Schlagwort: Arno Holz

An Neunundneunzig von Hundert!

  Ihr schwatzt befrackt hoch vom Katheder Von alter und von neuer Kunst, Von Fleischgenuß und Sinnenbrunst, Und gerbt nur Leder, altes Leder! Ihr laßt um jede Attitüde Ein weißgewaschnes Hemdchen wehn, Denn um die Schönheit nackt zu sehn, Sind…

Durch die Friedrichstrasse

  Durch die Friedrichstrasse – die Laternen brennen nur noch halb, der trübe Wintermorgen dämmert schon – bummle ich nach Hause. In mir, langsam, steigt ein Bild auf. Ein grüner Wiesenplan, ein lachender Frühlingshimmel, ein weisses Schloss mit weissen Nymphen.…

Die Kunst – ihr Wesen und ihre Gesetze. Neue Folge

Eben find ich’s! Bravo, Bravo! Hurrah von hier bis nach Berlin. Ihr Liliencron. Das wunderbare Motto, das ich mir erlaubt habe, diesem zweiten Theile meines Büchleins aufs Titelblatt zu setzen, mag zur Genüge darthun, wie muffig jener herausgeschüttelte Staub in der…

Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze

  Eine Schrift, der ein derartiger Titel vorgedruckt ist, setzt damit ihren Inhalt sofort zwei Deutungen aus. Entweder, sagt man sich, sieht der Verfasser das Problem, das seiner Arbeit als Object dient, bereits für gelöst an und beschränkt sich nun…

Ein Tod

  Endlich, nachdem jetzt der alte Svendsen unten seine eintönige Patrouille eingestellt hatte, konnte sich auch Olaf nicht mehr länger aufrecht erhalten. Die lange Nachtwache, der scharfe Karboldunst, der das ganze enge, schwüle Zimmer füllte, das feine Ticken der Taschenuhr…

Der erste Schultag

  Der Herr Rektor Borchert saß auf seinem Katheder und ging die eingelaufenen Briefe durch. Es waren wieder drei Stück. Der erste war auf grobem, grauem Armeleutspapier geschrieben und kaum zu entziffern. Er lautete: »Herr Borchert Ich mus ser bedauern…

Traktätchen

  Erst schielt dies christlich frömmelnde Geschmeiß nach vollen Brüstchen und nach drallen Wädchen und dann – schreibt’s Andachtsbücher und Traktätchen. .     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von…

Famos steht dir dein bunter Kittel

  Doch was beschmierst du ihn mit Dreck? Die Religion ist nur ein Mittel und du – erniedrigst sie zum Zweck! .     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von…

Weihnachten

  Und wieder nun läßt aus dem Dunkeln die Weihnacht ihre Sterne funkeln! Die Engel im Himmel hört man sich küssen und die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen …   So heimlich war es die letzten Wochen, die Häuser nach…

Ich bin…ein Stern

  Ich bin…ein Stern.   Ich … glänze …   Traurig…flehend, tränenbleich, hebst du…zu mir dein…Gesicht.   Deine Hände…weinen:   „Tröste mich!“   Ich … glänze …   Alle meine Strahlen zittern in dein…Herz.       *** Den Essay…

In einem Garten, unter alten Bäumen

  In einem Garten, unter alten Bäumen, auf dunkeler…Moosbank…Hand in Hand, sinnend, zwiesam, schweigend, erwarten wir…die Frühlingsnacht.   Noch glänzt kein Stern. Die Büsche…verdämmern. Plötzlich, aus einem Fenster, leise…getragen…schwellend, die tiefen…reinen, perlend…feinen, steigend ringenden, sehnend schwingenden, selig singenden, flutenden, glutenden,…

Verblüht

  die Kränze, die du gewunden, verweht die Lieder, die du gesungen, und in deinen Haaren, in deinen schönen Haaren, klebt nun die Erde. Tot, tot, tot … Und deine Flügel, deine armen Flügel! Unbarmherzig heruntergeschnitten von den schimmernden Schultern…

Mittelachsenlyrik

Es ist sozusagen ein negativer Parnass, den er aufstellt und den er dann auch füllt. Er hat einen großen Entwurf gemacht, der Risse hat, der aber da als ein großartiger Entwurf immer noch steht und immer noch nicht wahrgenommen wird.…

Die Nacht ∙ die Atmosphären ∙ die Texte

  Von Wörtern, die glücklich oder traurig machen können Die Nacht hat aufgehört zu kichern. Sie schläft in ihren Stiefeln. Und ein verdatterter Mond schaut zu. Welch ein Bild! Ich finde es 2009 in Dietmar Daths Roman Sämmtliche Gedichte. Auf…

Einem Kritiker

  Das größte Maul und das kleinste Hirn, wohnen meist unter derselben Stirn.     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von Kurt Tucholsky hier und eine weitere Würdigung hier. Weiterführend…

Stimmt!

  Das Einmaleins und das A b c Ist nichts, als die Weisheit im Negligee.     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von Kurt Tucholsky hier und eine weitere Würdigung…

Die deutsche Dichtkunst

  Die deutsche Dichtkunst schrieb notorisch Sich selber den Uriasbrief, Seit das Gefühl ihr obligatorisch Und der Verstand nur fakultativ.     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von Kurt Tucholsky…

Genie ist Fleiß

  Genie ist Fleiß. / Gewiß. Ich weiß. / Doch trotzdem: nie / Ist Fleiß Genie!     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von Kurt Tucholsky hier und eine weitere Würdigung hier. Weiterführend →…

An Friedrich Gottlieb Klopstock

  Klopstock oller Donnerer, Wirrkopf sonder Gnaden.         Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne. Es ist Twitteratur. Weiterführend → ein Essay…

Kunst = Natur – x

  Die Kunst hat die Tendenz wieder die Natur zu sein. Formelhaft ausgedrückt: Kunst = Natur – x.     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von Kurt Tucholsky hier und…

Die Blechschmiede

  Auf der lyrischen Oase // wiegt als Palmbaum sich die Phrase.   Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von Kurt Tucholsky hier und eine weitere Würdigung hier. Weiterführend → Ein Essay…

An unsre Modedichter

    Noch ehe die Zukunft euch richtet, verfallt ihr der ewigen Nacht. Weil ihr zuviel gedichtet. Und weil ihr zu wenig gedacht.     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension…

An die Conventionellen

  Ihr habt genug mein armes Hirn gebüttelt, Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh; Längst hab ich von den Schuhen ihn geschüttelt, Den grauen Schulstaub eurer Poesie!   Ich hab mich umgesehn in meinem Volke Und meiner Zeit…

An die Autoritätsklauber

  Schon immer hat uns der Magen gebellt, Auch ohne den modischen Materialismus, So alt wie diese alte Welt Ist ergo auch Zolas Zolaismus.   Drum poltert nur, poltert: Bezuckerter Mist! Er fürchtet nicht eure kritischen Besen, Ist doch der…

An Arno Holz

Ferdinand Avenarius schreibt in seinem Blatt: Ich bitte diejenigen unsrer Leser, die Arno Holz nützen, und die Arno Holz für uns nutzbar halten wollen, an den Kunstwart-Verlag (München, Georg D. W. Callwey, Finkenstr. 2) eine freundlich bemessene Spende mit der…

An die „Obern Zehntausend“

  Und wieder rollt nun sterbend ein Jahrhundert Dem Abgrund zu, drin uns die Zeit verschlingt, Und ihr seid immer noch nicht abgeplundert, Nicht hinter die Coulissen abgehinkt?   Wollt euch nicht länger freventlich vermessen, Denn euer Lebensnerv ist abgestumpft,…

Zum Todestag von Arno Holz

  Keiner auch der großen Lyriker unserer Zeit, hat mehr als sechs bis acht vollendete Gedichte hinterlassen, die übrigen mögen interessant sein unter dem Gesichtspunkt des Biographischen und Entwicklungsmäßigen des Autors, aber in sich ruhend, aus sich leuchtend, voll langer…

Ueber den Gipfel des Fuyi-no-yama

  Ueber den Gipfel des Fuyi-no-yama, / auf Feuerflügeln, / hebt sich Kijo Matija, der graue Drache. // Der Mond verblasst, / alle Sterne erblinden. // Ich packe meinen Bogen aus Ebenholz, / spanne den federnden Bambusbügel / und lege…

Eine kleine Geschichte der deutschsprachigen Lyrik

Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt,…

An die Opportunisten

  Die sieben Weisen waren eure Väter Und euer Ohm ist Judas, der Verräther, Denn wie der Wind weht, macht ihr tapfer Front, Und euer Bauch ist euer Horizont.     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre…

Die deutschen Denker an die deutschen Dichter

  Wohl reiht ihr Reim an Reime Und fügt zum Wort das Wort, Doch eurer Saaten Keime Uns dünken sie verdorrt – Verdorrt, noch eh die Sichel Der Zeit sie jäh durchkracht Und so dem deutschen Michel Die Arbeit leichter…

An die Wölfflinge

  Noch immer währt die Aventiurenplage – Allwöchentlich ein Buch von zwanzig Bogen! Wir aber thun stets unsre alte Frage: Habt ihr euch immer noch nicht ausgelogen?   Seht, eure Herzen wickelt ihr in Watte Und malt drauf zierlich: Vorsicht!…