Kategorie: Allgemein

Terres (revised)

  Verblutung. Wer an das Göttliche glaubt, glaubt doch nur an sich selbst, sagt Terres, der Orgler, der Glasperlenspieler und Komponist des Selbstgesangs. Im Herbst war die neue Orgel fertig, gebaut nach seinen Plänen. Eine Orgel ist eigentlich nie groß…

Kriegsgrab

  Stäbe flehen kreuze Arme Schrift zagt blasses Unbekannt Blumen frechen Staube schüchtern. Flimmer Tränet Glast Vergessen.     *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn, in einem sinnlosen Krieg gestorben. Seine Texte fallen auf durch ihre schlichte, reduzierte…

Bang Bang (My Baby Shot Me Down)

Wir sehen einer neuen Form des Kinos zu, das sich aus unendlich vielen Versatzstücken zusammensetzt, oder sehen wir dem Auseinanderfallen des Kino-Epos in seine Bestandteile zu?   Dies ist ein Film, der ausschließlich aus anderen Filmen besteht. Die Stärke des…

Zwei Reiter am Meer

  Einige Gäste erhoben sich und verabschiedeten sich von der in Trauer gekleideten Hausfrau und vom Hausherrn, der die Abschiednehmenden durch die Diele zum Vorzimmer begleitete. Ein Herr und ich waren allein die Letzten in dem großen Bibliothekzimmer, wo wir…

Lyrische Gedichte

  Indem wir die Verzeichnisse sämtlicher Gedichte, wie solche den Bänden regelmäßig vorgedruckt sind, am Eingänge betrachten, so finden wir die Oden und Elegieen des ersten Bandes, imgleichen die Oden und Lieder der drei folgenden, nicht weniger die übrigen kleineren…

Lied vom Börgermoor

  Wohin auch das Auge blickt. Moor und Heide nur ringsum. Vogelsang uns nicht erquickt, Eichen stehn kahl und krumm. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor!   Hier in dieser öden Heide ist das Lager…

Polka und Punk

  Es gibt Alben, bei denen man sich nach mehrmaligem Anhören fragt, warum darauf noch niemand gekommen ist. Die Violent Femmes kamen zu Beginn der 1980-er Jahre auf die Idee Folk und Schrammel-Punk zu verbinden. Das Rezept ist denkbar einfach,…

Warum ich ein Schicksal bin

1 Ich kenne mein Los. Es wird sich einmal an meinen Namen die Erinnerung an etwas Ungeheures anknüpfen – an eine Krisis, wie es keine auf Erden gab, an die tiefste Gewissens-Kollision, an eine Entscheidung, heraufbeschworen gegen alles, was bis…

Zwei

  Sie sitzen sich gegenüber. In gegenseitiger Bestätigung. Während der Andere ganz selbstverständlich große Pläne für die Zukunft schmiedet, bleibt Herr Nipp ganz ruhig und bescheiden. Eine ausgleichende Wirkung. Er hat eine ungefähre Ahnung von dem, was wohl wahrscheinlich kommen…

KERAMIKA

  Dem menschen, der die heutige kultur besitzt, gefallen gebrauchsgegenstände aus glas, porzellan, majolika und steingut am besten, wenn sie undekoriert sind. Aus dem trinkglas will ich trinken. Ob wasser oder wein, bier oder schnaps, das glas sei so beschaffen,…

Durch Sprache kenntlich werden

Kretins… it was perfectly horrible… they should certainly be killed. Virginia Woolf A. J. Weigoni, Schriftsteller und Literaturpädagoge, stellt in seinem Originalton-Hörspiel »Zur Sprache bringen…« Bewohner des Benninghofs der evangelisches Stiftung Hephata vor, die im landläufigen Vokabular Behinderte heißen. Das…

Wie ein anderer…

  er kann weder sprechen noch schweigen er kommt und läßt seine gefühle mitten unter uns einfach stehen   schließlich und endlich das bleibt von der frage die ohne ihn weder kraft noch saft hätte und sieh mal gar nicht…

Die Literatur der Volksgruppen in Österreich

  Verwendet man irgendwo die Bezeichnung ,,Österreichische Literatur“, so wird mit diesem Begriff stets eine Reihe von Namen prominenter, deutschsprachiger österreichischer Autoren als Kenn- und Markenzeichen assoziiert, niemand aber kommt auf den Gedanken, unter dieser Bezeichnung die Mehrsprachigkeit als ldentitätsmerkmal…

Gestauchte Erinnerungen

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Epochen der Dichtkunst

  Wo irgend lebendiger Geist in einem gebildeten Buchstaben gebunden erscheint, da ist Kunst, da ist Absonderung, Stoff zu überwinden, Werkzeuge zu gebrauchen, ein Entwurf und Gesetze der Behandlung. Darum sehn wir die Meister der Poesie sich mächtig bestreben, sie…

LONESOME RIDERS

  vertikale tanzorchester halterahmen butterblumen obsolete chillibohnen   abgefeimte fahrradhändler torschlusspanik maulbeerkranich aufgerückte halbsatzgangster   angedockte tränenspender nahrungstäter sockenfenster eingelegte vorwortbeete   resolute phasenschmelze scherenmonde lesedosen monophobe tonpatronen   angesetzte markenränder hosensteine rosenbeine vollgetankte fahnenkisten   halblegale raumschifflichter hexenlöcher besenreiter…

Die Mauer wird zu einem Photo in einem Geschichtsbuch

Hier ist er also, der große Zeitroman für Marcel-Reich-Ranicki. Wend Kässens, NDR 3, Literatur vor Mitternacht Der Langsamschreiber lässt sich Zeit mit einem ersten Roman. Weiterführend → Zur historischen Abfolge der Stacheldrahteinkerbung in die Landschaft (incl. „Todesstreifen“), eine historische Einführung.…

wischiwaschi & mischmasch

  misch dich nicht ein das geht dich nichts an vermisch nicht andauernd alles und schon gar nicht das wasnicht zusammengehört und wer bestimmt was nicht zusammengehört wer grenzt das voneinander abwieso soll ich mich nicht einmischen wenn ich sehe…

Kete Parsenow

  Die Venus von Siam ist die Kete Parsenow. Feingebogene Dolche sind ihre Augen, wie die der Göttinnen in goldenen Tempeln. Peter Altenberg gab vor einigen Jahren eine Zeitschrift heraus, auf jeder Seite stand »sie« in blonden Farben. Die Kete…

Das Hungertuch für Tom Liwa

Tom Liwa aus Duisburg erhält in Anerkennung seines Lebenswerks das Hungertuch für Musik 2003 Tom Liwa spielte sich mit seinen famousen Flowerpornoes in die Kritikerherzen, als die Begründer der so genannten Hamburger Schule noch im Kindergarten tobten. Nach der Trennung…

Die schwarze Ledertasche

  Ich war jetzt knapp 30 Jahre alt und hatte bereits mehr Jobs als alle anderen um mich herum. Ich maß mir an, es mit jedem einzelnen im Saufen aufzunehmenund ich war mir sicher, dass es keiner der Anwesenden an…

heizöl

cool is kult das leben ein krimi der frühjahrswald atmet nebel aus und pulverdampf erotische filme fernsehquizmaster machn quote schade eigentlich mein kaktus vertrocknet habe afterscheef gewechselt eveline macht selbstverteidigung und gerda die hat sich ne harley gekauft bei aldi…

Zeremonienmeister des Augenblicks

Willy Puchner mit Kommilitonin Elke Mischling, Mitte der 70er Jahre in Selbstinszenierung für eine fotografische Übung an der „Graphischen“ in Wien Heute im aktuellen „Selbstportrait“ zeigt sich der Österreichische Künstler, Fotograf, Zeichner und Autor Willy Puchner ganz anders – mit…

Radio hören

  Er sitzt im Auto, fährt auf der Autobahn von a nach b, von Essen nach Siegen vielleicht. Er hat keinen festen Termin, muss nur ankommen, muss die Ware abliefern. Ware im Wert von 280.000 Euro, richtig gute Ware. Ein…

Nietzsche und das Archiv seiner Schwester

  Der Baron Friedrich von Schennis, den Else Lasker-Schüler in den »Gesichten« so unvergeßlich beschrieben hat, gab hin und wieder eine Geschichte zum besten, die gewiß nicht als verbürgt gelten darf, aber selbst wenn sie erfunden sein sollte, das Grauen…

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  Wer sich zurückzieht wird an den Menschen schuldig oder Stacheln des Alltags der Alltag ist ein Kaktus nur kein Übermaß die Stacheln schützen aber sie vertreiben was gut ist wenn sie zupieksen irgendwas läuft hier schief und wie ein…

KRASH Verlag, der Name war Programm

1989 war ich Underground. Und das war gut so. Denn wir wollten ums Verrecken nicht so sein wie die anderen – die Bölls, Grass‘, Walsers. Wenn man Trash und Indierock hört, kann man Wasserglaslesungen mit Blumenbouquet weniger goutieren. Literatur und…

Das Hungertuch für Manuel Quero

Manuel Quero aus Barcelona erhält in Anerkennung seines künstlerischen Werks das Hungertuch für Choreographie 2003 Queros Werke nutzen die Sprache der Folkwangschule und erweitern diese fortwährend in einen typischen Manuel–Gestus. Seine Mischungen verschiedener Musikrichtungen, von quietschendbunter Popmusik hin zu düsterer…

ABGESCHABT

reißen tapeten in speichern und küchen komm ich aus zerfallenem papiergeröll im kopf such ich brot und fleisch stieben tropfen wie funken unterm dampf der kessel seh ich schwarz flieh ich in zerstrahltem staub schützt mich mein skelett auf der…

Poetische Osmose zwischen dem lyrischen Ich und der Welt

A text that alludes to Eliot’s Waste Land, was set to music by Tom Täger,using minimalist techniques and sound effects like the rustle of paper. Judith Ryan · The Long German Poem in the Long Twentieth Century Folgt man den…

Höhenlinien

  Bernard Herrmanns Oper WUTHERING HEIGHTS hat mich zu Emily Brontë zurückgeführt, deren berühmter Roman gleichen Namens als Vorlage für das Libretto diente. Ich sah vor Jahrzehnten einen sehr guten Film über die Schwestern. Ich lerne die „Sturmhöhen“ jetzt erst…

Der Canterbury Sound

The Soft Machine war der Titel eines Romans von William S. Burroughs, nach dem sich die Gruppe benannte. David Allen hatte Burroughs in Paris kennengelernt und von ihm die Erlaubnis zur Verwendung des Gruppennamens erhalten. Der `Canterbury Sound´ entstand Anfang…

Des Künstlers Seele

An Vernissagen von Galerien würde man ihm mit grosser Wahrscheinlichkeit begegnen, denn gewissermassen ist es seine Pflicht, an solcherlei Anlässen zu erscheinen. Diese Feierlichkeiten – eher von politischer und banaler denn ästhetisch-philosophischer Natur. Er ist also zugegen, hat seine Atelierumgebung…

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Wie sich die Fäden aus Regen an die Scheiben legen: „Lass uns herein!“ Sie kann ihren Blick jetzt nicht mehr gehen lassen Augen durch streift ziellos in sich selbst umher sie dirigiert diesen Wahnsinn auch noch: die Liebe, die Affairen…

Ruth

  Sie müßte eine Patronesse haben – etwa die Kaiserin von Island oder eine reiche Eskimotochter; vielleicht wird es eine Inger auf Östrot sein. Ruth ist eine Tragödin. Schon seit zwei Jahren spielt sie mit Vorliebe Partien aus Ibsens Werken.…

Begegnungsorte

  Unter „Begegnungsorte“ verstehe ich nicht nur Orte im topographischen Sinn, sondern ich meine damit auch Orte und Gelegenheiten, die im Rahmen einer Gemeinschaft Begegnungen, Kontakte, Sich-Kennenlernen ermöglicht und oft Beziehungen oder sogar Freundschaften begründet haben. Solche Begegnungsorte können natürlich…

Grillparzers politisches Vermächtnis

Feldmarschall Radetzky und sein Sänger Gelten in der Not, allein nicht länger! Grillparzer In bedrängten Epochen wird der denkende Österreicher immer auf Grillparzer zurückkommen und dies aus zweifachem Grunde: einmal, weil es in Zeiten, wo alles wankt, ein Refugium ist,…

zwischen den schritten

  beschwerlich ist der weg, ist das gehen, gehen, angst vor dem nächsten schritt jämmerliche banalität, was, wenns nicht weitergeht: ein bein bleibt stehen, eins geneigt zum Wechsel,  sekundenkurz, ehe das gleichgewicht unhaltbar wird – in der luft sind keine…

Verklärte Nacht

  Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain; der Mond läuft mit, sie schaun hinein. Der Mond läuft über hohe Eichen, kein Wölkchen trübt das Himmelslicht, in das die schwarzen Zacken reichen. Die Stimme eines Weibes spricht:   Ich trag…

Sparsamkeit

  Als ich die folgenden Seiten, oder vielmehr den größten Teil derselben schrieb, lebte ich allein im Walde, eine Meile weit von jedem Nachbarn entfernt in einem Hause, das ich selbst am Ufer des Waldenteiches in Concord, Massachusetts, erbaut hatte…

Universalpoesie

  Die progressive Universalpoesie bezeichnet eine bestimmte, romantisch genannte Art von Literatur, welche nicht nur sämtliche literarischen Gattungen – also alle Formen von Lyrik, Drama und nicht zuletzt Prosa – zusammenführt, sondern auch die Literatur mit Philosophie, Kritik und Rhetorik,…

Schwabing

  Vorbemerkung der Redaktion: Obwohl die nonkonformistische Literatur ehrlich und transparent zugleich sein wollte, war gegen Ende der 1960er nur schwer zu fassen. Der Zeitzeuge Erich Mühsam über Schwabing:   Schwabing, habe ich früher schon einmal behauptet, ist, wie Montmartre,…

Das menschliche Ohr

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Ein Hungerkünstler

  In den letzten Jahrzehnten ist das Interesse an Hungerkünstlern sehr zurückgegangen. Während es sich früher gut lohnte, große derartige Vorführungen in eigener Regie zu veranstalten, ist dies heute völlig unmöglich. Es waren andere Zeiten. Damals beschäftigte sich die ganze…

Vor der Halle

  Offensichtlich sieht er sich als Alleinunterhalter, vielleicht wurde er auch dazu animiert oder gar engagiert, wer weiß das schon. Er wartet mit all den anderen hochmotivierten Eltern und Großeltern vor der Halle auf das große Probetraining – Kreisauswahl. Da…

Gleichnis von den Gleichnissen

  Viele beklagen sich, daß die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir. Wenn der Weise sagt: »Gehe hinüber«, so meint er nicht, daß man auf die andere…

Ganz Ohr

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Horchposten

Das Ohr ist ein Organ der Angst, hätte der Mensch nur Augen, Hände, Geschmacks– und Geruchssinn, dann hätte er keine Religion, denn jene Sinnesorgane sind Organe der Kritik und des Skeptizismus. Ludwig Feuerbach Mit literaturpädagogischen Kursen versucht A.J. Weigoni die…

Weit verbreitet

  Romantische Menschen süchtig nach mehr, nach gestern und morgen nach Wolke und Meer. Manch einer will reich sein; Gewinner! Glückspilz! Am liebsten unsuchend finden. Schade. Der Glückliche sucht nicht. Der Enttäuschte mag nicht.       *** Beeren sind…

Ich, Jesus, Scharlatan

In vielerlei Hinsicht ähneln Christen Filmbesuchern aus den Anfangstagen des Kinos, die das Geschehen auf der Leinwand gleichsetzen mit Realität – ein Zustand der Gnade und der Dummheit zugleich. Doch ein Film bleibt immer nur ein Film. Nicht einmal der…

RETTET KILLROY!

DER SOCIAL BEAT IST TOT, ABER DARUM GEHT‘S NICHT: WENN DAS LABEL KILLROY MEDIA VON MICHAEL SCHÖNAUER IN ASPERG ABNIPPELT, STIRBT WAS ANDERES Michael Schönauer ist Urgestein. So ur, daß neulich ein Freund, dem ich von meiner bald bei Killroy…

The Mothers of Invention

Am 27. Juni 1966 erschien von den Mothers of Invention nicht nur die mit der ersten Do-LP der Musikgeschichte sondern auch das erste Konzeptalbum. Und damit ein Jahr vor dem völlig überschätzten Album der Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band.…

Das menschliche Elend

  Die wichtigsten Sachen, welche die ganze Menschheit betreffen, kommen manchmal erst sehr spät zur Sprache, so wie es in großen Ratsversammlungen und Kollegiis zu geschehen pflegt, wo die Aufmerksamkeit auch nicht immer gerade zuerst auf das fällt, worauf sie…

Die Tauben

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Wie fühlt man sich so als Lehrerin?

  Zum ersten Mal steht sie da vorne – vor der Tafel – eine ganze Schulstunde lang. Sie hat sich vorbereitet, hat ihre Unterrichtsstunde mit anderen Schülerinnen gemeinsam entwickelt. Sie weiß um die Funktion der verschiedenen Teile und wird auf…

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Wie sich die Fäden aus Regen an die Scheiben legen: „Lass uns herein!“ Sie kann ihren Blick jetzt nicht mehr gehen lassen Augen durch streift ziellos in sich selbst umher sie dirigiert diesen Wahnsinn auch noch: die Liebe, die Affairen…

O. T.

  W enn das SCHLIEMANN aus ist  dann I st das LSD im Hades R ollt des ökospießers fades B unt heran: No Way No Sun L aßt nur eure hiwis machen E ure zivis laßt nur los I  hr…

Exil und Sprachheimat

A text that alludes to Eliot’s Waste Land,was set to music by Tom Täger,using minimalist techniques and sound effectslike the rustle of paper. Judith Ryan · The Long German Poem in the Long Twentieth Century In ihren poetopathologischen Aufzeichnungen kämpft…

Die Serapions-Brüder

  Aus dem Meere der deutschen Leihbibliothek (nur das Salz und die Tiefe unterscheidet jenes von diesen) ragen die Schriften Hoffmanns als tröstende, liebliche Eilande hervor. Jauchzend springen wir ans Ufer, küssen den grünenden Boden, umarmen Baum und Strauch und…

Nirgends ist Schlaf in der Welt

Ein Versuch, Fernando Pessoa zu verstehen.   Fernando Pessoa: Initiation   Zypressen – du schläfst nicht darunter: Nirgends ist Schlaf in der Welt. Dein Leib: ein Gewänderschatten, Der dein Wesen verborgen hält. Die Nacht – der Tod – rückt dir…

Die Fackel, ein analoger Blog

Als er starb, schien er sich überlebt zu haben. Da er fünfzehn Jahre später aufzuerstehen begann, sahen wir, daß er überlebt hatte und uns überleben wird. Hans Weigel Die Fackel und seine Bücher waren, obwohl ursprünglich lukrativ, zu einem Verlustgeschäft…

Marie Böhm

  Ecke Französische und Charlotten-Straße lachen aus einem der Glaskästen schöne, weiße Zähne, zwischen frischen Lippen in Mädchengesichtern. Manche von den jungen Schauspielerinnen offenbaren ihre ureigene Begabung, denn ihre Perlmutterhecken sind gar nicht erschaffen, am Abend hinter zuckenden Lippen versteckt…

Ist die Zeit ein Planet?

Zeitwörter, Tätigkeitswörter. Zeit, Phantomschmerz der Ewigkeit. Das einzige Thema für den Schriftsteller, bei dem seine Bedingungen, seine Form und sein Inhalt schlichtweg ineinander fallen und untrennbar zusammengehören, ist die Zeit. Das Wirken mit, in und aus ihr ist mindestens so…

Die Bedeutung der Tragödien

  Die Bedeutung der Tragödien ist am leichtesten aus dem Paradoxon zu begreifen. Denn alles Ursprüngliche, weil alles Vermögen gerecht und gleich geteilt ist, erscheint zwar nicht in ursprünglicher Stärke, sondern eigentlich in seiner Schwäche, so daß recht eigentlich das…

Crossover

Kiss my starfish, my chocolate starfish. Fred Durst Mit MTV (ein Akronym für Music Television) begann die Zeit, in der es wichtiger wurde, dass man Songs nicht nur hören, sondern auch sehen kann. Auf die Spitze getrieben haben diese Mehrfachverwertung…

Karl Kraus

  Er steht an der schwelle einer neuen zeit und weist der menschheit, die sich von gott und der natur weit, weit entfernt hat, den weg. Den kopf in den sternen, die füße auf der erde, schreitet er, das herz…

Tage im Umbruch – Ein Engel dreht auf

  Paul Viktor Seißler (27), genannt Peevee, ist unzufrieden mit seinem Studium und dem Leben an sich – als er jäh eines Abends aus der Bahn gerissen wird. Nur knapp entgehen sein Freund Zack und er einem Totschlag. Als Zack…

In der Strafkolonie · Recap

  Das ist nicht wahr, wenn die Leute behaupten, Träume seien verschwommen. »Jeder ist, während er träumt, ein Shakespeare«, sagt der Weise, und noch im unsinnigsten Phantasma der Nacht stehen Konturen und Farben unverrückbar fest. Bäume zum Greifen und saftig…

Consolatio theatri mundi

„… bringen Sie einmal Ihre ganze Rücksichtslosigkeit auf die Bühne | Ihren ganzen Weltekel Bernhard | schreiben Sie so ein Stück Welttheater | dass es das Burgtheater zerreißt | so einen richtigen grandiosen Weltscherz Bernhard | … diesen ganz großen…

Buchflaneure, eine Rückschau auf die MMPM

Das Buch auf solche Weise aufzuschlagen, so daß es winkt wie ein gedeckter Tisch, an dem wir mit all unseren Einfällen, Fragen, Überzeugungen, Schrullen, Vorurteilen, Gedanken Platz nehmen. Walter Benjamin Zuhören, Lesen und Schreiben sind aufeinander bezogene und einander bedingende…

Erinnerung an ein Wiener Faktotum

  Ein Zeitgenosse aus dem legendären „Café Sport“ der Sechzigerjahre in Wien war der Joe Berger, der mit dem einen Auge; d.h. er hatte schon zwei Augen im Kopf, aber eines war ganz zusammengekniffen und mit dem sah er fast…

No. 17

  Für ihre Vielfalt ist sie bekannt und geliebt, Qualität ist Basis ihres internationalen Ansehens: Vom traditionellen Pressendruck über das eBook bis zum illustrativen Holzschnitt, von der Originallithographie über das handgeschöpfte Papier bis zum qualitativ hochwertigen individuellen Einband, vom liebenswerten…

Etwas Wertvolles im Zeitalter der schnellen und endlosen Reproduzierbarkeit

Auf der 17. Mainzer Minipressen-Messe wird Künstlerbuch Unbehaust von Haimo Hieronymus und A.J. Weigoni vorgestellt   Unbehaust ist schrecklich, aber der Text gibt auch die Möglichkeit eines In-der-Sprache-Wohnens. Das ICH kämpft mit dem Auflösungsprozess des Körpers, das Bewusstsein widersetzt sich…

Träger

        Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Gibt es ein Ohrengedächnis?

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Zeichnung

  *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

das Wichtigste beim Dichten

  aber das Wichtigste beim Dichten ist: / ruhig atmen.       teils – teils. Aphorismen von Maximilian Zander (zus. mit Gerd Sonntag), Wiesenburg Verlag, Schweinfurt 2003. Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur,

Egon Adler

  Meine Spelunke verwandelt sich zum türkischen Café, wenn er und ich zusammen Zigaretten rauchen und wir von den Wänden für unsere Häupter die beiden Fez herunterholen, die auf die Griffe meiner Dolche gestülpt sind. Einer der Söhne des gefangenen…

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  Blicke als Pfeile Spalten haben Widerhaken und deine Schwanenhand auch zu schlafen (Rabenhand und Schwanenhand) atemlos wartet jeder Apfel auf deinen Biss     *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

Nachtblaumetallisches Dæmmerungsdunkel

  schwankende Planken hell & dunkel kein Raster fuer Grau/Zonen allenfalls das Wasser\Zeichen der Schrift scheint… noch durch: Zeichen = Verzeichnungen aus zehrender Schwere wird schwebende Leichtigkeit aus philosophischer Schwermut nachklingendes Schweigen…   Botschaften des ein gefrorenen Atems: das Schwarz\weisse…

Der Tod ist ein Termin

Über KING KONGS TÖCHTER von Theresia Walser „Das ist nicht mein Beruf, ich frag mich, ob das überhaupt ein Beruf ist. Schon lange frag ich mich, wann aus diesem Nebensachengewurschtel endlich die Hauptsache erscheint…“ Berta, Carla und Meggie, drei Altenheimpflegerinnen,…

Volkstümlichkeit als Problem

  Um wissenschaftlich »möglichst weiten Kreisen der Leser« nahezukom­men – wie Hermann Schneiders »Schiller« es beabsichtigt – braucht es mehr als Wissen. Am besten belehren uns darüber die großen Popularisatoren der modernen Physik. Sie mischen den Leser ins Spiel und…

Und Böhmen liegt am Meer

  Im Palais Palffy fand am 10. Mai 1965 die Lesung von Ingeborg Bachmann statt. Der Saal war zum Bersten voll. Ich ergatterte gerade noch einen Stehplatz vorne am Rand. Dann setzte ich mich seitlich auf das Podium, auf dem…

Ueber den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen.

Wie sehr auch einige neuere Aesthetiker sichs zum Geschäft machen, die Künste der Phantasie und Empfindung gegen den allgemeinen Glauben, daß sie auf Vergnügen abzwecken, wie gegen einen herabsetzenden Vorwurf zu vertheidigen, so wird dieser Glaube dennoch, nach wie vor,…

Auf der Suche nach der europäischen Seele

  was ist das was soll das sein die europäische seele wer hat sie gesehen wer hat sie gespürt wer hat sie sich ausgedacht wo ist sie zu finden wie ist sie beschaffen ist sie etwas das ein einzelner hat…

Die Kunst, in drei Tagen ein Originalschriftsteller zu werden

  Es gibt Menschen und Schriften, welche Anweisung geben, die lateinische, griechische, französische Sprache in drei Tagen, die Buchhalterei sogar in drei Stunden zu erlernen. Wie man aber in drei Tagen ein guter Originalschriftsteller werden könne, wurde noch nicht gezeigt.…

Unter dem Dach

  Gemurmel hatte ihn schon früh geweckt, unerwartetes Gemurmel. Aber niemand war zu sehen, keiner in irgendeiner Weise auszumachen. Von irgendwoher dieses Murmeln und manchmal schien es ihm, als höre er Gelächter oder zumindest gurgelndes Gekicher. Herr Nipp hatte auf…

Warum noch Gedichte?

“Es war, als träte ich ins Manuskript ein…” (Dürrenmatt, Justiz) Was wissen wir schon von einem Gedicht?! Wir wissen nicht einmal, welches Wetter bei seiner Entstehung dominierte. Nur ein wenig Sensibilität des jeweiligen Autors scheint registrierbar. Aber was besagt dies…