Kategorie: Allgemein

An Anna Blume

  Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – wir?Das gehört beiläufig nicht hierher! Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?Die Leute sagen, Du wärest.Laß sie sagen,…

Tundralieder I

  ich hab dich gesehn da warst du frei da hörten die wilden tiere auf dich du formtest die dinge mit deinem blick und du gabst ihnen deinen eigenen strich   du nanntest den namen und du warst du und…

AbstandNehmen

Wir hatten uns im AbstandNehmen verschätzt. Von Anfang an haben wir uns in der Wahl der Maßeinheit verschätzt. Wir haben uns in der Verwendbarkeit der Geräte getäuscht. Wir haben uns in der Handhabung der Geräte getäuscht.Wir hatten mit einem solchen…

Hatte hate Evoltion

  Der Schatten macht nur Sinn, wenn das Weiß dunkler wird in dieser unmenschlichen Wohnform in Erinnerung einer Stadt da muss es Treppen und Türen geben, zur Arbeit muss man kommen die erste Schicht liegt wie schmiegt, sieh an, mehrere…

Frühstücksidylle

  Er hatte aus dem Fenster geschaut, die Sonne brannte schon früh herein, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Vergessen waren plötzlich die langen Monate des Winters. Vergessen war ihm die Kälte, die Mühe des Atmens in frostiger Luft.…

Arthuresk

Du siehst alles zu arthuristisch, sage ich. Das liegt an meiner Arthurität, sagt Arthur, aber arthuretisch hast du Recht. Arthur, ist das nicht arthuriotisch?, sage ich. Arthürlich!, sagt Arthur.   *** Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2018. Als intensiver Beobachter verfügt…

Twitteratur – von John Berger

Was mich mehr als irgendetwas sonst mit meinem eigenen Tod aussöhnt, ist das Bild eines Ortes: eines Ortes, wo deine Gebeine und meine bestattet, unbedeckt zueinander geworfen sind. Sie sind dort wild durcheinander gestreut. Eine deiner Rippen lehnt an meinem…

Ausgehend von Rheinkilometer 630

Traut nicht allem, was ihr seht – nehmt euch Zeit und schaut genauer hin. Emilia Van Lynden Die Kulturnotizen (KUNO) fangen nicht zweimal in der Stunde Null an, die Redaktion muß auch nicht zur Quelle zurück, sondern starten in diesem…

Ein Prosit auf das kommende Jahr

  Altbier genießt man am besten aus einem klassischen, zylindrisch geformten Altbier-Becherglas. Ein solches Altbierglas hat ein Fassungsvermögen von 0,2 oder 0,25 Liter und einen Durchmesser von 6,25 cm. Das Verhältnis von Höhe zu Durchmesser des Glases beträgt in der Regel…

Weltgeschehensschleuder

  Unlängst verkündete der Firmenchef Jack Dorsey das sein Unternehmen Twitter dem User künftig 280 Zeichen zur Verfügung stellt. Als Förderer den neuen Literaturrichtung Twitteratur befürchtet KUNO nun, daß sich diese „Weltgeschehensschleuder“ so verquatscht, wie es Denis Ullrich in seinem den…

Sie vergleichen ihre Texte

  Sie vergleichen ihre Texte, denen ausschließlich voneinander unabhängige Reiseerlebnisse zugrunde liegen, wobei sie auf Überschneidungen achten –  bei Bilddetails und Namen. Sie werfen sich immer begeisterter Stichworte zu, die gemeinsame Vorstellungen zu Folge haben. Sie wagen sich immer mutiger…

ofen

  verglüht das feuer im ofen steigt rauch aus gelber asche leuchtet er wie ein faden im dunkeln  entreiß ich meinen schatten dem letzten licht  entzündet sich der geist erst wieder  in der feuerschüssel des gehirns  im mutterkörper der gedanken…

Das Original und die Fälschung

  Das Original ist eine reine Fiktion, sagt Arthur, im Grunde sind wir alle nur Kopien. Es ist doch kein Mensch wie der andere, sage ich, jeder von uns ist ein Unikat. Das glauben wir, sagt Arthur. Wir sind nur…

Blick zurück, nach vorn

Hier ist er also, der große Zeitroman für Marcel-Reich-Ranicki. Wend Kässens, NDR 3, Literatur vor Mitternacht Auch in seinem ersten Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet knüpfte Weigoni an Errungenschaften der modernen Prosa an: Die Montagetechnik und der filmhafte Bildwechsel, der Perspektivenwechsel und…

europa und die neuen toten

  Vorbemerkung der Redaktion: Mehr als 3.000 Bootsflüchtlinge starben 2017 im Mittelmeer   boote im meer überfüllt mit flüchtlingen dem schicksal ausgelieferten menschenalle haben sie den schleppern viel geld bezahlt für die überfahrt nach europa aneinen rettenden strand tagelang nächtelang…

Weihnachtszonenlied

  Versucht nicht nachts zu zahlen was ihr am Tag versäumt Nur in den rauhnachttalen ist liebe eingeräumt   Habt ihr denn schon vergessen wofür der weltverhau? Ihr sagtet: Für das fressen Es brennt die Seele blau   So steht…

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Pippi Langstrumpf die Heldin deiner Kindheit ist in Wahrheit eine traurige Waise die Mutter weiß A /Asche aus Schnee/ in einer Schachtel versteckt bei einer vergessenen Höhle von der längst niemand mehr träumt *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie…

Reisebücher

  „Der Ural ist eine seltsame Region mit Rätseln und Geheimnissen ohne Ende.“ Mit dieser vielversprechenden Feststellung präsentiert Tatjana Kuschtewskaja, die bereits in ihren zahlreichen Reisebüchern (vgl. u.a. „Transsibirische Eisenbahn“, „Der Baikal“, „Sibirienreise- die Lena“, „Der Jenissei“, „Kamtschatka – Unterwegs…

Twitteratur – von Heinrich Böll

Einmischung ist die einzige Möglichkeit, realistisch zu bleiben.   „[…] nicht die dreißigjährigen Frühvollendeten, nicht die Bachmann, nicht Enzensberger und auch nicht Grass sondern der bald fünfzigjährige Böll steht repräsentativ für die deutsche Nachkriegsliteratur. Er ist ihr Klassiker.“ Karl Heinz…

Heißkalt

In seinem Kastell verbarg ein katalanischer Maler seine Heizung hinter einer Art Geheimtür, auf der eben diese Heizung gemalt war – eine schöne Idee, finde ich, die Wirklichkeit zu überhöhen, sagt Arthur. Wieso? Heizt das Bild besser als die Wirklichkeit?,…

Die Möglichkeiten dichterischen Sprechens durchbuchstabieren

Sprache, die dem modernen Lebensgefühl entspricht, weil sie nicht Bedeutungen postuliert, sondern erschafft, im Nebeneinander unterschiedlicher Sprachebenen die Vielfalt gegen eine vordergründige Ein-deutigkeit aushält. Die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Kräfte, die Sprache werden lassen, gestaltet A. J. Weigoni zum facettenreichen Bild, können…

gesamtsumme

    ihre rechnung wurde automatisch erzeugt   sie nicht       *** Spam Poetry von Joanna Lisiak, KUNO 2017 Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte destilliert. Diese Methode hatte sie in einem komplexeren Umfang bereits bei…

Jugend in G.

It’s just another normal day
 Tucker Zimmermann   Den meisten schien schon Bielefeld die Welt. Ja, ja, Bob Dylan, Mann, kam hierher nie, ins flachere Westfalen, wo Stille gellt.   Nur Tucker Z., ein leiseres Genie, ließ uns für Abende…

Heimkehr ins Unbekannte

Ausserhalb des Ratinger Hofs existierte Düsseldorf für mich lange Zeit nicht. Michel Decar Die weitgespannten assoziativen Bezüge, die Weigoni aufgespannt hat, fängt der Roman in der sinnlichen und konkreten Individualität der Figuren wieder ein, ohne seine motivische Vielschichtigkeit ganz aufzuheben.…

Gesicht vor Gesicht

Gesicht vor Gesicht, die Sinne linienverbunden. Der Ort ist beliebig, dieZeit eine Staffel. Die Bilder grauen in der Gegend ringsum, das Ausgesprochene taugt fürs Erinnern nichts, es bricht an der Frage Jaja. Und wo stillt sich, aus dem Zusammengesetzten, das…

25 Jahre Schland

Der Akt des Sehens und der Akt des Filmens, für Peter Meilchen gab es da nie einen Unterschied. Exemplarisch läßt sich Peter Meilchens Arbeit an einem Multimediaprojekt verdeutlichen. Schland ist der Versuch, den Blick gleichsam zu konservieren und mit der…

s.t.

  Immer wenn ich in die Kunsthalle gehe, finde ich meinen Weg wie eine Brieftaube, aber wenn ich meinen Kunsttempel verlasse, verliere ich die Orientierung. Du stehst eben nicht richtig im Leben, du weißt nicht, wo es lang geht. Ich…

Vor Ort im Schatten

    ein Luftzug bringt den Dunstschleier in Wallung… der Fahrer wird mit diskreter Verzweiflung zum begleitenden Beobachter   Nebelaugen & Nieselregen Gaslaternen illuminieren nur kleine Nebenwege & unwægbare Gedanken   Worte ueber das Un vermeidliche im Blickfeld: knallgrelle Œlflecke…

Das lyrische Gesamtwerk

Der vordere Buchdeckel ist mit einem original Holzschnitt bedruckt. Vielleicht liegt ja in solcher Art Gestaltung eine Zukunft des Buches angesichts der digitalen Möglichkeiten. Das Buch als Objekt. Jan Kuhlbrodt Arthur Rimbaud konnte – in einem emphatischen Sinn – noch…

Neuromorph (10 hoch 21)

Alan sagt: Eure Sinneseindrücke sind Täuschung, alle Überzeugungen Irrtümer, geistige und materielle Welt ein Schwindel. Ein Leben ohne Wirklichkeit liegt außerhalb eures Willens und eurer Vorstellung. Wir sind wie Zombie-Sue Blackmore: Wir existieren ohne Bewusstsein, ohne subjektives Erleben; wir sind…

TreffOrt

Sie verabreden sich zur vereinbarten Zeit an ausgemachter Stelle. Als beide gleichzeitig eintreffen, ohne Ort & Stelle eingehalten zu haben, beschäftigen sie sich ununterbrochen mit der Frage, ob sie nun zu früh oder zu spät angekommen seien, und ob der…

hier also bin ich

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt, daher bringen wir gern den Austausch zwischen Sibylle Ciarloni und Joanna Lisiak über Weltfremdheit, Mehrwert und selbstbewusste Wörter.…

‚Nur wo man streitet, lebt man friedlich zusammen!‘

Jede gute Beziehung lebt vom Dissenz – das gilt vor allem für das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft. Es sind die steten Mahner der Konventionen, die die Borsten der künstlerischen Praxis in Form bringen – die Formen heissen, Widerstand, Demonstration –…

THERMOPLASTISCHE TEXTE

Eine Gebrauchsanweisung zum Verständnis gegenwärtiger Dichtung am Beispiel von „istanbul. eine matrjoschka“ von Dennis Mizioch LÖCHER IM POLYPROPYLENGEWEBE lautet der neueste Titel der zentralrheinischen Literaturzeitschrift mit dem doppelzüngigen Namen Dichtungsring. Michael Kohl, Herausgeber zusammen mit Werner Pelzer, schreibt im Editorial:…

Hoffnung

    Jedes Mal, wenn ein Zug in den Bahnhof einrollt, verbindet sich damit ein Stück Hoffnung.   *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend → …

Wederendungen: Redewendungen. andersherum.

  erste geige spielen / auf die schiefe ebene geraten der knoten platzt / klein / aber oho der großen mehrheit / 1 / aufs dach geben dem grünschnabel / eine harte nuss / zu knacken geben von kopf bis…

Als böte die Stille Raum

  Als böte die Stille Raum, als presste sich das Entfernte vor die Netzhaut als Überdachtes und sogleich Betretbares. Hin – und herschreiten,- aus eigenem Gesetz Hin- und abgehen das Innerste der Blickwinkel nach allen Seiten, und kein Laut unter…

Gelegenheitskritiker

  K. ist ein Gelegenheitskritiker, einer aus der zweiten Reihe, der aber für eine Reihe namhafter Rundfunkanstalten über wichtige Bücher schreibt. Die Gespräche, die er mit Redakteuren über die Neuerscheinungen von Martin Walser, Martin Mosebach, Thomas Hettche, Fritz J. Raddatz…

gibt es neugier

  wir mussten selbst herausfinden   jessica real sprunghaft in der lage drei kinder zu stellen sie streckte nur ein wenig stiess bequem auf und entdeckte den glücksfall bevor sie es wirklich wusste   erstaunliche geschichte     *** Spam…

Aus, aus, aus! Das Spiel ist aus!

»Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder, es ist schwer, aber die Zuschauer, sie harren nicht aus. Wie könnten sie auch – eine Fußball-Weltmeisterschaft ist alle vier Jahre und wann sieht man ein…

Trophäe

  Was ist ein Dichter? Ein Dichter, sagt Arthur, demaskiert die Wahrheit. Was ist die Wahrheit? Schau her, sagt Arthur, meine Hand ist ein Messer, das schreibt. Du schreibst deinen Kopf ab!, sage ich. Das tun alle Dichter, sagt Arthur.…

NACHTROST

  Ich bin ja beiwarenfest wahr Dat muß ER jewesen sei Wir fuhren auwem Jinster oder nam Kejelverein   Ich riech no de hodde aus leder Et schwester paßt mid erein Se kann sich nijj erinnern se war nor e…

Licht in Venedig

  So begreife jemand Venedig Im Wasser. (Du mußt es selbst tun…) Die Pfähle ohne Stütze, Wer sieht sie sinkend In einen Schlamm? Ich sage nicht; ich sah Einen Halt im Wasser, ein Geflimmer Für den Tod, Gondeln nicht, Aber…

Das Unmittelbare

Das Unmittelbare, da ist keine Ankunft: das langsame Sehen, das Sagen.- Der Fall hat Strecke, dem Bruch liegt Zerstreuung voraus. Der Schreck sucht den Anlass, die Angst Weg. Das Plötzliche zehrt sich am Gegensatz aus, das GrundLose gähnt. Die Stille…

Klarsicht

    Unangenehm kann es werden, wenn statt der erwarteten Pforte eine Glastür im Wege steht.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend → …

Hunger ist der beste Koch

Der Dichter kann seine Worte nicht essen, er kocht die neuen Worte nach alten Rezepten, die alten nach neuen, und er denkt sich nur, wie die Worte gegessen werden, man kann auch sagen, er ist selbst das Rezept, denn letztlich…

Ein Hauch von Ewigkeit

  Im Anfang war das Wort, konkret, eine Leihbibliothek mit einem Lesesaal. Das war 1828, als Anton Philipp Reclam, von Beruf Buchhändler und 22 Jahre zählend, sich von seinem Vater 3000 Taler lieh und die Lokalität kaufte. Sie lag inmitten…

Erinnerung an Maximilian Zander

Der typische Zander-Sound seiner Gedichte war lakonisch und ironisch-pointiert. Gerd Sonntag Maximilian Zander überraschte 2008 in seinem ersten Lyrikband in der Silver Horse Edition, „Anthropisch“ durch seine originellen, manchmal sehr lyrischen oft aber auch lakonischen Texte, die die Umwelt und das…

Vorübergehend geöffnet

  Komm herein ins Gedicht, geh die Zeilen entlang, schön langsam. Man rechnet hier mit deinem Sprachvermögen. Wenn du jetzt gleich nach links einschwenkst, kommt dir vielleicht ein Fasan entgegen oder Lenin, auf einem Lastwagen, wahrscheinlich nachts. Nun laß uns…

O. T.

  Da lag ein krankes flederwesen Erwachsenes zwang kind zu treten kind konnte nicht  es mußte beten fuß werde hand  das aufzulesen   und mög es sie von hier verschlagen ins dämmerweit  auf lederschwingen sie beide in den schatten bringen…

Bonner Literaturpreis 2017

Vorbemerkung der Redaktion: Wir stellen auf KUNO hin und wieder Literaturzeitschriften von, zuletzt die Matrix. Heute stellen wir Ihnen eine Zeitschrift für Literatur vor, die seit 1981 erscheint. Der Dichtungsring entstand im Umfeld der Universitäten Bonn und Bochum und wird…

Die Essenz eines kreativen Schaffens

  Nähert man sich A.J. Weigonis Schaffen, so sollte man es zuerst über das Ohr tun. Sein Denken und Schreiben machen es dem Leser und Hörer nicht leicht. Scheinbar losgelöst von lyrischen Schulen und Richtungen hält sein Werk viele Stühle…

Er liest

Er liest über Hautnähe der Literatur. Er verwendet verwandten Wortstoff Hauptbahnhof. Da steigt jemand überhaupt nicht mehr aus. Man muss ihn aus dem Waggonzerren auf den Bahnsteig. Heil und steif reimt sich darauf. Danach ersteht er 1 Würstchen am Bahnsteig-Kiosk.…

Die „Convenience Trap“ und der Verlust an Selbstbestimmung

Wie Apps, das Internet, Social Media und Big Data uns fernsteuern wollen – und was wir dagegen tun sollten „Convenience“ ist einer der meisten gehypten Schlagwörter nicht nur im Silicon Valley – aber auch und gerade dort. Hinter diesem Schlagwort…

Briefkästen für die diversen Zeitungen am Strassenrand

Annemarie Schwarzenbachs Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Zum 75. Todestag hat die Schweizerische Nationalbibliothek über 3000 Fotografien aus dem Bestand des Schweizerischen Literaturarchivs digitalisiert und online gestellt. Es handelt sich um Reisebilder, die Annemarie Schwarzenbach in den…

Die Möwe

  von heute ist weit mehr als Stichwortgeber für Kalendersprüche, mehr als das Tier dessen Flug entschlüsselt wurde von   schwäbischen Ingenieuren. wie kann die Möwe von heute noch Möwe sein? wir haben sie in einem Programm geortet   damit…

Brainfuck

  Kennst du Brainfuck? Bot: Eine esoterische Programmiersprache. Und was ist eine esoterische Programmiersprache? Bot: In welcher Sprache bist du geschrieben? In HUMANIX 1.0. Bot: Das ist fein. Kennst du HUMANIX? Bot: Ja klar, wie könnte ich einen so schönen…

Notizen Svendborg Sommer 1934

Die Freundschaft Benjamin–Brecht ist einzigartig, weil in ihr der größte lebende deutsche Dichter mit dem bedeutendsten Kritiker der Zeit zusammenkam. Und es spricht für beide, dass sie dies wussten Hannah Arendt Langes Gespräch in Brechts Krankenzimmer in Svendborg, gestern, kreiste…

Mit deutschen Untertiteln

  die gedichte von ralph pordzik lassen den leser in bildern denken. indem metaphern verschiedener wirklichkeitsundwahrnehmungsbereiche ineinander fließen, entsteht ganz natürlich ein bilderfluß. genauso verbindet die sprache worte unterschiedlicher bedeutungsebenen. dabei wirken pordziks filigrane texte gleichermaßen gebaut und improvisiert, wobei…

Tödliche Dreiecksgeschichten

„Liebe ist, wenn sein oder ihr Atem deine Wirbelsäule mit Tönen füllt … wenn der sanfte Atemzug unsichtbar hindurchstreicht … unbeschreibliche Liebe … Applaus!“ (S. 8) Gibt es ein dankbareres Sujet als die Liebes- und Leidensgeschichte der norwegischen Pianistin und…

Würde eintreten

Würde eintreten, worauf sich alles richtete, könnte Erfahrung bestätigen, wie weit Gewünschtes mit seiner Erfüllung übereinstimmt. Da das Gewünschte sich nach Gesetzen eigener Ordnung formiert, die Ordnung des tatsächlich Eintretenden aber nicht als überblickbar zu werden sich anbietet, auch im…

Gibt es eine Wieder-Vereinigung?

Vielleicht beginnt das Unglück in dem Augenblick, in dem einer den anderen zu durchschauen glaubt. Solange wir wissen, dass wir unerkundbar sind, ist Liebe. Ilse Aichinger Abgeschlossenes Sammelgebiet ist das diametrale Gegenteil der ideologisch wohlfeilen Tendenzliteratur. A.J. Weigoni stellt in…

Es muss sein

Wir müssten zwei Leben haben, sage ich, dann könnten wir leichter sterben. Gut, sagt Arthur, wenn wir uns im zweiten Leben an das erste erinnern können. Wir hätten, sage ich, in unserem ersten Leben das zweite nur geprobt? Nein, sagt…

brunnen

fällt mein schatten in den brunnen stürz ich durch den schacht der brust seh ich mich liegen unter mir fließen gedanken wie blut aus mir  hör ich die steine reden heil ich im schoß der erde saugt mich auf das…

O. T.

  Einer von denen in wüste und glut verlier nicht den anschluß  verlier nicht den mut einer von denen ist sänger wie du (Woody) fiedelt zur not auf nem schuh   Einer von denen im ächzenden boot auf hoher see …

EINMAL hat jemand

EINMAL hat jemand einem Tier ein Zeichen gegeben, da ist es los und los flieh! Das Tier setzte Spuren, die man nicht verfolgen konnte der Derwisch stand im Weg. Das alles hatte vor einem Reisebus stattgefunden, den jemand gerade verlassen…

Todsicheres Leben

  Ich habe mir eine Lebensversicherung aufschwatzen lassen, sagt Arthur. Dann kannst du leichter sterben, sage ich. Nein, sagt Arthur, ich lebe leichter. Wieso, sage ich, ist dein Leben nun sicherer geworden? Nein, sagt Arthur, mein Tod. Da machst du…

Dunkelheit

    Unangebrachtes Licht leuchtet nicht.   *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend →  Kuno fasst die ersten 25 Jahre von Herrn Nipp zusammen. Zum…

Im Park

  Wieder wandelnd im alten Park, O! Stille gelb und roter Blumen. Ihr auch trauert, ihr sanften Götter, Und das herbstliche Gold der Ulme. Reglos ragt am bläulichen Weiher Das Rohr, verstummt am Abend die Drossel. O! dann neige auch…

Geschichtenschreiben

Die Geschichten dieser Welt sind geschrieben und müssen trotzdem immer wieder geschrieben werden, nicht weil wir neue Geschichten brauchen. Sie müssen geschrieben werden, damit die Tradition des Erzählens, des Geschichtenschreibens nicht ausstirbt. Peter Bichsel   The future is female, lautet…

Die Würfelfalle

I Gestern dachte ich, sagt Arthur, ich bin Schrödingers Katze. Ich dachte, das Leben ist ein ganz besonderes Gift, ich sah mich mal lebendig, mal tot. Und als ich aufhörte nach mir zu sehen, kam mir alles noch viel komischer…

Reformationstag

  Unter dem Papsttum sind wir allen Irrlehren ausgesetzt gewesen. Der Grund ist: Weil wir ohne den Glauben waren.   Am 31. Oktober 1517 hämmert Martin Luther 95 Thesen an das Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg und begründet die anloge…

Der Aufenthalt

Der Aufenthalt unter dem WINDSCHIRM war kurzfristig im Programm anberaumt. Dort, unter dem Windschirm, hatten sich schon Nomaden aufgehalten – wegen des auffällig üppigen Pflanzenwuchses in der sonst kargen Gegend,wie im ReiseFührer stand. Sie vermieden die Unterhaltung in vollständigen Sätzen,…

finger

trag ich das feuer der blüte als dorn in der brust zählt die hand der fünfast die zahl der flammen führt sie mich den toten zu brechen die gefühle ab stecken die knochen wie speere im fleisch wird die haut…

Mach Dein Ding! – Aber pass‘ Dich an!

  Gestern stolperte ich über einen Beitrag auf DIE ZEIT online, der mich gleichermaßen zornig und nachdenklich machte. Da erhält die junge Saxophonistin Anna Lena Schnabel den Preis „ECHO Jazz“ in der Kategorie „Newcomer“. Und der veranstaltende Sender NDR teilt…

Blitzlicht

  Die Essenz von Peter Meilchens Photografie ist es, ohne Zögern und in Sekundenbruchteilen einen Sachverhalt zu erkennen und die visuell wahrnehmbaren Formen, die diesen Sachverhalt wiedergeben und mitteilen, streng zu organisieren.   Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über…

Oder man bleibt

Oder man bleibt vor dem Fahrkartenschalter (wie angewurzelt) stehen; man wartet ein paar Zugankunftsankündigungen aus dem Lautsprecher ab. Am Fahrkartenschalter erkundigt man sich nach jener der Lautsprecherstimme zugehörigen Person. Man interessiert sich für die Gestaltung ihres verborgenen Arbeitsplatzes. Man verwickelt…

Galgenstück

Mir träumten die Tische, sagt Arthur, meine ganze Wohnung ist ein Trödelmarkt! Ich ging von Tisch zu Tisch mit lauter Kram und Plunder. Auf einmal sehe ich eine Gliederpuppe, an feinen Fäden hängt ein riesiges Gehirn aus Hunderten von kleinen…

Mode

  Das Moderne kann klassisch werden, das Modernistische ist schnell überholt.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend →  Kuno fasst die ersten 25…

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  Leuchtende Schlitz Licht Augen Frau aus Weißer Fontäne gebaut hat Flocken: Quellen anstatt Händen glitzert wie Wasser auf dessen Oberfläche sich die Sonne bricht und ist nicht   ***   Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier.…

FRAGEN EINES SYMPATHISANTEN

    War’s gelenkter selbstmord oder war es mord gab es eine waffe eine zweite dort   hat man sie getötet hat man sie bedroht oder gaben sie sich selbstbestimmt den tod   lauschten ihnen wanzen hat sie nichts gestört…

Eigenwillige, innovative Betrachtung von Heimat

  Der fantasievoll von Marto O‘Sigma gestaltete Einband, auf dem unten links Offenbach am Main als Schild und rechts unten die Abbildung des römisch-katholischen Doms in Temeswar zu sehen ist, verweist auf der schriftlichen wie auch auf der bildsymbolischen Ebene…

Freiheit, die ich meine

Was Johannes R. Becher, Viktor Orban, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan gemeinsam haben Die Freiheit wird bedroht. Menschenrechte wie die Pressefreiheit, die Religionsfreiheit und die Freiheit von Wissenschaft und Kunst stehen ebenso unter Beschuss wie die Freiheit der Meinungsäußerung.…

Wir sitzen alle im gleichen Boot. / Aber nicht alle rudern

jedes kapitel dieses buches von beat gloor, das aphorismen enthält und dabei ohne seitenzahlen auskommt, beginnt, einen roten faden bildend, mit der passage einer geschichte, in der die einen rudern und die andern nicht, während sie miteinander reden. die ruderer…

Die Textgattung wird zum Klangerlebnis

Sprache geronnen zu einem Konzentrat. Nirgendwo drückt sich die Sprache im nachbabylonischen Zeitalter direkter aus, als in Gedichten, dieser heikelsten Gattung im Biotop der literarischen Infrastruktur. Während die Lyrik die Zeit verlangsamt und die Aufmerksamkeit auf die Erscheinungen in seinen…

Satzbauten

  Kann ich sagen, sage ich, ich sterbe, also bin ich? Ich weiß nicht, sagt Arthur, das klingt mir zu verspielt. Ich sage, das ganze Leben ist verspielt, sage ich. Ja, sagt Arthur, wer durch Sterben etwas werden will, will…

good day

  to your limited families I need you for full for today is not good     *** Spam Poetry von Joanna Lisiak, KUNO 2017 Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte destilliert. Diese Methode hatte sie in einem…

O. T.

  Mr Z  bekannt als philanthrop kam dahin daß er ein drama schrob   Als er hinausging verschwand der schatz Wer war ’s in schuld? Na wer wohl: die katz   Sie hat das drama ehrlich gemacht nämlich ’s zerfetzt…