Kategorie: Allgemein

abdunkeln

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

SPRACHE UND EXIL

Nach Jahren kam, verstört, ich wieder her; der alten Gassen manche sind nicht mehr, der Ringturm kantig sich zum Himmel stemmt: erst in der Heimat bin ich ewig fremd. Theodor Kramer – Wien, 28.11.1957 Wiedersehen mit der Heimat, GA III/590…

Silbentransfer

  Unsere Arbeit bestand darin sich gegenseitig eigene Texte zur Gestaltung frei zugeben und selbst mit dem Erhaltenen ein neues Ganzes zu schaffen. Ein Gedicht ist oft durch drei, vier Hände gegangen und immer wieder zum Verantwortlichen zurück gekehrt, bis…

Social Beat vs. digitales Dasein

Vorbemerkung der Redaktion: Nach Enno Stahls fulminantem Zeitdokument Deutscher Trash präsentiert KUNO zum 10. Jubiläum seine Analyse dieser Jugendbewegung, dem sogenannten „Social Beat“.   I. Social Beat – Eins vorweg: Social Beat ist Vergangenheit, ist tot, ist komplett gegessen. Daran lässt…

Der merkwürdige Mann im Café

Kowalski ist ein großer, ein sehr großer Erzähler. Wer ihn liest, der wird reich. Juan Pedro Gutiérrez Komik und Tragik, Humor und Schrecken werden dem Leser bei der Lektüre begegnen. 10 Geschichten + 1 Bonustrack, aufgeschrieben in einer temporeichen Sprache…

:

Sie ist ihre eigene Halluzination, sie hat keine Ränder. Sie schluckt Haare, Mandarinenfäden, sie erstickt an ihren Strähnen. Sein Schauen will zu ihr, macht einen Sprung auf sie zu, sie, Schaukelpferdchen und immernervös, zuckt zurück, nichts gehorcht, sie ist der…

Nüsse

  Als er losging, zeigte der Himmel schon sein schwierig zu benennendes herbstliches Farbenspiel. Über die gesamte Fläche hatten sich Wolkenschläuche gebildet, die an den Rändern ausfransten, teilweise ineinander überliefen. Wie so oft, wenn Wolken nicht als geschlossene Masse auftreten,…

Wo liegt Schland?

  Schland – ein liebevoller Neckname für ein Land, das man langsam beginnt, ein wenig liebzuhaben im Unterschied zu früheren Jahrzehnten, wo viele Deutsche jedes südliche Ausland angeblich oder wirklich lieber mochten, wo man nicht gern als Deutscher (an)gesehen werden…

An dieser Stelle

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Die Diebischen

  Der Ruhrradwanderweg kann inzwischen, da er immer weiter ausgebaut wird, immer besser von der Quelle bis nach Duisburg befahren werden. Dabei sind verschiedenste Entwicklungsstufen und Landschaftsformen zu entdecken. So wurden in den vergangen fünf Jahren die Bereiche im Raum…

:

rotgeschnäbelt das Schiff meiner Sehnsucht nimmt mich unter fittichartige Arme eine Kindheit wischt Angst weg und nicht immer die Flügel schlagen zwischen Wind und Wind zwischen Himmel und Himmel Gesang von Kranichen als wieder ein Frühling ist und am Herzen…

Redewendungsreferenz

  Ratten\ schwænze schlængeln sich zwischen den Haar wurzeln ueber Deine hirn rissige Kopf haut & næseln næchtens nach … Nixennahrung       *** Letternmusik, Gedichte von A.J. Weigoni, zuerst erschienen beim Rospo-Verlag, Hamburg, 1995 – remastered 2016 für…

ROTATION

  Auch in diesem Jahr wird die Veranstaltungsreihe des Kunstsommers mit der Ateliergemeinschaft Friedrichstraße eröffnet. Doch anders als in den Jahren zuvor haben sich die „Vier unter einem Dach“, zu denen jetzt neben Thomas Kellner, Jochen Dietrich und Melanie Müller…

Ross II

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Federsee morgens

der winter hatdas röhricht zurschlachtbank geführtklirrweiß schwang erdie sense doch die warstumpfso liegen die halme ins moor gebettet angeflochtene zöpfeim lautlosen morgenähneln sie modefrisuren jungermänner zu scharfen bürstengekämmtmit denen sie die himmel ritzen *** An den Ufern der Wildnis. Gedichte…

Bergrücken

  Zwischen den Tischen stehen ziemlich viele harte Stühle. Holzstühle. Man kennt sie noch von ganz früher. Schulstühle. Auf diesen Sitzgelegenheiten haben sich halbe Kinder eingefunden. Sie sind lärmend in den Raum gekommen, haben geplappert, haben teilweise ernsthaft lächerliche Gespräche…

Verdacht

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Aus der Tiefe des Raumes

  „Der aus der Tiefe des Raumes plötzlich vorstoßende Netzer hatte ‚thrill‘. ‘Thrill‘, das ist das Ereignis, das nicht erwartete Manöver, das ist die Verwandlung von Geometrie in Energie, die vor Glück wahnsinnig machende Explosion im Strafraum, ‚thrill‘, das ist…

Unwetterwarnung

Das Kräuseln deiner Stirne Am Morgen ist mein innerer Gottesbeweis: hinter den Schmalen Tälern der Haut, in den Abgründen des Selbst regt sich, was wir Nicht begreifen. Du verhandelst im Schlaf Schon mit mir – ich solle, Sagst du, mich…

Landschaft

    *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

:

Verkörper mich silbrige Fibrillen Schleim im schönen Kleid wann? Die Antwort ist Wahnsinn Brustwarzen als Fühler als Nacktschneckenköpfe ausgefahren dein Blick echot ein altes Licht die Läuse der Buchstaben jucken Algen, faderartig gespreizt sind die Erinnerungen oder Zweige grätschen sich…

Achten oder Die Sprache achten

  Im Rügen auf der Insel oder immer an den Kreide Felsen entlangdie Landschaft steil schreibenkönnen wunderdachte ich daran Ost deutsch ist erwischt werden warum heißt eine insel soich glitschte über die felsengrün hasswort für ausgleitendes zerrenneben euch strahlekeimern welkgewimmeroder…

Slowenenvertreibung

  Am frühen Morgen des 14. April 1942 drangen Einheiten des Reservepolizeibattaillons 171 bis zu den entlegensten Gehöften von kärntner-slowenischen Bauernfamilien vor und erfüllten den Einsatzbefehl der Dienststelle des RKFDV (Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums), der die Deportation von…

Peter seins

  Der berg ist tot  wir treten die kavernen Die ämter jagen preßbrigaden raus Der wiener lernt ’s nicht  doch er lernt es eahnen   Die spatzenheit stirbt  im gehöf nicht aus solang knecht Miz von Miklagard betraklt Der osten…

Letzter Gruß

  Als er aufwachte an diesem Samstagmorgen, schob sich gerade eine schleierhafte Nebelschicht aus den Feldern über die Straße. Der Schlaf im Beifahrerstuhl eines Reisebusses kann kaum die Funktion erfüllen, erholsam zu sein. Ein halbwacher Dämmerzustand vielmehr, der immer wieder…

Silberfische

  Rückzug. Ausbruch. Rückzug. Füllfederhalter, Buntstifte, Schreibmaschinen, die wieder nicht funktionieren. Sie ekeln sich vor der Wahrheit. Sie fürchten sich zu weinen. Sie trinken, Kaffee, Kaffee, Kaffee, rauchen starke Zigaretten, stoppelbärtig einer kalten Hoffnung zu und barfuß über kaltes Steinzeug…

:

es gondeln Galiamelonen blinde Maulwürfe schlagen unter der Erde Räder wenn es Blumen regnet und wir noch echt sind: Schaukelpferde Diese Priesterrippe Schnabelschwäne Arschsonnen Boschs *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

3. Welttag der Poesie

Am 21. März wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die KUNO-Redaktion empfiehlt an diesem Tag daher Preziosen aus dem Bereich Hörbuch. Blutrausch erzählt…

Der Frühling

  Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde, Die Tage kommen blütenreich und milde, Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen Vom Himmel abwärts, wo die Tag entstehen. Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten Wie eine Pracht, wo Feste…

schreib mir

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin.

Mischwerte

  „Wie kannst du nur deine reale Welt mit deiner geschriebenen Fiktion vermischen?“ „Ich glaube, dass es egal ist.“ „Was willst du damit sagen?“ „Nun ja, es ist egal – doch wirklich und einfach völlig egal, ob etwas erlebt wurde…

Metaprozesse

  Für zwei Euro auf dem Flohmarkt: „Brehm’s Illustrirtes Thierleben. Für Volk und Schule bearbeitet von Friedrich Schödler. Mit 709 Abbildungen nach der Natur, ausgeführt unter Leitung von R. Kretschmer und E. Schmidt, und 1 Karte ‘Heimath der wichtigsten Thiere’.…

MEIßELBRUT

bin ich ganz form im übergang zwischen kopf und leib komm ich aus rissiger erde will ich immer fort züngeln die ähren im tanz des korns wie ein loderndes feuer wimmle ich am ursprung der saat schaff ich eine brut…

:

Schnee schmilzt glitzert Helle Hitze Ich als Waldeslücke früher nannte man mich Entzücken *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird.…

Schade, leider kein Geschenk

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Von Mäusen und Menschen

  Bücher helfen ei’m nich. Jeder Mensch braucht ’n andern – jemand, der in der Nähe is.‘ Weinerlich fuhr er fort: ‚Ein Mensch geht kaputt, wenn er niemand hat. Macht keinen Unterschied, wer’s is, wenn man nur jemand hat. Kann…

HUCH:

Betrachtungen eines ewigen Lesers zur autobiografischen Roman-Lawine von Ilse Kilic und Fritz Widhalm Auf einen dritten Teil des „Verwicklungsromans“ wird zum Schluss der zwei vorliegenden Teile des systematischen Romanfragments DIESES UFER IST RASCHER ALS EIN FLUSS! und NEUE NACHRICHTEN VOM…

Groteske

  Seine Ehehälfte sucht der Mond, Da sonst das Leben sich nicht lohnt.   Der Lenzschalk springt mit grünen Füßen, Ein Heuschreck über die Wiesen.   Steif steht im Teich die Schmackeduzie, Es sehnt und dehnt sich Fräulein Luzie.  …

Entdecken aus Langeweile

  Das Warten an sich ist ein Zustand, dem sich der Mensch täglich hingibt, hingeben muss, er steht irgendwo, wartet auf einen etwas zu spät kommenden Bus. Sitzt auf einer Mauer, weil der beste Freund noch im Stau steht. Vor…

Wer keinen blassen Schimmer hat

  Man nehme einen Traum egal welchen / denen die endgültig wach geworden sind empfehlen wir jenen den sie gerade ausgeträumt haben / man wähle daraus eine Person / einen der klein beigibt oder einen der die Front kennt /…

:

Hände im Schotter stottern und deine Mutter ist eine Mutter der Fetzen zerschnitten das innere Kind dennoch Lichtfontänen in den Himmel gesprüht das Bildergewirr aus Erinnerungen verstrickt zum Knäuel: verglimmt Wind wirft: rund dich zum Anfang wo silbern Licht zuckt…

Land/schaft

    ohne Vorwarnung ragt er aus dem Schatten der fremdgewordne Ort das überkommne Grauen breitet sich aus in Rot & Weiß eine Leere im Blick verrät vorerst Entwarnung     *** Quelle: Dichtungsring Nr. 31/2002 (FremdLand) Weiterführend → Ulrich Bergmann…

: 2 = Verweisungszeichen zur Literatur

  Ähnlich wie beim Fussball gibt es auch in der Literatur zahllose Experten, die als Bundestrainer immerzu die elf richtigen Vorsätze andenken, um bestenfalls zu Adi Preißlers Erkenntnis zu gelangen:
“Entscheidend is auffem Platz.“ I Allegro Es ist nicht leicht im…

Eine Erinnerung an Alois Hergouth

  In meiner Erinnerung sehe ich uns beisammen sitzen: den Alois Hergouth, den Jean Charles Lombard, den France Filipic und mich, nach einer Veranstaltung des Alpenländischen Schriftstellerkongresses in Radkersburg/Radenci, in irgendeinem Gasthaus, bei Wein und Zigaretten und im Gespräch. Alle…

Sachse

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

andere Ordnung

Dass eines mal klargestellt ist: Ordnung muss sein, zumal im Garten. Werkzeuge gehören dort draußen in die geordnete Natur nicht hinein, nur wenn gearbeitet wird. Nur für die Dauer der Arbeit, auch in der Mittagspause sind sie ordnungsgemäß zu verstauen.…

Ach, Spätschatten

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Nonkonformistische Literatur zwischen 1989 und 2001

Das Gossenheft ist eine neue Richtung in der Literatur. Dr. Ulrich Janetzki / LCB, Berlin 1989 erschien im KRASH-Verlag das erste Gossenheft mit dem Titel Jaguar, der Verlag aus der Domstadt griff auf eine Tradition zurück. Die ersten Groschenhefte erschienen…

Aufklärung ist eine Erfindung, damit wir uns sicher fühlen

  Bis der Leichenwagen der Mordkommission kam, kaute der Schleusenwärter an seinen Fingernägeln. Seine Mutter hatte ihm das Knabbern an den Nägeln vor vierzig Jahren abgewöhnt. Hatte Senf auf seine Hände gestrichen. In diesem Moment wünschte sich der Schleusenwärter, sie…

Schleusenwärter

  Die aufgehende Sonne hatte die Farbe von glühendem Stahl. Alles blieb ruhig im Hotel Alt Crange, den Häusern, den Wohnwagen. Noch. Der Müll der Cranger Kirmes blieb auf den Straßen kleben. Der Goldrausch war vorbei. Die Menschen hatten sich…

Gefühlsentleerte Welt

  Während alle zum Himmel sahen, starrte er auf die Erde. Bronischewskis Laune war ins Bodenlose gesunken. Er hatte vielen Frauen in den Ausschnitt gestarrt, um den Fitzel eines roten BH’s zu sehen. Die Hitze hatte ihn zehn lange Tage…

Pannaskopp

  Hinter der Telefonzelle auf dem Schleusengelände lehnte der Sterbende mit dem Rücken an der Rückwand. Man hätte ihn für einen Betrunkenen halten können. Giancarlos Tod umgab die gleiche Leere, die sein Leben geprägt hatte. Um das fette Faktotum wölbte…

Chill–Out

  Indes: Träumend, beinahe wie die Generation ihrer Eltern, lagen Ansgar und Shari auf dem Rasen und ließen sich das Gras schmecken. »Hmmm… gutes Zeug!«, atmete Ansgar nach einem tiefen Zug aus. »Is‘ echt gut für’n Chill–Out!« Shari nuckelte an…

Leidenschaftliche Hingabe als Akt der Selbstvernichtung

  Magische Öffnung des Blicks. Giancarlo sah den Weg zur Schleuse mit der Gleichmütigkeit eines Melancholikers hinauf, der die Ziellosigkeit zum Lebenssinn erklärt hat. Hielt ihm der schwarze Engel ein flammendes Schwert entgegen? Die Schwarze Witwe und der Fallsüchtige, kommunizierend…

Ein Buch beenden

  Dass Herr Nipp ein süchtiger Leser von Romanen aller Art war, muss nicht besonders erwähnt werden. Aber jedes Mal, wenn er zu einem Ende kam, konnte auch Lämmchens Trost auf der letzten Seite von „Kleiner Mann – was nun“…

:

ohne Eile die Natur sich in den Regen stellen nickend sickern Scherenschnitte: die Köpfe der Schwäne magische Körper einer anderen Welt *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie…

Magnetisch

  Alleingelassen in der Zelle der Erinnerung. Mae sah auf, als sie Schritte auf dem Boden spürte. Vor ihr stand so plötzlich eine Frau mit langen schwarzen Haaren, dass sie unwillkürlich an die Geistergeschichten denken musste, die man ihr als…

Zeche Unser Fritz

  Mae konnte von ihrem Platz das Treiben der Menschen beobachten. Sie sah die balzenden Pärchen am Kanalufer, dachte wehmütig an ihren Josef. Hörte das Seufzen, das Stöhnen, ein Wasserglucksen, ein Rauschen. Die Schleusentore wurden geöffnet. Ein Schipper fuhr mit…

Grausamkeit ist Teil der menschlichen Natur

  Sie bewegte sich langsam, fast schwebend. War den Weg zur Schleuse hinaufgeschlendert, vorbei an den letzten Buden, dem Feuerwehrwagen. Vereinzelte Paare und Passanten schlurften gleichgültig an ihr vorüber. Der Kanal lag glitzernd vor ihnen, erinnerte an flüssiges Blei. Die…

Erfahrungszusammenhang

  Wenn man in der Provinz aufwuchs, gehörte man als Langhaariger bereits zu den üblichen Verdächtigen. Wir liessen uns allerdings nicht von Mädchen mit indischen Kleidern Blumen ins Haar pflechten. Wir verstanden uns als Nonkonformisten. Das analoge Internet ging per…

Baller dat Magazin leer

  »Alles auf Kohle hier und deshalb wird jetzt Kohle gespart: Wer hat noch nicht, wer will noch mal? 10 Schuss 5 Mark!« Die schleimverklebte Stimme des Mannes hinter der Schießbude klang dumpf durch das Mikrophon. Ansgar ballerte auf die…

Amazone

  Er war gefangen in den Geschichten aus der Geschichte. Bezaubert durch Gerüche und Gerüchte. Giancarlo fühlte sich für einem kurzen Moment auf einer Opernbühne, schnupperte das Parfum der Frauen… Blieb stehen, ließ sich fallen. Schloss verwirrt die Augen, als…

Kimme und Korn

  Verwirrspiel. Die hyperaktiven Hipster waren uneins über die Richtung. Vordergründig. »Will was zum Kuscheln«, quengelte Shari an einer der vielen Schießbuden. Sie meinte ihn damit. War gespannt, wie er darauf reagieren würde. Reagierte logisch, statt aggressiv mit ihr zu…

Wegen Betriebsstörung geschlossen

  In der Woge von Menschenleibern fühlte sich Giancarlo geborgen. Jacqueline griff nach seiner Hand. Das Atmen fiel ihm schwer, trotz der Hitze hatte er am ganzen Körper eine Gänsehaut. Im Nacken hatte es zu kribbeln begonnen. »Oh Gott…«, stammelte…

Leben in Möglichkeitsfloskeln X

Es ist ein schönes Leben – hinter euren Vorstellungen und ein flaches Denken – vor eurer Stirm. Das weite Brachland eurer Fehleinschätzungen ist meine Spielwiese. Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid /…

St Peter

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Verspanntheit

  Giancarlo spürte, wie sich die Verspanntheit unerträglich in seinem ganzem Körper ausbreitete. Er hatte mit Jacqueline den Armen Ritter verlassen. Petra Kauss registrierte ihr Fortgehen mit gemischten Gefühlen. Die drei Kinder kamen zurück und beanspruchten mit ihren lebhaften Erzählungen…

Anbaggertypen

  Kurz vor dem Feuerwerk legte die Kirmes ihre Schminke ab. Die Fröhlichkeit in den Biergärten wurde porös und hohl. Anbaggertypen starteten voll durch, um eine Biernutte für diese Nacht mit nach Hause nehmen zu können. Der Zauber der alteingesessenen…

Rattenscharf

  »Konntest die Glotzer nicht von ihrem roten Palmers–Bustier lassen. Und dann hat sie dich einfach umgehauen!« Shari reizte Bronischewski mit einem kalten Lächeln. Er spürte seine Wut. Würde sie am liebsten übers Knie legen und ihr den Arsch versohlen.…

Spleenige Marotten

  Mae lotste den arroganten Beamten auf dem schnellsten Weg am alten Schloss Crange entlang, vorbei an den Budengassen, vorbei an den Fachwerkhäusern. Galonska, der sie begleitete, hatte sich über Tilkowskis Auftrag gewundert, das Grab des Hundes zu suchen. War…

Alles ist nur ein Traum

    Die Eingebung stellte sich selbst–verständlich bei ihr ein, nachdem Reiner Kauss zu seiner Familie gegangen war. Jacqueline war völlig irritiert, ein neues Gefühl strömte auf sie ein, sie empfand ein Mit–Leiden: „Ich muss ihn abschütteln“. Sie dachte darüber…

Klaustrophobischer Subjektivismus

  Ansgar schwieg. Er hatte sich sämtlicher Beweise entledigt. Das Andere lag in einem geheimen Depot, vergessen und vergraben am Kanal. Sie würden tagelang danach suchen müssen. Tilkowski sah Bronischewski an. Glaubte, dass sich sein Gesicht eine Spur ins Rot…

Kompromisslosigkeit eines Jägers

  Jacqueline streichelte unauffällig mit den Fingerkuppen an der Außenseite seiner Oberschenkel entlang. Kratzte mit den Fingernägeln über den Stoff. Abermals schaute Giancarlo erstaunt auf. „Sie hat gelächelt. Das Neonlicht blendet mich für einen Augenblick. Darf die Lider nicht mehr…

Reality–Check

  Ansgar und Shari waren schlagartig nüchtern. Nicht der Kaffee aus der Sonderwache brachte sie von ihrem Trip runter. Ihr neues Selbst entstand durch permanenten Reality–Check. Immerfort meldeten die Sinnesorgane, in welchem Zustand sich ihre Körper und dessen Umgebung befanden.…

Die Geschichte der Überlieferung

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

MS Franziska

  Ein Virus oder ein Festplattenriss im Hirn? Im Sprinttempo lief Gedachtes in Giancarlos Kopf Amok: „Sie taxiert mich. Checkt mich ab. Zoll um Zoll. Sieht mich an. Ganz genau. Meine Augen. Nase. Mund. Brust. Hände. Beine. Meine Schuhe. Muss…

Verblasste Tattoos

  »Brauchen Sie Hilfe?« Bronischewski sah in die verwässerten Augen eines Mannes, der die Sechzig überschritten hatte. Verblasste Tattoos erzählten Geschichten von fernen Ländern. Ein alter Seebär, der schon in gefährlicheren Gewässern gestrandet war. Kurz bevor die Glut der filterlosen…

Auf weiches Entfernen zu

  Sturz, wenn Unterwegssein abwärts rast Sturz, kopffallen, auf weiches Entfernen zu.   Sturz, vorsichts- halber gedacht: Nichtmehrsein.   Sturz, ankommen, zerschmettert, fragmentiertes JAgebilde.   Sturz, der gebiert Widersein, Widersinn, ausgelitten als Glühendes immer zu spät.     *** Weiterführend…

Postpunk

  »Fuck it anyway, wie oft soll ich noch sagen: Ich weiß nicht, wo diese Votze steckt!«, schrie der Typ mit dem Aufdruck: „Ich trinke, rauche Shit, lese Pornos und bin ständig geil“ auf dem Shirt. Hauptsache controversial. Er wand…

Verdampfermaschinen und Karbidlampen

  Jeder nannte sie Mae, kaum jemand hatte die Folie für diesen Spitznamen je auf der Leinwand gesehen, niemand hatte den bösten Satz des ersten platinblonden Sexsymbols der amerikanischen Traumfabrik aus den 1930–er Jahren im Original gehört: „Is it a…

Schifferschaukel

  Galonska hielt sich konsequent im Schatten von Bronischewski. Der blieb stehen und sah sich die Schifferschaukel an, das einzige Fahrgeschäft, bei denen der Fahrgast die Bewegung selbst erzeugt. Sah sich mit einer Jugendliebe auf der Schaukel stehen. Erinnerte sich…

Vorspiel zur Selbstauslöschung

  Karnickelfangschlag. Jacqueline konnte seine Angst riechen, bevor sich der Schweiß zeigte. Seine Furcht wuchs ins Unerträgliche. Sie musste lediglich abwarten und ihn behutsam zur Grenze des Wahnsinns geleiten. Er würde ihr als reife Frucht in den Schoss fallen. Würde…

Tanzende Derwische

  Kawumm. Am Autoscooter krachten die Wagen rhythmisch aufeinander. Die hämmernde Musik wurde bis zum Anschlag aufgezogen. Ein strunziger Dee Jay hatte sich erdreistet, Maschine Gun zu covern. Lauter Einzelteile und kein Ganzes mehr. Das Licht flackerte im Takt. 177…

Armer Ritter

  Verschnaufpause. In Zeitlupe ließen sich Giancarlo und Jacqueline auf die blauen Plastikstühle im Biergarten Zum armen Ritter niedersinken. Sie sah auf den Kanal. Das Wasser spiegelte die Lichter der Kirmes wieder. Verzerrt und doch zauberhaft. Er fragte sich, ob…

:

aus dem Mund gewürgt aus der Vagina gewachsen ist der Tod nur ein schwarzer Ast *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das…

Wir bleiben in Verbindung

  In der Polizeisonderwache Crange tigerte Martin Tilkowski unruhig auf und ab. Spürte die stetig ansteigende Fieberkurve. Wie sagt der Volksmund in dieser Region so treffend: „Die Kacke is‘ am dampfen.“ Und, so meinte der Alte eine Ankünftigung vorauszuahnen, es…

Klassische Boxer–Geschichten haben kein Happy–End

  Giancarlo dachte angestrengt über sie nach. „Ganz grün ist sie im Gesicht. Hat die Augen geschlossen. Ihr Gesicht ist zart und verschmälert sich von den feinen Jochbeinen zum Kinn. Der Mund sensibel geformt, die Lippen liegen locker übereinander…“ Ihm…

Flying Circus

  Hier war sein Revier. Bronischewski kannte die Cranger Kirmes, erkannte seine Pappenheimer. Ihm war aufgefallen, dass Galonska ihm schon eine Weile in gebührendem Abstand folgte. „Verdammte Spürnase…“, klagte er sein trostloses Daseinsverständnis an, „der Sinn meines Lebens besteht für…

Kariesverursachende Plaquesäuren

Jacqueline setzte vorsichtig einen Fuß nach dem anderen auf die Stufen. Checkte die Lage. Der Toilettenwagen war leer. Sie drehte den Wasserhahn an, ließ ihn so lange laufen, bis das Wasser einigermaßen kalt war. Spülte den Mund aus. Wischte sich…