Dichterlandverschickung

Vorbemerkung der Redaktion: A.J. Weigoni erhält ein Stipendium der Filmstiftung NW für einen Arbeitsaufenthalt im Künstlerdorf Schöppingen. Im Gegensatz zu Christa Wolfs neoromantischer Geschichte »Kein Ort. Nirgends.« stellt sich A.J. Weigonis Dokumentationskomödie »Ein Ort. Skoping.« der Frage: „Wie gelangte das…

wiege

    Der Monitor zeigt die unterschiedliche Art der Lichtreflexion auf einer konkav bzw. konvex gebogenen Metallplatte. Der Wechsel der Bilder wird von dem Geräusch des vor- und zurückschnellenden Blechs begleitet. Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Vergessen

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Steine

(Versuch einer semantischen Füllung) Feste Körper, immer feste drauf. Verbrochen, zerbrechen und verklumpt, verschoben, ineinandergeschoben, eingeklemmt, geschichtet, zerrieben, grau und blau, Minerale und Mengen derselben, Kalk und Sand, Schlacke und harter Lehm, Grauwacke und Dolomit, Basalt und verschiedene Glase, durch…

Abschied

  was sollen die letzten worte sein lebet wohl auf wiedersehen irgendwann irgendwo? was sollen die letzten taten sein ein letzter brief ein telefonat ein leises lied? was soll der letzte wunsch sein verzeiht mir vergeßt mich nicht ich hab…

Messevergnügen

  Draußen regnet es in Strömen, nein, das kann man nicht als Sommerwetter bezeichnen. Da in den Räumlichkeiten nicht geheißt wird, ist die Temperatur über Nacht in den Keller gegangen. Glück haben diejenigen, die ihren Stand in der Nähe der…

Ein Mensch

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

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Antlitz durch Fleisch versöhnt Angst vor deinen Gebeinen wenn du auf den Baum kletterst so wächst er wächst dem Himmel zu *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage…

Bourgeoisophobia

  in der Schutz–Zone der Freizeiteinhegung: Erinnern / Wiederholen / Durcharbeiten freilaufende Begriffe geraten aus den Tentakeln ueber Verwerfungskanten ins endlose Wechselspiel von Macht + Unterwerfung Hybris & Gewalt   poetopathologische Gedanken ueber: Eros, Einsamkeit & Tod am Reissbrett der…

SCHLAFLOSE NACHT

Es gibt Nächte, deren lautlose Gestalten an mir vorüberziehen. Uralte Gesichter, die sich aus der Dunkelheit emporheben. Nächte, die Umherirrenden Masken aufsetzen, durch deren hineingemeißelte Höhlen Blicke dringen. Es gibt Nächte, die einer sauerstoffarmen Mondlandschaft ähneln. Nächte, die zwischen Raum…

Sisyphos auf der Tellermine

Boris Vian: Die Ameisen (1949)  „Die Ameisen“ schildern episodisch Kriegssituationen und gipfeln in der letzten Episode, die zum Bild der Ausweglosigkeit menschlicher Existenz überhaupt wird: Ein Soldat – der Ich-Erzähler – tritt auf eine Mine und bleibt auf ihr stehend…

Hilfe

  Wie ein Wienerschnitzel breitgeklopft, er hatte mal wieder die Aufgabe eines Anderen übernommen, opferte seine Zeit. Es war natürlich keine anspruchsvolle Aufgabe, nur warten und genau beobachten, Protokoll führen über besondere Vorkommnisse. Sie saßen vor ihm, leise, schweigend und…

Bettgeflüster

  Seit gut einer Stunde lag er mit wachen Augen im Bett, blickte aus dem Dachflächenfenster und wartete. Sonntags sollte man nicht zu früh aufstehen, das gehört sich einfach nicht, weil die Menschen gewöhnt sind, das Wochenende zur Erholung zu…

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häng mein Haupt in einen dürren Baum meine Spucke: nichts als Zeichen Vater verschwindet nicht fährt fort, sich zu erfüllen als Speichel und Schleim ich aber bin der Schädel des Herrschers spiel mit mir Ball *** Weiterführend → Ein Porträt…

Böses Amt

  wie sich Schläge, Verträge Übel- keiten umrichten, wie sie träge ihr Neuge- wichten auf Trau- liches breiten, wie dann die fetten, die filzigen Zöpfe, sülzigen Köpfe vor Müdigkeit in die Mo- toren, die offenen Messer schlagen, wie ichs wagen…

Eichblattverletztlichkeit

  forcierte Steigerung der pathognomischen & gestischen Kommunikation = gekruemmte > verwehte Gestalten emblematische Figuren des sozialen Elends   zwischen Emotionsrhetorik & Geschichtslosigkeit + dem Mœglichkeitssinn in einer Gegenwart aus Sachzwængen & Deutungsmonopolen in der klaustrophobischen Piefigkeit treudeutscher Provinz  …

Wahrhaft Kolossal

Wer ein Blues-Rock-Album als Klassiker hören will, kommt um „Colosseum Live“ nicht herum, es ist eines der explosivsten Livealben aus einer Zeit, in der sich das dargebotene noch nicht eindeutig etikettieren lies. Ein Rückblick könnte aufklären. Colosseum wurde 1968 vom…

Lyrik

  Ich bin ein Mensch, der sich – weil er die Begabung dazu hat – mit dem Aussprechen und Sehen von Poesie beschäftigt, der in Dichtung ein Instrument erblickt, um auf unterschiedlichen Ebenen von der Wahrheit, die er erfährt, zu…

Die Tartarenlegende

  „Hätte es die Tataren nicht gegeben, ich wäre heute nicht mehr am Leben. Es waren die Nomaden von der Krim, die in dem Niemandsland zwischen der deutschen und der russischen Front lebten. Sie waren mir schon vertraut, denn ich…

Unterhaltung

  Früh war er ins Bett gegangen, weit vor zwölf. Hatte vermutet, dass er etwas nachzuholen hätte, den Schlaf, der die letzten Tage und Wochen nicht sein gewesen war. Er hatte noch kurz vorher einen Anruf einer lieben Person bekommen.…

Immer geradeaus

  *** Immer geradeaus, Künstlerbuch von Haimo Hieronymus, 1994. Weiterführend → Zum Thema Künstlerbucher lesen Sie bitte auch den Essay und den Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Herr Nipp stellt sich vor

Tatsächlich schreibt er manchmal Texte, immer wenn ihm danach ist. Sie sind nicht groß, auch stilistisch ist sicher einiges daran zu bemängeln, zumindest einer seiner Freunde sagt ihm klar und lakonisch, er mache schließlich keine Kunst. Er ist auch niemals…

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hast mir die Gesichter zerschmettert alles zerschmettert jetzt mein Gesicht zerreiß den Holzmenschen das Hohle in mir er trägt bloss die Gewänder der Toten oder *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum…

etwas Rücksicht

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Phænotyp

    ein Hirnhund versucht im Assoziationsgewebe mit expressionistischer Ausdrucksmusik ein Fragment von Welt zu versprachlichen bis es seine Wirklichkeit preisgibt…   der Baumeister modelliert mit Neonlicht einen Stadtteil versucht die immaterielle Aura des Verdrængten zu illiminieren & das Gefangensein…

Musterbeispiele der Neuen Sachlichkeit

Ein guter Photograph ist ein bildnerischer Gestalter. Die Photos von Marta Astfalck-Vietz zeichnen sich durch große Experimentierfreude und eine ebenso eigenwillige wie detailgenaue Inszenierung aus. Dabei richtete sie selbst die Szene und das Licht ein und war auch oft selbst…

TRÄUME

zittert überm fleisch der staub ist die haut ein leuchten das milde licht zerbrennt blaugelb geneigt zur nacht im samtenen stoff wie wachs richtet der kopf nach oben sich und spannt die stirn vom leib gestreckt sinken die füße zum…

Mein Sterbelied

  Die Nacht ist weich von Rosensanftmut; Komm, gib mir deine beiden Hände her, Mein Herz pocht spät Und durch mein Blut Wandert die letzte Nacht und geht Und naht so weit und ewig wie ein Meer.   Und hast…

Eine Erinnerung an Manès Sperber

  Er war für mich der Inbegriff eines durchgeistigten, analytisch-deduktiv scharf denkenden Intellektuellen. Ich sehe ihn noch wie lebendig vor mir. Seine schlanke, hohe Gestalt, das weiße glatte Haar, sein schmales, asketisch wirkendes Gesicht, seine straffen Bewegungen, knapp, zielgerichtet im…

Start me up

  Auf dem Bett, die Füße werden ungeduldig, unbefriedigend gerieben, ohne eigentlich zu wissen warum. Er schaute auf, um sich der Uhrzeit zu vergewissern. Tatsächlich schon spät. Langsam zog er die fast schwarzen Socken von den Füßen und legte sie…

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repräsentierst als Milchstraßenkind den Mond noch wird zurückgehalten unter dem Himmel die Schnur die ein Gott dir hinab sandte aber die Zeit *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der…

Paarasylieren

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Furchensprung

  Wahrnehmungen im Feinstofflichen = schwerelos schwebt der Gœtterbote durch die Luefte & verlæsst die zurueckliegende Gegenwart der Windstoss Zephirs beruehrt kaum mehr den befluegelten Fuss   Gefuehlshœhen, Schmerzenstæler, Leerstellen Merkur streckt seinen athletischen Kœrper gen Himmel… die spiralige Bewegung…

Reality Radio

Radio ist sehr gegen meine Neigung. Ich kann und will nicht unter mein Niveau. Gottfried Benn   Radio Schauerland hat seinen großen Tag. Im Rahmen einer Live–Sendung, die nicht zufällig an die Oscar–Verleihung erinnert, werden die Preise für die besten…

SZENE

  während ich vor dem spiegel die haarsträhnen noch ordne leg ich das messer die narbe die naht in die haut mir schon verzerren die augen mein bild das aufgrellt wie ein phantom seh ich das fleisch da hockt bereit…

Transzendenz

  das Gegenüber ablenken von seinem Sein Zustand lösen gegen die Realität aufleben lassen Realität umlenken über ihre Wahrnehmung als Versprechen an das Gegenüber     *** Gedichte von Herrn Nipp, KUNO 1989 – 1993 Weiterführend →  Poesie zählt für KUNO…

Kalendergedicht

    Ich suchte den Kalender auf, er lud mich ein, ein Fremder.   Wir tranken Wein, wir drehten auf, ich Zahl und er Verschwender.   Wir strichen alle Daten aus, ich Wahl und er ein Sender.   Er trug…