Kategorie: Allgemein

Die Poesie ist eine republikanische Rede

  Die Poesie ist eine republikanische Rede, eine Rede, die ihr eignes Gesetz und ihr eigner Zweck ist, wo alle Teile freie Bürger sind und mitstimmen dürfen.           Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

verhüllen

  wir enthüllen uns ohne scham / du und ich in der anderswelt / schreiben uns nieder reimen uns einer am anderen / du sprichst von versgewordenem schicksal / das kommt nicht zurück aus der lebenserinnerung / legt sich in…

Neubeginn

  Gabi A.’s Wohnung platzte aus allen Nähten. Überall hatten sich Souvenirs oder andere Gegenstände angesammelt, die vor allem Staub anzogen und Gabi viele Stunden ungeliebte Putzarbeit kosteten. Ihrem optimistischem Naturell getreu fand Gabi für jeden Gegenstand eine Verwendung und…

Kautskys Nachtgesang

  Kautsky, dem im Leben die Vorbilder ausgingen, weil es einfach keine mehr gab und weil er immer deutlicher sah, dass er nun selber dran war Vorbild zu sein, zog es manchmal, in seiner Einsamkeit mit sich selbst, mitten in…

„Ich schreibe wie rastlose hoffnungen …“

„…Ich schreibe wie das frühe / frühjahr das das gemeinsame / alphabet der anemonen / der buche des veilchens und / des sauerklees schreibt // …ich schreibe wie ein vom tode gezeichneter / herbst schreibt / wie rastlose hoffnungen /…

Durchkomponierte Wortsymphonien

Für den VerDichter A.J. Weigoni wird Lyrik zur zweckgebundenen Gattung literarischen Sprechens und damit zugleich auch zu dem Genre, das dem dichterischen Selbstausdruck allein aufgrund des extrem hohen Formwillens am entschiedensten entgegensteht oder auch widersteht. A.J. Weigoni erfindet Sprachteile und…

Amalia

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Über die Schönheit der Tenorstimme des Punk

I think they’re great – I think they’re better than us. Michael Dempsey, The Cure Den besten Einstieg in das Album der Associates bietet der Song The Affectionate Punch. Es ist ein fesselnder und zugleich doch rätselhafter Song, der sich…

Tao

  von und nach Holger Benkel Rudnikow, der Suchende, ging mit Wu, seinem Begleiter, zur Zeit der Zeitenwende über den Platz des Himmlischen Friedens, wo sie im Schatten Maos, den eine riesige Statue warf, ihren langen Marsch durch die Geschichte…

Gesichtelose ohne Gehör

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Revisited: Farbe auf Leinwand

      *** Eine Vorzugsausgabe Von der analogen Kopie zum digitalen Workflow von Klaus Urbons mit Hardcover ist beim M.F.F. erhältlich. Weiterführend → Blitzkopie: Auszüge aus einem Interview mit Dr. Edith Weyde 1988 Das kleine Helferlein – Hörfilm auf…

Die Zukunft endet

  Die Zukunft endet auf halber Treppe, Sie führt ins Nichts: weil sie die Zeit Nicht hat, sich noch zu entwickeln, Während das Geräusch draußen ansteigt. Man kann ihr nicht trauen, der Zukunft, Sie verstreicht, bevor sie beginnt, und Endet…

Leben und Kunstwollen im Transit

Everything distracted me, but most of all myself. Patti Smith Obzwar ein geborener Rockstar begann die Karriere von Patti Smith als Rezitatorin, die ihre eigenen Gedichte vortrug. Was an dieser Poetin fasziniert ist ihre frei assoziierende Lyrik, die sie halb…

Sieben Gedichte VII

  Wie rief ich dich. Das sind die stummen Rufe, die in mir süß geworden sind. Nun stoß ich dich Stufe ein um Stufe und heiter steigt mein Samen wie ein Kind. Du Urgebirg der Lust: auf einmal springt er…

Dezemberstrophen

  1Die Leute, die die ICE‘s besteigen,unterscheiden sich auffälligvon den Leuten, die in den Bahnhöfenliegenbleiben.2Ob man oder nicht die Schneedeckeals Leichentuch bezeichnen sollte,ist eine Frage des Standortsdes Betrachters.3In diesen Tagen würden viele Menschenlieber in Gedichten vorkommenals im Straßenverkehroder in Einkaufszentren.4Schließen…

Mehrsprachige Gedichtbücher aus dem Verlag im Wald

Waldeinsamkeit,Die mich erfreut,So morgen wie heutIn ewger Zeit!O wie mich freutWaldeinsamkeit!LUDWIG TIECK In den Tagen und Wochen nach der Publikation von Ohne Punkt & Komma, in dessen zweitem Teil ich zahlreiche neue Gedichtbände aus den 1990er Jahren zumindest kurz vorstelle,…

Fluechtige Erinnerungsreste

  das Abenteuer der Wahrnehmung verknuepft sensorische Details assoziativ… im Erinnerungsstrom schwimmen unscheinbare Realien des Alltags   Zettelkasten–Virtuosen ueben sich in theoretischer Konzentrationsfæhigkeit + Informationsbeschaffung & verfuegen ueber tiefer gestaffelte Angebote   Distinktionsgewinne ohne Rueckgriff auf die Hochkultur garantieren =…

Zwei Bücher über Lyrik

  Die Situation: »So singt es und klingt es, die Sinne in bestrickendem Wohllaut umschmeichelnd, schier endlos.« Heyden: Deutsche Lyrik, S. 99. Es gibt Situationen, da kann einer gar nichts klügeres tun, als sich dumm stellen. Es sind nicht die…

Lyrik, verleiht Räumen eine weiche, zarte Atmosphäre

LYRIK, Tischleuchte, Artikelnummer: 601.959.76. Verleiht Räumen eine weiche, zarte Atmosphäre. Dieses Produkt ist nicht erhältlich über den IKEA Online Shop. Überprüfe ob es in deinem IKEA Einrichtungshaus verfügbar ist. Die Preise können in den IKEA Einrichtungshäusern variieren. Leuchtmittel separat erhältlich.…

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  Aufbruch Aus Eis wandere ich und weiter Hinter mir verschmutzter Schnee vor mir zu einem Wolken Wasserfall verformt so verwandelt sich was wir im Rücken tragen Ich wandere aus Eis *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet…

Winterdämmerung

  Schwarze Himmel von Metall. Kreuz in roten Stürmen wehen Abends hungertolle Krähen Über Parken gram und fahl.   Im Gewölk erfriert ein Strahl; Und vor Satans Flüchen drehen Jene sich im Kreis und gehen Nieder siebenfach an Zahl.  …

Bilanz und Prognose

  Ich war die Katze mit den sieben Leben Die Zwiebel mit den sieben Häuten – Und jeweils sechs davon hab ich gegeben Den niemals angetrauten Bräuten. Nur einmal noch werd ich aus Aschen Zu neuem Leben auferstehn, Um in…

Fern her über eine Flöte

  Wieder ging die Sonne aus, Ging wie jedes Blutes Röte. Sterne suchen überm Haus, Fern her übt noch eine Flöte. Auskriecht eine Sehnsucht leis, Die den Weg für Lust und Nöte Ohne Licht im Dunkel weiß.   Wieder ging…

Kiosk

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Zuegellos zukunftsorientiert

  unbezweifelbar: dies ist nicht neu aber es ist auch noch nicht ueberholt Bewusstsein er/scheint als Ab fallprodukt des neuronalen Netzes es figurieren Botschaften der Nervenzellen & mœglicherweise taugt Sprache kaum mehr als Mittel zur Verstændigung erkennt man bei informationeller…

Das Bleiben

  Wer hat sich aus den Flößen der Hundesöhne ein Haus gebaut ist übergesetzt zu den Häusern der Hundesöhne mit den Holzgrößen ihrer Löhne?     Angelika Janz Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz…

Scherlok Cholms

Vor 100 Jahren wurde Daniil Charms geboren Daniil Charms erlebte als Erwachsener den Umbruch zwischen zaristischer Vergangenheit und sowjetischer Zukunft. Als er im Revolutionsjahr 1905 geboren wurde, war St. Petersburg seit zwei Jahrhunderten Hauptstadt und bis 1918 Schauplatz aller wichtigen…

Konkret

  versuchen kann’s ich, euch zu belügen mich hinter vorgehaltener hand zu verstecken, mich euch ebenbürtig zu fühlen, was falsch ist, mich über das heroische potential der buchstraben lustig zu machen, die verliebt sind in das fremde wort, mich selbst,…

Trieb

  Schrecken Sträuben Wehren Ringen Ächzen Schluchzen Stürzen Du! Grellen Gehren Winden Klammern Hitzen Schwächen Ich und Du! Lösen Gleiten Stöhnen Wellen Schwinden Finden Ich Dich Du!       *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine…

Leben in Möglichkeitsfloskeln XVIII

Ihr folgt einem Sog – fernab einer eigenen Bewegung.   Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

Der Mund

  bittere Mandeln speiend / suchend / nach süßen Genüssen / vergaß / bis zu ersten Blüte     *** Über Twitteratur auch ein Artikel von Anja Wurm. Weiterführend →  Poesie zählt für die Kulturnotizen weiterhin zu den wichtigsten identitäts- und…

ZUR NACHT

  Lieber Bub, gleich ist es Nacht. Das AKW wird dicht gemacht. Es strahlte uns so lange an. Ruh sanft, mein kleiner Strahlemann.       *** Weiterführend → Lesen Sie auch die Gratulation von Markus Peters zum 70. Geburtstag…

Der Brief

Ein Fetzen Weh, vom Wind daher gefegt, Das war er nun. Ich hab‘ ihn still ins heil’ge Buch gelegt, Zu ruhn – zu ruhn—–   Und die vergilbten Blätter schlössen ihn So linde ein, Wie Totenhülle, weißer denn Jasmin, Der…

Im Mahlstrom der Zeit

  Den Zauber der geheimnisvollen Landschaft von Zabriskie Point im kalifornischen Death Valley hat Peter Ettl mit Texten und brillanten Farbfotos eingefangen. Ein ungewöhnliches Buch über ein ungewöhnliches Stückchen Erde.   Zabriskie: Und andere Inseln im Mahlstrom der Zeit. Gebundene…

Blind

  Wir sehen: Wir sind zu vielem fähig, riskieren das größte Unheil oder tun Gutes. Der Natur ist das egal. Sie weiß das nicht. Und wir wissen es letztlich auch nicht, was das soll, was wir Ethik nennen. Die menschliche Existenz…

„Ich schreibe wie rastlose hoffnungen …“

„…Ich schreibe wie das frühe / frühjahr das das gemeinsame / alphabet der anemonen / der buche des veilchens und / des sauerklees schreibt // …ich schreibe wie ein vom tode gezeichneter / herbst schreibt / wie rastlose hoffnungen /…

Eisig

  Die erste richtige Wanderung, ein Fiasko möchte man meinen. Wenn drei lustlose Menschen durch die Landschaft schlingern, in ungewohnt dünner Luft wahrscheinlich, kann man eigentlich schon gar nicht mehr von einer Wanderung reden. Eigentlich hatten sie sich vorgenommen, die…

Der Raum des Sagbaren

  Lyrik steht immer auf der Schwelle des Sagbaren zum Gesagten, aber nicht nur im Hineingehen in den Raum des Sagbaren, sondern auch im Hinausgehen aus dem Gesagten. Der Lyriker ist der individualistische Versucher des kollektiven Bewusstseins. Das Lyrische Ich…

Die steine die in meiner strasse staken

  Die steine die in meiner strasse staken Verschwanden alle in dem weichen schoss Der in der ferne bis zum himmel schwillt · Die flocken weben noch am bleichen laken   Und treibt an meine wimper sie ein stoss So…

Intellektuell

  Wie durch ein Wunder bekam das unverheiratete Intellektuellen-Paar Sylvie S. und Nicolas D. doch noch ein Kind. Die emotional fast überforderten Eltern taten alles, um die Fantasie ihres Sprösslings anzuregen. So zeichneten sie ihrem Sohn Albert im Alter von…

Zeitbildbrutstätten

    Nadelfilzdröhnen, sektbekleckerte Böden: Europakontur.   Zaghafter Männerlaut unkaputtbar aus massigem Anzug. Unter todgrauer Bildbe- schirmung Akten, die Ordnerleere der Inhalte.   In Designertassen- und Köpfen zeichnen Restcoffeine die Zukunft.   Da! Der hektisch gefrorene Schritt zwischen Chef- und…

DER DICHTER

  Für Hugo Schanovsky tag für tag ein gedicht schreiben   gegen den ungeist der zeit   gegen den wahnsinn dieser welt   gegen hunger und gewalt   gegen folter und mord   tag für tag die leise stimme der…

UNLUST

  Die Begierde hat sich schlafen gelegt, Es bleibt das Fieber. Der köstliche Mut der Entsagung Er wäre mir heute gegeben. Die Liebe aus. Was ich liebte, gelöst Die weiblichsten Glieder Versagend an meiner Ermattung, Ich sehe sie über mir…

SÜMPFE

ruht gedüngt die landschaft unter zweigen und blättern lauern dunkel die schatten der fäulnis an der schwelle zwischen erde und wasser zeugen mücken das fieber im körper sind frost und hitze wie ebbe und flut himmel und hölle  in mir…

tagaufnahme

  die einschläge kommen näher im plastikgewitter des unfugs   noch zischt verlangen leise im hirn in den traumknoten   in der mitte des großen netzes inszeniert sich das nichts   da verliere ich mich und dich so schlimm ist…

Landpresse

Das Haus am Abhang.In Büchern Scheine versteckt.Geheime Zeichen.JENS HAGEN   Seit man in Zusammenarbeit mit Axel Kutsch als Herausgeber Gedichtbücher in der Landpresse Weilerswist (Rheinland) publiziert, ist im Laufe der 1990er Jahre ein Verlag gewachsen, dessen poetisches Programm sich auch…

Referenzsysteme

  Marionetten der Moderne leben ohne Seelenkorrosionsschut > Ort los in disziplinierter Entfremdung   ordnen subkutane Wahrnehmungsprægungen erkenntnishistorisch + sprachkritisch ein & pueren der Archæologie des Fleisches nach   das Genom wird zu einer neotranszendenten Grœsse > die das Ich…

Die deutsche Ballade

  Die vorliegende »Sammlung deutscher Balladen von Bürger bis Münchhau­sen« ist weniger unmittelbarem Genuß zu Gefallen, denn als Instrument der Forschung entstanden. Hat der bekannte Balladendichter von Münch­hausen das Vorwort geschrieben, so ist die Auswahl das Werk einer Arbeits­gemeinschaft der…

Urgründe

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

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schwimmst als Nebel so gegeben ständig getrennt als Lauten Klang lauscht am Fenster die Zeit und vergeht manchmal oder vergeht nicht denn sie hat Zeit du aber schwimmst als Nebel *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier.…

Mondnacht

  Es war, als hätt’ der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt‘. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis’ die Wälder, So sternklar war die Nacht.…

Herbstnachmittag

  Die Nachmittagsonne muß golden verstauben Ums Glas einer Schale voll weingelber Trauben, Voll rotblauer Zwetschgen und Nüssen holzbraunen; Der Goldstaub spielt drüber mit tanzenden Launen. Es haschen sich Stäubchen, aufglühend im Licht, Hinschwebend verliebt und ohne Gewicht. Die Traube…

Erzählungen von Erzählungen von Erzählungen von Gedichten

  Abu l-Faradsch (der vollständige Name nach Wikipedia Abū l-Faradsch ʿAlī ibn al-Husain al-Quraschī al-Isfahānī (arabisch أبو الفرج علي بن الحسين القرشي الإصفهاني, DMG Abū l-Faraǧ ʿAlī bin al-Ḥusain al-Qurašī al-Iṣfahānī; geboren 897 in Isfahan; gestorben 20. November 967 in Bagdad) war ein arabischer Historiker und Dichter. Seine Gedichte kenne ich…

wahr schein licht

  und hätten wir die lüge nicht wäre das gebot der liebe eine einzig wahre ungestimmte geige am grauen operettenhimmel im schein werfer licht tropfte warm herzschmerzschmalz herab in unser selig glücksverlangen   und hätten wir die wahrheit nicht wäre…

Gedanken · Gänge · Sprünge

Heinz Küpper. Nicht bloß eine Wahrnehmung Das literarische Werk Heinz Küppers, das seit den 1990er Jahren vom Ver­lag Land­presse resp. Verlag Ralf Liebe be­treut wird und zum Teil neu herausgegeben wurde, nachdem einige Ro­mane viele Jahre lang vergriffen waren, ver­dient…

Tempo

  unentwegt vorwærts mit dem rasselnden Feueratem einer Lokomotive die Lungenmaschine durchpusten Schrittweite vergrœssern Salzwasser durch die Poren pressen Herz \ schlag gibt Takt vor Denken im Rhythmus der federnden Verse Kopfgeburten er reichen die Herzen nicht mehr der Rhythmus…

Heiliger November

  Du zuverlässiger Garant Meiner herbstlichen Depression Du grauer Pater missglückter Revolutionen, Deine allzukurzen, dunklen Tage Zwingen mich jedes Mal aufs Neue, Mein Hiersein zu überdenken, Wenig zwar ists, dessen ich bedarf, Doch geht auch das Wenige weit hinaus Über…

Blick auf Jean Paul

Jean Pauls Werk steht literaturgeschichtlich zwischen den Epochen der Klassik und Romantik. Eine Einordnung von Hugo von Hofmannsthal: Geht der Blick hundertfünfzig Jahre nach rückwärts, so trifft er den Lebensanfang dieses Dichters, der einst den Deutschen so teuer war, geht er…

An Bettina

(Bei Lesung ihres Königs-Buches.)   Dein Geist nimmt wie auf Lerchenschwingen Tief in den Himmel seinen Zug, Und freudig lausch’ ich seinem Singen, Und freudig folg’ ich seinem Flug.   Durch wie die Lerch‘ auf ihren Zügen Oftmals im Aether…

Trips aufgrund relativer Dimensionen im Sternenzelt

Doctor Who ist eine britischeScience-Fiction-Fernsehserie, die seit 1963 von der BBC produziert wird. Sie handelt von einem mysteriösen Zeitreisenden, der nur als „Der Doktor“ bekannt ist. Er reist mit seinen Begleitern in der Zeit-Raum-Maschine TARDIS (Time And Relative Dimensions In…

Liedchen des Harlekin

  Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, Alle Lust und alle Qual, Alles kann ein Herz ertragen Einmal um das andere Mal.   Aber weder Lust noch Schmerzen, Abgestorben auch der Pein, Das ist tödlich deinem Herzen, Und so darfst du mir…

Mahlers Fünfte am Martinstag

    Aus der Dämmerung ein Krankenwagen, eine Fanfare.   Die Lichter flackern, die Stimmen werden dünn, die Mäntel lassen den Wind durch. Wir gehen nicht nach Haus.   Schlecht beleuchtet, diese Wege, und viel zu holprig für ein Kondukt.…

Basislager des Lebens

  Das Private ist porös, das Politische wird prekär. Willkommen im Basislager des Lebens.       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

REICHSKRISTALLNACHT

  braune brut und rote nacht   die synagogen brennen   die nazihorden schlagen plündern   das glaszer splittert   wie das recht   des menschen der pöbel schreit   du judenschwein im ganzen land   herrscht die gewalt und…

Aus dem Hinterland

Hinterland ist ein Begriff aus der Humangeographie in verschiedenen Kontexten. Der deutsche Begriff wurde als L’hinterland ins Französische, als El hinterland ins Spanische, als hinterlândia ins Portugiesische und 1888 als The hinterland auch ins Englische übernommen.   Aus dem Hinterland ist…

Konstruktive Kritik

  … Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, als er, eine flüchtige Bekanntschaft, sagte, er habe ein Gedicht geschrieben, und der einzige Grund, warum er mich heute für kurze Zeit (Zeit) angesprochen habe, sei der, mir den Vorschlag zu…

Blumeshof 12

  Keine Klingel schlug freundlicher an. Hinter der Schwelle dieser Wohnung war ich geborgener als selbst in der elterlichen. Übrigens hieß es nicht Blumes-Hof, sondern Blume-zoof, und es war eine riesige Plüschblume, die so, aus krauser Hülle, mir ins Gesicht…

Wunder

  Du steht! Du steht! Und ich Und ich Ich winge Raumlos zeitlos wäglos Du steht! Du steht! Und Rasen bäret mich Ich Bär mich selber! Du! Du! Du bannt die Zeit Du bogt der Kreis Du seelt der Geist…

Herbst

  Das Spiel der Farben eines ZweigsVom tiefen Grün überflutet zum GoldEntzückendes SpielAns Fenster tretendAus dem Badezimmer schauendEine Explosion       *** Gedichte von Herrn Nipp, KUNO 1989 – 2005 Weiterführend →  Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und…

Trakl – eine Betrachtung

Die Gedichte von Georg Trakl waren als Ereignis so groß und umfassend, dass ich es zunächst kaum verstehen konnte. Zwei Nächte lang schlief ich kaum, um alles über den Heeresapotheker, Morphinisten und Opiumesser aus Salzburg zu lesen. Lutz Seiler Trakl…

Zu Klampen!

  Die Gedichtbücher der Edition Postskriptum im Verlag zu Klampen sind in Regentleinen gebunden, fadengeheftet, mit Lesebändchen versehen, auf erstklassigem Papier gedruckt und mit ausgewählten Schrifttypen gestaltet. Die bibliophile Qualität dieser lyrischen Initiative ist beispielhaft. Meine Begeisterung steigt mit jedem…

Winterantwort

    Die Welt ist aus dem Stoff, der Betrachtung verlangt: keine Augen mehr, um die weißen Wiesen zu sehen, keine Ohren, um im Geäst das Schwirren der Vögel zu hören. Großmutter, wo sind deine Lippen hin, um die Gräser…

An die Conventionellen

  Ihr habt genug mein armes Hirn gebüttelt, Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh; Längst hab ich von den Schuhen ihn geschüttelt, Den grauen Schulstaub eurer Poesie!   Ich hab mich umgesehn in meinem Volke Und meiner Zeit…

MORGENRÖTE

  Das mürrische Verwüsten, das mir gedient als Schlaf, zerstreut sich bei der frühsten Röte, die mich traf. In meine Seele dringe ich auf des Zutrauns Schwinge: Das ist mein Frühgebet! Dem Sande kaum entglitten, in meines Verstandes Schritten wie…

panaroma

  Sonett in Anagrammen   bier fischt alpensonnen, kurzen untergang im drama, ganz unberauscht in reinen särgen dampf mir klont man reift, kann salz, ein purer bauch singt regenmond und grins nicht fein – lern kaum begrenztes panorama   dann…

kleine gedichtleere

  es ist nicht leicht für ein gedicht still zu sein zu schweigen nichts zu sagen zu haben   es ist nicht leicht für ein gedicht leser zu finden für das worüber es nichts sagt und schweigt   es ist…

Sinnliche Synergien

  von hier auf gleich zum heute bis jetzt ist Asynchronitæt das Wesen der Erinnerung in der Menschenmuehle der Historie Geræusche werden dem eigenen Kœrper entfremdet & suchen im Raum nach einem neuen Verursacher Sein wendet sich vom Gesehenwerden zum…

In ein anderes Blau

Schreiben, eine Art sich zu verhalten, etwas zu tun. Jürgen Beckers Satz aus „Sätze zum Gedichteschreiben“ (gelesen in: Sabine Küchler und Denis Scheck (Hg.), Vom schwierigen Vergnügen der Poesie, Verlag Straelener Manuskripte, Straelen 1997) trifft auf Menschen, die Gedichte nicht…

Goldener Oktober

  Trotz langer Feiernacht war er recht früh aufgewacht. Gegen 8 Uhr, anderthalb Stunden später als sonst. Er hatte seine vier Stunden Schlaf bekommen, war hochgeschreckt, im Wissen um die Verpflichtungen schnell aufgestanden, hatte seine Arbeit am Schreibtisch erledigt. Bevor…

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fortzieht die Sonnenkissen eine verlorene Kindheit die Stille atmet sich wach nachts wo mächtige Monde durch hohles Land rollen am Schlafrand pflück Zeit zu Zeiten: Augenblicken immer und immer das Tal im Schatten und mit der Stille schweigen als Himmel…

unschuldsvermutung

  so wirr wollte ich es gar nichtaber unter den zeilen atmete es einund darüber lauter auf   wahrheiten bewahrten vorflüchtenden gedächtnisverlustenmücken tanzten zu zeitig im jahrund wilde bienen suchten bereitseinen versteckten unterschlupfim totholz der borkenkäferfichten   apfelbäume überließen blütenblätterdem…

Jetzt ist es Herbst

  Jetzt ist es Herbst, Die Welt ward weit, Die Berge öffnen ihre Arme Und reichen Dir Unendlichkeit.   Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub, Die Bäume sehen in den Staub, Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.…

Pindar-Fragmente

  O Kind, dem an des pontischen Wilds Haut, Des felsenliebenden, am meisten das Gemüt Hängt, allen Städten geselle dich, Das Gegenwärtige lobend Gutwillig, Und anderes denk in anderer Zeit. Fähigkeit der einsamen Schule für die Welt. Das Unschuldige des…

IN EINEM PRAGER CAFÉ

  das fremde gesicht eines alten mannes   hinter einem fenster mit weißem rahmen   auf einer fotografie in einem Prager Café   sieht mich forschend und neugierig an   draußen verschimmert graublau der abend   im letzten licht die…

Den Engeln die Hœlle zeigen

  Nerven enden œffentlicher Wahrnehmung bloss legen um zur Untergangsgesellschaft der Durch gereichten zu gelangen > auf dem Korridor: Terror aufgezwungener Intimitæt Beziehung zwischen Sinnverlust & Gewalt /Aus geliefertSein an die Blicke des Anderen… mit kuehlem Herzen Anteilnahme unterdruecken in…

Enigma

für Hans Werner Henze aus der Zeit der ARIOSI   Nichts mehr wird kommen. Frühling wird nicht mehr werden. Tausendjährige Kalender sagen es jedem voraus. Aber auch Sommer und weiterhin, was so gute Namen wie „sommerlich“ hat ― es wird…

Narr in Verzweiflung

  Ach! Was ich schrieb auf Tisch und Wand Mit Narrenherz und Narrenhand, Das sollte Tisch und Wand mir zieren?…   Doch ihr sagt: „Narrenhände schmieren, — Und Tisch und Wand soll man purgieren, Bis auch die letzte Spur verschwand!“…

Privilegiertes Denken

  »Vergil. Vater des Abendlands« heißt ein Buch, in dem Theodor Haecker die Wahrheiten, Lehren, Mahnungen aus dem Schaffen Vergils darlegt, die ihm nach dessen zweitausendjähriger Vollendung die zeitigsten scheinen. Der Verfasser, obwohl Katholik, ist Schüler von Kierkegaard, und zwar…