Kategorie: Allgemein

Der Bonner Bücherkarren

  Vom barocken Poppelsdorfer Schloss führt die breite Allee vorbei an den wilhelminischen Häusern – in der Mitte die breite und fast einen Kilometer lange Wiese, sie war in der Zeit, als Bonn noch Hauptstadt war, Ort großer Demonstrationen, links…

SPLITTER

jeder durchbruch ist ein tod im spalt des augenblicks lauert geflügelt die lichtechse unterm geröll der haut halten fasern die nerven zusammen wird verwestes nur zum wesen durchgelassen was von der mahlzeit übrigbleibt schädel und knochen abgeschabt und abgefallen schuppen…

Resistenz

  „Andere drucken Bücher, ich verlege Autoren!“, behauptet Verleger Dietmar Ehrenreich kühn im Begleitschreiben der Büchersendung, die mich vor einigen Tagen erreicht. Davon abgesehen, daß ich ihm diesen Aphorismus, den Siegfried Unseld übrigens ganz ähnlich formuliert hat, durchaus abnehme, beklage…

Anstoss zur Weltdeutung

  Obzwar er seine Bibliothek selten verlässt, lebt ein Bibliomane an den Rändern der gesicherten Welt. Zuweilen muss er die Studierstube verlassen. In so genannten Fussgängerzonen beobachtet er die optische und akustische der Vermüllung der Umwelt, die von einer Erosion…

Zweikörpertheorie

  Der Lyriker Holger Benkel lebt in Schönebeck bei Magdeburg, studierte 1987-1991 am Literaturinstitut Leipzig und veröffentlichte im Magdeburger Verlag „Blaue Äpfel“ 1995 Gedichte („Kindheit und Kadaver“) und Prosa („Reise im Flug“, Traumnotate). 1996 erhielt er den Georg-Kaiser-Preis des Landes…

Losgehen

  Den gesamten Abend hatten sie sich unterhalten, über Kunst und Literaturen, dann natürlich über typisch deutsche Befindlichkeiten, über die Art des Marketings von Kunst und Literatur, dabei nicht das Häuten der Zwiebel von GraSS ausgelassen, einen Essay von Herrn…

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wo Nächte durch Brückenbögen gehen: bleiernes Lächeln bitte war das denn jetzt schon das Glück? *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das…

Die Enkel-Epigonen

  Die Enkel-Epigonen von Gerhard Rühm, der nach Deutschland ausgewandert ist – so wie viele österreichischen „Geistes- und Literaturgrößen“ und dort (tief ein-) gewirkt und seine Spuren hinterlassen hat, die schlagen jetzt mit Rühm-Epigonentum, gemischt mit Dadaismus – den sie…

Schöpfung

  Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus. Die Künstlerbucher sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421  

Queenland’s Ende

  Eine brach daliegende Landschaft. Leichen liegen verstreut und in seltsam verdrehten Stellungen auf dem Boden. Rauchschwaden hängen in der Luft. In regelmäßigen Abständen zuckt ein Laserstrahl auf. Roboter, käfer, baum- und fischartige Hybridwesen und Menschen ringen miteinander. Remote- control…

Æzesupp mit Ferkesfœss

– eine Ode an die rheinische Kueche   O Rosenkranz, Bratwurstschnecke mit wuerzig grober Farce garniert mit Nelken im Apfelkraut   O Flœnz, weichgebackene Blutwurst mit Rœstkartoffeln angereichert gefolgt von Schweinshaxe oder Kruestchengulasch   O Panhas, rheinischer Klassiker Wurst mit…

Romanzero

  In seinem dritten Gedichtband, Romanzero (erschienen 1851) gibt Heinrich Heine ein Lehrstück in westlicher Unwissenheit mit Gedanken, die uns sehr heutig vorkommen. Er, Heine, war ein deutscher Dichter, dem deutschen, westlichen Kulturkreis zugehörig. Aber er war Jude, man ließ…

Über die Verhältnisse

  Ein Mann lebte auf zu großem Fuß. Es fiel keinem auf, denn der Mann lebte mit dem anderen Fuß viel zu bescheiden. Die Sache war somit ausgeglichen.     *** Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak Weiterführend →…

Windzeit

  Sie legt die Hände an die Glasscheiben das Busses. Sieht ein kleines Mädchen da stehen, das an einer roten Haarfranse kaut. Ein wenig Speichel im Mundeck langzieht. Sie anstiert. Dann wie wild zu winken beginnt. Der Bus hält ruckartig…

Erinnerungen

  Ich bin Erinnerungen treu für immer: Menschen werde ich es niemals sein.     Lou Andreas-Salomés oft gerühmte persönliche Ausstrahlung, ihre Bildung und intellektuelle Beweglichkeit, die Freundschaft mit namhaften Zeitgenossen und ihre unkonventionelle Lebensführung sicherten ihr einen Platz in…

Weltende

  Es ist ein Weinen in der Welt, Als ob der liebe Gott gestorben wär, Und der bleierne Schatten, der niederfällt, Lastet grabesschwer.   Komm, wir wollen uns näher verbergen … Das Leben liegt in aller Herzen Wie in Särgen.…

Eine Erinnerung an Peter Marginter

  Zu allererst habe ich ihn bei einer Lesung aus seinem Buch „Der Baron und die Fische“ wahrgenommen. Abstrus, skurril – dachte ich, ein kleiner Herzmanovsky-Orlando. Dann lernten wir einander beim Morgen-Kreis kennen. Ich fotografierte ihn und auch seine Tochter,…

Orte 1. Das versunkene Feld

  Versunken ist hier eigentlich nichts: aber so starr stehen Gestelle inmitten der Gänseblumen… Und die Gerüste mit Scheiben von hinten — es ist das Rätsel eines lokalen Sachverhalts, der nur 5 Min. von zu Haus… Früher war`s der Trainingsplatz…

Die Menschenfreunde

    Was der Mensch auch tun mag aus Mitleid, es ist nie genug und immer zuviel.           Richard Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker. Seine oft…

Zitronenschatten

  Ich besaß unter uns das Wir. Gelb, pressbar, sauer. Es liebt mich im Tief, im Fisch, im vergeistigten Lob. Ich suche immer diese durchschnittenen Hälften, Fragmente schöner Formen Über dem weiblichen Herz.   Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch,…

Fotografieren

  Immer waren es Begegnungen mit Menschen, die mir geschenkt worden sind und die mich weitergebracht haben in meinem Leben. Die mich inspiriert haben zu Neuem, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Oft war nur im Vorübergehen etwas, das mich…

Die absolute Malerei

  Die Dinge reden: in den Dingen ist Wille und Form. Warum wollen wir dazwischensprechen? Wir haben nichts kluges ihnen zu sagen. Haben wir nicht die tausendjährige Erfahrung, daß die Dinge umso stummer werden, je deutlicher wir ihnen den optischen Spiegel…

Mangelwirtschaft

    Leben aus einem Gefühl des grundsätzlichen inneren Mangels.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren auf…

Die eine und die andere Wange

Hier hast du meine linke Wange.Schlag zu.Hier hast du meine rechte Wange.Schlag zu.Hier hast du mein Kinn.Schlag zu. Ach, du kannst nicht mehrzuschlagen?Schade.Dann zieh ich das Messeraus deinem Bauch.Es wird noch gebraucht. *** Eine  Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Axel…

interim

*** interim, Katalog von Haimo Hieronymus, 2004. Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Künstlerbücher verstehen diese…

Vom Blockwart zum Blogwart

  Der Blockwart der NSDAP. Laut Wikipedia war er zuständig „für 40 bis 60 Haushalte (…) mit durchschnittlich rund 170 Personen“. Er hatte seine „arische Abstammung bis zum Jahre 1800 nachzuweisen“ und „war zu vorbildlichem Verhalten auch im Privatleben angehalten“.…

Temporäres schwarzes Loch

  Ein Mann saß nachmittags regelmäßig in einem kleinen Café und staunte. Gegenüber dem Lokal befand sich eine Glastüre, durch die zahlreiche Frauen hineingingen und nicht mehr herauskamen. Beziehungsweise kamen sie heraus, aber erst nach Stunden und mit Taschen in…

KLEINES CHANSON

  In diesem kleinen Chanson hängt ein Mann am Plafond. Wie kommt in einem Song ein Mann an den Plafond? Er hängt wegen des Reimes dort. Aus dichterischen Zwängen ist es für ihn der beste Ort. Drum lassen wir ihn…

Jung und Jung

  Als junger, im November 2000 gegründeter Verlag arrivierte Dichter wie Alfred Kolleritsch oder Peter Waterhouse zum Auftakt präsentieren zu können, das zeugt von weitreichenden Verbindungen eines Verlegers. Beide Autoren gehören mit ihren lyrischen und poetologischen bzw. editorischen Erzeugnissen zu…

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

  Auf der Einmaligkeit des Holocausts bestehen heißt vor allem: die Möglichkeit von Universalgeschichte und Universalmoral und das Konzept der historischen Wahrheit verteidigen, das im Zeitalter des Relativismus wichtiger ist als je zuvor. Alan Posener       Der Tag…

Dem Leben und der Kunst entsprechen

  Den Begriff Genie gibt es seit ungefähr 500 Jahren, als es im Zuge der Aufklärung möglich wurde, den Menschen als eigenständiges, schöpferisches Wesen zu empfinden. So entstand das erste Selfie, Dürers Selbstbildnis im Pelzrock. Seither hat es viele Missverständnisse…

Ein Zimmer für sich allein

    „Eine Frau muss Geld und ein eigenes Zimmer haben, um schreiben zu können.“ Virginia Woolf     Ein Zimmer für sich allein (im Original: A Room of One’s Own) ist ein 1929 erschienener Essay der britischen Schriftstellerin Virginia…

Mauerbiotop

  An der kilometerlangen Mauer aus Richtung Porto Venere in Richtung La Spezia entlang spaziert. Kein Buergersteig, manchmal fahren die Autos kriminell eng an ihm vorbei. Zuweilen ist er schon von gewisser Aengstlichkeit, ertappt sich dabei, hastig in die Buesche…

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aufgeblasen die Bäuche in der westlichen der Welt wie Depression / dennoch: es gibt für dich nur 1 Leben zu holen: deins solang ein Atem noch die Scheibe erreicht entwerfen Worte Gedanken bitte schaff mir kein Denkmal misch ich mich…

Vergeltung

  Hab hinter deinem trüben Grimm geschmachtet, Und der Tod hat in meiner Seele genachtet Und fraß meine Lenze. Da kam ein Augenblick, Ein spielender, jauchzender Augenblick Und tanzte mit mir ins Leben zurück Bis zur Grenze. Aber das Netz…

Klarsicht

  legt sie sich auf die Seite lauscht sie ihrem Puls gleichmäßig schlagen eine vernachlässigte Erfahrung sobald das Pochen aussetzt wird man dem Endgültigen mit der gewohnten Unwissenheit fragend gegenüberstehn       *** Dichtungsring Nr. 36/2008 (Körper) Weiterführend → Ulrich…

AufReizend læssiges Selbstportrait

  Luft holen & durch ge zackte Vokale bramabasieren lautmalend zur Sprache finden mittels verstændiger Worte verstændlich sein mit Literatur Welt nicht abbilden sondern neu vermessen das Gewœhnliche im Ungewœhnlichen suchen dem Banalen das Schœne abringen Worte er/finden die Geschautes…

Porträt des Hungertuchpreisträgers A.J. Weigoni

  Im digitalen Zeitalter geht der Schrift der Sinn und damit die Sinnlichkeit immer mehr verloren; so scheint es. A.J. Weigoni bewegt sich in der Intermedialität von Musik und Dichtung, und sucht mit atmosphärischem Verständnis die Poesie im ältesten Literaturclip,…

Schwanerei

    Die Liebe ist eine Schwanerei, denn sie macht aus einer Gans einen Schwan.       Weiterführend → Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der…

Unzertrennlich verbunden

  Sie sind unzertrennlich verbunden, ein Baum, dessen Wurzel die Philosophie, dessen schönste Frucht die Poesie ist. Poesie ohne Philosophie wird leer und oberflächlich, Philosophie ohne Poesie bleibt ohne Einfluß und wird barbarisch.         Weiterführend → ein Essay…

Ruhe kurz

  Menschentumult vor dem Eingang, als gäbe es etwas umsonst. Neue Wache Berlin. War kaum zu erwarten, dass sich die Besucher dafür interessieren würden. Trotz des Andrangs die Stufen hoch, am Wächter vorbei – dann plötzlich Stille der Gäste. Die…

An meine Kritiker

  Meine Kritiker, die mich leicht finden, haben keine Ahnung, wieviel Fleiß ich in meine Faulheit investiere, um leicht zu sein.     Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Dennoch stellt er…

Recycle the future

  Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik gang und gebe. Stephan Flommersfeld hat das Selbe mit der Letternmusik von Weigoni gemacht. Die Fertigstellung seines Remix’ ist gebunden an den Umstand, daß das Ganze wiederum „Sinn“ macht, das unterscheidet…

Haupt

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Keine Zeit für Trips

    Dieses Leben im Osten unserer Erde mit seiner Weisheit, dieser hektische Westen mit seinem aufgerissenen, rausch-verzogenen Mund, wie sich diese Hemisphären miteinander verbinden, wie sie einander durchdringen, um sich zu einem messianischen Zeitalter zu vereinigen.     ***…

Ihr Atem hieß: Jetzt!

Ich schreibe mich ins Nichts es wird mich ewig aufbewahren    * Vor 20 Jahren starb Rose Ausländer in Düsseldorf. Um dem Erinnern an diese Lyrikerin in Düsseldorf einen Ort zu geben, wünschen wir uns, dass ein Teil des Nordparks…

Machen

  Die alte Musik vom letzten Jahr. Was haben wir erlebt, was haben wir gemacht. Die alten Sprüche, vom letzten Jahr, alles war ein Abenteuer, alles war neu.         Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am…

Der schnellste Weg

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Schatten

  Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

der niemand ist keine jemand

  der niemand ist kein jemand ein jemand ist kein niemand das ist doch sonnenklar und logisch das eine schließt das andere aus der niemand schließt den jemand aus und umgekehrt der jemand schließt den niemand aus das sind zwei…

Leben vs Kunst

  Sein Leben und seine Kunst, solle man immer nach der Notwendigkeit richten.     Mit seiner in den Neuen Gedichten vollendeten, von der bildenden Kunst beeinflussten Dinglyrik gilt Rainer Maria Rilke. als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne.…

10 Years after

Zahlreiche Aspekte von Devotos Persönlichkeit und Vermächtnis wurden durchgehend während dieses Albums zum Ausdruck gebracht, wurden übertragen und gesprengt während der gesamten Karrieren von Momus (der rastlose, kompromisslose Intellektuelle), Thom Yorke (der nachdenkliche Außenseiter) und möglicherweise sogar Luke Haines (der…

Verlag Ulrich Keicher

PLÖTZLICHES ERWACHEN In schlechter WohngegendEin feines Geräusch ist inder WeltWie das Stridulierenverschütteter Ameisen Aus: Hannelies Taschau: Lässt Jupiter sich berühren (2002) Als ich während eines Gesprächs erwähnte, Rainer Brambach sei ja just in dem Jahr abgetreten (er fiel tatsächlich tot…

Hustenreiz

  In der Badewanne zu sitzen, ist ihm immer wieder ein ganz besonderes Vergnügen. Immer würde es dem Duschen vorgezogen werden, wenn nur die Wahl wäre. Dieses Mal hat er sich eine Flasche alkoholfreies Weizen mitgenommen. Drittel Liter, man will…

Ein Blick

  Der Putz bröckelt von der Decke stückweise entblößend schamlos denke ich da kommt der alte Putz zum Vorschein wie das nun mal die Regel ist nach so vielen Jahren so wie ich das sehe denn der Nacken ist steif…

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  sonnenbrände sommerränder auf der erinnerung haut hoffnung wir läuten deinen laut ein: ohne worte   *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende…

Ausweitung der Kunstzone

  „Ein Bild ist – bevor es ein Schlachtpferd, eine nackte Frau oder irgendeine Anekdote darstellt – vor allen Dingen eine plane Fläche, die in einer bestimmten Ordnung mit Farben bedeckt ist“, beschreibt Maurice Denis den Ausgangspunkt, mit dem ich…

Eine neue Bücherzensur

  Kaum sind die Kriegsmacher und ihre stimmungerzeugende Pressemeute vom Schauplatz der Katastrophe verschwunden, macht sich eine Schar Männer ans Werk, die Arbeit der Abgetretenen von neuem aufzunehmen. Der deutsche Buchhandel führt selbständig – gegen die Verfassung – eine neue…

Lust des Verlustes

  respektvoller Abstand zum Objekt   rettbar versunken in der Betrachtung   verfuehrt durch zarte Pastelltœne zur Anbetung   gezuegelt hingegeben an : Gestus > Spachtelspur & exakten Pinselstrich   an der Kippe angelangt & das Wie der Wesenhaftigkeit befragen…

Kiesel & Kastanie

Theo Breuer kenne ich seit vielen Jahren. Er ist Lehrerkollege. Aber viel wichtiger: Er ist Lyriker und Essayist und ganz besonders Herausgeber zeitgenössischer Autoren. In seinem neuesten Buch, Kiesel & Kastanie, stellt Theo Breuer Lyriker und Prosaschriftsteller der letzten Jahre…

Leben in Möglichkeitsfloskeln XXI

Ich arbeite heiter und offensiv an meinem Verschwinden.   Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

Vorlieben

  Uwe liebt Frauen. Das gibt er offen zu. Vorausgesetzt man fragt ihn. Noch mehr aber als Frauen liebt Uwe die Mäntel. Nicht etwa bunte, Schmutz abweisende, leicht zu pflegende Kindermäntel oder seidengefütterte, lässige Herrenmäntel in klassischen Schnitten und kernigen…

Götter des Donners

If it keeps on rainin‘, levee’s goin‘ to break Wer wissen möchte, warum Led Zeppelin eine der besten Rock’n’Roll-Bands sind, sollte sich das unbetitelte 4. Album anhören. Nein, nicht wegen der Himmelsleiter, sondern wegen „When The Levee Breaks“. Allein die…

Hoch- und Tiefdruck

Der wahre Sammler ist die Gegenfigur des Konsumenten Byung-Chul Han Von der Kostbarkeit des geschriebenen Wortes und der Bücher haben die Menschen stets gewusst. Für die Buchtradition bedeutete das letzte Jahrhundert allerdings eine einschneidende Zäsur. Künstler- Maler- oder eben Künstlerbücher…

Entdeckung und Selbstentdeckung

  Nichts und niemand kommt zur Ruhe. Der Mikrokosmos des freien Individuums wird befragbar. Stil ist für die hypermodernen Menschen nicht nur die sprachliche Form, vielmehr ist sie auch die Art des Denkens über die Welt. Die Absurditäten einer freien…

Poesiealbum

40 Jahre nach Erscheinen des ersten Heftes der Reihe „Poesiealbum“ tritt die traditionelle Lyrikreihe, die bis 1990 im Verlag Neues Leben Berlin erschienen und von Bernd Jentzsch 1967 begründet worden ist, in diesen Tagen gleich zweifach auf den Plan. Zum…

Weihnachtsmarkt II

  Schon wieder Siegen. Die Städte schmücken sich heute gerne mit Weihnachtsmärkten, da gibt es die berühmten wie im westfälischen Münster, die jeden Tag Heerscharen von Touristenbussen anziehen und damit Unmengen Geldes in die Kassen spülen. Nippes aus Holz, Filz,…

Hagel

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Strukturen

  Man sieht Strukturen, ohne sie wahrzunehmen. durch den Druck, das Pauschen werden sie besser wahrnehmbar – was ist das und woher? – Ich würde das gerne als Original sehen.     Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am…

Eine Erinnerung an Christine Busta

  Sie war neben Paul Celan, Christine Lavant, Jeannie Ebner, Michael Guttenbrunner, Gerhard Fritsch u.a. eine der ersten zeitgenössischen österreichischen Dichterin, auf die mich so um 1960 mein leider inzwischen verstorbener Freund Franz Kiessling hingewiesen hat. Noch immer erinnere ich…

Die Befragung

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

kalte liebe

  deine schritte verwunden den schneeverwundert liegt er und schautdir nach seltsam berührt du hast eindruck hinterlassenzwischen auto und hauswo du ihn abstreifst einfach liegen läßtauf der matteer soll draußen bleiben wo er hingehörtdie verletzungen mit neuschnee füllenund auf eine…

Die Farben

  In unserem Garten gab es einen verlassenen, morschen Pavillon. Ich liebte ihn der bunten Fenster wegen. Wenn ich in seinem Innern von Scheibe zu Scheibe strich, verwandelte ich mich; ich färbte mich wie die Landschaft, die bald lohend und…

AM FADENSCHEIN

webt die spindel der frau das fangnetz der arme kreuzen sich fäden licht in lust entrollen knäuel knoten aus draht fallen körper automaten übereinander umschlingt das holz den rumpf rotieren die gelenke blankgeschabt wie messer hält sie der lanzensplitter sonnenstrahl…

Warum sie schlenkert

  Sie, die welche ist, die schlenkert, sie einzig weiß warum. Würde sie nicht schlenkern, sie würde schwenken. Schwenken auf Teufel komm raus, unerbittlich und aufmüpfig würde sie schwenken. Sie würde schwenken von morgens bis abends, bei kleinster Regung wäre…

Die Geburtsstunde der Americana

Ein Mikrophon, ein DAT-Recorder und ein geeigneter Raum Für eine überzeugende Aufnahme braucht es nicht viel. Ein Mikrophon, einen DAT-Recorder und einen geeigneten Raum. The Trinity Session wurde am 27. November 1987 in Toronto ohne Abmischung, Overdubs oder Bearbeitungen aufgenommen.…

Das Besondere bedarf des Banalen

  Es gibt für das mentale Wohlbefinden der hypermodernen Menschen keinen Ausweg aus dem Schuldzusammenhang… lediglich die Chance, sich in Einsamkeit auszunüchtern… erst nach dem Überwinden ihrer trübe Ich–Fixierung besteht die Möglichkeit einander eher horizontal als vertikal verbunden zu bleiben……

Alte Klänge

  Per Zufall hatte er bei youtube.de einen alten Namen wiedergefunden, der wieder die fast verschütteten Sehnsuchtswunden aufreißen sollte. Tatsächlich klickte er dieses Künstlers Album an und wurde von verschachtelter Musik umspült, die vor gut achtzehn Jahren alles aufgerüttelt hatte,…

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Denken als Wind es als Felsen überstehn stehn Auch dich macht einmal der Tod ausfindig *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das…

Ulysses

  Und falls dieses Buch eine neue Odyssee ist –: ich will mich lieber vor der Odyssee blamieren, als, getreu nach Vaihinger, so tun, als ob … Los. Wenn 1585 Seiten auf einen heruntergedonnert kommen, dann darf man wohl zunächst…

Stadtlandschaften

  Fluechtender Blick zer\ hackte Sichtweise ge/ schnitten im: Takt des Verkehrs\stroms   Schlieren / erschliessen von Farb\Ræumen Fremde in der Vertrautheit entdecken & Funktionalitæt blossstellen   Farben verwandeln sich in Ræume Bewegungen in Linien Landschaften in Strukturen   Architextur…

Jutta Legueil Verlag

  Einige Jahre lang war ich der irrigen Meinung, Atelier Verlag und Verlag im Wald seien die einzigen Verlage im deutschen Sprachraum, die sich intensiv um die Verbreitung französischsprachiger Lyrik im deutschsprachigen Raum bemühen. Weit gefehlt. In Stuttgart führt Jutta…

Der Garten der Geschwister IV

  Gloria zog ihren Mantel an und machte sich daran, Richard im Garten zu suchen. Sie fand ihn vor dem Schuppen, ein Bein angewinkelt, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. Er rauchte. Irgendwann würde ihn das Rauchen umbringen. Aber…

Des Quintus Fixlein Leben bis auf unsere Zeiten; in funfzehn Zettelkästen

  Ich kenne nur eine Sache, die süßer ist, als ein Buch zu machen, nämlich eines zu entwerfen.     *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur. Lesen Sie sowohl den Essay über Jean Paul auf KUNO, als auch…

Elektronorma

  Peter Meilchen und Haimo Hieronymus setzen mit dem Projekt Elektronorma konsequent Konzeptionen aus den vergangenen Jahren gemeinsamen Arbeitens fort. Es ging 1997 bei Q-Watching um die Befragung von Landschaft und Landschaftsvorstellungen, um das gemeinsame Bewusstewerden des Sehens und Gesehenwerdens,…

Denkfigur

  Falls Geschichte einen Zeitenwandel befördert, sind Krisen die Phasen des beschleunigten Wandels.       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

Messapparatur

  Das Quantensystem reflektiert sich nun selbst, es würfelt sich selbst und wird umgekehrte Messapparatur, es existiert also durch sich selbst, es ist sich selbst transzendent, könnte man sagen, und solche Absurdität von Autopoiesis ironisiere ich.       Weiterführend…

Oberbörde

  Weiterführend → Lesen Sie auch den Essay Laik Wörtschel – ein Künstler der Stille. → Ein Artikel von Laik Wörtschel über Asphaltics – die geheime Streetart. → Wir begreifen die Gattung des Essays auf KUNO als eine Versuchsanordnung, undogmatisch, subjektiv, experimentell,…