Kategorie: Allgemein

Zwei lila Primeln

  Zwei lila Primeln stehn auf der Fensterbank Und blühen, als haben zwei Menschen verliebt denselben Gedank‘. Vor den Wolken draußen, die hochgeschwungen, Stehen die Blumenbündel dunkel gedrungen, Als wachsen zwei Schatten wild aus zwei Töpfen, Als platzt hier die…

Sehnen

  Die Hände strecken Starre bebt Erde wächst an Erde Dein Nahen fernt Der Schritt ertrinkt Das Stehen jagt vorüber Ein Blick Hat Ist! Wahnnichtig Icht!         *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine…

Das eigentliche Gedicht

  Das, was das Publikum liest, ist nicht das eigentliche Gedicht. Es gibt immer noch ein anderes, das gleichzeitig entsteht, aber nicht auf Papier gedruckt, sondern unauslöschlich in das Leben des Dichters eingegraben wird. Es ist das, was er durch…

Flügelfrei

  Hey Villon!, könnte ich ihn wie einen Kumpel rufen und fragen, ob wir, Schulter an Schulter, nicht mal ein Glas über den Durst trinken.   Und ob! Ich war schon vorher verloren, wackelte wie ein frisch geborenes Buckelrind ……

Gang durch ein Gedicht

  Treten Sie ein. Genieren Sie sich nicht. Schon sind Sie mitten in einem Gedicht. Gehen Sie weiter. Bleiben Sie nicht stehn, damit Sie die Verse bis zum Ende sehn. Seien Sie locker und nicht so bang. Schlendern Sie entspannt…

SonnenFinsternis

    Sie halten schwarze Gläser gegens Licht und meinen sie könnten damit des Gestirns Umnachtung begreifen. Sie stehen und blicken von unten nach oben           Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit…

Sechs Gedichte

1 die Birke bricht mir ins Abenteuer alle Wege haben warme Füße die Blätter schwindeln mich an fallen erst morgen noch nicht die Rinde blättert einen Brief dich zu küssen hätt ich Federn dir zu sagen fing ich Sterne was…

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: meine Augen Luftreisen in dir als Bälle Blicksterne Kometen wie Wimpernspitzen an Himmeln nesteln echt jetzt: echt *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das…

Nostalgisches Problem

  vom monstrum produktionsgerät verdrängt schreibst du, wenn schwarzes gegen schwarz gedruckt dein wort nicht gegen weißes schlagen kann. wie schreiben neben der maschine, ein arg elektrisch ding ohne sein tiefgeschwärztes band das dich mit aller welt verbindet? wie schreiben,…

Der Social-Beat-Veteran

Die Sprache ist lakonisch, denn die Helden sind Verlierer. Alkohol gehört zur Grundausrüstung für den Alltag, und der Ärger mit Behörden ist notorisch. Zwischen der unterdrückten Lust, Amok zu laufen und der Angst vor dem plötzlichen eigenen Ende, hat Adelmann…

Eine Wahlverwandtschaft

Nichts ist wertvoller als Vertreter dieser seltenen Gattung, in denen man die Repräsentanten eines zukünftigen Zeitalters sehen darf. (aus: Paul Valéry über Rilke, Paris 1927) Der Kontakt zwischen den beiden ging zunächst von Rilke als hervorragendem Kenner der französischen Sprache,…

Oh du mein Hyazinth, die Wade knackte

  Oh du mein Hyazinth, die Wade knackte Und Rolf, der Mops. fraß jäh das Strumpfband auf. Nach Grammophonen in dem Twosteptakte Vollzog sich Notdurft Coitus und Lebenslauf.   Der Lampionen blutgeduns’nes Schwirren Schuf große Monde aus den Wassergläsern. Ein…

Letternmusik – Ein Blick zurück, und nach vorn

Einmal mehr Weigonis Sabotage des Signifikanten? – Nun, es ist mehr, zweierlei: die Preisgabe der kontextuellen Funktion und die des Wesen des Wortes. Dr. phil Thomas Laux Sprache nicht nur Werkzeug, sondern eine selbständige, unabhängige Form der Ästhetik. Die Klangfarben…

Die Würde des Schunds

  Auch ist das letzten Endes nur ein Zeichen dafür, dass man bei uns noch mehr als anderswo auf der Hut sein muss vor den Kulturverwertern, diesen Schakalen der total medialisierten Welt (…). Nicht mal sterben kann man, ohne Angst…

Die Sommerliste der Unbekannten Wörter

  Die zwölfjährige Mila muss in einem bulgarischen Dorf im Sommer 1962 sieben Kilo Kamille pflücken und bei der Kooperative abgeben, damit sie im nächsten Schuljahr neue Bücher bekommt. In den Ferien soll sie zweiundzwanzig Bücher Pflichtlektüre lesen und jeden…

Wünsche

  Ich wäre gern der Hut, aus dem man Hasen zaubert, Tauben, deren Flattern das Publikum betört. Ich hätte gerne Ohren, deren Muscheln aus den Geräusche-Räuschen, Brandungen des Stadtverkehrs, der Stimmen des Alltags Ohrenperlen bildeten. Und gerne wäre ich der…

IM RILA-KLOSTER

  drei kerzen habe ich angezündet vor dem Muttergottesbild   eine für meinen vater eine für meine mutter eine den geschwistern   dann stand ich noch eine weile im raum ohne ein gebet   denn ich dachte mir diese stille…

So

  Diese Lage des Gedichts ist ohne Gewicht. Es wagt nichts, wendet kein Ding vom Platz. Es sucht nicht. Wie es liegt ist verendet der Satz, schreib es nicht.     *** Schräge Intention. Gedichte von Angelika Janz, Wien: edition…

Ein Brief

Dies ist der Brief, den Philipp Lord Chandos, jüngerer Sohn des Earl of Bath, an Francis Bacon, später Lord Verulam und Viscount St. Albans, schrieb, um sich bei diesem Freunde wegen des gänzlichen Verzichtes auf literarische Betätigung zu entschuldigen. Es…

Finismus

  Ein Dichter, dessen Lebenslauf – jedenfalls in dem von mir überschaubaren Stück – der bare Beleg dessen war, was man sich gemeinhin unter einem Poetendasein illudiert: Glückliches Familienleben, Frau mitverdienend, Kind wohlerzogen, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bis zur Pedanterie, Anstellung:…

TRUTZLIED

  Nennt uns nur höhnisch Weltbeglücker, weil wir das Joch der Unterdrücker nicht länger dulden und die Schmach. Lacht nur der neuen Ideale, leert auf die alten die Pokale – Wir geben nicht nach!   Legt nur die Stirn in…

SICHEL

erscheint der morgenstern der falke der gestirne zerreißt das licht dem mond im schoß des himmels bleiben stücke fleisch losgelöst zurück wie wurzeln und keime unterm messer dem werkzeug des tags heißt schaffen spalten an jedem ende bestimmt der tod…

Was sind das für mädchen

  Was sind das für mädchen die mit großen hunden in abendstunden im Elisenpark gehn   Was ist ihre angst auf nächtlichen runden was ihre lust wer soll sie verstehen   Jene schmalen kinder mit großen hunden was wird sie…

Eis. Prinzessin.

(„Ice Ice Baby“, Song von Vanilla Ice)   Jetzt lieg ich da, im Traum, in deinen Armen. Es ist so kalt, ich fühle nichts als Eis. Ich weiß nicht, wer ich bin und wie ich heiß: Das Traumland kennt da kein…

DIE WALLISER GEDICHTE

  Nach einem windigen Tag, in unendlichem Frieden, versöhnt sich der Abend, folgsam wie mancher Geliebte.   Alles wird Ruhe und Klarheit … Aber am Horizont bildet sich golden durchsonnt ein schönes Relief aus Wolken.         Mit…

Wenn du

    Wenn du irgendwo unsichtbar versteckt dir im Traum etwas zurufst, zurufst etwas, das du lange vergessen hast und bittest dich wenn du später sichtbar versteckt entdeckt wirst darüber zu schweigen.       Weiterführend → Lesen Sie auch das…

Bettkante

  Gerade aufgewacht, sitzt er auch schon auf der Bettkante. Es ist definitiv nicht seine Sache, sich lange im Bett hin und her zu wälzen. Einige Momente noch kurz verharren, an die Reste der Träume dieser tiefen Nacht denken. Was…

Das Stadtwappen

  Anfangs war beim babylonischen Turmbau alles in leidlicher Ordnung; ja, die Ordnung war vielleicht zu groß, man dachte zu sehr an Wegweiser, Dolmetscher, Arbeiterunterkünfte und Verbindungswege, so als habe man Jahrhunderte freier Arbeitsmöglichkeit vor sich. Die damals herrschende Meinung…

Für Fantasie gibt’s keine Noten

  WEIGONI: Mit deinen Geschichten liegst du auf der Short/Short-Welle, die aus den usa rüberschwappt. Liegt in der Wut des Garagen-Postpunk die Quelle deines Schreibens? Patricia Brooks: Mir gefällt das Genre der amerikanischen Short/Short Stories, das ist so erfrischend frei…

Persische Lyrik

Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt,…

DU ABER SAGST

  du aber sagst alles wird gut und ich glaube dir einfach weil ich lieber an wunder glaube als an banale wirklichkeit du aber sagst sieh die nächte sind weiß ich aber entgegne nein diese nächte sind rot so rot…

Kommst wie stolze Mittagswärme

  Unten bei dem Zaun, wo die letzten Äpfel noch am Zwergbaum sitzen, Seh ich Deinen blonden Kopf zwischen Feld und Garten blitzen. Steigst den Berg herauf, leuchtest auf wie die Sonnenblume warm und sorglos, Als ist diese ganze Erde,…

grashupfer

  Flügelchend mit dem Goldbrief aus feinstem Faserwerk, packte das Heupferdchen seinen Wanst korbvoll mit Ufernem: Schilfen und Gräsern Pinj, pinj, pinj! pardauzte die Roßpappel. O schwanings. O aufschein! (Deutsch von Paul Celan) Grasshopper Glitter-letter wing-winker gossamer grasshopper packs his…

Klon im im Rückspiegel

    Das zweite Gesicht war immer gelogen, das zweite Gesicht ist der Schlaf.   Das zweite Gesicht ist ein Haus gezogen ums Wohnen, ums Dinglicherwerden von Schlaf.   Gelogen bleibt alles, was neben dem Träumen die Wahrheit erklärt.  …

Untreu

  Dein Lächeln weint in meiner Brust Die glutverbissnen Lippen eisen Im Atem wittert Laubwelk! Dein Blick versargt Und Hastet polternd Worte drauf. Vergessen Bröckeln nach die Hände! Frei Buhlt dein Kleidsaum Schlenkrig Drüber rüber!       *** August…

FRAGE

  Ist deine Liebe wie eine Herde von Wölfen! Lautlos rennt sie durch die endlose Steppe; Ihnen heißt der Himmel, der endlos grau Über den Wütigen hängt, ihr Hunger. Oder lauerst du auf Beute: Im Geröll als Natter verborgen? Wer…

Wie war es denn nun wirklich und warum das alles nebensächlich ist

  WEIGONI: Geht es dir nicht langsam auf den Senkel, als die „Clara Schumann-Expertin“ angekündigt zu werden? EVA WEISSWEILER: Ich habe die Fragen mittlerweile kategorisiert: Nr. 1: „Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?“ Nr. 2: „Hat es etwas mit Ihrem…

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fächelt Farngrün ach du meine Augenallee mein Wimperngebet wissend Zärtlichkeit des Windes um mich Zelt der Hände aus der Haut geschnitten mit den Augen den Berührungen: geh in mir umher! Ach pochend so Adern als wär nix geborgt ist der…

Avlos

Vergiss niemals: Deutsch ist hier die Menschensprache Rumjana Zacharieva Der Avlos-Verlag wurde um 1993 in Sankt Augustin bei Bonn vom deutschen Journalisten, Schriftsteller und Übersetzer Thomas Frahm gegründet. Das Verlagsprogramm beinhaltete vor allem Interkulturelle Literatur (Migrantenliteratur) sowie literarische Werke von…

Belichtetes Papier

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Große Liebe

  Es war die Nacht zum Lillebummer Schützenfest.Er hielt das Mädchen fest an seine Brust gepreßt.In seinen Augen standen süße Zähren,Er war dabei, ihr ‚alles‘ zu erklären.‚Du bist das schönste Mädchen, das ich je geliebt‘,Sprach Adolar, ‚weil es keine schönre…

Die innere Behörde

  Das Sprechen ist ein Tier und das Ofenrohr der Bote Gestern ass ich die Krümel vom Tisch und morgen fange ich mit den Stuhlbeinen an. Als die Tage noch 24 Stunden bargen, schliefen die dicken Käfer in den Kacheln.…

Wohnhœhlenmenschen

  eingesperrt hinter Glas das Gerippe von Stahlbaukæsten & teilbeleuchtete Etagen   Blicke festgenagelt auf die Peitschenleuchte & eine regennasse Fahrbahn   aus dem Geræuschteppich quillt ein tatuetata in das Einfallstor des Unbewussten   komplexbeladene Selbstbefragung in posthumanen Wuesten allein…

LIEBSTE

    Laß die Leinen los Laß uns schnelln Durch alle Tiefen Laß uns sinken Bis zum Grund Liebste, laß uns fliegen Über die Sekundensümpfe Jahreswüsten, laß uns Mit den Nebeln schweben Wenn wir müd geworden sind Doch bis dahin…

25 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt

Den Versuchen der Schriftsteller, über das Dasein und die Lebensbedingungen der Proletarier zu berichten, haben Vorurteile im Wege gestanden, die nicht an einem Tage zu überwinden gewesen sind. Eines der nachhaltigsten sah im Proletarier den »einfachen Mann aus dem Volke«,…

Maßstab

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Der Bibliothekar von Babel

Die Erzählung Die Bibliothek von Babel inspirierte Umberto Eco zum Bauplan der Klosterbibliothek in Der Name der Rose. Der blinde Bibliothekar und Gegenspieler Williams von Baskerville, Jorge von Burgos, ist eine Reminiszenz an Jorge Luis Borges Jorge Luis Borges stammte…

Japanische Lyrik

Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt,…

Sonett 121

  Viel besser: schlecht sein, als für schlecht zu gelten, wenn, der’s nicht ist, doch dafür wird gehalten, und edlen Liebesdrang, den wir nicht schelten, die Welt verneint in ihrem kalten Walten.   Warum denn sollte voller Hochmut sprechen die…

Ein Doppeldecker steigt aus jeder Flasche

  Ein Doppeldecker steigt aus jeder Flasche Und stößt sich heulend seinen Kopf kaputt. Der Übermensch verzehrt die Paprikagoulasche, Zerbröselnd Semmeln, rülpsend in den Kälberschutt.   Den Gästen hängt der Kiefer bis zur Treppe, Dort hinterlist’ge Fallen tätlich legend. Aus…

Kurze Wege

  Und werd‘ ich dann im Regen Der weißen Rosen gehn, Wenn bald ob Waldeswegen Die Winterflocken wehn, So wandl‘ ich wieder Bahnen, Die nimmer ich verließ, So klingt mir heut’ges Mahnen, Das einst mich folgen hieß.   Vereister Sturzbach…

LIED EINES ARBEITSLOSEN III

  Entlassen! papiere und abgestellt vom werk um den kündigungsschutz geprellt arbeitslos bist du ein dreck Nimmst neue stelle nicht? sperre   kein geld Zwei stunden fahren? ist nicht die welt So schicken sie dich wieder weg Geschoben von einem zum…

STRAßENBILD

  buchstabenverzerrt die gesichter durch asche gegangen fallen die köpfe der weißen statuen herab im gelbbewimperten tag träufeln aus konvexen fingern tropfen wein hervor unter nägeln die sich lösen schorfen gleich überm zwielicht des blutes ein abziehbild unterm wasser der…

Photo-Copy-Kopie

*** Eine Vorzugsausgabe Von der analogen Kopie zum digitalen Workflow von Klaus Urbons mit Hardcover ist beim M.F.F. erhältlich. Weiterführend → Blitzkopie: Auszüge aus einem Interview mit Dr. Edith Weyde 1988Xerografie: Erstes Remake des Astoria-Experiments zum 70jährigen Xerografie-Jubiläum 2008 Das…

Sprachbad

  Triff deine Zeit in mir und meine noch dazu: Wir sind nur einen Herzschlag weit entfernt. Die Turteltauben gurren Cucurrucucú. Ich habe für uns Tollkirschen entkernt,   Wir könnten uns in uns sofort berauschen. Die Wolken flocken sich ins…

O Superman

        Ihre ersten Performances hatte Laurie Anderson in den 1970er Jahren. 1977 entwickelte sie den Viofonografen, eine Violine mit einer aufmontierten 7″-Single, über die sie den Violinenbogen strich. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie 1981 mit ihrer elfminütigen…

Nachts

  Er liebt es, des Nachts spazieren zu gehen, das hat er schon während des Studiums gemacht. Den Kopf frei zu bekommen, alles Lästige der Studierstunden abzuschütteln. Sich über die Dinge Klarheit zu verschaffen. Auch heute geht es letztlich darum.…

Beschreibung eines Kampfes

    Die Ursache dessen, dass das Urteil der Nachwelt über einen Einzelnen richtiger ist als das der Zeitgenossen, liegt im Toten. Man entfaltet sich in seiner Art erst nach dem Tode, erst wenn man allein ist. Das Totsein ist…

Schreibwege Schreibweisen

  wie lange nimmt er mich mit dieser weg ist langsam gezielte strekke auf den winzigen punkt ins auge der kleinen kosmen       Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den…

Als ich ein Zimmer verließ

  Du lieber Raum, nun müssen wir uns trennen! Ins Fenster grüßt die schlanke Rosenranke noch einmal wie ein glücklicher Gedanke aus Tagen, die mich ganz ihr eigen nennen.   Du warst die Ruhe! Deine sanften Wände umfingen meines Wesens…

Werkstatt für potenzielle Literatur

Kein Spiel funktioniert ohne Regeln Im Jahre 1960 gründeten französische Literaten (die Werkstatt für potentielle Literatur (Ouvroir de littérature potentielle, abgekürzt Oulipo) als eine lose Vereinigung in Paris. Hier treffen sich Vertreter potentieller Literatur zu Gedankenaustausch und veranstalten Lesungen im…

Handlachen

    Haben Sie es gesehn? Wir haben es gefilmt, fotografiert, Bandaufnahmen gemacht. Wie es allmählich umkreiste sein Ding, wie es leise im Anschwellen gurgelte, sichtbar als Spreizung, wie es sich aus den Zügen riß, ahnbar als ein Bild zarter…

Deine Hände

  Ich fühle Deine Hände im Haus, Sie gehen wie Blut durch alle Wände Und teilen ihre Wärme aus.   Sie bereiten mitten im Alltagslärme Mir täglich einen Hochzeitsschmaus, Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme.   Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandeln Und…

RAUSCHZEIT!

  wer stimmt den aasgesang an? ist’s roter mohn der so bitter rinnt? schweifen im taugras, wer weckt den Pan? die alte parze die spinnentod spinnt.   Sonnreiter, flügelgaul überm berg, im himmel krähen, der mond steht alt, aus dem…

Über den russischen Dichteresoteriker Nikolai Klujev

Klujev, altgläubiger dichter in schaftstiefeln und schafspelz, der von einem irdischen bauernparadies träumte und der wiederkehr Pugatschows, als kulak verteufelt, verhaftet, verbannt, ohne Kieferngeläut verscharrt wie ein räudiger köter im lager narym in jenen jahren… Wulf Kirsten   Der russische…

In Güstrow

  Ich habe deine Kleider mitgenommen das wässrige Öl aus dem Schrank die Puderdose zerbröselte Reste auf den Augen verteilt.   Ich habe auf den Stufen gesessen auf jeder nach oben und unten gesehen den Abdruck deines Pfennigabsatzes gesucht.  …

Wolken

  elomen elomen lefitalominal wolminuscaio baumbala bunga acycam glastula feirofim flinsi elominuscula pluplubasch rallalalaio endremin saxassa flumen flobollala feilobasch falljada follidi flumbasch cerobadadrada gragluda gligloda glodasch gluglamen gloglada gleroda glandridi elomen elomen lefitalominai wolminuscaio baumbala bunga acycam glastala feirofim blisti…

Wankelmut

  Mein Suchen sucht! Viel tausend wandeln Ich! Ich taste Ich Und fasse Du Und halte Dich! Versehne Ich! Und Du und Du und Du Viel tausend Du Und immer Du Allwege Du Wirr Wirren Wirrer Immer wirrer Durch Die…

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und immer wieder diese Tage an denen nichts das Herz mehr beruhigt rastlose Suche: Streif mit mir im Gras umher: einher gehen wir unter uns *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum…

Die Weltbühne

Es wird uns Mitarbeitern der ‚Weltbühne‘ der Vorwurf gemacht, wir sagten zu allem Nein und seien nicht positiv genug. Wir lehnten ab und kritisierten nur und beschmutzten gar das eigene deutsche Nest. Und bekämpften – und das sei das Schlimmste…

Der Ursprung der Spontaneität

Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke. Johann Wolfgang Goethe   Das moderne Subjekt wird im 18. Jahrhundert krisenhaft geboren, in der Romantiker-WG in Jena. Im kulturellen Kontext spricht man von Romantikern, der Zugehörigkeit zu einer…

Elegie zum Thema Verlust

nach Friedrich Rückert   Ich bin KUNO abhanden gekommen, Wo ich so vielen die Zeit verdorben, Sie haben lange nichts von mir vernommen, Nun sind sie für mich vollkommen gestorben! Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob man…

manchmal sind gedichte

  wie welke blätter die in nasses gras fallen manchmal wie schnee der auf den bergen taut eine flut im fluß auf dem wege zum meer gedichte können sterben weinen auch lachen manchmal haben sie die kraft einer frau oder…

SpRachen:erkundung

  die Worte im Mund zwischen den Zæhnen zer\ mahlen , letztlich auf dem Gaumen nach\schmecken & sie voll ends auf der Zung‘ zer\ fliessen lassen       *** Letternmusik, Gedichte von A.J. Weigoni, zuerst erschienen beim Rospo-Verlag, Hamburg,…

Legende

  In Indien – sagt man – weint der Mond Kristalle, Den schattenloser schwerer Traum umwand. Und wer des Mondes Träne drunten fand, Der geht gefeit vor Tod und jähem Falle.   Nun mag die Pest der Völker Leiber fretzen…

FEIER DES WORTES

  Bevor Sie dieses Gedicht betreten, ziehen Sie sich bitte die Schuhe aus. Sie werden vom Autor darum gebeten. Sparen Sie am Ende nicht mit Applaus.   Haben Sie sich schon die Hände gewaschen? Nein? Dann wird es aber höchste…

Schreibe barbarisch!

  Sprechen oder Schreiben ist ein Bemühen um größeres Welt-Verständnis. Wer beschreiben kann, begreift, und umgekehrt. Literarisches, dichterisches Beschreiben ist, im Unterschied zum wissenschaftlichen, der Subjektivität geöffnet, ja verpflichtet, und im Bewusstsein gelassener, anders kontrollierter Subjektivität muss dann das Bezeichnete…

ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE

  zwischen himmel und erde   der horizont das niemandsland   zwischen himmel und erde   das grauen der völkermord   zwischen himmel und erde   der vogelflug der vogelschrei   zwischen himmel und erde   die grenze der freiheit…

Negation

  Für T. C. Die Wohnung eine Zelle. Paar Quadratmeter. Studentenappartements seien das, sagte er lächelnd und zuckte die Schultern. Und da darfst du trotzdem wohnen bleiben, obwohl du kein Student mehr bist? Naja, sagte er und lächelte. Hier stand…

Waagerechte

    Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Gedicht ohne Worte

    *** Weiterführend → Eine Würdigung der Hungertuchpreisträgerin finden Sie hier. Mehr Informationen zur Künstlerin, hier.

KNOCHEN

wo ich fraß und fäule übersteh leb ich erlöst vom körper lieg ich zerlegt im abgrund unter der landschaft versteinern meine knochen werd ich zeichen nutzen mir die besten prothesen nichts selbst wenn sie häuserwände erklimmen in mauerspalten ragen leibabrisse…

Europäische Traditionen in der Lyrik

Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt,…

Alle haben mitgemacht und keiner war dabei

  Auch 50 Jahre nach dem „Tag der Befreiung“ noch kein Feiertag.     ***   Weiterführend → Friedrich Nietzsche ist der Godfather des Cynismus. Oft leisten seine Texte viel mehr: Aufschreckende Brüche und Diskontinuitäten im Sprachlichen, unruhige und gewagte…

Collage

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Galgenberg

  Blödem Volke unverständlich treiben wir des Lebens Spiel. Gerade das, was unabwendlich fruchtet unserm Spott als Ziel.   Magst es Kinder-Rache nennen an des Daseins tiefem Ernst; wirst das Leben besser kennen, wenn du uns verstehen lernst.    …

Der Frauenheld – Moritat

  Frühmorgens fiel ich aus dem Bette, Das lag nicht nur am letzten „e“, Die Decke hing wie eine Klette, Mein Großer Zeh war nicht OK.   Es muss am Wein gelegen haben: Denn ich ging ihm bis auf den…

Holzleim

  Vor einiger Zeit hat Herr Nipp einen Stuhl zerlegt, um ihn grundsätzlich zu sanieren. Der Stuhl war ein Fundstück vom Sperrmüll. Wir wissen ja schon seit geraumer Zeit, dass Herr Nipp gerne Möbel aus der Vergangenheit nutzt. Waren es…

blues in Schwarzweiß

  während noch immer und schon wieder die einen zerstückelt und verteilt und vertrieben werden die einen die immer die anderen sind und waren und bleiben sollen erklären sich die eigentlich anderen noch immer und schon wieder zu den einzig…