Kategorie: Allgemein

Die Novelle

  Wie die Novelle in jedem Punkt ihres Seins und ihres Werdens neu und frappant sein muß, so sollte vielleicht das poetische Märchen und vorzüglich die Romanze unendlich bizarr sein; denn sie will nicht bloß die Fantasie interessieren, sondern auch…

Das ändernde Leben

  Die Losungen griffen nicht mehr Das Versprochene höhlte sich durch Mißachtung aus. Das Bild ineinandergreifender Tage, von Bezügen getönt, von Menschenworten und Tauchgemeinschaften dünnte sich aus. Das verkümmerte Geld galt als Wissen nicht mehr, daß nichts wert sei, was…

Allerweltsgeschichte

  Ein Mann hilft einer Frau bei einem Computerproblem. Ein Bild, das viele kennen: Er sitzt vor dem Bildschirm, sie sitzt oder steht daneben. Er flucht und hantiert, sie schämt sich ein wenig und hofft, dass alles wieder gut wird.…

Es war das Paradies, Fußball zu spielen

  Heute ist jeder Rasen wie ein Billardtisch, Wembley war damals der einzige mit dieser Qualität. Wer dort nicht Fußball spielen konnte, der konnte es nirgendwo. Der Untergrund war ein bisschen moosig, tief, damals gab es Nieselregen. Wir erlebten dort…

Zweites Nachtstück

  Es ist das Labyrinth, das dich verrückt macht. Stunden oder Wochen wandelst du schon, ein ausgemusterter Straps, ein verrosteter Kohlenkasten vielleicht, Gott gebe dir die Kraft, ein Ende zu setzen, sagst du – auf seiner Liste bist du sowieso.…

Abwandlungen der Wirklichkeit

  Die Parallelwelten sind in diesem Schachtelspiel ineinandergesteckt. Ein Riss im Papier verhindert eine weitere Faltung; eine Wertschätzung des Handwerklichen. Die Leichtigkeit des Absichtslosen ist den hypermodernen Menschen verloren gegangen, sie befinden sich im Bann der Unglaubwürdigkeit. Zwischen Wahrheitssuche und…

In der Oper

  In der Nacht – der Morgen graute vielleicht schon, ich hatte lange gelesen, ohne müde zu werden – träumte ich, wie schon so oft, dass ich mich in einem palastartigen Gebäude befinde, erst allein, ich verlasse mein Zimmer, es…

Platten

  Zwischen all den angefangenen und abgebrochenen Stücken vor Ulrich Johannes Müllers Atelier, den frisch angelieferten Steinen und überwucherten Resten einer Idee fand sich auch die Studienplatte eines ehemaligen Schülers. „Sehr talentiert. Hat er hier stehen lassen und nie abgeholt.“…

Zeichnung

  *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

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die kleineren (älteren) unter uns setzen noch aufs Gewinnen welche Dunkelheit lässt uns mit Augen übrig? Mirgänen- Sonne, hinaus, hinaus treten wie in den Übergang ein *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay…

Mein Rolf Dieter Brinkmann ist eine Fiktion

− Panik auf den Rolltreppen im August. −   Diese Offenheit, diesen unverstellten Blick, unverstellt von Ideologie, Gedankenmustern, Absichten, Zielen, Pflichten, Moral usw. kann ich mir hier nicht denken, sie ist nicht da, dieses winzige Stückchen mehr an Freiheit. Statt dessen herrscht…

Record Store Day

  Der Record Store Day (kurz: RSD) ist der internationale Tag unabhängiger Plattenläden und soll ab heute am dritten Samstag im April des jeweiligen Jahres statt finden. Das Konzept hinter dem RSD ist, dass Käufer wieder mehr die Beratung und…

Triebkontrolle & Enthemmung

  spinnwebartige Verweise atmosphærische Ahnungen innerer Klang   zarter Stimmansatz reiner Ton & vage schwebende Koloraturen in einer   Verwechslungskomœdie verliebter Herzen Zerruettung der Gefuehle zynisches Menschenexperiment mit kaltem Blut   stumme Wiedergænger mit posttraumatischen Belastungsstœrungen & schreckensstarren Maskenkœpfen  …

Eine Erinnerung an Kurt Kramer

  Das Buch „Ikarus bleibt oben – Vogelgesänge, Gedichte von Sehnsucht und Liebe“ ist erst nach seinem plötzlichen Tod erschienen. Daß er malte, wußten wir vom Morgen-Kreis – dem er mit seinem ganzen Herzen angehörte – alle, daß er auch…

Flüchtige Gedanken über befremdliche Denkstrukturen

  Wenn eine Mülltonne voll ist, ist sie voll. Und wenn sie voll ist, geht nichts mehr rein. Denkste, denkt sich so mancher, der eine solche Mülltonne befüllt. Die Mülltonne ist genau dann voll, wenn der jeweils Befüllende das sagt.…

Ente

  Wenn es Zeitungsenten gibt, dann auch Kunstenten?       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen…

Rächtschreibung

  Für Läute mit KoRekturLust.   Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv:…

Schönheiten des Umgangs

  Schönheiten des Umgangs erst ihren Wert und oft ihr Dasein gibt, verschwindet mit der Furcht.     *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur. Lesen Sie sowohl den Essay über Jean Paul auf KUNO, als auch feinstes Rezensionsfeuilleton…

Vogelbeobachtung

  Vor zwei Jahren ist KUNO der blaue Vogel „Larry“ zugeflogen. Der Name des Twitter-Vogels geht wahrscheinlich auf den Basketball-Spieler. Larry Bird zurück. Er spielte bei den Boston Celtics – und Twitter-Mitbegründer Biz Stone ist ein Fan des Clubs. Eine…

Einladung bei Emil und Hilde

  Emil isst Gulasch. Hilde nippt Cognac. Der Gast vertilgt einen Kloß. Die werte Gemahlin des Gastes auf Diät, glupscht in die Schüssel beharrlich. Hilde ist die Gattin von Emil. Emil ist Hildes Gemahl.     *** Eine Vorschau auf:…

Pendragon

  Der Dichter weiß und kündet jene Wahrheit, die wesentlicher, genauer und konzentrierter ist als das, was eine zugleich skeptische und leichtgläubige Menge meist als Wahrheit bezeichnet. Der Dichter kann gar nicht anders als die Wahrheit sprechen. Er ist ihr…

In der schummrigeren Ecke der Gesellschaft

  Die hypermodernen Menschen sind den Glauben leid, der ihnen unerreichbare Zukünfte in Aussicht stellt. Sie wissen, dass es keine paradoxiefreie Welt gibt und glauben nicht, dass ihnen die Kunst, die Moral, die Politik oder die Liebe über all das…

World Wide Web • Revisited

  Mit dem Internet werden sämtliche Bereiche demokratisiert, nur die Demokratie selbst nicht.       *** Weiterführend → Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit…

Die Poesie

  Die Poesie schaltet und waltet mit Schmerz und Kitzel – mit Lust und Unlust – Irrtum und Wahrheit – Gesundheit und Krankheit. Sie mischt alles zu ihrem großen Zwecke – der Erhebung des Menschen über sich selbst.    …

Wegrhythmik

  Jede Stadt hat ihre eigenen Rhythmen, nicht zuletzt erkennbar an der Pflasterung von Straßen und Gehwegen. Im Zuge der Renovierung alter Städte wurde in den sechziger Jahren fast überall in Deutschland das alte Kopfsteinpflaster entfernt, man wollte autotauglich werden,…

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Duck dein Gesicht neben meines ich bin flackernder Wohnort keine Reklame von damals durch den Wort das Tor Mund diesen Körper betreten und es bleibt dabei! *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay…

Das Herz des Motorik-Beats

  Schlagwerker werden unterschätzt. Sie sind einfach da. Beginnend mit unserem Herzschlag, den wir bereits im Mutterleib erfahren. Außerhalb des schützenden Bereichs braucht der Mensch ein Instrument zu rythmischen Klangerzeugung. Begabte Musiker legen sich ein Drumset zu, bei dem sie…

9. Welttag der Poesie

Vorbemerkung der Redaktion: Am 21. März wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die KUNO-Redaktion empfiehlt an diesem Tag daher Preziosen aus dem Bereich…

Der Mensch

  Wenn aus sich lebt der Mensch und wenn sein Rest sich zeiget, So ists, als wenn ein Tag sich Tagen unterscheidet, Daß ausgezeichnet sich der Mensch zum Reste neiget, Von der Natur getrennt und unbeneidet. Als wie allein ist…

Frühlingsaufgang

  Auf dem Balkon plötzlich Frühlingsaufgang, wir reiben uns die Augenringe. Eine nur ausgedachte Stille liegt über dem Land. Die Sonne sucht auf der Straße nach einem Sieg und findet ein Schlagloch, um sich darin zu gefallen. Der erste Helikopter…

Sehræuber

  Schlichtheit paart sich mit Illusionslosigkeit im Labor der Wunder & Wandlungskræfte geræt Werkexegese zu Detailanalyse:   Zentrum der geregelten Schaulust der erlaubten Enthemmung des forcierten Rausches im   imaginæren Wortkino blættern ungelesenen Bildern nachtræumen … Lesefutter fuer die Projektionsmaschine…

märchen und sagen

… je weiter ich in diesem Studium fortgehe, desto klärer wird mir der Grundsatz: daß kein einziges Wort oder Wörtchen bloß eine Ableitung haben, im Gegenteil jedes hat eine unendliche und unerschöpfliche. Alle Wörter scheinen mir gespaltene und sich spaltende…

VORFRÜHLING

  Die Nacht scharrt mit den Hufen junger Pferde.         Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises. Axel Kutsch erweist sich als Meister der Twitteratur, keines länger als 140 Zeichen! Über…

Strukturen 2

  Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbucher in der Werkstattgalerie Der Bogen lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Die bibliophilen Kostbarkeiten…

Dichter

    Kein Dichter gibt einen fertigen Himmel; er stellt nur die Himmelsleiter auf von der schönen Erde.     *** Für Theodor W. Adorno war Eichendorff „kein Dichter der Heimat, sondern des Heimwehs im Sinne des Novalis, dem er…

Übermacht

  Übermacht … der Zweifel beißt hier / Endlich ~die letzte Flamme erloschen / kalt wie die erstarrten Basaltströme im Midian / Jahwe kam aus dem Hala l-Badr   *** Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache zu…

Grenzen der Kunst

  Die merkwürdigste Erscheinung ist die selbstgewollte Unfreiheit der Künstler. Alles spezifisch Künstlerische in der Malerei ist heute streng verboten; nur ganz verstohlen und verdeckt dürfen die Maler die künstlerische Note in ihre Bilder einschmuggeln; das Publikum, selbst der Kenner übersieht…

Nicht was wir gelebt haben

  Nicht was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen. Gabriel García Márquez       Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

z.b.

  sorgfaltig glatten bitte sinnvoll für alle     *** Spam Poetry von Joanna Lisiak Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte destilliert. Diese Methode hatte sie in einem komplexeren Umfang bereits bei anderen lyrischen Projekten angewendet, darunter auch…

Zustand

  Zustand, eine Art von Befreiung, gekoppelt mit dem Zwang der Zukunft.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp…

Sein Blut

  Am liebsten pflückte er meines Glückes Letzte Rose im Maien Und würfe sie in den Rinnstein. Sein Blut plagt ihn. Am liebsten lockte er meiner Seele Zitternden Sonnenstrahl In seine düstre Nächtequal.   Am liebsten griff er mein spielendes…

Atelier Verlag

  Auf die Frage, für wen er schreibe, antwortete Jean Cocteau: „Für die, die auf derselben Wellenlänge sind wie ich.“ Sind Sie – beispielsweise – auf einer Wellenlänge mit Dieter P. Meier Lenz (Mitherausgeber von die horen) oder Pierre Garnier…

Der Bonner Bücherkarren

  Vom barocken Poppelsdorfer Schloss führt die breite Allee vorbei an den wilhelminischen Häusern – in der Mitte die breite und fast einen Kilometer lange Wiese, sie war in der Zeit, als Bonn noch Hauptstadt war, Ort großer Demonstrationen, links…

SPLITTER

jeder durchbruch ist ein tod im spalt des augenblicks lauert geflügelt die lichtechse unterm geröll der haut halten fasern die nerven zusammen wird verwestes nur zum wesen durchgelassen was von der mahlzeit übrigbleibt schädel und knochen abgeschabt und abgefallen schuppen…

Resistenz

  „Andere drucken Bücher, ich verlege Autoren!“, behauptet Verleger Dietmar Ehrenreich kühn im Begleitschreiben der Büchersendung, die mich vor einigen Tagen erreicht. Davon abgesehen, daß ich ihm diesen Aphorismus, den Siegfried Unseld übrigens ganz ähnlich formuliert hat, durchaus abnehme, beklage…

Anstoss zur Weltdeutung

  Obzwar er seine Bibliothek selten verlässt, lebt ein Bibliomane an den Rändern der gesicherten Welt. Zuweilen muss er die Studierstube verlassen. In so genannten Fussgängerzonen beobachtet er die optische und akustische der Vermüllung der Umwelt, die von einer Erosion…

Zweikörpertheorie

  Der Lyriker Holger Benkel lebt in Schönebeck bei Magdeburg, studierte 1987-1991 am Literaturinstitut Leipzig und veröffentlichte im Magdeburger Verlag „Blaue Äpfel“ 1995 Gedichte („Kindheit und Kadaver“) und Prosa („Reise im Flug“, Traumnotate). 1996 erhielt er den Georg-Kaiser-Preis des Landes…

Losgehen

  Den gesamten Abend hatten sie sich unterhalten, über Kunst und Literaturen, dann natürlich über typisch deutsche Befindlichkeiten, über die Art des Marketings von Kunst und Literatur, dabei nicht das Häuten der Zwiebel von GraSS ausgelassen, einen Essay von Herrn…

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wo Nächte durch Brückenbögen gehen: bleiernes Lächeln bitte war das denn jetzt schon das Glück? *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das…

Die Enkel-Epigonen

  Die Enkel-Epigonen von Gerhard Rühm, der nach Deutschland ausgewandert ist – so wie viele österreichischen „Geistes- und Literaturgrößen“ und dort (tief ein-) gewirkt und seine Spuren hinterlassen hat, die schlagen jetzt mit Rühm-Epigonentum, gemischt mit Dadaismus – den sie…

Schöpfung

  Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus. Die Künstlerbucher sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421  

Queenland’s Ende

  Eine brach daliegende Landschaft. Leichen liegen verstreut und in seltsam verdrehten Stellungen auf dem Boden. Rauchschwaden hängen in der Luft. In regelmäßigen Abständen zuckt ein Laserstrahl auf. Roboter, käfer, baum- und fischartige Hybridwesen und Menschen ringen miteinander. Remote- control…

Æzesupp mit Ferkesfœss

– eine Ode an die rheinische Kueche   O Rosenkranz, Bratwurstschnecke mit wuerzig grober Farce garniert mit Nelken im Apfelkraut   O Flœnz, weichgebackene Blutwurst mit Rœstkartoffeln angereichert gefolgt von Schweinshaxe oder Kruestchengulasch   O Panhas, rheinischer Klassiker Wurst mit…

Romanzero

  In seinem dritten Gedichtband, Romanzero (erschienen 1851) gibt Heinrich Heine ein Lehrstück in westlicher Unwissenheit mit Gedanken, die uns sehr heutig vorkommen. Er, Heine, war ein deutscher Dichter, dem deutschen, westlichen Kulturkreis zugehörig. Aber er war Jude, man ließ…

Über die Verhältnisse

  Ein Mann lebte auf zu großem Fuß. Es fiel keinem auf, denn der Mann lebte mit dem anderen Fuß viel zu bescheiden. Die Sache war somit ausgeglichen.     *** Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak Weiterführend →…

Windzeit

  Sie legt die Hände an die Glasscheiben das Busses. Sieht ein kleines Mädchen da stehen, das an einer roten Haarfranse kaut. Ein wenig Speichel im Mundeck langzieht. Sie anstiert. Dann wie wild zu winken beginnt. Der Bus hält ruckartig…

Erinnerungen

  Ich bin Erinnerungen treu für immer: Menschen werde ich es niemals sein.     Lou Andreas-Salomés oft gerühmte persönliche Ausstrahlung, ihre Bildung und intellektuelle Beweglichkeit, die Freundschaft mit namhaften Zeitgenossen und ihre unkonventionelle Lebensführung sicherten ihr einen Platz in…

Weltende

  Es ist ein Weinen in der Welt, Als ob der liebe Gott gestorben wär, Und der bleierne Schatten, der niederfällt, Lastet grabesschwer.   Komm, wir wollen uns näher verbergen … Das Leben liegt in aller Herzen Wie in Särgen.…

Eine Erinnerung an Peter Marginter

  Zu allererst habe ich ihn bei einer Lesung aus seinem Buch „Der Baron und die Fische“ wahrgenommen. Abstrus, skurril – dachte ich, ein kleiner Herzmanovsky-Orlando. Dann lernten wir einander beim Morgen-Kreis kennen. Ich fotografierte ihn und auch seine Tochter,…

Orte 1. Das versunkene Feld

  Versunken ist hier eigentlich nichts: aber so starr stehen Gestelle inmitten der Gänseblumen… Und die Gerüste mit Scheiben von hinten — es ist das Rätsel eines lokalen Sachverhalts, der nur 5 Min. von zu Haus… Früher war`s der Trainingsplatz…

Die Menschenfreunde

    Was der Mensch auch tun mag aus Mitleid, es ist nie genug und immer zuviel.           Richard Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker. Seine oft…

Zitronenschatten

  Ich besaß unter uns das Wir. Gelb, pressbar, sauer. Es liebt mich im Tief, im Fisch, im vergeistigten Lob. Ich suche immer diese durchschnittenen Hälften, Fragmente schöner Formen Über dem weiblichen Herz.   Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch,…

Fotografieren

  Immer waren es Begegnungen mit Menschen, die mir geschenkt worden sind und die mich weitergebracht haben in meinem Leben. Die mich inspiriert haben zu Neuem, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Oft war nur im Vorübergehen etwas, das mich…

Die absolute Malerei

  Die Dinge reden: in den Dingen ist Wille und Form. Warum wollen wir dazwischensprechen? Wir haben nichts kluges ihnen zu sagen. Haben wir nicht die tausendjährige Erfahrung, daß die Dinge umso stummer werden, je deutlicher wir ihnen den optischen Spiegel…

Mangelwirtschaft

    Leben aus einem Gefühl des grundsätzlichen inneren Mangels.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren auf…

Die eine und die andere Wange

Hier hast du meine linke Wange.Schlag zu.Hier hast du meine rechte Wange.Schlag zu.Hier hast du mein Kinn.Schlag zu. Ach, du kannst nicht mehrzuschlagen?Schade.Dann zieh ich das Messeraus deinem Bauch.Es wird noch gebraucht. *** Eine  Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Axel…

interim

*** interim, Katalog von Haimo Hieronymus, 2004. Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Künstlerbücher verstehen diese…

Vom Blockwart zum Blogwart

  Der Blockwart der NSDAP. Laut Wikipedia war er zuständig „für 40 bis 60 Haushalte (…) mit durchschnittlich rund 170 Personen“. Er hatte seine „arische Abstammung bis zum Jahre 1800 nachzuweisen“ und „war zu vorbildlichem Verhalten auch im Privatleben angehalten“.…

Temporäres schwarzes Loch

  Ein Mann saß nachmittags regelmäßig in einem kleinen Café und staunte. Gegenüber dem Lokal befand sich eine Glastüre, durch die zahlreiche Frauen hineingingen und nicht mehr herauskamen. Beziehungsweise kamen sie heraus, aber erst nach Stunden und mit Taschen in…

KLEINES CHANSON

  In diesem kleinen Chanson hängt ein Mann am Plafond. Wie kommt in einem Song ein Mann an den Plafond? Er hängt wegen des Reimes dort. Aus dichterischen Zwängen ist es für ihn der beste Ort. Drum lassen wir ihn…

Jung und Jung

  Als junger, im November 2000 gegründeter Verlag arrivierte Dichter wie Alfred Kolleritsch oder Peter Waterhouse zum Auftakt präsentieren zu können, das zeugt von weitreichenden Verbindungen eines Verlegers. Beide Autoren gehören mit ihren lyrischen und poetologischen bzw. editorischen Erzeugnissen zu…

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

  Auf der Einmaligkeit des Holocausts bestehen heißt vor allem: die Möglichkeit von Universalgeschichte und Universalmoral und das Konzept der historischen Wahrheit verteidigen, das im Zeitalter des Relativismus wichtiger ist als je zuvor. Alan Posener       Der Tag…

Dem Leben und der Kunst entsprechen

  Den Begriff Genie gibt es seit ungefähr 500 Jahren, als es im Zuge der Aufklärung möglich wurde, den Menschen als eigenständiges, schöpferisches Wesen zu empfinden. So entstand das erste Selfie, Dürers Selbstbildnis im Pelzrock. Seither hat es viele Missverständnisse…

Ein Zimmer für sich allein

    „Eine Frau muss Geld und ein eigenes Zimmer haben, um schreiben zu können.“ Virginia Woolf     Ein Zimmer für sich allein (im Original: A Room of One’s Own) ist ein 1929 erschienener Essay der britischen Schriftstellerin Virginia…

Mauerbiotop

  An der kilometerlangen Mauer aus Richtung Porto Venere in Richtung La Spezia entlang spaziert. Kein Buergersteig, manchmal fahren die Autos kriminell eng an ihm vorbei. Zuweilen ist er schon von gewisser Aengstlichkeit, ertappt sich dabei, hastig in die Buesche…

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aufgeblasen die Bäuche in der westlichen der Welt wie Depression / dennoch: es gibt für dich nur 1 Leben zu holen: deins solang ein Atem noch die Scheibe erreicht entwerfen Worte Gedanken bitte schaff mir kein Denkmal misch ich mich…

Vergeltung

  Hab hinter deinem trüben Grimm geschmachtet, Und der Tod hat in meiner Seele genachtet Und fraß meine Lenze. Da kam ein Augenblick, Ein spielender, jauchzender Augenblick Und tanzte mit mir ins Leben zurück Bis zur Grenze. Aber das Netz…

Klarsicht

  legt sie sich auf die Seite lauscht sie ihrem Puls gleichmäßig schlagen eine vernachlässigte Erfahrung sobald das Pochen aussetzt wird man dem Endgültigen mit der gewohnten Unwissenheit fragend gegenüberstehn       *** Dichtungsring Nr. 36/2008 (Körper) Weiterführend → Ulrich…

AufReizend læssiges Selbstportrait

  Luft holen & durch ge zackte Vokale bramabasieren lautmalend zur Sprache finden mittels verstændiger Worte verstændlich sein mit Literatur Welt nicht abbilden sondern neu vermessen das Gewœhnliche im Ungewœhnlichen suchen dem Banalen das Schœne abringen Worte er/finden die Geschautes…

Porträt des Hungertuchpreisträgers A.J. Weigoni

  Im digitalen Zeitalter geht der Schrift der Sinn und damit die Sinnlichkeit immer mehr verloren; so scheint es. A.J. Weigoni bewegt sich in der Intermedialität von Musik und Dichtung, und sucht mit atmosphärischem Verständnis die Poesie im ältesten Literaturclip,…

Schwanerei

    Die Liebe ist eine Schwanerei, denn sie macht aus einer Gans einen Schwan.       Weiterführend → Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der…

Unzertrennlich verbunden

  Sie sind unzertrennlich verbunden, ein Baum, dessen Wurzel die Philosophie, dessen schönste Frucht die Poesie ist. Poesie ohne Philosophie wird leer und oberflächlich, Philosophie ohne Poesie bleibt ohne Einfluß und wird barbarisch.         Weiterführend → ein Essay…

Ruhe kurz

  Menschentumult vor dem Eingang, als gäbe es etwas umsonst. Neue Wache Berlin. War kaum zu erwarten, dass sich die Besucher dafür interessieren würden. Trotz des Andrangs die Stufen hoch, am Wächter vorbei – dann plötzlich Stille der Gäste. Die…

An meine Kritiker

  Meine Kritiker, die mich leicht finden, haben keine Ahnung, wieviel Fleiß ich in meine Faulheit investiere, um leicht zu sein.     Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Dennoch stellt er…

Recycle the future

  Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik gang und gebe. Stephan Flommersfeld hat das Selbe mit der Letternmusik von Weigoni gemacht. Die Fertigstellung seines Remix’ ist gebunden an den Umstand, daß das Ganze wiederum „Sinn“ macht, das unterscheidet…

Haupt

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Keine Zeit für Trips

    Dieses Leben im Osten unserer Erde mit seiner Weisheit, dieser hektische Westen mit seinem aufgerissenen, rausch-verzogenen Mund, wie sich diese Hemisphären miteinander verbinden, wie sie einander durchdringen, um sich zu einem messianischen Zeitalter zu vereinigen.     ***…

Ihr Atem hieß: Jetzt!

Ich schreibe mich ins Nichts es wird mich ewig aufbewahren    * Vor 20 Jahren starb Rose Ausländer in Düsseldorf. Um dem Erinnern an diese Lyrikerin in Düsseldorf einen Ort zu geben, wünschen wir uns, dass ein Teil des Nordparks…

Machen

  Die alte Musik vom letzten Jahr. Was haben wir erlebt, was haben wir gemacht. Die alten Sprüche, vom letzten Jahr, alles war ein Abenteuer, alles war neu.         Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am…