts von Percy Bysshe Shelley aus dem Jahr 1817. Der titelgebende Name Ozymandias ist die von Diodor gräzisierte Version des Thronnamens „User-maat-Re“ des altägyptischen Pharaos Ramses II. In dem Sonett geht es um die…

Rätsel

  ein Blick eine Geste ein Händedruck der Zettel unleserlich die getrocknete Rose in einem Buch ein Duft eine Stimme & ein Ort ohne Namen     *** Fragen im Schlepptau, Gedichte von Ines Hagemeyer. Ludwigsburg: Pop Verlag 2021 Weiterführend…

SUMPF

  stand still das wasser am kanal  floß es schmutzig nicht ab  vermehrten sich darin die keime  befielen sie darm und magen  kamen krankheiten wie eroberer erschien ein kopfloser geist kündigte er fluten an mißernten  krieg und tod ehe zugeschüttet…

tagesordnung

  dein ungekämmter blick aus dem fenster in die noch traumverhangene landschaft tonspuren einer amsel legen sich in die rillen deiner stirn während das krause gestrüpp in deinem kopf sich in zeit lupe der lichtung nähert hier & da erste…

Das geschlechtsneutrale they

Im August 2020 gab Tempest auf Twitter bekannt, fortan den Namen Kae zu tragen und statt der bisherigen Pronomen she/her (weiblich: „sie/ihr“) das geschlechtsneutrale they zu verwenden (im Deutschen nicht übersetzbar).   Wer heftige verbale Artikulationen auf seiner Haut spüren…

Lustbarkeiten

  wæhrend Huegelkuppen farbfiebrig werden zerkieseln Blickachsen im Landschaftsgruen lichttrunken verbleibt den Muessiggængern ein entleerter Aufmarschplatz   sie bummeln durch die Erinnerung nehmen Gerueche + Duefte wahr Geræusche & Klænge, durch welche die Zeit vornehmlich atmet…   die Pflastertreter erforschen…

REGENNACHT

  Der Tag ist futsch. Der Himmel ist ersoffen. Wie falsche Perlen hängen kleine Stumpen zerhackten Lichts umher. Und machen offen ein wenig Straße, ein paar Häuserklumpen.   Verfault ist alles sonst. Und aufgefressen von schwarzem Nebel, der wie eine…

ursprung

    gezeitenwandel erinnerungsflut   im flussbett der gedanken steht das gezähmte vieh kopf   Aleph   heißt uns trinken von den anfängen       Weiterführend → Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.