by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Der Träumende
Blaugrüne Nacht, die stummen Farben glimmen. Ist er bedroht vom roten Strahl der Speere Und rohen Panzern? Ziehn hier Satans Heere? Die gelben Flecke, die im Schatten schwimmen, Sind Augen wesenloser großer Pferde. Sein Leib ist nackt und bleich…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Trilogie der Leidenschaftslosen
Ein König sitzt auf seinem Thron und spricht: »Alle meine Straßen sind geplastert – kein Steinchen kann meine Schritte hemmen – alle meine Straßen sind gefegt – kein Stäubchen kann meine Kleider beschmutzen – alle Straßen sind mit Baldachinen…
(Eine Tirade) Die Massen sind unterwegs, um Gott zu suchen. Da sie verlernt haben zu glauben, müssen sie erkennen. Die Lüfte sind erfüllt von dunkler Qual und einem Geschrei von Angst. Etwas Dumpfes ist um jeden Lebendigen. Etwas das zuviel…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Tristitia ante …
Schneeflocken fallen. Meine Nächte sind Sehr laut geworden, und zu starr ihr Leuchten. Alle Gefahren, die mir ruhmvoll deuchten, Sind nun so widrig wie der Winterwind. Ich hasse fast die helle Brunst der Städte. Wenn ich einst…
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut, In allen Lüften hallt es wie Geschrei. Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut. Der Sturm ist da, die wilden…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Von Mir und vom Ich
Motto: Seltsam, wie hier der Verstand An mir hämmert, an mir hirnert, Selbstsadistisch arrogant, Selbst den Stirner unterstirnert. Cogito ergo sum: Das Denken ist kein Beweis für das Ich, sondern das Ich ein Postulat des Denkens. Ein Bild und…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Stachlige Opuntien VII
Platos Akademie war die erste F.W.V! Wer über diesen Satz lacht, erklärt sich oder seine Bundesbrüder für inferior. Wir wollen unsere Sache endlich einmal ernst nehmen! *** Jakob van Hoddis (Geburtsname Hans Davidsohn; * 16. Mai 1887 in…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Stachlige Opuntien VI
Wehe dem Nicht-F.W.Ver, der sagt: »Die F.W.V. bietet bloß allerlei Brocken aus allen möglichen Gebieten des Wissens und Nichtwissens. Populärwissenschaft für Studierende.« Und doch wird der wissenschaftliche Teil vom Vorstand mit Absicht zu einer geistigen Brockensammlung gemacht. Man wird…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Stachlige Opuntien V
Ja, aber …! Sehr richtig! Da alles in der Welt seine Ursachen hat, so hat es auch seine Ursachen, wenn man Banause ist. Man ist es darum aber doch, und doch ein schlechter F.W.Ver. *** Jakob van…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Stachlige Opuntien IV
Ich erlaube jedem Erfahrungsmanne, der doch immer, wenn was Tüchtiges aus ihm wird, ein philosophe sans le savoir ist und bleibt gegen die Philosophie, besonders wie sie in unsern Tagen erscheint, eine Art Apprehension, die aber nicht in Abneigung…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Stachlige Opuntien III
Die Beschäftigung mit künstlerischen Problemen. Auch da kann die Debatte nur den fördern, der sich selber fördert. Ich habe noch nie einen Bundesbruder im Museum oder in einer Gemäldeausstellung getroffen. *** Jakob van Hoddis (Geburtsname Hans Davidsohn; *…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Stachlige Opuntien II
Durch seinen Eintritt in die F.W.V. gibt man zu, daß man einen wissenschaftlichen Verkehr für nützlich hält. Der Nutzen dieses Verkehrs kann unmöglich in der Sammlung von allerlei Kenntnissen bestehen, denn wenn es auf Kenntnisse ankäme, wäre ein Konversationslexikon…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Stachlige Opuntien I
Selbstverständlich wird ein geistig höher organisierter Mensch nur aus Versehen aktiv. Man kann ja geistig minder hoch organisiert und doch ein wertvoller Mensch sein. Wir sind aber keine Vereinigung wertvoller Menschen, sondern eine freie wissenschaftliche Vereinigung. Die F.W.V. muß…
Drei Männlein singen in der Höhe Den gräßlichen Gesang: Hast de Wanzen, Lause, Flöhe, Wird die Zeit dir gar nicht lang. Immer hast de was zu knacken, Es krabbelt hier und da. Darfst packen und darfst zwacken –…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Der Visionarr
Lampe blöck nicht. Aus der Wand fuhr ein dünner Frauenarm. Er war bleich und blau geädert. Die Finger waren mit kostbaren Ringen bepatzt. Als ich die Hand küßte, erschrak ich: Sie war lebendig und warm. Das Gesicht wurde mir…
Ein starker Wind sprang empor. Öffnet des eisernen Himmels blutende Tore. Schlägt an die Türme. Hellklingend laut geschmeidig über die eherne Ebene der Stadt. Die Morgensonne rußig. Auf Dämmen donnern Züge. Durch Wolken pflügen goldne Engelpflüge. Starker Wind über…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Über griechische Lyrik
Ich werde dieses Semester einen Kursus über griechische Lyrik veranstalten. Gänzlich unphilologisch. Sappho, Anakreon, Pindar sollen durchaus mit der ihnen gebührenden Achtung behandelt werden. Wie Dichter. Es wird gelesen, nicht emendiert, und keine Grammatik getrieben. Die griechische Lyrik hat…
by Kuno Kloetzer • • Kommentare deaktiviert für Eine kleine Geschichte der deutschsprachigen Lyrik
Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt,…
In Indien – sagt man – weint der Mond Kristalle, Den schattenloser schwerer Traum umwand. Und wer des Mondes Träne drunten fand, Der geht gefeit vor Tod und jähem Falle. Nun mag die Pest der Völker Leiber fretzen…
Zerknautschte Jungfrau mit den Hängebrüsten, Gedenkst du noch? Ich traf dich in der Tram. Und wie wir uns am Lützowplatze küßten? Ein Schutzmann schob sich drohend übern Damm. »Natur! Natur! für fünf Mark siebzig! »Das Männchen schenkt ……
Ich stieß den Dolch ihm in die Eingeweide – Am Boden standen blanke Pfützen Blut. Eh war noch Lärm, jetzt hüllt uns Schweigen beide. Ich staunte wie ein Kind. Denn von der Wut Des Suchens nach verlornen Paradiesen War…
Bladdy Groth War ein Mädchen von zartem Geblüt, Bladdy Groth, Bladdy Groth ist tot. Bladdy Groth war ein Mädchen von keuschem Geblüt Und sie hat doch für viele Männer geglüht Und keiner hat sich umsonst gemüht Bladdy Groth, Bladdy…
by Jakob van Hoddis • • Kommentare deaktiviert für Lebendes Bild
Zwei Skribenten mit zu großer Neese Sitzen vor der Wand aus gelbem Taft; Und sie sorgen sich um die Synthese Der Kultur und um die Jungfernschaft. Denn der Teufel schreitet durch die Mitte Und ist gänzlich ohne innern…