Kategorie: Allgemein

Brutto und Netto

Sag mal, sagt Schlange, wie lange kennen wir uns eigentlich schon? – Brutto oder Netto?, sage ich. – Brutto, sagt Schlange. – Zweieinhalb Jahre, sage ich. – Und Netto? – Kommt darauf an, sage ich, was du unter Netto verstehst.…

Freiheit

    Aufgefallen waren ihm vor allem ihre lässigen Kleider, die den Charme der späten sechziger Jahre versprühten. Dieses Gefühl von Freiheit und Liebe, von Toleranz und Exzess. Für die heutige Zeit fast erschreckend. Trotzdem setzte sich der Kolkrabe auf…

Elftes Nachtstück

  Du gehst falsch mit ihr um, die dir in treuer Ergebung in den Träumen erscheint. Du befürchtest sie, weil sie den Traum-Anschein stört, und sehnst sie herbei. Äonen, seitdem du ihrem traurigen Mandelgesicht ein Lächeln entlocktest, zu eurem Kennenlernen…

Die Unterwerfung

  Wenn Herr Nipp sonntagmorgens aus dem Bett fällt, weiß, dass sonst noch niemand auf ist, dann hat er manchmal nicht Anderes und Besseres zu tun. Er baut sich Satzkonstrukte, die weniger Sinn als Schönheit haben oder nach bestimmten Kriterien…

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  Von Engeln kosten Dass sie nicht gleich aufschrein jubeln vor Freude: Einer erscheint   Richtungen weisen sie mit Schwingen Flugspuren zeichnend verdoppeln sich ineinander:   Verdichtung es dunkelt     *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von…

So heiß

Mir ist so heiß, sagt Schlange. – Mir auch, sage ich. – Du hilfst mir nie, sagt Schlange, mir ist so heiß unter der Decke. – Tu die Decke weg, sage ich. – Dann fehlt mir was, sagt Schlange, ohne…

mecklenburg (gesang für ein polnisches fischgericht)

  vater spricht von häuserbauenauf der weide die stute galoppiertüber die straßen zieht salzluftin bernsteinfarbenen fenstern spiegeln rosenblätterschneefalter einen krieg zwei kriegebist du fort gezogen und gestorbendein gummibaum erinnert nochdeine schwestern sind alle tot deine brüdernur einer hat überlebt ruhe…

Verwerfungsspalte

    der Konflikt zwischen dem kollektiven Schicksal & den individuellen Idiosynkrasien wird in einer reflexiven Selbstvermessung zum zentralen Topoi um in einem alltæglichen Ausnahmezustand durch Grundmuster der Monographien in den innersten Bezirk eines Denkens einzudringen:   die blaue Kælte…

Mhmm.

Schlange, sage ich und recke und strecke mich wohlig im lebensvollen Traumbett, stehe auf, tanze federnd auf beflügelten Füßen zum Kühlschrank, zum Toaster, zum Tisch. – Was willst du essen?, sagt Schlange. – Kalt geschleuderten Honig auf bayerischer Butter über…

Gedankenstrich

Der Künstler darf, wenn er die richtigen Worte findet, sein Werk erklären. Dies jedoch vorauszusetzen, ist anmassend und bleiern.   *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen…

Haare

    Ihre Haare trägt die Prinzessin am liebsten streng um den Kopf geflochten. Traditionell sitzt sie morgens ein halbe Stunde vor dem Spiegel ihrer Jungfrauenkammer und macht sich zurecht. Sie wartet auf ihren Traumprinzen, seit 70 Jahren.   ***…

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  Sich dem Nähren nähern Mund des Sees kehrt die Wunde um wandelt Verletzungen in eine Landschaft aus Atem in der kein Versäumnis mehr kauern kann: Jetzt jetzt und   jetzt     *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische…

mohn

  steig ich mohn im haar aus den pforten der nacht geh ich dem tag entgegen überschütten mich samen sinkt mein kopf die kapsel umfliegen mich hummeln     *** Seelenland, Gedichte von Holger Benkel , Edition Das Labor 2015…

Freiwillig gebe ich nicht auf

  Die Temperatur treibt mich in den Mantel. Und Schuhe ziehe ich auch noch an. Es entfernen sich schleunigst die Perioden. Kopf oder Zahl, der Zufall hat kein Gedächtnis. Ein zufälliges Ereignis wird nicht wahrscheinlicher, je länger es zuvor nicht…

veranlagungen

  bin unruhen heimlich hinterher geschlichen von schlichten bedeutungslosigkeiten stringent verfolgt kreisen über mir unbemannte raubvögel in februarstürmen ziehen wolkenschiffe über horizonte fliehen vorwitzig gedankenbrüche in kriegsgebiete nostalgischer logiker nichts ist nicht mehr nichts und dennoch bleiben reste von amtlich…

Libido

Schlange? – Ja? – Bist du noch müde? – Wie spät ist es denn? – Halb neun, sage ich, die Sonne scheint. – Ich bin noch so müde, sagt Schlange. – Dann schlaf weiter. Ich bin auch noch ganz müde,…

Gedankenstrich

Ein Land, in dem man den Leuten ansieht, ob sie satt sind und gegessen haben oder ob sie das Essen noch vor sich haben.   *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das Porträt der…

Ein-Mann-Stadt

Als er uns damals sagte, er würde gerne nach Graz ziehen, wusste er selber nicht, warum er gerade dort seiner Pilgerschaft ein Ende bereiten wollte. Verwundert fragt er sich, wie er überhaupt all die Jahre glauben konnte, an ein Ziel…

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    Das heilige Wort an Großmutters Garten erinnernd:   Zitterbirke   *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Further reading → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

Phönix

Das Leben ist so eigentümlich, sage ich, als ich mit Schlange zu Bett gehe, ich weiß nicht, ob ich jetzt allein mit dir schlafe oder zu zweit. – Wir sind doch nicht zu dritt, sagt Schlange, kannst du nicht zählen?…

exprimtell

  A kadementen exkeribenten mamakafenten hirnkrüppel hinkt   B linguenten smörrealenten tönerne enten dichtungsberingt   C erebum jandln follt ihr ferfandln zuckerkandl arbe   huelsenbeckmandln tristantzarandln D adadad Arp      *** Further reading → Eine faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich…

Der Zettel

  „Grauzarte Nebelbänke hatten sich in dieser Nacht sanft über die Landschaft geschoben, sie in ihren weichen Dunst gehüllt. Die Sicht auf die Hügel dieses Mittelgebirges hatte eine Ungenauigkeit angenommen, als blicke man durch opakes Glas. Die sonst so harten…

Shakespeares Könige und große Herren

Vor 400 Jahren starb William Shakespeare. Hugo von Hofmannsthal mit einem Essay über den Menschenerfinder Ich glaube zu wissen, was Sie bewogen haben kann, mich hierher zu rufen, damit ich vor Ihnen spreche. Es war keinesfalls der Drang, etwas Neues zu…

Apotheose

  Schlange, sage ich, ich habe Hunger. – Auf was denn, fragt Schlange, willst du mich? – Nein, sage ich, ich habe nicht den großen Hunger. – Dann koch dir was, sagt Schlange. – Ich weiß nicht was, sage ich,…

Gedicht gegen die Arbeit

  Der Seemann wird heimgerufen. Der Fensterputzer ist weg vom Fenster. Der Schaffner liegt in den letzten Zügen. Dem Heizer erlischt der Lebensfunke.   Der Schmied springt über die Klinge. Der Autohändler kommt unter die Räder. Der Kfz-Mechaniker schmiert ab.…

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Eine Güte ist gut   Sie schläft in der Landschaft borgt dem Himmel ihre Stimme: Zwitschern aus Stille   Füttert ein Tier  das sie liebt und rollt sich abends in deinem Bauch zusammen   Versucht zwischen Innen und Außen jeden…

wölfe

  leuchten die augen der menschen unterm lichtgebiß des kriegs aus wölfischen gesichtern in den todesauen der medien lecken lippen das salz von der haut heilt honig nicht die wunden im kopf kreisen die tödlichen sonnen   *** Seelenland, Gedichte…

Unterdrückte Nachrichten

Die frühe DDR war ein Archipel der Angst. Ein politisches Schweigesystem, das sich zwangsläufig in ein literarisches Schweigen hinein verlängerte. (S. 71) Die intensiven Recherchen und die zahlreichen Publikationen zur systematischen Unterdrückung literarischer Zeugnisse in der Frühphase der DDR und…

Das erste dadaistische Manifest

Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, daß bisher niemand etwas davon wußte und morgen ganz Zürich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. Es ist furchtbar einfach. Im Französischen bedeutet’s Steckenpferd. Im Deutschen heißt’s Addio,…

Verlorenheitstaumel

  im Warten entsteht ein Gluecksmoment = die Empfindung, intensiver zu leben in der sich die Welt fuer einen Augenblick œffnet & einen reinen Blick auf die Dinge freigibt:   lichtdurchflutete farbige Materie man kann sein Herz œffnen hinsehen /…

Courbet

Ein schönes Bild, sage ich, als ich vor dem berühmten Aktgemälde von Courbet stehe, ein tiefes Bild! – Ich weiß nicht, sagt Schlange, was du an diesem Bild findest, du siehst in die geöffneten Beine einer nackten Liegenden, das Bild…

Malerei auf Papier

    *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

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  In allen hohen Gräsern könntest du liegen und schlafen hinter den Jalousie Lidern eines jeden Hauses   Innen trag ich dich/ ein sanftes trotziges Kind/ aus   Wie Glitter für Blinde *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung…

Haut an Haut

Ich liege gern so eng bei dir, sage ich. – Das ist schön, sagt Schlange, das gefällt mir, du liebst mich eben sehr. – Ja, sage ich. – Aber, sagt Schlange, du liebst vielleicht nur meinen Körper. – Was denn…

Überfahrt

  Als die Großmutter starb, lag das Land nicht im Schatten, wie es die großen Dichter beschreiben, wenn der Welt und einem ihrer Wesen Ungerechtigkeit widerfährt. Es war Ende August, der Hochsommer neigte sich schon und verbrühte den Landstrich mit…

von uns aus

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Gedankenstrich

Auch ohne intellektuelle Familie intellektuell werden. Aber ohne Humor in der Familie Sinn für Humor(bildung) haben? Das Intellektuelle kann isoliert aufgebaut werden und sich dann in alles hineinfügen. Humor ist von vorneherein eingefügt. Humor ist keine Lehre, die abgesondert gelehrt…

Expedition in versunkenes Gelænde

  Realitæt > gefiltert durch die Erinnerung auf der Innenseite der Lider bleibt das Fortdauern des Augenblicks in einer zu Miniaturen verdichteten Welt   die Kantilenen sind durchgeatmet um im Gehæus‘ der Sprache eigentliche Gluehkerne zu erkunden welche zum Denkbeschleuniger…

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    Schlachthimmel Ich aus Schachteln   So lag ich lange wach als Kind dachte über Atomunfälle nach und wie die Gedanken Krach machten   (Hirnhaut aus Angst)   *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer,…

Die Jugendsünden des RDB

Die literarische Produktion von Rolf Dieter Brinkmann ist ein herausragendes Beispiel für die Medialität der Kunst. Brinkmann thematisiert immer wieder den Doppelcharakter des Mediums als Instrument und Potenzial, die Verkörperungen sowie Erfahrungen einer unerwarteten Präsenz. Sein Changieren zwischen Kunst und…

Autark

Schlange, sage ich, was ich dich immer mal fragen wollte: Hast du schon mal einen Liebestraum gehabt? – Ja, sagt Schlange, ich träume von nichts anderem. – Das dachte ich mir, sage ich. – Du hast keine Ahnung, sagt Schlange.…

Bonjour tristesse

  Die Sozialreportagen von Christine Kappe lesen sich so, als wolle die Autorin die Tradition des Werkkreis Literatur der Arbeitswelt ins 21. Jahrhundert transformieren. Wie es scheint, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht die Erfahrungen, die Lohn- und Gehaltsempfänger…

Amphetamine

    fließbandbereit Rottenmaschine aus der es schreit   Moneygehackte alles auf speed wobei die kacke linien zieht   Streubomben kribbeln unter der haut Ohrdrachen dribbeln Twist und Shout   Zotten der därme schlachthofgespült während die herme gipsstaub mühlt  …

Gedankenstrich

Ein Paar, das sich beim Essen anschweigt und erst im Freien, beim Spaziergang den Dialog aufnimmt.   *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian Schmidt und…

Seelenwanderung

Ich denke manchmal, sage ich, mit Schrecken, ich wache auf in einem anderen. – Vielleicht wachen wir täglich, sagt Schlange, immer woanders auf, wer weiß. – Komisch, sage ich, aber jedesmal, wenn ich so aufwache, liebe ich dich. Du kannst…

Schwarz & Weiß

Wer hätte gedacht, dass solch´ ein Wunder in einer Zeit der digitalen Manipulation mit analoger Fotografie noch möglich ist? Alan G. Artner Mit „Black & White“ beruft sich Thomas Kellner auf seine Ursprünge als Künstler und den Ursprung der Fotografie…

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  Roll dich aus über mir bis die Nacht wenn ein Sturm schreit das Dunkel deine Zungen öffnen Türen in mir   Meine Worte sind Taten  als Tal wellst du dich über meinen Quadranten aus   Wenn ein Meer über…

Und dann verfing sich die Zeit

Der Hackbrettspieler und ich stiegen an derselben Station ein. Unsere Sitzplätze im Reisebus waren noch frei. Nebeneinander. Das Gepäck noch im Rücken, auf Knien, dann an den Füßen, untergetaucht. Wer von uns beiden hatte mehr zu Tragen im Leben?, stellte ich die Frage…

… der Horizont kippt

Am 6.4.2016 um 20 Uhr war ich bei ihrer Lesung im Buchcafé Antiquarius, Bonner Talweg 14, 53113 Bonn. Ein paar Straßen weiter wohne ich. Es war der Tag meines Geburtstags. Egal. Primzahl unter 100. Ich feiere sowieso erst am Wochenende.…

100 soucis

  Ich mach mir so viele Sorgen, sagt Schlange, ich denke immer, dass du mich eines Tages verlässt. – Warum, sage ich, machst du dir Sorgen um etwas, das mit Sicherheit eintritt? – Du machst aber keine gute Reklame für…

Computerzeichnung 14

Weiterführend → Vor 20 Jahren verblüffte Almuth Hickl mit neuen Bildern aus dem Computer und Laserdrucker. Das Konzept der Künstlerin zu ihren Computerzeichnungen finden Sie hier. Ein Porträt der Hungertuchpreisträgerin Almuth Hickl findet sich hier. Und außerdem im KUNO-Archiv, ein…

Hinauszögerlich

  Zunächst hatte Herr Nipp sich wieder einmal in aller Ruhe sein Essen gekocht. Hatte als Sattmacher leckeren Jasminreis in den Topf gegeben und vor dem eigentlichen Kochen in Wasser diesen in Öl glasig angedünstet. Für ihn war das Gefühl…

Sprechspæne

  in ein falsches Leben eingesperrt Archivar des babylonischen Chores werden dem Echoraum der Erinnerung nachlauschen & im Sprachspeicher auf Traditionslinien stossen   Rœntgendenker wissen das noch nicht Geschehene voraus: jeder Moment > eine Weggabelung in jeder Sekunde lauert eine…

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  Im Haus meiner Kindheit wollte ich mich verhindern   Du aber /Fallschirmspringer/ gingst als Same unter die Haut der Erde   Jetzt atmet dich dieses Haus aus Wenn ich nicht mehr werde: Wer bringt dich in mir zum Blühen?…

Zeitnot

Es geht um Minuten, sage ich, als ich mit Schlange das Theater verlasse, es endet alles, weißt du, mit einem Riesenapplaus, und das kostet uns dann Kopf und Kragen. – Ich versteh dich nicht, sagt Schlange, kommst du zu spät,…

Befragung der Serienessenz

  Man lässt einem Kunstwerk keine Gerechtigkeit widerfahren, wenn man über dem Titel seinen Inhalt vergisst. Doch machen wir uns nichts vor: Der Bildtitel ist heute mehr denn je Bestandteil des Werkdiskurses. Die Moderne und Postmoderne haben die Betitelung als…

Eine sokratische Anregung: nachösterliche Gedanken

  Am Anfang war der Big Bang? Nicht ganz. Denn auch der Big Bang fing mal klein an – als Singularität. So bezeichnet man den Ausgangspunkt von allem, den absoluten, also von allem losgelösten Nullpunkt unseres Seins. Er ist ohne…

wege

  fall ich durch die tage treibt mich nichts voran überspring ich eine stufe werd ich melancholisch ob der leichtigkeit klagt der wind an den wänden wenn ich in straßen um die ecken biege seh ich  es sind in die…

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  Du bist gepusteter Löwenzahn goldiger Tropfen mit rauer Haut behaarte Oberarme Milchflaum unter der Nase   Du bist zwei Augen ein Blick ins Leere gehende Fingerversuche der Tastsinn der Härchen wunder Punkt in den Worten   Du bist Aufgehen…

NA NED NA NA!

  Der Ausstellungstitel für den Auszug von Kohlezeichnungen derzeit in der Künstlerwerkstatt DER BOGEN zu sehen, entstand  letztes Jahr bei einem Vorbereitungsgespräch bei Wokgericht & Weizenbier zwischen Haimo Hieronymus und Andreas Roseneder. Man möchte meinen, dass diese idiomatische österreichische Redewendung…

Les jeux sont faits

Ich spiele, sage ich, ich spiele immer, auch im Bett, ich spiele, also bin ich, sage ich mir, und du, Schlange, spielst gut mit mir. – Du redest, sagt Schlange, als ginge es um eine Inszenierung, wenn wir uns lieben… …

etkobjects

(…) für den Fall einer zukünftig eintretenden schuldhaften Verletzung des Unterlassungsversprechens zur Zahlung einer angemessenen Vertragsstrafe an die Unterlassungsgläubigerin, deren Höhe von der Unterlassungsgläubigerin nach billigem Ermessen bestimmt wird und im Streitfall vom zuständigen Gericht überprüft werden kann. In diesem…

Wahre Liebe

    Sie hat sich in den Prinzen verliebt. Seine Augen leuchten ihr jeden Morgen entgegen. Er freut sich offensichtlich, wenn die Dienerin den Tee bringt.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots,…

Gedankenstrich

Wenn ein grobschlächtiger, vulgärer Mensch mit einem schöngeistigen, feinen Menschen in anständiger, vielleicht intellektueller, Form kommuniziert, hat das Ungestüme des einen vs. das Zumverletztsein-Neigende des anderen etwas Bezauberndes, Niedliches. Das Schöne und das Biest als ästhetische Formel. *** Gedankenstriche von…

Ein Minotaurus

  Er nennt, was er in sich trägt, Atem, einen schweren, unstillbaren Hunger nach Fleisch. Es ist ihm nicht um die Speise. Sondern die Lust. Da der Minotaurus labyrinthisch lebt, in Irrgärten und Höhlen, in Gemäuern und Träumen, ist sein…

Twitter, die erste Dekade

Ich habe nichts zu sagen, möchet aber gern darüber reden. John Cage Twitter wurde im März 2006 unter dem Namen „twttr“ gegründet und gewann weltweit rasch an Popularität: Der erste Tweet wurde am 21. März 2006 durch den Twitter-Mitgründer Jack…

Freundschaft

  Wenn Menschen sich aus innrem Werte kennen, So können sie sich freudig Freunde nennen, Das Leben ist den Menschen so bekannter, Sie finden es im Geist interessanter. Der hohe Geist ist nicht der Freundschaft ferne, Die Menschen sind den…

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ohne mich wird frühling sein wirst du diese sterne zählen und ein kind die geige spielen und ein kind sein skateboard zähmen   ohne mich wird fühling sein werden auf den höchsten bergen diese zarten blumen wachsen und ein traum…

Flurbereinigung

  ein Trauerwueterich probiert in einer verunglueckten Versuchung den Atemraum des Ich mit Metaphern des Begehrens auszudruecken scharfe Lebenssplitter aus alten Wortschichten zu schuerfen emphatische Vorzeitbelebungen zu betreiben Sprachkombinatorik in Reibungshitze zu versetzen Wortschichten zum Glimmen zu bringen: Spaltschreiberei generiert…

Andante

  treibend – stampfend unaufhœrliche Beats auf das Trommelfell taube Trauer ueber taktvollen Notationen   in einem transitorischen Moment deuten atemberaubende Ritardandi auf etwas ungenannt Anderes hin = Inspiration generiert Hallschleifen in der Echokammer des enzyklopædischen Wissens um   mit…

Einwilligung ins Unabænderliche

  mit einer akustischen Tattoowierung eine Dimension der Zeit herauspræparieren beruehren wird zu einer Art des Hœrens Welt unweigerlich zum Resonanzraum Stille zum gewichtigsten aller Klænge ein ungeheuer implodierender Tonfall   in einer Ideengeschichte der Eigentumsfeindschaft sondern Silbenstecher Transzendentalbelletristik ab…

KreisKrise, anagrammatisch

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

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Wer nimmt den Mond in die Hand und gibt ihn dem Himmel zurück   Saßen zwei auf der Bank  eine war die andere beide   Gab es nicht  aber einmal starb ich um davon zu schreiben   Dann legte ich…

Gedankenstrich

Ein lieber Mensch kommt von weit her, nur um dich für sehr kurze Zeit zu sehen. Das ist berührend. Denn nicht nur er kommt. Er bringt alles, was er hat mit: seine Organe, seine gesamte Körperlichkeit inklusive deren Erscheinung (die…

Die Brücke und das Rad

Mit Schlange gelingt mir alles, sagt Zauber, nichts ist zu schwer. – Na klar, sage ich, das ist die Macht der Liebe. – Ja und nein, sagt Zauber, das eine bedingt das andere, alles hängt mit allem zusammen. – Konkreter,…

partiell-selektiv-stellenweise

  Bei Betrachtung der Arbeiten aus der Serie Partiale von Haimo Hieronymus sprudeln die Assoziationen über: ..wie durch ein Mikroskop vergrößerte Zellen, eine Waschmaschinentrommel, Fingerabdrücke, Fußböden, Adern, Spinnennetze, Fischgrätenmuster.. Eine überarbeitete Brettspielfläche, wie etwa das Mühle Spiel, mutet wie ein…

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  Wer nimmt den Mond in die Hand und gibt ihn dem Himmel zurück   Saßen zwei auf der Bank  eine war die andere beide   Gab es nicht  aber einmal starb ich um davon zu schreiben   Dann legte…

Streitbarer Poet

  Wenn Sie mir noch einmal auf die Versfüße treten, mache ich Hexameter aus Ihnen.   ***   Weiterführend → Axel Kutsch erweist sich als Meister der Twitteratur. Aus dem Band Versflug, präsentiert KUNO in 2016 ausgewählte Kurz-Gedichte aus den…

In Gedanken

Weißt du, sage ich, als ich mich aus der Umarmung mit Schlange löse, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich mit Susanna im Bett liege … – Ach so, sagt Schlange, du denkst an eine andere, wenn du mit…

Ich bring dich nicht in schweiß

  –  Ich bring dich nicht in schweiß dich nicht in rage Du lebst an mir vorbei ich zahl die gage   –  Ich lebe neben dir ich bin die fremde die ganze zeit schon hier auf feindgelände?   – …

Gedankenstrich

Wer ist es, der unverhohlen fragt: „Wer ist sie? Warum? Was erlaubt sie sich?“. Ich antworte ohne Erklärung: „Ich bin es. Ich erlaube mir das.“   *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Weiterführend → Lesen Sie auch das Porträt…

Blaue Koralle gegen grünen Bernstein

Die Rothaarige stützt sich gegen die Fensterbank, die Frau mit der struppigen Frisur sitzt auf dem Kunstlederstuhl. Eine dritte Frau in dem Nachbarbett, eine sehr junge, setzt den Kopfhörer über die Locken ihrer maisgelben Perücke und empfängt Hardrockmusik mit geschlossenen…

Halbe Utopie

  An manchen Orten, sage ich, bin ich immer glücklich, an manchen nie. In den Cafés der Avenuen, in den Museen und Theatern, im Kino und in der Oper widerfährt mir nur mein Glück. – Da bin ich ja nie…

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  Sausend so Blätter rasseln wie Atem aneinander im Ast Gerippe: Letzter   Rest Versuch eines Klangs wirft Schatten  das Laub  schon in sich selbst zusammen gerollt:  Es ist wird Herbst   Stranden Fragen greifen Hände ins Leere taktet das…

Franz Marc

Heute vor 100 Jahren starb Franz Marc.    Der blaue Reiter ist gefallen, ein Großbiblischer, an dem der Duft Edens hing. Über die Landschaft warf er einen blauen Schatten. Er war der, welcher die Tiere noch reden hörte; und er…

Großformate

  Am Freitag ist Nassos Chalkidis mit seinen Werken aus Griechenland in Neheim im Sauerland angekommen. Angeliefert wurden die Bilder von einer Spedition, Nassos nahm den bequemeren Weg im Flieger. Gegen die riesengroßen Bilder wirken sogar die Wände in der…

Die Musik und das Unaussprechliche

  Wer dieses grafisch elegant gestaltete Bändchen über einen der großartigsten und bekanntesten Außenseiter der europäischen Musikgeschichte mit den beiden Essays des französischen Philosophen und Publizisten Vladimir Jankélévitch zur Hand nimmt, der sollte seine Lektüre mit dem Nachwort des Musikjournalisten…

Femme terrible

Du weißt, wie sehr ich den Einkaufsbummel in der Stadt hasse – aber was soll ich machen? Schlange will bummeln und zieht mich auf die bunten Boulevards der Stadt der Städte und geht durch alle Läden und Boutiquen mit den…

Zombies · Revisited

Die Untoten sind nicht auszurotten. In einem Interview mit der SZ kommt der amerikanische Autor Alexander Hermon (Autor von The Making of Zombie Wars. Farrar, Straus & Giroux, 2015) heute zu folgendem Schluß: „Nach 9/11 gab es die erwähnte Superheldenrenaissance.…