Kategorie: Allgemein

ohne ende

Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

25 Jahre Herr Nipp auf KUNO

Herr Nipp de-real-isiert das Faktische und real-isiert das Fiktionale.  Vor einem viertel Jahrhundert stellte Haimo Hieronymus einen Typ vor, die seither auf KUNO ein Eigenleben entwickelt hat. Bereits die erste Geschichte von Herrn Nipp zeigt eine melancholischen, zum Selbstmitleid neigenden…

Wir, wenn wir im Carrè das Wirkliche umbilden

Wir, wenn wir im Carrè das Wirkliche umbilden: in Wirkliches mit dem Kleinen Unterschied von den Gesten her.  Wir, das Carrè aus Gesprochenem,  in die Wirklichkeit das Carrè geschnitten/im  Augenblick blüht das Carrè.  Mensch, wir mit dem kleinen Unterschied im…

Über Dichtung

    Reim ist bloss ein wortspiel wenn zwischen den durch den reim verbundenen worten keine innere verbindung besteht.       *** Twitteratur von Stefan George. In: Blätter für die Kunst, Hrsg. Carl August Klein, Folge 2, Band 4, Berlin…

Fatale Wirkungen

Ausflug nach Saint-Remy-les-Chevreuse. Nach dem Frühstück in den Wäldern geschweift. In ihrer Feuchte gedeihen jetzt die Pilze, deren Kappen im Moose zwischen beperlten Spinngeweben aufleuchten. Ernst Jünger   In ihrer aktuellen Kollaboration verbinden Stephanie Neuhaus und Haimo Hieronymus Fotographien aus…

Außenseiter der demokratischen Gesellschaft

  „Heute sind Künstler nicht nur ‚Außenseiter der Gesellschaft’ (…), sondern sie sind ‚Außenseiter der demokratischen Gesellschaft’ (…). Mit dieser lapidaren Feststellung plädiert die Autorin in ihren didaktisch-methodischen Reflexionen über mögliche Darstellungsweisen von Kunstwerken für flexible Ausdrucksweisen im Umgang mit…

Stadt der Engel

  Da wurde mir bewusst, erinnere ich mich, dass ich gerne in meiner Zeit lebte und mir keine andere Zeit für mein Leben wünschen konnte. Trotz allem? Trotz allem. Eine gewisse Neugier verspüre ich, ob es dabei bleiben werde. Vielleicht…

Bild

Ein Kind hauptsächlich kindisch, ein Mann mit männlichen Schläfen dazu eine Dame mit einer Leberpastete. Alles knospend und schlendernd. Zur Linken ein spukhaftes Falsches, hinten ein quiekendes Leichtes. Zuvorderst ein Winzling. *** Blempek ist ein Trick, der sich bewährt, von…

Alphabetikon: Venus

Alphabetikon, Katalog von Haimo Hieronymus, 2014. Weiterführend → Vertiefend zu diesem ‚Alphabetikon‘ lesen Sie bitte das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus. Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Gerade erschienen: Fatale Wirkungen, von Herrn…

TODE

sitz ich im offnen grab des schädels komm ich ans tor der wunden wiegt mich der knochentanz in den schlaf vertieft ihn das zucken der glieder  vor augen schwarzgefleckt die haut mein totenhemd  entflammt mich fäulnis das andere feuer  beleben…

Tannhäuser Tor

  „Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in…

wortkeil

 Harfe kann auch Mordbeil sein.                                                                                         Monika Rinck kennst du die hand für ›honigprotokolle‹ in die verkühlte flüsse manchmal münden am ijsselmeer liegt lauernd kleine tulpenknolle dieweil in harbin leut brandkugeln zünden googeln bienen mit sehr weiten schlünden kullert heut…

Sie beobachtet sich selbst

Sie beobachtet sich selbst, ohne sich beobachtet zu fühlen. ER beobachtet sie, ohne sich dabei beobachtet zu fühlen. Jemand beobachtet die beiden, wobei er dem Trugschluss der Selbstbeobachtung verfällt. Er vergewissert sich des Aussichtspunktes, von dem aus er die beiden…

Moderne Schule

  Eine moderne Schule mit neuen Rechnern. Vor ihren Rechnern saßen sie und suchten gebannt die Daten. Nur der Lehrer wusste nicht, dass dies zu einem anderen Thema geschah.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und…

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  die grauen Berge das Gehäuse Wind   weiter hinten und unentdeckt   du sagst es sei hell hinter den Wolken     *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2019 Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem…

Blindes Urteil

Die maltesische Eisläuferin Maria Cassata, die wegen ihrer hohen Sprünge und schnellen Drehungen auf dem Eis vom Publikum gefeiert, von der Jury aber stets gefürchtet war, weil keiner hinter das Geheimnis ihrer Kunst kam – während ihres Fluges über dem…

Therapien

  Den Kopf in den Hut, dann im Park verschwinden. Ganz ruhig den Augen die Gegend zeigen. Hier eine einfache Wiese, dort eine Wiese mit Raben. Doch wenn das nicht hilft, von Benn einen langsamen Walzer singen. Dann zurück in…

Gedichte ohne Worte VIII

*** Weiterführend → Eine Würdigung der Hungertuchpreisträgerin finden Sie hier. Mehr Informationen zur Künstlerin, hier.

die photographin

er ist ein model / sein atem verletzbarkeit / seine welt körpersoziologie / sein geheimnis bewegung und raum / er heiße eno und liebe Amory Clay / man spreche es anu es bedeute geschenk / fait-il parti de la vraie…

Der Würstelstand

ein Dramolett, für Dieter Scherr   MANN 1                    Mir is eh wurscht, aber… VERKÄUFER            Also nicht geschnitten? MANN 1                    Doch schon, aber… MANN 2                    Was druckst? MANN 1                    Waaas net. Kann ma a Eitrige aufschneid´n? VERKÄUFER SCHNEIDET DIE WURST…

Wut

  Frauen, die zur Angst erzogen wurden, fürchten oft, die Wut könnte sie vernichten.       *** Audre Geraldine Lorde (* 18. Februar 1934 in Harlem, New York City; † 17. November 1992 in Christiansted, Saint Croix, Amerikanische Jungferninseln)…

Strich

Behände gleitet Hand übers Blatt geführt mit leichtem Griff die Feder Ausfluss der Gedanken zu Worte Sätzen geformte Beweise, die Lügen entlarven stärken nur den Glauben an sie denn wo die Menschen voreingenommen sind, ist die glänzendste Rechtfertigung umsonst wollen…

Eiszeit

Die Kölner Haie, die von ihren Fans manchmal auch liebevoll Eismörder genannt werden, weil sie in ihren Kampfspielen regelmäßig ein gutes Dutzend Pucks zerhauen – so hart schlagen die dick verpackten Raubtiere zu – trafen eines Tages in einem eiskalten…

kein zweites Gesicht

  Er wollte die Hände vors Gesicht legen, zog sich dabei aber von sich selbst ab, so heftig, dass die Haut an seinen Handinnenflächen klebenblieb. Zu seiner Überraschung erschreckten die Umstehenden sich gar nicht vor dem blutig-wunden Kopf, sie hatten…

Levana, 1. Bruchstück

  Da aber der Deutsche keine Zeit so gern erlebt als Bedenkzeit – zu seinem größten Schritt, den er tat, nämlich ins Leben, nahm er sich gar eine Bedenkewigkeit -: so gibt er dem festen langsamen Schreiben den Preis vor…

Geballte Ladung

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Weiter nichts als eine schnarrende Murki (Fragment) *

  Der Finger, Flossenstrahl, auch die Dattel, sowie ein Muschelkrebs (wegen der Ähnlichkeit) s. Pholas und die Vorzüge eines unsterblichen Haßens (Ich übergehe allhier den ernhaften Fux, den geübten Schürmann, einen knasternden Bärentanz): Welchen Platz haben denn Biber und die…

Hinterher war ihnen

  Hinterher war ihnen am Runden Tisch die Formel gekommen, von der sie, ohne sie nennen zu können, unterwegs beherrscht worden waren. SIe fingen an, sich gegenseitig zu zählen. Wer sich selbst mitzählte, hatte sich verzählt, wer sich ausließ, hatte…

30. Jahrestag des Mauerfalls

Das Zentralkomitee der SED hat durch die Maueröffnung eine echte Wiedervereinigung verhindert, also eine, die mit beiden Teilen Deutschlands was zu tun gehabt hätte und durch die sich auch in Westdeutschland mehr bewegt hätte. Thomas Heise Die Ermordung von Robert…

Das Manifest

An einem 9. November in den letzten Jahren der deutschen Republik verschlang Kautsky, der die Welt besser verstehen wollte, als sie war, ein immer schon erträumtes Buch, das ihm, weil sich der Tag mit langen Gedanken hinzog, so schwer im…

Fischballett

  Der Himmel ist möwengrau. Wölkchen reiht sich an Wölkchen. In den Augen des Seehundes spiegelt sich dieses Himmelsspiel für Sekunden. Dann taucht er wieder in den eisigen Spiegel. Schon lange hat der Gletschersee im tiefen Südosten keine blanke Sonne…

Lit-ZS, ein Upgrade

Matrix ist der europäischen Idee verpflichtet. Sie will einem deutschsprachigen Publikum die vielfältigen Möglichkeiten von Kultur, Sprache und Literatur des europäischen Kontinents nahebringen. Sie ermöglicht Literaten und Künstlern aus ganz Europa, einander näher kennen zu lernen. Traian Pop Die KUNO-Redaktion…

Unter der Überdachung

Unter der Überdachung hielten wir uns wie lange keine Stunde auf bis der Regen nachließ wie angekündigt. Unter der Überdachung untersuchten wir unsere Kleidung nach Überresten aus der Zeit vor dem Regen. – Wir fragten uns gegenseitig nach den Beweggründen…

European Diggers

  Thekengespräche haben vor allem für sich, dass man Gedanken entwickeln kann, welche etwas neben der Spur liegen. Dort darf man sich wilden Phantasien hingeben, ohne direkt als Spinner bezeichnet zu werden. Sogar gewisse politische Unkorrektheiten sind zugelassen, solange sie…

Versunken

  Heute ist diese Vision der Wirklichkeit wieder in Nichts versunken, ferne sind mir die Dinge, ferner noch ihre Stimmen, und ich lausche, ganz beseeltes Ohr, wieder auf die Melodien, die in mir sind, und mein beschwingtes Auge träumt wieder…

Bensch, Kraus und Peer Quer

Oder: Buchstaben springen mich an In einem alten Buche stieß ich auf ein Wort, Das traf mich wie ein Schlag und brennt durch meine Tage fort. Ernst Stadler Ich stehe vor der Mikrowelle und heize einem lauwarmen Milchkaffee ein, den…

Schmöker

Aus der Schülerbibliothek bekam ich die liebsten. In den unteren Klassen wurden sie zugeteilt. Der Klassenlehrer sagte meinen Namen, und dann machte das Buch über die Bänke seinen Weg; der eine schob es dem anderen zu, oder es schwankte über…

möchten sie verdienen

dauerhafte schwierigkeiten grundlegende zielstrebigkeit umgang mit erreichbarkeit ist ein muss pro woche fünf arbeitsstunden vertraulich beschäftigt ist ihre tätigkeit eine optimierung für unsere provision *** Spam Poetry von Joanna Lisiak, KUNO 2019 Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte…

Alphabetikon: Satellit

Alphabetikon, Katalog von Haimo Hieronymus, 2014. Weiterführend → Vertiefend zu diesem ‚Alphabetikon‘ lesen Sie bitte das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus. Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers.

Mütter und Städte

für Sylvia Geist Manchmal habe ich die Stadt satt.‭ ‬Kleine Kinder werden überfahren.‭ ‬Oder sie werden alt und werden dann überfahren.‭ ‬Mitten in der Nacht püstern sie Laub,‭ ‬das gar nicht existiert,‭ ‬auf dem Nordstadtbahnhof Auch ich existiere nicht,‭ ‬in…

NeinQuarterly

  Ich hasse Twitter! Es sollte verboten werden – mit einer Ausnahme: NEIN von Eric Jarosinski. Der einzige Grund, der Twitter rechtefertigt. Slavoj Žižek   Eric Jarosinski ist ein Phänomen. Unter seiner Kunstfigur NeinQuarterly twittert er seit einigen Jahren Aphorismen…

GESTIRN

zieht die sonne wie ein vogelzug ihre bahn  in der zeitfuge durch die ackerfurchen des himmels  empfangen sie zweige und leiber reifen schneller frucht  und geschwür im weißen licht unter menschenhand  die brennend kalt das fleisch zerschneidet gegen den verfall…

Sehet

  Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz und den Essay zum Buch / Katalog-Projekt 630.

Traktätchen

  Erst schielt dies christlich frömmelnde Geschmeiß nach vollen Brüstchen und nach drallen Wädchen und dann – schreibt’s Andachtsbücher und Traktätchen. .     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von…

Unter dem Druck

Unter dem Druck konnten wir den Erinnerungen nicht widerstehen. Während wir dicht zusammendrängten, enthoben wir uns unseren Erinnerungen, indem wir Stegreif neue formulierten.  Dieser Abend hatte leichte Stimmung im Raum war’s kühl wir konnten ausweichen wir spielten was erst geschehen…

Der Sonnenbrand

  Sie hatte Farbe bekommen, in den letzten Tagen noch einen Sonnenbrand eingefangen. Bei jedem leichten Fingerdruck entstand ein weißer Fleck, der schnell wieder verschwand. Wenn das Gesicht ein Bildschirm der Seele ist, dachte Herr Nipp, dann ist das jetzt…

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  Gerill aus Felsen   mit der Nase an den Himmel reichen den Finger tief in der Erde   manchmal queren uns noch Sterne     *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2019 Ein Porträt von Sophie Reyer findet…

Der letzte Weg

Der griechische Gewichtheber Kounellis, der vor der gesamten Weltelite der Kraftdisziplinen bei dem leichtfertigen Versuch, den Diskuswerfer, eine antike Bronzestatue im Museo Nazionale Napoli, vom Marmorsockel zu stoßen und zum Ruhme des Sports über sein Haupt zu reißen, starb, weil…

Auswanderung

Der Despot des Absolutismus schlug gegen den Holzrahmen der Tür. Es war noch hell, daher war der Spalt zwischen Wimpern und Gesicht größer. Man hörte ein eindringliches Klopfen des Windes ans Fenster. Das blutunterlaufene Auge triefte vor Nässe, zuckte vor…

Gedichte ohne Worte VII

*** Weiterführend → Eine Würdigung der Hungertuchpreisträgerin finden Sie hier. Mehr Informationen zur Künstlerin, hier.

Der Kulibri schlüpft

Als Fräulein K. eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand sie sich in seinem Bett zu einem Kulibri verwandelt. Das Fräulein K. stand unausgeschlafen, missmutig und mit zerkratztem Gesicht vor einem Spiegel, der massiv über einer hölzernen Kommode thronte. Das…

blutbad

  fleisch oder pflanze fressen / bewusstsein haben beide / du bist in jedem fall ein mörder / das recht auf eigenständigkeit schließt die industrielle instrumentalisierung aus     *** Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache zu…

Nobel geht die Welt zugrunde

Hat sich nach der Nobelpreiss-Pause etwas geändert? Kein Romancier aus Asien. Keine Kurzgeschichten-Autorin aus Lateinamerika. Kein Essayist aus Afrika. Keine Inuit-Lyrikerin, die Naturgedichte schreibt (Greta Tintin Eleonora Ernman Thunberg* hat den Friedensnobelpreis auch nicht erhalten). Dafür eine Vorzeige-Dissidentin aus dem…

Raunen

Dem altem Befehl gehorcht das Auge schießt gedankenlos den Kopf zur Seite bietet Pfeil die Stirn gräbt tiefe Furche in junge Haut: ein Mal in Stein gemeißelt, alt wie Runen raunt es nach langer Zeit sichtbarer verblasst jedoch die Erinnerung…

Der gestrige Tag hat noch nicht begonnen

  Die an den Schnittstellen von Text, Fotografien und deren medialer Vermittlung entstandenen Erzählungen der ukrainischen Autorin, Jg. 1980, erregen nicht nur aufgrund ihrer unterschiedlichen Verfremdungsverfahren das wachsende Interesse des Lesers. Yevgenia Belorusets gelingt es vielmehr, in ihrem zweifachen Vorwort…

Die Freiheit, frei zu sein

Mein Thema heute, so fürchte ich, ist fast schon beschämend aktuell. „Ihr Werk verweist auf die Einzigartigkeit der Person, die sich dahinter verbirgt, und damit auf die Leidenschaftlichkeit ihres Denkens und ihrer Existenz. Es ist die hinter dem Werk stehende…

Die Unterbrechung wurde registriert

Die Unterbrechung wurde registriert, als anhielt, was geschah. Die Dauer des Vorgangs hatte etwas Irritierendes: Wäre etwas abzusehn gewesen, wäre man aus dem Zimmer gegangen ins Freie zur Bushaltestelle mit der Absicht,alle Wartenden ins Zimmer zu bitten, um sich ein…

stringblatt

Der Hungertuchpreisträger Thomas Suder präsentierte auf KUNO Objekte und Bilder, die eine dialektische Beziehung zwischen organischen, also eher rundlichen Formen und Strukturen, und dem was ebendieses an höchst unorganischen Formen hervorbringt, um in der angeblich erlebten geordneten Realität letztendlich wiederum…

ZUSTÄNDE

verschwindet im bahnhof dem markt mit gleisen die masse der teig das gewicht hör ich in der spur nur vibrieren seh ich die spiegel nackt das fleisch darin die zeit ein automat der spricht verschenken sie nichts damit der alltag…

winterreise

  die moorlinse ist gefroren und an ihren rändern sind hohe gräser abgebrannt. das auge liegt offen. daneben geköpfte stämme in efeufell eingeschlagen. an der parkmauer schreibt sich die zeit fort, der ich ansehe wie sie mich zurücklassen wird. auf…

ratenkauf

Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Ein Buch der Stunde

  Es sind da Dinge, die vergisst man nicht, und man begreift vielleicht erst spät, was sie einerseits bedeuten, andererseits, welche Auswirkungen und schlicht Lebensveränderungen sie mit sich bringen. In diesem, dem unseren, an Brüchen und nunmehr Apokalypsen so reichen…

Im Tunnel

Der Zug aus Paris surrte mit irrem Tempo über die singenden Gleise auf den Tunnel zu, der die Kontinente tief unter dem Wasser des Meeres verband, da ging plötzlich der Mond auf, der an diesem Tag ins Metall der Schienen…

gefangenschaften

sie haben die freiheit eingekreist mit polizisten und ordnungskräften die wortbrüche sind geschient und wasserwerfer warten auf baldige zuwiderhandlungen feiernde sind gut bezahlt und sündenböcke können ohnehin kaum einer sünde widerstehen lautlos spielen straßenmusiker in unsichtbaren käfigen melodische protestlieder nur…

Die Zeit über hat man das Gefühl

Die Zeit über hat man das Gefühl, man lenke, ohne spürbaren Nachdruck, den Gang des Geschehens. Je tiefer man in Widersprüche gerät, sie aber durchhält, ohne zu wissen, warum, desto weniger ist ein Rückzug in die entgegengesetzte Richtung vermeidbar, und…

Halb leer

  Auf Festen hat man Gelegenheit in aller Freundschaft mit alten Bekannten zu reden, über Gott und die Welt, wie man gerne sagt, meist jedoch über Fernsehen und Fußball. Da unterhalten sich zwei gestandene Männer (sagt man so, wenn sie…

Widerstand gegen Nicht–Orte

Der Mensch braucht den kleinen Rausch, sonst fängt er an zu revoltieren. Jutta Voigt Ähnlich wie der erste Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet kann man die Lokalhelden augenzwinkernd als „Historienroman“ bezeichnen. Hier ist jedoch nicht die Fernvergangenheit gemeint, sondern der Zeitraum zwischen…

Terres

Verblutung. Wer an das Göttliche glaubt, glaubt doch nur an sich selbst, sagt Terres, der Orgler, der Glasperlenspieler und Komponist des Selbstgesangs. Im Herbst war die neue Orgel fertig, gebaut nach seinen Plänen. Eine Orgel ist eigentlich nie groß genug,…

Mahnruf an die Deutschen

Wir wollen gehört werden, denn wir reden als Warner, und immer ist die Stimme des Warners, wer es auch sei und wo sie auch immer erklinge, in ihrem Rechte; dafür habt ihr, die angeredet werden, das Recht, euch zu entscheiden,…

nachricht aus london

sie können durch südamerika europa ozeanien asien und nigeria gehen präsident goodluck behauptete sie sind ein glücklicher mensch sie werden mit mr. richard graves aus den usa in zusammenarbeit frustrieren top-nigerianische regierungsbeamte sind erfüllt generalsekretär ban ki-moon wird sie anrufen…

Sekunden

  Es gibt Tage, an denen man überzeugt ist, die Sekunden morgens einzeln nachwiegen zu können.     Weiterführend → In den Aufzeichnungen von Ralph Pordzik findet sich eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt, sie scheint auf…

MONDE

nicht ausgeliefert dem vampir der sonne häutet sich der mond das schwert der nacht mit langen fingern bleicher hand zeugt er tautropfen pflanzensaft entsteig auch ich ein schatten meiner brust trägt mich mein gefährt eine wurzel aus licht gleit ich…

Ansprache an die Wörter

Für Franca Ricinski   Ihr, keine Bräute, sondern Nutten und Engel, die ich mit Haut und Haar bezahle, mit meinem aufs Ganze gegangenen Leben. Mit den Fingern klopfe ich euch ab, Zeichen für Zeichen, bis ich euch spüre und lebendig…

Proëmatischer Satz zur Poesie von ›heute‹

Dräng die Wörter zusammen, faß dich kurz.Jesus Sirach ∙ AT ∙ 32,1–13 Wie geht anfangen, fragt Daniela Danz in V – – – und wer weiß, vielleicht geht anfangen ja, in etwa, so … : hier kommt die zukunft überrauscht…

Zur Einladung erscheinen

Zur Einladung erscheinen, mit verbundenen Händen und Augen.  Niemand von den Anwesenden darf beim Eintritt berührt werden, keiner darf genötigt werden, einen anzusprechen.  Man selbst spricht nicht, bewegt aber den Mund w i e  zum Sprechen. Die gebundenen Hände, zur…

Das T-Shirt

  Er trug auf Wanderungen grundsätzlich nur schwarze T-Shirts. Damit setzte er sich ganz bewusst von den 95 Prozent karierter Hemdenträger ab. Den Mitwanderern fielen in den Pausen lediglich die dekorativen weißen Schweißränder, die sich im Trocknen bildeten, unangenehm auf.…

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Wind wirbelt Sand hoch Mensch läuft und fällt wo beginnt die Mauer zwischen ich und du man hat uns aus einem Rätsel geboren *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2019 Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem…

Totes Rennen

„In geschnittenen Blumen lebt die Natur aus der Kunst. Man kann fast dasselbe über Gesichter sagen“, sagte Bellini, der Rennfahrer, als er vor dem Grand Prix in Monza der Tänzerin Dora de la Rosa, die er über alles liebte, eine…

Nachdenken über Kunst

Die Begründung der schönen Künste und die Einsetzung ihrer verschiedenen Typen geht auf eine Zeit zurück, die sich eingreifend von der unsrigen unterschied, und auf Menschen, deren Macht über die Dinge und die Verhältnisse verschwindend im Vergleich zu der unsrigen…

So·no·rant ?

  Das Jüdische Museum Berlin präsentierte zwischen 2017 und 2019 mit res·o·nant eine begehbare Licht- und Klanginstallation des Konzeptkünstlers Mischa Kuball. Die ortsbezogene Installation wurde eigens für die Ausstellungsfläche im Untergeschoss des Libeskind-Baus geschaffen. Auf insgesamt mehr als 350 Quadratmetern…

strampfblau

  auch ein mann ist zuweilen degutiert / sein job die offenen kredite die ehefrau / die schule die kinder das auto waschen müll raustragen / die aufwendungen / um stark zu sein und schön und erfolgreich / maskuliner blaustrumpf…

krähe

versammeln sich die krähen morgens wie krieger vor der schlacht  kämpfen sie in den lüften  stürzen sie aufs fleisch der toten  sind sie endlich satt krächzen sie  vom schwarzen baum herab  verkünden sie menschen das ende hängt man sie an…

Sprachmagische Dichtungstradition

Wer sagt, er habe ein Gedicht verstanden, der hat es nicht verstanden. Walter Benjamin Dichter werden verstanden, indem sie gelesen werden. Und so gilt es denn, die Schriften zu studieren und zu drehen und zu wenden, bis uns ihre Bedeutung…

Von den Häuserzeilen

Von den Häuserzeilen, terrassenförmig ansteigend, waren Stimmen zu hören, Stimmen, die darauf schließen liessen, dass sie aus den Höfen kamen. Die Hofstimmen schichteten sich übereinander wie die Häuser und die Ebenen unter ihnen.  Von den untersten Häusern kamen die lautesten…

Vernunft

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Der Stil

Die Künstler in dieser Zeit sind nach innen gerichtet. Ihr Leben ist ein Kampf mit dem Irrsinn. Sie sind zerrissen, zerstückt, zerhackt, falls es ihnen nicht glückt, für einen Moment in ihrem Werke das Gleichgewicht, die Balance, die Notwendigkeit und…

Der Rezensent, frei nach Goethe

  Der Rezensent und sein Rezipient (Leser, Zuhörer, Zuschauer) leben in einer Beziehung, meist einseitig. Die Hymne auf ein Buch ist wie eine 5-Sterne-Bewertung, doch die namhaften Feuilletons sind fest in der Hand der Buchkonzerne. Neben den wenigen hauptberuflichen Journalisten…

HÖRZU

oder: Warum viele Künstler leider weiter am Hungertuch nagen müssen Der Komponist Jean Sibelius soll einmal geäussert haben, Sinn für Musik habe er „eigentlich immer nur bei Bankiers gefunden, höchst selten bei Künstlern, die lieber über Geld reden.“ Ein bemerkenswertes…

12. Tafelbild – Overkill

Eine Nervenheilanstalt, irgendwann im Irgendwo. Aliens recherchieren, in ihrer Funktion als Oberärzte, im galaktischen Datenschrott Fragmente einer untergegangenen Zivilisation, die sie in einer Versuchsanordnung rekonstruieren: Wohin geht der Chor, wenn er im Namen des bürgerlichen Individuums vertrieben wird? Wie ist…