Kategorie: Allgemein

MaschinSKAJah

    Schwermut = ein Duft der dann entstrœmt wenn Angstschweiss zu einem næher zu bestimmen dem Lustsekret gerinnt:   Tautropfen einer sehnsuechtigen Eleganz mit schwermuethiger Leichtigkeit in die Untergruende des Daseins abtauchen prekære Balancen abschreiten klangliche Ueberspruenge wagen: Perlen…

ZU DEINEM TOD

Für Robert Gratzer   heute am sonntag 16. mai während der radiosendung Du holde Kunst erfahre ich aus der Wiener Zeitung von deinem tod   mit erst 55 jahren lese ich ist der österreichische schriftsteller Robert Gratzer – aus Klagenfurt…

Nächtliche Kontakte

  Herr Nipp konnte noch nie gut früh einschlafen, selbst wenn er unsäglich müde war, fiel es ihm nur sehr schwer loszulassen und selig in einen erfrischenden Dämmerzustand hinüberzugleiten. Jene Lobpreisung der Weisen, die schon immer gesagt hatten, die Hälfte…

Verlag Blaue Äpfel

  Will ein Teil der hier vorgestellten Verlage eher der Subkultur zugerechnet werden? [Die Frage, ob es noch Sinn macht, in den 1960/70er Jahren demonstrativ getrennte Strömungen wie Mainstream (Establishment) und Subkultur (Underground) im Delta deutschsprachiger Lyrikflüsse zu isolieren, ist…

Protokoll einer Einlieferung

1 Nun ich. Welk. Von den Stürmen. VerwelktesAtmen. Oder: Ein Lied, das Agent OrangeHeißt. De Profundis: Steine, verweht wie Insekten,Die Fühler aus dem Bernstein gefetzt, dieLeiber nur Staub noch … Fragmente … Sand, inEinem Mistral des dreiundzwanzigstenJahrhunderts … kein Weg.…

Atemloses Betœren

  Spione ihrer selbst lernen in Routinen der Ignorenz zwischen der Echtheit des Gefuehls & seiner Tæuschung unter scheiden blaue Papierblumen von verwelkten Anschauungen   diskontinuierliche Wesen mit un gestillter Sehnsucht nach ver lorener Kontinuitæt gefesselt an den Flickerlteppich einer…

Amaryll

  Versehen mit einer wunderbaren Akustik steht auf einem Plateau zwischen Haarstrang und Möhnetal, nahe der Möhnetalsperre, die romanische Kapelle Drüggelte. Der Studioarbeit von Weigoni und Michaelis liegen umfangreiche poetische Performances zugrunde, die u.a. mit dem Life-Mitschnitt Amaryll dokumentiert sind.…

Zeichnung auf Karton

    *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

Handtücher

  Wie jedes Mal, wenn er zum Sport ging, nahm Herr Nipp sich ein weißes oder gelbes Handtuch vom Stapel im Badezimmer. Er hatte irgendwann aufgegeben, die fünfzehn Tücher in den Schrank zu räumen. Wozu auch. Im Bad lagen sie…

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Wolkenschatten fallen wie Wimpern sanfter Augen Regenbogenflügel breiten manche Enten aus lau und lind duftet der Blaugarten und nichts als Liebe und zerrupft sein vom Warten auf nichts weil kaum Hoffnung steigt wo Zeit Schnee flutet Herbst und Gedenken und…

Gegen mich

Was imitiere ich, welchen Trends folge ich? Spricht die Vielzahl meiner Veröffentlichungen wirklich gegen mich? Mir ist klar, dass ich kein Beckett bin, kein Rimbaud. Muss ich einen unverwechselbaren Personalstil erschaffen? Wie etwa Horváth? Hat denn Max Frisch in seinen…

Nächtliches Mietshaus

I. Unten sitzt ein Menschder auf den Punkt genauins Ferne sieht. Sie oben, Frau sitzt still,den Sternen näher, sagt:„Hier flieht mein Ist vorbei“. Einst war sie eingetunktins immer Gerne. II. Er lag, sie saß,und wie sie einmal stand,lag er im…

SARAH. IM SOMMER IST DIE ERDE LEICHT

  11.11.2000 Die Operation war schwer. Der Tumor wurde radikal herausgeschnitten. Tage lang habe ich geweint tief in die Nacht, die Sterblichkeit der allernächsten Freundin und Geliebten, die eigene Endlichkeit, stand mir vor Augen. Langsam verging der Hass gegen den…

Mysterienspiel

  Der zivilisierte Mensch gibt sich gerne den Anstrich von Naturverbundenheit. Er macht seine Wanderungen, ausgerüstet mit hochmodernem Material aus Kunststoffen verschiedenster Art, nicht vor Ort, dazu muss er nach Neuseeland oder Kanada fliegen. Nur dort kann man die Natur…

Tontöpfe

    Tontöpfe sperren der weitesten Prägung sich. Sie füllen Verwischungen fein- sinnig, stauen – Porenhelles – in Stein:   Glück Du, wie sie Ohren entwickeln, eng bei den Flächen, künstlich o wie zusammengesetzt!   Sind die Tontöpfe Freifrauen, misst…

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Leben und Natur gleich sein bin ich Flusswelle in der Welt weckt als Brust Bäume buntes Kleid kreist Wind in Zweigen neigst du dich als Ichluft bist schon weiß und allein so Nacht Verlauf zur Schlummer Stunde und Jack the…

5. Welttag der Poesie

  Am 21. März wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die KUNO-Redaktion empfiehlt an diesem Tag daher Preziosen aus dem Bereich Hörbuch. A…

Der Herbst

  Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen, Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet, Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet, Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen. Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet…

Magie der Peripherie

  kommunikative Systeme schaffen Psychometrien der Unruhe setzen auf der Suche nach Linguokratie subversive Pausenzeichen in den Urstoff poetischer Versinnlichung & lassen Sterne in die Zisterne des Firmaments fallen… > die Versenkung in den Urzustand des Seins entrueckt das Denken…

Eine Erinnerung an Jeannie Ebner

  Die Jeannie Ebner war eine Dame. Und sie war eine sehr schöne Frau, vor allem in jungen Jahren. Da verkehrte sie im legendären „Strohkoffer“, einem Künstlertreff, vor allem der Maler und Bildhauer. Sie hatte ja selbst Bildhauerei studiert und…

o.t.

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Fensterrahmen

  Im Haus gegenüber dem kleinen Getränkemarkt steht der Mann wieder in den Fensterrahmen gelehnt. Er hat eine aufgerollte Badezimmermatte unter den aufgestützten Armen liegen und betrachtet die unter ihm liegende Szene zufrieden mit abgeklärter Neugier. Was bewegt sich unten…

Vignetten

  den Schutzpanzer der Verdrængung auf brechen > unter dem Cortex frisst sich der Intellekt durch das Hirn   neue Blicke auf nie Gesehenes Partituren von Gesten auf dem Weg vom Logos zum Eros   Eleganz ist Verweigerung Leben eine…

Klarheit

An bestimmten Tagen stehen die Bedeutungen klar im Raum, man weiß, was passieren wird, besser noch und wichtiger, man versteht, was passiert ist. Mit einem selber, mit ganzen Zusammenhängen von Situationen. Durchblick haben. Es mag vielleicht etwas damit zu tun…

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für jedes Glück ein Traum sein und wo deine Augen schlafen bist du noch wacher Wolken: meine Kinder Rauschen: mein Regen! Leben: meine Quelle und wie weiß so ein Schmetterling steigt *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet…

Entwurf für Fernen

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Selbstmord

  Wilde Fratzen schneidet der Mond in den Sumpf Es kreisen alle Welten dumpf; Hätt ich erst diese überstanden!   Mein Herz, ein Skarrabäenstein; Blüht bunter Mai aus meinem Gebein Und Meere rauschen durch Guirlanden.   Ich wollt, ich wär…

die anderen

  *** die anderen, Katalog von Haimo Hieronymus, 2004. Weiterführend → Zum Thema Künstlerbucher lesen Sie bitte auch den Essay und den Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Faszikel

Der wahre Sammler ist die Gegenfigur des Konsumenten Byung-Chul Han Haimo Hieronymus variiert, er wiederholt auch, teilweise bis zur Erschöpfung, er holt wider sich. Sich, sein Thema, seinen Kunstgestus, seine Typen. Beim Künstlerbuch Faszikel versuchen seine Blicke oft Geringfügigkeiten und…

TIERE

mensch der einst noch selber blinde kuh geschöpfe die er sprechen hörte zähmte rief als er gebot herab die höheren wesen darin schuf er den schlachthof das rohe in uns töten wir fortan die kreatur im eignen blut wie eine…

think & link

  weiter hin im Schwebe zustand bleiben:   & wære es nicht ein Traum zu sehen ohne noch wahrnehmen zu muessen?   & so unmittelbar in das Eigentliche eindringen zu kœnnen?   … wære es ein Traum wahrlich, wir sollten…

Angst Jongleur

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Sensibelchen

  Man hatte ihn abgeschoben. Bewusst, kein Platz mehr. Auf den Flur, kein Arbeitsraum, er saß an einem einfachen Tisch auf einem schlichten Stuhl, ohne Kommunikationsverbindungen, kein Telefon, kein Internet, sogar die mobile Foniereinheit war stark empfangsgestört, durch die dicken…

O.T.

  1 minorit  1 Marc Aurel per pedes kein arsch  kein haserl  auch wannst 7redes Behandle ihn gleicher als er ist er steigt dir schwer auf den widerrist wie Scullykatz reitet er dir nen ast die hält ‚hn auf wie…

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Sonnenbrand auf dem Wasser und das Getümmel leben stets neu mit den Wolken dich freiziehn wo ein Luftgott Flügel schüttelt herrscht keine Windstille mehr: als Bucht deiner Kindheit entschlafen wo sich Fenster als Verpackungen um die Häuser legen ihre Rahmen…

Traurarbeit

verendete Formen bannen sich durch die Glut zurückgespult auf der Geisterbahn mit dem rollenden Kindertransport ein struppiger Teddybär unter den Verlorenen erstarrte Blicke in ätzendem Geruch ein letztes Aufbäumen kein Aufschrei im Gebet – wenn sich der Zug im Abendrot…

Protzklœte & Gierschlunk

nachgedichtet aus dem Panchatantra Im fernen Osten lebte einst ein wilder Stier mit dem Namen: Protzklœte!   Vor lauter mænnlicher Kraft & Uebermut verliess er seine Herde riss die Flussufer mit seinen Hœrnern auf weidete auf smaragdgruenem Gras wo &…

Die Toten

Mit erstaunlicher Direktheit werden die Sorgen, die zuvor indirekt berührt werden, enthüllt – die Vergänglichkeit aller Dinge, darunter Liebe, die Umöglichkeit der Vergangenheit zu entkommen und insbesondere den Toten, die nicht auf ihren Friedhöfen begraben bleiben wollen, und die Beziehung…

Barlach

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Nachbarschaftsfest

Ein altes Sprichwort sagt, man soll Feste feiern, wie sie fallen, ein anderes verhohnepiepelt das Ganze zur Doppelbödigkeit, die nur lautsprachlich zu verstehen ist, man soll FESTE feiern. Trotzdem wird meistens vorher lang angelegt geplant, wird die Infrastruktur geschaffen, da…

Gift des Vergessens

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Gefährliches Spiel

Wir hatten in Swinemünde verschiedene Spielplätze. Der uns liebste war aber wohl der am Bollwerk, und zwar gerade da, wo die von unserem Hause abzweigende Seitenstraße einmündete. Die ganze Stelle war sehr malerisch, besonders auch im Winter, wo hier die…

FLUCHTRAUM

  ich gerate unterwegs auf der straße in einen gewitterregen und fliehe in ein buchgeschäft, das ich zuvor noch nie betreten hatte. ich schaue mir die bücherregale an, um die zeit zu überbrücken, bis der regen aufhört. dabei finde ich…

Nichts über uns ohne uns

Um Fähigkeiten, Leistungen, Wünsche und Probleme ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Lösungen zu realisieren, wurde das Jahr 2003 von den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union zum „Jahr der Menschen mit Behinderungen“ proklamiert.   Zur Sprache bringen… ist ein…

Heilige Nacht

  Geboren ward zu Bethlehem ein Kindlein aus dem Stamme Sem. Und ist es auch schon lange her, seit’s in der Krippe lag, so freun sich doch die Menschen sehr bis auf den heutigen Tag. Minister und Agrarier Bourgeois und…

Bilderschrift oder Schriftbild?

„Ist es Schrift und Bild? Schrift als Bild? Schriftbild? Bild(in)schrift?“ , lauten Fragen, die sich die Künstler der Werkstattgalerie Der Bogen in den letzten Jahren gestellt haben. Malerbücher, illustrierte Bücher oder Künstlerbücher nennt man sie auch, jene Bücher mit Originalgrafikern,…

Frühstücksei

  Er selber isst das Ei nach Köpfen der spitzen Seite, verteilt zunächst ein wenig Senf drauf und löffelt es aus. Sein Freund, der ihn besucht, höhlt ein Weißbrötchen aus, zerquetscht darein das Ei und streut sich von jenem dunklen…

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  die erde dreht sich schneller wenn laub   von den bäumen fällt hast du gelesen   der sturzflug der vögel stoppt   die rotation ab das blühen der   knospen bewegt innen ähnlich   ehrlich dreht sich im frühlings…

Tilla Durieux

  Ich würde für sie auch im Privatleben das Eboligewand wählen, den zackigen, weißen Kragen, der ihr Angesicht, ein Bukett von Lichtwende und Herzschatten, wie mit einer Atlasmanschette umgibt. Frau Durieux spielt im Theater Reinhardts die Eboli; die schlummernde Saitenspielerin…

Der sinnlose Film

Neulich spülte mich die Menge von den Boulevards in einen Cinéma, geb. Kintopp – und da gab es einen Tierfilm, der Abend war also nicht verloren. Aber so, wie man sich den großen Chaplin oft mit vielen kleinen dummen Filmen…

Der Markt, eine platonische Schnapsidee

  Welchen Sinn hat es, ausgerechnet in einem Blog über ein solch steinaltes philosophisches Konzept wie die platonische Ideenlehre nachzudenken? Eine rein akademische Turn- und Fingerübung ohne jeden praktischen Nutzen? Oder hat uns das Höhlengleichnis im sokratischen Dialog Politeia doch…

Über Ludwig Börne

Es war im Jahr 1815 nach Christi Geburt, daß mir der Name Börne zuerst ans Ohr klang. Ich befand mich mit meinem seligen Vater auf der Frankfurter Messe, wohin er mich mitgenommen, damit ich mich in der Welt einmal umsehe;…

Von Sekretärinnen und Taxifahrern

  An einem von Starkregen bedrohten Nachmittag treffe ich im Parque Centroamérica im Herzen Quetzaltenangos, das bis zu 2400 Meter hoch auf den Sedimenten eines ehemaligen Bergsees liegt und nach seinem alten Mayanamen Xelajú meist Xela (sprich: Schela) genannt wird,…

Fick dich ins Knie, Melancholie

Ein Abend mit Gisbert zu Knyphausen und Band Man geht hin mit den schlimmsten Befürchtungen und sie werden noch übertroffen. Man erwartet eigentlich zu viel und wird doch nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ein kalter Abend in Hamburg Ende Januar. Man…

Leben in Möglichkeitsfloskeln XIII

Das Glück oder Unglück ist nur eine Frage völlig beliebiger Umstände, die wir dann schicksalhaft nennen. Aber das ist je eh klar: Das Zufällige IST unser Schicksal. Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre…

Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem

  Nächtlicher Schauplatz des Hexen-Sabbaths: Eine breite Bergkoppe; zu beiden Seiten Bäume, an deren Zweigen seltsame Lampen hängen, welche die Scene erleuchten; in der Mitte ein steinernes Postament, wie ein Altar, und darauf steht ein großer schwarzer Bock mit einem…

Mein erstes haus

  Ich weiß nicht, wie ich dem stadtbauamte für die reklame danken soll, die es mir mit dem verbot, an der fassade weiterzuarbeiten, gemacht hat. Ein lang behütetes geheimnis kam dadurch ans tageslicht: ich baue ein haus. Mein erstes haus!…

Die uräus-Handpresse aus Halle

Mit dem Kämpferischen im Autor, der auch Verleger und Buchdrucker ist, korrespondiert der Name seiner uräus-Handpresse. Die altägyptische Uräus-Schlange gilt als äusserst wehrhaftes Wesen. Und das Wort Uräus wird übersetzt mit: die sich Aufbäumende. Holger Benkel Weit davon entfernt als…

Du bist eine Lilie

  Du bist eine Lilie Aus Lodern und Schnee – Ein Licht, ein graziles, Aus Düften gedreht. Ich lieb den Gedanken, Daß du mich so liebst, Als gäbs keine Schranken Im Sehnsuchts-Betrieb. Timalien, Tangaren Umschwirren dich bunt – Ihre Syrinx-Fanfaren…

Peter Handke: Falsche Bewegung

Handkes Goethe-Rezeption in ihrem Kontrast zu den „Lehrjahren“ als Gegenwartserkenntnis und poetische Bewegung „Ich fürchte jedoch, dass die Menschen, wenn einmal die verwaltete Welt existiert, ihre Kräfte nicht frei entfalten werden, sondern sich soweit an rationalistische Regeln anpassen, dass sie…

Verwunschen

  Das Institut war untergebracht in einer Gründerzeit-Villa mit drei Stockwerken. Auf den ersten Blick ein romantisches Haus, auf den zweiten total verbaut: es gab eine idiotisch breite Treppe im Eingangsbereich, die die halbe Etage einnahm. Auf ihr hätte der…

Der letzte amerikanische Nonkonformist

Was Zappa an Varèse und Strawinsky inspirierte – Klangblöcke und Elektronik, komplexe Taktzahlen und metrische Verschiebungen, Geräuschfarben und seltsame harmonische Fortschreibungen –, das mutete er auch seiner Rockband und dem Publikum zu Hans-Jürgen Schaal Auch wenn sich Zappa in frühen…

Rückblick auf Stefan George

Zum 70. Todestag von Stefan George erinnert KUNO an ihn mit einer Studie über den Symbolisten, die Walter Benjamin angefertigt hat. Stefan George schweigt seit Jahren. Indessen haben wir ein neues Ohr für seine Stimme gewonnen. Wir erkennen sie als…

Alles im Arsch

„Maria Stuart“ von Friedrich Schiller   Königin Elisabeth steigt als Glamour-Star die steile Treppe zur Show hinab. Die Show ist die Staatspolitik. Irgendwie stimmt das ja auch. Die Minister benehmen sich wie die feinen Zuhälter der sogenannten freien Wirtschaft. Na…

Barackenleben

  Gleich rechts hinter dem Bahnübergang, unweit der ehemaligen Käserei, deren häßliche Verfallenheit sich als Inbild des Wendeelends seit Jahren am Rande des Dorfes, einstige DDR-Metropole für Fleischproduktion, bald kaum etwas mehr zu erzählen haben wird, unweit des hellblau gekachelten,…

Erbsengruß

  Bis gegen halb vier morgens hatte er im Bett gelegen, wach, unendlich müde, sich von einer Seite auf die andere gedreht, hatte auf dem Bauch gelegen und war letztlich nach hartem Kampf auf dem Rücken, ganz plan liegend, eingeschlafen.…

Botschaft als Wunsch

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Am Arsch der Welt

„Das ist eine Tragödie!“, dachte ich. Hel erzählte eine der entsetzlichen Geschichten aus dem Südlimburgischen. Dort schnappte er im Sommer die Fortsetzungsmärchen aus dem Alltag im Dreiländerloch auf, Variationen der Entfremdung, die im Abseits der Welt ganz von allein aus…

Die Kunst ist das Sinnesorgan der Gesellschaft.

  Vilém Flussers zentrales Thema war der Untergang der Schriftkultur. Obwohl seine Überlegungen unentwegt um das Thema „Krise“ kreisten, weigerte er sich, ein Pessimist zu sein. Mittelpunkt seiner Welt-, Menschen- und Gesellschaftssicht war stets das Thema Kommunikation. Nur noch Historiker…

Auf Anrufe warten

  Es ist durchaus gewagt, ein mobiles Telefon mit zur Badewanne zu nehmen. Wenn man jedoch ganz dringend auf einen bestimmten Anruf oder zumindest auf eine Meldung wartet und diese partout nicht kommen will, wird einen auch das Wasser und…

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und die Geste der Liebe bückt sich ohne Opfer *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend zur…

Wauer-Walden via München usw.

  O, wie wohl ist mir im Herzen zwischen den vielen scherzenden Herzen; alle sind bunt und brennen, aber mein Herz ist blau und glüht. Am Morgen hänge ich es an einen sorglosen Blumenbaum und lasse es zwitschern. Wie ich…

Betrachtungen über den Weltlauf

Es gibt Leute, die sich die Epochen, in welchen die Bildung einer Nation fortschreitet, in einer gar wunderlichen Ordnung vorstellen. Sie bilden sich ein, daß ein Volk zuerst in tierischer Roheit und Wildheit daniederläge; daß man nach Verlauf einiger Zeit,…

Zettels Traum · Revisited

Riesenbuch Als Zettels Traum 1970 erschien, war der Roman – oder was immer das für eine Art Buch sein mag – die Sensation der Literatursaison: »Riesen­buch«, »Buch der Bücher«, »Überbuch«, »Arno Schmidt, Außenseiter der Außensei­ter«. Kritik und Leserschaft überschlugen sich…

Schicksal und Menschenbild

Zum Todestag von Franz Schubert erinnert Peter Paul Wiplinger an einen Roman von Peter Ebner Kaum erschienen, ist das Buch auch schon fast wieder vergriffen. Eine neue Auflage steht bevor. Das spricht für den Erfolg dieses Romans. Das spricht für den…

Schreib/Maschine

fuer Gœnner der Verschreibkunst     hack… hack… hack\Attack tip—top—toe konvulsivisch zuckEnd FingerSpitzen brechen Nægel nicht Nieten pfLastern mit: kuehler Præzision, heissbluetiger Kælte & routinierter Beilæufigkeit   > als Archæologe des Sentiments unterwegs vorwærts in die StossRichtung strudeltief in: Scham…

Ich wollte, ich könnte ein Kapitel über den Menschen schreiben

  Eine geschicktere Gelegenheit hätte sich nie dargeboten, als eben jetzt, wo alle Vorhänge in der Familie zugezogen – die Lichter gelöscht, – und keines Menschen Augen offen sind als das einzige der Amme meiner Mutter, denn das andere war…

Rheinische Thalia

  Nach so vielen Journalen, gelehrten und empfindsamen Zeitungen, welche Deutschland von Jahr zu Jahr überschwemmen, bin ich ungewiß, wie das Publikum diese neue Einladung aufnehmen wird. Zu oft schon geschah es, daß hinter die heiligen Worte Patriotismus und allgemeines…

ankatrin

  Ich denke, dass wir ums Interpretieren und Rationalisieren nicht herum kommen, Katrin, hier widerspreche ich dir. Wenn du sagst, der Schacht von innen muss nach außen geöffnet werden, stimme ich dir voll zu – und umgekehrt auch: Von außen…

Archiv des kalten Krieges

  Während sich dieser Tage die Frage stellt, wer das Erbe des Kalten Krieges antritt, staunen im kalifornischen Culver City in Justin Jampols Wende-Museum die Besucher über die Buntheit und Modernität der DDR, wahrscheinlich kommt nicht einmal in Deutschland irgendwo…

Die Jetzt Dinge

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Ehrenstr.

  : rollt sich aus dem Schlaf & Steppdeck Stirnrunzeln wirrer Schopf verklebt – X-Ray schaut in den Tag hell Uhr tickt weiß nicht wo öffnets Fenster nicht warm aber sonnig bißchen Hygiene sonnig-guter Tag 1 Schluck Cola erssma raus…

Schmerzhafte Unterhaltung

  „Wenn er nachts plötzlich aus dem Schlaf hochschrickt, nicht weil er etwas gehört hat oder schlecht geträumt, sondern weil dieser stechende Schmerz seinen Tribut fordert. Dann muss er sich unter der Bettdecke zusammenkrümmen und atmet stoßweise, als sei er…

An die Verstummten

  O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abend An schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren, Aus silberner Maske der Geist des Bösen schaut; Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt. O, das versunkene Läuten der Abendglocken. Hure, die…

Zwei Rätselbilder

  Unter den Ansichtskarten meiner Sammlung gab es einige wenige, deren Schriftseite mir deutlicher in der Erinnerung haftet als ihr Bild. Sie trugen die schöne, leserliche Unterschrift: Helene Pufahl. Das war der Name meiner Lehrerin. Das P, mit dem er…

TOTENSCHÄDEL

lieg ich unterm hügel auf kräutern gebettet bedeckt nur haut noch meine knochen  taumle ich in den tag hinein trag ich meinen kopf  am gürtel wieg ich ihn im nest der hände  leuchten lichter in der urne des gesichts  hinter…

Chiffrierungsprozess

  Wie es begann: A.J. Weigoni schreibt das schmierige Leben einfach ab, ohne ihm irgendeine Bedeutung zu entnehmen, und fühlt sich noch wohl dabei. Geschrieben muss werden. Der Skrupellosigkeit dieses Betätigungsdranges entspricht die der Mache. Sie ist modern frisiert und…