by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Nächtliche Schaufenster
Wenn ich spät nach Mitternacht in der Potsdamerstraße nach Hause ging, eilte ich mich meistens nicht sehr, denn die Nachtluft kam mir erfrischend entgegen. Sie war wie ein Wanderer, der aus Grenzwäldern über Flüsse und Seen herkam und über…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Himalajafinsternis
Das ist der Fluch und zugleich die Wollust des Reisens, daß es dir Orte, die dir vorher in der Unendlichkeit und in der Unerreichbarkeit lagen, endlich und erreichbar macht. Diese Endlichkeit und Erreichbarkeit zieht dir aber geistige Grenzen, die…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Das Giftfläschchen
Berlin war ein Feuerbrand von Sonne. Die Dächer der Häuser und die Fenster zitterten vor Junihitze, so wie die Hitzeluft über Steinwüsten zittert. Es war, als heizten die Scharen der Autos mit ihren Benzindämpfen die Straßen, wie fliegende Öfen.…
by Walter Benjamin • • Kommentare deaktiviert für Briefe von Max Dauthendey
Ich bin deutscher Schriftsteller und habe in Europa in Petersburg, Berlin, München, London, Stockholm, Paris, Venedig und Sizilien Literatur, Malerei und Musik studiert. So schreibt, Oktober 1897, Dauthendey – und zwar aus Mexiko, das die Reihe seiner außereuropäischen Reiseziele eröffnet.…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Oben am Berg
Kein Baum glänzte im Abend mehr, alle Blätter löschten aus. Ein paar Stimmen im Feld gingen nebenher, sprachen vom Wetter und zogen nach Haus. Oben am Berg, auf einem offenen Acker frisch gepflügt, Stand ein Leiterwagen und war…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Sommerelegie
Jeder kommt einmal zu der Erde Rand, Wo das Land aufhört, Wirklichkeit und Zahl, Zur Versenkung, drinnen Jahr um Jahr verschwand; Wo kein Wegmal und auch keine Wahl Zwischen Nacht und Sonnenstrahl, Zwischen Berg und Tal. Sieh,…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Einsicht
Mit der Einsicht steigt die Zuversicht. Weiterführend → Die von Farben und Tönen bestimmte ungebundene und rhythmische Lyrik machte Dauthendey zu einem der bedeutendsten Vertreter des Impressionismus in Deutschland. Seine Werke sind bestimmt von der Liebe…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Auf dem Weg zu den Eulenkäfigen
Ich habe manchmal darüber nachgedacht, wenn ich Frau Claudia nach Jahren in dieser oder jener Weltstadt wiedersah, womit sich ihre Augen vergleichen ließen. Es machte mich oft in ihrer Nähe unruhig, daß ich keinen Maßstab für ihre Augen fand,…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Die Kurzsichtige und der Komet
Es war in einem Winter, als die Astronomen von Europa einen bisher unbekannt gewesenen kleinen Kometen entdeckt hatten, der kurz nach Sonnenuntergang am Abendhimmel mit bloßen Augen zu sehen sein sollte, später in der Nacht aber hinterm Horizont verschwand.…
Die in der Sehnsucht warten, wachsen zu Riesen. Weiterführend → Die von Farben und Tönen bestimmte ungebundene und rhythmische Lyrik machte Dauthendey zu einem der bedeutendsten Vertreter des Impressionismus in Deutschland. Seine Werke sind bestimmt von…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Häcksel und die Bergwerkflöhe
Häcksel war der Sohn des Finsterer, und der war Bergmann im Annaschacht gewesen. Und Finsterer war der Sohn des Labemann, und der war Bergmann im Annaschacht gewesen. Und Labemann war der Sohn des Flegels, und Flegel war Bergmann im…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Lob der Langsamkeit
Ein Mensch, der zu langsam ist, der wird nicht so viel Schaden unter den Menschen anstiften als der Mensch, der zu schnell ist. Weiterführend → Die von Farben und Tönen bestimmte ungebundene und rhythmische Lyrik…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Und einmal steht das Herz am Wege still
Häuser und Mauern, welche die Menschen überdauern, Bäume und Hecken, die sich über viele Menschenalter strecken, Dunkel und Sternenheer, in unendlich geduldiger Wiederkehr, Kamen mir auf den Hügelwegen in der Sommernacht entgegen. Nach der Farbe von meinen Haaren, bin…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Alkohol
Wer eine unglückliche Liebe in Alkohol ertränken möchte, handelt töricht. Denn Alkohol konserviert. Weiterführend → Die von Farben und Tönen bestimmte ungebundene und rhythmische Lyrik machte Dauthendey zu einem der bedeutendsten Vertreter des Impressionismus in Deutschland.…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Fern her über eine Flöte
Wieder ging die Sonne aus, Ging wie jedes Blutes Röte. Sterne suchen überm Haus, Fern her übt noch eine Flöte. Auskriecht eine Sehnsucht leis, Die den Weg für Lust und Nöte Ohne Licht im Dunkel weiß. Wieder ging…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Herbstnachmittag
Die Nachmittagsonne muß golden verstauben Ums Glas einer Schale voll weingelber Trauben, Voll rotblauer Zwetschgen und Nüssen holzbraunen; Der Goldstaub spielt drüber mit tanzenden Launen. Es haschen sich Stäubchen, aufglühend im Licht, Hinschwebend verliebt und ohne Gewicht. Die Traube…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Jetzt ist es Herbst
Jetzt ist es Herbst, Die Welt ward weit, Die Berge öffnen ihre Arme Und reichen Dir Unendlichkeit. Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub, Die Bäume sehen in den Staub, Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Atemloser August
Sommermonde machen Stroh aus Erde, Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde, Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden, Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen. Blumen nahen sich mit großen Köpfen, und scharlachen, Blau…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Tal und Berge sehen hell
Sonne pinselt in dem Tal Hell die weißen Häuserflächen; Malt die roten Giebel grell Und malt Tinten blau wie Stahl. Löscht die Lichter wieder schnell, Schatten eilen gleich den Bächen, Und die Erd‘ lebt wie Gesichter. Berge gehen von…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für O, Grille sing
O, Grille sing, Die Nacht ist lang. Ich weiß nicht, ob ich leben darf, Bis an das End‘ von Deinem Sang. Die Fenster stehen aufgemacht. Ich weiß nicht, ob ich schauen darf, Bis an das End‘ von dieser…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Wir gehen wie zur Frühlingsstunde
Die gelbe Sonnenblumenschar schaut über lange Zäune, Und letzter Scharlachmohn beleuchtet rot die Ackerbräune. Unter den Bäumen bei der nassen Straß‘ Liegen die Zwetschgen blau im grünspangrünen Gras. Ein gilbend Stoppelfeld daneben tot im Abend ruht, Und fern in…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Heute in der Nacht
Heute in der Nacht hört‘ ich auf den Gartenwegen allen Die Kastanien, die aus ihren Bäumen fallen, Auf den Gartenboden prallen, als ob Schritte weiterspringend hallen. Heute in der Nacht stand der Mond als Wanderer am Tor, Kam…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Du leuchtest mehr als die Zwölfuhrsonne
Zum Zwölfuhrschlag im Herbsttag stand die Sonne blaß und schief. Aber, Geliebte, Dein Auge, das über das braune Kartoffelfeld lief, Fand noch letzte Mohnblumen rote und Kornblumen blau, Und Dein goldgelb Haargelock stand vor ihnen zur Schau, Wie von…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Der Mond im Nußbaum
Im Nußbaum blieb der Mond im Astwerk hangen, Liegt wie ein weißes Tier im Astkäfig gefangen Und preßt sein silbernes Fell an die Käfigstangen. Der Mond hat Dir über Brücke und Fluß hell folgen müssen, Ging aus der Stadt…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Mondschein liegt tief in das Haus herein
Mondschein liegt tief in das Haus herein Wie Milch, die über die Dielen lief. Vor der offenen Tür sitzt Garten und Hain Voll Schattenköpfe, die keiner rief. Und Wolken kleben am Mond totstill, Sie bleiben über den Wegen…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Zwei Reiter am Meer
Einige Gäste erhoben sich und verabschiedeten sich von der in Trauer gekleideten Hausfrau und vom Hausherrn, der die Abschiednehmenden durch die Diele zum Vorzimmer begleitete. Ein Herr und ich waren allein die Letzten in dem großen Bibliothekzimmer, wo wir…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Die Mondscheinrune
Die Nacht öffnet ihr Tor, Du kannst in den Himmel gehen, Wo Wege voll silberner Leuchter stehen; So weit die Augen sich dehnen Kannst Du Dich nach Ewigkeit sehnen, – Kommt der Spaziergang Dir nicht doch Noch viel zu…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Wie Tote liegen aufgebahrt im Tag die Tage
Wenn mal der Spiegel, der Dich täglich zeigt, Von früh bis abend in die Leere schweigt, Und alle Fenster ohne Dich ans Licht hintreten, Und Deine Schritte mir im Ohr verwehten, Und keine Tür den Händedruck von Dir…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Tauben und Sonne
Über den Dorfdächern lebt nur der Rauch gekräuselt, Und ein Windzug in einer herbstlichen Baumkrone säuselt, Wenn eine Taubenschar mit rauschendem Flug An die blendende Nachmittagluft anschlug. In der Tauben Reich, über die braunen Dachziegel, Ist die Sonne gesetzt…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Spuren des Mondes
Wir gehen den Spuren des Mondes nach, Unsere Schatten zeichnen sich nur schwach, Sind wie dunkle Geister, die uns begleiten, Die auf den Fersen uns folgen zu allen Zeiten. Ein Baum steht am Weg mit dunklem Dach, An dem…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Feuerzeichen im Abend
Der Abend schaut über die Fensterkanten Durch herbstliche Laubberge, die braungebrannten. Ich sehe Wolken ihre Lichtersprache schreiben Über den Bergen, die ewig unbeweglich bleiben. Und Wolken fleischfarbig, wie Menschen nackt, Hat eine Sehnsucht und eine Scham angepackt, Die wollen…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Zwei lila Primeln
Zwei lila Primeln stehn auf der Fensterbank Und blühen, als haben zwei Menschen verliebt denselben Gedank‘. Vor den Wolken draußen, die hochgeschwungen, Stehen die Blumenbündel dunkel gedrungen, Als wachsen zwei Schatten wild aus zwei Töpfen, Als platzt hier die…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Kommst wie stolze Mittagswärme
Unten bei dem Zaun, wo die letzten Äpfel noch am Zwergbaum sitzen, Seh ich Deinen blonden Kopf zwischen Feld und Garten blitzen. Steigst den Berg herauf, leuchtest auf wie die Sonnenblume warm und sorglos, Als ist diese ganze Erde,…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Deine Hände
Ich fühle Deine Hände im Haus, Sie gehen wie Blut durch alle Wände Und teilen ihre Wärme aus. Sie bereiten mitten im Alltagslärme Mir täglich einen Hochzeitsschmaus, Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme. Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandeln Und…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Morgenröte
Geliebte, Auf kupfernen Wegstreifen Kam heute der Morgen gezogen. Du sahst seine Pferde ausgreifen, Die rot der Sonne vorflogen Mit scharlachnen Mähnen und Schweifen. Sie setzten in Brand die Brücke, Haben Feuer auf Berge geschrieben. Flußwellen wie Fackeln hintrieben…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Auf grünem Rasen
Frühsonne geht im Blauen, wie eine goldne Fee, Will über die Schultern der Bäume schauen. Die Schmetterlinge jagen sich über Baum und Klee, Und Wolken lassen sich tragen Hin über die blauen Gassen, Wie Damen in seidenen Wagen. Du und…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Rote Rosen
Du hast Deine Hand noch nicht auf die Türklinke gelegt, Als Dir durchs Türbrett der Rosen Brand schon entgegenschlägt. Die Rosen sind Deinem Herzen näher als manches Wort, Sie geben ihr Glück in die Luft und halten doch vornehm…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Sieben Gespenster und die Zeit
Es gehen die Uhren ihren Weg ohne Spuren. Da hocken sie oben in ihren Türmen bei Sonne und Stürmen Und kauen immer die Stundenbrocken, Und haben immer bis Mitternacht Und nicht weiter den Weg gemacht. Sie haben die Zeit dort…
by Max Dauthendey • • Kommentare deaktiviert für Die Stunde stirbt wie in dem Wind die Frucht
Es rollen die Äpfel Dir vor die Füße am Weg, Augustwind bläst mit vollen, warmen Backen, Die Ähren stehen struppig, gelb und träg, Und Wolken wandern, wie Berge mit gläsernen Zacken. Mein Haus liegt dort unter den gläsernen Bergen…