Mulatte

  Hinter dem zunächst neutral erscheinenden Wort „Mulatte“ […], das bereits 1604 in den deutschen Sprachgebrauch aufgenommen wurde, verbirgt sich die Vorstellung, „dass sich der Schwarze zum Weißen verhält, wie der Esel zum Pferd, und dass sie zusammen einen Hybriden…

Einst da ich bittre Thränen vergoß

  Einst da ich bittre Thränen vergoß, da in Schmerz aufgelöst meine Hoffnung zerrann, und ich einsam stand am dürren Hügel, der in engen, dunkeln Raum die Gestalt meines Lebens barg – einsam, wie noch kein Einsamer war, von unsäglicher…

ANLEITUNG

Wenn Sie ein Gedicht lesen, dann lesen Sie es am besten so, sehen Sie, so. Selbstverständlich können Sie es auch anders lesen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise so. Oder so. Ich habe einen Mann gekannt, der Gedichte so las. Aber…

Weimar in Mai

  Jenen Baum im Park an der Ilm werde ich nicht Vergessen: wo wir so lange sorglos lagen,Als wäre kein Gestern und Morgen, worin wirUns hätten längst verlaufen müssen; einer,Denkt mir, des andern sich wählender Fels –Und eingepasst in das…

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Brücke mit Flügeln wo unsere Geschichte stirbt sei mein Haar dir noch Harfe fällt ein Vogel Schauer Regen über uns herab kriecht ins Rückrat immer von Welt umheckt: wir: Wellen: verrinnen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet…

Wege in eine steinerne Welt

  Der Titel zu den 61 minimalistischen Gedichten entstammt, wie der Autor in einem kurzem Nachwort uns mitteilt, einer Begegnung mit einem Stein, der sich im Hof eines Weihers befand. Auf der Suche nach einer Heimstätte für ihn, die möglicherweise…

Sauber & Sexy

  »Das Gros der Beiträge kann zu drei Hauptlinien zusammengefasst werden: Erstens werden kritische Impulse gekonnt um stilistische Formspiele bereichert. Zweitens wird nostalgisch dem Verlust identitätsstiftender, medialer Versatzstücke nachgetrauert. Drittens arbeitet man an einer neuen Theorie des Pop.« Thomas Beutel,…

Das Hungertuch für Tom Täger

Tom Täger erhält in Anerkennung seines Lebenswerks das Hungertuch für Musik 2001 Seit 1981 ist Tom Täger an Produktionen mit ‚Comalounge‘, ‚Die Regierung‘, ‚His Girl Friday‘, ‚Die Sterne‘, ‚MissFits‘, Combos aus der Weltmusik, Life–Mixen für Musicals an der Folkwangschule Essen…

Arbeit & Struktur

    Weiterführend → Ein Porträt der Hungertuchpreisträgerin Almuth Hickl findet sich hier. Und außerdem im KUNO-Archiv, ein Hinweis auf die Ausstellung Freibank. Photos der Reihe im Rheintor und der Veranstaltung in Kunstverein Linz. Einen Essay zu den Aktionen im…

Gemälderetro

  Zwischen den Dosen von Farbe, meist sind es Pigmente, manchmal auch schon fertig angerührte Acrylfarben, teilweise auch billiges Abtönzeug aus dem Baumarkt, hat er einen Pinsel gefunden. Ein kleiner feiner Haarpinsel, vielleicht Stärke 0. Er hat sich dorthin verloren…

Nonkonformistische Literatur

Nonkonformisten reagieren mit Unglauben auf das, was alle zu Glauben scheinen, und sie machen sich über Handlungsmaximen lustig, die nach allgemeiner Auffassung die soziale Ordnung begründen. Sie akzeptieren die stillen Annahmen der seriös daherkommenden Urteile nicht, und drehen sich auf…

VorBild

  Dichtung werde von allen gemacht, betonte Lautréamont. Es gibt wenige Thesen über Lyrik, die ich im Verlauf der Beschäftigung mit Gedichten höher einzustufen gelernt habe als diese. Wir schreiben gemeinsam an dem einen Gedicht, das sich aus den vielen…

Fake Jazz

Jazz is not dead, it jut smeals funny Frank Zappa Jazz gespielt mit der Energie von Punk, das war zu Beginn der 1980-er Jahre „der letzte heiße Scheiß“. Die Lounge Lizards waren ein sechsköpfiges New Yorker Ensemble, das 1978 von…

LiteraturClips • Replica

  Wenn es Videoclips gibt, muss auch die Literatur auf die veränderten medialen Verhältnisse reagieren.     proklamierte der Sprechsteller A. J. Weigoni 1991 als er und der Musiker Frank Michaelis in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Marion Haberstroh und dem…

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wir sind noch Zerbrochenes Wasser schreit der Wind Brust Rundung und die Sterne uns anschaun leucht mir die Augen aus wären wir bloss geboren *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

2. Welttag der Poesie

Am 21. März wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die KUNO-Redaktion empfiehlt an diesem Tag daher Preziosen aus dem Bereich Hörbuch. „Señora Nada…

Aussicht

  Der offne Tag ist Menschen hell mit Bildern, Wenn sich das Grün aus ebner Ferne zeiget, Noch eh des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget, Und Schimmer sanft den Klang des Tages mildern. Oft scheint die Innerheit der Welt…

Das Hungertuch

  In Zeiten knappen öffentlichen Geldes müssen oft Mäzene einspringen, um den maroden Kulturbetrieb am Laufen zu halten. Doch mit zunehmendem Selbstbewusstsein der Spender treten neue Probleme auf. Was tun, wenn der Geber sich zu viel herausnimmt? 
Widrigste Erfahrungen mit…

Aktion Hungertuch

    *** Weiterführend →  Die Deutsche Kritik neigt dazu, klüger als die Kunst sein zu wollen. Dies zu ändern ist im Jahr 2001 der Kunstförderer Ulrich Peters angetreten und hat mit dem Hungertuch einen Künstlerpreis gestiftet, der in den…

Markthalle Magdeburger Platz

Vor allem denke man nicht, daß es Markt-Halle hieß. Nein, man sprach »Mark-Thalle«, und wie diese beiden Wörter in der Gewohnheit des Sprechens verschliffen waren, daß keines seinen ursprünglichen Sinn beibehielt, so waren in der Gewohnheit meines Gangs durch diese…

Grünzeug

  Im eigentlichen Ziergarten, Neudeutsch Wellnessgarten, ein Gemüsebeet integriert zu haben, welches auf den ersten Blick gar nicht so aussieht, hat gewisse Vorteile. Immer wieder kommen von wahren Gartenkennern interessierte Fragen, was dies denn und jenes für Blumen seien und…

Der Schmerz

    Das Spiel wird jeden Tag interessanter gestern hab ich mir aus der Gummitapete des Gästezimmers ein Hemd zugeschnitten durch die Wunde an der einen Wand schau ich in den Bauch der Nacht meinem Blick bietet sich ein Steintisch…

Nein Aura

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Füttern und dichten

  Es ist so schön, so schön, etwas zu haben, das verschwindet. Es ist so schön, so schön. Wie Stoff sich an ein Stöffchen bindet, so vertraut. So schön, so schön ist etwas, das ein Etwas findet, eines geduckt, eines…

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Blatt sitzt am Wind der sich als Sturm tarnt um nicht zu sagen: ich trauer hab ein Aug aus Stacheln ich bau mit mir die Nacht aus und im Tod wieder wach werden sagen: o immerzu von Licht zu Licht…

DIE INSEKTENFRAUEN

  ich stehe im licht des mondes vor einer verlassen wirkenden häuserfront, über deren zerbröckelnde mauern wein wächst, und versuche, zu erkunden, ob dort nicht doch noch jemand wohnt. da entsteigen fünf winzige weißhäutige nackte frauen mit insektenleibern einem geflochtenen…

Vollmond

  Leise schwimmt der Mond durch mein Blut … Schlummernde Töne sind die Augen des Tages Wandelhin – taumelher –   Ich kann deine Lippen nicht finden … Wo bist du, ferne Stadt Mit den segnenden Düften?   Immer senken…

Aufzeichnung in Skizzenbuch XXXI

  Das Gewitter schrie Ich trat in das Haus und sah alles Eine [große] rote Frau; schwarze Kätzchen [spielten] auf dem grünen Tisch – Gellaa, der Blitz verzehrte das Gefährt – die Kätzchen spielten mit der Frau, die lächelte –…

Zufällig aufgezeichnet

„Zum Glück habe ich gelernt zu schreien und zu fluchen. Zum glücklichen Menschen kann mich niemand erziehen, keiner kann es erzwingen, ich bin mir selbst autark geworden oder autonom. Verhandlungen sind da zwecklos.“ „Bedenken sind angebracht, was du mir willst…

10 Jahre LiteraturClips

  Ich habe mir Zeit genommen, mich in dieses gewaltige literarische Schöpfungswerk zu vertiefen, einzutauchen in die Zeitgeist-Werbewelt-Denkweise und die ihr adäquate Formulierungskunst. Aber die Herausforderung anzunehmen, bedeutet da mehr… Wie das Leben eben so (geworden) ist. Und wir erst…

Heavy metal thunder

I like smoke and lightnin′ Heavy metal thunder Racing with the wind And the feeling that I’m under Steppenwolf Die Frage danach, wer Hard-Rock erfunden hat, beschäftigt viele Spezialisten. Für die einen ist es You Really Got Me von den…

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Giftiger Nebel und hell fallen die toten Vögel drängen aus dem Dunkel während Augen festhängen zerreibt mich ein Blatt dieses Leben bleichen mir Haar und Herz licht das gestorbene Gefieder komm kreuz mir/ Opfer/ ein Zeichen an die Stirn brenns…

Fragment

Zeitausschnitt Niedagewesenes auf den Brettern … im Lichtschein wälzt sich der Held allein mit seiner Angst fort zog der süße Klang die bezaubernde Lüge Fruchtaroma & Ekelgeruch Maske Kostüm Gebärde verheißen ein Gestammel das nicht im Text steht *** Wuelle:…

Blau

Ihr Gedicht „blau“ beziehe ich sofort auf meine eigene Empfindung dieser Farbe, die ich liebe und der ich zugleich so misstraue, die mich vor lauter Sehnsucht nach Wärme schmerzt, die mir Schönheit und Frost, Tod und absolute Form in einem…

Schöne Augen

In der Provinz gehört es zum guten Ton, wenn man sich ab und zu auf Schusters Rappen begibt, den Alltag sausen lässt und an einem freien Tag mit Freunden in den Wald zieht, nicht mit einer Kiste Bier, sondern mit…

Reste von gestern

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Præludium

  … in principio erat verbum?   Am Anfang war der Gedanke & dann… sprach er sich aus   als er sich aus gesprochen hatte stellte er fest das er revidiert werden musste :   Spuren, Splitter & Spiegelungen Gedankenloops…

Jahrtausendsassa

Ich bin nicht echt. Ich bin wie ihr. Ihr existiert nicht in dieser Gesellschaft. […] Ich und ihr – wir sind Mythen. Ich komme nicht zu euch als Realität, ich komme zu euch als Mythos. […] Ich komme aus einem…

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  nachkommen nacktkommen benommen sein vom verlust der gesunden grenze *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend zur Lektüre…

Postludium

  die Worte ab/klopfen in Silben sesshaft werden Realitætswahrnehmung wird zur Wahrnehmungsrealitæt   hyperbolische Wœrtlichkeit } fully updated = Re:kombination mit vorgefundenem & ueberformtem Material   nachklanglos diesseits & jenseits der Sprachgitter in ein schwebendes Verhæltnis hineintreten > ein Prozess…