Wir kommen weit her

(Für Samay) Wir kommen weit her liebes Kind und müssen weit gehen Keine Angst alle sind bei Dir die vor Dir waren Deine Mutter, Dein Vater Und alle, die vor ihnen waren weit weit zurück alle sind bei Dir keine…

Der Winter

  Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen, Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.   Der Erde Stund ist sichtbar…

erdschichten und sternenhimmel

  der band beginnt mit dem gedicht  »“… verse näher an sich heranlassen …“ / für christoph meckel (* 12. Juni 1935, † 29. Januar 2020)«, zwei tage nach dessen tod geschrieben. das zitat stammt aus einem brief des freiburger…

Fragile Weltenzyklopædie

  gespalten in Zweifel & Fiktion… ein ausgreifendes Geruest aus Tastwœrtern fuer die kategorische Genauigkeit die man Einsamkeit nennt   Fragment eines Untergangs, in der sich ein zerruettetes Subjekt in Erlœsungsbeduerftigkeit erfolglos zu stabilisieren versucht… ehe es sich in den…

Sonette – XXIV

  Uns jüngsten Tages wird der Gott entfachen Goldnes Gespräch erneut darin die Dinge Sich flüsternden Geräts auf Silberschwinge Begegenen wie Losruf treuer Wachen   Dichtender Schweigsamkeit verwehrtem Ringe Der brüderlichen Ahnung Lippen sprachen Nächtigt in Schluchten des Olympos Lachen…

dezemberende

  rasch sich sammelnde tage und wieder ein jahr in dem das lachen das leise lachen unverhältnismäßig teurer wurde    zweifel jedoch zweifel günstig wie nie     *** Gekämmte Zeit, Gedichte von Werner K. Bliß, Pop-Verlag 2019 Weiterführend →…

vergiss

    Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

ein multifunktionales lyrisches Ich

  „Vaterland der Ruhelosigkeit“ – unter diesem Titel bildet das letzte Gedicht in dem vorliegenden Band der renommierten rumänischen Autorin Ana Blandiana ein Leitmotiv, das den Willen zur Veränderung in einem leidgeprüften Land ebenso zum Ausdruck bringt wie die Bereitschaft,…

Den Geist eines Buchs verkörpern

Ein Dichter, der liest, ist ein Anblick wie ein Kellner, der speist. Karl Kraus Das in der Edition Das Labor erscheinende Hörbuch Gedichte faßt die langjährige Studioarbeit von Tom Täger und A.J. Weigoni einerseits zusammen, gab aber auch einen Ausblick…

O. T.

  Da kommst Du  ich schnipp Dir die wolken glatt die sonne  die ’s heute geringfügig hat   Bei Dir ist der himmel höher als breit Die sonne muß schippen  der mond hat viel zeit   Da gehen die haufen…

erinnerung an innige momente

oder zwischen ich und du, krieg und frieden   den knappen, präzisen, leisen, behutsamen und unaufdringlichen gedichten von philipp létranger, der in münchen lebt, merkt man lebenserfahrung an, so als hätte er schon jahrzehnte lang gedichte veröffentlicht. je mehr man…

Die Tänzer

  (Sie tanzen ohne mich. Ich tanze nicht auf dem Vulkan.)   Zu oft schon hat der letzte, schnelle Zorn die Welt verändert, doch sie gewandelt? Nie. Jetzt sitz ich still, im Leib ein Dorn, inmitten Scharen schwarzer Vögel und…

Neue Lyrik

1. Es giebt in Deutschland einen Dichter, einen echten Dichter; aber, fragt man einen aus der Menge nach ihm, so bekommt man entweder ein langes Gesicht oder ein ironisches Lächeln zu sehen. Dieser echte Dichter ist Detlev Freiherr von Liliencron.…

Strahlensatz

  Wie es kommt, strahlend: es kann kommen, kausal, mit Bindeglied, die Wunde erlernt ihr Lied, die Formel erstarkt am Satzende, sei es am Grab, im Spiegel, auf Brücken, darunter, sei es für immer, mit Umarmung zur Knochensprache erhoben, wenn…

Bessere Hälfte des Lebens

  Ich wache auf am frühen Morgen, und drehe mich noch einmal um. Ich schlafe wieder ein mit meinen Sorgen. Die Wolke dort am Himmel wandert stumm.   Soll ich nun weiterschlafen oder aufstehn? Ich weiß nicht, ob der Tag…

Wo niemand

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt…

GESTÄNDNIS

  Ich hasse vor allen Dingen den Tod Und will mich töten. Dies letzte, verzweifelte Wagen Ist mir bis heute geblieben. Wo fährst du hin, verfahrener Sinn Auf polterndem Wagen? Es müßte in Scham jetzt erröten Die Wange mir, könnte…

SCHAFE

    näherten sich schafe unruhig  mauern unter der erde  überwuchert von gestrüpp und disteln  konnten selbst die hunde sie nicht halten stand einer leibhaftig am herd kochte er  und lud zum mahl unterm hügel  fiel der schäfer auf die…

Nachtgewæchse

  Labyrinthe des Ichs & seiner Echos an den Kehrpunkten der Geschichte > die einverleibte Œkonomie verursacht Abstossungsreaktionen = Nomaden vollf∫hren zirkulære Bewegungen & richtungslose Wanderungen auf den Erkundungsgængen durch Ruinenlandschaften   verinnerlichte Entfremdungsprozesse erzeugen bei metaphysisch Obdachlosen einen fortschreitenden…

Zipfelehrlich

  Manchmal lasse ich fiktive Wortlaute über eine Melodielinie promenieren und ein Singsanggespräch zwischen Nichtmir und Ichmir nimmt seinen Lauf. Das ist formidabel und erstaunlich schön. Doch wichtiger als das ich höre aufmerksamst: knötchenwach und zahnradtreu.       Weiterführend…

le mot, das Wort

  Das Nachwort empfiehlt, den vorliegenden Gedichtzyklus noch einmal, dann aber von hinten nach vorne, auch sprunghaft, zu lesen. Damit folgt die Lektüre einer Grundfigur, die vielen dieser Gedichte einbeschrieben ist. Das gilt zuallererst für das letzte Gedicht, das den…

Todtnauberg

  Arnika, Augentrost, der Trunk aus dem Brunnen mit dem Sternwürfel drauf, in der Hütte, die in das Buch – wessen Namen nahms auf vor dem meinen? –, die in dies Buch geschriebene Zeile von einer Hoffnung, heute, auf eines…

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  im Bauch des Vaters wächst Sonnenschein Sommersprossen sprenkeln seine Haut sie sucht dich Dunkelheit – Junkie trotz jeder Sucht: Sicherheiten denn im Bauch des Vaters       *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2025 Weiterführend →  Ein Porträt…

Rückblick

  An dem Tag (ein Dienstag),an dem die Theorien anfingenmit ihren Konsequenzen Ernst zu machen, d.h. ein riesiger Schrödinger-STRUMPF oder SCHLUPF (das weiß man nicht)die Maschen der Raum-Zeit zerriß, plötzlich alle top-Quarks TRUDELTEN(Kramer), und zwar chaotisch, d.h.ein sog. von-Neumann-KUCHEN entstand:…

Siebenbürgische Zeitung

Matthias Buth, Jahrgang 1951, seit fast fünfzig Jahren im bundesdeutschen Literaturbetrieb mit wachsender Anerkennung präsent, ist ein Dichterjurist, der den gelungenen Spagat zwischen geflügelten Sätzen und strengen juristisch abgewogenen Sentenzen vollzogen hat. Die vorliegende Publikation, eine Kombination aus freien Versrhythmen,…

vogelmenschen

  ich lehnte mich an den wind im glauben auf rettung vor dem tod griffen meine hände nach stimmen die herüberwehten aus einer anderen zeit   in einem früheren leben war ich vogelmensch und flog durch kristalline gebirge war schmetterlingsfrau…

Im Blickkontakt mit den Buchstaben

    mit dem Handwerkszeug der ars poetica eine verstændliche Sprache im Mechanismus des kulturellen Gedæchtnisses abspeichern die Anabiose zur Ueberlebensstrategie machen: Alles ist Abgrund / Immer ist Nacht   eine manierierte Mythenschœnheit trifft auf mitreissende Kœrpermetamorphosen das trojanische Pferd…

Über Asta Nielsen

  So eine Landschaft gibt’s: Wo man den bleichen Mond über weiten Ebenen sieht, Der glanzlos, deutlich durch die Ferne zieht, Die – weil sie in uns liegt – wir nie erreichen.   Jemand deutete auf eine Dame hin, Die…

Sonette – XXIII

  Nun ist der Schleier weggezogen Ich blicke so ins Herz der Welt Wie wir nicht sollen Unverstellt Sah ich das Feuer darin wogen   Da mich vom Widerschein umflogen Die ewige Flamme die erhellt Mit einem kühlen Hauch befällt…

Garn

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Michael Gratz mit einem Geleit zum Band  tEXt bILd.

Als die Lichtfinger

Als die Lichtfinger so Kindheit in die Schatten des Wimpernschlags kamen wie Stürme und mit ihnen neue alte Fragen ins Jetzt schauerten so Kindheit mit dem Atem von Nichts und einem Geschmack wie federgewachsen so Kindheit leichter als das Herz…

Küche

  durch den Türspalt einen Blick auf den Herd das Marmorbecken den tropfenden Hahn die Mutter steht einen Teig knetend & fürchtet nicht rechtzeitig fertig zu werden       *** Fragen im Schlepptau, Gedichte von Ines Hagemeyer. Ludwigsburg: Pop…

Lyrik im Digital

Poetry is when every line begins with a capital. (Graffito)    „Dichtung ist das Sakrale im säkulären Getriebe, ohne Religionsersatz sein zu wollen … Was genuin gut ist, tief, erlitten und fest, das bleibt …“ und schützt uns vor dem…

Der Taucher

  »Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, Zu tauchen in diesen Schlund? Einen goldnen Becher werf ich hinab, Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund. Wer mir den Becher kann wieder zeigen, Er mag ihn behalten, er ist sein eigen.«…