Kategorie: Allgemein

Der Flügelschlag einer Möwe II

Die Baustelle liegt dreißig Kilometer von Triest entfernt am Rand des Naturschutzgebietes, rund herum Wald und gute Luft. Das bekommt man auf einer Baustelle nicht alle Tage geboten. Milo liebt die Natur, besonders Wälder und Berge. Bevor er Antonella kennengelernt hat, ist er an…

Sprache als Firewall

Jedesmal wenn ich versuche einen Text zu ‚analysieren‘, der bei mir Lust erregt hat, dann finde ich nicht meine ‚Subjektivität‘ wieder, sondern mein ‚Individuum‘, die Gegebenheit, die bewirkt, dass mein Körper von den anderen Körpern getrennt ist, und ihm sein…

Robokratie – Wie Social Bots die Demokratie manipulieren

  Es gibt viele Menschen, die die Social Media für einen Segen halten. In der Tat schafft es z.B: Facebook, dass Familien, die die Winde des Lebens in alle Ecken der Welt verweht haben, so etwas wie Zusammenhalt organisieren. Auch…

Bei Beendigung eines jeden Abschnittes

  Bei Beendigung eines jeden Abschnittes glaubt sie nicht an irgendeine Fortsetzung. Die Abgeschlossenheit des Abschnitts lähmt das Vermögen, sich zu erinnern. Sie glaubt, dass die Bewegung unabhängig von jeder Fortsetzung sei. Sie spricht dem Abschnitt jede Bewegung ab. Sie…

Zufall

Was für ein Zufall Rot gelb grün Farben kammgenau gezogen Schauen Über den Telerrand hinaus Wie du und ich Wenn wir uns trauen   *** Malerei trifft Lyrik, Künstlerinnen der Altmark. Ramona Metzing. Hardcover. Books on Demand, 2017 Die Malerei…

Komische Elegie

  Wenn ich ins Museum gehe, denke ich immer, sagt Arthur, ich renne offene Türen ein. Die Skulpturen schauen mich an, als ob sie mich schon erwarten. Sie freuen sich dich wiederzusehen, sage ich. Das dachte ich auch, sagt Arthur.…

Handwerk hat goldenen Boden

Die Aura des Handgemachten paßt zum Genre der Lyrik wie ein Handschuh. Was zuerst auffällt an diesem Schuber ist eine Handwerklichkeit, die nicht versteckt wird. Die schwarze Kofferhartpappe aus dem das Behältnis besteht, ist genietet und dies wird offen präsentiert.…

Der Schöpfer der Untoten ist gestorben

Abgesehen davon mag ich den Gedanken, dass Zombies wie wir sind. Die größten Monster sind doch sowieso unsere Nachbarn, der schlimmste Horror befindet sich immer direkt nebenan. Die Zombies lernen, sie imitieren die Menschen, was wiederum die Frage aufwirft, ob…

Glaubwürdige Digitalisierungskritik muss präzise sein

  Bezogen auf die galoppierenden technologischen Entwicklungen scheint aktuell nichts wichtiger als eine profunde und scharfe Reflexion und Kritik der erwartbaren und spekulierten Auswirkungen der Digitalisierung auf nahezu sämtliche gesellschaftlichen Bereiche. Unter den gesellschaftlichen Gruppen und Interessenverbänden nimmt die Wissenschaft…

Wann denn

Wann denn, soweit Vorhandenes die Summe. Worauf zeigt, was sich sperrt, Gedächtnisklingen. Mit Schwung die Begrenzung nehmen, Halt in der Spur. Frieren aus freien Stücken, irren und die Stimmen wechseln frag   *** fern, fern von Angelika Janz, KUNO 2017…

Von der Phänomenologie der Sinne

  Auch der letzte Band der insgesamt sechs Bände, die der norwegische Romancier bei Luchterhand 2016/17 publiziert, ist von einer vielschichtigen Auseinandersetzung des Ich-Erzählers Karl Ove mit seiner Realität geprägt. Es ist eine Realität, deren Wahrnehmung einer besonderen narrativen Betrachtung…

Waldgänger und Rebell

Er führte ein Leben voller Entsagungen wie nur wenige Menschen. Er hatte keinen Beruf erlernt und lebte allein. Von einem schönen Haus, Kleidung, Sitten und Gesprächen höchst kultivierter Menschen hielt er nichts. Ralph Waldo Emerson Heute jährt sich der 200.…

O. T.

  Wir streifen über die erde im mantel von regen und licht Etwas lebt in dem leib aus stein wir kennen es nicht   Was also wirst du erwandern sturm und regenflut? Du weißt  deine hand  deinen fuß noch nicht…

Corriger la fortune

  Wir ernten in unserem schweren Leben für unsere besseren Einsichten immer wieder dasselbe – wenig Lob, viel Tadel, sagt Arthur. Darunter leide ich oft. Ich kenne dich, du leidest aus lauter Eitelkeit, sage ich. Nein, sagt Arthur. Ich leide…

Die Überlebenden der Postkarten

  Die Fallen dieser Friedhöfe Das Maß der Hoffnung, ablesbar an verschlossenen Toren   Wir stehen in unserem Schatten wie in einer Pfütze und rühren uns nicht.     *** Mit deutschen Untertiteln. Gedichte von Ralph Pordzik, Les Derniers Jours,…

Eingriff, sternklar

  Im zweiundzwanzigsten Jahr nach der Veröffentlichung seines ersten Gedichtbandes sei hier noch einmal an diesen Ausnahmedichter erinnert: 2014 erschien das letzte Werk des 1949 in Luxemburg geborenen Wortakrobaten Jean Krier, der bis 2010 als Gymnasiallehrer für Deutsch am Lycée…

The Transnational #4

In unregelmäßiger Abfolge stellen wir auf den Kulturnotizen Literaturzeitschriften vor. Die vierte Ausgabe des zweisprachigen Literaturmagazins The Transnational ist diesen Monat erschienen, als Hardcover und e-book). Erhältlich mit der ISBN im Buchhandel (978-3844810417) oder online bei Thalia, Hugendubel und Amazon.…

Es waren die Geräusche

  Es waren die Geräusche zwischen dem Zimmer und der Straße, die hellhörig werden ließen. Nachdem man Zimmer und Straße auf Ihre  Geräusche hin überprüft hatte, d.h. auf ihre ursächliche Gebundenheit an Dinge, kam man zu dem Schluss, d i…

Teile und herrsche!

  Hast du Schlange zähmen können?, frage ich Arthur. Schlange sagte oft zu mir: Es ist gut, wenn ich dich lenke, Arthur, dann kannst du dich besser entscheiden. Sie befreite dich von deiner Unsicherheit? Ich weiß nicht, sagt Arthur, ob…

Stil

    Stil bleibt, Mode vergeht.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend →  Kuno fasst die ersten 25 Jahre von Herrn Nipp zusammen.…

Groschenheftliteratur im Self-Publishing

  Der Verleger ist der natürliche Feind des Autors, diesen Eindruck bekommt man, wenn man den empfehlenswerten Artikel im Freitag liest. Jan C. Behmann vom Freitag hat sich bei dem Autor Michael Meisheit, der neben Liebesromanen auch Science-Fiction-Genremixes schreibt, einmal…

O. T.

  James Joyce schrieb keine silbe lang schlecht dahinfließend  weich und gespannt und aluminiumelastisch ist das selbst limericks werden da nicht naß mit siebensprachiger hand   Selbst Shakespeare versteigt sich ab und zu selbst Goethe wird ab und zu dick…

Literatur ist immer die Idee vom Anderen

 Ich meine, dass eben hierin der Sinn schöpferischer Literatur besteht: […] in den Dingen unserer Umwelt jene duftige Zartheit aufzuspüren, die erst unsere Nachkommen erkennen und zu schätzen wissen werden, in jenen fernen Tagen, wenn jede Bagatelle unseres platten Alltagslebens…

Alles Brillenträger!

  Wollten Sie schon immer wissen, was unsere Promis hinter den Kulissen treiben oder was sie wirklich herumtreibt? Woher Florian Schmeichler seine Inspirationen herholt? Wie sich Silke Blende auf die Rolle ihres Lebens vorbereitet. Oder wie Mary-Lou Kulka ihr Comeback…

O. T.

  Vor nachttau friert die frühe ein mädchen ohne mann Sie gibt sich alle mühe und facht die sonne an   Die bäume werfen blätter der himmel wirft das blau in rallentandowetter in regenschräges grau   Der mittag liegt im…

Hermetischer Zirkel

  Hast du heute schon an Schlange gedacht?, frage ich Arthur. Ja, sagt er, ich wollte ihr vorhin eine Postkarte schreiben, aber ich kam nicht dazu. Ich habe die Karte schon gekauft: Ich als Hermes. Aha, sage ich, du warst…

Sie hat sich nicht täuschen können

  Sie hat sich nicht täuschen können die Zeit über am Schreibtisch in dem Zimmer. Es hat sich im TON etwas geändert, kürzere Abstände im Rhythmus des Sehens. Dazwischen grassierte das Zimmer, das Zimmerimmer, das Zimmerhin. Kein Vorrat keine Neige.…

Neues aus der Kaukasischen Bibliothek

  Auch der vorletzte Band der bislang in der Kaukasischen Bibliothek publizierten Gedichte und Prosa zeichnet sich durch eine vorbildliche Einführung in das Werk des georgischen Dichters Badri Guguschwili (1951-1996) und in das kulturpolitische Umfeld seiner Publikationen aus. In seiner…

fraß

unter allen gipfeln ist aas kündet kreischend die stimme nach der schlacht im wind der wüste hängen felle an pfählen folg ich der säugenden hyäne über die grenze     *** Seelenland, Gedichte von Holger Benkel , Edition Das Labor…

Peinlichkeit

    Ja, tue Gutes und sprich darüber, peinlich ist es aber, nichts zu tun und darüber zu sprechen.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das…

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  in dieser inneren Kälte Flammenspinne an die Handgelenke gekrallt: ach Verdacht auf Liebe     ***   Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

Gute Nacht, gute Nacht!

  Wenn ich gleich einschlafe, sagt Schlange, bin ich dann nicht mehr da, oder bist du nicht mehr da, oder sind wir alle beide weg? Wenn ich wach bleibe, sagt Arthur, bin ich da, aber du siehst mich nicht, und…

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung

Kein Mensch verdient, dafür geehrt zu werden, dass er lebt. Jean-Paul Sartre Nur zwei harte Währungen kennt der deutsche Literaturbetrieb. Die eine ist: Geld. Die andere heißt: Authentizität. Sie ist wichtiger als Preise, weil man Preise verachten kann, wenn man…

Hungertuch • Revisited

Vorbemerkung: Vor 10 Jahren wurde dem Sprechsteller A.J. Weigoni der Hungertuchpreis verleihen. KUNO erinnert daran mit der Würdigung:   A.J. Weigoni erlag der Faszination des Mediums Radio in seinen Kindertagen, als der Rundfunk zu einem Zauberinstrument des Wortes wurde, zur…

DEN FORENSISCHEN ADRESSATEN

  Im Konservatorium der Dinge.Wir werfen Märchen anauf schizophrenen Grund,belächelt von Maschinen,die auf Eis dieselbe Schwere habenwie mein Blut.In Senfkörnern zuhause,die Trümmer toter Sonnenlinks und rechts.Verfrüht die Hoffnung aufEmpörung und Arenen,die Straßenzüge riechennach Reform und Flugbenzin,und fremde Trauer lehntan allen…

Der letzte ›aussersprachliche‹ Punkt

Ein Gesamtwerk auf nur 263 Textseiten – weniger noch, wenn wir uns auf Daniel Walters immanentes Werk konzentrieren möchten und die – ohne jeden Zweifel die Edition erklärende und veredelnde – Tara: das sehr persönliche Vorwort des Herausgebers Christian Kläui,…

Heimat

  die Wiese und der Waschbeton von klein auf einander versprochen   uns Kindern gefiel ihre Beständigkeit das Alter, das ihnen von Beginn   anhaftete wie die Vorstellung einer Goldenen Hochzeit. das Glück, die   Vororttage in Baumgeschwindigkeit auf Fenstern…

Dichte Lohe • Revisited

Vorbemerkung: Im Rahmen der Publikation des lyrischen Gesamtwerks des Sprechstellers A.J. Weigoni blickt Ulrich Bergmann auf den Mittelteil der Trilogie Letternmusik, Schmauchspuren – eine Todeslitanei, Dichterloh – Kompositum in vier Akten zurück: Lieber Weigoni, werter Champion der Twitteratur, ich habe Ihr…

Eine Nacht

Eine Nacht hat er geschlafen eine Nacht Briefe geschrieben jaduja. Auf dem Stuhl verschiebt sich das Kissen der Stuhl wandert am Tisch entlang. Im Schlaf verschiebt sich die Decke der Schlaf zentimeterbreit über der Wahrnehmung. Eine Nacht ist ein Briefschlaf…

Hungertuch 2017, Sparte Musik für Christoph Staude

  Christoph Staude ist ein brillanter Pianist, der nicht nur eigene Werke, sondern auch die Klavierliteratur der Vergangenheit meisterhaft beherrscht, sei es Beethoven, sei es Alexander Skrjabin oder seien es viel randständigere Komponisten. Das ist aber natürlich nur ein Teil…

Hungertuch 2017, Sparte Bildende Kunst für Roland Bergère

  Ich glaube, es gibt kaum einen bildenden Künstler, der so beharrlich, so ausdauernd und systematisch, dabei so unprätentiös und ehrgeizlos an seinem Werk feilt wie Roland Bergère. Umso erstaunlicher ist dies, weil es gewissermaßen um das Nichts, um ein…

Hungertuch 2017, Sparte Literatur für Stan Lafleur

  Stan Lafleur ist durch seine Arbeit als Lyriker, Spoken-Word-Performer, Herausgeber des Little Mag.‘s „Elektropansen“ und Initiator der Kölner Sprechecke und vieler anderer Projekte in Köln seit den 1990er Jahren weithin bekannt. Seit 2009 widmet er sich verstärkt seinem Blog…

O. T.

  Im Labyrinth von Beuys und Reliwette wo alle sind die von der goldnen kette ein glied zu werden hoffen so wie wir da kommen wir geloffen auch 04   *** Zeitgefährten von HEL, KUNO 2017 Die Zeitgefährten sind zwischen 1977…

Fingerübung

  Jeden Tag ein Gedicht schreiben, habe ich mir gedacht. Kein Schmonzes über rote Rosen und Sonnenuntergänge, keine Lügen über Liebe. Renitent möchte ich sein, Thanatos gegenüber, und auch ansonsten rebellieren gegen alles. Als Fingerübung und noch mehr. Jeden Tag…

Es waren die Geräusche

  Es waren die Geräusche zwischen dem Zimmer und der Straße, die hellhörig werden ließen. Nachdem man Zimmer und Straße auf Ihre  Geräusche hin überprüft hatte, d.h. auf ihre ursächliche Gebundenheit an Dinge, kam man zu dem Schluss, d i…

Die Dorfdünenfänger

Yacouba Sawadogo und ein neues wort: Z A I   die düne vorm dorf da half kein gebet die hat’s jedes jahr näher rangeweht   Da knüpften die frauen der düne ein netz No trotzkamel aber benimmt sich bis jetz…

Verleihung des Hungertuchs 2017

  Heute wird im amschatzhaus der Künstlerpreis Das Hungertuch verliehen. Diese von Ulrich Peters begründete Auszeichnung ist ein Preis, verliehen von Künstlern an Künstler. Er unterstreicht das Ideelle und Nachhaltige der künstlerischen Produktion und ist ein Plädoyer für die künstlerische…

Denkanstösse der écriture féminine

  The future is female, lautet ein bekannter Graffito im 20. Jahrhundert. Wenn dem so ist, hat sie das Antlitz von Patricia Brooks. Im 3. Jahrtausend bedroht vom Islamismus, schockiert vom Populismus und überwacht von Konzernen durch Algorithmen kehren Autoren…

Der GröKünz

Slice me Nice! Die mythische Figurenwelt Wagners (Parsifal, Kundry oder Klingsor) trifft auf eine zukünftige Mondbasis, die wiederum von Richard Wagner, wie auch von Fancy, Marlon Brando, Zardoz, dem Wickerman und Barbarella bewohnt wird. Ein elektrisierter Eagle Transporter schwebt übers…

100 soucis

  Ich mach mir so viele Sorgen, sagt Schlange, ich denke immer, dass du mich eines Tages verlässt. Warum, sagt Arthur, machst du dir Sorgen um etwas, das mit Sicherheit eintritt? Du machst aber keine gute Reklame für unser Glück,…

FÜR HELMHOLD REINSHAGEN

      zum elften todestag   Er war von der voralten bande er brachte Neandern in brot und wenn er brüllte  dann brüllte er katzen und hundsfötter tot Sie hausten am Altrhein im Eller da keuchte kein Gumbert  kein ried und…

Hör-Spielen gegen das Reglement

Der Rundfunk hat die Literatur zu einem stummen Gebiet gemacht. Alfred Döblin, 1929 Ein Blick zurück: 1991 legen A. J. Weigoni und Frank Michaelis in Zusammenarbeit mit den Schauspielern Marion Haberstroh und Kai Mönnich die zum Schlagwort gewordenen Literaturclips beim…

Leben

  Das extreme Leben ist eine Sucht, du brauchst täglich mehr davon.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend →  Kuno fasst die ersten…

Die Gehilfen

Kaum waren alle fort, sagte K. zu den Gehilfen: „Geht hinaus!“ Verblüfft durch diesen unerwarteten Befehl folgten sie, aber als K. hinter ihnen die Tür zusperrte, wollten sie wieder zurück, winselten draußen und klopften an die Tür. „Ihr seid entlassen“,…

Um die kalten Ecken

Zum 10. Todestag erinnert KUNO an Wolfgang Hilbigs zweiten Roman „Ich“ Auch wenn es am Anfang teils hakte und ziepte und man sich vor allem bei den essentiellen Textformen Wolfgang Hilbigs (Bände 1 und 2 der Ausgabe) zuweilen etwas mehr…

Du mein fragloses Hin

  Du mein fragloses Hin/HIN wie die Konsequenz so der Rückzug. Die Nacht wurde, nichts dunkler. Die Abwesenheit ein Wittern nach der Tür. Ein Schreiben hinter führt wenig/ vorwärts, da lang. Sieh zwei kurze Hände, von rückwärts der Satz nach…

Das zehnte „Versnetz“

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Gegenwart, dass die Dichter nicht mehr als Rätsel gelten. Peter von Matt Vorbemerkung der Redaktion: Eine der wichtigsten Lyrik-Anthologien feiert eine runde Zahl. KUNO bat den Herausgeber Axel Kutsch um einen Rück-, Nah-  und…

In dubio pro dubio

  Arthur erzählt Schlange die kleine Geschichte von der Macht der Wahrscheinlichkeit: Unser Leben ist ein Spiel, in dem wir eine Wette eingehen: Entweder wir setzen darauf, dass die Liebe gut ist, oder darauf, dass sie nicht lohnt. Wenn wir…

das bild

  die bewegungen gedrillt wie die eines opernballetts das bild ist bezaubernd laternenanz   du bist biegsamer williger als wo ich herkomme nun er war der kleinste wohl mir dass ich weiss erreichen oder sterben und alle menschen ihre bahn…

Der Flügelschlag einer Möwe

  Fünf Uhr dreißig. Milo tastet unter dem Kopfkissen nach dem Handy und bringt das nervöse Piepsen des Weckalarms zum Verstummen. Antonella seufzt im Halbschlaf. Er beugt sich zu ihr hinüber und küsst sie auf die Stirn. »Gut geschlafen?« fragt er. Antonella schüttelt den…

vogelwelt

überfliegt der adler alle körper der erde stürzt er nieder fällt die wolkenwimper aus der himmelsbraue hallen vogelschreie silbern durch die lüfte fordert er blut tropft es im trocknen unterholz seh ich mich zerstückelt in den zweigen hängend schüttle ich…

Durchdringungen

Was heißt Ähnlichkeit? Wenn jemand stirbt, hinterlässt er allen, die ihn kannten, eine Leere: ein fest umrissener Raum, der für jeden zu Betrauernden anders ausfällt. Die Konturen dieses Raumes umschreiben die Ähnlichkeit  eines Menschen, und sie sucht der Künstler, wenn…

Die Grammatik der Zeit

Die Straße ist leer und düster wie der Himmel. Da ist nichts. Nur ein Auto. Keine Landschaft. Spielt auch keine Rolle. Die Szene interessiert mich nicht. Ich träume. Träume Silvies Stimme… kalt und ärgerlich. Ich kann nicht verstehen, was sie…

Der Brückengedanke

  Der Brückengedanke, die gedankenmüde Vereinbarung. Als ob Erreichbarkeit auf der STELLE träte, das Nebensächliche ausdrücklich verbergend. Wir falten uns in die gangbare Lage, da geht einer blind rüber, auf’s Stichwort perDu.   *** fern, fern von Angelika Janz, KUNO…

Weiß

    Je nach Wetterlage taucht das Weiß der Wände ins Dunkel ab, je nach Tageszeit sowieso.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017.…

Der Garten der Geschwister II.

Richard klopfte an das Tor. Oben am linken Fenster erschien der Kopf eines halbwüchsigen Mädchens, ihr Haar war blond und fiel ihr ins Gesicht, als sie sich aus dem Fenster beugte und zu ihnen herabsah.
- Was gibt es? fragte sie…

Fürs Ulrikchen persöntjes

  Mein katz fing fliegen wie auch mein spinn Ersteres fraß nicht son eiweiß aus kot letztere las das gegen und latzte achtbeinlohn von wegen   Doch waren sie jagdkonkurrenten einandertreiber laß schießen dahin und laß sie sich legen Sind…

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  Fussnote: Warnung an den Tau (Achtung) Überleg es dir gut mit der Liebe:   zu schmelzen kostet das Leben       ***   Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

Er wartet auf Antwort

Er wartet auf Antwort für die DAUER einer Antwort, die von ihm aus noch unterwegs ist zur Frage. Er setzt das Megaphon an die Lippen, das Fernglas vor die Augen, und den Kopf Hörer natürlich. Die Atemmaske beschlägt langsam, aber…

Kimberly

Kimberly hätte eigentlich in einer städtischen Geburtsklinik zur Welt kommen sollen. Aber ihre Mutter Agnes S., die für das amerikanische Verteidigungsministerium als Beamtin im dritten Verschwiegenheitsgrad arbeitete und als Datenranger offiziell beauftragt war, unwegsame Gegenden des Cyber auszukundschaften, hatte es…

Der lange Atem · Redux

Der Gedichtband Wiederbeatmung ist ein sorgfältig komplierter Band, in dem Gedichte aus dem Frühwerk von A.J. Weigoni nachzulesen sind (Dieser Gedichtband mit den „Jugendsünden“ ist ausschließlich im Schuber erhältlich!). Beim Lesen dieser frühren Gedichte wird man Zeuge, wie ein Schriftsteller…

Do ut des

  Ich bin zu dick, sagt Arthur, als er sich im Spiegel des Opernfoyers betrachtet, ich muss dünner werden. Bedenke, sage ich, dass zu einer starken Persönlichkeit die richtige Statur gehört. Du siehst doch gut aus. Das sehe ich anders,…

Twitteratur von Beat Gloor

Jeder Weg ist der Heimweg.   Der Wortakrobat Beat Gloor präsentiert mit seinem Band Wir sitzen alle im gleich Boot. Aber nicht alle rudern. nach seinen Sprachbeobachtungen in staat sex amen, den Worttrennungen in uns ich er und seinen literarischen Miniaturen…

DYLAN AUF LINKS

  Du hahn auf der balz du trugs noch den schlüssel umn hals autobahnausfahrten  wälder trimmdichpfad  unfallmelder wo sind die werbegelder bundesligaskandal  was is dran Du has knie wie ein junge mundpartie wie ein junge Du sags ‚Sie‘ und ‚Madame‘…

nicht begonnenes fortsetzen

Erkenne ich einen Klappdruck als eine Art Riesenspinne von Louise Bourgeois, so finde ich in Abendscheins Textgeweben an einer Stelle eine junge Spinne ihr Netz weben, ein Frosch im Gleitflug verweist auf Frösche im Text und so weiter. Aber auch…

Nimm mich

  Wachküssen sollst du mich. Wachküssen, das las ich irgendwo. Wie alles. Im Leben nicht aufgegangen, Kreatur im Schatten. Fremd und befremdlich. Immerda und nimmerda. Das ist ein Chaos manchmal. Und es beschreibt die Welt. Gelesen. Alles gelesen. Erdacht, ergänzt,…

Beuys, eine filmische Annäherung

Was sind die inneren Fragen der Leute? Joseph Beuys Der Film beginnt in Schwarzweiß mit einer Nahaufnahme von Beuys, der, im Sinne einer vierten Wand, zu einem nicht sichtbaren Publikum spricht. In seiner Ansprache reflektiert Beuys mit humorvollen Einwürfen über…

Leise rieselt der Schmäh

Schreiben bedeutet eben auch, die Fluchtimpulse vor dem Schreibtisch und die Panik vor dem leeren Blatt zu bewältigen. Durchzuatmen und sich aus das Wesentliche zu konzentrieren. Patricia Brooks wird – so scheint es – von einem Übermaß an Geschichten bedrängt,…

Alles oder nichts

  Es ist besser, ich behalte meine Idee im Kopf, sagt Arthur, als er die Ausstellung „Die Macht der Kunst und die Kunst der Macht“ sieht. Ist das besser für die Idee oder für die Wirklichkeit?, frage ich. Ich weiß…

Ich stelle mir eine Antwort vor

Ich stelle mir eine Antwort vor, die sich zu keiner Frage stellt. Da sucht einer das Unverbindliche verbindlich darzustellen. Er wendet HOHL an. Er sichert sich einen geometrischen Spielraum, der sich als Spiegelreflex praktisch eindeutig regelbar bewiesen zu haben scheint.…

O. T.

  Milch hast Du auf Stirners grab gegossen Was kommt wohl in Deinen pott geflossen    Frühjahr 02  Für Lot *** Zeitgefährten von HEL, KUNO 2017 Die Zeitgefährten sind zwischen 1977 – 2008 entstanden, es sind Gedichte für Einzelne, Kopf-, Brust-…

Nach den Forderungen die Kür

  Ein bisschen blümerant war einem schon nach der Lektüre von Im Stein: Nicht nur, dass es eine Fülle von Ausschweifungen zu betrachten gab, von denen man nicht immer wusste, ob man über sie unterrichtet sein möchte. Vielmehr zeigte sich Clemens…

Pension Durant

  Plastik fantastique So yesterday, was fällt dir ein, Übernachtung und gesellig ein Schälchen Nüsse und Oliven rette mich, wer kann, frohlocke ich treppenauf und –ab trapp trapp so fröhlich sind mir die Schuhe ein Kichern hinter vorgehaltener Hand  …

Ein Textsorten-Patchwork

Ich sammle die Texte in einem Konvolut, das ich Splitter nenne. Vieles fließt in Prosaminiaturen, Erzählungen und Romane. Den Bonner Schriftsteller und Dichter Ulrich Bergmann kenne ich seit geraumer Zeit immer besser. Er ist ein jovialer und schalkhafter Grandseigneur. Ein…

Ästhetik

  Auch wenn der Körper, das Gesicht eines Menschen perfekt erscheinen, nicht jeden möchte man auch kennen lernen. Manchmal reicht der Anblick. Das ist mit einem schönen Oldtimer vergleichbar. Bei aller Ästhetik ist doch die Bequemlichkeit des Wohlfühlens vorzuziehen.  …

Wenn er mit dem Zeigefinger

  Wenn er mit dem Zeigefinger über der Zunge spricht, mit dem Zeigefinger unter der Zunge lallt und sich schwer tut wie geplant, würde ich hellhörig werden und jasagen mit Zeigefinger & Daumen die Zunge klammernd. Wieso drückt das Auszusprechende…

Echt gefälscht

  Meine Gespräche mit dir, sagt Arthur, haben an Echtheit verloren, seit ich weiß, dass du sie für deine Geschichten, die du über mich schreibst, ausbeutest. Durch mein Plagiat bereichere ich dich, indem ich die Echtheit im Dialog mit dir…

Statt einer Widmung zu Beginn

  Dieses Gedicht ist ein Gedicht, weil ich es sage. D. h., es wird Leute geben, die einfältig genug sind, zu glauben, dass dies wirklich ein Gedicht ist. Die Juristen werden feststellen, es ist kein Plagiat. Die Ökonomen werden feststellen,…