Kategorie: Allgemein

in der mammutsteppe der hypermoderne

  mit dem blick eines prähistorikers, der zeitalter und weltenorte überschaut und verbindet, durchwandert andré schinkel in seinen gedichten epochen und landschaften des planeten und der menschheit. oft kann man dem terror des privaten und der provinz nur kreativ und…

Die schöne Polin – Erlösung

Jüngst traf ich beim Einkauf auf dem Markt meine Friseurin, eine Polin im besten Alter, sie inspizierte mein Haupt, das war ihr Kommentar ohne Worte. Ich: „Wenn Sie Ihren Salon wieder aufmachen, dann machen Sie mir eine Dauerwelle und färben…

Die Dicke

Die Dicke, die Aufgeschwemmte und die Andere sind Schwestern. Alle drei tragen grüne Hüte mit welken Federn auf Strohhaar. Im Wechsel zitieren zwei sich gegenseitig; hinter dem Rednerpult sind sie nur halb zu sehen. Ihre Sprache ist einseitig, ja, einfach,…

Qualität, eine Analyse

Jetzt werden die Schulen ebenfalls Stresstests unterzogen. Nein, es geht nicht um die Globalwirtschaft, nicht um irgendwelche Umweltschäden, schon gar nicht um irgendwelche atomaren Fallouts. Es geht um die Qualität der Schulen, der Schulleiter, der Lehrer, nicht aber des gesamten…

:

Um einen Wegweiser weiser sein kleiner das Wichtigste wissen und Fehler machen wie eh hinfallen aufstehen hinfallen aufstehen *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2020 Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage…

Bagatellen

Weiterführend → Ein Porträt der Hungertuchpreisträgerin Almuth Hickl findet sich hier. Und außerdem im KUNO-Archiv, ein Hinweis auf die Ausstellung Freibank. Photos der Reihe im Rheintor und der Veranstaltung in Kunstverein Linz. Einen Essay zu den Aktionen im Rheintor finden…

SCHULBESUCH

ich bin in meiner ehemaligen schule und soll dort lesen. ich gehe durch die flure und treppenhäuser und suche die klasse, die mich eingeladen hat, kann sie aber nirgends finden. als es zur pause klingelt, nehme ich das mitgebrachte bündel…

Das Licht ging an

  Das Licht ging an sie sagten dir: ungeachtet von Geschlecht Religion Nationalität oder einer anderen Art von Zugehörigkeit und versuche hier nicht das Opfer zu spielen fügte lächelnd einer mit Kaftan und langem Obergewand hinzu die Ausrottung des Bösen…

das alte paris

  und wenn der asphalt weich wäre und weißoder wenigstens hellblauwürde ich ein himmelbett aus ihm bauenauf ein auto bettete ich mein hauptund in einem der prächtigen boulevardssuchte ich mir einen mannden zweitbesten der vorüber kämealle bewohner der stadt wären…

europa von oben und unten betrachtet

ihrem zweiten band von »Wirklich reisen« stellte die autorin ein zitat von theodor fontane voran, dem wanderer durch die mark brandenburg, der aus einer hugenottenfamilie stammte: »Personen, die nicht da waren, wissen immer alles am besten.« das ist ja logisch.…

Dampfschiff nach Argentinien

  Der in Moskau aufgewachsene Autor Alexei Makushinsky, seit Beginn der 1990er Jahre in Deutschland lebend, legt mit seinem ersten Roman in deutscher Übersetzung ein episches Werk vor, in dem die Suche nach der verlorenen Zeit ungewöhnlich neue Wege beschritten…

unerwarteter mehrwert

  mit dem titel »Wirklich reisen« grenzt sich die autorin, die zwischen reisen und tourismus unterscheidet, von vornherein vom massentourismus ab. in »Vor Reiseantritt« schreibt sie: »Die Allmacht der Natur gab uns oft zu verstehen, wie klein und verletzlich wir…

Verseschmied und Lyrikfischer

Der Lyriker und Herausgeber Axel Kutsch wird heute 75 Jahre alt „Kann man ein Gedicht/ über Fischstäbchen schreiben?/ Natürlich kann man./ Ich laß es bleiben“, meint der Bergheimer Autor Axel Kutsch lakonisch in seinem Gedicht „Ein Leser fragt“. In dem…

WEGEN UMBAU GESCHLOSSEN!

  Im Traum nahm ich mir mit einem Gewehr das Leben. Als der Schuß fiel, erwachte ich nicht, sondern sah mich eine Weile als Leiche liegen. Dann erst wachte ich auf.     *** Die Einbahnstraße ist eine entscheidende Gelenkstelle…

TRÖDELMARKT IN TOKIO

Neben dem Forum Das gläserne Schiff Öffnet die Fenster Mit Proviant im Gepäck Koriander Lavendel Zitronenkraut Im Wind schaukeln Messingwaagen Torkeln abgewetzte Koffer Voller Verschwiegenheit Gevatter mit Maske und Bart Der abgetragene Anzug Hätte meinem Vater gesessen Neben dem spitzen…

Das öde Land (immer weiter)

Verschiedene Kritiker haben mir die Ehre angetan, das Gedicht als Kritik an der Gegenwart zu interpretieren, und haben sogar eine gehörige Portion Gesellschaftskritik hineingelesen. Für mich war es nur das Ventil für einen privaten und ganz belanglosen Grant gegen das…

Limerick

Wir leben provisorisch, die Krise nimmt kein Ende. Erich Kästner *** Weiterführend → Ein Porträt der Hungertuchpreisträgerin Almuth Hickl findet sich hier. Und außerdem im KUNO-Archiv, ein Hinweis auf die Ausstellung Freibank. Photos der Reihe im Rheintor und der Veranstaltung…

Cum grano salis

  Schlange, sage ich, ich gefalle mir nicht mehr, ich bin zu dick. – Dann musst du was tun, sagt Schlange, treibe Sport! – Ich weiß nicht, sage ich, das strengt mich zu sehr an. – Dann iss weniger, sagt…

Am Dorfeingang

Am Dorfeingang mit Hallo wie sie  schwitzten. Rein in die „Ecke“! Gegen Früher ist alles anders, da sind nicht mal Abdrücke auf den alten Fotos. Dass sich im Umkreis der Körper kaum was bewegt von uns weg: nur noch frontal…

Das Psychologietheater

  Es ist evident, daß alle Psychologie ein Sicheinfühlen in die fremde Existenz, ins Objekt, in den Gegenstand voraussetzt. Um etwas »Psychologisches«, etwas über die Seele einer Sache, eines Menschen, eines Unternehmens aussagen zu können, bedarf es einer Fähigkeit des…

Panzersperren

  Wir gehen „Panzersperren-Schauen“, es ist schon gegen Abend. Wer noch mit mir ist, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich nur an die beiden Panzersperren im oberen Ortsteil: an die beim Moser-Haus und an eine auf der Linzerstraße. Reden…

Der innere Meridian 5

  Einmal einen selbstlosen, antikapitalistischen Akt begehen, sich von einer einzigen Person abhängig machen, vollständig und ohne etwas zurückzufordern. Einmal um jemanden kämpfen, gegen den man nur verlieren kann.     *** Der innere Meridian, Aufzeichnungen von Ralph Pordzik, Würzburg:…

Krumme Strasse

Das Märchen redet manchmal von Passagen und Galerien, die beiderseits mit Buden voller Lockung und Gefahr bestellt sind. Als Knabe war mir so ein Gang geläufig; er hieß die Krumme Straße. Wo sie den schärfsten Knick hat, lag ihr finsterstes…

Gestelzt

  meine Bachstelze wo ich bin ist sie versitzt sich verfrisst sich verfliegt sich Immer ein auge auf mich gerichtet als würde sie fragen darf ich ein nest bauen darf ich libellen fressen darf ich mich fortpflanzen ich antworte mit…

Kontrolle

Die Nacht war lang gewesen, denn sie hatten zusammen Filme gedruckt. Hatten sich den Spaß gemacht, einen ungarischen Film zu sehen – Kontroll. Beklemmende Ästhetik, mal banal, mal der reine Schock. Wäre sicherlich eine gute Vorlage für einen Film mit…

grenzenlos und unverschämt

ich werde trotzdemafrikanischseinauch wenn ihrmich gernedeutschhaben wolltund werde trotzdemdeutsch seinauch wenn euchmeine schwärzenicht paßtich werdenoch einen schritt weitergehenbis an den äußersten randwo meine schwestern sindwo meine brüder stehenwounsereFREIHEITbeginntich werdenoch einen schritt weitergehen undnoch einen schrittweiterund wiederkehrenwannich willwennich willgrenzenlos und unverschämtbleiben…

Die Kolonne der schwankenden Heuwagen

Die Kolonne der schwankenden Heuwagen auf dem Feldweg  gegen einen Gewitterhimmel – und irgendwann holpert die Schmalspur abschüssig runter zum Hoftrakt. Die TEform des Hoftraktes, im Schnittpunkt Fliegentisch, Steinboden mit Zaunmuster. Das Klima drinnen schält und löst sich aus 2…

Love is in the air

  He finds her nature to be thoroughly friendly     *** Love is in the air von Joanna Lisiak, 2019, 200 Seiten, isbn 978-374942-841-0 Einzelne Wörter, Wortkombinationen, die direkt ansprechen, indirekt etwas meinen oder subtil verdecken. Minimale Aussagen, mögliche…

KAISERPANORAMA

Reise durch die Deutsche Inflation   IV. Nicht umsonst pflegt man vom »nackten« Elend zu sprechen. Was in seiner Schaustellung, welche Sitte zu werden begann unter dem Gesetz der Not und doch ein Tausendstel nur vom Verborgenen sichtbar macht, das…

spinnen

ist das all gewebt schwebt die spinne aus der tür des himmels die sie hütet zerplatzen die ballons unter ihr im wind fliegen die jungen an leuchtenden fäden steigen auch menschen auf zur sonne beginnen ihre körper zu brennen flackert…

Karl Kraus

Die Wucht dieser Sätze.. auf das in einem frivol angezettelten Weltkrieg untergegangene Habsburgerreich wirkt auch noch hundert Jahre später. Jens Malte Fischer     I. Allmensch Wie laut wird alles. Worte in Versen II Alte Stiche haben den Boten, der…

spielräume des staunens

2016 erschien von joanna lisiak, die zwischen zürich und basel lebt, der gedichtband »links wenn sie träumt« beim verlag »edition 8« in zürich, einem der ausgangsorte der klassischen moderne. »links wenn sie denkt« wäre ebenfalls möglich. links träumen und denken…

Winterdienst

  Patrick schon wieder er steht mit seinen kurzen Beinen breitbeinig da wollen wir reden Patrick ich weiß er will jetzt nicht reden weiß nicht was er will Benjamin kommt herein und geht in sein Zimmer Sandra ist mit den…

Stadtansichten

Jede Fotografie ist eine Art memento mori. Susan Sontag In seinen Stadtansichten von Linz untersuchte Peter Meilchen künstlerisch, welchen Einfluss die architektonische oder geographische Umgebung auf die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten hat. Seine psychogeographische Forschung findet dabei…

Porträt

  *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

Flickenteppich ∙ Blicke auf Brinkmann :

Weiter und weiter machen in einer gu­ten Gegen­wart Die Musik kann im selben Maße wie die Literatur erschüttern, eine gefühlsmäßige Umkehr, Traurigkeit oder ab­so­lute Ekstase bewirken; die Malerei kann im selben Maße wie die Literatur verzücken, einen neuen Blick auf…

:

wirst mir nicht und nie wirst mir fremd und selten beim Schrägen der Strahlen dann: Ende sinkt eine Zeit ein Loops *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2020 Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

Wohnungsbesichtigung

  Sie verläuft gut und man nimmt sich Zeit. Man lässt sich in der potentiellen Wohnung ein Bad einlaufen, um die Wohnung zu testen. Nach dem Bad macht man ein kleines Nickerchen auf einem Bett. Das gehört sich bei einer…

Die Parforcejagd des digitalen Hype

  In Zeiten des digitalen Hype schauen alle Beteiligten nur nach vorn. Begeistert tummelt man sich in virtuellen Welten. Berauscht sich an den neuen technischen und medialen Möglichkeiten. Und erstürmt die schier unendlichen Experimentierfelder des Social Media mit geradezu kindlicher…

Wir segeln auf dem Strich

Wir segeln auf dem Strich dahinten, eher früher. Wohin geht’s, mit dem Kreuz auf der Karte? Es ist kühler geworden, darum sichte  wir auf Mittelgrund und verständigen uns nicht weiter per Megaphon mit den Eingeborenen. Und wieder eine Weile wieso…

Die Aufgabe des Übersetzers

  Nirgends erweist sich einem Kunstwerk oder einer Kunstform gegenüber die Rücksicht auf den Aufnehmenden für deren Erkenntnis fruchtbar. Nicht genug, daß jede Beziehung auf ein bestimmtes Publikum oder dessen Repräsentanten vom Wege abführt, ist sogar der Begriff eines ›idealen‹…

Die schönste Nebensache der Welt

Dank Netzers Ballbeherrschung, seiner grandiosen weiten Pässe, seiner Geistesblitze und Übersicht sowie Heynckes’ Schnelligkeit und Intuition entwickelte diese Elf einen Spielfluss und eine Brillanz, die sie weder zuvor noch danach jemals wieder besessen hat. schreibt Daniel Cohn-Bendit über die die…

Zwischen Halle und ‚Rendsborough‘

Vorbemerkung der Redaktion: Zum 85. Geburtstag von Sarah Kirsch baten wir André Schinkel einen Blick auf „Juninovember“ zu werfen, die erste Publikation aus dem Nachlass der Dichterin. Die große Dichterin Sarah Kirsch, bereits zu Lebzeiten zur Klassikerin erklärt, blieb stets, wie…

Robert Walser

  Man kann von Robert Walser viel lesen, über ihn aber nichts. Was wissen wir denn überhaupt von den wenigen unter uns, die die feile Glosse auf die rechte Weise zu nehmen wissen: nämlich nicht wie der Schmock, der sie…

Liebesmeer

Du siehst in Duhnen weit übers Watt aufm Deich überm Strand aufm Deich und wirst vom Schauen, vom Schauen nicht satt aufm Deich überm Strand aufm Deich Nur Schlick sieht dein Auge im Watt von Duhnen vorm Strand unterm Deich…

„Darf ich dir das Sie anbieten?“

Twitteratur wird von vielen argwöhnisch betrachtet, die nicht immer unberechtigte Kritik entzündet sich an sprachlichen Routinen, erwartbaren Pointen oder – jenseits des Humoristischen – häufig an einer zu offensichtlichen Rhetorik. Auf KUNO haben wir in 2014 versucht, dies mit dem…

Dschäääzz!!!

  Genau wie meine Mutter hatte auch ich keine Lust, auf Ostermärsche zu gehen, weil ich es immer so anstrengend fand. Ich erkläre kurz für die Jüngeren unter uns: Ostermärsche für den Frieden gab es schon in den sechziger Jahren.…

Staubsauger

  Da sitzt er nun wieder, unter sich der weiße Boden. Quadratkacheln seit eh und je. Er hat Langeweile und zählt die Krümel. Es werden immer mehr, immer mehr. Eigentlich müsste er Staub saugen. Aber dazu fehlt einfach die Energie.…

HOCHSENSIBLE DATEN

  Tom de Toys schreibt „eigentlich“ nur Lyrik (Neuropoesie/Offlyrik) und Essays, ist sogar ein programmatischer Gegner von „echten“ Geschichten (damit meint er: mit Figuren und Handlung), und nennt seine psychophilosophischen Essays daher gerne ANTIPROSA. Trotzdem entstanden im Laufe der Jahre…

Auge an Auge

  in der rue moreau kenne ich einige die tasten die welt mit dürren stöcken sie bewohnen zimmer wie vögel sehen ihre fenster auf die stadt im blindenhospital in der unverputzten bar sitzen sie auge an auge und bewundern bunte…

Der innere Meridian 4

  Dem April gelingt nichts. Keine Prosa, keine Poesie, nur hübsche Vokale mit Wasserfarben, Balladen auf Feldpostpapier, Papiertiger mit Eselsohren. Mäntel des Schweigens, günstig abzugeben. Vorsichtig drückt man sich am Tag aus, schlüpft morgens einmal in Gott, verabschiedet die Liebe…

Erinerung an einen „Roboter“

  Zwei Einzelgänger ergeben einen Doppelgänger. Florian Schneider-Esleben       *** Am 07.04. 2020 starb der Gründer der Pop-Band Kraftwerk. Man sollte nicht Biographien, sondern ihre Elektrifizierte Entnazifizierung wiederhören oder The Man Machine: Kraftwerk, Krautrock and the German Electronic Revolution…

Schluss mit der Katzbuckelei

  Spätestens seit der Veröffentlichung seines Romans „Die Tagesordnung“ (2017), für den er den hoch dotierten Prix Goncourt erhielt, ist Eric Vuillard, 1968 in Lyon geboren,  der Vertreter eines neuen Genres in der französischen Erzählliteratur geworden. Er verzichtet auf eine…

Für die nächsten Tage

Für die nächsten Tage hat die ABTEILUNG eine Bergwanderung angemeldet. Unter Aufsicht wird gewürfelt, zu welcher Zeit die Pause eingelegt werden soll. Dann wird eingeteilt, in Kartenleser, Kartengeher und Kartenzeichner. Man sammelt sich an dem PUNKT, wo die Kartengeher  von…

Würdigung eines Lebenswerks

Zum 50. Todestag von Victor Otto Stomps, im 100. Jahr nach seinen ersten eigenen literarischen Publikationen legt der axel dielmann – verlag Victor Otto Stomps als Schriftsteller auf Es ist in der Buchbranche alles andere als unüblich oder selten, daß…

Loggien

Wie eine Mutter, die das Neugeborene an ihre Brust legt, ohne es zu wecken, verfährt das Leben lange Zeit mit der noch zarten Erinnerung an die Kindheit. Nichts kräftigte die meine inniger als der Blick in Höfe, von deren dunklen…

Mein Bild von Alois Vogel

  Durch das imaginäre Objektiv meiner Kamera sehe ich ihn, den Alois Vogel: Seine große, aufrechte, schlanke Gestalt; in einem grauen Anzug, mit Strickweste und mit sorgfältig gebundener, farblich und stofflich dazupassender Krawatte. Im Winter darüber ein knielanger, schwarzer Kapuzenmantel.…

da kam april und zauderte – nicht

 Er / wird kommen (Rolf Dieter Brinkmann) Memory and desire, stirring (T. S. Eliot) Dat war so – so war dat – (Thomas Kling) und wegen des schwerbluts der sinne fällt peer quer – hinne (oder weswegen sonst?)    …

satisfactory products

satisfactory products from famous manufacturers please benefit profit there must be a few minutes *** Spam Poetry von Joanna Lisiak, KUNO 2020 Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte destilliert. Diese Methode hatte sie in einem komplexeren Umfang bereits…

DAS VERSTECK

ich lebe im haus meiner kindheit, doch nicht als kind, sondern während des zweiten weltkriegs, vor dem ich desertiert bin. hinter vorgeschobenen schränken auf dem boden versteckt, steige ich nur zum essen auf einer treppe zu den hausbewohnern hinab, die…

Ein Museum wird 35

Das Museum für Fotokopie (M.F.F.) widmet sich der Geschichte der Fotokopie und der Copy Art. Es ist Mitbegründer des seit 2013 vom gleichnamigen Verein betriebenen Makroscope – Zentrum für Kunst und Technik, welches sich gegenüber vom Rathausturm im Zentrum der…

KAISERPANORAMA

Reise durch die Deutsche Inflation III. Alle näheren menschlichen Beziehungen werden von einer fast unerträglichen durchdringenden Klarheit getroffen, in der sie kaum standzuhalten vermögen. Denn indem einerseits das Geld auf verheerende Weise im Mittelpunkt aller Lebensinteressen steht, andererseits gerade dieses…

Nicht nur den Dublinern gewidmet…

  Alle Harfenspieler an den Galgen Befahl Elisabeth The First, Und wie zum Trotz, wie ein Fanal, Erklang die Pipe an allen Ecken: Die rote Whistle gab den Takt, Die graue Fiddle lachte dröhnend, Das grün lackierte Banjo sang Balladen,…

Es ist gut, einen Schreibtisch zu haben, aber …

Klaus Siblewski hat mit zehn hochkarätigen Autorinnen und Autoren gesprochen und ihnen die kuriosesten Arbeitsvorlieben und überraschendsten Schreibgeheimnisse entlockt. Durch seine präzisen Fragen sind detailgenaue Impressionen entstanden, die nicht nur viel über den Prozess des Schreibens verraten, sondern auch über die Persönlichkeit…

Vom Überbau der Freiheit

„Seht ihr nicht, wie ihr einander zerfleischt in Unbedachtheit eures Sinnes?“, fragt der historisch verbürgte Empedokles in seiner Fragmentsammlung katharmoi, den sogenannten Sühneliedern, und Hölderlin greift diese fragende Figur auf und macht aus Empedokles den „Denker des anderen Anfangs“ (Martin…

Serienerinnerung

Serienerinnerungen. Augen-Blicke und sehen und verwoben und verstehen und leisten und machen und reflektieren und reduzieren und wiederholen und verwerfen und überarbeiten und besprechen und hinweisen und alles infrage stellen und dies und das und wie und warum und hier…

:

  In diesen Breitengraden kennt der Baum sein Laub nicht mehr   umschlingst mit der Zunge Worte wie Haare hilft nichts: radioaktive Ortlosigkeit           *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2020 Ein Porträt von Sophie…

STRUKTUREN – Neue Grafiken

*** Zur Ausstellung von STRUKTUREN – Neue Grafiken von Tristan Meinschäfer erschien ein auf 50 Exemplare limitierter Katalog. Mehr im heutigen Künstlergespräch ab 17:00 Uhr in der Musikschule Soest. Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbucher in der Werkstattgalerie Der Bogen lesen finden…

Über die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen

Vorbemerkung der Redaktion: Seit 20 Jahren wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die Redaktion empfiehlt daher das auf vier CDs erweiterte Hörbuch Gedichte,…

Über die Verfahrungsweise des poetischen Geistes

Friedrich Hölderlin ist der große Unbekannte unter den Klassikern der deutschen Literatur. Am Eingang des Tübinger Hölderlin-Turms stand jahrelang der Satz aufgesprüht: „Der Hölderlin isch et veruckt gwä!“ Ein Verrückter? Ein Revolutionär? Schwäbischer Idylliker? Oder der Vorreiter aller modernen Poesie?…

Die Erfinder der Lügenpresse

  Sie waren Pioniere. Sie gaben den einzig legitimen Nachfolger der WimS heraus. Sie begründeten das analoge Internet und den: Fiktiven Journalismus weltweit im Dienst der Leser Die DRECK-Redakteure haben 32 Jahre an diesem Heft gearbeitet, es enthält neben ihrem…

Hin- und Rückweg

Hin- und Rückweg mit den gleichen Gedanken gehen.  Einschließend Ausgangsort/Zielort. Da hat sich was verändert, das Namensschild stimmt nicht (mehr), der denkbare Name hat einen falschen Klang. Das Klima war herbstlich ganz unterschiedlich. Aus den Fenstern am Weg drangen Gerüche…

Bildungsreise

  Eine zwanzigtägige Schiffsreise von Antwerpen bis Istanbul im Juli 1967 aus der Erzählperspektive eines Sechzehnjährigen, in der Form von Tagebüchern aufgezeichnet – das verspricht ein besonderes Lesevergnügen, zumal der Roman des Heranwachsenden oft die Ebenen in der Wahrnehmung des…

Frei | lauf der

flanieren fabulieren fantasieren sinnieren besinnen unsinnen ansinnen ersinnen mäandern oszillieren assoziieren vagabundieren schlangenlinieren zickzacken umwegen abwegen expedieren exkursieren bummeln wandern lustwandeln promenieren gedankenspringen schlendern schreiten stöbern stelzen streunen streifen strolchen stromern piaffieren pirouettieren derwischen umgehen umecken umherziehen uferlosen ringeln reisen…

Vom Zugzwang der Wolken

  Als mein Sohn mich nach seinem Vater fragte, hatte er ernste Augen. Er nannte mich zum ersten Mal bei meinem Vornamen, nicht länger Mutter. „Amani, bitte erzähle mir von ihm“, flehte er. Bitte sage mir, dass ihr euch geliebt…

Schwerkraftübungen

Ernsthaftigkeit und Lächerlichkeit all jener Beschwerden zu ertragen, die Ruheständler erleiden, könnte – muss aber nicht – zur Altersweisheit führen. Alles, was ich anfasse, anzufassen versuche oder nicht einmal berühren will, fällt unweigerlich zu Boden. Und das vor allem, wenn…

Pyrrhus-Sieg

  Komm!, sagt Schlange, wir machen Liebe. – Lass mich, Schlange, sage ich, ich denke nach. – Was ist los, sagt Schlange, worüber denkst du nach? –  Über unsere polygame Neigung, sage ich. – Ich wusste es!, sagt Schlange. –…

kuchenmännchen und hummermenschen

der band »Bernstein und Valencia« von sibylle ciarloni, die auch bühnentexte und essays schreibt und mit auftrittsformen experimentiert, enthält 22 erzählungen. die ersten texte, behutsam geschriebene realistische kurzgeschichten mit oft familiären hintergründen und einem genauen blick auf details, bieten, meist…

Dr. Caligari

  Seit Jahren, seit den großen Wegener-Filmen, habe ich nicht so aufmerksam im Kino gesessen wie beim ›Kabinett des Dr. Caligari‹. Dieser Film, verfaßt von Carl Mayer und Hans Janowitz, inszeniert von Robert Wiene mit Hilfe der Maler Hermann Warm,…

socmint und dann

und bitte ssm auf allen kanälen / aggregation du weisst ja / mit einem sympathischen avatar als symbolfigur / mit eigener community ein paar sockenpuppen rein / parallel immer schön below the line / nur nicht plump / zuvor mit…

Der innere Meridian 3

  Er hatte sich wieder einmal mit sich selbst verabredet und war dann doch nicht hingegangen. Er war eben nicht zu sprechen für sich, zu keiner Zeit, niemals. Immerzu fühlte er sich gekränkt. Er wurde beleidigt von Freunden, die ihn…

Wenn er hier wäre

  Sie wurde an diesem Abend zu den jungen Männern platziert. Die anderen Frauen saßen etwas weiter entfernt. Man hatte die Plätze gelost, um die Leute gut durchzumischen. Sie war mit dem ihrigen zufrieden. Doch was ist in sie gefahren…

Rückblick

von Sjón Tage wie schnelle Eidechsen wie schweigsame Gläser mit Wasser gefüllt und ein winziger Sturm ums Kinn   Tage wie ein schuppiger Faden im roten Stoff des Kleids für die Abschiedsstunde wie Schere oder fallende Schwalben   Tage wie…

Menschlichkeit kennt keine Sperrstunde

  Wenn Lyrik Verdichtung der Sprache ist, dann schweben Aphorismen zwischen Gedanken und Niedergeschriebenen. M(b)unter gesagt: Es sind Vögel, die herumhüpfen und sich das Beste vom Boden picken, das sie finden können. Die Merksätze und Aphorismen des Duisburgers enthalten viel,…

O.T.

Uns ist es nicht vergönnt, Gott und die Freiheit zu erkennen.So sagte einmal, glaube ich, einer der preußischen Schule.Wir tragen alles in uns und spüren manchmal selbst, was gradzu tun ist. Den Rest der Zeit verdecken Müßiggang und Lasterdas Licht,…

Notizzettel

Als Herr Nipp die alte wiederentdeckte Jacke aus den achtziger Jahren angezogen hatte, stutzte er. In der linken Tasche fand sich ein Zettel, den er vor vielen Jahren geschrieben haben musste. “Ich ziehe dein benutztes T-Shirt an, streife mir deinen…

Unglücksfälle und Verbrechen

Die Stadt versprach sie mir mit jedem Tag aufs neue und am Abend war sie sie schuldig geblieben. Tauchten sie auf, so waren sie, wenn ich an Ort und Stelle kam, schon wieder fort, wie Götter, die nur Augenblicke für…

Wann

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…