Schlagwort: A.J. Weigoni

Satzzeichengewitter vs. Sprachteilchenmetaphysik

 Die Einzigartigkeit des Kunstwerks ist identisch mit seinem Eingebettetsein in den Zusammenhang der Tradition. Walter Benjamin Markenbildung gehört in der Literatur zu den ökonomischen Zwängen, denen ein Schriftsteller als Wirtschaftseinheit unterworfen ist. Dazu zählen in der Regel ein erkennbarer Stil…

Kunst? Das amortisiert sich nicht!

Ich sehe nicht mit den Augen, die Wörter sind meine Augen Octavio Paz Kunst zu schaffen bedeutet immer Vereinzelung, doch schon lange gibt es unter dem Dach der Edition Das Labor eine Solidarität der Solitäre. Ziel aller künstlerischen Initiativen –…

50 Jahre Krumscheid / Meilchen

Peter Meilchen und Klaus Krumscheid lernten sich heute vor 50 Jahren, am 01.04.1964 im Rahmen ihrer Ausbildung bei der Stadtverwaltung der Gemeinde Linz am Rhein, kennen. Ihre Freundschaft war geprägt von Sympathie, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Dies drückt sich auch…

Vom Rheintor zum alten Molti

  *** Anmerkung der Redaktion: Wir entnehmen dieses Photo von Klaus Krumscheid dem Katalog Rheintor, der 2011 in der Edition Das Labor erschien. Merken Sie folgende Ausstellung vor: 50 Jahre Krumscheid / Meilchen & Der Bogen vom 12. April, Vernissagen…

lime_lab-Preise vergeben

  Das lime_lab ist ein temporäres transdisziplinäres Labor (ein Name, der anscheinend virulent unterwegs ist;-) zur Entwicklung experimenteller, medienüberschreitender Hörspiele und versteht sich als Experimentierraum für Sprache, Technik und Sound – mit dem Ziel, künstlerische Möglichkeiten für die auditive Kunstproduktion auszuloten.…

Der Stacheldraht zwischen den deutschen Identitäten

 Hier ist er also, der große Zeitroman für Marcel Reich-Ranicki. Wend Kässens, NDR 3, Literatur vor Mitternacht Die Abkürzung BRD wurde im Kalten Krieg für die Bundesrepublik Deutschland als eine nicht offizielle Abkürzung verwendet, mitunter im wissenschaftlichen und insbesondere politischen…

Rezensionsessays – von Holger Benkel

Ich will die Dinge durch / meinen Geist beleuchten / und den Widerschein auf den fremden Geist fallen lassen. Charles Baudelaire Der Essay erscheint bei Holger Benkel als Denkform, die sich im literarischen Werk einen Gegenstand zu schaffen sucht, der…

Rücksturz in die Gutenberggalaxis

Dichtung ist sprechende Malerei Simonides von Keos Anmerkung der Redaktion: Mit diesem Kollegengespräch gilt es ein Versäumnis nachzuholen. Damals fehlte die Sparte mit der bibliophilen Kostbarkeit ‘Künstlerbuch’. Ein Kollegengespräch über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Weigoni: Manche Künstler…

:2= Verweisungszeichen zur Twitteratur

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt. Nach dem Kollegengespräch über die Sparte Performance hat Sophie Reyer ihrerseits den Ball aufgenommen und zurückgespielt. Sophie Reyer:…

Fahnen\flüchtig

  Fahnen fallen aus dem Rahmen. Der Wind gibt ihnen eine poetische und skulpturale Kraft. Ob als schlaffer Luftsack oder als vom Orkan geschichtlicher Ereignisse zerfetzter Fleckerlteppich einer nationalen Identität, Banner boomen zurzeit = nicht. Der kritische Regionalismus des ausgehenden…

Wortspielhalle

Vorbemerkung der Redaktion: KUNO heißt die Leser zum Jahr der Twitteratur willkommen. Wir präsentieren die Textkomposition ‚Wortspielhalle‘ von Sophie Reyer und A.J. Weigoni, die uns mit wöchentlich gestöpseltem durch das Jahr 2014 begleiten wird. Zur Geleit über das Konzept der…

und der Zukunft zugewandt

Hier ist er also, der große Zeitroman für Marcel-Reich-Ranicki. Wend Kässens, NDR 3, Literatur vor Mitternacht   Im kommenden Jahr ist es endlich soweit, der erste Roman von A. J. Weigoni erscheint nach einer Vorarbeit von 25 Jahren in der…

Der VerDichter

Die Aura der Poesie ist nicht allein zwischen Buchdeckeln gut aufgehoben. A.J. Weigoni erlag der Faszination des Mediums Radio in seinen Kindertagen, als der Rundfunk zu einem Zauberinstrument des Wortes wurde, zur akustischen Probebühne der Poesie, zum Atem der Vernunft.…

Dystopische Zukunftsforschung

Die Menschen sind nicht Kunden der Internet-Konzerne, sie sind ihr Produkt. Jaron Lanier Wagen wir ein Denkexperiment: Nur einmal kurz angenommen, das Internet wäre ein reales Abbild der Geistesverfaßung, dann fehlt den Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor allem:…

Briefmarkenschwindel

  Ich spreche von einer Sache, in der auch die allergelehrtesten und klügsten Briefmarkenkenner nicht auslernen: vom Schwindel. Vom Schwindel mit Briefmarken. Seitdem im Jahre 1840 Rowland Hill, bis dahin ein einfacher Schullehrer, für seine Erfindung der Briefmarke von der…

Gedankenspaziergänge

Die Bezeichnung Essay schafft einen rahmenlosen Rahmen, und ich bin dankbar für jede Nichtregulierung. Marlene Streeruwitz Von einem Essayisten erwartet man ebenso wie vom Scharfrichter, daß er sich ständig entschuldigt. Dieser muß Abbitte leisten, weil er zu tödlich ist, jener,…

Lachfalten im Gesicht der Zeit · Revisited

  Ein schmaler Band – 64 Seiten einschließlich des Vorworts von Holger Benkel und des Nachworts von Enrik Lauer: Die Poesie des 21. Jahrhunderts ist synästhetisch. Eine No­velle, zwei Kapitel (Mäander und Uräus). 53 Seiten. Kurz, knapp, aber nicht lakonisch.…

Versnetze · Revisited

An|tho|lo|gie, die; -, -n [griech. antholog’ía, eigtl. = BlüŸtenlese, zu: ‡ánthos = Blume u. lŽégein = sammeln, lesen]: Sammlung von ausgewäŠhlten literarischen Texten. Deutsches Universalwöšrterbuch Ohne die Lyrikanthologien von Axel Kutsch wäre das literarische Leben im deutschen Sprachraum deutlich ärmer.…

Die Meta-Ebene zu Reihe Metaphon

Vorbemerkung der Redaktion: Die Germanistik erweist sich dem Rundfunk gegenüber bisher allzuoft als schwerhörig. Dieser „déformation professionelle“ versucht die Reihe MetaPhon zu entkommen. In der Reihe MetaPhon werden auf der Plattform vordenker Hörspielmacher aus der Rhein/Ruhr-Region vorgestellt. Zu hören sind…

Lichtglænzende Mœglichkeitsræume

  unauffællige Præsenz hinter ebenmæssigem Glamour in dem ALLES mœglich scheint… Oberflæchen locken den Blick an   Wasserzeichen = lichtundurchlæssig zeigen im Dæmmerlicht sonst un sichtbare Symbole   als Reisender unterwegs in grœsstmœglicher Ungleichzeitigkeit um semantische Experimentierfelder zwischen Orient &…

„Alles klappt in ihrem Leben. Doch nichts glückt.“

Kapitalismus bleibt übrig, wenn Rituale oder elaborierte Symbolwelten kollabiert sind und nur noch der Zuschauer–Konsument durch die Ruinen und Relikte wandert. Mark Fisher Weigonis Novellenbuch endet mit: … übrigens gibts ein Leben nach der Kunst, vielleicht ist es das bessere.…

Die Tradition der hard-boiled school

Das Triviale im Erhabenen und das Erhabene im Trivialen zu sehen, das ist bei mir fast zwanghaft. Stefan Bachmann Verbrechen ist auch ein Produkt der Gesellschaft, es legt ihr Wesen offen. Jacqueline, die Hauptfigur in Massaker, ist die Manifestation eines…

inhaltism

Vorbemerkung der Redaktion: Mit diesem Kollegengespräch gilt es ein weiteres Versäumnis nachzuholen. Damals fehlte die Sparte Performance im Projekt Kollegengespräche. A.J. Weigoni: War mich immer schon irritiert hat, sind Ankündigungen auf Plakaten mit dem Wortlaut: „Dichter*In X liest“. Dass ein…

Hörbücher sind die herausgestreckte Zunge des Medienzeitalters

Vorbemerkung: Als von Madonna eine CD mit dem Titel „Music“ erschien, hat A.J. Weigoni mit Tom Täger in einer Sektlaune rumgeflaxt, daß sie die nächste CD Gedichte nennen sollten. So kam es dann. Jens Pacholsky: Wann haben Sie zum ersten Mal…

Altertumsforscher des gegenwärtigen Abhandenkommens

Poesie ist eine Erkenntniskraft. Elke Erb Die uns bekannte Welt besteht ganz wesentlich aus Sprache. Ererbter Sprache. Und nirgendwo drückt sich die Sprache im nachbabylonischen Zeitalter direkter aus, als in Gedichten, dieser heikelsten Gattung im Biotop der literarischen Infrastruktur. Wovon…

Ein Substilat

  Mir fällt ein Wort ein und ich weiß nicht, ob es aus dem Buch herausgefallen ist oder noch darinnen steht. Mir fällt ein Wort auf und ich weiß nicht, ob es aus dem Buch herausgefiltert wurde oder ein Rechtschreibfehler…

ML I–III

  I am Ufergestruepp des ´Suessen Sees` schlingen sich Algen um die Totenstarre des Determinismus Wahrheit ist eine bewegliche Metapher im eutrophen Gewæsser   II in die Waagerechte gekippter Halbmond Re–Vision eines mit Hammer & Sichel ein gemeisselten Umrisses einer…

Dirty Speech, ein Recap

„Ich möchte zu dieser Art von Literatur, die hier bei der Gruppe 47, wie auch zu dieser eben vorgetragenen Prosa, einige Sätze bemerken, die ich im Verlauf dieser Lesung versucht habe aufzuschreiben. Ich bemerke, dass in der gegenwärtigen deutschen Prosa…

„Zombies sind keine Menschen.“

  Das Bundesverfassungsgericht ist so etwas wie das Orakel der Demokratie in diesem unserem Lande geworden. Immer wenn Politiker nicht mehr weiter wissen oder einfach nur unfähig sind, Entscheidungen zu treffen, rufen sie Karlsruhe an, damit dort ein Urteil im…

Was! Ist das?

  Was für eine Einladung zur Entführung. Was für eine wohltuende, kribbelnde Wärme im Gewirr des Oberstübchens, in der Meditation des tiefsten Winters. Frühlingsboten im Seelenhaus, Sonnenstrahlen unter der Schädeldecke. Was für ein Ein- und Mehrklang im Zwiegespräch dieser Schurken,…

Das Hungertuch

wird verliehen in der Martinskirche, Linz am Rhein / Am Totenborn 5 / 53545 Linz am Rhein heute am 23. März 2013 ab 16.00 Uhr An: Swantje Lichtenstein, Lyrik Pyrolator, Musik Eun-Sik Park, Choreographie Salon Atelier, Künstlergruppe Begleitet durch eine…

In der Zwischenwelt von Gesang und gesprochenem Wort

Vorbemerkung der Redaktion: Seit 2000 wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die Redaktion empfiehlt daher das auf vier CDs erweiterte Hörbuch Gedichte, es…

Formerfinder treffen auf Allegorienschöpfer

Wer nicht fühlend sehen will, muß lesen Als gegenseitig befruchtender Dialog zwischen bildender Kunst, improvisierter Musik und sprachlicher VerDichtung muß man das spartenübergreifende Projekt Prægnarien verstehen. Hieß es einst »Wer nicht hören will, muß fühlen«, könnte man nun behaupten: Wer…

Mit Essays Licht ins Dasein bringen

Im Blick auf den Geistreichtum eines guten Essays kann man den Essay als den großen Bruder der Twitteratur auffassen. Apodiktische Postulate sollte man mit größter Vorsicht genießen. Die These Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch entstammt dem Aufsatz…

B∙U∙C∙H∙S∙T∙A∙B∙E∙E∙T

Gedichte im deutschen Sprachraum 2012 • Ein listenreicher Glückblick sammamiajetztdaodadeandanschodao (Markus Hallinger) Lesen Sie langsam. Nehmen Sie sich Zeit. (Axel Kutsch) 1 Dom, Blicke der text beginnt, da ist ein Anfang und ich bin zufrieden, les ich eben in Crauss’…

Eine ebenso poetische wie präzise Geschichtsprosa

Der destruktive Charakter sieht nichts Dauerndes. Aber eben darum sieht er überall Wege. Walter Benjamin Die Poesie ist für A.J. Weigoni ein Instrument, engagiert an der Welt teilzuhaben. Er ist der  Chronist der hypermodernen Paranoia, erweist sich in seiner kunstfertige…

Lilakäppchen und der Steppdeckenwolf

  Windstille Zeit in der Fernvergangenheit. Ein trister Sommertag des Jahres 1979. Kohlenmonoxydspeiende rush hour. Die Dunstglocke hat sich an die Stadt gepresst, als sie übermüdet von der Sprühaktion „Keine kommerzielle Zurichtung der Frauen!“ gegen die patriarchalische Erniedrigungsindustrie in ihre…

Zirkelschluß

Keine Atempause / Geschichte wird gemacht / es geht voran Peter Hein I need space lautete die ultimative Forderung der Graphikerin Lin Chung, als wir sie baten, die Edition Das Labor wiedererkennbar zu machen. Wir begreifen dies als Aufforderung sich…

Technologischer Totalitarismus

Wenn es einen Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch einen Möglichkeitssinn geben. […] Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen, sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müsste geschehen. […] So liesse…

Der deutsche Lyrikkalender 2013

Jeder Tag ein Gedicht Still, o still! Ich lern’ es nie,Stumme Tage klug zu weben.Trostlos Darben wär ein LebenOhne dich, o Poesie!Emanuel Geibel Der deutsche Lyrikkalender 2013 · Jeder Tag ein Gedicht – lange drauf gewartet, aber jetzt ist er…

Ein Buch ist eine Stadt

  Am 26.08.2012 um 17:34 landete ich in Cyberspasz, einem Buch, das eigentlich eine Stadt ist, eine Migropole, ein Wohnmeer, durchschnitten von Magistralen, ein Gedicht, eine Erfindung, zu real, um darin zu leben, der Asphalt schmilzt, es brennt an jeder…

Neue Literatur-CDs und eine Lesung

  Bereits vor längerer Zeit hatte der Hausverlag amschatzhaus KRASH Neue Edition eine Reihe von Lyrik-Hörbüchern, u.a. von Kersten Flenter (Hannover), HEL (Berlin), Tom Schulz (Berlin) und Enno Stahl (Neuss) produziert. Nachdem die erste Auflage schon eine Weile vergriffen war,…

Digitalgigantomanie trifft auf Monumentalminiatur

Erzähle nicht die Wahrheit, wenn Dir etwas Interessanteres einfällt Karl May Bei Weigonis Novellen Cyberspasz, a real virtuality trifft Digitalgigantomanie auf Monumentalminiatur. Dieser Romancier protokolliert die Erschöpfungszustände von Individuen in einer korporativen Welt, die ohne Außen funktioniert. Weigoni ist ein…

Kopfkino, ein Wortvideo für eingeweihte Ohryeure

  Das Klangkontinuum des Flugzeugs wird kommentiert vom Klicken der Flaschen. Die dienstfertige Stewardess erkundigt sich bei dem Fluggast: »Möchten Sie etwas Soda für den Whiskey?« »Danke, nein. Nur nicht verwässern«, weist Georg Kaplan den Frevel zurück. »Darf es Eis…

Gesetzmässigkeiten menschlichen Verhaltens

Wir müssen uns fragen: Was ist Intelligenz eigentlich? Was ist das Wesen von Künstlicher Intelligenz? Welche KI wollen wir, was soll sie leisten, wie selbständig kann sie sein? Und wie kann der Mensch sich zu ihr verhalten? Jan St. Werner …

Vom Hölzchen aufs Stöckchen · Auf meine Art an Hans Bender denken (2)

1966 Die beiden Romane Eine Sache wie die Liebe und Wunschkost habe ich zweimal gelesen – ebenso wie die Mehrzahl der vielen Kurzge­schichten (von denen ich ein­zelne immer wieder lese), die erste lerne ich 1966 kennen. So bleibt von jenem…

Illusion der Willensfreiheit

Man ging nach Aussen, in alle Richtungen, statt in sich zu gehen, wo jedes Rätsel zu lösen ist. Schopenhauer Alles was wir sind, ist ein Resultat dessen, was wir gedacht haben. Wirklichkeit ist in diesen Novellen nicht nur ein Konstrukt, auch…

Prequel, eine Ankünftigung

  Eine Frau sitzt auf einem freischwingenden Stuhl. Sie hat das linke über das rechte Bein gezirkelt. Ihr Fuss, der in einem roten hochhackigen Schuh steckt, zeigt nach unten. Die in der Farbe des Schuhes lackierten Zehennägel ihres rechten nackten…

Zur Sprache bringen… auf MetaPhon

  „Das versendet sich“, sagte man im Zeitalter des analogen Radion, wenn etwas im Äther entschwand. Das O-Ton-Hörspiel „Zur Sprache bringen…“ wurde auf DeutschlandRadio Kultur urgesendet, zugleich war es bisher auf CD erhältlich. Dieses O-Ton-Hörspiel ist ein Platz für Geschichten…

Wer will ich eigentlich heute sein?

  Die Artgroupies covern eine Zeit, in der Rock’n’Roll schamanistische Extase versprach. Erscheinungen, die ein erfundenes Ich wie eine Behauptung vor sich hertragen, betrinken sich auf anderleuts Kosten. Mit Hilfe von popmodernen Zeichen erschaffen sie ihre Welt mit Nietenarmbändern, grossflächigen…

Am Knöpfchen drehen, Klangklötzchen schieben

Music comes from composers – not musicians. Frank Zappa Seit 1981 ist Tom Täger an Produktionen mit Tom G. Liwa, Die Regierung, His Girl Friday, Die Sterne, MissFits, Comalounge, Combos aus der Weltmusik, Life-Mixen für Musicals an der Folkwangschule Essen,…

LiteraturClips • Revisited

Wenn es Videoclips gibt, muss auch die Literatur auf die veränderten medialen Verhältnisse reagieren. A. J. Weigoni · 1991 Viel wurde in den letzten Jahren über Popliteratur geschrieben. Ein weithin unbeachteter Aspekt ist dabei, daß maßgebliche Impulse für die Entstehung…

Buchstabensuppe

  Gemuese & Huehnerfleisch zubereiten mit Kraftbruehe stærken   die Konsommee versalzen in den Fond spucken   den Mund zu voll nehmen die Zunge mit Bouillon verbruehen   die Verantwortung dafuer uebernehmen & die Suppe auslœffeln        …

MATRIX 28 ∙ Atmendes Alphabet für Friederike Mayröcker

Gegen das Vergessen 2005 erscheint die erste Ausgabe der Literaturzeitschrift Matrix, die der Pop Verlag Ludwigsburg seitdem viermal im Jahr herausbringt. Gegen das Vergessen und das Vergessen des Vergessens lautet das Motto jener ersten Matrix, das man naturgemäß auch als…

Triptychon des Rough’n’Roll

Drink, dance, fight, fuck. Jerry Lee Lewis   In der Mitte das Rockbrett: Gitarren, Bass und Schlagzeug. Linkerhand der Techniker mit Sample & Hold. Rechts zwei Plattenspieler als Repräsentanten des HipHop. Plug & play: Als das Kabel für die Stromgitarre…

Cyberspasz, Novellen von A. J. Weigoni

  Poesie, aufgelesen auf der Zivilisationsmüllhalde. Mit den Novellen Cyberspasz, a real virtuality setzte A.J. Weigoni die im Band Zombies begonnenen Erforschungen der Trivialmythen fort. Definierte dieser Romancier mit den Vignetten die Literaturgattung Novelle neu und analysierte zugleich den Somnambulismus…

Gebrauchsspuren der Poesie

Vorbemerkung der Redaktion: Seit 2000 wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die Redaktion empfiehlt daher das auf vier CDs erweiterte Hörbuch Gedichte, es…

GhostTraXXX

  Die GhostTraXXX stellen die innere und äußere Reise des Flüchtlings auf zwei Axen dar, die paradigmatische Axe der Simultanität – das Innere – und die syntagmatische der Chronologie – das Äußere – deren Überschneidung – laut Roman Jakobson –…

Literaturpädagogik

Lernen heisst verstehen lernen, dass man nicht weiss, was man tut. Henri Meschonnics   Im Zeitalter der so genannten Neuen Medien erreicht man Jugendliche schwer mit Büchern. Wir erleben zunehmend einen kulturellen Analphebetismus, den auch die Indifferenz verursacht, zu der…

Bücher

  Bücher; natürlich immer wieder Bücher. Was wäre das Leben ohne diese Konserven, die Ge– und Erlebtes nach weit über zweitausend Jahren auch ungekühlt noch frisch halten? Die Hingabe und das Hineingleiten in eine andere Gedankenwelt, eine Parallelwelt, der eigenen…

Fremde Vertrautheiten

  in fremdlændischen Zungen sprechen & das Ende des Ein geschlossenSeins feiern Ferne in sich auf nehmen & den fremden Blick auf das Vertraute lenkengeistige & koerperliche Beweglichkeit als einzige Form des Bestandes akzeptieren den Wahn der Weltflucht in eine…

Sie mag das System nicht

Das, was man als Rap bezeichnet, habe ich bisher als Sportart begriffen. Faszinierend, wie ein Mensch 4 DIN-A-4-Seiten in Songform innerhalb von 3-5 Minuten runterrasseln kann. Und das ohne Sprachmelodie. Respekt. Dorottya Karsay jedoch ist kein Chic, das mit dem…

Das Künstlerbuch – ein Balanceakt zwischen Illustration und Imagination

Delectare et prodesse. Horaz Sprechen wir über Künstlerbücher, dann geht es um hybride Artefakte. Etwas zwischen einem Buch und einem Bildwerk, das zwischen erbaulichem oder unterhaltendem Gebrauchsgegenstand und dem reinen Dasein; zwischen Bedeutungsübermittlung und purem Sinn-an-sich schwankt und hin- und…

Es war einmal

  Es war so. Aber auch nicht anders. Es könnte so gewesen sein können. Es war nicht so. Es hätte nicht geschehen dürfen.       *** Mikrogramme von A.J. Weigoni, KUNO 2006 – 2011 Diese Bruchstücke aus der Realität…

Nachtschwarz ist die Verzweiflung…

  Klang–Karambolagen an Bruchstellen des Lebens in der psychologischen Kriegfuehrung gegen < sich selbst   Sirenensuesses Sæuseln konterkariert Perzeptionsaufschub durch inkohærente Strukturen Plausibilitæt spielt keine Rolle   Stillgestelltes trifft auf zufriedene Traurigkeit & hinterlæsst komfortable Erschœpfung Entspannt pluckern die Gitarren…

Rheintor · Revisited

Linz und Kunst Das landläufige Vorurteil, Kunst sei eine Schnapsidee, unterlaufen Klaus Krumscheid und A.J. Weigoni augenzwinkernd mit dem Verweis auf Heinz Schenks Motto des Blauen Bocks: Ich lade gern mir Gäste ein! Obwohl unter den Zeltschrägen eines gemeinsamen Umschlages,…

Kunst trainiert die Wahrnehmung

Vorbemerkung der Redaktion: Die Weltpremiere von Drumming fand am 3. Dezember 1971 im Museum of Modern Art in N.Y. statt. Im kommenden Jahr wird ein Reissue von Drumming bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht.   Vor Jahren glaubte sich die Videoclip-Versendestelle…

Verlust an Lebendigkeit und Weltkontigenz

  Das auszubalancierende Gleichgewicht von Emanzipation und Identität droht in die letztere Kategorie umzukippen. „Warum sind wir so, wie wir sind“, fragen sich die hypermodernen Menschen wie es sich anzufühlt ´Echt` zu sein, scheinbar bedeutet dies nicht mehr viel in…

Melanchoholische Miniatur

  im gletscherhohen Tremolo lauert das Ungeruehrte auf den næchsten Niederschlag & balanciert ueber   glasverspiegelte Lauf= stege des chromblitzenden Zeit geistes um Geschæftliches zum Geschlechtlichen zu machen   Ueberall hinkommen & immer bei sich selbst bleiben kein Entkommen /…

Tauchet ein

  Mahnung. Ahnung. Bannung. Fläche. Wand. Farbe. “Tauchet ein, tauchet ein, der Maler macht die Wände fein.” Monochrom mecklenburgisches Winterblau. Zwanglos zufälliger Zugriff auf: Blaue Blumen. Die Überwältigung der Sinne, – durch das Ideal. In einen Raum hineingreifen. In die…

Wasserstandsmeldung

  Während Romane ein Geheimnis transportieren, sollen Autobiographien die Wahrheit einer Existenz zeigen.       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

Ausgeliefertsein an die Welt

  Die weitaus meiste Kunst ist im 21. Jahrhundert ist notdürftig getarnter Agitprop. Die Artisten performen ihre Politik, das Resultat ist oft schlechte Kunst; gleichzeitig wirkt diese propagandistische Kunst kaum noch auf die Gesellschaft ein. Den Künstlern gelingt es nicht…

Spiegelscherben

  sich die Luxusartikel Zeit & Charakter leisten > auf den Adel des Geistes & die Qualitæt des Gefuehls nicht verzichten in singulærer Kœnnerschaft > mit millimetergenauer Pedanterie > nach illusionistischer Perfektion streben > zwischen der reinen Seele & dem…

Rapsodie für Rahsaan

Jazz is not dead, it just smells funny Frank Zappa Wie verschieden Literatur in unterschiedlichen Medien funktioniert, zeigt A.J. Weigonis Rapsodie für Rahsaan. Zum einen als Novelle, die nun in Cyberspasz, a real virtuality erschienen ist. Aber auch als Hörspiel…

Diaphan

  ohne den Ton anzugeben Nachrichten aus der Welt der Fiktion senden auf Bilder reagieren & Zeichen lesen   Durchkupplung im horizontalen & vertikalen Denken verknoten sich Zeitachsen   verrætselt + mit Anspielungen versehen Absicht liegt in wenigen Worten &…

Ein Cranger-Cirmes-Crimi

Vor 10 Jahren erschien der richtige Crimi zur falschen Zeit Barbara Ester und A.J. Weigoni geben der Sprache der Straße im 21. Jahrhundert eine künstlerische Form. Sie siedeln ihren Gossenroman auf der Cranger Kirmes in einem hysterischen Trubel an und…

Bibliothek der vergessenen Bücher

  Das Merkwürdige an Wiederentdeckungen ist, dass sich so wenige wundern, warum jemand überhaupt in Vergessenheit geraten ist…in der heilsamen Unruhe verbleibt die Namenlosigkeit des Gemurmels.       *** Mikrogramme von A.J. Weigoni, KUNO 2006 – 2011 Diese Bruchstücke…

Globales Ghetto

  mit dem Riecher Witterung auf nehmen durch Xylol an geregt zwischen Daumen & Zeige finger feines Haar bauschiger Pinsel Spuren der Gedanken ziehen Linien ueber das Blatt tuschetriefend schwarze Buch staben auf grundierte Leinwand ueber tragen mit Farben an…

50. Jahrestag des Mauerbaus

Ich verstehe Ihre Frage so, daß es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, daß wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? …  Mir ist nicht bekannt, daß eine solche Absicht besteht, da sich die…

… und Alles

  Alles Sichtbare grenzt ans Unsichtbare. Alles Hörbare ans Unhörbare. Alles Fassbare ans Unfassbare… und vielleicht auch alles Denkbare ans Undenkbare. Alles weitere wird sich erweisen.       *** Mikrogramme von A.J. Weigoni, KUNO 2006 – 2011 Diese Bruchstücke…

Wortkompositionen

Ein Formerfinder trifft auf einen Allegorienschöpfer. Als gegenseitig befruchtender Dialog zwischen bildender und lyrischer Kunst sollte man das Künstlerbuch »Prägnarien« verstehen. Hieß es früher ”Wer nicht hören will, muss fühlen”, könnte man jetzt einfach behaupten “Wer nicht fühlend sehen will,…

Eine poetologische Perspektive auf die Novelle

Man sollte in die literarische Weite der Novelle gleichsam einzutauchen und sich lesend, schauend und staunend gleichsam auf dem Kamm der Welle treiben zu lassen. Eine Novelle ist eine Prosaerzählung geschlossener Form und mittlerer Länge mit vorgeblichem Anspruch auf Faktenwahrheit…

Graskonturen

  balancierte Individuen versuchen unter rissiger Reptilienhaut Trieb– & Kulturforderungen zu harmonisieren   dem dissoziierten Individuum erscheint eine wahre Identitæt als Kontinuitætsfiktion sein kulturelles Ich setzt inszenatorisch ein   Mimesis & Empathie wird verweigert Abbreviaturen ersetzen das Sich–Ausspielen das Einswerden…

Materiallager für die Zukunft

  Den Mechanismus der Realität an der Grenze des Aushaltbaren erkunden… das Spiel mit den Identitäten wird zum Spiegelkabinett der Möglichkeiten. Der Bibliothekar versucht im Inneren der Gegenwart anzukommen. Er bekennt sich zum Umherschweifen, einem asystematischen, flaneurhaften, auch das scheinbar…

Nachempfundene Gefuehlsfuelle

  nach den Bewusstseinsbombardierungen folgt die Wendung ins Eigene: Liebe = Operation ohne Narkose am lebenden Herzen ge schliffene Krallen scharfe Schnitte \ Wechselstrom durch die Leiterbahnen der Nerven / Sicherungen ueberbrueckt Anarchie des Begehrens ueber windet die Ordnung der…

Fürs Leben imprägniert

  Die hypermodernen Menschen befinden sich in einem endlosen Flanierlabyrinth. Was sie bei aller lichten Grundzartheit auszeichnet, ist eine irritierende Perspektivunklarheit. Sie haben zu viel Zukunft vor sich, um die sie sich kümmern müssen, als dass sie sich mit der…

Unwiderkehrbar verliebt

  durch den Panzer der Nacktheit in Fleisch gewickelt \ Um wege fuehren immer ueber den Leib / keine Un schuld bei intensivster Durchdringung   auf das Knochengeruest durch stossen / die Statik des Rueck grats erschuettern \ hœchst emp…

Inventur des Scheiterns

  Auftauchen und Verschwinden. Verlieren und Finden. Zusammengehen und auseinanderkommen, es geht immerzu um die Überwindung von zeitlicher und räumlicher Distanz. Von daheraus sind die hypermodernen Menschen bereits nostalgisch gegenüber der Unterhaltung, die sie gestern hatten.     *** Mikrogramme…