Kategorie: Allgemein

DER KÜNSTLER

  ich kauere in der verborgenen ecke eines treppenhauses unter einer schrägen wand, die mit schimmelpilzen bewachsen ist. plötzlich bespringt mich von hinten eine käferförmige gestalt, krallt ihre hornigen und behaarten hände an meinem rücken fest und wirft ihren körper…

Traum

  Der Schlaf entführte mich in deine Gärten, In deinen Traum – die Nacht war wolkenschwarz umwunden – Wie düstere Erden starrten deine Augenrunden, Und deine Blicke waren Härten –   Und zwischen uns lag eine weite, steife Tonlose Ebene…

Weltschmerz

  Ich, der brennende Wüstenwind, Erkaltete und nahm Gestalt an.   Wo ist die Sonne, die mich auflösen kann, Oder der Blitz, der mich zerschmettern kann!   Blick nun, ein steinernes Sphinxhaupt, Zürnend zu allen Himmeln auf.      …

Vögel

Die Vögel zwitscherten ihr lustiges Lied. Zufrieden lag er auf der Terrasse und ließ es sich gut gehen, das einzige, was ihn störte, war der permanente Regen, der auf seine beiden aufgequollenen Brustwarzen tropfte, egal wie er sich legte, schien…

Steinlupe

*** Steinlupe, Künstlerbuch von Haimo Hieronymus, 1997. Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Künstlerbücher verstehen diese…

Eine Erinnerung an Peter Ebner

  Ich glaube, wir haben uns bei einer PEN-Veranstaltung in den frühen Achtzigerjahren kennengelernt. Eine Zeit lang hatten wir engeren Kontakten, trafen einander öfter bei verschiedenen Veranstaltungen. Er hat viele Romane geschrieben und publiziert. Dem Roman „Schnee im November“, in…

Starship Troopers

Verhoeven schlägt Hollywood mit seinen eigenen Waffen. Wenn die wirklich vollends untalentierten ‚Schauspieler‘ Caspar van Dien und Denise Richards sich abmühen, auf stümperhafte Weise Emotionen zu transportieren, können wir Zuschauer nur lachen und zugleich den bitteren Ernst dahinter erkennen. Sollte…

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ein Mond schneidet Fratzen streckt dir seine Zungen heraus floh Mond einmal und wurde Mohn? Wir wohnen im furchtbaren Leuchten. Ohne Frucht. So: Atompilzchen. Noch als Mauerreste gotischer Kirchen. Und aber: ausgetragen. Und aber: abgelegt längst. Wie die Masken bei…

Djang*

fern/nah wenn sich die Erde unter die Nägel gräbt liegst du da unter dem Sternenglanz fern/nah zum Greifen verzahnt Tod/Leben mit dem ersten Strahl morgenumnebelt tief der Sog vor dem Krähenruf : the aboriginal dream of down under Gibb River…

Innen/Schau\Fenster

    die Zeit ist aus den Fugen geraten die Gesellschaft in Bruch\Stuecke zerschlagen das Ich fragmentiert in lachende Gedankenmasken = ueber sich hinaus wachsen & der eigenen Haut entkommen ein Innen, dass sich nach Aussen stuelpt & ein Aussen,…

BENJAMINESKE ICALLIADE

  Er folgte geschlagen dem sternenheer mit dem staub aus der nacht und dem salz aus dem meer und das meer war schwarz und das boot war leer und er kehrte noch einmal zurück Er spielte faß und er spielte…

Ein solider Artikel

Eine Anwienerung im Sturm Doktor: Verzeihen Sie, was bedeuetet das Wort Merz? (Ausmerzen warnt Iden.) Ich: Das Wort ist neu, ich wählte es zur Bezeichnung meines neuen Stils. (Komm, spiel mit mir.) Doktor: Woher nahmen Sie das Wort? Ich würde…

Von den Siegern

      Nichts besessen Nichts gelernt Nichts unterbrochen Nichts unbesternt aufgehn lassen Drübergekrochen Saat ausgefressen Nichts unberochen draufgehn lassen     Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt…

Von der Zwecklosigkeit

  Warum er das macht, was er macht, ist ihm eigentlich nie so richtig klar geworden. Woher sollte er auch wissen, wer und was er eigentlich ist. Nun könnte der Erzähler ihm natürlich eine Eingebung verpassen. Er könnte ganz gemein…

Götter, Geister und Prinzessinnen

Die Formen der Märchen aus dem „Land der Morgenstille“ sind mannigfaltig und überreich an Varianten. Eine eindeutige Gattungstrennung nach Märchen, Fabeln, Legenden, Sagen oder Mythen ist kaum möglich. Sehr häufig enthalten die Märchentexte ein bestimmtes Vorbild, eine Lehre oder eine…

Spurensuche in einem afrodeutschem Leben

Darf man etwa nicht so egoistisch oder so träge sein und seine Erfahrungen nur für sich behalten? Sie höchstens als Gesprächsfetzen von sich geben? Nein, man sollte nicht so faul sein!   Fasia Jansen erlebte schon früh Hänseleien und Ausgrenzung…

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  Abends   Faltet der Tag sein Licht zusammen Krimskrams und Knitter als Staniol wie Brote für Kinder zum Schulanfang in die Tasche legt sich alles wieder in die Nacht zu verschwinden *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer…

Ohne Punkt & Komma

Theo Breuer der beinahe täglich neue Lyrikbände kauft und liest, macht in seinem Buch hungrig auf Gedichte. Er füttert den Leser mit Appetithäppchen von zahlreichen Autoren, weckt Kreativität, indem er verschiedene Möglichkeiten des Dichtens zeigt, und schreibt dabei so locker…

o.t.

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Remedur

  Befindlichkeitsclowns & Paarversager begreifen Existenz als das Spielen einer Rolle sind aufgeschlossener Laune > nie aufdringlich bleiben solange sie nicht gewirkt haben beschleunigen ihr Bewusstsein & lassen neue Wortprægungsmuster entstehen:   Erscheinungsformen ersetzen Inhalte Oberflæcheneffekte die Tiefe Profilierungsneurosen die…

Leben in Möglichkeitsfloskeln VI

Es gibt ein großartiges Begehren, meist aber nur kleinlaute Gier.   Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.  

Umlauf

  Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Ruhm diesen wipfeln!

    Ruhm diesen wipfeln! dieser farbenflur! Sie lehrten uns das glück in seinem flüchten Zu streifen und es bleibt noch zarte spur An unsrer hand wie schmelz von reifen früchten.   Schon weht das wimpel und es säumt nicht…

Laute Familie

  Das Wetter ist gut wie selten. Die wenigen Frosttage des Mai schon lange vorbei. Eigentlich hätte er sich Regen gewünscht, aber seit drei, vier Jahren kann man das im Mai vergessen. Es ist schon etwas beängstigend. Den Abend verbringt…

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Sag wo find ich deine Seele? Sag! Damit ich weiß worauf ich reiten soll abends wenn der Tag in die Grätsche und wieder die Fragen schreien und keiner mehr weiß zwischen bleiernen Spinnenweben Erinnerung *** Weiterführend → Ein Porträt von…

Der Andere

  Wenn er an seinen Tod denkt, ist es immer der Tod des andren. Der neben ihm hergeht, den er im Spiegel sieht, der seine Briefe schreibt. Der die schwarzschwarzen Stunden mit Witzen verhöhnt. Durchtrieben und ahnungslos.      …

Phlegma

  Atemzug fuer Atemzug schachmattes Murmeln Schwarz schlægt Weiss Kræhenf∫sse legen sich nachdenklich in Falten Federn auf dem Sprung Zahnræder stehen still… Zeitreisen durch die verrostete Mechanik einer Spieluhr   ephemeres Artefakt eines Anæherungsprozesses herausgeschnittene Momente lebendiger Zeit unablæssige Grenzueberschreitung…

DIE JUNGEN

  ich besteige einen nachtzug und bleibe, da ich auf anhieb keinen freien platz finde, im gang stehen. der schaffner bemerkt dies sofort und geleitet mich, wortlos und mit wenigen, doch eindeutig wohlwollenden gesten, in ein abteil, das bereits von…

Steglitzer Ecke Genthiner

In jede Kindheit ragten damals noch die Tanten, die ihr Haus nicht mehr verließen, die immer, wenn wir mit der Mutter zu Besuch erschienen, auf uns gewartet hatten, immer unter dem gleichen schwarzen Häubchen und im gleichen Seidenkleide, aus dem…

Statt eines Nachworts – der Frager wird zum Befragten

Briefe gehören unter die wichtigsten Denkmäler, die der einzelne Mensch hinterlassen kann. Goethe ULRICH PETERS: Zwischen 1995 und 1999 hast du gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland, Belgien, Österreich, Rumänien und der Schweiz eine Reihe von Kollegengesprächen gemacht, wie kam es…

Das Reden über die Dinge

    Es waren immer die Anfänge, die Sorgen machten. Ohne Beginn kam gar nichts in Gang. Die ersten Worte fehlten einfach. Darauf folgte das Warten mit zweiten und dritten Sätzen, seltsame Lähmungen, Blockaden, während der Große Blick weit gefächert…

Föhn

  Blinde Klage im Wind, mondene Wintertage, Kindheit, leise verhallen die Schritte an schwarzer Hecke, Langes Abendgeläut. Leise kommt die weiße Nacht gezogen, Verwandelt in purpurne Träume Schmerz und Plage Des steinigen Lebens, Daß nimmer der dornige Stachel ablasse vom…

Epitaph – altägyptische Zaubersprüche

: Briefe an Tote. So wie die Großmutter.   Zwischen den Wänden dieser Wohnung kauert. Ein heller   Schatten, Schlachtmesserchen an den Handgelenken. Als wärn die Augen   Hacken guckt sie nach Außen. So aus sich   heraus. Die Wohnung,…

Zu Raoul Schrotts „Pamphlet wider die modische Dichtung“

  Seiner Suche nach den tiefen und trotzdem leichten, musikalischen und metaphorisch überzeugenden Versen kann man theoretisch leicht zustimmen, aber wie sieht es aus in den Wüsten, Wäldern, Meeren und Dschungeln der real existierenden Lyrikwelt? Was würde er sagen zu den Gedichten…

Notwendigkeit

  Den ganzen Abend hatte er auf dem fremden Sofa gesessen, erst, dann es sich immer gemütlicher gemacht, hatte die Schuhe ausgezogen, sich gelegt. Hatte in die Luft stierend nachgedacht, denn hier wurde nicht geredet, nicht viel. Nicht unglücklich, aber…

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Käferfutter sein wollen und goldgefleckte Schlangenhaut in Ringeln wieder nach Sternschnuppen greifen die von Kindheit singen und dies nicht gibt und dann doch nur wieder sich schlafen legen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem…

Erinnerungsspeicher

  Empfindung des Vorhandenseins jeder Bewohner entwirft sein eigenes Weltgebæude   mythische Bilder orphischer Herkunft topografisches Palimpsest zwischen Entwurfstadium & Reinschrift   Uebergang / Transition Material aus allen Richtungen ohne Ruecksicht auf die jeweilige Provenienz   Wortkunst des Imaginæren in…

Uomo universale

Worte, Bilder und Klänge sind für mich die Elementarteilchen der Kommunikation und ein Medium ist die Zeitraumwarte, von der aus ich ihr flüchtiges Spiel erspähen kann. Ioona Rauschan Auf Heines Spuren in Düsseldorf, Hamburg und Paris erzählt Ioona Rauschan die…

Die schöne Strickerin

  Die Novelle Die schöne Strickerin ist das späte Debüt von Ioona Rauschan, das Werner Kunstleben 1995 in der Düsseldorfer Edition Biograph herausbringt. Eine Preziose, die Kenner aufhorchen läßt. Hier deutete sich bereits auf der kurzen Strecke an, was sich…

Ruhrgebietsromantik

Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne- Eickel,Die ganze Luft ist erfüllt von ewigem MaiUnd jede Nacht, am Kanal von Wanne-Eickel ist voller DuftWie die Nächte von Hawaii Friedel Hensch und die Cyprys   WEIGONI: Friedel Hensch und…

Kleiner Wagen

    Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Wie schwer wiegt Schrift?

  Wie schwer wiegt Schrift fürs Auge ohne Lesedenken?   Hat Schrift ein Bild im Schlaf? Schrieb ich im Traum den Brief an mich, es war ein Brief in Schichten, in dem ich träumend schreibe, das Geschriebene singe, das Gesungene…

Zentralorgane des Undergrounds

Redaktionelle Rückblende in die alte BRD: Den Neckermann der Subkultur hat man Josef „Biby“ Wintjes genannt, besser bekannt als Ulcus Molle-Info, Versender in Sachen Untergrund- und Alternativpresse, denn niemand anders hatte Zeitschriften und Bücher aus der nicht etablierten Szene in…

Zwischenlied, vorsänger

  Wir sahn kein land so lang es währte der widerstand wurd bald zur qual Doch als die eisige schlacht sich jährte da kam der fremde als gefährte nach Wendland in den freundschaftssaal   Wechselgesang   – Ich wurde in…

Nichts als Worte?

Ein Plädoyer für Kleinsprachen Überlegungen zu einem Buch von Iso Camartin ,,Nichts als Worte?“ – so heißt der als Fragesatz provokant formulierte Titel eines Buches des schweizerisch-rätoromanischen Sprachwissenschaftlers Iso Camartin, geboren 1944, den seine Lehr- und Forschungsaufträge bis jetzt auch…

VauO Stomps, der Klassiker des Andersseins

Im Gegensatz zu den etablierten Großverlagen konzentrierte sich Victor Otto Stomps auf die kleine Form und produzierte geringe Auflagen in hoher handwerklicher Qualität. Er wandte sich besonders der Lyrik und Erstlingswerken junger Autoren zu. Es besteht eine grundsätzliche Diskrepanz zwischen…

Goldsammler

  An bestimmten Tagen stehen die Bedeutungen klar im Raum, wie Skulpturen, die einer bildhauerischen Idee entwachsen, den Raum für sich erobert haben und selber zur Realität geworden sind. Man weiß dann, was passieren wird, noch wichtiger aber, was passiert…

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Kein Schwert leg zwischen uns dass die Zeit wieder verinnt in der Sanduhr nach Innen hin: und das schwarze Licht eingelegt in die Erinnerung an uns *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay…

Die Sinfonie der Großstadt

Der Film „wurde im Juni 1927 mit einer Länge von 1.466 Metern von der Zensur freigegeben und am 23. September 1927 in Berlin uraufgeführt.“ Die Sinfonie der Großstadt beginnt mit einer Bahnfahrt: Ein von einer Dampflokomotive gezogener Schnellzug fährt durch…

FARBENLEHRE

  Gedichte und Bilder, die eine Einheit bilden. Gedichte, von denen mir fast jedes schon wegen seines Inhalts wichtig wäre, aber zum Glück auch Gedichte, die durch ihren Inhalt geformt sind, komprimiert sind, sodaß alles Überflüssige weggelassen ist; reduzierte Gedichte.…

Das Schmatzen des Wattenwurms

– eine Annæherung aus drei Perspektiven   I Gezeiten   Pilot auf der Umlaufbahn Sonne, Mond & Anziehungskræfte die geschlossene ovale Kurve verlassen auf die Erddrehung eingeschwenken Fliehkraft unter den Tragflæchen Flutwelle unter den Kufen Bruchlandung am Strand… pritscheln im…

UNVERHOFFT

  Ich musste mit einkaufen gehen,familiäre Notwendigkeiten.Ich hatte andere Pläneund war frustriert.In dieser Stimmungwürde es teuer werden.So weit war alles klar. Es verlief so,wie es zu erwarten war.Den Kindern war langweilig,sie quengelten,Eltern kennen das.Die Einkaufstour wurdeabgebrochen. Die Änderung des Tagesbrachte…

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett…

  Weigoni: … lautet ein Refrain aus der heilen Welt des Schlagers aus den seligen Zeiten der „Who dun it’s“. Aber nicht nur auf dem Nachttisch, sondern auch im Hörfunk erfreut sich diese Form von Spannungsliteratur nach wie vor hoher…

Handlachen

    Haben Sie es gesehn? Wir haben es gefilmt, fotografiert, Bandaufnahmen gemacht. Wie es allmählich umkreiste sein Ding, wie es leise im Anschwellen gurgelte, sichtbar als Spreizung, wie es sich aus den Zügen riß, ahnbar als ein Bild zarter…

Kahlschlag–Literatur

  Als Gruppe 47 werden die Teilnehmer an den deutschsprachigen Schriftstellertreffen bezeichnet, zu denen Hans Werner Richter von 1947 bis 1967 einlud. Die Treffen dienten der gegenseitigen Kritik der vorgelesenen Texte und der Förderung junger, noch unbekannter Autoren. Der in…

Gefährt IX

    Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Der Ziegelbrenner

KUNO konsultiert den Wert des Analogen und dokumentierte den Grenzverkehr im Dreiländereck. Wir stellen in diesem Online-Magazin gerne Literaturzeitschriften vor, auch Klassiker. Das erste Heft Der Ziegelbrenner erschien am 1. September 1917. Als verantwortlich für Herausgabe, Schriftleitung und Inhalt zeichnete…

Schrei

  Tage sargen Welten gräbern Nächte ragen Blute bäumen Wehe raumen alle Räume Würgen Schwingen Und Zerschwingen Schwingen Würgen Und Zerwürgen Stürmen Strömen Wirbeln Ballen Knäueln Wehe Wehe Wehe Wehen Nichtall.     *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei…

Fischköppe

„Jeder ist Solist“ und „Jeder spielt mit Jedem“. Jede Geschichte hat eine Vorgeschichte. Die erste Folk-Rock-Combo, stammt aus Hamburg. Diese Musiker spielten kreuz und quer durch die europäische Liedtradition. Im Programm findet sich Flamenco aus Spanien, Irish Folk, Bouzouki aus…

Im Schutz des Schweigens

  In einem fast übermäßigen Gefühl von lebendigem Übermut hatte er einen Fehler begangen. Er hatte seine Freunde (Hat sich überhaupt schon einmal jemand ernsthaft darüber Gedanken gemacht, wen man so alles Freund nennt?) zu sich nach Hause eingeladen. Hatte…

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Träumen das heißt die Seele sei emanzipiert mich aber träumte einer mal eben so vom Fenster weg ein wenig Vergessen und heilige Hirschkuh mit nur einer Seite so überdauerst auch du wie saure Milch in meinem Traum *** Weiterführend →…

Zwischennutzung

  Korallen werden hart wenn die Luft sie beruehren & was im Ozean noch Gezweig war wird – enthoben dem Meer – zu starrem Gestein gestaltet   stolzer Narzissmus trifft im Kult des Selbst auf eine masochistische Lust der Nixe…

KAISER

  Ist der Kaiser Kaisersolang er sich so fühltoder ist der Kaiser erstKaiser wenn jemand Kaiserzu ihm sagt also HerrKaiser genügt das odermüssen erst alle anderenKaiser zu ihm sagendamit der Kaiser oderHerr Kaiser Kaiser bleibtund ist das dann wirklichfür einen…

Im Spiralnebel der Gutenberggalaxis

  WEIGONI: Im Gegensatz zu den anderen AutorInnen in der Reihe Kollegengespräche legst du keinen Wert darauf, mit deinem wirklichen Namen aufzutauchen… GRAF-X: Das kommt noch aus der Zeit, in der ich als Sprayer unterwegs war. Es reicht, wenn sich…

auskunft

  meine heimat ist heute der raum zwischen gestern und morgen die stille vor und hinter den worten das leben zwischen den stühlen   *** Dieses Gedicht von May Ayim erschien im Buch “Grenzenlos und unverschämt” – Orlanda Verlag, 1997.…

Soll es vorbei sein

    Das Lyrikrücken, das Prosaposieren, vom Wortabsprechen zum Wortabbrechen, grammatisch vermagerndes Füllen, filigraner Ausgeiz von Redundanzen, bis die Haut endet: soll es vorbei sein?   Solls. Solches Vorbei schleppt sein Sein nach, sein Schwingen spielt angenehm am Ernst vorbei.…

landstraßengedanken

der nächste schritt: noch immer sommerweg ausgefahrene wagenspuren und steine im schuh für ungewollte pausen asphalt birken sand die allee fließt vom horizont in vergangenheiten eine radfahrerin blond wie du nie konnte ich “komm” ohne “hau ab” rufen wind weht…

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Blinder Blick zu einem Fleck geformt ich träume trete in die Nacht ein und bin nicht gegangen dabei *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das…

Næchtliche Zwiesprache

    … was imaginieren & wessen ansichtig werden…   … wenn das Du kein Gegen ueber mehr fuer das Ich sein kann…   … weshalb an das Aussen das schon innen angelegt ist…   … wann sich entblœssen wenn…

100 Jahre Müngstener Brücke

Der Bau der Müngstener Brücke stellte zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Ingenieursleistung dar, die in ihrer hochtechnisierten Konstruktion und Realisierung im starken Kontrast zur Erlebniswelt des Großteils der staunenden Bevölkerung stand. Schnell entstanden im Zusammenhang mit dem Bauwerk Mythen…

Die Gesetze der Natur

  Obgleich die Gesetze der Natur unveränderlicher sind als die irgend eines Despoten, erscheinen sie doch selten starr, sondern gewähren manche Freiheiten an schönen Sommertagen. Wir werden nicht oft und nicht rauh an das erinnert, was wir nicht tun dürfen.…

Literatur im Zeichen des Gedenkens, des Mahnens und des Widerstandes

Orte des Gedenkens, Erinnerungsarbeit, Mahnen, Trauer, Ereignisse des Gedenkens, individuelle und kollektive Verdrängung, Widerstand wogegen? Wo, wann, wie und wessen können, sollen, müssen wir gedenken? Was geschieht dabei mit der Erinnerung, mit uns selber; in Verbindung mit dem, dessen wir…

Damals

    Ihre Räume waren verzinkt und verdrahtet. Ihre Welten vergrübelt. Sie erschufen uns Frühen der Angst, Sie erpressten uns Flüssigkeiten, überwindbare Schwellen der Rettung.   Diesen Täuschern hab ich verübelt, dass sie – geschminkt – mich noch heute rufen,…

TangoDigitale – read only memory

  WEIGONI: Literatur auf CD-ROM ist zwar noch nicht ökonomisch, dafür aber ökologisch sinnvoll. Mit »Pcetera Nr. 7« ediertest du 1996 die erste Literaturzeitschrift auf CD-ROM. Darauf findet sich ein interaktives Abenteuer zwischen Bildern, Tönen und Texten, zum Sehen, Hören…

Gefährt VII

    Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Baugrund

  Es gibt Städte, die pflegen und erhalten ihre eigene Baugeschichte. Ihre Kulturgeschichte sowieso. Dann werden sie in der Regel dafür durch nie abreißende Touristenströme belohnt, andere Städte scheinen nie verstanden zu haben, dass die besondere Form ihrer Geschichte auch…

Entschlüsse

Aus einem elenden Zustand sich zu erheben, muß selbst mit gewollter Energie leicht sein. Ich reiße mich vom Sessel los, umlaufe den Tisch, mache Kopf und Hals beweglich, bringe Feuer in die Augen, spanne die Muskeln um sie herum. Arbeite…

a brigde over wupperwater

  Vor 100 Jahren wurde die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands eingeweiht. Sie überspannt zweigleisig zwischen den Städten Remscheid und Solingen in 107 Metern Höhe das Tal der Wupper.   Weiterführend → Eine Erinnerungsfahrt von A.J. Weigoni.

Wurst

    Es gibt Menschen, denen man schon als Kind eine Wurst um den Hals hängen muss, damit wenigstens die Hunde mit ihnen spielen. Herr Nipp hat immer wieder den Eindruck, dass gerade solche Menschen im späteren Leben Machtpositionen einzunehmen…

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Und Seelen bewohnen die Milchstraße schonungslos im unteren Zirkel erst dreht sich der Mond bring mir die Sonne sagtest du so werd ich gesund. Ich tat es da fielst du tot um: Und Seelen bewohnen. *** Weiterführend → Ein Porträt…

Fanzines

Es ist mir auch lieber, wenn Leute über die Szene schreiben, die was mit ihr zu tun haben, als wenn irgendwelche gutbürgerlichen, neoliberalen Sackgesichter diese Aufgabe übernehmen. Plastic Bomb Fanzines werden immer öfter zum Gegenstand von Zeitungsartikeln und wissenschaftlichen Abhandlungen.…

GUMMIKINDER

  es lebte einst der junge ferdinand, der aß jeden tag hunderte süße gummibären. und eines tages, als er sich an die nase faßte, war sie ebenfalls zu gummi geworden, daß man sie eindrücken konnte. er indes dachte, das macht…

Die Jagd nach Dr. U.

Er war mir Anschauung, Beweis, dass die Existenz des Dichters möglich ist. Konrad Bayer Die Werke von H.C. Artmann sind nur scheinbar von volkstümlichem Charakter. Hier lassen sich Traditionen der europäischen Poesie vom Barock bis ins 20. Jahrhundert erkennen. Er…

Die „Liaison“ zwischen Text und Publikum

  Weigoni: Einst war das Theater der Motor der gesellschaftlichen Debatte. Ein Forum der Ideen. Nun scheinen ihm die Impulse auszugehen. Du kommst als Regisseurin vom Theater, wie lautet deine Einschätzung? IOONA RAUSCHAN: Ich würde nicht behaupten wollen, dass dem…

Dossiers

    Unterwegene. Unterlegene. Ruft uns doch, ruft uns, ruft uns ! Man schlug auf unser All ein, isolierte uns. Man zerbrach all unser Gläsernes, zerfraß unsere Höfe, unsere Schmerzen verdingend, als wir, die Ecken wärmend, nichts Böses dachten. Unterwegene.…

Schmacht

  Lungenschmacht. Eigentlich war damit zu rechnen gewesen. Ein völlig verschlafener Nachmittag würde einen langen und süchtelnden Abend nach sich ziehen. Er war zu faul raus zu gehen, an den nächsten Automaten oder gar in die Stadt, um seinen Lieblingstabak…

Der ART-O-MAT

An einem lauen Frühlingsabend im Jahr 1997 wollte der Künstler Haimo Hieronymus eigentlich nur Zigaretten holen…     …als die Packung durch Betätigung der Schublade erschien, war ihm sofort klar, dass man hier ein Vermarktungssystem hatte, welches auch für Kunst…

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warum sie immer kreisen diese fremden Himmel du erwischst sie nicht war einmal Mund ist jetzt Kuss und bleibt doch immer leise erreichst du ihn bist du nicht mehr warum sie immer kreisen diese fremden Himmel *** Weiterführend → Ein…

ZURÜCK BÜHLERTAL

  der wald ist nicht der wald ist die magie des waldes die sehnsucht meiner seele nach wald grün wie die streuobstwiese hinter dem haus nicht die streuobstwiese ist erinnerung an kindheit ist an glückliche und unglückliche tage   in…