Die Poesie

  Die Poesie schaltet und waltet mit Schmerz und Kitzel – mit Lust und Unlust – Irrtum und Wahrheit – Gesundheit und Krankheit. Sie mischt alles zu ihrem großen Zwecke – der Erhebung des Menschen über sich selbst.    …

Wegrhythmik

  Jede Stadt hat ihre eigenen Rhythmen, nicht zuletzt erkennbar an der Pflasterung von Straßen und Gehwegen. Im Zuge der Renovierung alter Städte wurde in den sechziger Jahren fast überall in Deutschland das alte Kopfsteinpflaster entfernt, man wollte autotauglich werden,…

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Duck dein Gesicht neben meines ich bin flackernder Wohnort keine Reklame von damals durch den Wort das Tor Mund diesen Körper betreten und es bleibt dabei! *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay…

Das Herz des Motorik-Beats

  Schlagwerker werden unterschätzt. Sie sind einfach da. Beginnend mit unserem Herzschlag, den wir bereits im Mutterleib erfahren. Außerhalb des schützenden Bereichs braucht der Mensch ein Instrument zu rythmischen Klangerzeugung. Begabte Musiker legen sich ein Drumset zu, bei dem sie…

9. Welttag der Poesie

Vorbemerkung der Redaktion: Am 21. März wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die KUNO-Redaktion empfiehlt an diesem Tag daher Preziosen aus dem Bereich…

Der Mensch

  Wenn aus sich lebt der Mensch und wenn sein Rest sich zeiget, So ists, als wenn ein Tag sich Tagen unterscheidet, Daß ausgezeichnet sich der Mensch zum Reste neiget, Von der Natur getrennt und unbeneidet. Als wie allein ist…

Frühlingsaufgang

  Auf dem Balkon plötzlich Frühlingsaufgang, wir reiben uns die Augenringe. Eine nur ausgedachte Stille liegt über dem Land. Die Sonne sucht auf der Straße nach einem Sieg und findet ein Schlagloch, um sich darin zu gefallen. Der erste Helikopter…

Sehræuber

  Schlichtheit paart sich mit Illusionslosigkeit im Labor der Wunder & Wandlungskræfte geræt Werkexegese zu Detailanalyse:   Zentrum der geregelten Schaulust der erlaubten Enthemmung des forcierten Rausches im   imaginæren Wortkino blættern ungelesenen Bildern nachtræumen … Lesefutter fuer die Projektionsmaschine…

märchen und sagen

… je weiter ich in diesem Studium fortgehe, desto klärer wird mir der Grundsatz: daß kein einziges Wort oder Wörtchen bloß eine Ableitung haben, im Gegenteil jedes hat eine unendliche und unerschöpfliche. Alle Wörter scheinen mir gespaltene und sich spaltende…

VORFRÜHLING

  Die Nacht scharrt mit den Hufen junger Pferde.         Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises. Axel Kutsch erweist sich als Meister der Twitteratur, keines länger als 140 Zeichen! Über…

Strukturen 2

  Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbucher in der Werkstattgalerie Der Bogen lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Die bibliophilen Kostbarkeiten…

Dichter

    Kein Dichter gibt einen fertigen Himmel; er stellt nur die Himmelsleiter auf von der schönen Erde.     *** Für Theodor W. Adorno war Eichendorff „kein Dichter der Heimat, sondern des Heimwehs im Sinne des Novalis, dem er…

Übermacht

  Übermacht … der Zweifel beißt hier / Endlich ~die letzte Flamme erloschen / kalt wie die erstarrten Basaltströme im Midian / Jahwe kam aus dem Hala l-Badr   *** Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache zu…

Grenzen der Kunst

  Die merkwürdigste Erscheinung ist die selbstgewollte Unfreiheit der Künstler. Alles spezifisch Künstlerische in der Malerei ist heute streng verboten; nur ganz verstohlen und verdeckt dürfen die Maler die künstlerische Note in ihre Bilder einschmuggeln; das Publikum, selbst der Kenner übersieht…

Nicht was wir gelebt haben

  Nicht was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen. Gabriel García Márquez       Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

z.b.

  sorgfaltig glatten bitte sinnvoll für alle     *** Spam Poetry von Joanna Lisiak Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte destilliert. Diese Methode hatte sie in einem komplexeren Umfang bereits bei anderen lyrischen Projekten angewendet, darunter auch…

Zustand

  Zustand, eine Art von Befreiung, gekoppelt mit dem Zwang der Zukunft.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp…

Sein Blut

  Am liebsten pflückte er meines Glückes Letzte Rose im Maien Und würfe sie in den Rinnstein. Sein Blut plagt ihn. Am liebsten lockte er meiner Seele Zitternden Sonnenstrahl In seine düstre Nächtequal.   Am liebsten griff er mein spielendes…

Atelier Verlag

  Auf die Frage, für wen er schreibe, antwortete Jean Cocteau: „Für die, die auf derselben Wellenlänge sind wie ich.“ Sind Sie – beispielsweise – auf einer Wellenlänge mit Dieter P. Meier Lenz (Mitherausgeber von die horen) oder Pierre Garnier…

Der Bonner Bücherkarren

  Vom barocken Poppelsdorfer Schloss führt die breite Allee vorbei an den wilhelminischen Häusern – in der Mitte die breite und fast einen Kilometer lange Wiese, sie war in der Zeit, als Bonn noch Hauptstadt war, Ort großer Demonstrationen, links…

SPLITTER

jeder durchbruch ist ein tod im spalt des augenblicks lauert geflügelt die lichtechse unterm geröll der haut halten fasern die nerven zusammen wird verwestes nur zum wesen durchgelassen was von der mahlzeit übrigbleibt schädel und knochen abgeschabt und abgefallen schuppen…

Resistenz

  „Andere drucken Bücher, ich verlege Autoren!“, behauptet Verleger Dietmar Ehrenreich kühn im Begleitschreiben der Büchersendung, die mich vor einigen Tagen erreicht. Davon abgesehen, daß ich ihm diesen Aphorismus, den Siegfried Unseld übrigens ganz ähnlich formuliert hat, durchaus abnehme, beklage…

Anstoss zur Weltdeutung

  Obzwar er seine Bibliothek selten verlässt, lebt ein Bibliomane an den Rändern der gesicherten Welt. Zuweilen muss er die Studierstube verlassen. In so genannten Fussgängerzonen beobachtet er die optische und akustische der Vermüllung der Umwelt, die von einer Erosion…

Zweikörpertheorie

  Der Lyriker Holger Benkel lebt in Schönebeck bei Magdeburg, studierte 1987-1991 am Literaturinstitut Leipzig und veröffentlichte im Magdeburger Verlag „Blaue Äpfel“ 1995 Gedichte („Kindheit und Kadaver“) und Prosa („Reise im Flug“, Traumnotate). 1996 erhielt er den Georg-Kaiser-Preis des Landes…

Losgehen

  Den gesamten Abend hatten sie sich unterhalten, über Kunst und Literaturen, dann natürlich über typisch deutsche Befindlichkeiten, über die Art des Marketings von Kunst und Literatur, dabei nicht das Häuten der Zwiebel von GraSS ausgelassen, einen Essay von Herrn…

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wo Nächte durch Brückenbögen gehen: bleiernes Lächeln bitte war das denn jetzt schon das Glück? *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das…

Die Enkel-Epigonen

  Die Enkel-Epigonen von Gerhard Rühm, der nach Deutschland ausgewandert ist – so wie viele österreichischen „Geistes- und Literaturgrößen“ und dort (tief ein-) gewirkt und seine Spuren hinterlassen hat, die schlagen jetzt mit Rühm-Epigonentum, gemischt mit Dadaismus – den sie…

Schöpfung

  Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus. Die Künstlerbucher sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421  

Queenland’s Ende

  Eine brach daliegende Landschaft. Leichen liegen verstreut und in seltsam verdrehten Stellungen auf dem Boden. Rauchschwaden hängen in der Luft. In regelmäßigen Abständen zuckt ein Laserstrahl auf. Roboter, käfer, baum- und fischartige Hybridwesen und Menschen ringen miteinander. Remote- control…

Æzesupp mit Ferkesfœss

– eine Ode an die rheinische Kueche   O Rosenkranz, Bratwurstschnecke mit wuerzig grober Farce garniert mit Nelken im Apfelkraut   O Flœnz, weichgebackene Blutwurst mit Rœstkartoffeln angereichert gefolgt von Schweinshaxe oder Kruestchengulasch   O Panhas, rheinischer Klassiker Wurst mit…

Romanzero

  In seinem dritten Gedichtband, Romanzero (erschienen 1851) gibt Heinrich Heine ein Lehrstück in westlicher Unwissenheit mit Gedanken, die uns sehr heutig vorkommen. Er, Heine, war ein deutscher Dichter, dem deutschen, westlichen Kulturkreis zugehörig. Aber er war Jude, man ließ…

Über die Verhältnisse

  Ein Mann lebte auf zu großem Fuß. Es fiel keinem auf, denn der Mann lebte mit dem anderen Fuß viel zu bescheiden. Die Sache war somit ausgeglichen.     *** Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak Weiterführend →…

Windzeit

  Sie legt die Hände an die Glasscheiben das Busses. Sieht ein kleines Mädchen da stehen, das an einer roten Haarfranse kaut. Ein wenig Speichel im Mundeck langzieht. Sie anstiert. Dann wie wild zu winken beginnt. Der Bus hält ruckartig…

Erinnerungen

  Ich bin Erinnerungen treu für immer: Menschen werde ich es niemals sein.     Lou Andreas-Salomés oft gerühmte persönliche Ausstrahlung, ihre Bildung und intellektuelle Beweglichkeit, die Freundschaft mit namhaften Zeitgenossen und ihre unkonventionelle Lebensführung sicherten ihr einen Platz in…

Weltende

  Es ist ein Weinen in der Welt, Als ob der liebe Gott gestorben wär, Und der bleierne Schatten, der niederfällt, Lastet grabesschwer.   Komm, wir wollen uns näher verbergen … Das Leben liegt in aller Herzen Wie in Särgen.…

Eine Erinnerung an Peter Marginter

  Zu allererst habe ich ihn bei einer Lesung aus seinem Buch „Der Baron und die Fische“ wahrgenommen. Abstrus, skurril – dachte ich, ein kleiner Herzmanovsky-Orlando. Dann lernten wir einander beim Morgen-Kreis kennen. Ich fotografierte ihn und auch seine Tochter,…

Orte 1. Das versunkene Feld

  Versunken ist hier eigentlich nichts: aber so starr stehen Gestelle inmitten der Gänseblumen… Und die Gerüste mit Scheiben von hinten — es ist das Rätsel eines lokalen Sachverhalts, der nur 5 Min. von zu Haus… Früher war`s der Trainingsplatz…

Die Menschenfreunde

    Was der Mensch auch tun mag aus Mitleid, es ist nie genug und immer zuviel.           Richard Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker. Seine oft…

Zitronenschatten

  Ich besaß unter uns das Wir. Gelb, pressbar, sauer. Es liebt mich im Tief, im Fisch, im vergeistigten Lob. Ich suche immer diese durchschnittenen Hälften, Fragmente schöner Formen Über dem weiblichen Herz.   Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch,…

Fotografieren

  Immer waren es Begegnungen mit Menschen, die mir geschenkt worden sind und die mich weitergebracht haben in meinem Leben. Die mich inspiriert haben zu Neuem, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Oft war nur im Vorübergehen etwas, das mich…

Die absolute Malerei

  Die Dinge reden: in den Dingen ist Wille und Form. Warum wollen wir dazwischensprechen? Wir haben nichts kluges ihnen zu sagen. Haben wir nicht die tausendjährige Erfahrung, daß die Dinge umso stummer werden, je deutlicher wir ihnen den optischen Spiegel…

Mangelwirtschaft

    Leben aus einem Gefühl des grundsätzlichen inneren Mangels.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren auf…