»Woher nimmt du eigentlich diese beispiellose Arroganz?«, kreischt die weibliche Stimme hinter der verschrammten Wohnungstür. Das Flurlicht erlischt. In seiner Antwort rezitiert der Mann einen gestrigen Überlegenheitsgestus. Steffen greift nach seinen Streichhölzern. Ratscht einen Zündkopf über die Reibfläche. Illuminiert…
Kategorie: Allgemein
Partiale · Revisited
Haimo Hieronymus betätigt sich künstlerisch vielfältig in der Malerei wie der Zeichnung, er erstellt Objekte, Holzschnitte, Radierungen, Collagen und publiziert Künstlerbücher. Die bekannten Formen und Motive unterlegt er poetisch, schafft Verbindungen zwischen Wort und Zeichen, mit einem skeptischen Grundton: Die…
Rapunzel und Hans im Glück
Sie Erst hatten wir nichts voneinander gewusst. (Ich kannte nur den Turm und die Stiefmutter.) Dann haben wir uns aus den Augen verloren. (Einer von uns hatte die Augen verloren hieß es in den sehr alten Schriften, die wir…
Solipsismus
Was ich dir schon immer mal sagen wollte, sagt Arthur, als wir gut gelaunt das Theater verlassen: Ich beneide dich um mich! Ja, sage ich, du verstehst dich gut mit dir, und es misslingt dir konsequent, der Sprache neue…
Robert Musil geht online
Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, daß er seine Daseinsberechtigung hat, dann muß es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann. Mit einem neu geschaffenen Internetportal ist das Werk von Robert Musil online recherchierbar. Das…
aufgrund unserer richtlinien
MEINE ERSTE LIEBE
Meine erste liebe: wir saßen im landheim auf treppenstufen wir waren kinder auf andres kann ich mich berufen Wir waren kinder und einmal dachten wir nur an das eine und spielten finger in finger und knickerten kieselsteine Ich…
innere ruhe
Bei Einbruch der Mimesis
schnecke
zieht die himmelsschnecke ihre spur in den windungen des alls verbirgt sie ihren feuerleib hinter wolkenschleim zieh auch ich mich ins skelett zurück erwache ich im holzhaus in der erde stoß ich durch die häute die man leben nennt …
Inständigkeit
Fremde Kulturräume beschreiben
Auf dem Atem surfen
Persona non grata
Arthur steht im Theaterfoyer und sieht Raum und Zeit dort als das Stück vor dem Stück, das er sehen wird als Stück im Stück. Wie kopflos wandelt das aufgedunsene Kleid da herum, wie lächerlich die Schritte dieser zugeschminkten Gesichter,…
Freiheit
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Dasein
Premiere des Gesamtkunstwerks
El reexilio
Nebelbanktrauma
Spartenübergreifkünstler
Wie kaum eine andere Galerie in Deutschland hat ‘Der Bogen’ in Arnsberg immer großen Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbüchern gelegt. Unbeirrt setzen diese Artisten den kulturbetrieblichen Trends die unleugbare, virtuell nicht reproduzierbare Schönheit bibliophiler Buchausgaben entgegen, verbunden mit…
Ego ergo sum
Arthur malt den lieben Gott an die Wand und schaut sich sein Bild an. Ich bin, denkt er, wie ich immer war, und bin doch total anders geworden und war schon immer dieser Andere, bin jetzt immer noch oder…
Für Shoshanna
Liebes ich ging immer neben dir in deinem gefieder schlief licht unsere schatten wandten sich ab und keuzten dein gesicht steine schenken bitteren ruch seit du eisvogel fort bist monde durchwachen die nacht der stirn seit du nicht…
In welcher Welt leben diese Leute?
Ich bin ja oft mit dem Rad unterwegs. Selbst wenn ich klingele und laut rufe, hören mich die Jogger vor mir nicht. Was machen die? Wenn ich im Wald bin, nehme ich doch die Natur wahr, höre meine Schritte. Aber…
Irische Couplets
das selbst ist immer im krieg + immer unter druck: was alles so geglaubt ward was alles so geschehen ist was alles in rechnung zu stellen wäre … ist letztlich nicht wichtig wenn zwei nur gewiss sind: richtung +…
Junge Haut und Gottes Beitrag
Am besten alles verbieten?
Wolkenbündel
Nachsicht
Du gehst mir zu schnell an den Bildern vorbei, Arthur, warum nur diese Eile? Arthur bleibt mitten im Baselitz-Saal stehen, dreht sich, indem er alle Bilder der Reihe nach abnickt, um sich selbst, und sagt zu mir wie nebenbei:…
FÜR NANCY SPUNGEN
Scheiß auf das laminat rei in der tube scheiß auf Sir Winstons Inn ab in die grube Scheiß auf die schraubpulligeneration einmal lichtgefickt merkste dann schon Lange stinkt das nicht sicherheitsmade ein zwei fröste hält´s ab in…
Einbildung
Lass uns Kaffee trinken gehen, sagt Arthur, als wir die Gemäldegalerie verlassen, ich brauch jetzt innen auch ein Bild. Wie soll ich das verstehen?, frage ich. Am besten einen Espresso, sagt Arthur. Wenn der Kellner mit dem Zucker und…
o.t.
Hänschen klein
„Leb wohl“, sagt Hänschen zur Mutter. „Ich suche das Glück. Ich habe geträumt, es gibt Glück und das Glück liegt weit ab von hier. In der Fremde klingen meine Schritte nicht folgenlos und deshalb nehme ich den Hut und…
bildbefragung
Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher
vorhersagen
Basisgekipptes
Im Labyrinth der Lyrik
Ich sah die besten Köpfe meiner Generation an Ratenzahlungen zugrunde gehen. Kate Tempest Lyrik ist ein Spezialfall individueller menschlicher Informationsverarbeitung. Es beim Online-Magazin Kulturnotizen (KUNO) darum die Literatur aus der Isolierstation, in die die werkimmanente Germanistik sie jahrzehntelang eingesperrt hatte,…
Vorverhængniszeit
von der erdabgewandten Seite der Utopie im freien Fall aus stratosphærischer Leere: Kraft des Faktischen versus zerfallende Welt indirekte Aktivierung statt Politisierung Fleischesueberdruss trifft auf Lebensekel ein ueberbevœlkerter Planet leert sich im Hass Verzweiflungsgymnastiker vollziehen Exerzitien der Trostlosigkeit:…
Teile und herrsche!
Hast du Schlange zähmen können?, frage ich mich. Schlange sagte oft zu mir: Es ist gut, wenn ich dich lenke, dann kannst du dich besser entscheiden. Befreite sie dich von deiner Unsicherheit? Ich weiß nicht, ob sie mich befreit hat…
waage
folgen wünschen nur zahlen ohne ende fährt dahin die bilanz warten menschen abgelegt wie schrott im schatten der stadt sagt man die erde bewegt sich in schiefer richtung zur sonne pochen schläge zwischen schläfen schwingt die schale der waage…
May the force be with you, Carrie
Gedankenstrich
Volker Brauns „Handbibliothek der Unbehausten“
Volker Braun, das Wunder dieses Dichters ist ein erschütterndes und beglückendes zugleich. Der Büchnerpreisträger, einer der, wie sich herausstellen durfte, Würdigsten solcherart Geehrten der letzten und vorletzten Dekaden (Hilbig winkt aus der mittleren Ferne, die Kirsch schwirrt anbei), offeriert…
Die Transparenz
Snegurotschka
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(Wie kann ein Mensch geboren werden und dabei alt sein: Ich weiß) *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Further reading → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In…
Hermetischer Zirkel
Hast du heute schon an Schlange gedacht? Ja, sage ich, ich wollte ihr vorhin eine Postkarte schreiben, aber ich kam nicht dazu. Ich habe die Karte schon gekauft: Ich als Hermes. Aha, du warst also wieder auf deiner Museumsinsel. Wo…
Nahbell
T om mich hat der tango uffjedreht O bendruff noch ein sonett an Peter M einen ältsten freund un Philoktet D as macht noch nen zacken überdrehter E j wir kannten uns seit anno E T om: das…
Tanger Telegramm
horrorkommando
die heutige aufgabe bestand darin das – was man sonst lediglich akzeptiert – auch mal gut zu finden. unter dem strich kam dabei raus dass es so grausam nicht war – zumindest angesichts der gesamt-grausamkeit die den ueblichen vergleichsmaszstab…
Traumsammler
Dialogmarketing
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Polyphem: Es reicht ein Auge um zu sehn Der Blick der Wahnsinnigen färbt sich gelblich und fällt in sich selb zurück als Fluor als Abstand als Angst *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung…
undulation
1großes herzecho an der wandhängen gemälde von bruegeldu spielst violine 2wir falten blumen zu gedichtenund verfüttern sie an die ungläubigenhautflügler 3adonisfalter wollen wir seinauf einem röntgenbildmit lungenflügeln 4du atmest groben sandmit den flugzeugenziehen stare übers gebirge *** herzecho…
Hypergraphie
Gedæchtnispornografen belassen die Feder am Ort ihres Schreibens berufen sich auf die unsichtbare Minderheit begehen geistige Brandstiftung & vollziehen mit einem Sprachschlliffskalpell Schreiben als Gewissensakt Freibeuter kappen Bedeutungstaue entern Begriffe > erobern neue Ausdrucksgebiete changieren zwischen uebernæchtigt &…
b
fließen stimmen den abhang der zeit hinabdrängt gedankenschutt zu talim netz der landschaftverfangen sich die letzten flüssigkristalleeiner früheren epochegeh ich den weg der monde und gestirnesind sanduhren gefüllt mit falterstauberinnerungen einsamkeitenschwarze löcherbleibst du bleibe ichstehenstaunen wirfülle ich noch einmal…
Computerzeichnung 15
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Sich auswachsen ohne Raum: and weep *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach,…
Twitteratur – von Peter Meilchen
Das Glück ist nur eine Frage völlig beliebiger Umstände, die wir dann schicksalhaft nennen. *** Wir entnehmen diesen Tweet von Peter Meilchen der TB-Ausgabe des Buches Twitteratur, Edition Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2016. KUNO hat unterschiedliche…
Gedankenstrich
Eine Krise ist nicht selten durch die unbeantwortete Frage nach dem richtigen Lebensentwurf zu ersetzen. *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian Schmidt und Joanna…
Gute Nacht, gute Nacht!
Wenn ich gleich einschlafe, sagt Schlange, bin ich dann nicht mehr da, oder bist du nicht mehr da, oder sind wir alle beide weg? – Wenn ich wach bleibe, sage ich, bin ich da, aber du siehst mich nicht, und…
Press/Play – 25 Jahre LiteraturClips
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Tarnst dich mit Regen damit man nicht sieht dass du weinst *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Further reading → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten…
Komm mit mir in das Cinema
Guten Abend, gute Nacht!
Schlange, sage ich, wir müssen zusammen sterben. – Warum denn das?, fragt Schlange. – Dann fehlen wir uns nie und können uns immer streiten, sage ich. – Meinst du, wir streiten uns weiter, wenn wir tot sind? – Ich glaube…
Ein anderes Ende
Letzte Weisheiten
„Bilde, Künstler, rede nicht! / Nur ein Hauch sei dein Gedicht!“ Goethe Als die Erde noch Scheibe war, waren die Antworten rund. – Mit dem Rad kamen die Fragen. Mit dem Rad werden sie wieder…
Möglichkeiten
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Zimmwerwinkeln: Inneres Hinterland *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Further reading → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…
Begegnungen mit Ibrahim Rugova
Accent grave
Im Musée Rodin Ach Schlange, sage ich, immer heftiger beschwert mich der Gedanke: Alles stürzt ein. – Was soll denn einstürzen, sagt Schlange, außer deiner Liebe zu mir? – Der Himmel, sage ich, der Himmel ist zu schwer geworden. –…
flügel
flogen glühwürmer am abend glaubte ich als kind sie bringen nahrung den toten an den lagerfeuern des himmels lockte mich ihr leuchten fand ich schlaf flog ich unter den fackeln der nacht mit der strömung der luft über flüsse…
Gedankenstrich
Kaum etwas, das nicht anfällig wäre für eine Variante. *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian Schmidt und Joanna Lisiak. KUNO verleiht der Autorin für…
Ptolemäische Wende
Wie die Welt aussähe, wenn sie sich um mich dreht, habe ich mir schon oft überlegt, sage ich, ich dreh mich ja nicht, und die Welt, so verdreht sie ist, steht still, und ich frage mich, ist die Welt ein…
Der alte Herr
Ursprungsleere
am Rand des Verschwindens leben = Transmutation von Bedeutungen: Sprachgirlanden des Eingedenkens in grœsstmlœglicher Verknappung wiedergeben durch stændige Erzæhlverweigerung eine Sehnsucht nach dem Verstummen provozieren das gebremste Leben will eine Unmittelbarkeit von Welteinlassung die mehr ist als Befindung…
Antiphon
Duft der nacht der vögel gegen- sang gedämpft von katzenpfoten katz gedämpft von seltenregen auf den abgeschiednen seelen moostapisserie der toten und ich weiß daß mir Deine augen fehlen Schweiß der frühe morgenlieder morgenlider lichtpupillen sonnenhirten die…
Manzanita
Neulich fiel Laub in blaugrünen Stücken Blätter Gewand Weiden Sträucher im Schnee gepudert in Stücken in Teilen frei *** Aus: Das fünfte Schock. Der Band bringt teils experimentelle Gedichte von Peter Engstler, dirk frölic, Jayne-Ann Igel, Lilly Jäckl und Urs…
Obsession und Beglückung
Gedankenstrich
In diesem bestimmten einen Kuchen in diesem Laden fand ich einst ein unappetitliches langes Haar. Seither kann ich den Kuchen aus diesem Laden nicht mehr essen. Das ist auch der Grund, warum ich noch immer Lotto spiele. Das ist meine…
Von uns gegangen
Beweis
Dass ich dich traf, sagt Schlange, ist das Fügung? – Ja, sage ich, nichts Geringeres als der Urknall musste geschehen, damit es geschehen konnte. – Dass ich dich traf? – Ja, sage ich. – So einfach ist das? – Ja,…
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Ein Kinderspiel Wer lebt schwieriger will ich von dir wissen Immer der der fragt *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Further reading → Ein Porträt von Sophie Reyer findet…
Blut & Beuschel
Punktgenaue Poesie
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Twitteratur – von Wolf Biermann
O Gott, laß Du den Kommunismus siegen. Wolf Biermann In der Berliner Zeitung präsentiert Cornelia Geißler ein neues Gedicht, das sich der Liedermacher selbst zum 80. geschrieben hat. Weiterführend → Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so…
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Witterwind: ich bin ein Zwitterkind innen Die Birke ist der baum des todes und dir Augen geben aus holz *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Further reading → Ein…