Die Spannung

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Postkartenarten

Wie all die Jahre zuvor hatte er sich auch in diesem Urlaub ganz eindeutig und fest vorgenommen, einen ganzen Haufen Postkarten aus der Ferne zu schreiben. Mehr aus einem Gefühl der Tradition als der Pflicht, mehr aus Trotz, denn aus…

Die Verwandlung

  Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen,…

Fünfundreißig

    Trotz härtester Selbstkritikmuß ich zugeben, daß ich noch nichtso aussehe wie ein alter,abgeboxter Handschuh.Und jedes Lächeln von einemjungen Girlwirft mich höher,gibt mir neue Kraft, umdie Flaschen zu tragen, dieich aussaufe,oben unterm Dach.Und anschließend onaniereich wie wild und wichsemir…

Kindheit und Kadaver

wenn die verwandten neben mir die mich im wind selbst nicht zu wittern wußten fremd wie fern vor gräbern standen sah ich das kind in der erde hinterm gekrümmten stein die höhle aus holz den wachturm des vergessens die welt…

Abdriften, um zum Spiel zu finden

  Jedes Mal, wenn die Freunde beisammen sitzen, einige Gläser Wein konsumieren und vor allem gut speisen, vielleicht der Anregung geschuldet, sicherlich aber des Genusses wegen, wird sich ein Disput ergeben. Mal über Themen, zuweilen aber auch Worte und ihre…

Haar in der Suppe finden

  Bei all der Silvesterbegeisterung, den Krachern und all den innigen Umarmungen sollte man eines nicht grundsätzlich verdrängen. Hier ist der allgemeine Hang zur Nörgelei gemeint. Über absolut alles gibt es etwas zu meckern. Ja, auch über die Lautstärke der…

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kleines zerstückeltes Ding hauch mir bitte Nebel über die Augen zeig mir Sonne dein Gesicht trocknest so die Oberfläche aus eine schwimmende Schildkröte ist die Erde so sollte man doch geborgen sein oder *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie…

Ueberformungen

  in ein falsches Leben hineinverwunschen auf der Suche nach dem Verstehen von ungenutzter Energie verzehrt & dem Verdæmmern entgegensehend   Erinnerung an: den Renaissance–Menschen > der sich in das Bild einer geometrisch konstruierten Welt ein fuegen wollte   Einengung…

gegen den aufwind ein stück

  umblättern, sich ins licht wenden sich zusammen- nehmen, luft pressen gegen den aufwind ein stück       Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein…

Unmoralisches Angebot

Sie hatten den Abend zusammen verbracht, einige Glas Weizenbier verkonsumiert, eines jener Weizenbiere, die zwar nachgemacht aus dem Siegerland stammen, doch durchaus mit ganz gewiss gewisser Geschmacklichkeit aufwarten. Es hatte gut gemundet und die Gespräche durch die sogenannten Umdrehungen durchaus…

Sofokles

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin.

Schwarmverhalten

  Es mag etwas gewagt sein, sich abends in der Nähe eines Gewässers aufzuhalten. Überall lauern oder schwirren Schwärme von kleinen Blutsaugern. Vampire mit durchsichtigen Flügeln. Sie verwandeln ihre Opfer in Beulenmonster für einige Tage. Da hilft nur ein Mittelchen…

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: Zwillinge kehren wieder in Form von Fischmenschen aber als Gaukler getarnt ziehn Flatterspuren bis nach Oben hin Wo sie Sonne und Mond werden O Evolution! *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay…

Dichterlandverschickung

Vorbemerkung der Redaktion: A.J. Weigoni erhält ein Stipendium der Filmstiftung NW für einen Arbeitsaufenthalt im Künstlerdorf Schöppingen. Im Gegensatz zu Christa Wolfs neoromantischer Geschichte »Kein Ort. Nirgends.« stellt sich A.J. Weigonis Dokumentationskomödie »Ein Ort. Skoping.« der Frage: „Wie gelangte das…

wiege

    Der Monitor zeigt die unterschiedliche Art der Lichtreflexion auf einer konkav bzw. konvex gebogenen Metallplatte. Der Wechsel der Bilder wird von dem Geräusch des vor- und zurückschnellenden Blechs begleitet. Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Vergessen

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Steine

(Versuch einer semantischen Füllung) Feste Körper, immer feste drauf. Verbrochen, zerbrechen und verklumpt, verschoben, ineinandergeschoben, eingeklemmt, geschichtet, zerrieben, grau und blau, Minerale und Mengen derselben, Kalk und Sand, Schlacke und harter Lehm, Grauwacke und Dolomit, Basalt und verschiedene Glase, durch…

Abschied

  was sollen die letzten worte sein lebet wohl auf wiedersehen irgendwann irgendwo? was sollen die letzten taten sein ein letzter brief ein telefonat ein leises lied? was soll der letzte wunsch sein verzeiht mir vergeßt mich nicht ich hab…

Messevergnügen

  Draußen regnet es in Strömen, nein, das kann man nicht als Sommerwetter bezeichnen. Da in den Räumlichkeiten nicht geheißt wird, ist die Temperatur über Nacht in den Keller gegangen. Glück haben diejenigen, die ihren Stand in der Nähe der…

Ein Mensch

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

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Antlitz durch Fleisch versöhnt Angst vor deinen Gebeinen wenn du auf den Baum kletterst so wächst er wächst dem Himmel zu *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage…

Bourgeoisophobia

  in der Schutz–Zone der Freizeiteinhegung: Erinnern / Wiederholen / Durcharbeiten freilaufende Begriffe geraten aus den Tentakeln ueber Verwerfungskanten ins endlose Wechselspiel von Macht + Unterwerfung Hybris & Gewalt   poetopathologische Gedanken ueber: Eros, Einsamkeit & Tod am Reissbrett der…

SCHLAFLOSE NACHT

Es gibt Nächte, deren lautlose Gestalten an mir vorüberziehen. Uralte Gesichter, die sich aus der Dunkelheit emporheben. Nächte, die Umherirrenden Masken aufsetzen, durch deren hineingemeißelte Höhlen Blicke dringen. Es gibt Nächte, die einer sauerstoffarmen Mondlandschaft ähneln. Nächte, die zwischen Raum…

Sisyphos auf der Tellermine

Boris Vian: Die Ameisen (1949)  „Die Ameisen“ schildern episodisch Kriegssituationen und gipfeln in der letzten Episode, die zum Bild der Ausweglosigkeit menschlicher Existenz überhaupt wird: Ein Soldat – der Ich-Erzähler – tritt auf eine Mine und bleibt auf ihr stehend…

Hilfe

  Wie ein Wienerschnitzel breitgeklopft, er hatte mal wieder die Aufgabe eines Anderen übernommen, opferte seine Zeit. Es war natürlich keine anspruchsvolle Aufgabe, nur warten und genau beobachten, Protokoll führen über besondere Vorkommnisse. Sie saßen vor ihm, leise, schweigend und…

Bettgeflüster

  Seit gut einer Stunde lag er mit wachen Augen im Bett, blickte aus dem Dachflächenfenster und wartete. Sonntags sollte man nicht zu früh aufstehen, das gehört sich einfach nicht, weil die Menschen gewöhnt sind, das Wochenende zur Erholung zu…

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häng mein Haupt in einen dürren Baum meine Spucke: nichts als Zeichen Vater verschwindet nicht fährt fort, sich zu erfüllen als Speichel und Schleim ich aber bin der Schädel des Herrschers spiel mit mir Ball *** Weiterführend → Ein Porträt…

Böses Amt

  wie sich Schläge, Verträge Übel- keiten umrichten, wie sie träge ihr Neuge- wichten auf Trau- liches breiten, wie dann die fetten, die filzigen Zöpfe, sülzigen Köpfe vor Müdigkeit in die Mo- toren, die offenen Messer schlagen, wie ichs wagen…

Eichblattverletztlichkeit

  forcierte Steigerung der pathognomischen & gestischen Kommunikation = gekruemmte > verwehte Gestalten emblematische Figuren des sozialen Elends   zwischen Emotionsrhetorik & Geschichtslosigkeit + dem Mœglichkeitssinn in einer Gegenwart aus Sachzwængen & Deutungsmonopolen in der klaustrophobischen Piefigkeit treudeutscher Provinz  …

Wahrhaft Kolossal

Wer ein Blues-Rock-Album als Klassiker hören will, kommt um „Colosseum Live“ nicht herum, es ist eines der explosivsten Livealben aus einer Zeit, in der sich das dargebotene noch nicht eindeutig etikettieren lies. Ein Rückblick könnte aufklären. Colosseum wurde 1968 vom…

Lyrik

  Ich bin ein Mensch, der sich – weil er die Begabung dazu hat – mit dem Aussprechen und Sehen von Poesie beschäftigt, der in Dichtung ein Instrument erblickt, um auf unterschiedlichen Ebenen von der Wahrheit, die er erfährt, zu…

Die Tartarenlegende

  „Hätte es die Tataren nicht gegeben, ich wäre heute nicht mehr am Leben. Es waren die Nomaden von der Krim, die in dem Niemandsland zwischen der deutschen und der russischen Front lebten. Sie waren mir schon vertraut, denn ich…

Unterhaltung

  Früh war er ins Bett gegangen, weit vor zwölf. Hatte vermutet, dass er etwas nachzuholen hätte, den Schlaf, der die letzten Tage und Wochen nicht sein gewesen war. Er hatte noch kurz vorher einen Anruf einer lieben Person bekommen.…

Immer geradeaus

  *** Immer geradeaus, Künstlerbuch von Haimo Hieronymus, 1994. Weiterführend → Zum Thema Künstlerbucher lesen Sie bitte auch den Essay und den Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Herr Nipp stellt sich vor

Tatsächlich schreibt er manchmal Texte, immer wenn ihm danach ist. Sie sind nicht groß, auch stilistisch ist sicher einiges daran zu bemängeln, zumindest einer seiner Freunde sagt ihm klar und lakonisch, er mache schließlich keine Kunst. Er ist auch niemals…