Kategorie: Allgemein

Kellerräume

  Tastend schleppte sie sich durch die modrige Dunkelheit. Hangelnd am feuchten Gemäuer, einen Weg suchend, nach einer Lichtquelle Ausschau haltend, schlich ein Angstschauer ihren Rücken hinab und entfaltete sich allmählich über den Boden im gesamten Gewölbe. Nacht war es…

Erika Mann

Annemarie Schwarzenbachs Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Zum 75. Todestag hat die Schweizerische Nationalbibliothek über 3000 Fotografien aus dem Bestand des Schweizerischen Literaturarchivs digitalisiert und online gestellt. Es handelt sich um Reisebilder, die Annemarie Schwarzenbach in den…

Traumhaft–visionäre Erkundungen

  Die Bibliomanen sind der Fremdbestimmtheit der Existenz ausgeliefert. Ähnlich wie die Bücher im Regal sind auch ihre Gedanken und Gefühle assoziativ aneinandergereiht und können nur unreflektiert wiedergegeben werden. Lesende versuchen der Last der alleinigen Verantwortung in einer vor Verflechtungen…

MaroVerlag

Das Gedicht ist der einsame Favorit auf derZielgeraden. Daran führt nichts vorbei.Er wird das Rennen machen.CHARLES BUKOWSKI 1974 machte Benno Käsmayr („Ich betrachte das Verlegen von Gedichten noch nicht als Eintrittskarte zur Nervenheilanstalt“) mit der ersten deutschen Veröffentlichung der von…

Amnesie

  In sich gekehrt saß er nun auf seinem Hocker, sah sich das Geschriebene an, wunderte sich, dass sein Buch nicht so einfach, so unkompliziert geschrieben werden könnte. Er wusste auch, dass man sich immer selber im Weg steht. Fragte,…

WOHNEN LERNEN!

Wohnst du noch oder lebst du schon? den Ursprung dieser Frage hat Adolf Loos vor 100 Jahren längst beantwortet. Die neue bewegung, die alle bewohner dieser stadt wie ein fieber befallen hat, die siedlungsbewegung, verlangt neue menschen. Menschen, die, wie…

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Haar traurig als Schiff Taten der Sonne Egel Zeit saugt sich fest an Wunden dennoch: Quelllipen sprudeln tropft Blut zur Lache Aspirin, Lichtfäden: sei kleiner, sei weise, sei also: alt *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier.…

Das erste ornament

    Das erste ornament, das geboren wurde, das kreuz, war erotischen ursprungs. Das erste kunstwerk, die erste künstlerische tat, die der erste künstler, um seine überschüssigkeiten los zu werden, an die wand schmierte. Ein horizontaler strich: das liegende weib.…

Kritik an der literarischen Alternative

Was sich als zwischen 1967 und 1977 als Gegenkultur bezeichnet, fand bereits im 19. Jahrhundert auf dem Monte Verità, dem Zauberberg der nonkonformistischen Kultur statt. „Ach, der“, sagt Lenz, „mein Gott, der H., der ist ein großer Dichter, aber er…

Das tempo der kulturellen entwicklung

  Das tempo der kulturellen entwicklung leidet unter den nachzüglern. Ich lebe vielleicht im jahre 1908, mein nachbar aber lebt um 1900 und der dort im jahre 1880. Es ist ein unglück für einen staat, wenn sich die kultur seiner…

Information macht frei

  Wir erfahren mehr & wissen weniger im Zeitalter der totalen Komm\unikat/ion bei zunehmender Sp– Rachlosigkeit jeder Satz der = aufgesagt wird > ein ins Leere gesprochener Monolog gierige Workaholics des Informiert–Seins die Zung‘ kommt kaum mehr mit im Zwang…

nach und für Helge Timmerberg

  Sie wollen nicht vorher essen gehen sie wollen nicht unbedingt muskeln sehn sie wollen pricken Sie wollen nicht liebe  nicht süßes geschwätz sie stehn jetzt unter dem koksgesetz sie wollen ficken   Wenn die linie das hirn ritzt wird…

Nahbar

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Lied von der Liebe

  Ohne Liebe wird niemand Etwas verstanden haben vom Ruhm Ein Mensch gewesen zu sein. Wolf Wondratschek singt und beschreibt das Lied von der Liebe, er lässt die Männer erzählen und zeigt, dass es keiner großen Worte bedarf, um große…

Leerdrehende Routine

  Es muss sich alles ändern, damit es bleiben kann, wie es ist. Giuseppe Tomasi di Lampedusa       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

Die große Fluktuation

Der Bonner Bücherschrank in der Poppelsdorfer Allee Zwischen Schloss und Schloss erstreckt sich in der alten Bundeshauptstadt der Kaiserplatz und die breite Doppelallee, die nach Poppelsdorf führt. In der Residenz des aus Köln vertriebenen Kurfürsten mitten in der Stadt befindet…

Wendekreis der U-Bahn

  Ich steckte in Zweifeln über das, was zwischen uns lief. Ich erzählte ihr etwas über meine berufliche Tätigkeit, was sich jedoch nach einem Dutzend Briefen verlor – kein Interesse konnte so groß sein, um genauer erfahren zu wollen, wie…

rheinschifffahrt

rosa wolkenschiffe über großsanktmartin der rhein verließ mal wieder sein bett kölnischwasser in der altstadt ne pappnas schwimmt stromabwärts am dom der plattenpianist intoniert beethovenostermann schmitz feilscht mit weidengassenkeubstraßenslang die millionenkleinstadt schmuddelt lüstern weiter heinrich böll raucht noch immer gegen…

Schlaf

  Konzentration der Augen.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus,…

Isoliert

    Isoliert zu sein, gehört zur Definition des Menschseins – wenn auch nur selten zum Bewusstsein. Jeder ist, seiner Anlage nach, vor allem einsam, selbst wenn er es achtzig Jahre lang nicht gemerkt hat.   Ludwig Marcuse    …

Blick in Gebäudehalle

Annemarie Schwarzenbachs Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Zum 75. Todestag hat die Schweizerische Nationalbibliothek über 3000 Fotografien aus dem Bestand des Schweizerischen Literaturarchivs digitalisiert und online gestellt. Es handelt sich um Reisebilder, die Annemarie Schwarzenbach in den…

Das Wohl des Königs

  Wohl ist dem König bei der flackernden Glühbirne abends. Sehr wohl ist ihm, wenn die Glühbirne die Wettervorhersage macht.   Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak Weiterführend → „Gedankenstriche ist eine mischung aus tagebuch, selbstreflexionen, werkstattbuch und alltagsbeobachtungen“,…

NADELNETZ

drehen flammen fäden in der haut trifft feuer die wunden von innen verschorft das gewebe unterm fell nadelt das netzwerk aus adern  im reservat des wildparks der organe  dem schlachtfeld der chirurgen zerschneide ich mich selber längst  vereine ich brennessel…

KUNO trauert um Isidore Isou

  Isidore Isou war der Sohn eines Restaurantbesitzers jüdischer Herkunft. Auf eigenen Wunsch verließ Isou das Gymnasium vorzeitig und arbeitete für die zionistische Untergrundzeitschrift Palestine, was unter dem antisemitischen Regime von Ion Antonescu lebensgefährlich war. Etwa zur gleichen Zeit wurde…

Nagel & Kimche

  Auf diesen Zürcher Verlag wurde ich erstmals durch Beat Brechbühls vom absägen der berge (2001) aufmerksam: ein vorzüglicher Gedichtband mit spritzigen Gedichten, die zeigen, daß der seit Jahrzehnten Lyrik schreibende und fördernde Beat Brechbühl nichts von seiner ursprünglichen Lebendigkeit verloren…

Freiwillige Zurückgezogenheit

  Unterwegs im Nirgendwo, dem Zauber der Abgeschiedenheit, im dunklen Herzen der alten Bundesrepublik. Alle Bibliomanen werden angetrieben von der Lust auf Erkenntnis, einem unbedingten Willen zum Wissen, der sich für nichts mehr entschuldigen muss. Sie versuchen in einer untergegangenen…

Das Vergnügen, ein Wagner zu sein

  Das Vergnügen, ein Wagner zu sein, hält sich in Grenzen. Man muss immer wieder gegen Vorurteile und Klischees kämpfen. Katharina Wagner *** Der kleine Wagnerianer: Zehn Lektionen für Anfänger und Fortgeschrittene, von Enrik Lauer und Regine Müller, Beck C.…

Zufällige Gedankenschnipsel

  Während überall auf dieser schönen Welt die Menschen aneinandergeraten, hier ist die unangenehme Form gemeint, wenn schon nicht mit Keulen oder Messern, dann zumindest in Verbalattacken, soll es durchaus schon einmal vorkommen, dass einige sich unterhalten, dabei zwischen vermeintlicher…

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Ausreden: ich sei kein Zeuge Angstbasis Methan neben opalem Sommer *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend…

Flucht

  (Nach Emily Dickinson: Die Sommerhimmel sehen …)   Vom vielen Nennen krumm, geh’n die Gedichte stumm auf schiefer Bahn einher. Die Verse wiegen schwer. Lasst sie gen Himmel ziehen. Wahre Gedichte fliehen –        *** Weiterführend →…

Aufbruch gelassen

  finger im wind was du im gürtel einnähst nimm mit Rose und licht straßen wie flügel goldenes Istanbul Khyberpaßritt   Sitzende reden aus mündern erloschen orange wahrheit papieren verbucht Gurus lehren hinter verbotsschildern viersprachig hast du urnen gesucht?  …

Aus dem Nichts

    Gott hat die Welt aus dem Nichts erschaffen. Aber das Nichts schmeckt durch. Paul Valéry       Paul Valéry war auf der Suche nach dem reinen Geist. Zu Lebzeiten galt er als größter französischer Lyriker seiner Zeit.…

Literaturpreis Ruhr

  Ich lebe hier und ich arbeite hier. Aber das Ruhrgebiet ist nur die Folie, vor der meine Geschichten spielen. Ich bin kein Ruhrpott-Poet, kein Herold des Reviers. Schriftsteller des Ruhrgebiets, das ist eine Bezeichnung, die nicht passt. (…) Ich…

Erscheinungsbildhauer

  auf dem Holzweg findet sich ein trocknes Herbarium gestorbener Metaphern nur Pilz– & Kasussammler sprechen ueber das Weltgericht > Szenario der stillgelegten Zeit vom work in progress zum work in regress geistig obdachlos, fremdbestimmt in den Aussenbezirken des global…

Ferdinand Raimund

Einleitung zu einer Sammlung seiner Lebensdokumente Dieses kleine Buch enthält ungefähr alles, was wir von Raimund wissen, und vermutlich alles, was wir jemals von ihm wissen werden; denn es ist darin Stück für Stück zusammengestellt, was im Lauf der Jahrzehnte…

SCHIELE

  Gespreizte Fingermöchten das Böse abwehrenden großen Kriegden Hungerder Schrecken steht dirim Gesichtdie Gliedmaßen verrenktwie nach einemGiftgasangriff   Heute entzückst dujapanische Touristen   Deine pornographischen Zeichnungenhängen in den Wohnzimmernvon Staatsanwälten   Späte Rache ist süßIch hoffedu lachst gut    …

Zierat

  Der Steinmetz poliert nur den Zierat für den Kaminsims; aber die Pyramiden sind roh behauen. In einem rauhen Äußeren, in unbearbeitetem Granit liegt ein Ernst, der zu Tiefen in uns spricht; eine glatte Oberfläche aber wirkt nur auf unseren…

Die Pflicht

  Jüngst war der Tod bei mir zu Gast, Unsichtbar stand er und hat still Und prüfend meinen Puls gefaßt, Als fragt er, ob ich folgen will. Da ward mein Körper schwebend leicht, Und in mir ward es licht und…

Rekonstruktion einer Beschädigung

Hier ist jetzt Jasagen heißt den Ursprung praktisch wittern. Hier war überall, lagern unsere Isolations- Protokolle. Welt ist Differenz wird Demaskierung war Wohnen Verlassen für nichts, war Du-Rufen ein Finden am frühen Ende im Selbstverlust. Nein, drüben soll einzig mein…

Höchstkapitalismus

  Meine Sorge ist nur, dass immer der Körper den Geist verrät, weil er stärker ist, es sei denn der Höchstkapitalismus ist Geist, aber das will ich nicht glauben. Oder alles Geistige ist nur eine andere Form des Körpers, das…

FÜR SIMDAN IN SHWIN (noch)

  Ich hab einen reiher verzaubert verzaubert im Pfaffenteich Die spreizen doch so ihren schopf  weißt doch der vertraute mir gleich   Ich hab es mit ihm besprochen geheim im maunzensprech Die enten schenkten ihm brot  weißt Wir dämpften mutierendes…

Nomen est Omen? Eine Nachlese

  Mit dem Verfolgen von Gedankenketten ist es wie beim Nachlaufen von Blumen um sie zu einem Bund zusammenzufassen. Ein Farb- beziehungsweise Antupfer ist Auslöser für die nächste und die nächste und die nächste. Was lädt zum Einsammeln verschiedener Blüten…

Zecke

  Die Haut brennt – roter Fleck. Pinzette faßt das schwarze Tier.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp…

Das Unglück des Junggesellen

  Es scheint so arg, Junggeselle zu bleiben, als alter Mann unter schwerer Wahrung der Würde um Aufnahme zu bitten, wenn man einen Abend mit Menschen verbringen will, krank zu sein und aus dem Winkel seines Bettes wochenlang das leere…

Das Projekt wort:rausch

Ein Gedanke kann nicht erwachen, ohne andere zu wecken. Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach / Österr. Erzählerin, Novellistin Es ist nicht einfach, die metaphorischen Nadeln im Stroh des www zu finden. KUNO gibt zurweilen gern einen Tip, wann sich ein Klick…

Barbara Hamilton-Wright

    Annemarie Schwarzenbachs Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Zum 75. Todestag hat die Schweizerische Nationalbibliothek über 3000 Fotografien aus dem Bestand des Schweizerischen Literaturarchivs digitalisiert und online gestellt. Es handelt sich um Reisebilder, die Annemarie Schwarzenbach…

MÖRSER

zerfall bleibt mein ferment gärung mein trieb bin ich aufs rad der zeit geflochten  zerstoß ich die haut mir schütte ich schorfe schuppen schutt über mich rinnt weiter das blut  im paternoster des körpers zu den organen  durch die etagen…

Installation 1

  Zwei Vierecke, Glas, Griffe, rechts/links: Gardinen. Im rechten Viereck ein Baum, im linken ein Haus. Darüber ein Himmel, blau. Davor ein Tisch, ein Viereck, rechts/links Utensilien. Dahinter ein Prototyp, blutbetrieben, rechts/links Augen. Ahnungslos.     *** Leseprobe aus: Anthropisch…

Alles harmlos geordnet

  Wenn Line Formeln murmelnd auf dem Balkon Spitzen klöppelt und der Alte äußerst schlüssig Argumente schaukelt, dann ist alles, wirklich alles bestens und in Butter. Gar der Klöppelnadeln Spitzen schmunzeln.   Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak Weiterführend…

Die Klassik und die Ästhetik

  Die mythologischen Dichtungen müssen als eine Sprache der Phantasie betrachtet werden: Als eine solche genommen, machen sie gleichsam eine Welt für sich aus, und sind aus dem Zusammenhange der wirklichen Dinge herausgehoben.     Bestand die Modernität des Aphorismus…

Eine Form für eine formlose Gegenwart

Silicon carne is in my heart. See me walking in the park. Silicon carne is in my head. See me sticking to the bed. Dem kundigen DJ Raule aus Neheim verdanke ich einen Einblick in die Sinnhaftigkeit von Samplern und…

Lücke

  Jahrelang war er an diesem Haus vorbei gelaufen. Die Besitzer hatten sich vor Jahr und Tag nach Spanien zurückgezogen. Auf irgendeine Insel. Niemals aber hatte jemand dort mehr gewohnt. Oft hatte sich Herr Nipp vorgestellt, in diesem Haus, das…

Der große Ausbruch aus Folsom Prison

Ursprünglich gebaut, um Langzeithäftlinge, Gewohnheitsverbrecher und hoffnungslose Fälle aufzunehmen, erwarb sich das Folsom State Prison schnell den Ruf, ein Ort ohne Wiederkehr zu sein. Vor der Fertigstellung der Granitmauer in den 1920ern war das Gefängnis der Schauplatz zahlreicher Fluchtversuche. Der…

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harrend Winde scheiteln mich, Bei- strich, innen Mähne Wasserfall und als Zwilling beginnen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren…

edition fundamental

  Ich mache mir beim Lesen von Gedichten gern bewußt, [Antje Paehler schreibt in einem vielseitigen Brief: „Oft klopfe ich ein entstehendes Gedicht darauf ab, ob allen fünf Sinnen etwas geboten wird.“ Worauf Sie sich beispielsweise in Rolf Perschs witzig-rasantem…

Pœten der Tatsachen

  ohne kuenstlichen Zauber ein reines Schauen & Erfahrung > namentlich: die Wahr/Nehmung   der Chronometer Instrument unserer Zei rechnung spielt eine physikalische Musik   raunendes Imperfekt / hechelndes Præsens Sprachverwirrung in einer ab gekapselten Welt verstændigt man sich zwischen…

Eine Erinnerung an Tschingis Aitmatow

  Mit ihm war ich 1998 bei einer internationalen Konferenz in Trenčianske Teplice/Slowakei zusammen. Wir hielten beide ein Referat. Nach meinem umarmte er mich beim anschließenden Essen, schüttelte mich kräftig, bestellte von seinen Begleitern zwei halbvolle Trinkgläser Wodka, wir prosteten…

Freischwebende Intelligenz

  Die Suche nach einer objektiven historischen Wahrheit steht eigentlich im Vordergrund. Doch die Erinnerungen divergieren so stark, dass keinerlei Konsens möglich ist. Die Bibliomanen sind Scheinweltalternativen, Interessenzersplitterungen und Dystopien ausgeliefert. Konsterniert müssen sie mitansehen, wie die Dekonstruktion als ein…

Fuppes

  Fussball ist Zeit und Raum. Man muss wissen, wie viel Zeit man hat, um das Beste aus dem vorhandenen Raum zu machen. Edinson Cavani     Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Sprachphilosophische Erkenntnis

  „Erinnerung ist auch dem Menschen in den Worten.“ Das ist eine sprachphilosophische Erkenntnis von Hölderlin voll Tiefsinn. Seine Worte erinnern uns nicht nur an ihre lexikalische Bedeutung, sondern an Gelegenheiten, wo man das Wort gehört oder gebraucht hat; sie…

starke stimme sie grölt nicht mehr

  starke stimme sie grölt nicht mehr laß sie nicht hören fernstraßenher   puls von ungehörtem gesang der den frostigen morgen bezwang   während die angst zum herzen greift brauen im eisigen taggrund bereift   sehnsucht nach frieden im wolkengeäst…

Die lodernden Mohnhainfeuer von Angersdorf:

  ein wiegendes, flatterndes Blühen über die Scherbenwälle der Jahrhunderte, ach!, -tausende weg, in den Reservaten, in denen das Abseitige die letzte Ruhe einnimmt. In den Kapseln, den Kapsulen schlummern, noch grün: der Traum, das Geheimnis, an denen das [und…

Auch das

  Abrechnung mit dem eigenen Ebenbild.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und…

Der Geist

    Der Geist wird erst frei, wenn er aufhört, Halt zu sein     *** Franz Kafka neigte zu aphoristischen Gedankensplittern und dem eigenwilligen Aneignen kollektiver, mythischer Diskurse, um einen Prozess der Selbstreflexion in Gang zu setzen, der vom…

Zeitmitte:

  Ich bin noch in der goldenen Aue zwischen zwei Gebirgen, die Aue kommt mir sehr breit vor, ich durchquere sie diagonal, einem zweiten Gipfelmeer entgegen.       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht…

Interim – Kulturnotizen

Kultur schafft und ist Kommunikation, Kultur lebt von der Kommunikation der Interessierten. So stellt sich nicht die Frage, warum dieses Forum geschaffen worden ist, sondern warum so bisher nicht. Interim – Kulturnotizen will verschiedene Aspekte der Kunst und Kulturarbeit zusammenbringen.…

Wir werden es schon zuwege bringen, das Leben

  Das Leben zerfetzt sich mir in 1000 Stücke, schreibt Annemarie Schwarzenbach 1935 in einem Brief an Klaus Mann düstere Zeilen für eine 27-Jährige. Dabei scheint die begabte Schriftstellerin und Tochter aus reichem Schweizer Elternhaus vom Glück eigentlich begünstigt: gebildet,…

Auswahl

  Ich verlasse mich auf die Ankunftszeiten gehorche den Öffnungs- und Schlusszeiten obliege den Pausenzeiten ergebe mich den Auszeiten hetze Freizeiten nach.   Ich verlasse mich auf Zahlen glaube an bezifferte Statistiken deute die Auswertung poche auf Primzahlen gratwandere auf…

Traditionalisten

  Ein bleierner Schlaf hatte auf ihm gelegen, Herr Nipp musste Stunden lang in jenen Traumgefilden verbracht haben, jenen, die wohl irgendwie bekannt scheinen oder zumindest erahnt. Von schönen Träumen und etwas Glück eingehüllt. Er hatte ganz früh die Reißleine…

Neues Literaturkontor

poesie dreht diekulissen der gewohnheithundertachtzig grad lauten die Wörter in einem holzschnittartigen Bildgedicht von Claus Bremer (1924-1996), [Claus Bremer gilt mit Eugen Gomringer als Begründer der konkreten Poesie.] das ich in seinem posthum erschienenen Buch wir sind andere (orte-Verlag, CH…

Konstruktion der Realitätserfahrung

  Beim Versuch die Orientierungslosigkeit der Gegenwart zu illustrieren, stellt sich das Ich mit einem autoethnographischen Schreiben in das in das Zentrum der Selbstbeobachtungen. Sie wollen nur dann gelingen, wenn die biographische Selbstdeutungen auf den Gestus des Gequält-Zerrissenen verzichten. Beim…

HERR GENERAL

  Kanonendonner, Raketenschweifen. Herr General hat wieder ‘nen Steifen.         Weiterführend → Axel Kutsch erweist sich als Meister der Twitteratur. Keines länger als 140 Zeichen! Über die Literaturgattung Twitteratur finden Sie hier einen Essay.Eine  Würdigung des Herausgebers…

Visuelle Poesie

    Der Hungertuchpreisträger Thomas Suder arbeitet an Objekten und Bildern. Sein Thema ist die dialektische Beziehung zwischen organischen, also eher rundlichen Formen und Strukturen wie z.B. das menschliche Gehirn, und dem was ebendieses an höchst unorganischen Formen hervorbringt, um…

Kongo-Ufer

  … Die Stunden verrinnen, ich wollte klagen, sie haben mich seit vielen Tagen umhergetrieben, und ich habe nur ein Leben. Vergeben will ich es, hinbringen in die Schnelle eines Herzschlags, ich habe doch Flammen gesehen, und Opfer, habe doch…

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  brauch Kauwerkzeug für die Augenblicke die Dichtigkeiten der Tagen: Schwalben Splitter knie- ich, hin-     *** Weiterführend →  Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das…

In: Leicht–fertigkeit

  einer versteht den Anderen nur ungewiss deregulierte Mærkte erzeugen halt lose Emotionen das abgruendige Leiden am Ideal der Selbstverwirklichung dem Druck der sexuellen Attraktivitæt einer Melancholie des Unbehausten voll Schwermut fliegen & mit herzzerreissender Leichtigkeit stuerzen   Wir scheinen…

Die anmutige Kurve eines Marschflugkörpers

  Früher war die Beschaffung von Musik ein haptisches Erlebnis. Schallplatten, auf denen das Cover wirken konnte. Mit einem Titel, den man nicht vergaß. So wie Charles Bukowskis „Gedichte, die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster…

Tohub

  Drei Männlein singen in der Höhe Den gräßlichen Gesang: Hast de Wanzen, Lause, Flöhe, Wird die Zeit dir gar nicht lang.   Immer hast de was zu knacken, Es krabbelt hier und da. Darfst packen und darfst zwacken –…

Der ewige Hitlerjunge

  „Beuys’ Vorstellung von Politik als „sozialer Plastik“ ist patriarchal bis ins Mark. Seine Utopie einer „organischen“ Gesellschaft schlägt durch in einer Materialsemantik, die wenig demokratische Transparenz verrät. Die Gemeinschaft transfiguriert zu Filz, der Wärme bewahrt; ihre Kommunikation wirkt wie…

Selbstdiagnose

  Was wissen sie schon von meiner Erde dein im blauen Klitschbrei schwimmendes Stethoskop Doc und dein ResonanzmagnetkinoIch will dir mal was verraten Bin schon lange nicht mehr eineEllipse noch nicht mal ein Zelt auf vier Schildkrötenrücken einintaktes Etwas nein…

Opernplatz in Berlin am 10. Mai 1933

  Der Prozess der Geschichte ist ein Verbrennen.         Am 10. Mai 1933 werden in deutschen Städten tausende Bücher verbrannt. Die „Aktion wider den undeutschen Geist“ der nationalsozialistisch dominierten Deutschen Studentenschaft richtet sich gegen jüdische und andere…

Jetzige Generation

  War es immer wie jetzt? Ich kann das Geschlecht nicht begreifen. Nur das Alter ist jung, ach! und die Jugend ist alt.     *** Der Homo ludens ist ein Erklärungsmodell, wonach der Mensch seine kulturellen Fähigkeiten vor allem über…

Metaphysisch hingerotzte Gedanken

    Mir gefällt das Kommunikative, die Musik des Rap und der Fluss der metaphysisch hingerotzten Gedanken, jedenfalls dann, wenn sie nicht vollkommen verlogen sind.       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher…

So ist es. Ist es so?

Kommentar zur gegenwärtigen Situation der deutschsprachigen Lyrikszene Die deutschsprachige Lyrik boomt. Zahlreiche junge Talente und Zeitschriften, die ihnen eine Plattform für Gedichtveröffentlichungen und ein Forum für ausgiebige Debatten bieten, sind in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen.…

Gutenberg

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Schreiben

  Formschönes Gehirnchaos nach automatischem Schreiben. Mit möglichem Ausweg.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren auf KUNO…

bennefiz

  sieh die sterne die fängeach das erhabene – du aber watestdurch die krebskranke trunkene flutwas schlimm ist: hier ist kein trostwo etüden schwerter halten ach das erhabene –es gibt nur ein begegnen im gedichteaber du? liest prosa!    …

Zeit und Zeitbegriff

  Francisca Ricinski: Vor einiger Zeit lasen Sie im Arp-Museum von Rolandseck Fragmente aus Ihrem Roman „42“. Dieser Titel wurde in den Medien unterschiedlich gedeutet und mit einigen Werken in Verbindung gebracht, wo diese symbolträchtige Zahl auftaucht. Mir fällt spontan…

Dinge und Orte

  Mit den beharrlichen Arbeitern am Wort ist es nicht einfach. Zu sehr ist oft die prononcierte Anwesenheit des Schrillen, zumal, wenn es auch noch in unbedarfter Verpackung erscheint, eine Art späte ‚Blendungsgnade‘ für den im Niedergang begriffenen Kritiker­stand. Ein…