Kategorie: Allgemein

Vertrauen

  Bevor er gegangen war, hatten Herr Nipp und sein Freund noch über unbedingtes Vertrauen gesprochen. Die Frage, wem man alles anvertrauen würde, wenn einmal das Jahr käme, in welchem er weggehen würde. Beiden waren nicht viele eingefallen, auf jeden…

WO ICH NOCH BIN

  in den letzten strahlen der sonne bin ich noch   im schrei einer möwe über wogendem meer   in wellen der brandung im grauen ufergestein   im rauschen des windes im grünen blättergezweig   in der roten schweren erde…

Dichterloh

Vorbemerkung der Redaktion: Die „Lyrikedition 2000“ wird von Heinz Ludwig Arnold herausgegeben. Neben Walter Höllerer und Günter Kunert steht die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek im Programm. Neuere Lyriker, wie Ulrike Draesner,  Björn Kuhligk und A.J. Weigoni, führen den Leser in die…

Die Wut

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

HIMMEL

verschlingt ein tiefes blau das lager der gestirne bleibt allein der morgenstern als kopf mit nägeln scharf nach dem nachtbad der sonne fliegen adler dem licht entgegen erweckt die kühle ihres schnabels bricht der tag herein rinnt tau wie blut…

Editions Phi

  Wenn wir von „deutschsprachiger“ Lyrik sprechen, vergessen wir allzuoft, daß in Luxemburg auch Gedichte „auf gut deutsch“ geschrieben werden. Seit Jahrzehnten bereits erscheinen in der Editions Phi Gedichtbände von Menschen, von denen ich bislang nichts, aber auch gar nichts…

Re:play

  das Verhæltnis zwischen Original & Reproduktion Authentizitæt & Artefakt wird zu einem homœopathischen Arkanum   Unschluessigkeit im Grenzbereich Flucht in die Welt des reinen Geistes Aufforderung zum ziellosen Streunen klandestine Grammatik = ein Gadget   Soundcheck im Resonanzkœrper: menschliche…

Zwist

  Gallen foltern bäumen lösen Knirschen zürnen meiden Haß Zittern stampfen schäumen grämen Suchen beben forschen bang Wenden zagen schauen langen Stehen rühren seufzen gehn Streicheln klagen Kosen schelten Schämen schmäht Und Fliehen wirbt Schmiegen wehret Armen sträubet Quälen küßt…

Blauer Abend in Berlin

  Der Himmel fließt in steinernen Kanälen; Denn zu Kanälen steilrecht ausgehauen Sind alle Straßen, voll vom Himmelblauen. Und Kuppeln gleichen Bojen, Schlote Pfählen   Im Wasser. Schwarze Essendämpfe schwelen Und sind wie Wasserpflanzen anzuschauen. Die Leben, die sich ganz…

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einmal war Silberstimme dir lieb im Hinterkopf Liebe als Leiden zerschneiden wieder Baum sein bezwing die Winter der Fernsehstimmen Fenstersimmen einer Monstnernacht Monsterangst Kindheit innen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

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  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Der Mond im Nußbaum

  Im Nußbaum blieb der Mond im Astwerk hangen, Liegt wie ein weißes Tier im Astkäfig gefangen Und preßt sein silbernes Fell an die Käfigstangen. Der Mond hat Dir über Brücke und Fluß hell folgen müssen, Ging aus der Stadt…

sixtinische kapelle

  eine möwe (weiß wie rauch) landet ▫ live auf der blechhaube des schmalen schornsteinrohrs das die bildschirme füllt eine weile bleibt sie putzt sich schaut über den platz voller regenschirme bunte dächer unter denen gläubige schutz suchen (wovor?) vor…

Die Nacht.

  Niedersinkt des Tages goldner Wagen, Und die Stille Nacht schwebt leis’ herauf, Stillt mit sanfter Hand des Herzens Klagen, Bringt uns Ruh’ im schweren Lebenslauf. Ruhe gießt sie in das Herz des Müden, Der ermattet auf der Pilgerbahn, Bringt…

Bewegungsprofil

  nicht an Træume glauben die bezahlbar sind keine Koexistenz des Disparaten in Gletschern der Abstraktion autosuggestive Desensibilisierung als eine neue Art immunisierender Katharsis… Reinigung vom Virus des Empfindens = frostiger ist nur die Vollkommenheit selbst die Augenbrauen zucken im…

Zu fragmentarisch

  Zu fragmentarisch ist Welt und Leben! Ich will mich zum deutschen Professor begeben, Der weiß das Leben zusammenzusetzen, Und er macht ein verständlich System daraus; Mit seinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen Stopft er die Lücken des Weltenbaus.     ***…

Kleines Manifest

  Habe Mut, die Welt in Bildern zu öffnen! Entfalte deine und andere Welten! Schreibe in neuen Welten von der alten Welt! Schreibe in der alten Welt von neuen Welten! Erfinde neue Bilder! Erschaffe neue Motive! Webe neue Netze von…

DICHTERSCHULE

    achtet mir stets auf wörterklänge   denn gerade die ergeben ohne uns   oft sinnstiftende zusammenhänge   wählt die wörter sparsam aus   denn wortsalate sind ein graus   und keine poesie das wirklich nie   der meister…

Erfolg

  Über die Brücken der berühmt berüchtigten Sauerlandlinie fahrend, die das Ruhrgebiet mit wahren Metropolen wie Siegen, Mainz und Frankfurt verbindet, kann man den gleichmäßigen Bebauungsrhythmus der kleinen Einstraßendörfer erkennen. Nicht schön, aber logisch, typisch. Herr Nipp erkannte, diese Regelmäßigkeit…

IRGENDWANN

  und schon ist manein kalter körper eingewickelteben noch schokoladegegessen späße gemacht   den nächsten wetterberichtgrüße und einkaufslistendie autos hupen allesin eine truhe gepackt   eben noch krimi geschautdass es andere trifftund nicht dass man selbst heute stinkt    …

Durch Dich

  Was nur das Leben fasst an Allgewalten – Durch Dich allein ergriff es mein Gemüt, Zugleich in Leidenschaft und Händefalten, Hab ich in Dir vor Gott gekniet. Durch Dich allein auch ist die tiefste Wunde Auf immer meinem Leben…

Ballade

(Aus den sauerländischen Bergen) (Dem von mir immer so verehrten Dr. Blümner)   Er hat sich In ein verteufeltes Weib vergafft, In sing Schwester!   Wie ein lauerndes Katzentier Kauerte sie vor seiner Tür Und leckte am Geld seiner Schwielen.…

Letzte Klage

  Und wiederum hab ich Den Tröster mir gekauft Der mich vergessen machen soll, Was ich an Trauer nicht mehr leisten kann, Es ist mein Leben mir verraucht, Von allzustarken Winden weggefegt, Die ich noch selbst heraufbeschworen.      …

SPITZZUNGEN DES ALLTAGS

über Florian Günthers Gedichtbände NUTTENFRÜHSTÜCK, DICKER MAX & CO. Diese elegante Art Alltägliches auszuschneiden – man kann auch sagen, Introvertiertheit in Worte zu fassen, gefällt mir SEHR GUT. Hier komme ich als Leser langsam ins Schweben. Sehr genau vieles, voll…

Religionsunterricht

  Religionsunterricht: gläubige Seelen brauchen ihn nicht, aber die zweiflerischen lernen da gründlich Unglauben fischen.       *** Quelle: Schöne wilde Welt, S. Fischer Verlag, 1913 Richard Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der…

Kosmologie

  Milliarden Jahre weiter: Die Sonne ausgebrannt und wir verschwunden. Alles hat seine Zeit. Sagen die Physiker und die Heiligen, je nachdem.   Was die Naturkonstanten angeht, Elementarladung, Leptonenmasse, Planckzeit … perfekt: wären ihre Werte nur ein bißchen größer/kleiner gäbe…

Die Ernte schweizerischer Lyrik

  Es gibt drei Arten von Anthologien. Die ersten sind Dokumente der hohen Literatur, machen jedenfalls darauf Anspruch: Auswahlsammlungen, die von einem mehr oder minder berufenen Literaten nach Grundsätzen gemacht sind, die, eingestandenermaßen oder nicht, einen normativen Charakter haben. Solche…

Das Ausgewichene

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

ich ich ich

  – ich ich ich Ich denke ich ich ich ich ich ich kann doch ein Text xt schreiben, ohne ne Inhalt ohne Sinn nn. Was nun schreiben? – Leere? – Nichts?Ein Text ohne Inhalt scheint unmöglich. Inhalt ohne Text…

In Venedig

  Stille in nächtigem Zimmer. Silbern flackert der Leuchter Vor dem singenden Odem Des Einsamen; Zaubrisches Rosengewölk. Schwärzlicher Fliegenschwarm Verdunkelt den steinernen Raum, Und es starrt von der Qual Des goldenen Tags das Haupt Des Heimatlosen. Reglos nachtet das Meer.…

Gutes Wetter

  Flüsterstimme und so nah der Wind neugierig zwischen den Ritzen des Fensterrahmens sprich mit mir mit fremdem Atem laute Worte leise Worte ist es nicht immer so? das Andere das Gleiche überall und immer wieder Wetter so ein Glück…

Über Gedichte

Es leben jetzt, die wenigen ausgenommen, die selbst im Lyrischen etwas hervorbringen, keine fünf Menschen in Deutschland, welche über diese zartesten Geburten der Seele ein Urteil hätten. (Hebbel, Brief vom 27. IV. 1838.) Gabriel: Ich habe dir hier aufs Fenster…

Liebst du um Schoenheit

    Liebst du um Schoenheit, o nicht mich liebe! Liebe die Sonne, sie traegt ein goldnes Haar! Liebst du um Jugend, o nicht mich liebe! Liebe der Fruehling, der jung ist jedes Jahr! Liebst du um Schaetze, o nicht…

BAUM

versperrt der schlagbaum kahles holz den dreiweg seh ich über mir kopf krone sonne die figur hängt herab am eignen material geopfert das blatt noch im haar tötet der ast ein kind das licht aus blüten treibt zur falschen zeit…

Mondschein liegt tief in das Haus herein

  Mondschein liegt tief in das Haus herein Wie Milch, die über die Dielen lief. Vor der offenen Tür sitzt Garten und Hain Voll Schattenköpfe, die keiner rief.   Und Wolken kleben am Mond totstill, Sie bleiben über den Wegen…

Letztes Lied

  Liebte dich, liebte dich Innig und treu; Röslein im Tod verblich; Hin ist der Mai. Hin ist Hin! Tot ist tot!   Lebe wohl, lebe wohl! Mein Mädchen mild. In meinem Busen soll Nie verglühn dein Bild. Hin ist…

DAS MASSAKER

  bis zur unkenntlichkeit verstümmelte leichen liegen durcheinander in einer flachen mulde männer frauen kinder daneben auch tote tiere die neuen machthaber filmen dokumentieren für die gerechtigkeit für später sagen sie dann werden die körper in plastikplanen gehüllt die pakete…

Performanz

  Wiedererschienen  im Jahr 2017 in einer limitierten und handsignierten Ausgabe von 100 Exemplaren, ergänzt durch das auf vier CDs erweiterte Hörbuch.

Traum

  Durch die Büsche winden Sterne Augen tauchen blaken sinken Flüstern plätschert Blüten gehren Düfte spritzen Schauer stürzen Winde schnellen prellen schwellen Tücher reißen Fallen schrickt in tiefe Nacht.     *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch…

Sieben Gedichte I

  Auf einmal faßt die Rosenpflückerin die volle Knospe seines Lebensgliedes, und an dem Schreck des Unterschiedes schwinden die [linden] Gärten in ihr hin         Mit seiner in den Neuen Gedichten vollendeten, von der bildenden Kunst beeinflussten…

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Wirbelst die Flügel so dicht in deinem Gesicht willst Kind sein wieder vom Himmel Mitten hin weg dieses Hirn denn sonst die Zungen so festgefroren und um welchen Preis Feuer unter der Haut so Sehnsucht wenn Augen nicht sehen und…

Vergessenes

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Aus dem Hinterland der Lyrikrezeption. Von der Wahrnehmung des Nebensächlichen

Die Megazentren Berlin, Frankfurt, Hamburg und München sind nicht die alleinigen Nervenzentren des deutschsprachigen Lyrikschaffens. Gute Gedichte entstehen auch in der Provinz und werden überwiegend außerhalb der renommierten Großverlage veröffentlicht. In Theo Breuers Buch Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000…

Abschied

  aus Sternenstaub   rasend der Sturz   auf das Blau   begann dein Licht   im Ablauf der Tage   den Wechsel zur Nacht   verlosch die Spur   unter dem wachenden Blick   auf deinen Atem    …

VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie

Präludium – Sprache als Medium des Denkens   Es beginnt immer mit einem Wort. Einem Wort, das Strahlkraft besitzt und mich buchstäblich im Moment der Entdeckung überzeugt. Fast magnetisch werden aus dem Umfeld weitere Worte angezogen und im freien Spiel…

Wandlung eines Körpergedichts

für Fulvia du sollst die knittrigen Wangen meines Gedichts so lange auf den Lindenholzbrett ausrollen, bis es feinund glatt wird wie ein hausgemachter Nudelteig,dir ein Wunderland daraus formen und alles inzwischenVerlorene oder noch nie Gehabte. Zum Beispiel einsprechendes Pferd als…

DER HUNGER

  Er fuhr in einen Hund, dem groß er sperrt Das rote Maul. Die blaue Zunge wirft Sich lang heraus. Er wälzt im Staub. Er schlürft Verwelktes Gras, das er dem Sand entzerrt.   Sein leerer Schlund ist wie ein…

Kleinheinrich

Ein Buch muß Wunden aufwühlen, sogar welche verursachen. Ein Buch muß eine Gefahr sein. E.M. Cioran Auch deshalb fürchten die Diktaturen die Bücher, verbrennen sie und schicken die Schriftsteller, die sich nicht gleichschalten lassen, in die Wüste, in den Gulag,…

Ballade des äußeren Lebens

  Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen, Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben, Und alle Menschen gehen ihre Wege.   Und süße Früchte werden aus den herben Und fallen nachts wie tote Vögel nieder Und liegen wenig…

Auf der Auer Dult

  Zwischen lauter bunten Dingen, Trödlerkram und Putz und Tand, Tempelleuchtern, Ketten, Ringen, Humpen und Toleder Klingen träumt ein grauer Bücherstand.   Nun, er ist nicht überlaufen! Nur ein bleicher junger Mann wühlt in dem verstaubten Haufen, um für wenig…

Irrlichter

  Ungeziefer mannichfaltig Nagt der Geister Ruhm; Viel Gesindel, allgestaltig Nascht vom Heiligtum.   Ja und Nein, und Mehr und Minder Würfeln sie herum Drehn und kehren es geschwinder Schnell im Kreise um.   Ihnen gibt es kein Geheimnis Als…

DEUTSCHLAND – EIN WINTERBILD

  Langsamer knirschender Abend Im Schnee brennen die Ge- danken Feuerschlucker ohne Gefolge folglich ohne Applaus Jemand fängt die Kälte mit den Händen wirft Luftschlösser in die Nacht Keiner ist hier wirklich alleine steht uns doch Deutsch- land zur Seite…

Der Schreiber ist beim Schreiben allein

  Jeder hat seine Art zu schreiben, er gibt sich selbst die Regeln. Er geht von sich aus und von der Welt. Der Autor macht sich im Schreiben kollektiv. Das Kollektive geht durch ihn hindurch – das ist dann gelungene…

PARK MONCEAU

  Hier ist es hübsch. Hier kann ich ruhig träumen. Hier bin ich Mensch — und nicht nur Zivilist. Hier darf ich links gehen. Unter grünen Bäumen sagt keine Tafel, was verboten ist.   Ein dicker Kullerball liegt auf dem…

Gedicht aus Norwegen für Helma

  In einem Garten blühen Lilien.Sie blühen munter, und sie schilienZum Nachbargarten, ob die rote Nelke,Die ihnen wohlgefällt, auch nicht verwelke.Die rote Nelke nelkte mild zurück.Der Lilien Schielien war ihr ganzes Glück.So schiele ich, mein liebes Weib, Dir zu,Dein mildes…

amerika

    amerika schickte freßpakete nach berlin und soldaten nach vietnam und killte seinen mythos als sie peter von der harley schossen   und der große buick nahm dich mit dich und dein süßes dollarlächeln wenn du wüßtest wie ich…

SO WHAT

  Wie muss ein Gedichtaussehen? Wie ein auf Hochglanzpoliertes Sonett? Wie eineGebrauchsanleitung? Wie ein alternativerLebensplan? Darf es Eckenund vorstehende Kanten haben oder soll es als gefälligesKleinod parieren? Welchen Werthat es zwischen Romanen, Obstund elektrischen Geräten? Kannes sich behaupten zwischenBestsellerlisten und…

Was die Lyrik betrifft

Ihr Wert, ihre Bedeutung und Stellung in Österreich Vorweg muß gesagt werden: Eine wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Thema, eine statistische Datenerfassung, eine Vergleichsstudie gibt es nicht, ist weder mir noch anderen bekannt. Also muß ich mich bei meinen Betrachtungen auf…

Ausgezogen

  Wir waren ausgezogen, den Himmel auf Die Erde zu holen und hatten gestohlen, Was die Welt uns nicht freiwillig gab, Die Welt, das Grab, In das sie uns hineingelegt hatten in Arger Selbsttäuschung, wie sie Sollten wir werden, verkrüppelt…

Europäische Lyrik der Gegenwart

  Zunächst, wie es nicht anders zu erwarten ist, zahllose Namen. Man kann nicht sagen, daß kein Prinzip der Auswahl in ihnen läge. Doch es begreift sich, was dabei herauskommt, wenn man von möglichst jeder Schule einen Vertreter zu Wort…

Transmediale Poesie

Wenn man sich den Ursprung der Lyrik ansieht, so kommt der Begriff selbst von „Lyra“, Leier, sprich, Lyrik war auch Wort in Verbindung mit Klang und Rhythmus. Das bedeutet, in gewissem Sinne ist die Wurzel der Poesie ja schon „interdisziplinär“,…

Start–up

  mit einem Spezialdiktionær das lieblos expatriierte Wortgut vor dem Vergessen bewahren   Gemuetstransfer ins un vordenkliche & genau dort das Scheitern missgluecken lassen   in den Furchen des Tiefdrucks ist: jedes Detail gelæufig jede Ligatur erschreckend vertraut   Magie…

Ankünftigung

Poetisches Denken ist unrentabel, Poesie kein Produkt, das für einen Markt erzeugt wird. Daher darf man von der Poesie nicht verlangen, dass sie sich selbst kapitalisiert oder im kapitalistischen Sinn Profit bringt. Im Gegenteil: Man muss sie davon befreien. Die…

NÄCHTE

  umschließt das moor der mitternacht den himmel steh ich im chaos in der fülle ohne licht  reifen die erze verborgen weiter unter der erde  fault das korn bevor es keimt erholt das brachland sich  allein erlebt der vagabund sein…

Pseudonym

  pragmatische Idealisten tarnen sich unter der schicklichsten Verstellung hinter vor gehaltener Hand robuste Materialisten werden verwechselbar > alternieren von der einen zur anderen Maske & wollen als selbstbewusste Macher nicht mehr mit In dividuen zu tun haben: aus arktischer…

Stille

Medientheorie ist kein Herzstück einer irgendwo universitär und irgendwie institutionell beheimateten Wissenschaft mit relativ fester und konkreter Lehr- und Forschungspraxis. Medientheorie ist die fortgesetzte Suche nach einem Medienbegriff und Symptom dafür, dass es keine Medienwissenschaft in diesem Sinne gibt. Prof.…

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Frage   Nichts wird wo etwas immer nur ich sagt Verzagt sein Erwartungen erhängen Wünsche abhacken Neuwind Klingekind Asternart Sanftheit erfinden denn wer wenn nicht wir *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

Asphaltics

      Weiterführend → Lesen Sie auch den Essay Laik Wörtschel – ein Künstler der Stille. → Ein Artikel von Laik Wörtschel über Asphaltics – die geheime Streetart. → Wir begreifen die Gattung des Essays auf KUNO als eine Versuchsanordnung, undogmatisch,…

ABENDBILD

    Bedecke deine Blöße nun Und lass dich fallen In die Nacht. Ein Traum Hebt langsam seinen Vorhang an Bittet dich herein Da hat der Tag auf einmal Andre Farben, andren Klang Und spielt ein andres Spiel Bedecke deine…

Seelenfunkverkehr

  gefangen im Ich–Verlies mit tastenden Bewegungen in einer unbekannten Welt an Demarkationslinien als eigentliche Bruchstellen   veredelt durch eine schlichte Ausdruckswahrhaftigkeit allein der Sprache & der Stille vertrauen > die verræt was zu sagen ungeheuerlich wære   oszillierend in…

Leben in Möglichkeitsfloskeln XIV

Die Vergangenheit ist ein Sog, dem man sich nur entziehen kann, wenn man ihm ein lebendiges Heute entgegensetzt. Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

Der Kobold

  Das Werk der Isländerin lässt sich als Gesamtkunstwerk betrachten, eine Collage, in der verschiedene Künste wie Musik, Dichtung, Tanz, Pantomime und Malerei vereint sind; jene Künste, die man einst die schönen nannte. Dabei ist die Zusammenstellung bei Björk nicht…

Flensburg

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Vielfalt

  Die Vielfalt auf den Campingplätzen ist immens. Zelte in allen Variationen. Neben wahren Palästen aus stabilen Folien gibt es Kleinstgebäude. Auch Zelte auf dem Dach von Autos, die mit der Leiter bestiegen werden, dafür praktisch und schnell aus- wie…

wisse

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Der Fischotter

  Wie man aus der Wohnung, wo einer haust, und aus dem Stadtviertel, das er bewohnt, sich ein Bild von seiner Natur und Wesensart macht, hielt ich es mit den Tieren des Zoologischen Gartens. Von den Straußen, welche vor einem…

KANTATE 2004 – Eingangschor

  Wir kommen an den ort um hier zu bleiben Wir bleiben hier so lang der ort nicht bleibt So lange die ihr todeszeichen schreiben sind wir das leben das sein zeichen schreibt   Wir sind gekommen um das holz…

Næhe & Nachsicht

    die Unterschiedlichkeit zwischen Schriftlichkeit & Muendlichkeit erkunden Begriffe zu Gegenstænden finden lassen   Hœrende an einen gedanklichen Ort fuehren Unverarbeitbares kuenstlerisch bewæltigen & die klare Sprache des Verstandes sprechen   Migration als Leitbild ist das neue Ideal Identitæt…

Alte Frage

    Wie Du sein, mein Ich – als sei Mirsein Hiersein? Du, liebes, ach das angepustete Auslicht, Odem, der die Glut züngelt an Sprache. Gegenüber und Fremdes, ein Körper aus Gedanken immer nahe in Erinnerung. Wenn das Springen der…

Auwald

  Herr Nipp war einen kleinen Zubringerbach des Möhneseestausees mit dem Fahrrad entlang gefahren. Grüne Wiesen zwischen den Bäumen, eine unglaublich Idylle, fast unerträglich schön. Da sprießen junge Farne und öffnen ihre hellstmaigrünen Kronen. Einige Weißdorne bieten Unterschlupf für die…

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Wo Erde Schnee trinkt bin ich verschwunden und behutsam ein Netz das klirrt Spiegel zerbrochen Licht komm schlag auf meinen Regen wo Sterne schlafen lange Nadel Luft Strom Himmel der die Wiesen umarmt harrten des Mondes Geist geboren *** Weiterführend…

Ablandig

  intensives, insistierendes Beobachten Erinnerung als letztgueltige Stimulans… jenseits fester Grenzmarken   beim Durchbrechen der Grundsprache mit der Erwartung an semantische Kohærenz hadern Spreche & Sprachbild unentwirrbar miteinander verknuepfen   den archimedischen Punkt erreichen von dem aus das Subjekt sich…

BUCHT

fliegen wasser durchs gebirge zittert stumpf das licht überm bogen der landschaft öffnen schleier ihr gewand entrollt der himmel die furchen der berge  fließt glühendes gestein in fallenden tönen  zwischen felsen und füßen wächst ledern die haut erscheinen menschen flache…

O.T.

  Cousine Maren brummte als da piepten wir noch allenfalls   Sie hielt die teile in den wind das wurden teile die was sind   Die waren schon mit 17 so: du gingst von einem blick k.o.   Ein foto…

Die Einheit der deutschen Nation ist Wirklichkeit

  Die Einheit der deutschen Nation ist Wirklichkeit. Sie besteht heute, wie sie vor Jahrhunderten schon bestand – die nationale Einheit im geistigen Leben, in der Sprache, in Kunst und Dichtung, in der Erkenntnis des gemeinsamen historischen Schicksals. Lew Kopelew…

Ehemannzipation

  Dieses Wetter ist genau nach seinem Geschmack, nicht zu warm und manchmal kommt ein erfrischender Schauer. Wenn es dann einen ganzen Vormittag regnet, kann ihn das auch nicht weiter stören, weiterhin geht Herr Nipp davon aus, dass es nur…

ZU ABEND MEIN HERZ

  Am Abend hört man den Schrei der Fledermäuse. Zwei Rappen springen auf der Wiese. Der rote Ahorn rauscht. Dem Wanderer erscheint die kleine Schenke am Weg. Herrlich schmecken junger Wein und Nüsse. Herrlich: betrunken zu taumeln in dämmernden Wald.…

Traumpoesie

  Du: „Man ist, was man träumt.“ Platon. Ich: Generelle Frage: Stehen literarische Fiktionen (ungefähr) auf der Ebene des Traums? Du: Es gibt Tagträume, Klarträume, Wunschträume, so eine Art Fantasie in schläfriger Form. Aufgeweckt wird Text daraus. Keine Ahnung, ob…