Eine Erinnerung an Lev Detela

  Ein engagierter und wortgewaltiger Kämpfer für Humanität, Gerechtigkeit, Intellektualität, Künstlersein. Wir kennen aus seit den frühen Siebzigerjahren (Fresach), wir sind befreundet und darüber hinaus wirkliche Weggefährten. Keiner hat sich schon so früh und so tiefgreifend mit meiner literarischen Arbeit…

Zweifellos schwächlich

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Die Umkehrung der Apokalypse

  Aleksej Gastev war ein politisch Handelnder, der sein künstlerisches Werk als politische Aktion sah. Er ist so gesehen ein Vorläufer des Gedankens der sozialen Plastik von Beuys. Ein entscheidender Vers steht im Zentrum des Manifests – in Order 05:…

SCHMÄRZEN

  sehnen + dehnen grauschwarzblauer himmelblick verheißt nichts gutes         * * * Momentmale von Theo Breuer, 1999. Edition Bauwagen Achtzehn Gedichte, mehrfarbig mit Tintenstrahl auf ausgewählten Papieren gedruckt, neun originale Linolschnitte von Karl-Friedrich Hacker, 27 numerierte…

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yeah yeah nicht mehr ich sein wollen dieses Glaukom das nicht sein kann wie die andern es wollen: eingelegt aufgereitet weggepackt konsumierbar ich hab mich bemüht nicht die Gilbende zu sein aber jeder Tag ist anders und nur so eine…

Welttag der Poesie

Vorbemerkung der Redaktion: Ab dem kommenden Jahr wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Wir betrachten die Compact Cassette, ein Tonträger der in ein…

Nicht alle Tage …

  Nicht alle Tage nennet die schönsten der, Der sich zurücksehnt unter die Freuden, wo Ihn Freunde liebten, wo die Menschen Über dem Jüngling mit Gunst verweilten.       *** Weiterführend → Ulrich Bergmann hat das Stück „Der Tod des…

Gemuetserregungszustand

  Panorama der Daseinsidentitæten in Symbolkæmpfen wird mit Sprachpartikeln ein erbarmungsloser Konformitætsdruck der Leistungsgesellschaft ausgefochten > nirgendwo ein Funkenschlag   Ætherische Schnittbogenfiguren lernen mit Gewissensgenauigkeit eine neue Selbstverachtung Privates wird ausgelœscht um das dumpfe Treiben am Laufen zu halten >…

Mosaikfugato. Sinnthese: Zerbruch

über Bernstein und Hans Ludwig Pfeiffer, Bildhauer, Maler Ariadnefaden Durchs Weltallschwarz stürzt torkelnd, haltlos, erdlos, nackt, das Nichts schauende aufgerissene Augen, entbrillt, ein Mann, schwerleibig kopfüber, ortlos – körperloses Entsetzen. Den irren Fingern entgleitet das rote Garn, ein zerbrochener Zollstock…

Die gelben Titelseiten

Gute Literatur muss abgeschafft werden, das heisst, was wir immer so unter guter Literatur verstanden haben Jörg Schröder Im März 1969 gründete Jörg Schröder daher als Komplementär mit den ehemaligen Angestellten des Melzer Verlags – Peter Beitlich (Vertrieb), Anne Hansal…

Geschätzter Schatz

Man kann an freien Tagen die Seele baumeln lassen, sich irgendwo auf die Liege legen und den Herrn einen guten Mann sein lassen. Einige Leute haben allerdings die sogenannten Hummeln im Hintern und werden schon beim Gedanken an dieses neudeutsch…

Der Gang durch Mangel

    Gebrochenes ist an den Kanten scharf. Geschnittenes ist an den Enden weich. Gerissenes ist an Konturen Schrift.   Entsetzliches ist in den Schatten gleich. Verdorbenes, das sich in Spiegel warf, ist Blenden.   Das alles darf Getroffenes verwenden.…

Schreibtisch

  „Manchmal sitzt du am Schreibtisch und weißt nichts mit dir anzufangen und mit jeder Minute wird der Berg größer im Verhältnis zur Zeit, die noch zur Verfügung steht diesen Abend, und irgendwann durchbrichst du das Band und weißt dann…

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verknotet sich in der Ferne die Straße die Häuser schreiten nie aus man müsste ein Haus sein es öffnen wie Blüten an uns schmilzt die Sonne je weniger wirs wollen rechne mich bitte der Landschaft zu: Windruten *** Weiterführend →…

Gedankenstuhlgang

  als Hirnschaumeister Lobotomie am Geist der Gegenwart vollziehen semantische Netzwerke entschluesseln gedankliche Schemata treffen unweigerlich auf Ereignisse & muenden in ein vorlæufiges Script Sinn & Form werden zu Texten & Zeichen > treten ein in: Wort & Welt Enterhaken…

REISE IM FLUG

  ich werde als rücksitzfahrer auf einem fliegenden motorrad transportiert, das im flug ständig gegen dachfirste, dachrinnen, schornsteine und straßenlaternen stößt, die mir wie riesige emporgestreckte finger schroff entgegenragen, so daß ich jeden moment abzustürzen drohe. ich klammere mich am…

Syrinxliedchen

  Die Palmenblätter schnellen wie Viperzungen In die Kelche der roten Gladiolen, Und die Mondsichel lacht Wie ein Faunsaug verstohlen. Die Welt hält das Leben umschlungen Im Strahl des Saturn. Und durch das Träumen der Nacht Sprüht es purpurn. Jüx!…

Kappensucher

Während zu dieser herbstlichen Zeit in kleinen Städten die traditionellen, bisweilen sogar tausendjährigen Jahrmärkte und Kirmessen Hunderttausende von konsumorientierten und freudesüchtigen Menschen anziehen. Während dort die Lustbarkeiten, wie Karussells und Losbuden, wie Bierzelte und Würstchenbuden fast von den Menschen überrannt…

Ein Gürteltier als Symbol

 Bei all dem Mist, der in letzter Zeit veröffentlicht wurde, war es eine besondere Freude, auf dieses Album zu stoßen… Kottke ist kein Neuzugang in der Page-Beck-Schule. Carl Bauer Nicht nur zahlreiche Gitarristen erinnern sich an das Armadillo Album als…

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Vogelstern lehn dich an mich träum nimm den Raum ein und die Falten Rinnsale in deinen Mundwinkeln zu Lichtadern umzeichnen im Dunkeln *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der…

Eine Erinnerung an Alexander Gies

  Der PEN war Brücke und Beziehungsebene. In den Jahren seiner Präsidentschaft gehörte ich so wie schon viele Jahre vorher und noch kurz danach dem Vorstand des Österreichischen PEN an; insgesamt etwa zwanzig Jahre lang. Wir respektierten und verstanden einander,…

Poetologische Korrespondenzen

Die Lektüre von Geschichten und Romanen dient dazu, die Zeit zweiter und dritter Ordnung totzuschlagen. Die Zeit erster Ordnung braucht man nicht totzuschlagen. Sie ist es, die alle Bücher totschlägt. Sie bringt einige hervor. Paul Valéry Mit Schriftstellern ein Interview…

Die Drecksarbeit der Erinnerung

  die semiotische Guerilla negiert Barrieren zwischen Hoch– & Popkultur Arbeitersozialisation & aristokratischer Dekadenz Sophisticatedness lautet ihre Wæhrung   Retrorocker bohren ein Loch in die Zeit = erproben mit Relevanznachweisverpflichtung den Habitus der Nichtinvolviertheit & posaunen in Klang gemeisselte Sprache…

Wundertüte

Jeden Morgen seines neuen Lebens hatte Herr Nipp aus einem der schrägen Fenster geguckt, die Gartenwüstenei gesehen und sich darüber geärgert. Eine kahle Rasenfläche ohne Abwechslung, ohne das Spiel von Rhythmen und Konturen, ohne Büsche, die arragiert und auf optisch…

schamane

  Von den alten schamanen ging alles aus, medizin, sport über tanz, kunst über die lehrzeichnungen in den initationshöhlen, philosophie über die zeichenschau. Wer heute mehr tut als sich zu ernähren und zu vermehren, trägt davon in sich, bis in…

Gestalten

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Pop-Schamanismus

  Der Pop-Shamane ist ein Mensch, der auf einen Kreis von Schülern, Sympathisanten oder Fans eine magische Wirkung ausübt. Dabei benutzt er eine alltagsweltliche und laxe, aber in keinem Fall flache oder gar unästhetische Sprache. Er verwendet Codes und Symbole…

Label oder available?

  Seit 1989 interessieren sich die Artisten des Projekts Das Labor für eine Audio-Art, die bislang nach den herkömmlichen Marktgesetzen unerschlossen geblieben ist. Die Menschheit steht zu Beginn der 1990er Jahre vor einer Transformation der Sprache ins Medium der technischen…

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  Schweigen Weil es leicht ging ich habe nichts gemacht ich habe dich nicht gefragt sprich nicht von Liebe zerdrück nicht das Licht mit Worten weg geht so schnell ein Augenblick wie ein ausgesprochener Satz von meinen Lippen verschwindet als…

Uhs

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Endspiel

  furchteinflœssend erheben sich die Flutlichtmasten in den Nachthimmel   jeder einzelne steht persœnlich im gleissenden Scheinwerferlicht & wirft vier Schatten   flackernde Gluehlampen zwinkern dem Betrachter zu   einem Lux gleichend beobachten sie das Spiel   Experten zermahlen zwischen…

O. T.

  Freunde es ist ne kunst nach bier in der schlange zu stehn Höher noch ist die kunst die flasche zu öffnen im gehen Aber die höchste kunst ist trinken ohne daß wir brüderchen  schwesterchen ’s uns mopsen  das tier…

Leben in Möglichkeitsfloskeln XII

  Mittels der Fotografie schneide ich mir Bilder aus der Zeit, durch die ich gehe und fülle mit ihnen die Zeitlöcher aus, in denen ich lebe.   Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre…

Kurze Würze

In den Regalen aufgestapelt finden sich konsumtempelkilometerweise abermillionste Tüten mit Chipsen und anderen Abendsnacks. In den mittleren Reihen immer die etwas teuren, für alles andere muss man sich schon etwas bücken. Oben die Lagerware zum Nachfüllen. Es scheint weiterhin abgemacht…

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Ein jeder Engel stürzt und findet zu sich zurück. *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend zur…

Brief von Carl

  Ich beneide diese Leute um die tadellose Fasson ihrer Knochen, die kurz & schick geschnittenen Gehirne, ihre bruchfesten Seelen. Abhängige sind wir alle. Wenn Du dichten willst: gut. Aber Nachdenken –! über Quantenmechanik ist die härtere Passion. Dunkelheit verbreiten…

Leergelebt

  den eigenen Atem im Nacken das Rœcheln im Gehœr Gang Hecheln, Krallen & krumme Schnæbel Gef—Luestern sich nicht jedes Angebot bieten lassen Ratatateng da arbytet fieberhaft jene RegistrierAbteilung im Hinterkopf Berechnungen werden aus gestellt = $…£ Schweiss gerinnt zu…

Ohryeure

Das Ohr ist ein Organ der Angst, hätte der Mensch nur Augen, Hände, Geschmacks– und Geruchssinn, dann hätte er keine Religion, denn jene Sinnesorgane sind Organe der Kritik und des Skeptizismus. Ludwig Feuerbach Mit literaturpädagogischen Kursen versucht A.J. Weigoni die…