Kategorie: Allgemein

An die Monade

    Zerbrich dich, sei Riß im Glück, du aus Nebeln gepreßtes Leben.   Daß dich hole das Spitze, richte es nach dir aus:   und münze, nur dir zum Wohle das Fließende vor dir und von dir um und…

Hugo von Hofmannsthal, eine poetische Reflexion

Die Erscheinung des jungen Hofmannsthal ist und bleibt denkwürdig als eines der großen Wunder früher Vollendung; in der Weltliteratur kenne ich bei solcher Jugend außer bei Keats und Rimbaud kein Beispiel ähnlicher Unfehlbarkeit in der Bemeisterung der Sprache, keine solche…

Ich bin der Welt abhanden gekommen

  Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben. Sie hat so lange von mir nichts vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben.   Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie…

Sieben Gespenster und die Zeit

Es gehen die Uhren ihren Weg ohne Spuren. Da hocken sie oben in ihren Türmen bei Sonne und Stürmen Und kauen immer die Stundenbrocken, Und haben immer bis Mitternacht Und nicht weiter den Weg gemacht. Sie haben die Zeit dort…

Liebeskampf

  Das Wollen steht Du fliehst und fliehst Nicht halten Suchen nicht Ich Will Dich Nicht! Das Wollen steht Und reißt die Wände nieder Das Wollen steht Und ebbt die Ströme ab Das Wollen steht Und schrumpft die Meilen in…

Schlafenszeit

  Ich hab´ geruht an allen Quellen, Ich fuhr dahin auf allen Wellen, Und keine Straße ist, kein Pfad, Den irrend nicht mein Fuß betrat. Ich hab´ verjubelt manche Tage, Und manche hin gebracht in Klage, Bei Büchern manche lange…

THERESIENSTADT

  quer durch die wiese der weg bis ans ende   grau in grau der park die kirche zwei häuser   ein mensch in der ecke bewegungslos schatten   begrenzt durch bäume der blick in den himmel   leblosigkeit denke…

Die Augen schliessen und mit den Ohren sehen

Tom Täger und A.J. Weigoni kommt das Verdienst zu, die Lyrik nach 400 Jahren babylonischer Gefangenschaft aus dem Buch befreit zu haben. lyrikwelt.de Als Tom Täger 1989 im Tonstudio an der Ruhr Helge Schneiders erste Schallplatte Seine größten Erfolge produzierte,…

gefäße

leben menschen in gebäudewaben  eingenistet wie maden im gehäuse der frucht  schließt sich die knospe des kopfes  liegen die gedanken behelmt in der grabschüssel der worte gibt man wasser den disteln der hoffnung  ist leben noch im blauen spiegel  heb…

Keith Jarrett

Vorbemerkung der Redaktion: Am 24. Januar 1975 gab Keith Jarrett ein Konzert in der Oper der rheinischen Domstadt. Diese Hommage sollte in A.J. Weigonis ersten Roman einfliessen. Entgrenzung. The Köln Concert haben sie im Januar 1975 vor Ort erlebt. Auf…

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  mit dem Blick dein Gesicht durchwandern als wärs schon sag wachsen Augen ein Leben lang?       *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie…

Zeitzeichen: Vor 50 Jahren starb Else Lasker-Schüler

    Dies war die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte … Ihre Themen waren jüdisch; ihre Phantasie orientalisch, aber ihre Sprache war deutsch, ein üppiges, prunkvolles, zartes Deutsch, eine Sprache reif und süß, in jeder Wendung dem Kern des…

Städter

    Nah wie Löcher eines Siebes stehn Fenster beieinander, drängend fassen Häuser sich so dicht an, daß die Straßen Grau geschwollen wie Gewürgte sehn. Ineinander dicht hineingehakt Sitzen in den Trams die zwei Fassaden Leute, wo die Blicke eng…

Senna Hoy

  Seit du begraben liegst auf dem Hügel Ist die Erde süß. Wo ich hingehe nun auf Zehen, Wandele ich über reine Wege. O, deines Blutes Rosen Durchtränken sanft den Tod. Ich habe keine Furcht mehr Vor dem Sterben. Auf…

Konkrete Poesie

Er ist der Vater der deutschen Nachkriegsmoderne- und dies gleichermaßen durch programmatische Verlautbarungen wie extraordinäre poetische Texte, die bis heute- und über das Heute hinaus- ihre Spannkraft behalten haben. Er ist – im technischen wie im imaginativen Sinne des Begriffs…

Jeanne d’Arc

  die Klippen düstere Schläfer barfuß feucht die Raubzüge da warst du der Regen und die Straßen waren nass und so voll Glanz es sollte mehr Zeit geben in der Dämmerung in der Glücksstunde wenn wir vergessen was wir nicht…

TOP 100

  If the history of media is the history of a competition, it begins with an advantage. Poets discovered collage at a time when photographers still needed hours to develop a single image. It is as if written imagery anticipated…

Zu Wilhelm Bartschs Gedicht „Mit der Muse des Hipponax“

  Mit der Muse des Hipponax Für R. R. und R. R. Pimpelige Pimpleiden Bauschen ärmelweit Weltfrieden, Aber lassen sich gern kitzeln Beim Kottabitzeln, Sybaritzeln, Haben Haare nicht, nur Eppich, Aber ich knack meinen Rettich Hier unbemust und ohne Witzeln.…

DIE ZÜGE

  Rauchwolken, rosa, wie ein Frühlingstag, Die schnell der Züge schwarze Lunge stößt, Ziehn auf dem Strom hinab, der riesig flößt Eisschollen breit mit Stoß und lautem Schlag.   Der weite Wintertag der Niederung Glänzt fern wie Feuer rot und…

Karl Liebknecht – Rosa Luxemburg ermordet am 15. Januar 1919

  Zieht euch die Kappen tiefer ins Gesicht, wenn ihr an diesem trüben Wintertage zur Arbeit schleicht. Wie, Proletarier? Quälen euch die Sorgen, ob ihr mit euerm Lohn die Woche reicht und ob man mit der kargen Tüte nicht euch…

RÜCKSCHAU

    mach die augen zu   erinnerungsbilder tauchen auf   du sagst damals du sagst dort   du sagst vielleicht es war einmal   nichts bleibt dir von deinem leben   nur ein wenig staub auf deiner hand  …

Am Wege

  Ein Dampferpfiff und ein Entenschrei und ein Hornstoß aus naher Kaserne. – Im Nebel wuchtet das Leben vorbei Laternen flimmern wie Sterne.   Im Dunkel haben sich zwei lieb, die ohne Heimatstätte. – Er ist der pfiffigste Taschendieb, sie…

Über das Studium der griechischen Poesie

  Es springt in die Augen, daß die moderne Poesie das Ziel, nach welchem sie strebt, entweder noch nicht erreicht hat; oder daß ihr Streben überhaupt kein festes Ziel, ihre Bildung keine bestimmte Richtung, die Masse ihrer Geschichte keinen gesetzmäßigen…

FAREWELL BORUSSIAK*

  I Ich geh übern himmel im abendrot fort Wir sehn uns über stachel und streben Die nacht liegt schwarz im neumond   den ort wo ich hingeh wünsch ich mög’s schwärzere geben Ich hoff daß die kälte dich nicht verschont…

V. im Januar

  (für den Unbekannten, der sich Jonny Remember nannte und für mich sang, vor dem Eingang zum Teatro Fenice)   Du hast geschrien inmitten der Menge, die Donizetti hören wollte.   Du hast gesungen in meinen Armen, bis ich trunken…

Das Käsebrot und andere existentialistische Fragen

  Zutage scheint die Sonne heller, Des Nachts scheint nichts, denn es ist schwarz. Die Zeit geht ebenfalls viel schneller, Die Sonne liebt selbst Uhrwerkquarz.   Komm nicht mit Mond, du olle Luna, Du hängst da zwar als Lampion, Doch…

Froh-stumm

  Wie war ich froh, Als Du warst do, Wie klopfte laut mein Herz! Wie wird es mir Mit ohne Dir? Ich schweige stumm wie Erz.       *** KUNO erinnert an An Anna Blume, von Kurt Schwitters, erscheinen…

Was sind Gedichte heute?

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

Trauminterpretation

  traum du sagst dein traum war leer und doch – den träumen malen die fahlen räume des realen aus schwerem schaum ein meer du trägst nur das versäumte des lebens in den schlaf in jedem traum der dich nicht…

Lyrik-Manifest

  Was ist ein Gedicht? Alles und Nichts. Eine Annäherung an die uns bekannte Welt auf einem einzigen weißen Blatt Papier. Esse est percipi. Sein ist wahrgenommen werden. Wo existiert Lyrik? In Schubladen. In Gedichtbänden, deren Publizierung mangels Erreichen von…

Dreisatz

  Ich bin glücklich, Dass ich unglücklich bin, Ich bin unglücklich, Dass ich glücklich bin, Dann kommst du mir In den Sinn, Und ich frage nicht mehr, Wer ich bin           Hübschs literarische Laufbahn begann mit…

Über Gedichte / Notizen eines Zugereisten

  1. Die in den Schuljahren entstehende Aversion gegen Gedichte bleibt den meisten Menschen zeitlebens erhalten. Gedichte sind peinlich, überflüssig und lächerlich, je nachdem oder alles zusammen. Die Lyrophobie ist weitgehend unabhängig vom Erziehungs-  und Bildungshintergrund des Einzelnen und Gottfried…

Laboratorium der Poesie

Das globale Dorf löst nun die Gutenberg-Galaxis ab. Marshall McLuhan Global Village ist eigentlich ein Begriff aus der Medientheorie, den Marshall McLuhan 1962 in seinem Buch The Gutenberg Galaxy prägte und in seinem letzten Buch The Global Village ausformulierte. Er…

upload

  wir laden das jahr hoch: version eins punkt eins schon morgen ein upgrade       *** Weiterführend →  Über die Qualität von Andreas Noga als Lyriker und Performer lesen sie hier. KUNO widmet dem Gedicht auch in diesem…

DerSchneemaler

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Glamrock

Eine Liebeserklärung an die „7-Inch Vinyl Record Single“.   Eine Erinnerung an eine Zeit, in der die Single für den Sammler normal war und der Kauf einer Langspielplatte nicht selbstverständlich. Auch das Medium Radio hatte eine ganz andere Bedeutung. 1967…

KASCHUBISCHES WEIHNACHTSLIED

  Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande, wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren! Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen, wärst auf Daunen weich gebettet worden.   Nimmer wärst du in den Stall gekommen, dicht am Ofen stünde warm dein…

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  Paradigmenwechsel Seit du verfärbe ich mich von Weiß zu Rot zu Herz kenne mich nicht mehr aus Breiten *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

BLITZE

  wirft sonne splitterhaare dünsten die organe folgen wolkengesichter dem windatem schwarz  zieht der himmel seinen hut vor schmerz  entblößen blitze ihre keile über bäumen  spalten sie das finstere gestirn  nehm ich sein bild in mich im grellen schein  hängen…

Geheimniskraemerladen

  duenn, leicht & biegsam…   mit glaeserner Luftigkeit hinter gaze verborgen   von fern hereingeweht… etwas nomadenhaft & zerzaust   landeten sie fliegengleich auf dem bluetenweissen papier   & hinterliessen wohlgeformte Spuren   …deren Eindruecke immer in Gedankenluecken verschwinden…

Leben in Möglichkeitsfloskeln III

Bereit zum Absprung, während man fällt (welch keine Leistung). Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

Anno Domini 1933

    Er hielt an einer Straßenecke. Bald wuchs um ihn die Menschenhecke.   Sein Bart war schwarz, sein Haar war schlicht. Ein großes östliches Gesicht,   Doch schwer und wie erschöpft von Leid. Ein härenes verschollnes Kleid.   Er…

Spazieren gehen

Was heißt das schon, mal kurz eine Stunde spazieren gehen? Wer Nichtprovinzler ist, der denkt jetzt wahrscheinlich an diesen Schlenderblödsinn, dieses städtische Scharwenzeln und Flanieren durch die Einkaufspassagen und netten Parke innerhalb der urbanen Banalität. In der Provinz ist das…

Kandinsky

  Wie freue ich mich, über Kandinsky schreiben zu dürfen. Wenn ich ihn mir im Geiste vorstelle, sehe ich ihn immer in einer breiten Straße, in der sich fratzenhafte schreiende Gestalten drängen; mitten durch sie geht ruhig ein kluger Mensch:…

Hat man das Gerücht

  Hat man das Gerücht seinem Beweis zuführen können? Das Gerücht lügt: wie das Foto, das die Sicht fälscht, vom Winkel getäuscht, in dessen Spanne das Hauptsächliche als Begleiterscheinung alles Mögliche verschattet. Das Gerücht beharrt auf seinem Grund in: der…

kreise

  dreht die sonne weiter das rad des totenkopfs der weltenkugel steigt ein wirbel staub zum auge des alls leuchtet darunter der spiegel der wüste am goldrand eines grabs steht der seher  einsam eingekreist im heiligen bezirk      …

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Wo Winde in Bäumen turnen schaufeln die Reste des Lichts Erinnerungen an Fäden Knotenpunkte einer unverstehbaren Welt *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

Transversion

  Tonbœgen flogen aus den Instrumenten der Symphoniker in das Immaterielle im Orchesterklang mit traumverlorener Zartheit weichen Farben der Holzblæser & Hœrner wuchtigem Legato der Streicher > der typisch „Deutsche Klang“ auf der Tragfæhigkeit des Librettos ein grosser epischer Bogen hælt…

Hochformat

Weiterführend → Lesen Sie auch den Nachruf zu Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.  

Abreise und Rückkehr

Der Lichtstreif unter der Schlafzimmertür, am Vorabend, wenn die andern noch auf waren, – war er nicht das erste Reisesignal? Drang er nicht in die Kindernacht voller Erwartung wie später in die Nacht eines Publikums der Lichtstreif unter dem Bühnenvorhang?…

Zufriedenheit

Egal wo er auch Leute trifft, trifft ihn die Erkenntnis, dass wohl eine Zeit des Umbruchs sei. Traumpaare der letzten Dekaden trennen sich oder proben ein neues Leben in trauter Trennung und unerwarteter Unordnung. Die Bistros und Clubs füllen sich…

ALLERSEELEN

    Die Männlein, Weiblein, traurige Gesellen, Sie streuen heute Blumen blau und rot Auf ihre Grüfte, die sich zag erhellen. Sie tun wie arme Puppen vor dem Tod.   O! wie sie hier voll Angst und Demut scheinen, Wie…

WIE DAS AUGE BIST DU

nach birgitt lieberwirth   wie das auge bist du im spiegel sein bild fällt in dich und sinkt auf deinen grund das blut harz bist du die scherben gehn durch dich deine hände wurzeln dein körper holz sein mund wirst…

Das hat

    Offenes, Ausgeblasenes, Angedacht Leeres, zurückhaltend ausgeatmet.   Kurz vor. Wenig daneben. Gerade zu spät. Eben danach.   Zumachen. Andenken. Vorgedauert klären.   Du: SchmuckGepaltenes! Ein. Aus.       Angelika Janz Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das…

Rockpalast

Tschörmen Television proudly presents Albrecht Metzger Selbstverständlich ist es einfach, sich über einen Angestellten des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks lustig zu machen, der offensichtlich einer Fremdsprache nicht mächtig ist. In diesem Fall kann man sich über ein musikalisches Ereignis nicht genug freuen.…

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Nehmen Vögel deinen Blick mit aus dem Inneren heraus: Lauschen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend…

Protest gegen die Vergesellschaftung

Es gibt kein Dokument der Kultur, das nicht zugleich eines der Barbarei wäre. Walter Benjamin Die Theorie der Avantgarde erschien 1974 und entfaltete sogleich eine beträchtliche Resonanz. Peter Bürgers Verständnis der Avantgarde geht davon aus, dass die Avantgarde eine produktive bis destruktive Auseinandersetzung…

Schatten der Schrift

  wenn der Atem stockt… muss man absehen von der Sprache & aus dem Staunen heraus zuwarten damit die Kunst wieder zu einem spricht   sich mit insistierender Neugier den Lettern Strichen & Linien næhern: das Schauen des Chronisten vergisst…

Eine Erinnerung an Valery Popov

  Ein herrlich sonniger Oktobertag 1994 in dieser wunderschönen Stadt St. Petersburg. Vorher angekündigt traf ich mit der Tochter unseres PEN-Mitgliedes Dr. Peter Marginter zu einem kurzen Besuch, wie ausgemacht war, bei Familie Popov ein. Es ging um PEN-Angelegenheiten. Aus…

Langzeitsponsoring

Die kleinen Sportvereine auf den Dörfern, in den ländlichen Gebieten der Republik sind ebenso wie die Großen der Branche auf Sponsoren und Werbeeinnahmen angewiesen. Nicht jeder Verein hat das große Los gezogen und irgendein Milliardär setzt sich in den Kopf,…

quattro stagioni

    vier mal 4 Jahreszeiten & es fühlt sich immernoch nicht richtig an die Wiedervereinigung = eher ein Arschfick – ohne Gummi       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

Fern

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

textprobe

  die gemeinschaft essen u. trinken alkohol mit auffuehrung – treu? beispiel. 160 schluepfrige kilogramm zwei faesser refrain: auch das ohr auch das ohr serviert gespeist u. ohr. ent= blaetterung wie man so sagte riesig vorhang vorfall formen keine anfaenger.…

Erblinde

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

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Schamlos geben die Himmel ihr Blau an die Wellen ab diese aber zerschlagen sie zu Knitter: Zittrigkeit der Verzärtelung Wasser? Das aber ist hart: es lässt sich nicht hacken allem atomaren Sprengstoff zum Trotz *** Weiterführend → Ein Porträt von…

Babelsprechdurchfall

  vollkommenes Befremden durch Mobilmachungs– & Zukunftsbefehle in einer Diktatur der Expertokratie   allmæhliches Begreifen der Sprachverlassenheit in einer verhunzten Œffentlichkeit   leidenschaftliches Befuerworten der Wiederbelebung einer wirklich œffentlichen Debatte   unter Idealismusverdacht fest genommen werden & Zuflucht in einer…

ZERFALL

kraut das auf den lippen weich gelöst verwest erweckt mich nur der stein von bleicher luft porös wie haut hält mich am hang der abstürzt find ich den schädel entblättert weiß ich die höhle die mich birgt in mir der…

Effenberg

Tatsächlich gab es im Sauerland, nahe des schönen Ortes Herdringen, das Schloss bekannt aus zwei Edgar-Wallace-Krimifilmen, einen höheren Hügel mit dem Namen Effenberg. Wahrscheinlich hat er gar nichts mit einer bekannten und von vielen Menschen sicherlich auch verehrten Sportpersönlichkeit zu…

Krieg

    Wehe wühlt Harren starrt entsetzt Kreißen schüttert Bären spannt die Glieder Die Stunde blutet Frage hebt das Auge Die Zeit gebärt Erschöpfung Jüngt Der Tod.     *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn, in…

Eine Erinnerung an Marie-Thérèse Kerschbaumer

  An jedem Dienstag Abend, oft bis spät in die Nacht hinein, war im Keller der Wiener Secession ein Künstlertreffen, quer durch alle Sparten, Maler, Dichter, Musiker. Lebenskünstler waren wir alle, weil die meisten von uns mit wenig Geld ihr…

einmal woanders

  auf euren blickbahnen rasend voran. hier sitzt man zu vielen ein ereignis zuende, hier geht man, wann immer, getrennt ins vorbereitete perfekt zurück     Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den…

STRUKTUREN

gestein das langsam wund zerfällt scheint wärmer mir als jedes leuchtend glatte haus so also bremst zuletzt das sterben selbst den kalten tod während das leben ihn erzeugt steh ich im dunkeln entwurzelt vorm weißen licht hält mich der himmel…

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Und aber diese Lücke im Moment spürst du den Spalt der die Zeit keilt als wär sie schon bringen deine Augen die Tiefe der Landschaft außer Atem: Move on *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In…

Gebetsmuehlenbetriebsamkeit

  keine Ursache ALLES erzielt Wirkung im Wunderland der Selbstreferentialitæt …sich im Spiegel kabinett der zersplitterten Selbst wahrnehmung fragen wann welche Identitæt jeweils opportun ist   Individualitæt verklært sich zur Freiheit Neue Innerlichkeit ist in seidener Leichtigkeit & schmerzlichem Ernst…

OBERFLÄCHENANALYSE

  Man müsse sich keine Sorgen um die Demokratie machen.Das Land habe schon ganz anderes ausgehalten.So, so. Ja, ja.Soll das Volk wieder Kuchen essen?Sind Bananen angesagt, Happy Pillsauf Krankenschein?Rationieren Rubbellose das tägliche Glücksgefühl? Und genügt das schon?     ***…

sentimental journey

täglich packt er jetzt vollmond und weltschmerz am regenbogen droht das übermorgen und gestern verhungerten tausende mit kindern die graue ohnmacht findet mich im klammen bett eines einsiedlers und des wüstlings der im schlaf mit den zähnen knirscht doch die…

Nachklapp

Im Vorbeigehen hatte sie Herrn Nipp einen leichten und wohl eher freundschaftlichen denn anmachenden Klaps auf den Hintern gegeben. Niemand würde auch nur entfernt behaupten wollen, er habe zwei Gesäßmuskeln, die besonders dazu Anreiz böten. Ganz im Gegensatz zu möglichen…

LAGE

  spring ich ins licht ist es ein spiegel bin ich geblendet weiß vom schein der scherben stürzen golden die blätter und mondäugig die worte mir ins gesicht tanzen die splitter seh ich hinterm glas geronnen die entfallne seele leuchten…

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wird der Hals durchschnitten der die Welt am Rücken trägt: Himmelsbahn als Reptil Regenbogen mit Warzen Bäume die den Himmel abstützen: wir gelb der scheue Mut weiß Gefiederbaum der den Himmel abstützt Haupt des Gottes im Baum gelassen weiter gehen…

O.T.

  Der onkel Willi und die katze Pussi sie lesen beide in dem weltgehäuse Er ist von jener welt und darum muß sie von dieser sein: Dort fehlten ihr die mäuse   Der onkel Willi liest zumeistens leise Pussi die…

Warum schafft das Stöhnen des Sturmes Genuß?

  Wohl deshalb, weil es die Alltäglichkeit unseres Schön-Wetter-Lebens vertreibt und diesem wenigstens ein tragisches Interesse verleiht. Dieser Laut wirkt wie ein erfreuender Weckruf, der unsere Energie zum Widerstand gegen Eindringlinge in den Bereich unseres Lebens auffordert. Er ist Musik…

Die Spannung

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Postkartenarten

Wie all die Jahre zuvor hatte er sich auch in diesem Urlaub ganz eindeutig und fest vorgenommen, einen ganzen Haufen Postkarten aus der Ferne zu schreiben. Mehr aus einem Gefühl der Tradition als der Pflicht, mehr aus Trotz, denn aus…

Die Verwandlung

  Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen,…

Fünfundreißig

    Trotz härtester Selbstkritikmuß ich zugeben, daß ich noch nichtso aussehe wie ein alter,abgeboxter Handschuh.Und jedes Lächeln von einemjungen Girlwirft mich höher,gibt mir neue Kraft, umdie Flaschen zu tragen, dieich aussaufe,oben unterm Dach.Und anschließend onaniereich wie wild und wichsemir…

Kindheit und Kadaver

wenn die verwandten neben mir die mich im wind selbst nicht zu wittern wußten fremd wie fern vor gräbern standen sah ich das kind in der erde hinterm gekrümmten stein die höhle aus holz den wachturm des vergessens die welt…

Eine Erinnerung an Erwin Ringel

  „Servus, Franz!“, sagte ich, nachdem mich meine Lebensgefährtin Susanne mit „Der Ringel ist am Apparat“ ans Telefon gerufen hatte. Ich dachte, der Maler Franz Ringel sei es und wunderte mich noch, warum der bei mir anrufen sollte, obwohl wir…

Abdriften, um zum Spiel zu finden

  Jedes Mal, wenn die Freunde beisammen sitzen, einige Gläser Wein konsumieren und vor allem gut speisen, vielleicht der Anregung geschuldet, sicherlich aber des Genusses wegen, wird sich ein Disput ergeben. Mal über Themen, zuweilen aber auch Worte und ihre…

Haar in der Suppe finden

  Bei all der Silvesterbegeisterung, den Krachern und all den innigen Umarmungen sollte man eines nicht grundsätzlich verdrängen. Hier ist der allgemeine Hang zur Nörgelei gemeint. Über absolut alles gibt es etwas zu meckern. Ja, auch über die Lautstärke der…