Bildnisse · Revisited

  Seit etwa einem Jahrzehnt arbeite ich an der Schnittstelle zwischen Literatur, bildender und akustischer Kunst. Ungefähr über die Länge dieses Zeitraums betreibe ich poetische Studien über Kommunikationsmaschinen. In der Auseinandersetzung mit meinen Stoffen, sei es in der Prosa oder…

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Wenn sich deine Stimme zum Flüstern faltet nachts du in Schlafstellung gehst ohne hin zu finden: Innen Außen Innen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie…

flußabwärts

  im Einbaum am Ufer entlang durch das Dickicht lehmiger Gruß fast still an allem vorbei hob sich das Grün vom Grund ab und schrieb Blumen aufs düstere Wasser das Unheimliches barg ohne wirklich zu schaun den Abbruch verklärt den…

Biologische Prædisposition

  unbændiges Verlangen ein Fieberthermometer   Sæfte steigen dem Siedepunkt entgegen   pulsieren in glæsernen Adern   Quecksilber schiesst steil empor   die Masseinheit wird gesprengt     *** Wiederbeatmung, Gedichte von A.J. Weigoni, Edition Das Labor, Bad Mülheim. remastered…

Die Tasche

  Sie war ihm geschenkt worden. Einfach so. Mit einem freundlichen Gesicht in die Hand gedrückt. Mit leuchtenden Augen. Ein Stück weit generös. Handgemacht, nicht die Tasche an sich, sondern das Bild darauf. Zwei Hände mit einer Pflanze in ihrer…

Beharrlichkeit

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Computerzeichnung 1

    Weiterführend → Das Konzept der Künstlerin zu ihren Computerzeichnungen finden Sie hier. Ein Porträt der Hungertuchpreisträgerin Almuth Hickl findet sich hier. Und außerdem im KUNO-Archiv, ein Hinweis auf die Ausstellung Freibank. Photos der Reihe im Rheintor und der…

LETZTE BEGEGNUNG

  wir saßen am see im letzten abendlicht   sprachen wieder einmal über gesellschaft und staat   schau wie schön das licht ist so seidig sagte ich zu dir   ja das ist das wesentliche für uns dichter sagtest du…

Ophelia sum ergo cogito

  Heiner Müllers Hamletmaschine stützt sich auf die modern erscheinende Figur eines Hamlet, der trotz aller Entschlossenheit zu handeln – bei Shakespeare ist es die Rache an dem Mörder seines Vaters, bei Müller ist es die Revolution – nicht mehr…

Früher Apollo

  Wie manches Mal durch das noch unbelaubte Gezweig ein Morgen durchsieht, der schon ganz im Frühling ist: so ist in seinem Haupte nichts was verhindern könnte, daß der Glanz aller Gedichte uns fast tödlich träfe; denn noch kein Schatten…

Der Ersatz für die Träume

Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat ist ein französischer Stummfilm. Regie führten Auguste und Louis Lumière. Der Film feierte seine öffentliche Premiere am 28. Dezember 1895. Gedreht wurde der Film im Jahr 1895. Der Abend endete…

Die Mondscheinrune

  Die Nacht öffnet ihr Tor, Du kannst in den Himmel gehen, Wo Wege voll silberner Leuchter stehen; So weit die Augen sich dehnen Kannst Du Dich nach Ewigkeit sehnen, – Kommt der Spaziergang Dir nicht doch Noch viel zu…

Erhört

  Das Hauchen weht Und Wirft die Widerstände Das Wehen bebt Und Schüttelt Halt zu Boden Das Hauchen braust Und Wirrt die wühle Tiefe Das Brausen schwirrt Und Schluchzt das Herzblut auf. Das Hauchen stürmt Und Reißt die Zeit in…

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  die weiße Wand ist weit und rückt nun näher abhanden war die Nähe die dem Auge nichts beschrieb das Gemeinte hat ein Muster das nach Händen rief ( so ruft die Wand: ich weiß )       ***…

Flasche

  Klar, die Flasche ist leer. Und tatsächlich ist es eine italienische Flasche. Die gehört auch nicht in den Wortschatz eines Fußballtrainers, sondern ist eines der Andenken von Herrn Nipp. Normalerweise fährt er ja jährlich, das ist damit wohl auch…

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  Einer Nahes Nichts über die Knotenpunkte der Seele gestreut Einer hat meine Stöpsel gezogen einer hat mir Knöpfe angenäht einer ging unter mich wie ein Kind in Sonnenblumenfelder geht um sich lachend zu verstecken Einer blieb und er nahm…

STW

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Das Lächeln der Mona Lisa

  Ich kann den Blick nicht von dir wenden. Denn über deinem Mann vom Dienst hängst du mit sanft verschränkten Händen und grienst. Du bist berühmt wie jener Turm von Pisa, dein Lächeln gilt für Ironie. Ja … warum lacht…

Poesie der Leerzeile

  Die Lücke zwischen Worten, wenn sie mehr will als die bessere Lesbarkeit der Worte, ist partielle Leerzeile und gewinnt – je nach Kontext – Polyvalenz (mit und ohne Pünktchen oder andere Verdeutlichungen der Auslassung). Da, wo eine Leerzeile mehrfach…

Rückblick

    An dem Tag (ein Dienstag), an dem die Theorien anfingen mit ihren Konsequenzen Ernst zu machen,   d.h. ein riesiger Schrödinger- STRUMPF oder SCHLUPF (das weiß man nicht) die Maschen der Raum-Zeit zerriß,   plötzlich alle top-Quarks TRUDELTEN…

Statt eines Traums

  Verbot zu ankern. Laß ihn weiterziehen, den schwarzen Kahn, gemähter Nächte voll. Die toten Sterne kennen keinen Hafen. Wer einmal zielte, bleibt als Schütze stehn, für immer kreisend auf der Mondlichtscheibe, auf flachem Graben um ein Wasserschloß. Verbot zu…

Bagatelle

    Zæhneknirschender Ruekschall aus dem hohlen Bauch heraus   Botschaften des Vorwurfs in handlichen Parolen griffbereit   Grenzerfahrungen zwischen Wachen & Schlaf sind weitaus fluechtiger als das Singen der wirklichen Welt…   Selbstzerfleischung Wirklich ist nur das fuehlbare Gegenueber…

Danach

    Die Wärme noch Deines Leibes Das Einverständnis Der Stille zwischen uns Unsere Hände leicht Aneinandergelegt Komm nun, Schlaf So könnte der Abschied sein Hätten wir einmal Genug       Weiterführend → Ein Rezensionsessay über Holger Uske von…

Das sich erklärende Wort

Die Poesie ist ein Versuch, der Wirklichkeit auf nichtbegriffliche Weise zu begegnen Yves Bonnefoy Lyriker haben keine schlichten Vokabeln, weder im Leben noch in der Dichtung. Selbst Jugendgedichte verdeutlichen das Umkreisende, das eine Suche nach Identität birgt: loslassen, sich selbst…

Sekunde

  Auf dem Weg zurück von der nächtlichen Futterstelle sah ich in diesem fast berührbaren Stockdunkel mein aus allen Fenstern unterschiedlich warm erleuchtetes Haus, und ich sah  fast schwebend eine weiße, eine schwarzweiße und eine graue Katze davor wie ziellos…

Leben in Möglichkeitsfloskeln IV

Manche Berührung, die eine Frau von dir möchte, dient nur der Erinnerung an jemand Anderen. Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

Dichten

  Manche Dichter meinen, Dichten schicke sich nur für die Jugend; aber das ist nicht richtig. In dieser hitzigen und erregbaren Periode erhalten wir bloß den Anstoß, der uns auf unserer künftigen Bahn vorwärts treibt; die Ideale enthüllen sich uns,…

TIMISOARA, TIMISOARA

  einhundertfünfzig Mark (DM, klar, was sonst?) und keinen Pfennig drüber denn er ist alt und defekt und wer weiß was das Reparieren kostet (Fahrt nach Budapest inklusive) ich hoffe du siehst ein, das ich ihn nur kaufe um dir…

Aus der Erinnerungszukunft

    Herrliches Dasein, nichts zu berichten!   Ich habe nichts als mein Sagen, das in tieferen Schichten des Wiedersagenmüssens verklingt   Unterwegssein, es schneidet mein Inbild aus kühler Folie deutlich erinnerten Sprechens.   Inzwischen drängt der Ozean an die…

Geheimdichter

  Hugo Lyck? Wer kennt den Namen? De großen Literaturlexika nicht. Ein echter Geheimdichter vom Anfang des vorigen Jahrhunderts. Ein Gedicht von ihm steht im Jahrgang 1958 der Literaturzeitschrift Akzente. Eine Rückblende: „Hugo Lyck, auf- und untertauchend im Café Stefany…

Inter. Essen

  Ein Mensch spricht über Interessen Und hatte morgens nicht gegessen. Der Fokus liegt, man kann es ahnen, Nicht darauf, etwas abzusahnen.   Es geht vielmehr ums Aufzukäsen, Einzubroten, Zeitunglesen, Ums Kaffeebrauen, Vollzuwursten, Ums Trinken, um nicht zu verdursten.  …

Lyriker

  Stets den Versen auf den Fersen.       *** Weiterführend → Dieses Gedicht wird in den Band Versflug einfließen. Dari befinden sich Kurz-Gedichte aus den Jahren 1974 bis 2015, keines länger als 140 Zeichen! Über die Literaturgattung Twitteratur…

Die Langeweile

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Eranna an Sappho

  O du wilde weite Werferin: Wie ein Speer bei andern Dingen lag ich bei den Meinen. Dein Erklingen warf mich weit. Ich weiß nicht wo ich bin. Mich kann keiner wiederbringen.   Meine Schwestern denken mich und weben, und…

Von der deutschen Poesie

Vorrede, von Benjamin Neukirch ES giebet viel leute/ welche die deutſche poeſie ſo hoch erheben/ als ob ſie nach allen ſtücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche ſie gantz erniedrigen/ und nichts geſchmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde ſind von…

ABEND

  Wenn der Abend uns bezwingt Und die Klage in uns singt: Fühlst der bangen Seele Flug, Weißer Mädchen Atemzug. Fremd ist Friede, fremd der Streit, Wann entrinnen wir der Zeit? Und kein Alter macht uns klug: Fühlst der Seele…

Vorübergehn

  Das Haus flackt in den Sternen Mein Schritt verhält und friert. In deinem Schoße schläft mein Hirn. Mich fressen Zweifel! Voll Schattet deine Büste in dem Fenster Das Spähen hüllt mich lautlos Die Sterne streifeln glühes Eisen Mein Herz…