Kategorie: Allgemein

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ich bin ein flächenbrand ohne ränder man band mir die hände ab die gewänder der augen schraubten sich fest abschaben und beschiffen ich stand in der bauchdeckee des regenbogens und höhlte die fracht ausm himmel heraus da wo hoffnung nistet…

Wunderwand

  *** Retrospektivausstellung von Janz / Eidmann in der Orangerie Putbus Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay…

Kopf gen Himmel

  Den Kopf gen Himmel heb‘ die Wolken weben uns ein Bett mit solchen Mäulern schwimmen in der Landschaft Fische umher den Kopf gen Himmel heb‘ ein Angler wirft die Rose nach uns laufen                        ineinander Träume barfuß zaghaft und tiefentief…

Die Kamera, ein Erkenntnisinstrument

Das Durchschnittswerk des heutigen Gelehrten will wie ein Katalog gelesen sein. Wann aber wird man soweit sein, Bücher wie Kataloge zu schreiben? Ist das schlechte Innere dergestalt in das Äußere gedrungen, so entsteht ein vortreffliches Schriftwerk, in dem der Wert…

liebende

  im körper kocht vom spitzen wort das blut in allen zimmern gellendes geschrei geigen stürzen ab und gehn entzwei und in den adern – spürt man – steigt die wut   der streit ist da die wilden augen springen…

Die Hungertuchpreisträger 2015

Das Hungertuch (auch Passionstuch oder Schmachtlappen) verhüllt während der Fastenzeit in katholischen Kirchen die bildlichen Darstellungen Jesu. Es entstand aus dem jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird. Dieses Tuch trennt die…

WAS GRIFF?

    Du, der in dem Weltgetriebe, Wo du fahl begehrst, Stummverzerrter, durch die Siebe Enger Straßen fährst,   Wirst du irgendwas erlernen, Wenn du abwärts schießt, Wo im Gelbglanz der Laternen Eis und Wasser fließt?   Stark an grauen…

Schmauchpoesie

  der neue lyrikband »Schmauchspuren« von a.j. weigoni enthält gedichte aus den jahren 2005 bis 2015. der titel, der die spuren eines pistolenschusses assoziiert, läßt darüber nachdenken, ob die abdrücke des daseins in der literatur nicht ebenfalls schmauchspuren seien. ist…

Sils Maria

Die Malojaschlange bringt Regen Volksweisheit aus dem Engadin   Hier sass ich, wartend, wartend, – doch auf Nichts, Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts Geniessend, bald des Schattens, ganz nur Spiel, Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne…

das leere Wort Epsilon

  wir fahren zum Kanal. es ist warm und wird immer dunkler. das Wasser ist kaum noch vom Himmel zu unterscheiden. nur das Land. scheint zu schweben. die wenigen Leute, die am Ufer liegen, verschwinden bald. ein Hund zerbeißt vor…

Sonette – X

  Wenn mich besuchtest du in meinem Leben Es wird für dich nur leichte Mühe sein Als trätest du wie einst ins Zimmer ein Die nahe Schwelle winkt dir still und eben   Da wagte ich das Wort: o wär…

Art No. 100

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Gebadet in des Meeres blauer Flut

  Gebadet in des Meeres blauer Flut Erhebt aus purpurrotem Osten sich Das prächtig-strahlende Gestirn des Tags, Erweckt, gleich einem mächt’gen Zauberwort, Das Leben der entschlafenen Natur, Von der der Nebel wie ein Opferrauch Empor zum unermeßnen Äther steigt. Der…

Nah

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

„Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück“

Ich muss mich mit Wissenschaft aus der Scheisse ziehen. Mark Watney Der Marsianer liefert eine optimistische Variante des uralten amerikanischen Traums von der Eroberung des Weltalls. Astronaut Mark Watney ist eines von sechs Mitgliedern von Ares 3, der dritten bemannten…

Mieze Kurken die Erlebnisreiche

Mieze Kurken ist Clownphobikerin. Mieze Kurken in der Selbstdarstellung: Mieze Kurken ist eine Vielzahl an Hygienevorschriften im Besonderen bei Kosmetika. Mieze Kurken hört auf dem linken Ohr schlechter als auf dem rechten. Mieze Kurken sieht auf beiden Augen gleich gut.…

Entscheidung in Aleppo

Walter Rößler war nicht zum Helden geboren. Doch als die Not der Zeit an ihn herantrat, verschloss er sich nicht. Er tat das ihm Mögliche und war auf eine erstaunliche Weise integer. Das wertende Urteil des Biografen Kai Seyffarth über…

Exotisch

Vorbemerkung der Redaktion: Wir stellen auf KUNO hin und wieder Literaturzeitschriften vor, heute die von Francis Kirps, Anselm Neft und Lino Wirag edierte Literaturzeitschrift Exot. Diese Zeitschrift für komische Literatur hat sich zum Ziel gesetzt, junge Autoren zu entdecken und…

Gefangene des eigenen Abbilds

  das unablæssig registrierende Auge schweift ueber das Existenzbild & thematisiert das reine Sein Ideographie trifft auf Phonographie & generiert eine Physiognomie des Denkens beendet die tour d’horizon & erkennt mit der Fantasie die Wirklichkeit um auf Autopilot zu schalten…

binnen kon jung tour

  schon wieder habe ich mich bei kriminellen tauschgeschäften erwischt handele verdeckt mit herzenangelegenheiten und magenverstimmung und suche noch jüngere mitarbeiterinnen für die werbeabteilung   mit seniorentellern bin ich nicht ganz so schnell abzuspeisen nur im binnenbereich zeigen sich erste…

Dystopische Hellsicht

Der Mensch verbringt die meiste Zeit damit, in überfüllten Städten herumzulaufen und sich davon zu überzeugen, wie wichtig er für den Lauf der Dinge ist. Frederick Forsyth Auch Zwerge haben klein angefangen, daher sollte man die Lektüre von A.J. Weigoni…

So

nach Inger Christensen so so ist es das ist so so ist das Ganze so ist das Ganze in einer Menge so ist das Ganze in einer Menge von Unterschiedlichem so ist das Ganze in einer Menge unterschiedlicher Menschen so…

Über Schatten und Nebel

  Je tiefer ich in die hier versammelten Gedichte einsteige und sie begreife, umso mehr staune ich. Schon das erste Gedicht in dem Zyklus ist ein kleines Wunder. Die Vielschichtigkeit der Verständnisebenen ist enorm. Nach wenigen Gedichten merkt der Leser:…

raumlose menge

  noch bleibt das niemandsland unaufgespürt meine augenblicke suchen nur bekannte augen fremdenführer bestreiken die rechtgläubigen   nehme mal wieder schweigend zur kenntnis flüchtige ausländer die anderen und mich in hohlräumen wispert das echo normal  bekannter   allgemeine leere lässt…

WAS SCHREIBEN – WAS TUN

  was schreiben – was tun das ist die frage jetzt und überhaupt nach all dem was geschehen ist inmitten von all dem was geschieht was schreiben – was tun mit der sprache dem wort ohne die sprache ohne das…

Atemnot

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Bleispiele

  Die Bleigedichte las ich mit großem Vergnügen an Form und Spiel, Heiterkeit und Ernst. Die sprachliche Variationsbreite innerhalb der monosyllabischen Dichtung frappiert. Das Vorwort ist vorzüglich gelungen. In der Tat sucht sich Erfahrung und tief Erlebtes immer wieder das…

Widerfahrnisse im Wolkengetuerm

  Eingefroren–Sein \ metallisches Blau: der Augenblick wird in der Topographie des Bewusstseins zu einer Frage der Imagination das auktoriale Ich zieht sich buchstæblich unter die Haut zurueck = die Kunst des Spuren–Hinterlassens entwirft eine andere Lagebeschreibung um Orte des…

PUNKT

    Die wüsten Straßen fließen lichterloh durch den erloschnen Kopf. Und tun mir weh. Ich fühle deutlich, daß ich bald vergeh – Dornrosen meines Fleisches, stecht nicht so.   Die Nacht verschimmelt. Giftlaternenschein hat, kriechend, sie mit grünem Dreck…

Regel

  Jeden Tag erfindet sich der Mensch ein Gesetz zum Bestehen, und sei es im Widerspruch zu gestern.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur.…

Die achte Elegie

  Mit allen Augen sieht die Kreatur das Offene. Nur unsre Augen sind wie umgekehrt und ganz um sie gestellt als Fallen, rings um ihren freien Ausgang. Was draußen ist, wir wissens aus des Tiers Antlitz allein; denn schon das frühe Kind…

ausblick

  liegt das buch in der stille der gruft meiner kammer wo eben noch der teller stand eint es beide in armut leg auch ich mich nieder steht teebraun die tasse über mir durchstößt mein blick die mauern geh ich…

Abwechslungsreicher Wellenritt

  Vorbemerkung der Redaktion: Der Herausgeber Axel Kutsch tritt mit den einführenden Worten hinter die ausgewählten Gedichte zurück, schreibt unaufdringlich und sparsam, der Ton ist leise, vorsichtig, dabei klar beim Plädoyer für die grundsätzliche Offenheit beim möglichst vorurteilsfreien Blick in alle…

verwunschene orte

  von andré schinkel, der vor allem durch seine lyrik bekannt wurde, auch zuallererst lyriker ist, und daneben bisher eher lyrische prosatexte veröffentlicht hat, erschien nun beim »Mitteldeutschen Verlag« der erste erzählband unterm titel »Das Licht auf der Mauer«. dieses…

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  osijek   du stummes land eine nacht hat viele lichter zwischen banhof und bahnhof wenn wir halte stellen los   wenn wir halte stellen los lassen macht sich die stumme zeit auf zwischen bahnhof und bahnhof: kling ohr kling…

Ueberwæltigungsfuror

  innere Strukturen freilegen & mit unwiderstehlicher Herzlichkeit aus den Sentimentalitætsschleifen herauswickeln das Exemplarische des Schicksals ausstellen auf den einzigen Augenblick kondensieren = die Essenz des Lebens selbst   hinter die Worte schauen das Leiden des Kœrpers sichtbar machen &…

Disco this way, this go that way

Flarf-Poetry: Das bedeutet „Googles Werk und Autors Beitrag“. FAZ Vor einiger Zeit lancierte KUNO die These „Remixen ist auch eine Autorenangelegenheit“. Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik gang und gebe. Stephan Flommersfeld hat das Selbe mit der Letternmusik…

Sonette – IX

  Verließe Nacht das innere Gemäuer Das euch verweilt zu lindem Aufenthalt Den blinden Bann zersprengte die Gestalt Euch winkt dem Gruße der Verblichnen teuer   Und Blumen springen auf im braunen Wald Darinnen lodert das beseelte Feuer Der Angst…

Ein respektabler Einstand

  Kaum eine Literaturform erregt so vorhersehbar den Verdacht wie der Aphorismus. Kritiker rügen seine Eitelkeit, die Besserwisserei, die Pointensucht, den Tonfall überlegener Altersweisheit. Es verwundert daher nicht, dass viele zeitgenössische Bände vorsichtshalber unter falscher Flagge segeln und im Titel…

Memento

    Wo sind sie jetzt mit ihren Epauletten Die Feldmarschälle und von den Korvetten Die Kapitäne mit den goldenen Tressen? Wo sind sie jetzt, die prunkenden Maitressen?   Wo blieben sie, die wogenden Musiken? Doktores und Gazetten und Fabriken?…

O.T.

  lyrik ist letztendlich auch keine lösung da kannst du gegen florale metaphern ankämpfen wie gegen kopfkissensprüche und bionadetrinker die unschärfe die du an ihnen siehst ist womöglich ergebnis einer eigenen hornhautverkrümmung     *** Maik Lipperts Gedichte nehmen konkreten…

Die Saison geht zu Ende

  Ein Gartenrestaurant. Stille, kaum Wind in den letzten Blättern. Ein Lastwagen fährt vorbei.   Stimmen von weit her ohne Körper. Stühle, in Ketten gelegt unter einer Eiche. Daneben Hundekot und eine Regenpfütze.   Querdurch eine Fahrradspur vom Gartentor zur…

IKARUS FÄHRT OMNIBUS

  Ikarus fährt Omnibus. Fragt ein Kind den Ikarus: Warum fährst du Omnibus? Fliegt denn nicht der Ikarus?   Mit dem Fliegen ist jetzt Schluß. Daß ich nicht mehr fallen muß, darum fahr ich Omnibus, sagt zum Kind der Ikarus.…

Eine Erinnerung an Mateja Matevski

  Wenn ich an Prof. Dr. Matevski denke, sehe ich ihn vor mir: große, schlanke Gestalt, gepflegt, im hellgrauen leichten Sommeranzug, „ein feiner Herr“ mit besten Umgangsformen und Manieren, freundlich lächelnd, aber auch hintergründig in seinen Beziehungen zur (damaligen) politischen…

Orte 3. Siegburger Regen: trist mit Kriegerdenkmal.

  1071: Erzbischof Anno (der mit dem Lied) baut Stadt und Abtei — jetzt sieht `s aus wie der Ort Überall — an einem Sonntag, den Regen besprüht… Etwas gemahnt an Kindheit, d. h. Provinz, d. h. Nachmittage, deren Ereignislosigkeit…

Von leeren Blättern und gefüllten Tagen

  …„Der ungeschriebene Text bleibt mein Eigentum. Die Bestätigung nur, dass mein größtes Ausdrucksmittel mein Schweigen ist“. Dies ist – um einen etwas altmodischen Begriff zu strapazieren – das Credo des Gesanges. „Ich schreibe, / also bin ich“ betitelt Berndt…

Lochfassade im Stahlskelett

  halbherzig den Traditionen misstrauen um sich fuer die Zukunft zu entscheiden der Œkonomie der Mittel folgt eine Formensprache stilvoller Umstandslosigkeit: die Textur des Urbanen wird lœchrig horizontale Betonrippen versorgen den Tower mit indirektem Tageslicht = die strenge Anmut des…

Der Völkermord an den Armeniern

 In der Türkei werden die Geschehnisse von 1915–1917 als Ermeni soykırımı iddiaları („Behauptungen über den Völkermord an den Armeniern“) oder als sözde Ermeni soykırımı („Angeblicher Völkermord an den Armeniern“) bezeichnet. Mit dem Erlass № 2007/18 des Ministerpräsidialamts der Türkei ist…

Lyrik der „augenschule“

  Kurz und süß – es wäre auch als Zitat möglich, die Wendung kommt im Buch vor – kann man angesichts der dahineilenden Stunde die Lektüre dieser Gedichte nennen, wenn es auch dann doch wohl etwas (sic) zu kurz greift.…

Erbschaft

    Was uns nur selten bewusst ist, die grundlegenden Werkzeuge, die wir täglich nutzen, sind Erfindungen der Steinzeit.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der…

Traum des Bösen

  Verhallend eines Gongs braungoldne Klänge – Ein Liebender erwacht in schwarzen Zimmern Die Wang‘ an Flammen, die im Fenster flimmern. Am Strome blitzen Segel, Masten, Stränge. Ein Mönch, ein schwangres Weib dort im Gedränge. Guitarren klimpern, rote Kittel schimmern.…

„Inter faeces and urinam nascimur“?

„Zwischen Fäkalien und Urin erblicken wir das Licht der Welt?“ Seit den frühen Anfängen und zutiefst im Gegensatz zu diesem Satz des heiligen Augustinus kreiert die Fotografie Familiendarstellungen als Grundstein der Volkswirtschaft unseres 21. Jahrhunderts. Nach mehr als 200 Jahren…

Patrouille

  Die Steine feinden Fenster grinst Verrat Aeste würgen Berge Sträucher blättern raschlig Gellen Tod.         *** Am 100 Jahren ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn, in einem sinnlosen Krieg gestorben. Seine Texte fallen auf durch ihre schlichte, reduzierte Sprache.…

Die Partnerstadt von Twin Peaks liegt am Niederrhein

Wofür zahlen wir eigentlich Fernsehgebühren? Eine Antwort könnte sein: Für Meuchelbeck! Der örtliche Imobilienhändler ruft bei einem rechtsradikalen Kunden an, der an der Übernahme der Pension Zum Höllentor interessiert ist; und er sagt diesem mit folgenden Worten ab: „Ich denke da…

Die Tyrannophilie der Intellektuellen

  Manche philosophischen Abhandlungen gewinnen erst viele Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung eine durchschlagende Überzeugungskraft, vor allem wenn sie in ihrer deutschsprachigen Version, rund 14 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung 2001, den Untertitel ‚Die Tyrannophilie der Intellektuellen‘ tragen. Mark Lilla, Professor für…

Sommerelegie

    Jeder kommt einmal zu der Erde Rand, Wo das Land aufhört, Wirklichkeit und Zahl, Zur Versenkung, drinnen Jahr um Jahr verschwand; Wo kein Wegmal und auch keine Wahl Zwischen Nacht und Sonnenstrahl, Zwischen Berg und Tal.   Sieh,…

Kellner auf World-Tour

Genau wie sein Landsmann und Vorgänger im Ural, Georg Wilhelm Henning, rekonstruiert Kellner die altgewohnte Umwelt, damit diese sowohl heute als auch in der Zukunft immer in Bewegung bleibt und stets neue Sichtweisen liefert. Irina Chmyrew In diesem Projekt setzte…

Aus dem Nachlass

 Es empfiehlt sich, Gedichte von Günter Grass erst mit den Augen und dann mit dem Schraubenzieher zu lesen. Sie ähneln Ikea-Regalen. Auf dem Papier sieht alles ganz einfach aus, aber wenn man das fertige Werk erst einmal auseinander genommen hat,…

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  litze des laubs liebe des auges spitze des schnabels ast gabels abenteuer fallender blätter hell halt der vogel im herbst     ***   Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

Nur Narr! Nur Dichter!

  Bei abgehellter Luft, wenn schon des Taus Tröstung zur Erde niederquillt, unsichtbar, auch ungehört – denn zartes Schuhwerk trägt der Tröster Tau gleich allen Trostmilden – gedenkst du da, gedenkst du, heißes Herz, wie einst du durstetest, nach himmlischen Tränen und…

Die Straßen

  Die Straßen von Buenos Aires sind mir längst Fleisch und Blut. Nicht die gierigen Straßen, lästig durch Mengen und Mühsal, sondern die müden Straßen des Viertels, fast unsichtbar durch Gewohnheit, weich durch Zwielicht und Sonnenuntergang, und die weiter draußen,…

Die siebente Elegie

  Werbung nicht mehr, nicht Werbung, entwachsene Stimme, sei deines Schreies Natur; zwar schrieest du rein wie der Vogel, wenn ihn die Jahreszeit aufhebt, die steigende, beinah vergessend, daß er ein kümmerndes Tier und nicht nur ein einzelnes Herz sei,…

füße

  geh ich ohne schuh enthülle ich mein fußgelenk brauch ich keine steigbügel freitreppen sockel liegt kein nacken unter mir fuße ich in mir selbst tanzen die zehen zum abgrund zwischen den rippen such ich die spur die mich geschaffen…

Anemonenbesuch

  Sag zu den Endlosblättern Du. Du wirst ein langes Leben haben. Lange schreibe ich. Bis in den Wind. So lebt man fort und fort und über beide Ohren. Im Wasserzeichen Tau. Noch mehr als hundert Wörter sagen Binsen. Du.…

Ein Jahr / es geht voran

Blicken wir ausgegebenem Anlaß einige Jahrestage zurück: In exakt 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt, im Rückblick auch das ihrer Familie. Die alleinerziehende Mutter ist aus der DDR über…

Sonette – XIII

  Zu spät erwachte unser müdes Schauen Da Abendwolken purpurn schon beschatten Das Sinken jener Stirn die ohn Ermatten Umworben unser zagendes Vertrauen   So muß sich Andacht mit dem Tode gatten Der trägt sie auf verschwiegner Fahrt den grauen…

In Stein geschlagen

  das tragische Universum der menschlichen Universalitæt manifestiert sich als Beiwerk im Warten auf das Wunschbild des erfuellten Augenblicks…   Erinnerungsfetzen / Tagtraumfragmente mit einer Teleologie des Negativen die Anatomie der Melancholie erkunden & den neuralgischen Konvergenzpunkt anstreben   Virtuose…

Freude am Sprach­experi­ment

Das Treibholz der Sprache Diese Gedichte sind dabei weit weg von allzu grüble­rischer Hermetik oder expres­siv überladenen Wort­kaskaden, deutlich wird bei diesen Schmauchspuren die Freude am kühnen Sprach­experi­ment mittels vor­sichtig und fein verfugter Sprache. Da kreist Schreiben um den Schöpfungsvorgang…

Da lernst du die Menschen kennen

Der interessanteste „Autor“, den der Social Beat hervorgebracht hat, ist eine Frau Vom sogannten Social Beat ist nicht mehr viel übrig geblieben, wer erinnert sich noch an Ingo Lahr, Andi Lück oder die von HEL so benannte „Einmannsekte“ Tom de…

GUTGLÄUBIGKEIT

  wir legen uns welt um den hals und steine in die taschen unsere kinder spielen mit schlangen und drachen in der zeitung steht dass es das alles nicht gibt und nichts gegen den schmerz     *** hautsterben, von…

Ohr-Ratorium

Avantgarde und Humor, eine seltene Kombination. Bernd Wiesemann entwickelte künstlerische Konzepte als Mittel zur Kommunikation mit dem Publikum. In diesem Sinne ist auch die von ihm von 1991 bis 2000 konzipierte und durchgeführte Konzertreihe „forum 20 – musik unseres jahrhunderts…

Liebe sinnlich ideologisch

Jede Liebesgeschichte ist eine potenzielle Leidensgeschichte. Wenn nicht gleich, dann später. Wenn nicht für den einen, dann für den anderen. Manchmal auch für beide.  Julian Barnes An Liebesgeschichten versuchen und versuchten sich Romanciers immer und immer wieder, denn bekanntermaßen bleibt…

Sommerabend

von Snorri Hjartarson    Vom Norden treibt das Wetter Wolkenpolster vor sich her und webt sie an den Fuß des Hangs, der Quelle und dem Weiher brennt sprühend Regen in den scharfen Augen, der Schilfteich graut, schwer neigen sich die…

fabrik gelände

  der weg verliert seine spuren unter den sträuchern. vielleicht bin ich der einzige, der ihn noch geht.   das lockere holz der bäume klopft gegen den wind, der es verstreut. die nahe fabrik ist geräumt. und   die mauern…

Die Rheinschiene wird zum Abstellgleis

Das mittele Rheintal ist Weltkulturerbe, die Kunst aus dieser Region gehört nicht mehr dazu. Wie KUNO aus gewöhnlich gut informierten Kreise erfuhr wird das das Alte Molti abgerissen, weil dieses Filetstück Begehrlichenkeiten bei Imobielenspekulanten geweckt hat. Das Alte Molti, eine…

Pflanzen 2. König Asparagus

`Ne seltsame Lilie: lang und spitz aufstrebend: aus dem Rhizom gesprossen… Aus Bornheims Boden: Wachtendonks oder Venlos Sand: lichtlos hoch geschossen in kurzer Zeit… Auch die Dauer seiner Herrschaft ist knapp bemessen: jedoch, sie ist vollkommen — alles andere in…

ohne titel

ich habe die augen der tiger. zwischen titania und oberon wandelt mein geschick. ariel ruft mich vergeblich. ich schleiche ewig durch den dschungel der zeit. in vielen jahrhunderten erwartet mich nichts anderes als der galgen oder ein trockenes stueck brot,…

Polyphone Ich-Erzählungen

Das gesamte Leben der menschlichen Seele ist eine Bewegung im Schatten. Wir leben in einem Zwielicht des Bewußtseins, uns nie dessen sicher, was wir sind, oder dessen, was wir zu sein glauben. Fernando Pessoa Ein Gespür für die Welt entwickelt…

zu häusig

    liebe sie viel zu sehr diese ausgesessenen sessel als schild trage ich marken macken masken vor mir her sehe sachlich erschossene und gefangene in der tagesschau entrüstet gebe ich mich und suche nach intelligentesten ausreden schlucke kopfschmerztabletten  gegen…

Lyrische Prosa

Auf KUNO beschäftigen wir uns in diesem Jahr mit den vielfältigen Formen der Lyrik. Die festgefügten Formen haben sich aufgelöst. Prosa kann zu Zeilen zerschlagen werden, Gedichte im Blocksatz eine neue Erscheinungsform erhalten. Eine Fußnote zum weiteren Verständnis liefert der…

Abendmuse

  Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms Schatten Und Goldnes. Die heiße Stirn verglüht in Ruh und Schweigen. Ein Brunnen fällt im Dunkel von Kastanienzweigen – Da fühlst du: es ist gut! in schmerzlichem Ermatten. Der Markt ist leer von…

Bettina Ballendat – portraits

In der ersten Ausstellung nach der Sommerpause startet die Galerie amschatzhaus das Herbstprogramm mit den außergewöhnlichen Arbeiten der Künstlerin Bettina Ballendat. Der Anblick ihrer Plastiken ist immer wieder überraschend, was besonders ihrer spezifischen Arbeitstechnik geschuldet ist: Denn diese Skulpturen bestehen…

Tätigkeitsbericht im August 2015

  Am Nachthimmel früh um zwei Uhr Sternschnuppen gezählt und bei jedem Lichtpunkt gewünscht, sich endlich nichts mehr wünschen zu müssen. Alles, was nicht Liebe war, besaß er ja schon, und mit jedem Wort seiner unmöglichen Liebe erhielt sich ein…

Flin

*** Die grosse Kunstausstellung NRW 2015. Veranstalter der „Großen Kunstausstellung NRW Düsseldorf“ ist der 1898 in Düsseldorf gegründete Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen. Seit 1906 findet „Die Große“ regelmäßig im Kunstpalast statt.

REBELLION DES LICHTES IN DER FINSTERNIS

  was weiß ich wie die welt geht ich seh bloß zu dass ich noch zu mir steh… erst gewachsen im schmerz dann gedroschen unter diesem freien himmel leer & mutig stroh auf dem feld & wandel oben so tief…

Der letzte Schnee

  Bei der abgebrannten Kirche schneit es seit drei Wochen den Heiligen sind Hüte gewachsen wie Pilze ihre Schirme in den Regen spannen die Stimme der Glocke kauert im Krähennest des vorigen Sommers wirr greifen die Arme der Orgel um…

Vom Semiolus Silvanus (Waldaffen) zum Semiolus Domesticus (Hausaffen)

– ein Evolutionsgedicht Einst haben die Kerls noch auf Bäumen gehockt, behaart und mit blöder Visage. Dann hat es sie in die Stadt gelockt, nach Berlin, asphaltiert und aufgebockt bis zur dreißigsten Etage.   Da kauern sie nun, den Flöhen…

schnell – schneller – superspeedart

Eine Idee nimmt ihren Lauf. Schnell mal eben durch dreißig Städte zwischen Stuttgart und Arnsberg. In jeder Stadt zwei Stunden Aufenthalt, Ausstellung und schon wird wieder zusammengeräumt. Und weiter. Mit der Super Speed Art Exhibiton Tour 2015 verwirklichen Stephanie Neuhaus…

Sommer

von Stefán Hörður Grímsson    Die braunen Fischernetze des Dorfes hängen an Latten und Seilen Angelschnüre und Fangleinen im Rund warten im halbdunklen Eck.   Bleigraue Wellen im Fjord plätschern um Brückenpfähle und hofieren Bordwände versiegelt mit Teer.   Hinter…