Impulsverstærker

  Echolot in den Innenraum reflektierende Schallsignale zeugen Unbehauste in heilloser Lebensungewissheit eine Wesenseinheit ohne Seinssicherheit im Nirgendwo der Sinnsuche   Identitætslosigkeit unter Egomanen Charaktere ohne Eigenschaften jeder Ton eine unterdrueckte Klage verpestete Ewigkeit des zerfallenden Kœrpers Existenz = ein…

Bonn, 17.6. La Fontana

  Pirandello geht mir auf den Geist. Er faselt so schlau daher. Er denkt, er sei Kant & Nietzsche in einer Person … Warum sprach er mich überhaupt an? Er kennt mich doch gar nicht. Braucht er ein Objekt seiner…

Deutschland, Deutschland, liberales

  Deutschland, Deutschland, liberales, von der Etsch bis an den Belt! Seht ihr nicht am preuß’schen Pfahl es, wie es auseinanderfällt? Deutscher Reichstag – Preußenbündler – deutscher Schnaps und bayrisch Bier – Deutschland, Deutschland, liberales – Deutschland, Deutschland – hüte…

Bonn, 16.6. La Fontana

  Lieber Herr Jo, heute Nacht erschien mir Pirandello im Traum. Das Sonnenlicht schimmerte durch die Kastanienblätter, ich nippte an meinem Espresso und hörte über mir die so vertraute Stimme: „Buon giorno, Signore, come stai?“ – „Ahimè, mir geht es…

Bonn, 15.6., Gelateria

  Lieber Herr Jo, der tägliche Dialog mit Pirandello erschöpft mich, seine philosophischen Gedanken, die er mir von seinem Balkon über der Gelateria zuruft, haben mich inzwischen vollkommen ins Gefängnis der Vernunft eingesperrt. Ich leide. Was soll ich tun? Befreien…

Bonn, 14.6., La Fontana

  Lieber Herr Jo, es fehle noch so einiges, schreiben Sie, Denken allein mache noch keine Auferstehung. Handeln soll ich, konsequent handeln. Mein Gott, so ein richtiges Leben macht aber verdammt viel Arbeit. Amortisiert sich das am Ende? Sie wollen…

Bonn, Kaiserplatz, 13.6.

  Lieber Herr Jo, heute kam keine Karte von Ihnen. Was ist passiert? Ich habe Sie doch nicht erschreckt mit meinen Überlegungen? – Halten Sie sich fest: Pirandello stand heute Morgen auf seinem Balkon und strahlte, als er mich sah!…

Bonn, 12.6.

  Lieber Herr Jo, Sie schreiben mir, Sie verurteilen mich zum Leben. Ja, heißt das denn, Sie leben, Pirandello lebt, alle leben – nur ich nicht? Bitte bedenken Sie jetzt auch mal mein Alter. Lohnt es sich für mich überhaupt…

RECORD STORE DAY

Spähen, Jagen, Erlegen! All das ist möglich am RECORD STORE DAY! Die Trophäen nach Hause tragen, das Besondere wertschätzen & das in der schönsten Form wie man Musik wohl konsumieren kann: Vinyl! Viele special edtions warten in den Läden auf…

Bonn, 11.6.

  Lieber Herr Jo, Sie ahnen gar nicht, wie es mich schmerzt, wenn sein Balkon leer bleibt. Seit Tagen sehe ich Pirandello nicht mehr. Er ist vielleicht verreist, vielleicht hat er aber auch den Dialog mit mir beendet. Ich weiß…

Bergauf bergab

  Weder einen Wanderstock, geschweige denn zwei Karbonstäbe, noch die nötige Schlechtwetterausrüstung hat er dabei. Einen Rucksack übrigens auch nicht. Das erschien ihm, als er losging, eigentlich ziemlich überflüssig. Immerhin hat er ordentliches Schuhwerk an. Früher wäre es ihm sicherlich…

Digital Humanities

  Diese kurzen Novellen haben es in sich, hier setzt der Autor Figuren, die sich sperren, die hinterfragen. Statt ernsthaft zu suchen, finden sie, erfinden sich in ihrer inneren Ausgesetztheit neu, um letztlich doch immer wieder an ihren eigenen Bedürfnissen…

Gute Lyrik altert nicht gut, sondern garnicht

Der Vers muß gewisse Gesetze und Möglichkeiten des Atems einholen und sich ihnen verschreiben: des Atems und Atmens dessen, der schreibt, wie auch seines Zuhörens. Charles Olson Der Gedichtband Schmauchspuren von A.J. Weigoni sind ein Exerzitium der Atemgebung. Durch Lautverschiebung…

Bonn, 7.6., am Bücherkarren

  Lieber Herr Jo, ist das Ihr Ernst? Sie attestieren mir, mein Schweigen sei vielsagender als das tiefsinnigste Geschwätz? Das hieße ja, einer faden Tautologie inhaltliche Substanz zuzugestehen. Will ich das? – Wie dem auch sei … Als hätte Pirandello…

Bonn, Café Fürst, 6.6.

  Lieber Herr Jo, ich darf Sie doch so nennen? – Je suis désolé – heute ließ mich Pirandello im Stich, er zeigte sich nicht, und so ging ich in mein geliebtes Café Fürst beim Hauptportal meiner Alma Mater. Nun…

Bonn, Kaiserplatz, 5.6. a. m.

  Verehrter Herr Jo, ich hob das Espressotässchen, um den letzten Schluck zu nehmen, da sah ich über der Tasse oben auf dem Balkon des Eckhauses über dem Bücherkarren den leibhaftigen Luigi Pirandello, und unsere Augen begegneten sich. Er lächelte.…

Nachlass

  „Mit der technischen Auswertung des Nachlasses habe ich längst nichts mehr zu tun; davon lebt jetzt eine Reihe von Agenten, Verlagen, Übersetzern, Einrichtern etc. Kafka würde lachen – oder vielleicht auch bloss traurig lächeln. Ich frage mich oft, wie…

Zombies · Revisited · 1 · 2 · 3

Ich lese A. J. Weigonis im September 2012 erschienenes Prosabuch Cyberspasz, a real virtuality, die novellistische Fortschreibung des Erzählbands Zombies, der mich im Herbst 2010 in Atem hält. Auch wenn Zombies als Gesamtwerk die Nase vorn haben mag: In Cyberspasz,…

Das Kölner Richter-Fenster

  Ein Meister der Grisaille, der formalen Strenge, der Unerbittlichkeit der Grau- und Unschärfe-Relationen. Dagegen das große Südfenster im Querschiff des Kölner Doms – hier sind alle Farben – ohne Weiß und Schwarz und Grau. Der Schöpfungsbegriff verschwindet in der…

Sedimentation

Mäander ist die Bezeichnung einer Flussschlinge in einer Abfolge weiterer Flussschlingen   Mäander, heute Menderes genannt, hieß ursprünglich ein Fluss mit gewundenem Lauf in Kleinasien, zu dem der Flussgott Maiandros gehörte und der nördlich der alten karischen Stadt Milet ins…

Kreide

  Sie schreibt mit Kreide unvollendete Geschichten auf die Gehwege der Stadt. Es sind Geschichten, die noch keiner erlebt hat, weil sie unbedeutend sind, es sind Geschichten, bei denen man nicht weiß, an welcher Stelle etwas geschieht. Als ihr kalt…

Höflichkeitsform

  Agnes machte Catherine ein aufrichtiges, ehrliches und von Herzen kommendes Kompliment. Als sich schon bald eine Gelegenheit ergab, dass Catherine Agnes ebenfalls ein Kompliment machen konnte, schwieg erstere beharrlich.     *** Blempek ist ein Trick, der sich bewährt,…

Sprachinstallation

Was ist eigentlich Musik? Wo hört Sprache auf und an welchem Punkt fängt die Stille an? Roland Barthes hat geschrieben, daß es keine menschliche Stimme auf der Welt gebe, die nicht Objekt des Begehrens wäre – oder eben des Abscheus.…

Negationismus-Maschinerie

  In dieser Erzählungen erkundete A.J. Weigoni die Grenzbereiche der Wirklichkeit. Das Zombie-Hirn, kann die Vernunft nicht erfassen. Dieser Romancier brachte das Unsägliche zur Sprache und zum Ausdruck und leuchtete die finsteren Ecken im Innenleben der Menschen aus. In diesem…

HASENHÜTTE-SCHIEßBORSTE

  ich fahre mit einer bekannten, die lyrikerin ist, gemeinsam im bus. wir erreichen die haltestelle hasenhütte-schießborste und steigen aus. als der bus wieder abgefahren ist, lesen wir auf einem fast verwitterten schild, daß die nächste haltestelle 54 kilometer entfernt…

pixelliga

  Der Hungertuchpreisträger Thomas Suder arbeitet an Objekten und Bildern. Sein Thema ist die dialektische Beziehung zwischen organischen, also eher rundlichen Formen und Strukturen wie z.B. das menschliche Gehirn, und dem was ebendieses an höchst unorganischen Formen hervorbringt, um in…

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  in dieser alten Sucht der Mutter Wohnhalme suchen zwischen Medikamenten und Panikattacken im Hals Jahre später dich finden: Lichtchen am Rand     *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2021 Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In…

Im Dialog

  Seit dem 9. Mai 2021 entspinnt sich ein gedruckter Dialog zwischen Klaus Krumscheid und Désirée Wickler. Die Konversation erweitert sich täglich. Gegenläufig zum schnellen Verschicken von Texten und Bildern sind die per Hand gedruckten Grafiken aufwendig in der Herstellung…

Übungen für Correctless

  Der Gender Der Icher Der Selbster (innerer) Die Gendie Die Ichin Die Selbstin Die Selbstinnen Das Gen das Das Ich es Das Selbst es … Die Duin Der Duer Die Sieer Die Sieerinnen Die Wirinnen Die Wiraußen Die Wirer…

Daseinsberechtigung

  Wer einen gemeinsamen Plot sucht zwischen einer Erzählung aus der Feder des renommierten sizilianischen Schriftstellers Nino Vetri  (Jg. 1964) und Notizen, die aus dem Tagebuch des norwegischen Autors Stig Sæterbakken (1966-2012) stammen, der wird vor ein schwierig zu lösendes…

Café Thalia

  Sir Peter und Ich im Café Thalia. Ich frage mich, sagt Er, was nach dem Tod kommt – wie denkst du darüber? – Die unnützen Fragen sind oft die schwersten, sage Ich. – Du scherzt, sagt Er, ich mein’s…

Zehn nachhallende Jahre

Vorbemerkung: Im Rahmen der Publikation des lyrischen Gesamtwerks des Sprechstellers A.J. Weigoni blickt Karl Feldkamp auf den Mittelteil der Trilogie Letternmusik, Schmauchspuren – eine Todeslitanei, Dichterloh – Kompositum in vier Akten zurück: Der Ton macht bekanntlich die Musik, auch wenn…

troja

  über die gefalteten dächer wirft der krieg girlanden ayhan schläft seit tagen ziehen schillerfalter ins gebirge liegen tarnnetze über karawansereien und in den ebenen flugabwehrraketen ayhan geht im traum nackt zwischen soldaten schläft der halbmond hören schmetterlinge flüsternde stimmen…

Nerven-Bündel (Derrid-a)

  Das Sein ist nicht. Es hat kein eigenes Sein. Das Nichts ist nicht Nicht-Sein. Sondern Nicht-Sein. Die Sprache spricht die Sprache des Seins, das nicht ist, und nicht des Nichts, das nicht ist. Das Sein ist weder an sich…

Heimatverbundenen

„Dem Autor ist eine irrsinnige Karikatur eines heimatlichen Menschenschlags gelungen.“ (Köllefornia) Die Sehnsucht nach der Bonner Republik ist übergegangen in das Heimweh der Erinnerung. In der sterbenden Provinz „Rheinland“ wird nur noch erinnert. Es gibt in der Bonner Republik eine…

Enno Stahl, SANIERUNGSGEBIETE

Roman, diesmal kein warnhinweis Kommt einer daher   eine Kölsche  jung auf Bergfrequenz hat er geklaaft de ganze endemik nach ihrer   faszung die mergelorgel alaaft   Im LUZ fällt die   sarkastik   flück auf die komparserie   zurück…

Der Kober

  Sie müssen schon den Deckel aufs Glas legen, sonst geht’s weiter bis zur Besinnungslosigkeit. Mit dem Köbes darüber zu reden, dass Schluss sei, ist riskant.        *** Was sich seit Heinrich Heines Das Buch Le Grand und…

Jeder Mensch ist ein Künstler*Innen

  An Beuys lässt sich wunderbar zeigen, wie die willentliche Dekonstruktion ästhetischer Konventionen dazu führt, dass die schiere Kunstbehauptung zum eigentlichen Kriterium wird und ins Zentrum aller kunstbegierigen Aufmerksamkeit rückt. Hans-Joachim Müller     *** Wie können Joseph Beuys in…

Divers und divergent • Revisited

Vorbemerkung: Im Rahmen der Publikation des lyrischen Gesamtwerks des Sprechstellers A.J. Weigoni blickt Francisca Ricinski auf den Mittelteil der Trilogie Letternmusik, Schmauchspuren – eine Todeslitanei, Dichterloh – Kompositum in vier Akten zurück: Dichterloh: So heißt der in der Lyrikedition 2000…