Schlagwort: Gottfried Benn

Interpretationen 7 – Nur zwei Dinge

  Nur zwei Dinge ist ein Gedicht des Lyrikers Gottfried Benn. Es ist datiert auf den 7. Januar 1953 und wurde erstmals in der Frankfurter Ausgabe der Neuen Zeitung vom 26. März 1953 veröffentlicht. Im Mai desselben Jahres erschien es…

Über das lyrische Werk von A.J. Weigoni

Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten – ein Gedicht wird gemacht. Gottfried Benn dichtung lebt nicht allein von plötzlicher inspiration, sondern ebenso durch kontinuierliche arbeit. in seinem essay VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie läßt weigoni, der betont, daß…

Doktor Benn

  Er steigt hinunter ins Gewölbe seines Krankenhauses und schneidet die Toten auf. Ein Nimmersatt, sich zu bereichern an Geheimnis. Er sagt: „tot ist tot“. Dennoch fromm im Nichtglauben liebt er die Häuser der Gebete, träumende Altäre, Augen, die von…

Die Elfenfelderin

Else Lasker-Schüler ist die stärkste und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschlands. Karl Kraus Die Wupper ist nicht nur ein Fluß, der sich durch das bergische Land schlängelt. Er verbindet unterschiedliche Ortschaften, wie die ehemaligen Großstädte Barmen und Elberfeld. Die…

Was bedeutet es, modern zu sein?

Die Novelle ist  die kleine Schwester des Dramas Theodor Storm Mit unserem diesjährigen Schwerpunkt hat die KUNO-Redaktion angeregt, klassische, sowie moderne Novellen zu lesen und sich dieser Kunstform zu widmen. Diese Gattung lebt von der Schilderung der Realität im Bruchstück. Dieser Ausschnitt…

Nobel geht die Welt zugrunde

Hat sich nach der Nobelpreiss-Pause etwas geändert? Kein Romancier aus Asien. Keine Kurzgeschichten-Autorin aus Lateinamerika. Kein Essayist aus Afrika. Keine Inuit-Lyrikerin, die Naturgedichte schreibt (Greta Tintin Eleonora Ernman Thunberg* hat den Friedensnobelpreis auch nicht erhalten). Dafür eine Vorzeige-Dissidentin aus dem…

Poetologische Positionsbestimmung

 Das Gedicht war eine ungeheure Erfindung. Das ganze Menschheitswissen wurde in gebundener Sprache überliefert.  Ernst Pöppels Kurze Vorrede, mit der freundlichen Bitte um etwas Geduld: Mein Gehirn ähnelt einem Muskel, es bleibt nur fit, wenn ich es beständig trainiere. Wichtig…

Klöpfer & Meyer • Revisited

 Mit dem Buch durchs Dasein reisen Seit vielen Jahren sind von Hubert Klöpfer im Tübinger Verlag Klöpfer & Meyer publizierte Bücher Weggefährten auf dieser fürwahr endlosschleifigen Lebenslesereise. Während ich Nikolai Vogels im Februar 2012 bei Haymon in Innsbruck/Wien erschienenen rasanten…

B∙U∙C∙H∙S∙T∙A∙B∙E∙E∙T

Gedichte im deutschen Sprachraum 2012 • Ein listenreicher Glückblick sammamiajetztdaodadeandanschodao (Markus Hallinger) Lesen Sie langsam. Nehmen Sie sich Zeit. (Axel Kutsch) 1 Dom, Blicke der text beginnt, da ist ein Anfang und ich bin zufrieden, les ich eben in Crauss’…

»Meinen Glückwunsch zu der lyrischen Biographie«

Einiges zur Wirkungsgeschichte der Lyrik Hans Benders Heimkehr »Ich finde Der junge Soldat schlechthin gut«, schrieb Gottfried Benn am 22. Januar 1955 an Hans Bender. Auch Der tote Gefan­gene findet seinen »vollen Beifall«. Der Brief schließt mit den Worten: »Meinen…

Bukowskis Briefe

Hundeschnauze In Charles Bukowskis guten Gedichten spüre ich das kalkulierte Vorgehen wie die Hundeschnauze an der Backe – cool konzipierte Lässigkeit, authentisch, originell, wirkungsvoll, schreibt Theo Breuer in Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000. Andere Autoren kommen zu anderen Urteilen.…

Vom Hölzchen aufs Stöckchen · Auf meine Art an Hans Bender denken (2)

1966 Die beiden Romane Eine Sache wie die Liebe und Wunschkost habe ich zweimal gelesen – ebenso wie die Mehrzahl der vielen Kurzge­schichten (von denen ich ein­zelne immer wieder lese), die erste lerne ich 1966 kennen. So bleibt von jenem…

Vom Hölzchen aufs Stöckchen · Auf meine Art an Hans Bender denken (1)

 Matrix 29 Jeder auf seine Art für Hans Bender ∙ auf 136 Seiten zusammengestellt von Theo Breuer ∙ mit Wort- und Bildbeiträgen von Michael Augustin ∙ Rose Ausländer ∙ Franz Joachim Behnisch ∙ Hans Ben­der ∙ Gottfried Benn ∙ Wolfgang…

Der Dichter, den es nicht gab

Vor 60 Jahren wurde im Düsseldorfer Eugen Diederichs Verlag unter dem Titel Ich schreibe mein Herz in den Staub der Straße ein kleiner Lyrikband veröffentlicht, der mit seinen 48 Seiten zu einem der erfolgreichsten deutschen Gedichtbücher der frühen Nachkriegszeit werden…

50 Jahre ∙ Mail Art ∙ Revisited

1962 Vor 50 Jahren, im Jahr der sogenannten ›Kubakrise‹ (der 1961 die ›Schweinebuchtkrise‹ vorausgegangen war, ach, ›Schweinebucht‹, eins der unvergessenen Wörter von ›damals‹, when John F. Kennedy was my first hero), an die ich mich mittels offenbar tief in mir gespeicherter…

Kleine Aster

  Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt. Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhellila Aster zwischen die Zähne geklemmt. Als ich von der Brust aus unter der Haut mit einem langen Messer Zunge und Gaumen herausschnitt, muss ich sie angestoßen…

BENN KOMMT

(100 Jahre Morgue) Seht, da kommt Herr Benn geschritten durch die dunkle Nacht. Kleine Aster, junge Ratten hat er mitgebracht. Ach, Herr Benn, wir folgen gerne dir an dunklen Ort. Treiben da zu deinen Füßen kleinen Rasensport.      …

Das eine Buch • Verlorene Schlacht?

Unerhört Ich lese Martin von Arndts Roman Oktoberplatz. Ich bin sehr, sehr begeistert. Die in Weißrußland (und ein wenig in Ungarn) spielende Geschichte fesselt mich dermaßen, daß ich lese, bis ich die Augen endgültig nicht mehr aufhalten kann. Eine unruhig-ruhige…

Automatisches Schreiben · Poesiemaschine · Eigener Ton

  Die Entwicklung neuer Methoden führt fast immer zu Fortschritten, mindestens Veränderungen, auf einem Gebiet, zum Beispiel in der Medizin, dem Sport oder in den Naturwissenschaften – und auch in der Poesie. Um 1920 erfanden die Surrealisten die écriture automatique.…

Gedichte lesen

Memory and desire Viele Menschen (nicht alle) haben ein sechstes Sinnesorgan. Ein Sinnesorgan für Kunst, das durch Kunst erregt wird. Es ist höher spezialisiert als die anderen fünf, bei den einen auf die Erregbarkeit durch Musik, bei anderen durch das…

Texte sind Räume

  „Hier war ich“: Ein selbst gebasteltes Lesezeichen, das mir mein acht Jahre junger Sohn Timo zu Weih­nachten schenkte, steckt zwischen den Seiten von „Zug ohne Räder“, dem Buch mit lyrischer Prosa von Francisca Ricinski. Die Worte „Hier war ich“,…

Aufzeichnungen nach 2000 (4)

Sie wiederholen sich: Tage ohne Briefe. * * * »Widmen Sie nicht zuviel«, sagte Gottfried Benn in seinem Ton­fall, als ihm 1950 der junge Lyriker Wolfgang Bächler seinen ers­ten Ge­dichtband Die Zisterne überreicht hatte. Jedoch nicht Bäch­ler, ich habe später…

Giselheer dem Tiger

  Über dein Gesicht schleichen die Dschungeln. O, wie du bist!   Deine Tigeraugen sind süß geworden In der Sonne.   Ich trag dich immer herum Zwischen meinen Zähnen.   Du mein Indianerbuch Wild West, Siouxhäuptling!   Im Zwielicht schmachte…

Gedanken · Gänge · Sprünge

Heinz Küpper. Nicht bloß eine Wahrnehmung Das literarische Werk Heinz Küppers, das seit den 1990er Jahren vom Ver­lag Land­presse resp. Verlag Ralf Liebe be­treut wird und zum Teil neu herausgegeben wurde, nachdem einige Ro­mane viele Jahre lang vergriffen waren, ver­dient…

Das Gelöbnis treuester Gefolgschaft

Die Revolution ist da, und die Geschichte spricht. Wer das nicht sieht, ist schwachsinnig. Nie wird der Individualismus in der alten Form, nie der alte ehrliche Sozialismus wiederkehren. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde Gottfried Benn als Nachfolger Heinrich…

Zum Todestag von Arno Holz

  Keiner auch der großen Lyriker unserer Zeit, hat mehr als sechs bis acht vollendete Gedichte hinterlassen, die übrigen mögen interessant sein unter dem Gesichtspunkt des Biographischen und Entwicklungsmäßigen des Autors, aber in sich ruhend, aus sich leuchtend, voll langer…

Eine kleine Geschichte der deutschsprachigen Lyrik

Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt,…

Über Gedichte / Notizen eines Zugereisten

  1. Die in den Schuljahren entstehende Aversion gegen Gedichte bleibt den meisten Menschen zeitlebens erhalten. Gedichte sind peinlich, überflüssig und lächerlich, je nachdem oder alles zusammen. Die Lyrophobie ist weitgehend unabhängig vom Erziehungs-  und Bildungshintergrund des Einzelnen und Gottfried…

„Die Revolution ist da“

  „Die Revolution ist da, und die Geschichte spricht. Wer das nicht sieht, ist schwachsinnig. Nie wird der Individualismus in der alten Form, nie der alte ehrliche Sozialismus wiederkehren.“ Gottfried Benn   Die Frage, warum Gottfried Benn öffentlich Partei für…