Kategorie: Allgemein

Zeitgenössische Künstler aus Polen und Russland

  Seit dem Frühjahr 2010 hat der Steidl Verlag eine Reihe zur zeitgenössischen Kunst aufgelegt, die repräsentative Überblicke über nationale Kunstszenen zu Beginn des 21. Jahrhunderts geben soll. Während die ersten drei Dokumentationen (Positionen 1 bis 3) sich mit zeitgenössischer…

Ein Hochamt der Poesie im alten Westen von Berlin

  Es ist schwül in Charlottenburg, fast tropisch. Die Leute tropfen in die Autorenbuchhandlung. Sie dient einer S-Bahn als Untergrund und wird ständig erschüttert wie eine Blues Brothers-Absteige. Der alte Westen findet sich ein mit seinen siebzigjährigen Jungfrauen in Miniröcken.…

Die deutsche Literatur

Wisse, daß jedes Werk, das da wert war zu erscheinen, sogleich bei seiner Erscheinung gar keinen Richter finden kann; es soll sich erst sein Publikum erziehen und einen Richterstuhl für sich bilden. – – Spinoza hat über ein Jahrhundert gelegen,…

Es war einmal…

eine bildende Künstlerin, die hatte ein Atelier in einem Schloß. Und weil es ihr unter der Arbeit manchmal doch zu einsam ist, lädt sie zuweilen Kolleginnen und Kollegen ein, um die Geister zu vertreiben und zugleich andere geistvolle Menschen anzulocken.…

Kollegengespräche von Jorge Luis Borges

  Es gibt zahlreiche Interviews mit dem weltberühmten, 1986 verstorbenen argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges, aber nur jene sieben Gespräche, die er mit Ernesto Sábato auf Anregung und unter der Regie des Journalisten und Hispanisten Orlando Barone zwischen Dezember 1974…

undress

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Altertumsforscher des gegenwärtigen Abhandenkommens

Poesie ist eine Erkenntniskraft. Elke Erb Die uns bekannte Welt besteht ganz wesentlich aus Sprache. Ererbter Sprache. Und nirgendwo drückt sich die Sprache im nachbabylonischen Zeitalter direkter aus, als in Gedichten, dieser heikelsten Gattung im Biotop der literarischen Infrastruktur. Wovon…

„ICH BIN MIR SELBST BEGEGNET“

TheatronToKosmo im Dialog mit Werken von Anselm Kiefer Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens bot das Ludwig Museum Koblenz eine Reihe ansprechender, breit gefächerter Kunstveranstaltungen. Der Höhepunkt des Programms im bereits vergangenen Jubiläumsjahr hieß „Memorabilia“. „Memorabilia“, weil es sich um eine geschichtsträchtige…

die motive des gräbers

zur lyrik und prosa von andré schinkel wenn sich in texten von andré schinkel, der neben der literaturgeschichte prähistorische archäologie studierte, auch archäologische motive finden, so wirft das die frage auf, was den dichter in ihm mit dem archäologen verbindet.…

Götter und Menschen

Eine dichte Wolkendecke hängt über der Stadt‭ und ‬lässt keine Wärme entweichen.‭ ‬Es gibt wenig Luft hier oben.‭ ‬Die Götter sitzen alle um einen roten Sprellakat-Tisch‭ und ‬schreiben Gesetze aus Büchern ab,‭ ‬die so dick sind,‭ ‬dass sie von selbst…

Der Allverwender

Zum 5. Todestag von Peter Rühmkorf erinnert KUNO an den Lyriker mit einem Gespräch, daß  Francisca Ricinski mit ihm geführt hat. Francisca Ricinski: Als Sie 75 wurden, feierte man Sie wie einen über­ragenden Leuchtturm der deutschen Dichtung, einen Leuchtturm im Sinne von…

geblättert ∙ gesponnen ∙ zerwonnen

Meist gehn wir diesen Gang allein mit einem Kopf auf dem Kopf Gellu Naum     vorderhand erfindet quer das wort ›b-a-s-e-n-m-o-r-d‹   ungehemmt verliert er sich in der fassung ›p-h-r-a-s-e-n-o-r-t‹   obendrein erwägt peer die paarung ›w-e-n-d-e-h-e-c-h-t-e‹   treiben…

Spracherweiterung durch formale Zwänge

Was 1998 mit Ulf Stolterforts fachsprachen I-IX. begann, scheint sich unterdessen zu einer Literaturrichtung entwickelt zu haben. Eine durchbildete Generation von Lyrikern durchforstet das Sprachmaterial der Fremd- und Fachsprachen nach Begriffen, die es vermögen, in ihrer poetischen Überformung etwas auf…

Mopp, ein »musikalischer« Maler

In Galauniform kam er dazumal nach Berlin, einen berühmten Kapellmeister zu porträtieren. Mopp kam in Gala. Das heisst in einem schlanken langen Gehrock und sehr hohen eleganten Samtkragen. Ein artiger Abbé; ein Ritter zugleich, küsste den Fraün respektvoll die Hand.…

Innenzustand

  Mit den Jahren nimmt die Graugesichtigkeit zu.     *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur. Prägend für diesen…

Einladung

Yaşamak bir ağaç gibi tek ve hür ve bir orman gibi kardeşçesine, bu hasret bizim. Leben einzeln und frei wie ein Baum und dabei brüderlich wie ein Wald, diese Sehnsucht ist unser. Nâzım Hikmet         Anmerkung der…

Ein Substilat

  Mir fällt ein Wort ein und ich weiß nicht, ob es aus dem Buch herausgefallen ist oder noch darinnen steht. Mir fällt ein Wort auf und ich weiß nicht, ob es aus dem Buch herausgefiltert wurde oder ein Rechtschreibfehler…

Verleihung des V.O. Stomps – Preises auf der Mainzer Minipressen-Messe (MMPM)

  Kurz vor 14.00 Uhr befinden sich noch wenige Gäste in der Rheingoldhalle, in Ruhe schlendern die Anwesenden  durch die Gänge der Minipressenmesse, betrachten einzelne Stände der Kleinverlage, besonders beeindruckend zudem zahlreich vorhanden, handgefertigte Bücher mit Texten und Bildern zeitgenössischer…

Geschichte und Aufgaben des Mainzer Minipressen-Archives

  Das Mainzer Minipressen-Archiv (MMPA) besteht in seiner jetzigen Form seit 1980 und ist dem Gutenberg-Museum angeschlossen. Ursprüngliche Aufgabe des MMP-Archives ist die Sammlung der literarischen Erzeugnisse von kleinen und kleinsten Druckereien und Verlagen, auch Minipressen genannt, deren Produktion in…

Gesundbrunnen für jeden Stand

Trödelmärkte und modernes Buchantiquariat haben eines gemeinsam; man kann völlig ohne Erwartung dahin gehen, kann wühlen und sehen und wird meistens fündig, versucht zu handeln mit dem Händler. Der will dann allerdings meist nicht den Preis zulassen, den man bietet.…

Geschichte der Mainzer Minipressen-Messe (MMPM)

  In Mainz etablierte sich eine Veranstaltung, welche die Vitalität der schwarzen Kunst in einem bunten Zufallsraster spiegelt. Alle zwei Jahre wird die Gutenberg-Stadt für vier Tage zum Treffpunkt der Minipressen, Kleinverlage, der Handpressendrucker, Buchkünstler und Autoren. Die Mainzer Minipressen-Messe…

Kunst und Kohle

Kunst als Wirtschaftsfaktor bei einer kleinen Kunstmesse; eine mögliche Statistik: 200 Künstler zahlen je 130 Euro, also 26.000. 200 Künstler zahlen durchschnittlich 10 Euro für eine Übernachtung macht 4000. 200 Künstler zahlen durchschnittlich 50 Euro Sprit für die Anreise macht 10.000.…

Touristen mit Fotoapparaten

Nick Hornby, den KUNO als Autor des Romans Fever Pitch schätzt, hat der ZEIT ein bemerkenswertes Interview gegeben. Hier ein Auszug: ZEIT ONLINE: Wie beurteilen Sie als Fan die Entwicklung, dass Geld immer mehr zum alles bestimmenden Faktor des Spiels…

Sesshaft – von Suter und Bult

  Weit über den ländlichen Häusern und Obstbäumen schwebt ein Stuhl. Kein Träger von billiger Reklame für ein Möbelhaus. „Sesshaft“ des Schweizer Künstlerduos Suter und Bult ist eine riesige Stahlskulptur von 15 Metern Höhe. Stopp, muss man schon an dieser…

Huntenkunst 2013 – oder der Triumph des Hübschen

In den letzten Jahren konnte man immer wieder einige neue, auch junge Künstler entdecken, die frech ihr Ding jenseits des Mainstreams machen. Nicht darauf achten, was eventuell verkaufbar ist. Dieses Jahr fehlt diese Klientel fast völlig. Eingerahmt von eher kunsthandwerklichen…

Ernst Toller

  Ernst Toller war vor allen Dingen ein lieber Mensch gewesen. Ich hatte ihn mir genau so vorgestellt damals und war garnicht überrascht, als ich ihn sah im schlichten Rock vor uns auf dem Podium. Wir eilten alle alle hin,…

Nylands Rheinische Bibliothek

Die Nyland-Stiftung hat Mitte 2012 eine neue Reihe mit Lesebüchern rheinischer Autoren gestartet. Herausgegeben von Prof. Walter Gödden und Dr. Enno Stahl werden hier literarische Porträts von Autoren, vornehmlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vorgestellt, die zu Unrecht…

Autofahrten

  Ein intaktes Biotop lässt sich an der Zahl der am Straßenrand liegenden Schmetterlinge erkennen.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur. Prägend für diesen…

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faltet der Wind dein Haar als Häute von Tieren zum Zelt Zelle für Zelle gehen wir Kinder der Steine heim *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach,…

Der kleine Wagnerianer

  Wer zum 200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner verstehen will, was an dessen Musik revolutionär und atemberaubend, an seinen Haltungen schrullig, rührend oder auch unverschämt, und an seiner Weltanschauung gänzlich unerträglich ist, der wird mit diesem informativen und unterhaltsamen…

Scratch–Poetik

Als einzigartige Veranstaltungsreihe in der Domstadt vereint AD HOC einmal im Monat junge Künstler verschiedenster Sparten und bietet Ihnen die Möglichkeit frei und experimentell zu agieren. Im Studio B der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) begegnen sich Musiker, Tänzer, Schauspieler,…

Weltfussballmacht Deutschland

Der Schriftsteller Michael Lentz und der Trainer Hans Meyer unterhalten sich in der Welt aus aktuellem Anlass über Fußball. Ein Auszug aus diesem lesenswerten Gespräch: Lentz: Wann wird Köln wieder aufsteigen? Meyer: Schon nächstes Jahr. Lentz: Grossartig. Versprochen? Meyer: Nächstes…

Erzählungen aus vier Jahrzehnten

Anschaulich, rätselhaft, hinterlistig und umtriebig sind die meisten der 43 Erzählungen, die in diesem Band aus Anlass des 70. Geburtstags des renommierten Schweizer Autors vereint sind. Gebündelt in sechs großen Abschnitten, die ebenso eigenartige Überschriften tragen wie die Erzählungen selbst,…

Aufforderung zu Dagegenandenken

  Da sich KUNO in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf ‚Twitteratur’ legt, stellen wir in loser Folge gerne Aphorismen vor. Diese Form ist streng, und gerade diese Strenge erweist sich als ungemein befruchtend, ein Prozess der Reduktion und Dekonstruktion, der…

Textanalyse für slavistische Seminare

  Er ist seit den neunziger Jahren der „trouble-shooter“ in der russischen Gegenwartsprosa. Seine metaphysischen Attacken auf die sowjetische Geschichte und deren Gestalter erfreuen nicht nur die reformfreudige Intelligenz und die Literaturkritiker der eben entstandenen, oft zensurfreien Zeitschriften. Auch die…

Abheben

Wir sind in die Welt gevögelt und können nicht fliegen Werner Schwab Mit dem nachfolgenden Band flug (spuren) setzt die Lyrikerin Sophie Reyer fragile und doch kraftvolle, sinnlich konkrete Miniaturen vor und vertraut auch hier auf die Überzeugungskraft leiser Töne. Auch…

natur-kunst-spiel-objekte

als künstler kann uwe albert auf frühe naturerfahrungen zurückgreifen. und die beobachtung der natur ist ein wichtiger ursprung des bildhaften wahrnehmens und gestaltens, aus dem kunst entsteht. er berichtet von fahrradfahrten, entdeckungsgängen und geologischen streifzügen mit seinem vater. vielleicht schuf…

Zwischen exklusiver Liebe und fünfhundert besten Freunden

  Zwischen der „exklusiven Liebe“ aus dem Jahr 2009 (Luchterhand) und den „fünfhundert besten Freunden“ aus dem Jahr 2013 zeichnen sich keinerlei verbindende Erzählweisen im Werk von Joanna Adorján ab. Die hingebensvolle Beschreibung ihrer Großeltern, die sich im Jahre 1991…

Disziplin des Fragments

    Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Zangenoperation im Kunstsystem

Diese Gesellschaft ist letztlich noch schlimmer als das Dritte Reich. Hitler hat nur die Körper in die Öfen geschmissen. Hier geschieht eine Hinrichtung im geistigen Bereich. Joseph Beuys „Im Künstlerhabitus hat Beuys Ideen und Symbole verinnerlicht, die er als Hitlerjunge…

DIAlog

DIAlog der gestandenen Vernuft mit  erahnter Vision? – gebiert dies Ungeheuer? –  „Die Phantasie, verlassen von der Vernunft, erzeugt unmögliche Ungeheuer; vereint mit ihr ist sie die Mutter der Künste und Ursprung der Wunder“ spricht  Franciso de Goja zu seinem dreiundvierzigsten Blatt…

Am Rande von Obermundigen

  Anschaulich, rätselhaft, hinterlistig und umtriebig sind die meisten der 43 Erzählungen, die in diesem Band aus Anlass des 70. Geburtstags des renommierten Schweizer Autors vereint sind. Gebündelt in sechs großen Abschnitten, die ebenso eigenartige Überschriften tragen wie die Erzählungen…

Über die tragische Kunst

  Der Zustand des Affekts für sich selbst, unabhängig von aller Beziehung seines Gegenstandes auf unsere Verbesserung oder Verschlimmerung, hat etwas Ergötzendes für uns; wir streben, uns in denselben zu versetzen, wenn es auch einige Opfer kosten sollte. Unsern gewöhnlichsten…

artgenossen

Ausstellungen von Künstlergruppen gibt es viele, an wenigen ist eine Hunteruchpreisträgerin beteiligt. Während die es pe de das Wort Genossen gegen Progressive Alianz getauscht hat, neigt man im Ruhrgebeat zu Tradition: „Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht: Die…

Lebensbelichtungszeit

  Es geht um wesentlich mehr, als um die Frage: „Warum ist es am Rhein so schön?“ – Peter Meilchens Roman Schimpfen ist ein Spiel, bei dem künstlerische Positionen befragt werden. Die Figuren realisieren im Dialog, daß für sie die…

Autobiographische Notiz

geschrieben 1913 Ich wurde am 6. Mai 1871 als einziges Kind des Landschaftsmalers Carl Ernst Morgenstern (Sohnes des Landschaftsmalers Christian Morgenstern) und seiner Ehefrau Charlotte Schertel (Tochter des Landschaftsmalers Josef Schertel) in München geboren und erlebte in unserm gegen Nymphenburg…

Helden? Nur für einen Tag!

Das Ehrliche am Sozialismus 
war der Einsatz schnell verwitternder Baumaterialien. Wie weit die gesungene, strophische Ausformung der Heldendichtung historisch zurückreicht, ist unter Germanisten umstritten. Grundlage einer jeder Heldendichtung ist jedoch eine Heldensage, die geschichtliche Ereignisse überliefert und frei weiterentwickelt. Der…

Möglichkeiten

  Ganz viele Ideen, die im Raum stehen. Sie müssen nur noch ausgesprochen oder gedacht werden.   *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen.…

Weiter gehen

  In Weiter gehen erscheinen die Gedichte der Wortkünstlerin May Ayim erstmals gesammelt in einem Band. Die Lyrikbände blues in schwarz weiß (1995) und nachtgesang (1997) stoßen auch knapp zwei Jahrzehnte nach ihrem erstmaligen Erscheinen auf große Resonanz bei Menschen…

Kreativität und Disziplin

  Die Disziplin setzt in der Formung des Materials ein, aber ich weiß, dass schon die Auswahl des Materials einem kreativen Akt unterliegt, nicht beherrschbar ist und auch nicht vollkommen beherrschbar sein sollte. Auch die Formung selbst, zu der eine…

Der Maler

  In drei theoretischen Werken hat Kandinsky sich über das Wesen seiner Kunst ausgesprochen: Allgemein und im kulturellen Sinne in dem mit Franz Marc herausgegebenen »Blauen Reiter«, über die Formfrage speziell in »Das Geistige in der Kunst«, über die malerische…

ML I–III

  I am Ufergestruepp des ´Suessen Sees` schlingen sich Algen um die Totenstarre des Determinismus Wahrheit ist eine bewegliche Metapher im eutrophen Gewæsser   II in die Waagerechte gekippter Halbmond Re–Vision eines mit Hammer & Sichel ein gemeisselten Umrisses einer…

BAUM

  versperrt der schlagbaum kahles holz den dreiweg seh ich über mir kopf krone sonne die figur hängt herab am eignen material geopfert das blatt noch im haar tötet der ast ein kind das licht aus blüten treibt zur falschen…

schaut eher auzwidat drein…

  GLASMUND die prinzessin aus glasvergangenheit sprach heiter beflissen von hellen gefuehlsschloessern – ich hoerte nicht zu starrend ihr glasmund lippenbeflissen verzogen                                    …

Vom Limerick zum Aphorismus – Werner Hadullas spätes Debüt

„Vom Glück der großen Zahl sprechen am liebsten die Millionäre“ – dieser Aphorismus ist einer der typischsten von Werner Hadulla. Weshalb? Zunächst besteht die Gefahr, dass der Leser trotz der gegenwärtigen Medienpräsenz dieses Themenfeldes müde abwinkt: „große Zahl“ und „Millionär“,…

Über Non-Fiction

Interessant – dieses wichtige Wort In den letzten drei Tagen 1400 S. Gegenwartsprosa gelesen, verteilt auf fünf Bücher, berichtet Daniel Falb im ersten Kapitel von Helm aus Phlox1), leichte Übelkeit, gemischt mit depressiven Zügen. Innere Schwere. (…) Zombiert, unfähig zur…

Literatur und Psychologie – zwei Seiten einer Medaille?

  Will man als LeserIn von Literatur auch wissen, wie die ‚Geschichten‘ die wir leben – also auch die, die wir  im Kopfkino miterleben – funktionieren? Wollen wir wie TheaterbesucherInnen nach dem Stück hinter die Bühne schauen und backstageartig die…

Zeichnung auf Karton

    *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

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meine Gedanken: Schalen aus Zwang fangen das ich ein immer und immer wieder *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren…

Das Verschwiegene

Dein Schwinden selbst aber bleibt Mit diesem posthumen Geleitwort des schwedischen Lyrikers und Erzählers Gunnar Ekelöf (1907-1968) übereignet Linn Ullmann ihren Figuren und deren Wirkung mehrere fragile Eigenschaften. Es ist die Ungewissheit, inmitten diffuser, nicht kontrollierbarer Gedankenströme irgendwie Halt finden…

Schwarmfinanzierung

Historisch gesehen ist Crowdfunding ein relativ junger Begriff, der erst seit einigen Jahren verstärkt eingesetzt wird. Dank der Freunde und Förderer konnten wir Peter Meilchens Roman „Schimpfen“ in Druck geben. Man kann ihn als nicht ganz ernst gemeinte, dafür boshafte…

Die erhellenden Ansichten eines gewissen Herrn Hitler

  Über Adolf Hitler wird man vermutlich alles Schlechte dieser Welt sagen können. Und die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass man mit kaum einer dieser Aussagen völlig daneben liegt. Aber eines muss man dem Gröfatzke, bei allem Widerwillen, zugute halten:…

Unter der Leselupe

Andreas Altmann hält die teilnahmslose Natur, die Dunkelheit, die Abschiede fest, und will doch die Aufhebung des Trennenden, die Mischung – und findet dafür magische Bilder. Joachim Sartorius Die Vita von Andreas Altmann liest sich wie ein Kessel Buntes: Schriftsetzer,…

Macht dienen glücklich oder mächtig?

  Einleitend ein Zitat Nietzsches, welches ich im Bezug zur Gegenwart vertiefen sowie auf den Wahrheitsgehalt prüfen möchte: Missklang zweier Konsonanzen. – Die Frauen wollen dienen und haben darin ihr Glück: und der Freigeist will nicht bedient sein und hat…

einschnitte NähZeichnungen, Collagen und Skulpturen

Die Kölner Künstlerin Carola Willbrand bezeichnet sich als „Nähmethodikerin“ und behauptet von sich: „Ich nähe, darum bin ich“. Denn überwiegend näht sie ihre Bilder und formt auch getragene Kleidungsstücke zu grotesken Figuren. Carola Willbrand akzeptiert damit traditionelle Ausdruckstechniken von Frauen,…

Dirty Speech, ein Recap

„Ich möchte zu dieser Art von Literatur, die hier bei der Gruppe 47, wie auch zu dieser eben vorgetragenen Prosa, einige Sätze bemerken, die ich im Verlauf dieser Lesung versucht habe aufzuschreiben. Ich bemerke, dass in der gegenwärtigen deutschen Prosa…

„Zombies sind keine Menschen.“

  Das Bundesverfassungsgericht ist so etwas wie das Orakel der Demokratie in diesem unserem Lande geworden. Immer wenn Politiker nicht mehr weiter wissen oder einfach nur unfähig sind, Entscheidungen zu treffen, rufen sie Karlsruhe an, damit dort ein Urteil im…

Oh, heilig-graues liber profundus, oh sanctus sacer mundus!

 „Alles Lebendige ist heilig. Das Sakrale ist nicht a priori theistisch“. Mit diesem Aphorismus schließt Axel Matthes in seiner Text-Sammlung das Feld seiner Erkundungen. Er verwendet dabei einen Fokus, dem sich der Leser über fünfhundert Seiten lang mit immer neuen…

Was! Ist das?

  Was für eine Einladung zur Entführung. Was für eine wohltuende, kribbelnde Wärme im Gewirr des Oberstübchens, in der Meditation des tiefsten Winters. Frühlingsboten im Seelenhaus, Sonnenstrahlen unter der Schädeldecke. Was für ein Ein- und Mehrklang im Zwiegespräch dieser Schurken,…

Buchmanns Babel

Jürgen Buchmann ist ein Phänomen, ich möchte fast sagen, eine Speerspitze der Romanischen Sprachen und vielleicht des Romanischen Sprechens und Denkens im deutschen Gelände, wenn dieser eher bellizistische Ausdruck nicht an der Art vorbei zielte, wie Buchmann Sprache zelebriert und…

Wozu noch ein Gedicht?

Der Kritiker hasst den Dichter. Weil er wohl seine schwierigen, nicht aber seine einfachen Sätze versteht. Gerhard Falkner „wozu noch ein gedicht / schreiben frage ich mich / alles ist schon gesagt / in vielen variationen / immer die begegnung…

Niveau sans Frontières

Berlin war vor 1989 die politischste Stadt Deutschlands, heute ist es die unpolitischste, ein Ort, wo die Leute so deprimiert sind, dass sie nicht einmal die Sprache für ihre eigenen Probleme finden. Frank Berberich Als der Herausgaber Frank Berberich 1988…

Asperg, far in the middle of nowhere

  Die Asperger Autorenwerkstatt wurde 1994 in der Kleinstadt Asperg, die im Einzugsbereich der Landeshauptstadt Stuttgart liegt, auf Initiative des Autors, Herausgebers und Verlegers Michael Schönauer gegründet. Die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Ludwigsburg erfolgte Anfang 1995 Zuvor hatte…

O.T

  Du bist so Tinte ohne Farbe Gegenspur mit Schutzweste kugelsicher Blaulicht in der Nacht fährst du weg am Baum das Metallschild mit deinem Namen   (Für Ingo)      *** Aus: Versnetze_fünf. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. Hrsg. von Axel…

Literatur der Arbeitswelt

  Literarisch-künstlerische Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt der Gegenwart und ihren sozialen Problemen – unter diesem thematischen Schwerpunkt ist die vorliegende Publikation dem 50. Jahrestag der Zusammenkunft einer Gruppe von (Arbeiter-)schriftstellern gewidmet. Sie traf sich auf Initiative von Fritz Hüser, dem…

Doktor Magnus Hirschfeld

(Ein offener Brief an die Züricher Studenten)   Frischverehrte Herren Studenten! Am Donnerstag, 11. Juli, werden Sie im Schwurgerichtssaal Herrn Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld in Zürich sprechen hören; Sie können sich auf den Abend freuen. Ich will Ihnen etwas von…

Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden

Thierry Chervel weist auf Perlentaucher auf einen aktuellen Fall von Zensur hin: Der Berliner Verlag hat eine kritische Auseinanandersetzung mit dem Verleger Alfred Neven DuMont nach der Onlinestellung sang- und klanglos unterdrückt – ohne jede Kenntlichmachung. Soviel zu den „journalistischen…

Pflicht

  Ein leidendes oder betroffenes Gesicht, das zur Schau getragen wird, spiegelt nicht unbedingt die innere Befindlichkeit wider, sondern kann auch Ausdruck eines Pflichtgefühls sein.   *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen…

Lyrik im Zeitalter der Nervosität

  Selten gab es so viele viel versprechende Talente in der anspruchsvollen Lyrik wie in diesen Tagen, selten eine so gut ausgebildete Lyrikergeneration. Und dennoch führt Lyrik ein Nischendasein. Die Einladung zu einer Verabredung mit meinem Publikum muß man erst…

POSTHISTOIRE 1

  Die Erfindung des tiefen Tellers ließ sich nicht umgehen. Ebenso wenig die Freiheit im Sommer der Bastille. Geschenkt die frühen Chiffren im Blut, der Aufruhr auf Kalenderblättern. Wir kannten jede Zeile, haben sie selbst geschrieben.     *** Verabredung…

Alzheimer – ein langer Abschied

  Ich las dieses berührende Buch sozusagen in einem Atemzug bis tief in die Nacht. Mir gefällt das Buch ganz besonders wegen der Offenheit, mit der die Autorin gleich zu Beginn die Karten auf den Tisch legt, wenn sie schreibt,…

Parcour der letzten Dinge

Wie lange wollen wir noch leben, wie lange sind wir noch wach, wie könnte es anders sein, wie besser, wie wahr, wer hat darüber nachgedacht, bis zuletzt, wo ist das Letzte, wer schleicht durchs Haus? Es ist dunkel, und ich…

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Daumen Gewehr Milchstraßen bin ich an vielen Orten Springbrunnen und die Tauben im Schlaf tote Tauben wie Fackeln Mahnmahl sickert Einsamkeit durch die Erinnerung gefrorene Ozeane an moosbedeckten Brisen schreib dich selbst in den Schlaf *** Weiterführend → Ein Porträt…

eines tages ende

  die tage sind so elend zugestellt mit abwasch ungeputzten schuhn laß abend werden; morgen wird es von allein laß die nacht auf fliederflügeln kühl durch alle fenster wehen der tag zieht weiter und davon anderswo vielleicht ersehnt im krähenfedermantel…

Luftaufnahme

Der Hungertuchpreisträger Thomas Suder arbeitet an Objekten und Bildern. Sein Thema ist die dialektische Beziehung zwischen organischen, also eher rundlichen Formen und Strukturen wie z.B. das menschliche Gehirn, und dem was ebendieses an höchst unorganischen Formen hervorbringt, um in der…

Aufmunternde Nachrichten von beschädigten Leben

In dem Satz, dass die Welt aus den Fugen sei, steckt zumindest die Behauptung, dass die Welt einmal gefügt war. Aber das war sie nie, von Anfang an zeigt sie sich als Gegenüber, mit dem man irgendwie verbunden ist. Man…

Pusztaranger

Die Kulturjournalistin Agnes Szabó gewährt auf FREITAG einen bestürzenden Einblick in die ungarische Kulturszene, die von Viktor Orbáns Regierung radikal bereinigt wurde: In den Theatern sitzen seine Lakaien, Filme werden nicht mehr produziert, Fernsehen und Radio sind gleichgeschaltet: Die Fidesz-Politik…

Pop im Zustand der Mumifizierung

Nachdem die Kraftwerker im Rahmen ihrer Selbstkanonisierung die ihre acht elektronischen Alben in der Düsseldorfer Kunstsammlung aufführten (KUNO kommentierte), gibt es nun eine David-Bowie-Ausstellung im Victoria & Albert Museum in London. Neben zahlreichen Kostümen aus Bowies Fundus sind bei diesem…