Kategorie: Allgemein

zehn vebote

„It is forbidden to dream“ Richard Burns, The Easter Rising 1967   1 ES IST VERBOTEN ZU TRÄUMEN (arbeit allein bloß macht euch frei wer träumt den keilen wir entzwei es ist verboten zu träumen nein kein traum darf dusel…

ZIMMERMANN

  umschritt ein zimmermann der die kunst verstand  zu bauen am abend noch einmal die arbeit des tages  während seine gefährten schon auf dem heimweg waren  sprach er geheimnisvolle worte und ging erst dann nach haus  betraten männer nachts den…

Schullektüre

„Ich bin ein Mensch wie Einstein / Entwurzelt / In einem fremden Land liege ich im Krankenhaus / Und eines Nachts / erzähle ich aus Versehen / etwas in meiner Muttersprache / Mit der Bitte / Versucht mich zu verstehen…

IN DER ALTEN MÜHLE

versuch einer vermittlung die mittagssonne gleißte auf den gärten da kam er, rahn, es war ein julitag. er war mal einer ihrer weggefährten; kaum noch erkannt, so trat er unters dach.   er kam und hatte vieles das er fragte,…

Morbus ritardando

  Inventur der Næhe um das Verschwiegene nicht in die robuste Mitteilbarkeit zu zwingen Sandkorn im Getriebe der Eitelkeiten werden auf der Nachtseite der Welt das Verdrængte ohne Feigenblatt zu gewahren   dem fatalen Daseinszwang entkommen den Grenzfluss durchschwimmen mit…

Der Mißhandelte

  In meiner Zelle brennt die ganze Nacht das Licht. Ich stehe an der Wand und schlafen darf ich nicht; Denn alle zehn Minuten kommt ein Wärter, mich zu schaun. Ich wache an der Wand. Sein Hemd ist braun. Die…

Zitronenschatten

  Ich besaß unter uns das Wir. Gelb, pressbar, sauer. Es liebt mich im Tief, im Fisch, im vergeistigten Lob. Ich suche immer diese durchschnittenen Hälften, Fragmente schöner Formen über dem weiblichen Herz       Weiterführend →  Lesen Sie auch…

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  lag wie ein Nest deine Hand der Höhepunkt des Sommers ein Vogel mein Ohr hat den Tod versäumt hörst du die Schritte?       *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Weiterführend →  Ein Porträt von Sophie Reyer…

hiermit bestelle ich

  zweitausendeins merkwürdige mythen in traum- besetzungen  die ganz bestimmt wahr sind exzentrische frühere leben kommende welten ein leben nach dem tod ein denkmal zu lebzeiten der sexuellen abhängigkeit die überraschung für die es noch keine angewohn-worte gibt das neue…

Die alte Leier

Vorbemerkung der Redaktion: Seit 2000 wird jedes Jahr am 21. März der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die Lyra, die antike Harfe ist ein Symbol für die…

Interpretationen 3 – Brod und Wein

1   Rings um ruhet die Stadt; still wird die erleuchtete Gasse, Und, mit Fakeln geschmükt, rauschen die Wagen hinweg. Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen die Menschen, Und Gewinn und Verlust wäget ein sinniges Haupt Wohlzufrieden…

Über Leben – Überleben

  Über Leben, Überleben – das sind die Fragen, die Weigonis Gedichte im Wesentlichen ausmachen. Die Themen des Lebens sind – nicht nur für den Autor – Sinnsuche und ihre praktische Umsetzung im bisherigen geschichtlichen Kontinuum, auch als ethisches Soll…

Archiv des Alltags

    Hilfskonstruktionen des Herzens Panoptikum der Verkorksten = aus dem Chaos der ungluecklich Begehrenden & sich gegenseitig Verachtenden wird plakativ ausgestellte Lebensleere & Langeweile > auf den normalen Wahnsinn trifft die absurde Sinnlosigkeit & stuerzt in eine Endlosschleife aus…

Sonette – XV

  Die Jahre sind nun nicht mehr wie die Wogen Wenn sie das Meerschiff senken oder heben Ich bin der Steuermann am ruhigen Leben Des Schiffes Segelwald hat mich betrogen   Ich habe ihn am Tage eingezogen Als sich der…

Wirf Dich nicht weg

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

lakonie mit sprengstoff

  die gedichte von frank schäfer sind knappe, lakonische, oft intellektuelle und philosophische texte, mit nur wenigen strichen gezeichnet. der autor aus allenbach im hunsrück, geboren 1966, studierte philosophie in stuttgart und freiburg, was man seinen texten durchaus anmerkt. das…

Credo

  Ich habe keine die Welt erlösenden Pläne. Ich will niemand vorm immergewesenen Tod retten wollen. Lieber noch stelle ich mich zur Menge der speienden Krüppel. Ich mache mir nichts vor: Das Wort bleibt ohne Verstand. Die Zunge beschmutzt und…

Das zerbrochene Ringlein

  In einem kühlen Grunde Da geht ein Mühlenrad Mein’ Liebste ist verschwunden, Die dort gewohnet hat. Sie hat mir Treu versprochen, Gab mir ein’n Ring dabei, Sie hat die Treu’ gebrochen, Mein Ringlein sprang entzwei. Ich möcht’ als Spielmann reisen Weit…

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  Zustand   Aus Vorhang und bleiben gedreht der Tag: wie eine Katze hingeklebt ans Fenster hinterm Balkon         *** Vor zehn Jahren erschien: Wortspielhalle, eine Sprechpartitur von Sophie Reyer & A.J. Weigoni, mit Inventionen von Peter…

Das Lied des Spielprinzen

  (G. B. in Liebe)   Wie kann ich dich mehr noch lieben? Ich sehe den Tieren und Blumen Bei der Liebe zu. Küssen sich zwei Sterne, Oder bilden Wolken ein Bild – Wir spielten es schon zarter. Und deine…

Die Frage

  Die Frage / wie man leben soll / wenn man seine Todesursache bereits kennt / möchte ich beantworten / Man muss sich neu erfinden     *** Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache zu entkernen.…

Der Dirty Old Man der US-Literatur

Eine weitere Erinnerung an die „Dirty Speech“-Bewegung in der BRD, die 1969 mit der Rolf Dieter Brinkmanns „Acid“ zu verorten ist. Es war eine Anthologie amerikanischer Beatliteratur, gesammelt und damit den Versuch eröffnend, auch in der deutschen Dichtung die bürgerliche…

Ein Gesang wider den Neid

  HAtt zwar die Mißgunst tausendt Zungen / Und mehr dan tausend ausgestreckt / Und kompt mit macht auf mich gedrungen / So werd ich dennoch nicht erschreckt ; Wer Gott vertrawt in allen dingen / Wirdt Weldt / wird…

Frauenstimmen aus Georgien

  Dreißig Gedichte aus der Feder von zwölf georgischen Lyrikerinnen, herausgegeben und aus der Originalsprache übertragen von zwei in der Bundesrepublik lebenden georgischen Literaturwissenschaftlerinnen, nachgedichtet von der aus Bremen stammenden Dichterin und Übersetzerin Sabine Schiffner. Es ist ein gemeinsames georgisch-deutsches…

Weltverstændigungssysteme

  Uebergangszone ins Imaginære somnambul durch die Interzone wandeln… der Traum = Hueter des Schlafes   zuegellose Utopie der Kœrper auf einer Gratwanderung zwischen Vernunft & Metaphysik   mit analytischer Emphatie & taktiler Wahrnehmung die Parallelpræsenz des Sinnlichen erkunden  …

Was ich will

  Ich will ein Kompendium meiner Welt-Anschauung schreiben, und da ich die Welt bin, ein Kompendium meiner selbst: Als Theater, als Spiel mit der Welt, also mit mir. Und doch stehe ich auch in einem Leben, das ich nicht bin,…

Todraum Rest

  Sanfte Landungen nach Jahrzehnten unbesiedel- barer Atome Beschleunigung auf Ironisch Und wenn ein Mensch ein Ziel hat ist er stärker Ein immer neuer Gagarin     Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz…

Auf Reisen

    Los ging’s, und bald war’s Auch schön – die ganze Welt lag Mir zu den Füßen.   —-   Vor dem Ararat ging so- Eben das Licht auf – mein Blick Voller Sehnsucht schob Die Wolkenbank, um die…

Mit dem Hut in der Hand kommt man gut durchs Land

  „Mit dem Hut in der Hand kommt man gut durchs Land“ besagt ein altes Sprichwort, das für jeden und jede gelten soll. Dass Hüte aber auch eine besondere Faszination auf Schreibende ausüben, ist spätestens seit dem Auftreten des legendären…

SONG FÜR ALICE

  dein mund so verlebt deine haut wie sahel deine falschgeldorgasmen zu spitz und zu schnell deine bongs und dein aber-papà-du deine videopower dein Montereygrab deine starschnittwand auf die keiner was gab dein gemüt wie der schwanz eines sadhu nein…

Über das lyrische Werk von A.J. Weigoni

Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten – ein Gedicht wird gemacht. Gottfried Benn dichtung lebt nicht allein von plötzlicher inspiration, sondern ebenso durch kontinuierliche arbeit. in seinem essay VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie läßt weigoni, der betont, daß…

RIESENGRAB

    tötete ein junge der sonst schafe hütet ohne waffen einen riesen übergab man den hünen  der erde im goldenen sarg kamen viele  zum begräbnis die sich freuten über sein ende  streute niemand kalk in die gruft stieg er…

Von zirpenden Menschen und dichtenden Tieren

  Zoon poietikon– so nennt sich der neue, eben im Sisyphus-Verlag erschienene Band der besonderen Dichterin und alljährlichen Herausgeberin des österreichischen Lyrik-Jahrbuchs Alexandra Bernhardt. Dass sie sich mit dem Altgriechischen auskennt (wie der Titel beweist), ist aber längst noch nicht…

Im Zwischenraum der Wœrter

  mit Wortfindungsstœrungen aufzeigen was die Silben im Sprachsprudel sagen = sie zum Sprechen bringen & Aussagen ueber die Wirklichkeit an den nicht sagbaren Kern der Subjekte rueckbinden topografische Zeichen werden zu Motivkernen   Huellen ohne Herzschlag flanieren vom vag…

Gebrauchslyrik? Aber nicht so!

  Das Chanson, wie es vom Montmartre zu uns heruntergekommen ist, war ein Feuer, an dem der Bohemien sich den Rücken wärmte, jederzeit bereit, einen Scheit zu ergreifen und ihn als Brandfackel in die Palais zu schleudern. Weil aber der…

Gegenwartsvergessenheit und Zukunftsverdrängung

Seit drei Jahren reden wir über den Krieg. … Ein Bekannter hat sich freiwillig gemeldet. Ein halbes Jahr später ist er zurückgekommen. Wo er war, weiß keiner. Wovor er Angst hat, sagt er nicht. Aber er hat Angst. Es scheint…

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  Utopie   Die Pferde gehen aufrecht die Blumen haben Augen und wir wachsen aus Wasser: Wurzelhände             *** Vor zehn Jahren erschien: Wortspielhalle, eine Sprechpartitur von Sophie Reyer & A.J. Weigoni, mit Inventionen von…

Lügen die

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Sonette – XIV

  Ich bin im Bunde mit der alten Nacht Und wurde alt von ihr nicht unterschieden Hat Traurigkeit im Herzen ohne Frieden Die Herdstatt ihrer Schatten angefacht   Was so entfernte Not zu Einer macht Die sonnenlose irdische hienieden Und…

BALLADE FÜR NEAPEL

  Kennst du sie wieder Ginetto schau dir das paßfoto an Ihr letztes wort: maledetto Gott du verfaulst in St Gian In staubigen spielen als jungen alles lernten sie was sterben heißt   was: gedungen und wann man da rauskommt: nie…

Lied der Rosetta

    O meine müden Füße, ihr müßt tanzen, In bunten Schuhen, Und möchtet lieber tief Im Boden ruhen.   O meine heißen Wangen, ihr müßt glühn, In milden Kosen, Und möchtet lieber blühn- Zwei weiße Rosen.   O meine…

Weltenwechsel

  spielerische Vielfalt / suggestives Vakuum Leerstellen des Schweigens im Seelengefængnis ausloten = Interpassivitæt als poetisches Momentum… wo der Resonanzraum sich zunehmend belebt kommt man rueckbefluegelt in den Echoraum   vertieft in abgekapselte Ræume Archæologe der Fernnæhe werden hinab ins Vielsagend–Ungewisse…

Abenddämmerung

  Am blassen Meeresstrande Saß ich gedankenbekümmert und einsam. Die Sonne neigte sich tiefer, und warf Glührothe Streifen auf das Wasser, Und die weißen, weiten Wellen, Von der Fluth gedrängt, Schäumten und rauschten näher und näher – Ein seltsam Geräusch,…

Über neue Formen der Lyrik

Eine kurze Einleitung über Sandkörner und Wüsten   „Die Wüste wächst[!]“ Das gilt auch für die einst so fruchtige und üppige Landschaft der Lyrik. „[W]eh dem, der Wüsten birgt [!]“ (Nietzsche, KSA 6, S. 382). So mahnte einst der Philosoph…

Abendlied

  Der Mond ist aufgegangen Die goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar: Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar. Wie ist die Welt so stille, Und in der Dämmrung Hülle…

Es tröpfelt

  Es tröpfelt der Regen vorm Fenster. Man sieht sich darin nicht genau. Im Spiegel stehn Schattengespenster, Das Innen wie Außen sind – grau.   Der Mann fährt sich durch seine Haare. Er kühlt sich am Fenster die Stirn. Das…

Kritik und Postulat

Eine weitere Erinnerung an die „Dirty Speech“-Bewegung in der BRD, die 1969 mit der Rolf Dieter Brinkmanns „Acid“ zu verorten ist. Es war eine Anthologie amerikanischer Beatliteratur, gesammelt und damit den Versuch eröffnend, auch in der deutschen Dichtung die bürgerliche…

Rezept

  Sie nehmen ein Gedicht, kurz oder lang, engagiert oder nicht, tranchieren es langsam und mit Bedacht, geben dabei auf die Füllung acht. Lassen danach das zerlegte Gedicht so lange schmoren, bis es zischt; denn es kommt bei Gedichten darauf…

Ich räume auf!

Meine Anklage gegen meine Verleger Ich habe mich entschlossen, ohne Rücksicht auf meine noch ungedruckten Manuskripte, aufzuräumen. Einer von uns Dichtern muß seinen Ehrgeiz opfern, auf seine Sehnsucht verzichten, den Nachklang seiner Schöpfung zu erleben, ihr ins Antlitz zu blicken.…

Dichtung als Voraussetzung für Philosophie

Nur von den Dichtern erwarten wir Wahrheit, nicht von den Philosophen, von denen wir Gedachtes erwarten. Hannah Arendt Man sollte die Autorin mit diesem hingetupften Tweet beim Wort nehmen und auf andere Weise wiederentdecken. An den Grenzen ihres Denkens kommt…

liebe in den lüften

  2017 waren von julia kulewatz, die in erfurt und berlin lebt, phantasievolle kurzgeschichten unterm titel »Vom lustvollen Seufzen des Sudankäfers« und 2019 »Jenseits BlassBlau« erschienen, in denen man traumundmärchenhafte zwischenwelten findet, die auch abgründiges enthalten. novalis schrieb: »Das Denken…

Neunzig werden

Eine Erinnerung Der Distelfink pickt in der Wiesen­flocken­blume, die Wachol­der­drossel fliegt in den Bergahorn, der Haus­rot­schwanz hüpft durchs Gras, und die Amsel sitzt, wie jeden Tag, auf der Stromleitung und singt gegen die in der Ferne lärmende Motor­säge an. Ich…

BILD 3. Niemandsland Atlas

  Vor den Augen: die ausgebreitete, nicht beschriftete Karte der Welt. Keine scheckig bunte politische Aufteilung, keine farbigen Reliefunterschiede. Keine Grenzen, keine Namen. Größere und kleinere weiße Flecken. Sie berühren sich, laufen ineinander und wieder auseinander. Die Konturen erinnern an…

Der Abend

  Es liegt schon in den Zweigen der Schnee so weiß und kalt. Die Sonne will sich neigen, und dunkler wird’s im Wald. Nun lenken die Feen den Sonnenuntergang. Sanfte Winde wehen. Der Tag ist nicht mehr lang. Wo sich…

die alten songs

  und wieder: ich ging raus die kalte straße ein stück wegs runter atemschwaden wie zigarettenrauch leicht fröstelnd an den zaunpfahl gelehnt gedämpfte soundspuren durch den äther und mir fällt ein wie hucky über die mülltonne gebeugt zu mir sagt:…

Sein

  Wo du eben hingesunken da liegst du wie ein Stein denn heute bist du zu betrunken von Bier und Schnaps und trocknem Wein Du wirst keiner Bett mehr teilen das ist den schönen Frauen klar du wirst vor Ort,…

Zur Auszeit

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Vitamin-B-Mangel

    Wie viele meiner Gedichte zuletzt doch wieder abgelehnt worden sind von den Verlegern, den Redakteuren und den Juroren. (Und wie viele meiner Gedichte sich noch nicht einmal für eine Absage „qualifiziert“ haben …) Früher hätte ich gesagt, dass…

Interpretationen 2 – Die Ballade des äußeren Lebens

  Die Ballade des äußeren Lebens ist ein Gedicht des österreichischen Dichters Hugo von Hofmannsthal. Es entstand in seiner ersten Arbeitsperiode wahrscheinlich im Jahre 1894. Es erschien aber erst 1896 in den Blättern für die Kunst. Der ursprüngliche Titel des…

Ende Jänner

  Eiszapfen vor dem Fenster und frisch bezogen das Bett es knistert der Schnee wir schaufeln die Reiskörner aus dem Haus der Geschmack der Zeit friert auf der Zunge hellwach und mondweiß das Museum der Stille der Bilder und Bücher…

Underground-Lyrik

Eine Erinnerung an die „Dirty Speech“-Bewegung in der BRD, die 1969 mit der Rolf Dieter Brinkmanns „Acid“ zu verorten ist. Es war eine Anthologie amerikanischer Beatliteratur, gesammelt und damit den Versuch eröffnend, auch in der deutschen Dichtung die bürgerliche Moral…

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  schwimmen wie regnen als Schnee schweigen man sagt Wasserteich dein Gesicht ein Fenster meine Wellen ändern sich: Ränder aus Regen schwimmen als See       *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Weiterführend →  Ein Porträt von Sophie…

Müdigkeit

  Ich hab‘ geruht an allen Quellen, Ich fuhr dahin auf allen Wellen, Und keine Straße ist, kein Pfad, Den irrend nicht mein Fuß betrat.   Ich hab‘ verjubelt manche Tage, Und manche hin gebracht in Klage, Bei Büchern manche…

Interpretationen 1 – Todesfuge

  Todesfuge ist ein Gedicht des deutschsprachigen Lyrikers Paul Celan, das mit lyrischen Mitteln die nationalsozialistische Judenvernichtung thematisiert. Es entstand zwischen 1944 und Anfang 1945 und erschien zunächst in rumänischer Übersetzung im Mai 1947. Die deutsche Originalfassung wurde 1948 in…

Zum rheinischen Ungarn Weigoni

  Es verbindet uns die gleiche Grundhaltung der literarischen Sprache gegenüber, nämlich die: Respekt zu haben vor dem hohen Kultur-, ja Menschheitsgut SPRACHE; bei aller Absicht und allen Bemühungen, über ihre Grenzen hinauszukommen, dorthin, woher wir vielleicht kommen: ins freie…

Unsere lyrische und epische Poesie seit 1848

  Es gibt neunmalweise Leute in Deutschland, die mit dem letzten Goethe’schen Papierschnitzel unsere Literatur für geschlossen erklären. Forscht man näher nach bei ihnen, so theilen sie Einem vertraulich mit, daß sie eine neue Blüte derselben überhaupt für unwahrscheinlich halten,…

Eine Flut von Erkenntnissen

  Es erweist sich als lyrischer Drahtseilakt, wenn der Autor, ein angesehener Diplomat und seit 2015 Botschafter der Rumänischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland mit seinem seit Ende der 1970er Jahre in der „Volksrepublik“ Rumänien publizierten lyrischen Werk nunmehr gemeinsam…

Abendstimmung

    Stumm wurden längst die Polizeifanfaren, Die hier am Tage den Verkehr geregelt. In süßen Nebel liegen hingeflegelt Die Lichter, die am Tag geschäftlich waren.   An Häusern sind sehr kitschige Figuren. Wir treffen manche Herren von der Presse…

Recap

  Wenn wir uns den Gesammelten Gedichten der Else Lasker-Schüler hingegeben haben, möchten wir an die Kunst nicht denken und das erhöhte Wort der Dichterin noch einmal nachsprechen: „Ich werde heimwärts von deinem Atem getragen“. Die Liebe zu Menschen ist…

GILLAS LIED

  ich hab sie gesehn die weiße stadt am meer aber da ist kein rauch menschen sind da nicht mehr frierend geh ich auch   augen sterben am gleißen der welt und die stirn verdorrt kein tau mehr fällt  …

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  dein Bauchnabel dieses Auge so feucht so glänzend dein Mund und dich mit der Hand bedecken dabei nicht und nie mehr intakt sein nein und in uns die Kontinente zersprungen als Meere als Vögel auch in der Luft denn…

tal der wale

  der bringer der freude zieht alle geschosse an sich: die götter geben ihre güter keinem faulen   der große und der kleine bruder zieht meere und länder an sein herz sie steigen und fallen und heben und senken sich:…

Archivar der Leidenschaft

  Weltanschauungsornamentik ausschreiten Risse in der Oberflæche der Illusion entdecken die Schnappmechanik des Begehrens ueberwinden & die Leere zwischen den Dingen erkunden… an Verschwindungssehnsucht leiden auf Vergeblichkeitsparabeln verzichten sich Selbstheilung durch Askese verordnen & Virtuose der Distanznahme werden   die…

Sonette – XIII

  Zu spät erwachte unser müdes Schauen Da Abendwolken purpurn schon beschatten Das Sinken jener Stirn die ohn Ermatten Umworben unser zagendes Vertrauen   So muß sich Andacht mit dem Tode gatten Der trägt sie auf verschwiegner Fahrt den grauen…

GRUFT

  Die in der großen Gruft des Todes ruhen, Wie schlafen sie so stumm im hohlen Sarg. Des Todes Auge schaut auf stumme Truhen Aus schwarzem Marmorhaupte hohl und karg.   Sein dunkler Mantel starrt von Staub und Spinnen. Vor…

Zwei Erschlagene

  (Liebknecht und Rosa Luxemburg) Der Garde-Kavallerie-Schützen-Division zu Berlin in Liebe und Verehrung   Märtyrer …? Nein. Aber Pöbelsbeute. Sie wagtens. Wie selten ist das heute. Sie packten zu, und sie setzten sich ein: sie wollten nicht nur Theoretiker sein.…

Über die Partien des Gedichts

  Der Ausdruck, das sinnliche gewöhnliche individuelle des Gedichts, bleibt sich immer gleich, und wenn jede der verschiedenen Partien in sich selbst verschieden ist, so ist das erste in jeder Partie gleich dem ersten der andern, das zweite jeder Partie…

Meine Gesichter

  Ich streife ein fremdes Gesicht ab, jeden Tag. Einen Tag für jeden Menschen, der mich geprägt hat. Jetzt, in der Zeit, in der alle Masken tragen, nehme ich die Masken ab. Vielleicht werde ich so wieder ganz. Das ist…

DAS BUCH

  ließ sich ein mann sein lesepult zimmern für ein einziges buch kettete er es an damit es nicht gestohlen wird eines tages aber  als er einmal nicht im raum war öffnete ein junger gast heimlich  die seiten um darin…

Lauter Diamant

  (An Gisel) Ich hab in deinem Antlitz Meinen Sternenhimmel ausgeträumt. Alle meine bunten Kosenamen Gab ich dir,   Und legte die Hand Unter deinen Schritt, Als ob ich dafür Ins Jenseits käme. Immer weint nun Vom Himmel deine Mutter,…

Ich gehe im Kreis

  Während ich im Kreis laufe der schön ist weil er rund ist möchte mich jemand messen und ich staune darüber dass ich am selben Ort ankomme derweil einer mich einteilt in die Krümeleinheiten in der Welt verteilt bin ich…

hemdenwechsel

  die asiatin kichert endlich grünkohlherbst dein gift schmeckt süffig in diesen tagen wäre das der tod ich ließe ihn mir gefallen damenwahl im hospiz doch feedback feedback hetzt der trainee sechswochenamt ist keine behörde diese akte schnell gefälscht  …

Sehnsucht

  Leise gleiten meine Träume Hin zu Dir, Durch der Sehnsucht weite Räume Fern von Dir. Ich möchte träumen nur von Dir In weiten Räumen fern von mir. Ich möchte küssen Deinen Mund Und scheiden müssen jede Stund‘.    …

Coda

  Seit du schweigst Habe ich nachtlang vorm Computer gesessen Und die digitalen Himmel gecheckt Das Handy war nicht Ein Bier trinken seither Es liegt und lauert Du machst es spannend Auf deinen Anruf Vielleicht bist du verschollen Vor Selbstlosigkeit…

Leben

von Satz zu Satz, in Zeiten der Mühe ein Wort, in die Leere pfuschst du ein Komma und streichst es aus gegen ein Geräusch, ein lautes Bild gegen das Vergessen: Du gingst, schon mit Haar im Gesicht, in den Keller,…

Eine Erinnerung an die eigentlich unverzichtbare fixpoetry

  Wirtschaftlich gesehen ist Lyrik selbstverständlich blanker Unsinn, aber Betriebswirtschaft ist im Leben eben nicht alles. Lyrik wäre nach allen ökonomischen Gesichtspunkten schon immer zum Aussterben verurteilt gewesen, und trotzdem hält sie sich nach wie vor, notfalls eben in der…

Die Humanisierung der Kommunikation

Eine Erinnerung von Ní Gudix an Hadayatullah Hübsch   Es war 1998, da klingelte bei mir das Telefon. Ich wollte gerade etwas vom Fernseher auf Cassette aufnehmen und war daher verärgert über die Störung, da mir das Klingeln die Aufnahme…

Sprachpalette

  Wer A. J. Weigoni durch seine bisherigen Bücher begleitet hat, wird stocken. Er sieht sich einer Sprachkraft gegenüber, die neu ist, knapp und akzentuiert. So verschiedenartig die Themen sind, die ihn fordern, so viele Nuancen weist die Sprachpalette auf,…

Wie entsteht ein Text?

  Gedichte sind am ehesten mit einem Mosaik oder einer Collage vergleichbar. Sie bestehen aus unterschiedlichen Einzelteilen, die zusammengesetzt etwas Neues, etwas Selbständiges ergeben. Jeder Text hat eine andere Entstehungsgeschichte, die von außen nicht wahrnehmbar ist. Seine Inhalte unterliegen einem…