Kategorie: Allgemein

HINTERHOF

  ich gehe in den hinterhof eines halb verfallenen hauses, dessen bewohner als asozial gelten, und trage einen beutel bei mir. denn ich will flaschen im müll suchen, sie verkaufen und damit etwas geld erwerben. knapp kann ich mich vor…

Mirabellen nicht, aber gelbe Kreiken

  Schon Handke schrieb in seiner Geschichte des Bleistifts, dass erlebte Zeit und Orte etwas mit den gepflückten Früchten gemein haben müssten und so falsch lag er damit wohl nicht. Damals, Ende der siebziger Jahre, waren die Grundstücke auf der…

Social Beat, ein Bericht aus der Szene

  Social Beat war eine Literaturszene der 1990er Jahre. Der Begriff wurde 1993 als Schlagwort des Berliner Literaturfestivals „Töte den Affen“ von Jörg A. Dahlmeyer und Thomas Nöske, angelehnt an die amerikanische Beat Generation, Charles Bukowski und moderne französische Autoren,…

Bildtagebuch

Am 1. Januar 2003 startete Peter Meilchen das Bildtagebuch Beobachtungen eines Unsichtbaren.   Vieles, was wir an Bildern wahrnehmen und assoziierend in unseren Gedanken und in der Kombination mit unseren Erfahrungen verbinden, geschieht in der Stille unserer Beobachtungen. Das meiste,…

Der Essay als Versuchsanordnung

Der Essay trägt dem Bewusstsein der Nichtidentität Rechnung, ohne es auch nur auszusprechen; radikal im Nichtradikalismus, in der Enthaltung von aller Reduktion auf ein Prinzip, im Akzentuieren des Partiellen gegenüber der Totale, im Stückhaften. Theodor W. Adorno Eine Rückblende auf…

Wie vergessen?

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

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  wir sind die papierdrachen die rotierenden toten   bewusstsein im vogelflug so ist das licht   spricht deine namen aus buchstabiert sie als blätter rauschen   auf den ahnungslosen rücken einer frau die einen kinderwagen schiebt:   wir  …

Fake Jazz

    „Ich übte, las, hörte und studierte Musik, bis ich begann, Teile von mir selbst in der Musik zu finden, winzige kleine Durchbrüche“ John Lurie       The Lounge Lizards ironisierten die Haltung des Jazz und verknüpften „die…

Schland_Replika

Weiterführend → Anmerkung der Redaktion: Zur Ausstellungseröffnung wird der Super-8-Film Schland mit einem Ohr-Ratorium von A.J. Weigoni uraufgeführt. Frank Michaelis, Saxophon (Komposition), Marion Haberstroh und Kai Mönnich, Schauspieler. – Remastered von Tom Täger für die Edition Das Labor, Mülheim an…

Rodneys Underground Press – im Dienste der Underground-Literatur

Was ist noch Underground in einer Welt, wo sich jeder via Internet selbst verwirklichen kann, ja bis auf die Unterhose selbst darstellen kann? Der Begriff Underground irritiert heutzutage. Underground-Literatur in den 1970ern bis in die 90er war Untergrund, weil kaum…

Falkenmotiv

  Zwischendurch zieht Herr Nipp immer wieder mal mit seinem Rad verbotenerweise seine Runden auf dem alten Friedhof, der fast wöchentlich einige Gräber verliert. Inzwischen ist es ein violett blühender Park geworden. Riesige Rhododendren sind stehen geblieben und einige alte…

Manifest in „Transition“

Dichtung ist vertikal Man ist zu horizontal gewesen, ich habe Lust, vertikal zu sein. Léon Paul Farque In einer vom Positivismus hypnotisierten Welt proklamieren wir die Autonomie der poetischen Vision, die Hegemonie des inneren über das äußere Leben. Wir verwerfen…

Erden

  Kaum der Tristesse des allgemeinen Alltags entronnen, kümmerte er sich liebevoll um den Garten. Auch wenn Außenstehende sicherlich vermutet hätten, dass er eine gewisse Wut im Bauch haben musste, denn wütend, geradezu grob sah das Geschehen wohl aus, er…

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Strahlen der Sonne: Nabelschnur Totenkäfer gehen heimlich wachsen aus den Augenhöhlen Blumen komm feg mich auf mein Gesicht in Schichten ist immer noch zuviele *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der…

Haltstrom

Wiedergewinnendes Abermalssagen, neuerrechnetes Obergewässer, unterbemitteltes Abweggesuch: Wiedererfundenes Neuamende, außengeleitetes wiedergewonnenes Tragen. *** orten vernähte alphabetien Texte von Angelika Janz. Verlag Wiecker Bote, Greifswald 2002. Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus…

LEBENSRÄUME

solang der winter dauert lebe ich nach innen birgt mich der raum ein ausgehöhlter stumpf denk ich wie pflanzen wachsen nach der kälte leuchten blüten ultraviolett tastet sie ab das freie tier spielt es im kraut mit mir gekerbt der…

Verstecke

Ich kannte in der Wohnung schon alle Verstecke und kam in sie wie in ein Haus zurück, in dem man sicher ist, alles beim alten zu finden. Mir schlug das Herz, ich hielt den Atem an. Hier war ich in…

Siebengesang des Todes

  Bläulich dämmert der Frühling; unter saugenden Bäumen Wandert ein Dunkles in Abend und Untergang, Lauschend der sanften Klage der Amsel. Schweigend erscheint die Nacht, ein blutendes Wild, Das langsam hinsinkt am Hügel. In feuchter Luft schwankt blühendes Apfelgezweig, Löst…

Wie man Ich wird

  Mit Hinweis auf neurobiologische Forschungen erklärt Harald Welzer, dass dem menschlichen Gedächtnis ein aktiver mentaler Prozess zugrunde liegt, der weitgehend unbewusst und „implizit“ funktioniert. Das menschliche Gedächtnis hat eine soziale Funktion: In unterschiedlichen Gedächtnis-Funktionen organisiert sich das Wechselspiel von…

Die Lügner

  Wenn sie dir Zunge zeigen und Worte machen.   Wenn sie, spektabel schweigende Wesen, sich zungenfertig versieren.   Wenn sie dir das Wort von der Zunge lecken, plazieren neben die Widersachen.   Wenn sie dann züngelnd ihr eigen Nabelfeuer…

Leben in Möglichkeitsfloskeln XI

  Merkwürdig, wie manch ein Tag einen drückt, obwohl keine erkennbare, bewußte oder bekannte Bedrohung über ihm lastet. Als gäbe es einen Grundeindruck des unangenehmen Gefühls, das sich mit einem Mal und völlig ungerufen einstellt, aus seinem latenten Vorhandensein, seinem…

Dritte handgeschriebene Anthologie

  JESSE GLASS MY SYMPHONY Everything You hear While reading this. Lyrik findet in den Nischen statt. Lyrik ist nicht wichtig, aber wesentlich. Lyrik ist Sache der „happy few“. Diese wenigen allerdings würden krank ohne die Gedichte. Indem wir die…

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Lachst du als Wasser meine Landschaft geht in Krümmung vor dir auf Dunkelzucht Krallenspur und Mord ist mein Beruf ja Marktlücke wenn Gott als Strauch aus der Erde wächst mit jeder abfallenden Beere Tode stirbt zieht die Nacht an der…

Völlig chaotisch diese Frau

  Je länger ich sie kenne, umso mehr bemerke ich das Chaos, das sie fabriziert, hinterlässt, und in mein Leben bringt. Ich brauche meine Ruhe, und wenn ich sie dann endlich habe, fällt mir auf, dass ich etwas vermisse: Diese…

Venlo

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Zustimmung

  Einen wunderbaren schriftlichen Versuch hatte er in die Finger bekommen, hatte mit Lust geschmökert und war verblüfft über die geistige Reife der jungen Autorin. Zum Thema „Das Höhlengleichnis als literarische Adaptionsschablone“ hatte sie Gedanken von einer unglaublichen Tiefe entwickelt…

Wer hats erfunden?

    Weiterfühend → Wann begann die Geschichte des Selfie? A.J. Weigoni datiert sie auf „Selbstbildnis im Pelzrock“ aus dem Jahr 1500. Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im…

Alte Katze

    Katzenliteratur ist ihr ein Begriff. Gleich nach Grenzöffnung suchte sie die esoterischen Teestuben auf kaufte wenig aber hörte gern die Vogelstimmen mit Kopfhörern, um sich in die Stimmung einer Kontemplativen zu versetzen. Auf einer Pelztrommel saß sie ohne…

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Tot. Das O im Wort tot ist ein Loch in das sie flüchten kann, wenn jemand sie schlägt. Dann scheint für Momente alles gut zu sein. Eine Höhle lässt sie frei, auch wenn das nach Widerspruch klingt. Mann muss ja…

Sich über die dunklen Seiten

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Verblendungszusammenhang

    endzeitgemæsse Betrachtungen von Fortschrittsskeptikern aus dem Fundus der Alptraumikonografie treffen in den Augenwinkeln auf Ewigkeitsillusionisten im: Borderline–Universum   Heroische Pessimisten begreifen die Wonne des Unbestimmten & betreiben an der Frontlinie des Symbolischen ein Durchqueren der Wortfelder im ewgen…

Das blutrote Äußere

„Das blutrote Äußere hält, was der Titel verspricht.“ (Sonntagsnachrichten, Wanne–Eickel)   Als letztes Gossenheft wurde mit Unterstützung von Dietmar Pokoyski Massaker produziert.  Geziert von manch semantischem Husarenstück… Klischees werden clever arrangiert, Stereotypen gekonnt gegeneinander ausgespielt und vorm inneren Auge des…

Rautenmuster

  In der Küche liegt ein ganzer Stapel an nicht mehr ganz frisch gebackenen Waffeln. Der derzeitige, offiziell so benannte Dauergast, der längst zum partiellen echten Mitbewohner geworden ist, hatte einfach Lust darauf zu backen. Er hatte sich das alte…

Barthonia

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

orten vernähte alphabetien

  Mit dem Buch „orten vernähte alphabetien“ wird uns die Autorin Angelika Janz vor allem mit Arbeiten aus den letzten Jahren präsentiert. Erreichte die Autorin vor allem durch die Mitarbeit an der Suche nach neuen literarischen Verfahren und deren Erprobung…

O.T.

Er lebte dann mit der seinen doch emigre und allein Sein kopf war zu groß für die türen Rasputin ging aus und ein Auch stach er in see mit Raleigh solange der sturm ihn verstand Euxeinos hat ihn gesalzen auf…

Zagen

  Die Himmel hangen Schatten haschen Wolken Ängste Hüpfen Ducken Recken Schaufeln schaufeln Müde Stumpf Versträubt Die Gehre Gruft.   *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn, in einem sinnlosen Krieg gestorben. Seine Texte fallen auf durch ihre schlichte,…

Krautrock @ its best

Brüh im Lichte dieses Glückes Sarah Connor Die Stärke der Bundesrepublik Deutschland liegt in der Dezentralisierung. Jedes Bundesland hat sein eigenes Kraftzentrum und von Zeit zu Zeit verschiebt sich die Bedeutung. So war etwa gegen Ende der 1970-er Jahre das…

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Knicken dir die Äste ab noch bevor du die Ideen der Schmetterlinge auf sie drauf setzen lassen kannst nie mehr fangen mit dem Wind spielen und das Denken tötet die Vergangenheit, die sich die Gegenwart einredet Deine Augen aber dunkle…

DIE LIEBE KENNENLERNEN

  keine Gedichte & keine Politikprekäre Minuten & Lungenflügelum vorübergehend zu atmenden Irrsinn aufzuhalten & restlicheHolzstücke einzusammeln wildgeborene Türmeauf die ich mich stützen kann unnachgiebige Puzzleteilepain points & issue logsdas vollständige Repertoireüber Zunge und Stammhirntal     *** Aus dem…

jene leichtigkeit

manchmal gehts ganz einfach die morgensonne trifft die herzschlagader ein mürrischer nachbar grüßt lächelnd und eine längst gegebene antwort findet ihre frage die nacht wiegt dich in wunschträumen die füße werden leichterselbst das unglück von gestern ist heute nur noch…

Ferienjob

  Herr Nipp hatte Ferien, eine Zeit in der normalerweise viele Dinge zu erledigen sind, leider meist unangenehmer Natur, da am Ende bewusst wird, wie wenig Schönes man doch unternommen hat. Der Garten musste gemacht werden, die Tristesse eines möglichst…

wir fliegen

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Weltmusik

  In Fachgeschäften für Schallplatten gab es unterschiedlicher Fächer, in denen Band nach Musikrichtungen sortiert wurden. Für alles, was sich nicht unter Pop, Rock, Blues oder Jazz unterbringen lies, gab es das Fach „Weltmusik“. Hier fand sich alles, was sich…

Am Beispiel von Ferdinand Hardekopf

Splendeurs et miséres des courtisans Aus der steilen, transparenten Nudel – Quillt ein Quantum Quitten-Quark empor, Ballt sich, physisch, zum gewürzten Strudel, Kreist: ein Duftballon aus einem Rohr. Wann (und wo?) war Schweben delikater? In der Spannung wird man blass,…

So richtig nett von Hoffmann und Shakespeare

  Der Rezensent ist selbst ein notorischer Sonetter, daher also nicht ganz satisfaktionsfähig, da parteiisch. Und er kennt und liebt natürlich William Shakespeare, im Original, aber gerne auch übersetzt und nachgedichtet. Irgendwann flatterte demselben dieser kleine hellblaue Band auf den…

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Der Flieger verdrischt den Wind. Hinter geschlossenen Lippen die Atemlosigkeit, das Hecheln, das in den eigenen Rachenraum zurück schießt. Wir wassern. Als würde die Erinnerung: Blitze: in ihr wie Irrlichter herumfuhrwerken. Das Weiße der Nägel: das sind Kipferl. Sind Kipferlmonde.…

SCHERBEN

zerteilt metall das fleisch leuchtet geröll  überm gesicht aus mauerschutt pocht der schorf  zerbrochen wie eine waffe im zwielicht des blutes  das ist der weg der kultur ihr humus der barbar das opfer  steht auf als narr gespaltnes holz das…

Kultivierte Naturen

    Ich empfinde es bei einem Vortrag als größeren Erfolg, auf nicht kultivierte Naturen zu wirken, als auf die höchst verfeinerten, denn alle Bildung ist notwendig oberflächlich, und ob ihre Wurzeln nach dem Zentrum des Daseins gerichtet sind, ist…

Landkonzert

  Es gibt Tage, an denen der werte Herr nicht vor seinen eigentlich vor ihm liegenden Aufgaben bewusst flieht, sie zumindest aber meidet. Er weiß dann, dass er sich auf den Hosenboden setzen müsste, zumindest die Erwartungen der anderen Menschen…

Die Bäume

Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee. Scheinbar liegen sie glatt auf, und mit kleinem Anstoß sollte man sie wegschieben können. Nein, das kann man nicht, denn sie sind fest mit dem Boden verbunden. Aber sieh, sogar das ist nur…

abdunkeln

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

SPRACHE UND EXIL

Nach Jahren kam, verstört, ich wieder her; der alten Gassen manche sind nicht mehr, der Ringturm kantig sich zum Himmel stemmt: erst in der Heimat bin ich ewig fremd. Theodor Kramer – Wien, 28.11.1957 Wiedersehen mit der Heimat, GA III/590…

Silbentransfer

  Unsere Arbeit bestand darin sich gegenseitig eigene Texte zur Gestaltung frei zugeben und selbst mit dem Erhaltenen ein neues Ganzes zu schaffen. Ein Gedicht ist oft durch drei, vier Hände gegangen und immer wieder zum Verantwortlichen zurück gekehrt, bis…

Social Beat vs. digitales Dasein

Vorbemerkung der Redaktion: Nach Enno Stahls fulminantem Zeitdokument Deutscher Trash präsentiert KUNO zum 10. Jubiläum seine Analyse dieser Jugendbewegung, dem sogenannten „Social Beat“.   I. Social Beat – Eins vorweg: Social Beat ist Vergangenheit, ist tot, ist komplett gegessen. Daran lässt…

Der merkwürdige Mann im Café

Kowalski ist ein großer, ein sehr großer Erzähler. Wer ihn liest, der wird reich. Juan Pedro Gutiérrez Komik und Tragik, Humor und Schrecken werden dem Leser bei der Lektüre begegnen. 10 Geschichten + 1 Bonustrack, aufgeschrieben in einer temporeichen Sprache…

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Sie ist ihre eigene Halluzination, sie hat keine Ränder. Sie schluckt Haare, Mandarinenfäden, sie erstickt an ihren Strähnen. Sein Schauen will zu ihr, macht einen Sprung auf sie zu, sie, Schaukelpferdchen und immernervös, zuckt zurück, nichts gehorcht, sie ist der…

Nüsse

  Als er losging, zeigte der Himmel schon sein schwierig zu benennendes herbstliches Farbenspiel. Über die gesamte Fläche hatten sich Wolkenschläuche gebildet, die an den Rändern ausfransten, teilweise ineinander überliefen. Wie so oft, wenn Wolken nicht als geschlossene Masse auftreten,…

Wo liegt Schland?

  Schland – ein liebevoller Neckname für ein Land, das man langsam beginnt, ein wenig liebzuhaben im Unterschied zu früheren Jahrzehnten, wo viele Deutsche jedes südliche Ausland angeblich oder wirklich lieber mochten, wo man nicht gern als Deutscher (an)gesehen werden…

An dieser Stelle

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Die Diebischen

  Der Ruhrradwanderweg kann inzwischen, da er immer weiter ausgebaut wird, immer besser von der Quelle bis nach Duisburg befahren werden. Dabei sind verschiedenste Entwicklungsstufen und Landschaftsformen zu entdecken. So wurden in den vergangen fünf Jahren die Bereiche im Raum…

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rotgeschnäbelt das Schiff meiner Sehnsucht nimmt mich unter fittichartige Arme eine Kindheit wischt Angst weg und nicht immer die Flügel schlagen zwischen Wind und Wind zwischen Himmel und Himmel Gesang von Kranichen als wieder ein Frühling ist und am Herzen…

Redewendungsreferenz

  Ratten\ schwænze schlængeln sich zwischen den Haar wurzeln ueber Deine hirn rissige Kopf haut & næseln næchtens nach … Nixennahrung       *** Letternmusik, Gedichte von A.J. Weigoni, zuerst erschienen beim Rospo-Verlag, Hamburg, 1995 – remastered 2016 für…

ROTATION

  Auch in diesem Jahr wird die Veranstaltungsreihe des Kunstsommers mit der Ateliergemeinschaft Friedrichstraße eröffnet. Doch anders als in den Jahren zuvor haben sich die „Vier unter einem Dach“, zu denen jetzt neben Thomas Kellner, Jochen Dietrich und Melanie Müller…

Ross II

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Federsee morgens

der winter hatdas röhricht zurschlachtbank geführtklirrweiß schwang erdie sense doch die warstumpfso liegen die halme ins moor gebettet angeflochtene zöpfeim lautlosen morgenähneln sie modefrisuren jungermänner zu scharfen bürstengekämmtmit denen sie die himmel ritzen *** An den Ufern der Wildnis. Gedichte…

Bergrücken

  Zwischen den Tischen stehen ziemlich viele harte Stühle. Holzstühle. Man kennt sie noch von ganz früher. Schulstühle. Auf diesen Sitzgelegenheiten haben sich halbe Kinder eingefunden. Sie sind lärmend in den Raum gekommen, haben geplappert, haben teilweise ernsthaft lächerliche Gespräche…

Verdacht

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Aus der Tiefe des Raumes

  „Der aus der Tiefe des Raumes plötzlich vorstoßende Netzer hatte ‚thrill‘. ‘Thrill‘, das ist das Ereignis, das nicht erwartete Manöver, das ist die Verwandlung von Geometrie in Energie, die vor Glück wahnsinnig machende Explosion im Strafraum, ‚thrill‘, das ist…

Unwetterwarnung

Das Kräuseln deiner Stirne Am Morgen ist mein innerer Gottesbeweis: hinter den Schmalen Tälern der Haut, in den Abgründen des Selbst regt sich, was wir Nicht begreifen. Du verhandelst im Schlaf Schon mit mir – ich solle, Sagst du, mich…

Landschaft

    *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

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Verkörper mich silbrige Fibrillen Schleim im schönen Kleid wann? Die Antwort ist Wahnsinn Brustwarzen als Fühler als Nacktschneckenköpfe ausgefahren dein Blick echot ein altes Licht die Läuse der Buchstaben jucken Algen, faderartig gespreizt sind die Erinnerungen oder Zweige grätschen sich…

Achten oder Die Sprache achten

  Im Rügen auf der Insel oder immer an den Kreide Felsen entlangdie Landschaft steil schreibenkönnen wunderdachte ich daran Ost deutsch ist erwischt werden warum heißt eine insel soich glitschte über die felsengrün hasswort für ausgleitendes zerrenneben euch strahlekeimern welkgewimmeroder…

Slowenenvertreibung

  Am frühen Morgen des 14. April 1942 drangen Einheiten des Reservepolizeibattaillons 171 bis zu den entlegensten Gehöften von kärntner-slowenischen Bauernfamilien vor und erfüllten den Einsatzbefehl der Dienststelle des RKFDV (Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums), der die Deportation von…

Peter seins

  Der berg ist tot  wir treten die kavernen Die ämter jagen preßbrigaden raus Der wiener lernt ’s nicht  doch er lernt es eahnen   Die spatzenheit stirbt  im gehöf nicht aus solang knecht Miz von Miklagard betraklt Der osten…

Letzter Gruß

  Als er aufwachte an diesem Samstagmorgen, schob sich gerade eine schleierhafte Nebelschicht aus den Feldern über die Straße. Der Schlaf im Beifahrerstuhl eines Reisebusses kann kaum die Funktion erfüllen, erholsam zu sein. Ein halbwacher Dämmerzustand vielmehr, der immer wieder…

Silberfische

  Rückzug. Ausbruch. Rückzug. Füllfederhalter, Buntstifte, Schreibmaschinen, die wieder nicht funktionieren. Sie ekeln sich vor der Wahrheit. Sie fürchten sich zu weinen. Sie trinken, Kaffee, Kaffee, Kaffee, rauchen starke Zigaretten, stoppelbärtig einer kalten Hoffnung zu und barfuß über kaltes Steinzeug…

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es gondeln Galiamelonen blinde Maulwürfe schlagen unter der Erde Räder wenn es Blumen regnet und wir noch echt sind: Schaukelpferde Diese Priesterrippe Schnabelschwäne Arschsonnen Boschs *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

3. Welttag der Poesie

Am 21. März wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die KUNO-Redaktion empfiehlt an diesem Tag daher Preziosen aus dem Bereich Hörbuch. Blutrausch erzählt…

Der Frühling

  Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde, Die Tage kommen blütenreich und milde, Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen Vom Himmel abwärts, wo die Tag entstehen. Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten Wie eine Pracht, wo Feste…

schreib mir

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin.

Mischwerte

  „Wie kannst du nur deine reale Welt mit deiner geschriebenen Fiktion vermischen?“ „Ich glaube, dass es egal ist.“ „Was willst du damit sagen?“ „Nun ja, es ist egal – doch wirklich und einfach völlig egal, ob etwas erlebt wurde…

Metaprozesse

  Für zwei Euro auf dem Flohmarkt: „Brehm’s Illustrirtes Thierleben. Für Volk und Schule bearbeitet von Friedrich Schödler. Mit 709 Abbildungen nach der Natur, ausgeführt unter Leitung von R. Kretschmer und E. Schmidt, und 1 Karte ‘Heimath der wichtigsten Thiere’.…

MEIßELBRUT

bin ich ganz form im übergang zwischen kopf und leib komm ich aus rissiger erde will ich immer fort züngeln die ähren im tanz des korns wie ein loderndes feuer wimmle ich am ursprung der saat schaff ich eine brut…

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Schnee schmilzt glitzert Helle Hitze Ich als Waldeslücke früher nannte man mich Entzücken *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird.…

Schade, leider kein Geschenk

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Von Mäusen und Menschen

  Bücher helfen ei’m nich. Jeder Mensch braucht ’n andern – jemand, der in der Nähe is.‘ Weinerlich fuhr er fort: ‚Ein Mensch geht kaputt, wenn er niemand hat. Macht keinen Unterschied, wer’s is, wenn man nur jemand hat. Kann…

HUCH:

Betrachtungen eines ewigen Lesers zur autobiografischen Roman-Lawine von Ilse Kilic und Fritz Widhalm Auf einen dritten Teil des „Verwicklungsromans“ wird zum Schluss der zwei vorliegenden Teile des systematischen Romanfragments DIESES UFER IST RASCHER ALS EIN FLUSS! und NEUE NACHRICHTEN VOM…

Groteske

  Seine Ehehälfte sucht der Mond, Da sonst das Leben sich nicht lohnt.   Der Lenzschalk springt mit grünen Füßen, Ein Heuschreck über die Wiesen.   Steif steht im Teich die Schmackeduzie, Es sehnt und dehnt sich Fräulein Luzie.  …